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  • tocInhaltsverzeichnis
    Änderung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . . 20033 A Begrüßung des Vizepräsidenten des spani- schen Abgeordnetenhauses, Herrn Lopez, und seiner Delegation . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20038 C Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2002 (Haushaltsgesetz 2002) (Drucksachen 14/6800, 14/7537) . . . . 20033 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unter- richtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2001 bis 2005 (Drucksachen 14/6801, 14/7324, 14/7538) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20033 B 16. Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 14/7304, 14/7321) . . . . . . . 20033 B Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 20033 D Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 20038 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . . 20048 B Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20053 A Hans-Peter Repnik CDU/CSU . . . . . . . . . 20055 D Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . . 20057 B Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20057 D Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20060 A Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20064 C Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20073 D Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . . . . 20076 D Dr. Gregor Gysi PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20078 C Klaus Hagemann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20080 D Dr. Gregor Gysi PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 20081 D Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 20083 D Lothar Mark SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20085 D Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 20087 D Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 20088 D Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20089 C 17. Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 14/7305, 14/7321) . . . . . . . 20092 A Steffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 20092 A Uta Titze-Stecher SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20094 A Dr. Norbert Lammert CDU/CSU . . . . . . . . . . 20098 B Uta Titze-Stecher SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20099 B Dr. Werner Hoyer FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20099 C Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20102 D Wolfgang Gehrcke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 20104 D Volkmar Schultz (Köln) SPD . . . . . . . . . . . . . 20106 D Dr. Andreas Schockenhoff CDU/CSU . . . . . . 20108 A Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 20110 A Volker Rühe CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 20113 C Plenarprotokoll 14/204 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 204. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001 I n h a l t : Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20116 D Volker Rühe CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 20117 B Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . . . . . . . 20118 A Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 20119 A Dr. Elke Leonhard SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 20120 C Steffen Kampeter CDU/CSU (zur GO) . . . . . 20121 C 18. Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 14/7313, 14/7321) . . . . . . . 20121 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 20122 A Volker Kröning SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20124 D Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . . . . 20127 A Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20128 C Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20131 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20131 D Dr. Uwe-Jens Rössel PDS . . . . . . . . . . . . . . . 20132 A Paul Breuer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 20133 B Volker Kröning SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 20134 D Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg 20137 A Helmut Rauber CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 20142 B Hildebrecht Braun (Augsburg) FDP . . . . . . . . 20142 C Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20143 D Heidi Lippmann PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20144 D Manfred Opel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20145 D Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20147 B Namentliche Abstimmungen . . . . . . . . . . . 20149 A, B Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20149 D, 20152 C 19. Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 14/7317, 14/7321) . . . . . . . 20154 B Michael von Schmude CDU/CSU . . . . . . . . . 20154 D Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20156 C Joachim Günther (Plauen) FDP . . . . . . . . . . . 20159 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20160 C Carsten Hübner PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20162 C Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20163 D Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU . . . . . . . . . 20166 C 28. Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 14/7315, 14/7321) . . . . . . . 20168 B Jochen Borchert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 20168 C Waltraud Lehn SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20170 C Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20173 A Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20175 C Eva Bulling-Schröter PDS . . . . . . . . . . . . 20176 C Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . 20177 C Eva Bulling-Schröter PDS . . . . . . . . . . . . . . . 20178 D Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 20180 A Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20182 C Ulrike Mehl SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20185 A Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20187 B Christoph Matschie SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 20189 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20192 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 20193 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 204. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 204. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 204. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001 Vizepräsidentin Anke Fuchs 20192 (C) (D) (A) (B) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 204. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001 20193 (C) (D) (A) (B) Altmann (Aurich), BÜNDNIS 90/ 28.11.2001 Gila DIE GRÜNEN Beck (Bremen), BÜNDNIS 90/ 28.11.2001 Marieluise DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 28.11.2001 Buntenbach, Annelie BÜNDNIS 90/ 28.11.2001 DIE GRÜNEN Follak, Iris SPD 28.11.2001 Frick, Gisela FDP 28.11.2001 Friedrich (Altenburg), SPD 28.11.2001 Peter Girisch, Georg CDU/CSU 28.11.2001 Hauer, Nina SPD 28.11.2001 Heiderich, Helmut CDU/CSU 28.11.2001 Hornung, Siegfried CDU/CSU 28.11.2001 Jünger, Sabine PDS 28.11.2001 Kraus, Rudolf CDU/CSU 28.11.2001 Dr. Küster, Uwe SPD 28.11.2001 Lippmann, Heidi PDS 28.11.2001 Müller (Berlin), PDS 28.11.2001* Manfred Nahles, Andrea SPD 28.11.2001 Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 28.11.2001 Rübenkönig, Gerhard SPD 28.11.2001 Schenk, Christina PDS 28.11.2001 Scherhag, Karl-Heinz CDU/CSU 28.11.2001 Schlee, Dietmar CDU/CSU 28.11.2001 Schultz (Everswinkel), SPD 28.11.2001 Reinhard Dr. Freiherr von CDU/CSU 28.11.2001 Stetten, Wolfgang Dr. Süssmuth, Rita CDU/CSU 28.11.2001 Dr. Thomae, Dieter FDP 28.11.2001 Wiesehügel, Klaus SPD 28.11.2001 Wolf (Frankfurt), BÜNDNIS 90/ 28.11.2001 Margareta DIE GRÜNEN Dr. Zöpel, Christoph SPD 28.11.2001 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Guten Morgen, liebe
Kolleginnen und Kollegen! Die Sitzung ist eröffnet.

Interfraktionell ist vereinbart worden, die Beratung des
Einzelplans 16, Bundesministerium für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit, von Donnerstag auf heute
als letzten Tagesordnungspunkt vorzuziehen.

Des Weiteren wurde vereinbart, die Beratung des Ent-
wurfs eines Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes, die für
Donnerstag vorgesehen war, abzusetzen. Sind Sie damit
einverstanden? – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist
es so beschlossen.

Wir setzen die Haushaltsberatungen – Punkt I – fort:
a) Zweite Beratung des von der Bundesregierung

eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2002

(Haushaltsgesetz 2002)

– Drucksachen 14/6800, 14/7537 –

(Erste Beratung 190. Sitzung)


b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss) zu
der Unterrichtung durch die Bundesregierung
Finanzplan des Bundes 2001 bis 2005
– Drucksachen 14/6801, 14/7324, 14/7538 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Dietrich Austermann
Hans Georg Wagner
Oswald Metzger
Jürgen Koppelin
Dr. Christa Luft

Ich rufe dazu Punkt I. 16 auf:
Einzelplan 04
Bundeskanzler und Bundeskanzleramt
– Drucksachen 14/7304, 14/7321 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Klaus Hagemann
Manfred Hampel

Lothar Mark
Dr. Elke Leonhard
Dankward Buwitt
Steffen Kampeter
Antje Hermenau
Oswald Metzger
Dr. Günter Rexrodt
Jürgen Koppelin
Dr. Uwe-Jens Rössel

Über Einzelplan 04 werden wir später namentlich ab-
stimmen. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind
für die Aussprache vier Stunden vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen
Michael Glos, CDU/CSU-Fraktion, das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Michael Glos


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine
    sehr verehrten Damen und Herren! Jeder, der die Grund-
    satzlosigkeit und vor allen Dingen die Machtverliebtheit
    der grün lackierten angeblichen Antiatomkraft- und Frie-
    densfreunde kennt,


    (Unruhe)

    der konnte sich über den Ausgang der Vertrauensab-
    stimmung in der letzten Sitzungswoche überhaupt nicht
    wundern.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich zitiere Martin Lambeck, der in der „Bild“-Zeitung

    am 16. November dieses Jahres geschrieben hat:
    Dies ist die letzte Szene einer Politehe. Es ist längst
    eine quälende Beziehung mit kleinlichem Gezänk.
    Wenn es Schröder ernst meint mit seiner uneinge-
    schränkten Solidarität mit den USA, dann braucht er
    eine neue, handlungsfähige Koalition mit starker
    Mehrheit. Nicht in seinem, sondern im deutschen In-
    teresse.

    Ich füge hinzu: Wir brauchen keine andere Koalition,
    sondern wir brauchen eine andere Parlamentsmehrheit.
    Dafür werden wir kämpfen und antreten.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    20033


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    204. Sitzung

    Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001

    Beginn: 9.00 Uhr

    Das deutsche Interesse wird dadurch ausgewiesen, dass
    unser Land eine bessere und handlungsfähigere Regie-
    rung bekommen muss.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Herr Bundeskanzler, es trifft sich gut, dass Sie mir ant-
    worten wollen. Haben Sie sich schon einmal Gedanken
    darüber gemacht, warum Präsident Bush und Vizepräsi-
    dent Cheney immer einen großen Bogen um Deutschland
    machen?


    (Lachen bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Haben Sie das Vertrauen der Grünen etwa dadurch ge-
    wonnen, dass Sie gleichzeitig Misstrauen bei der ameri-
    kanischen Administration auslösen?

    Sie haben sich vor der Vertrauensfrage mit Helmut
    Schmidt beraten. Ich glaube, er ist ein kluger Ratgeber.
    Hat er Ihnen gesagt, wie lange er damals nach der erpress-
    ten Zustimmung noch regiert hat? Solche Zustimmungen
    sind nämlich immer erpresste Zustimmungen.


    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

    Hat er Ihnen vor allen Dingen auch gesagt, was er an-

    schließend dem „Hamburger Abendblatt“ gesagt hat? Er
    sagte:

    Für mich sind die Grünen nie sonderlich tragfähig
    gewesen.

    (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: Das ist nichts Neues!)

    So sehe ich sie heute noch.

    – Wo Helmut Schmidt Recht hat, hat er Recht.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Herr Bundeskanzler, wir konnten Sie beobachten, als
    die Gratulanten pflichtgemäß aufmarschiert sind. Sie ha-
    ben zu Recht sehr süß-sauer geschaut. Sie hätten es lieber
    gehabt, dass das Ganze anders ausgegangen wäre. Denn
    dann könnten Sie in diesem Land Reformen machen. Mit
    den Grünen wird es eine Agonie der Regierung bis in den
    September hin werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Bei den Grünen haben Sie es ja nicht nur mit dem pflege-
    leichten Joseph Fischer – dann wäre es leichter –, sondern
    auch mit Frau Buntenbach, Frau Vollmer, Herrn Ströbele
    und wie sie alle heißen, zu tun.

    England, Frankreich, Italien, Polen und Tschechien
    helfen den Amerikanern auch mit Soldaten. Rot-Grün
    hilft mit Selbstzweifeln, wohlfeilen Ratschlägen und ei-
    nem neuen Katalog von Tabus, was Deutschland als
    Bündnispartner angeblich nie tun wird.

    Darüber diskutieren auch die Medien in diesen Tagen.
    Das ist eine sehr ernste Sache. Eine Zeitung schreibt: „In
    Somalia wartet man auf deutsche Truppen.“ Auch woan-
    ders wird jetzt diskutiert. Die Äußerungen aus dem Irak,
    dass man amerikanische oder UN-Kontrolleure ablehnt,
    deuten auf eine Verschärfung des Konfliktes hin. Jetzt ist

    die Frage: Sind Sie eigentlich mit dieser Parlamentsmehr-
    heit noch in der Lage, Ihr gegebenes Wort von der
    uneingeschränkten Solidarität mit den USA einzulösen?
    Diese Frage ist auch nach der Vertrauensabstimmung un-
    gelöst und ungeklärt.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Eine andere Frage ist: Sind unsere Streitkräfte, die fi-
    nanziell am Krückstock gehen, überhaupt in der Lage, die
    Solidarität einzulösen? Müssen wir nicht – auch diese
    Frage wird diskutiert – in Zukunft besonders viel Geld für
    die Ehre bezahlen, dass unser Außenminister, der bei
    der Stange gehalten werden muss, jetzt Gastgeber der
    Friedenskonferenz für Afghanistan ist?


    (Gernot Erler [SPD]: Was haben Sie denn daran auszusetzen? – Weitere Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN!)


    –Wir diskutieren heute über den Haushalt. Ich kann diese
    Unruhe nicht verstehen.

    Hier stellt sich vor allen Dingen die Frage: Ist dafür im
    Haushalt ausreichend Vorsorge getragen?


    (Hans Georg Wagner [SPD]: Natürlich!)

    Der Haushalt der Entwicklungsministerin ist unter Ihrer
    Regierungszeit immer ein Steinbruch gewesen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Gernot Erler [SPD]: Das hat doch gar nichts miteinander zu tun! Das ist doch Unsinn!)


    Es kommt noch hinzu: Neben der Vorsorge, die für
    viele wichtige Dinge fehlt, muten Sie – wir werden dage-
    gen stimmen – Ihrer rot-grünen Mehrheit zu, einen Haus-
    halt zu verabschieden, der falsch angelegt ist und dessen
    Grundlagen nicht stimmen. Herr Eichel, Sie kalkulieren
    mit einem Wachstum von 1,25 Prozent. Die optimis-
    tischsten seriösen Prognosen, die es gibt, liegen bei
    0,7 Prozent Wachstum. Das geht natürlich leicht, wenn
    der Wirtschaftsminister ausfällt, der früher für die Kon-
    junkturzahlen verantwortlich war. Wenn man diesen Be-
    reich ins Finanzministerium verlegt, dann bekommt man
    für die Haushaltsaufstellung genau die Schätzungen, die
    man will, die aber mit Wirklichkeit und Seriosität nichts
    zu tun haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Die „Süddeutsche Zeitung“ schreibt in ihrer Samstags-
    ausgabe vom 24. November 2001 unter der Überschrift
    „Der hilflose Kanzler“ – ich zitiere –:

    Wie lange noch soll das so gehen? Wie lange noch
    will die Regierung tatenlos zusehen, wie Deutsch-
    land die Kräfte schwinden? Was wiegt ein bisschen
    mehr außenpolitisches Gewicht gegen den fort-
    schreitenden Verlust von wirtschaftlicher Kraft und
    Selbstbewusstsein?
    Erstmals seit Jahren wächst die deutsche Volkswirt-
    schaft nicht mehr. Sie befindet sich auch nicht in ei-
    ner Wachstumspause, wie uns die Regierung weis-
    machen will, sondern ist klar auf Schrumpfkurs.




    Michael Glos
    20034


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    Es heißt weiter:
    Überall im Land werden die Budgets zusammen-
    gestrichen, werden Mitarbeiter entlassen. In der für
    Deutschland so wichtigen Exportwirtschaft kommt
    Panik auf, am Bau herrscht Endzeitstimmung:
    Szenen aus Deutschland vor einem harten Winter.
    Bald mehr als vier Millionen Arbeitslose – die Re-
    gierung aber betreibt Nabelschau.

    Das sind Ihre Arbeitslosen, Herr Bundeskanzler.

    (Zurufe von der SPD)


    Es ist schon erschreckend, wenn sich die regierungs-
    freundliche „Süddeutsche Zeitung“ veranlasst sieht, Ihr
    Nichtstun in dieser Art und Weise anzuprangern.

    Auch war es sehr peinlich, Herr Bundeskanzler, was
    Sie auf dem Nürnberger SPD-Parteitag zum Thema Wirt-
    schaft und Arbeitsmarkt gesagt haben.


    (Gernot Erler [SPD]: Sie waren doch gar nicht dabei!)


    Sie haben gesagt: Wir stehen am Anfang des Reformpro-
    zesses; die nötigen Reformen auf dem Arbeitsmarkt wer-
    den kommen. – Wann werden sie kommen? Am Sankt-
    Nimmerleins-Tag? Warum haben Sie denn alle Reformen,
    die wir mit Mühe durchgesetzt haben – das war nicht
    leicht –, sofort wieder rückgängig gemacht?


    (Lachen bei der SPD)

    Warum haben Sie die befristeten Arbeitsverhältnisse ein-
    geschränkt? Warum haben Sie einen pauschalen An-
    spruch auf Teilzeitarbeit eingeführt?


    (Hans Georg Wagner [SPD]: Fragen Sie mal die Wählerinnen und Wähler!)


    – Es geht um Arbeitsplätze, nicht um Sprüche. – Die In-
    dustrie- und Handelskammern schätzen, dass allein diese
    Tatsache den Verlust von 250 000 Arbeitsplätzen in
    Deutschland bedeutet.

    Warum tragen Sie so viel Unruhe in den Mittelstand?
    Der Mittelstand war zu allen Zeiten der Motor des Wachs-
    tums. Warum entmutigen Sie? Warum ermutigen Sie
    nicht? Vor allen Dingen: Warum machen Sie solche Dinge
    wie ein Betriebsverfassungsgesetz, das nur unnötige Kos-
    ten verursacht?


    (Lachen bei der SPD)

    Sie machen es den Unternehmen, insbesondere den klei-
    nen Unternehmen, sehr viel schwerer, auf die Arbeits-
    marktlage flexibel zu reagieren und Entscheidungen rasch
    zu treffen.

    Das sind die Probleme, die unser ganzes Land belasten.
    Dass diese Probleme die Genossen auf dem SPD-Partei-
    tag noch nicht belastet haben, wundert mich überhaupt
    nicht.


    (Dr. Peter Struck [SPD]: Nur kein Neid! – Gernot Erler [SPD]: Da war eine sehr gute Stimmung! – Hans Georg Wagner [SPD]: Die Stimmung in Nürnberg war bombig!)


    Aber die Probleme unseres Landes sind wichtiger als die
    Probleme Ihrer Partei, Herr Bundeskanzler!


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Es wäre dringend notwendig, dass Deutschland wieder

    auf Wachstumskurs kommt. Im zweiten und dritten Quar-
    tal dieses Jahres ist die Wirtschaftsleistung Deutschlands
    zurückgegangen, also zweimal in Folge; das bedeutet Re-
    zession. Eine Besserung ist nicht in Sicht. Der Ifo-Ge-
    schäftsklimaindex ist auf dem tiefsten Stand seit acht Jah-
    ren. Herr Bundeskanzler, Sie haben in Nürnberg wieder
    den Versuch gemacht, für die deutsche Wirtschaftsmisere
    die amerikanische Konjunkturschwäche und die Terror-
    anschläge verantwortlich zu machen. Das ist eine faden-
    scheinige Behauptung. Ich möchte sie gerne widerlegen,
    falls sie überhaupt noch jemand geglaubt hat, außer Ihren
    Parteifreunden, die Sie in den Fällen, in denen Sie sie be-
    sonders gut an der Nase herumführen wollen – das habe
    ich im Fernsehen gesehen –, mit „Liebe Genossinnen und
    Genossen!“ anreden.


    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

    Deutschland ist beim Wachstum das Schlusslicht in der

    Europäischen Union. Die EU-Kommission rechnet mit ei-
    nem durchschnittlichen Wachstum in der Europäischen
    Union von 1,7 Prozent in diesem und von 1,4 Prozent im
    nächsten Jahr. Deutschland wird, wenn es gut geht, höchs-
    tens die Hälfte erreichen. Macht es Ihnen Spaß, die rote
    Laterne zu tragen? Bei der nächsten EU-Konferenz, die
    Sie besuchen, müssen Sie die rote Laterne mitbringen und
    damit zeigen, dass Deutschland Schlusslicht ist. Der Mo-
    tor des Wachstums ist zum Rücklicht geworden.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Die Deutschen mögen keine Verlierertypen. Sie wollen
    – in dieser Beziehung sind unsere Landsleute etwas chau-
    vinistisch – Siegertypen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Die Deutschen möchten, dass Deutschland in der Cham-
    pions League spielt. Warum herrschte denn ein solcher
    Freudentaumel in unserem Land, als die Qualifikation zur
    Fußballweltmeisterschaft endlich erreicht worden war?
    Warum ist Schumi so beliebt, Herr Bundeskanzler? Er ist
    so beliebt, nicht weil er hinterherfährt, sondern weil er
    vorausfährt, weil er der Schnellste und der Dynamischste
    ist.


    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Herr Bundeskanzler, Sie sind ja immer, wenn wichtige
    Spiele sind – Sie machen das insbesondere wegen der
    Fernsehkameras –, in den Stadien. Dann wissen Sie si-
    cherlich auch, dass spätestens dann, wenn man das Tabel-
    lenende erreicht hat, der Trainer ausgewechselt wird. Das
    werden die Wähler im September des nächsten Jahres tun.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir Deutschen sind zu Recht stolz auf das Wirt-

    schaftswunder nach dem Krieg, auf die soziale Markt-
    wirtschaft und auf die starke Wirkung, die die soziale




    Michael Glos

    20035


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    (A)



    (B)


    Marktwirtschaft entfaltet hat. Wir sind stolz auf unsere
    stabile Währung.Wir wollen, dass der Euro genauso sta-
    bil wird wie die D-Mark. Die Grundlagen, die Theo
    Waigel, Helmut Kohl und alle anderen, die dafür verant-
    wortlich waren, gelegt haben, sprechen für eine außeror-
    dentlich stabile Währung. Aber wir wissen auch, dass für
    einen Waigel-Euro 1,18 US-Dollar an den Devisen-
    märkten gezahlt werden mussten, während gestern ein
    Schröder-Euro für 88 Cent zu haben war. Die Stabilität
    und der Wert einer Währung müssen immer gepflegt
    werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Jetzt wird das Märchen erzählt – wir werden es an-

    schließend wieder hören –, das alles liege am Export.
    Auch hier möchte ich noch ein paar Zahlen anführen, ob-
    wohl ich weiß, dass Zahlen immer etwas Trockenes sind.

    Die Exporte vom Januar bis August 2001 waren präzise
    um 5,8 Prozent höher als die vom Januar bis August 2000.
    Das sind die Fakten, die Tatsachen. Deswegen kann man
    sagen: Die Rezession in Deutschland ist hausgemacht.
    Vieles in der deutschen Binnenkonjunktur liegt im Argen.
    Warum ist das Wachstum in Frankreich dreimal so hoch
    wie das Wachstum in Deutschland?

    Seit Jahresbeginn steigt die saisonbereinigte Zahl der
    Arbeitslosen in Deutschland an. Im Oktober 2001 waren
    114 000 Menschen mehr ohne Arbeit als im Oktober
    2000. Insgesamt werden im Durchschnitt des Jahres 2001
    immerhin 5,4 Millionen Menschen in Deutschland ohne
    Arbeit sein. Davon sind 3,7 Millionen offiziell als Ar-
    beitslose registriert; 1,7 Millionen sind in arbeitsmarktpo-
    litischen Maßnahmen. Das alles sind Menschen ohne re-
    guläre Arbeitsverhältnisse.


    (Gernot Erler [SPD]: Sie sollten bei diesem Elend auswandern!)


    Die Menschen in Deutschland – Herr Kollege Zwi-
    schenrufer, das sollte gerade die sozialdemokratische Par-
    tei sorgen – haben wieder Angst um ihre Arbeitsplätze.
    Nicht nur die Menschen, die gering qualifiziert und
    schlecht ausgebildet sind, haben Angst um die Arbeits-
    plätze, sondern heute fürchten auch gut ausgebildete Ab-
    solventen sowohl von Lehrverhältnissen als auch von
    Hochschulen die Arbeitslosigkeit und finden keine Stellen
    mehr. Das sollten wir viel ernster nehmen; vor allen Din-
    gen sollten Sie es ernst nehmen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir erleben derzeit beispiellose Entlassungswellen,

    die Beschäftigte in großen Unternehmen ebenso wie in
    kleinen Betrieben treffen – bei den kleinen Betrieben wird
    vieles noch zeitverzögertwirksamwerden –: Siemens baut
    17 000 Stellen ab, die Deutsche Bank 10000. Der ZDH
    meldet, dass im Laufe des Jahres 2001 rund 200 000 Ar-
    beitsverhältnisse im Handwerk verloren gehen. Bei dieser
    Lage ist nicht auszuschließen, dass das Weihnachtsge-
    schäft für den Einzelhandel ganz trübe wird, mit allen
    schlimmen Folgen, die das letztlich hat.

    Ich habe vorhin schon einmal zitiert, was Marc Beise
    in der „Süddeutschen Zeitung“ geschrieben hat. Der ge-

    samte Artikel ist vorlesenswert. Ich möchte nur noch drei
    Sätze aus ihm zitieren:

    Schröders einziger Beitrag zur Krisenbewältigung ist
    die Wortschöpfung von der „ruhigen Hand“, die als
    Alibi dient für völlige Bewegungslosigkeit. ... Der
    Kanzler will nicht nur nichts tun, er weiß auch nichts
    zu tun. Er ist schlicht hilflos.
    Die Regierung Schröder hat in der Wirtschaftspolitik
    von Anfang an viele Irrtümer begangen, vor allen
    Dingen aber einen Kardinalfehler: Sie hat in guten
    Zeiten nicht vorgesorgt.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD)


    Daran sind Sie, Herr Bundeskanzler, nicht allein schuld.
    Sie haben zweimal bei der Auswahl Ihres Finanzministers
    Pech gehabt. Bei dem ersten Finanzminister – wenn Sie
    sich noch erinnern: es war Ihr Parteivorsitzender, Herr
    Lafontaine – hat man sich unter „Rotlicht“ noch etwas
    Lustiges vorgestellt, nicht die rote Laterne beim Wirt-
    schaftswachstum.


    (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)

    Der zweite Finanzminister, der blanke Hans, hat den
    großen Sparminister gespielt. Dieses Märchen verfängt
    noch bis heute. Er ist letztlich kläglich gescheitert. Er
    wollte als Sparminister Geschichte schreiben und hat ver-
    gessen, dass man öffentliche Haushalte nur konsolidie-
    ren kann, wenn man auch für Wachstum sorgt.


    (Hans Georg Wagner [SPD]: Das haben Sie doch vorgemacht!)


    Bei Ihnen, Herr Eichel, kommt einem nur noch das
    Märchen von Hans Guckindieluft in den Sinn. In diesem
    Märchen heißt es – ich zitiere immer ganz genau –:

    Seht! Nun steht er triefend nass!
    Ei! das ist ein schlechter Spaß!

    (Susanne Kastner [SPD]: Sie sind auch ein schlechter Spaß, Herr Glos!)

    Wasser läuft dem armen Wicht
    Aus den Haaren ins Gesicht,
    Aus den Kleidern, von den Armen;
    Und es friert ihn zum Erbarmen.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU so wie bei Abgeordneten der FDP)

    Das Schlimme ist, Herr Eichel: Deutschland friert mit Ih-
    nen. Wir werden zum Ende Ihrer Amtszeit, der Amtszeit
    eines selbst ernannten Sparministers, 100 Milliarden DM
    mehr Schulden haben als vorher, und das trotz der Tatsa-
    che, dass Sie Windfall Profits in Höhe von 100 Milli-
    arden DM durch die Versteigerung der UMTS-Lizenzen
    hatten.

    Herr Bundeskanzler, noch viel schlimmer ist, wie in
    unserem Land die Kleinaktionäre von der roten Abzocke
    betroffen worden sind.


    (Lachen bei der SPD – Dr. Peter Struck [SPD]: Das ist ja ein Stuss, den Sie erzählen! – Gernot Erler [SPD]: Sie gucken zu viele Horrorfilme, Herr Kollege!)





    Michael Glos
    20036


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    – Ihnen wird das Lachen noch vergehen, Herr Struck.
    Nehmen Sie doch die Tatsachen zur Kenntnis: Erstens

    haben die Telekommunikationshersteller einen massiven
    Einbruch erlitten. Der gesamte Markt ist belastet; sie kön-
    nen nicht investieren. In der völlig überteuerten Lizenz-
    vergabe liegt der eigentliche Grund für die derzeitige
    Baisse in der IT-Branche ganz besonders in Deutschland.

    Zweitens gehen den Ländern und den Kommunen
    Steuereinnahmen in Milliardenhöhe verloren, weil die Li-
    zenzkosten die Gewinne der betroffenen Unternehmen re-
    duzieren und die Unternehmungen in die Verlustzone ge-
    raten. Über Steuerverbünde wirkt sich das natürlich
    besonders negativ bei den Ländern und Kommunen aus,
    die aus dem Lizenzverkauf keine einzige Mark erhalten
    haben. Das ist für die gesamte derzeitige Wirtschaftslage
    und für die Investitionsfähigkeit verheerend. Schauen Sie
    sich doch einmal die Haushalte der Gemeinden an.

    Drittens – das verstehe ich unter Abzocke – sind die
    Börsenwerte der Unternehmen zum Nachteil der Klein-
    aktionäre gewaltig nach unten gezogen worden.


    (Gernot Erler [SPD]: Vom Bundeskanzler oder was?)


    In besonderer Weise wurden von Ihnen die Telekom-Ak-
    tionäre geprellt. Beim ersten Börsengang im November
    1998 kostete die Telekom-Aktie mit Privatanlegerrabatt
    14,32 Euro. Für den Bund handelten damals Helmut Kohl,
    Theo Waigel und Wolfgang Bötsch.


    (Dr. Peter Struck [SPD]: Wolfgang Bötsch? Wo ist der Kollege denn?)


    Dann begann die Abzocke, Herr Struck. Beim Verkauf
    der zweiten Tranche – Sie sollten zuhören – im Juni 1999,
    also bereits unter Ihrer Verantwortung und unter der Ver-
    antwortung von Herrn Eichel, mussten 39,5 Euro bezahlt
    werden.


    (Zurufe von der CDU/CSU: Hört! Hört!)

    Bei der dritten Tranche allerdings, im Juni 2000, haben

    Schröder und Eichel den Bürgern Aktien für 66,5 Euro
    aufgeschwatzt und verkaufen lassen. Das ist eine Abzocke
    im gewaltigen Umfang.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Jetzt kommt es: Nachdem viele Millionen Klein-
    anleger Milliarden dafür ausgegeben haben, hat man ge-
    sagt: Die machen wir jetzt vollkommen nass; wir verstei-
    gern anschließend die UMTS-Lizenzen. Dafür hat man
    100 Milliarden eingenommen. Daraufhin begann die Tal-
    fahrt dieser ganzen Branche und auch der Aktien.

    Am allerschlimmsten ist es, dass dadurch Kapital – vor
    allen Dingen Vertrauenskapital – verspielt worden ist.
    Auch das müsste Ihnen Sorge machen. Wenn wir heute
    unsere Altersversorgung ein Stück weit auf Aktien auf-
    bauen wollen, dann wird den Leuten immer in Erinnerung
    sein, was die öffentliche Hand in diesem Punkt mit ihnen
    getrieben hat.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Das geht alles auf einen Kapitalisten zurück, nämlich
    auf den Bankier Fürstenberg, der früher gesagt hat: Ak-
    tionäre sind dumm und frech; dumm, weil sie anderen
    Leuten ihr Geld geben, und frech, weil sie auch noch Di-
    videnden dafür wollen. – Herr Eichel, so kann man mit
    den Leuten nicht umgehen.

    Die so genannte größte Steuerreform aller Zeiten hat
    sich als Flop erwiesen. Sie ist nur für Konzerne und Steu-
    ergestalter in Kapitalgesellschaften gemacht, nicht aber
    für den Mittelstand und für die kleinen Leute.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Herr Wirtschaftsminister, es wäre auch Ihre Aufgabe ge-
    wesen – Sie sollen ja bereits ein Büro in einem großen
    Energiekonzern haben; das ist auch gut so, denn als Wirt-
    schaftsminister sind Sie nur schwer tragbar –,


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    bei der Steuerreform eine Wächterfunktion wahrzuneh-
    men. Sie haben weggeschaut.

    Sie haben jetzt einen Energiebericht vorgelegt, der
    sehr mutig ist; denn er ist vor allen Dingen realistisch.
    Demnach müssen wir in den nächsten 20 Jahren den ge-
    waltigen Betrag von 500 Milliarden mehr aufbringen,
    wenn wir alle Ziele gleichzeitig erreichen und dabei die
    Kernkraftwerke abschalten wollen. Ich glaube, dass das
    überhaupt nicht zu leisten ist. Auf diesen Bericht hin wur-
    den Sie vom stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-
    Fraktion, der ebenso wie Sie Müller heißt – er heißt
    Michael, Sie Werner –,


    (Gernot Erler [SPD]: Alles Müller oder was? – Heiterkeit bei der SPD)


    anschließend geziehen, einen Chaosbericht vorgelegt zu
    haben. Es hieß, Sie seien nicht mehr auf der Höhe der Zeit.
    Herr Bundeskanzler, dazu kann ich nur sagen: Schöner
    Zustand bei euch. Alles Müller oder was?


    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

    Der Ausstieg aus der Kernenergie ist ein klassischer

    Vertrag zulasten Dritter. Leidtragende sind die Wirtschaft,
    die Verbraucher, die Arbeitnehmer und auch der Klima-
    schutz.

    Über Herrn Minister Riester muss man vor allem sa-
    gen, dass er alle seine Wahlversprechen gebrochen hat.
    Zusammen mit Ulla Schmidt sorgt er dafür, dass bei uns
    die Sozialversicherungsbeiträge nicht sinken, sondern
    ansteigen, nicht wie versprochen 40 Prozent, sondern
    mindestens 41,2 Prozent werden es im nächsten Jahr sein.
    Außerdem sind die Leute mit der Ökosteuer gleichzeitig
    gewaltig abgezockt worden. Wir werden dann am Ende
    fünf Stufen Ökosteuer und höhere Sozialversicherungs-
    beiträge als vorher haben.

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, nirgends
    ist die Kostenbelastung der Arbeit so hoch wie in
    Deutschland. Das ist unser Problem. Deswegen ist bei uns
    der Arbeitsmarkt so besonders schwierig. Deswegen geht
    es so langsam bergauf, wenn es besser wird, und so rasch
    bergab, wenn es schlechter wird. Sie weigern sich einfach,
    diese Probleme zu lösen.




    Michael Glos

    20037


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    (A)



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    Sie haben in Ihrer Amtszeit sieben Minister ausge-
    tauscht.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Das ist das Rotationssystem!)


    Wenn man den virtuellen Minister Stollmann noch da-
    zurechnet, sind es acht. Wenn man den großmäuligen
    Steiner noch dazurechnet, der gemeint hat, mehr zu sein
    als ein Minister, sind es schon neun. Sie haben mit Ihren
    Neueinkäufen nicht immer Glück gehabt. Frau Künast,
    die letzte Neubesetzung, hat sich nicht nur für die Land-
    wirtschaft als Flop erwiesen.


    (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Bauernschreck!)


    Funke, von dem ich heute gelesen habe, dass er zumindest
    noch Weihnachtsgeld bekommt, war der letzte, der ge-
    wusst hat, dass ein Eisbein vom Schwein stammt und
    nicht das erfrorene Bein eines Polarforschers ist.


    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

    Wenn solche Minister handeln, dann ist es nicht ver-

    wunderlich, dass für die Verbraucher alles immer teurer
    wird und dass bei den Bauern immer weniger in die Ta-
    sche kommt. Auch bei den Bauern, die das Handtuch wer-
    fen müssen, geht es um Arbeitsplätze, Herr Bundeskanz-
    ler. Sie sind nach Ihrem Amtseid verpflichtet, auch für die
    zu sorgen, von denen Sie vermuten, dass sie in Ihrer
    Wählerschaft nicht so stark vertreten sind.

    Ich wollte jetzt eigentlich noch die Leistungen aller
    Minister aufzählen. Es lohnt sich nicht. Ich habe zum Teil
    sehr intensiv nachgedacht.


    (Dr. Peter Struck [SPD]: Das ist Ihnen doch wesensfremd! Sie können doch gar nicht nachdenken!)


    Zu Scharping wäre mir sehr viel eingefallen; aber die
    Pietät verbietet mir, darüber zu reden. Der Bundeskanzler
    hatte versprochen, sich beim SPD-Parteitag für ihn einzu-
    setzen. Jetzt weiß ich nicht, ob er wegen oder trotz dieses
    Einsatzes nicht einmal 60 Prozent bekommen hat.

    Das ist doch zum Teil eine Chaos-Combo, eine Mann-
    schaft, zu der man nur sagen kann: Wie der Herr, so‘s Ge-
    scherr.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Herr Bundeskanzler, wenn Sie nach dem alten Motto,

    das da lautet „Unter Blinden ist der Einäugige König“,
    brillieren wollen, dann kann ich nur sagen: Auch das eine
    Auge ist bereits schwer eingetrübt.


    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU – Susanne Kastner [SPD]: Eine Ansammlung von Zitaten ist Ihre Rede!)


    Leidtragende sind wir alle. Es ist schade, dass es nicht zu
    vorzeitigen Neuwahlen gekommen ist.

    Ob Ihre Partei, Herr Bundeskanzler, Sie für all das, was
    Sie versprochen haben und was Sie auf dem Parteitag
    parteiintern zurückgenommen haben – aus der Resolution
    ist die Zahl „unter 3,5 Millionen Arbeitslose“ plötzlich
    gestrichen worden –, beim Wort nimmt, weiß ich nicht.

    Aber ich verspreche Ihnen: Wir werden dafür sorgen, dass
    sich die Wählerinnen und Wähler in Deutschland an die
    gegebenen Versprechungen erinnern. Wir werden Sie
    – darauf können Sie sich verlassen – an all diesen Ver-
    sprechungen messen.

    Ich bedanke mich für die Geduld meiner Fraktion.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD)