Rede:
ID1420303400

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Metadaten
  • insert_drive_fileAus Protokoll: 14203

  • date_rangeDatum: 27. November 2001

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Nachruf auf das ehemalige Mitglied des Deut- schen Bundestages Bundesminister a. D. Dr. Gerhard Stoltenberg . . . . . . . . . . . . . . . . . 19917 A Tagesordnungspunkt I: a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2002 (Haushaltsgesetz 2002) (Drucksachen 14/6800, 14/7537) . . . . 19917 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unter- richtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2001 bis 2005 (Drucksachen 14/6801, 14/7324, 14/7538) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19917 C 1. Einzelplan 01 Bundespräsident undBundespräsidialamt (Drucksachen 14/7301, 14/7321) . . . . . . . 19917 D 2. Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksachen 14/7302, 14/7321) . . . . . . . 19917 D 3. Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksachen 14/7303, 14/7321) . . . . . . . 19918 A 4. Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen (Drucksachen 14/7308, 14/7321) . . . . . . . 19918 A in Verbindung mit 5. Einzelplan 32 Bundesschuld (Drucksache 14/7319) . . . . . . . . . . . . . . . 19918 B in Verbindung mit 6. Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung (Drucksache 14/7320) . . . . . . . . . . . . . . . 19918 B in Verbindung mit 7. Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksache 14/7321) . . . . . . . . . . . . . . . 19918 C Tagesordnungspunkt 8: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Bekämpfung von Steu- erverkürzungen bei der Umsatzsteuer und anderen Steuern (Steuerverkürzungs- bekämpfungsgesetz) (Drucksachen 14/6883, 14/7085, 14/7470, 14/7471, 14/7536) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19918 C in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 9: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung der Finanzhilfen des Bun- des und der Steuervergünstigungen gemäß § 12 des Gesetzes zur Förderung Plenarprotokoll 14/203 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 203. Sitzung Berlin, Dienstag, den 27. November 2001 I n h a l t : der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (StWG) vom 8. Juni 1967 für die Jahre 1999 bis 2002 (18. Subventions- bericht) (Drucksache 14/6748) . . . . . . . . . . . . . . . 19918 D in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 10: Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dietrich Austermann, Heinrich-Wilhelm Ronsöhr, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Nachtragshaushalt zur Korrektur der Entwicklung der Bundesfinanzen vorlegen (Drucksachen 14/5449, 14/6339) . . . . . . . 19919 A Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 19919 A Hans Georg Wagner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 19923 B Dr. Uwe-Jens Rössel PDS . . . . . . . . . . . . 19924 C Dr. Günter Rexrodt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 19928 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 19932 A Dr. Christa Luft PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19937 A Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 19939 A Peter Rauen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 19947 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 19951 C Peter Rauen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 19952 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19952 B Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19954 B Heidemarie Ehlert PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 19956 B Hans-Eberhard Urbaniak SPD . . . . . . . . . . . . 19957 B Hans Jochen Henke CDU/CSU . . . . . . . . . . . 19958 B Lydia Westrich SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19960 B Susanne Jaffke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 19961 C Jörg-Otto Spiller SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19963 B Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19964 C Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 19966 D Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19967 C 11. Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz (Drucksachen 14/7307, 14/7321) . . . . . . . 19970 B in Verbindung mit 12. Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksache 14/7321) . . . . . . . . . . . . . . . 19970 B Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 19970 C Carsten Schneider SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 19972 A Rainer Funke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19974 C Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19976 A Dr. Evelyn Kenzler PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 19978 A Dr. Herta Däubler-Gmelin, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19979 A Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 19979 D Norbert Geis CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 19982 B Carsten Schneider SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 19984 C 13. Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern (Drucksachen 14/7306, 14/7321) . . . . . . . 19984 D in Verbindung mit 14. Einzelplan 33 Versorgung (Drucksachen 14/6800, 14/7537) . . . . . . . 19984 D Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19985 A Gunter Weißgerber SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 19987 A Dr. Werner Hoyer FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19988 D Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 19991 D Ulla Jelpke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19994 D Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . 19996 C Erwin Marschewski (Recklinghausen) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19997 C Dieter Wiefelspütz SPD . . . . . . . . . . . . . . 19998 B Wolfgang Bosbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20001 B Helmut Wilhelm (Amberg) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20003 B Lothar Mark SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20004 A Erwin Marschewski (Recklinghausen) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20005 B Otto Schily SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20006 B Dieter Wiefelspütz SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 20008 A Sylvia Bonitz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 20009 B Hartmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 20012 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 27. November 2001II 15. Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senio- ren, Frauen und Jugend (Drucksachen 14/7316, 14/7321) . . . . . . . 20013 C Dr. Michael Luther CDU/CSU . . . . . . . . . . . 20013 D Antje-Marie Steen SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 20015 C Ina Lenke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20018 A Christian Simmert BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20019 D Monika Balt PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20021 A Maria Eichhorn CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 20022 B Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20023 D Dr. Maria Böhmer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20027 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20029 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20029 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 20031 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Rüdiger Veit, Konrad Gilges, Harald Friese, Klaus Barthel (Starnberg), Reinhold Hemker, Konrad Kunick, Götz-Peter Lohmann (Neubrandenburg), Dr. Christine Lucyga, Adolf Ostertag, Renate Rennebach, Gudrun Roos, René Röspel, Horst Schmidbauer (Nürnberg), Ottmar Schreiner, Sigrid Skarpelis-Sperk und Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (alle SPD) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem An- trag der Bundesregierung zum Einsatz be- waffneter deutscher Streitkräfte bei der Un- terstützung der gemeinsamen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Art. 51 der Satzung der Ver- einten Nationen und des Art. 5 des Nordat- lantikvertrags sowie der Resolution 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen verbunden mit dem Antrag des Bundeskanzlers gem. Art. 68 des Grundgesetzes (201. Sitzung, Tagesord- nungspunkt 3 und Zusatztagesordnungs- punkt 4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20031 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 27. November 2001 III Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 27. November 2001
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 27. November 2001 Dr. Maria Böhmer 20029 (C) (D) (A) (B) Berichtigung 201. Sitzung, Seite 19843 (B), 1. Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Für sehr bedeutsam hält die PDS-Fraktion in diesem Zusammenhang, dass im Rahmen der Beratungen über den Gesetzentwurf im federführenden Bundestagshaushaltsaus- schuss auch eine grundlegende Neuordnung der parlamentarischen Kontrolle auf dem Gebiet der Schuldenpolitik des Bundes einvernehmlich zwischen allen Fraktionen durchgesetzt werden könnte.“ Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 27. November 2001 20031 (C) (D) (A) (B) Altmann (Aurich), BÜNDNIS 90/ 27.11.2001 Gila DIE GRÜNEN Beck (Bremen), BÜNDNIS 90/ 27.11.2001 Marieluise DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 27.11.2001 Buntenbach, Annelie BÜNDNIS 90/ 27.11.2001 DIE GRÜNEN Follak, Iris SPD 27.11.2001 Friedrich (Altenburg), SPD 27.11.2001 Peter Dr. Grehn, Klaus PDS 27.11.2001 Großmann, Achim SPD 27.11.2001 Haack (Extertal), SPD 27.11.2001 Karl-Hermann Hauer, Nina SPD 27.11.2001 Heiderich, Helmut CDU/CSU 27.11.2001 Hornung, Siegfried CDU/CSU 27.11.2001 Hörster, Joachim CDU/CSU 27.11.2001 Jünger, Sabine PDS 27.11.2001 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 27.11.2001 Kramme, Anette SPD 27.11.2001 Kraus, Rudolf CDU/CSU 27.11.2001 Dr. Küster, Uwe SPD 27.11.2001 Lennartz, Klaus SPD 27.11.2001 Lippmann, Heidi PDS 27.11.2001 Lüth, Heidemarie PDS 27.11.2001 Maaß (Wilhelmsha- CDU/CSU 27.11.2001 ven), Erich Müller (Berlin), PDS 27.11.2001** Manfred Nahles, Andrea SPD 27.11.2001 Nolte, Claudia CDU/CSU 27.11.2001 Ostrowski, Christine PDS 27.11.2001 Reiche, Katherina CDU/CSU 27.11.2001 Ronsöhr, CDU/CSU 27.11.2001 Heinrich-Wilhelm Rossmanith, Kurt J. CDU/CSU 27.11.2001 Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 27.11.2001 Rübenkönig, Gerhard SPD 27.11.2001 Rühe, Volker CDU/CSU 27.11.2001 Schenk, Christina PDS 27.11.2001 Schlee, Dietmar CDU/CSU 27.11.2001 Schultz (Everswinkel), SPD 27.11.2001 Reinhard Dr. Freiherr von CDU/CSU 27.11.2001 Stetten, Wolfgang Dr. Süssmuth, Rita CDU/CSU 27.11.2001 Dr. Thomae, Dieter FDP 27.11.2001 Wiesehügel, Klaus SPD 27.11.2001 Wolf (Frankfurt), BÜNDNIS 90/ 27.11.2001 Margareta DIE GRÜNEN Dr. Zöpel, Christoph SPD 27.11.2001 ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Rüdiger Veit, Konrad Gilges, Harald Friese, Klaus Barthel (Starnberg), Reinhold Hemker, Konrad Kunick, Götz-Peter Lohmann (Neubrandenburg), Dr. Christine Lucyga, Adolf Ostertag, Renate Rennebach, Gudrun Roos, René Röspel, Horst Schmidbauer (Nürnberg), Ottmar Schreiner, Sigrid Skarpelis- Sperk und Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (alle SPD) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem Antrag der Bundesregierung zum Ein- satz bewaffneter deutscher Streitkräfte bei der Unterstützung der gemeinsamen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Art. 51 der Satzung derVereinten Nationen und des Art. 5 des Nordatlantikver- trags sowie der Resolution 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrates der Vereinten Natio- nen verbunden mit dem Antrag des Bundes- kanzlers gem. Art. 68 des Grundgesetzes (Tagesordnungspunkt 3 und Zusatzpunkt 4) entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Wir erklären, dass wir dem Antrag des Bundeskanzlers gem. Art. 68 GG, den er in Verbindung mit dem Antrag der Bundesregierung „Einsatz bewaffneter deutscher Streit- kräfte bei der Unterstützung der gemeinsamen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Art. 51 der Satzung der Vereinten Nationen und des Art. 5 des Nordatlantikvertrages sowie der Resolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen“ gestellt hat, zustimmen. Wir stim- men zu in Anbetracht der Konsequenzen einer Ablehnung für die politische, soziale und wirtschaftliche Entwick- lung, die weiter dazu führen könnten, dass die von uns un- eingeschränkt getragene sozialdemokratisch-bündnis- grüne Bundesregierung an ihr Ende kommen könnte. Eine andere Regierungskoalition würde die politische, soziale und wirtschaftliche Lage für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, für die gesellschaftlich Benachteiligten si- cher verschlechtern und sie zu den Leidtragenden einer nach rechts rückenden politischen Konstellation machen. Das können und wollen wir nicht verantworten! Uns ist der Konflikt zwischen der Regierungsfähigkeit der rot-grünen Koalition und unserer entschiedenen Ab- lehnung des Antrages auf „Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte ...“ aufgezwungen worden. Doch wird sich bei unserer Bejahung der Fortsetzung der sozialdemokra- tisch-bündnisgrünen Regierung nichts an unserem grund- sätzlichen Nein gegen den Einsatz der Bundeswehr außer- halb des NATO-Vertragsgebietes ändern. Erstens. Krieg ist nach unserer Überzeugung kein ge- eignetes Mittel im Kampf gegen den internationalen Ter- rorismus. Wir zweifeln im Bewusstsein der Folgen des Krieges, die für die Beteiligten und Unbeteiligten immer eine große Katastrophe bis zum Tode bedeuten, an dem Sinn der kriegerischen Maßnahmen. Zweitens. Aus prinzipiellen Gründen lehnt die Mehr- heit der Unterzeichner ab, dass die Bundeswehr außerhalb des NATO-Vertragsgebietes zu Kampfhandlungen bereit- gestellt und eingesetzt wird. Drittens. Wir weisen die Bevollmächtigung der Bun- desregierung (Exekutive) über eine Bereitstellung von Kampfverbänden durch den Deutschen Bundestag zu- rück. Damit wird die Verantwortung des Parlaments (Legislative) über den Einsatz von Soldaten auf die Bun- desregierung übertragen und damit seine verfassungs- rechtlich gesicherte Verantwortung für ein verfassungs- gemäßes Gebot abgetreten. Viertens.Wir stehen in der Tradition der SPD, die stolz darauf ist, dass in der fast 140-jährigen Geschichte „die SPD das deutsche Volk nie in einen Krieg geführt hat“. Wir unterstellen damit nicht, dass die Entscheidung für die Bereitstellung der 3 900 Soldaten an die Regie- rung das Ende dieser Tradition bedeutet. Wir sehen viel- mehr die große Gefahr der Eskalation in der genannten Region. Fünftens. Wir haben berücksichtigt, dass die Legitima- tion für die kriegerischen Handlungen auf Grundlage des Art. 51 der Satzung der Vereinten Nationen und des Art. 5 des Nordatlantikvertrages sowie der Resolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrates der Verein- ten Nationen gegeben ist, aber die Mehrheit der Unter- zeichner zweifelt wegen des Verstoßes gegen den völker- rechtlich anerkannten Grundsatz der Verhältnismäßigkeit der Mittel die völkerrechtliche Legitimität des Bombar- dements auf afghanischem Gebiet an. Wir fordern im Rahmen dieser Erklärung nochmals nachdrücklich die Bundesregierung auf, alle ihre Mög- lichkeiten wahrzunehmen, um das menschliche Elend, was durch das Talibanregime sowie durch andere auto- ritäre und menschenverachtende Systeme in dieser Re- gion entstanden ist, zu lindern. Aus unserer eigenen eu- ropäischen Tradition der Aufklärung haben wir erfahren, dass die Emanzipation der Völker sowie ihrer Bürgerinnen und Bürger einer demokratischen und ins- besondere einer sozialen Grundlage sowie der Herstel- lung von Menschenrechten und sozialen Rechten be- darf. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 27. November 200120032 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hans Jochen Henke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Kolleginnen und
    Kollegen! Herr Minister Eichel, Sie haben sich im We-
    sentlichen an der Rede orientiert, die Sie vor zweieinhalb
    Monaten, am 11. September, gehalten haben. Auch am
    11. September war Ihre Rede zum großen Teil rückwärts
    gewandt; sie hat sich mit der Vergangenheit beschäftigt.
    Wir wollen Sie nicht fragen, obwohl wir allen Anlass hät-
    ten, wie in der Zeit von 1990 bis 1998 die Situation in
    Hessen war.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Ich möchte an dieser Stelle nur darauf hinweisen, dass wir
    in genau diesem Zeitraum mit dem Institut der Europä-
    ischen Zentralbank und mit den Maastricht-Kriterien die
    entscheidenden Voraussetzungen und Grundlagen für
    eine zukunftsorientierte, stabile und konsolidierte Ent-
    wicklung geschaffen haben.

    Herr Minister Eichel, Sie sind im Grunde ein Mann, der
    auf seriöse Daten und belastbare Zahlen Wert legt und
    diese immer in den Vordergrund stellt. Ich möchte Sie
    gerne fragen: Stimmt es, dass Sie Ende des Jahres 1998
    20 Milliarden DM an Privatisierungserlösen in das
    Haushaltsjahr 1999 übernommen haben


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Aber nur widerwillig!)


    und deshalb die Zahlen, die Sie als Bilanz der Politik der
    alten Bundesregierung sowohl hinsichtlich der Verschul-
    dung als auch hinsichtlich der Liquidität angeführt haben,
    eigentlich unseriös sind? Diese Privatisierungserlöse
    spiegeln sich auch in diesem Haushalt wider.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP])


    Ich habe Sie bereits im Haushaltsausschuss danach ge-
    fragt und keine Antwort darauf erhalten. Ich frage Sie des-
    halb noch einmal, diesmal öffentlich, vor dem Plenum
    und den Zuhörerinnen und Zuhörern. Ich suche vergeb-
    lich nach Ihren Steuerentlastungen in der Saldierung. Wo
    finden sich denn diese 45 Milliarden DM bzw. 25 Milli-
    arden Euro? Ich finde sie nicht. Wir haben die Antwort
    aber vorhin vom Kollegen Peter Rauen bekommen: Die
    großen Unternehmen werden bei der Körperschaft-
    steuer um 40 Milliarden DM entlastet, während die klei-
    nen bluten; denn die Belastungen durch die Ökosteuerer-
    höhung und die Verbrauchsteuererhöhungen mit
    dynamisierter Tendenz trägt letztendlich der kleine Mann.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Alle Erfolgsparameter Ihrer Regierungszeit bzw., um

    in Fußballtermini zu sprechen, der Spielzeit von Rot-Grün
    stehen im Wesentlichen fest. Wachstum: Fehlanzeige, Ar-
    beitsmarktentwicklung: Fehlanzeige, soziale Symme-
    trie – das habe ich gerade angeführt –: Fehlanzeige. Ein-
    ziger Erfolgsparameter ist der Hoffnungsträger Hans
    Eichel, der Stabilisator und Konsolidierer, obwohl, werter
    Herr Eichel, die Konsolidierungsziele von Anfang an
    außerordentlich zurückhaltend, ja bescheiden ausgelegt
    waren, und zwar sowohl für den Arbeitsmarkt als auch für
    die Neuverschuldung. Über eine Legislaturperiode hin-
    weg die Zahl der Arbeitslosen netto um wenige Hundert-
    tausend zurückzuführen – über die Situation am Arbeits-
    markt habe ich schon Ausführungen machen dürfen – ist
    nämlich eigentlich kein Ziel; dies ist weniger, als unter
    günstigen Rahmenbedingungen möglich sein müsste.

    Noch schwieriger stellt sich in der Analyse und Be-
    wertung die Behandlung der Neuverschuldungsthematik
    dar. Ihre Politik im Rahmen der Neuverschuldung war ei-
    gentlich durchgängig von dem Vertrauen auf eine Schön-
    wetterperiode geprägt, einer Periode mit stetem Wachs-
    tum, mit steigenden Steuereinnahmen und mit
    rückläufigen Belastungen im Bereich der Rentenversi-




    Hans-Eberhard Urbaniak
    19958


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    cherung und der Arbeitsmarktpolitik. Für das, was
    tatsächlich eingetreten ist, nämlich eine Verschärfung am
    Arbeitsmarkt und ein Nullwachstum – ich lasse einmal
    dahingestellt, ob es nun eine Phase der Rezession ist oder
    nicht –, haben Sie zu keinem Zeitpunkt in irgendeiner
    Weise Vorsorge getroffen.

    Der Kollege Rauen hat zu Recht darauf hingewiesen,
    dass Sie es waren, der alle Erfolgsparameter, die vorge-
    geben waren, außer Kraft gesetzt hat, dass Sie es waren,
    der die wirtschaftspolitische Grundsatzabteilung vom
    Wirtschaftsministerium in das Finanzministerium geholt
    hat, und zwar nur wegen eines einzigen Zwecks: Sie woll-
    ten sie der Haushalts- und Fiskalpolitik unterordnen und
    damit eine eigenständige Wirtschafts- und Strukturpo-
    litik nicht mehr ermöglichen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Sie wollten Wachstumsschwäche und Arbeitslosigkeit
    überwinden. Das Gegenteil ist passiert. Sie sind in einer
    Aufschwungsphase angetreten und sind jetzt mitten in ei-
    ner Abschwungsphase. Verantwortlich dafür ist Ihre
    Haushalts- und Finanzpolitik.

    Statt konsumtive Ausgaben auf den Prüfstand zu stel-
    len, hat der angeblich um Zukunftschancen bemühte
    Minister bei den öffentlichen Investitionen, im Bildungs-
    bereich und bei der Forschungsförderung im Vergleich
    zur Sozialproduktentwicklung eigentlich nicht zugelegt.
    Er hat die Ausgaben auch nicht stabilisiert, sondern
    gekürzt.

    Ihr einseitiger und ausnahmsloser Erfolgsparameter,
    Herr Minister Eichel, ist die Rückführung der Neuver-
    schuldung.Wenn man dieses zentrale Element einer kri-
    tischen Würdigung unterzieht, fällt auf, dass am Ende die-
    ser Legislaturperiode nach Ihren eigenen Planungen und
    Realisierungsschritten für den Zeithorizont von 1998 bis
    2002 – einschließlich der Ära Lafontaine – die Rück-
    führung der Nettoneuverschuldung gerade einmal ein Vo-
    lumen von insgesamt 5 Milliarden Euro haben wird.

    Insgesamt planen Sie für den Zeithorizont 2003 bis
    2005 eine jährliche Rückführung der Neuverschuldung
    um eine Summe, die dem entspricht, was Sie in den Jah-
    ren 1998 bis 2002 insgesamt geleistet haben. Die Rück-
    führung um 10 Milliarden DM in der Zeit von 1998 bis
    2002 ist Ihnen außerordentlich schwer gefallen. Sie errei-
    chen diese marginale Größe im Jahre 2002 überhaupt nur
    unter Anwendung von Rechentricks.

    1998 hatten Sie unglaublich günstige Rahmenbedin-
    gungen: Wachstum, rückläufige Arbeitslosenzahlen, Ent-
    lastung bei der Renten- und Arbeitslosenversicherung.
    Trotzdem haben Sie in der folgenden Zeit zu massiven
    Steuererhöhungen greifen müssen. Entgegen Ihren eige-
    nen Ankündigungen und Versprechungen haben Sie
    außerdem in großem Umfang Privatisierungserlöse akti-
    vieren und zum Haushaltsausgleich einsetzen müssen und
    auch eingesetzt.

    Sie haben vorhin gesagt, dass Sie sehr zuversichtlich
    seien, dass Sie den Haushalt 2001 glatt abschließen wür-
    den. Dies bezweifle ich, weil Sie dabei für dieses wie für
    das nächste Jahr von viel zu günstigen Annahmedaten für
    die Einnahmen- und Ausgabenentwicklung ausgehen.

    Sollte es Ihnen trotzdem und wider Erwarten gelingen,
    wird dies nur mit einem zusätzlichen Trick, den im
    Grunde alle Fachleute, den der Bundesrechnungshof und
    den Sie eigentlich selbst verteufelt haben, von dem aber
    Sie gar nicht mehr reden, möglich sein: Indem Sie näm-
    lich Privatisierungserlöse aus dem Treuhandvermögen
    einsetzen. 1998 haben Sie ein Treuhandvermögen in Höhe
    von 20 Milliarden DM übernommen. Ende dieses Jahres
    haben Sie nur noch 8 Milliarden DM in dieser Kasse, die
    gar nicht im Bundeshaushalt, sondern außerhalb des Bun-
    deshaushalts geführt wird. Sie werden diese Mittel heran-
    ziehen, um Ihren Haushalt im Ergebnis rechnerisch aus-
    zugleichen.

    Dies alles machen Sie, Herr Minister Eichel, obwohl
    Sie besser als jeder andere wissen, in welch schwierige Si-
    tuation wir mit den Postunterstützungskassen und Pen-
    sionslasten und -verpflichtungen kommen werden. Sie
    waren derjenige, der gesagt hat, man dürfe keine Mittel
    mehr aus diesen Postprivatisierungserlösen zur Haus-
    haltsdeckung nehmen. Sie haben auch angekündigt, dass
    es sie ab dem Jahre 2000 nicht mehr geben wird. Es hat
    sie aber im Jahre 2001 gegeben und es wird sie auch im
    Jahre 2002 und darüber hinaus geben. In diesem Bereich
    sind ab dem nächsten Jahr nur noch Beträge in zweistelli-
    ger Milliardenhöhe erforderlich, und zwar über die Ge-
    samtverpflichtungsdauer mit einem Gesamtvolumen von
    mehr als 1 Billion DM. Wenn man in Relation dazu setzt,
    wohin sich der Wert dieser Postnachfolgeunternehmun-
    gen auch und gerade im Lichte von UMTS-Versteigerun-
    gen bewegt hat, zeigt sich die ganze Dramatik und Dyna-
    mik. Jede weitere Mark, die in Haushaltsdeckungsmittel
    fließt, Herr Minister Eichel, ist eigentlich unverantwort-
    lich.

    Aber es ist noch viel dramatischer. Darin, dass Sie für
    den Bereich der Rentenkasse zur Abdeckung der Ausga-
    ben für den Arbeitsmarkt 200 Milliarden DM oder
    100 Milliarden Euro eingesetzt haben und dabei sowohl
    für das nächste Jahr, erst recht aber mittelfristig von viel
    zu günstigen Annahmen ausgehen, zeigt sich die Explosi-
    vität Ihrer Haushaltsrechnungen und Ihrer Haushaltsent-
    wicklung.

    100 000 Arbeitslose kosten Sie 1Milliarde DM. Sie ge-
    hen für das nächste Jahr nach wie vor von viel zu günsti-
    gen Annahmen aus. Über 2003 und den Rest der mittel-
    fristigen Finanzplanung, Herr Minister Eichel, habe ich in
    Ihren Ausführungen kein Wort gehört. Die Wähler wollen
    im Hinblick auf das Wahldatum 22. September 2002 und
    den Zeitraum darüber hinaus aber wissen, welche Vor-
    stellungen die Regierung hat.

    Die Regierung wird dieses Thema zehn Monate lang
    tabuisieren, und zwar aus guten Gründen. Nichts von
    ihren Annahmen stimmt: Die Nettoneuverschuldung wird
    nicht zurückgeführt werden können, die Zinslasten wer-
    den steigen, die Ausgaben für die Rentenkassen und die
    Aufwendungen für den Arbeitsmarkt werden dramatisch
    zunehmen.

    Was allerdings nicht steigen, sondern weiter rückläufig
    sein wird, sind die Ausgaben in Zukunftsinvestitionen.
    Deshalb sind die Vorwürfe, die von der veröffentlichten
    Meinung kommen, berechtigt; denn wie kein anderer




    Hans Jochen Henke

    19959


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Minister hat Minister Eichel die wesentlichen Aufgaben
    des Wirtschafts- und Finanzministers in einer Hand zu-
    sammengeführt. Politik macht er nur nach den Maßstäben
    von haushälterischen und fiskalischen Elementen und
    Kriterien. Das rächt sich jetzt. Der Rechnungshof, der
    Steuerzahlerbund und viele Gutachter drücken Ihnen das
    entsprechend in das Wachs: keine Risikovorsorge.

    Sie haben vorhin gesagt: Die Summe der Prognosen ist
    die Summe der Irrtümer. Ich frage Sie: Wenn das so ist
    und Sie entsprechende Erfahrungen gemacht haben, wo
    ist dann Ihre Vorsorge für die Zukunft, Herr Minister
    Eichel?


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich sehe dafür in Ihrem Haushalt keine Mark. Sie haben
    Wechsel auf die Zukunft gezogen, die nicht einlösbar sein
    werden. Kein Haushalt war jemals so angespannt. Zu kei-
    nem Zeitpunkt war das Einnahmenniveau aufgrund von
    Steuern und Abgaben so hoch und die Ausgabenlast so
    enorm wie heute. 2002 wird sie um 50 Milliarden DM
    höher als 1998 liegen. 1998 war sie um 40Milliarden DM
    niedriger als 1993. Das ist die Realität, Herr Minister
    Eichel.

    Die Frage, die man am Schluss stellen müsste, lautet:
    Was nun, Herr Minister? Ihre Bilanz und nicht die der Op-
    position steht hier zur Diskussion.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)




Rede von: Unbekanntinfo_outline
Das Wort für die SPD-
Fraktion hat die Kollegin Lydia Westrich.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Lydia Westrich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Da-
    men und Herren! Eine ganze Woche lang reden wir über
    Geld und vor allem über das Geldausgeben. Herr Henke
    hat dies mit markigen Worten deutlich gemacht. Wir müs-
    sen ein paar Minuten über das Geldeinnehmen reden. Es
    geht um Milliardenbeiträge, die dem Staat jährlich verlo-
    ren gehen, wenn wir dem nicht endlich einen Riegel vor-
    schieben.


    (Beifall bei der SPD)

    Wir debattieren hier darüber, wie wir das Geld ehrli-

    cher Steuerzahler am sinnvollsten ausgeben. Dabei ist die
    Umsatzsteuer eine der bedeutendsten Einnahmequellen
    von Bund, Ländern und Gemeinden. Sie hat nicht nur we-
    gen der flauen Wirtschaftskonjunktur gravierende Ein-
    brüche zu verzeichnen. Umsatzsteuer- und Vorsteuer-
    betrügereien haben in den letzten Jahren in einem Maße
    zugenommen, dass wir verpflichtet sind, schnell und kon-
    sequent zu handeln.

    Wir alle haben den Wegfall der Binnenmarktgrenzen in
    der EU begrüßt. Der freie Handel floriert. Wir werden das
    weiter unterstützen. Aber seit der Öffnung der innerge-
    meinschaftlichen Grenzen zum 1. Januar 1993 und dem
    Wegfall der Kontrolle der Warenbewegungen sind leider
    viele kriminelle Kräfte am Werk. Zunehmend werden
    Steuerbetrugsmodelle bekannt, die die Umsatzsteuer in
    ungeahnter Höhe in die Hände organisierter, krimineller
    Banden spielen.

    Die Tätergruppen für den Umsatzsteuerbetrug haben
    ausgefeilte Techniken entwickelt, um die Steuerbefreiung
    bei innergemeinschaftlichen Lieferungen auszunutzen.
    Diese Betrugsmethode ist besonders gefährlich, weil von
    einer kleinen Tätergruppe innerhalb kurzer Zeit in einem
    einzigen Fall ein enormer Steuerschaden in mehreren EU-
    Staaten angerichtet werden kann.

    Besonders betrugsanfällig sind kleinvolumige, schnell
    und einfach zu beförderndeWaren mit hohemWertschöp-
    fungspotenzial, wie Computerprozessoren, Edelmetalle,
    Mobiltelefone oder auch Autos und schwedischer Lachs.
    Da dieseWaren dann billig – ohne denAufschlag durch die
    Mehrwertsteuer – in denHandel kommen, ist es keinWun-
    der, dass zum Beispiel die Firma Ericsson Mobiltelefone
    Brandbriefe an die Steuerfahndung schreibt. Durch die
    angesprochenen Machenschaften entgeht nicht nur dem
    Staat eineMengeGeld.Auch steuerehrlicheUnternehmen
    werden in ihremWettbewerb empfindlich behindert.


    (Beifall bei der SPD)

    Die Firma Ericsson schreibt, dass sie nicht nur in der
    Wahrnehmung der Interessen ihrer eigenen Firma auf die
    Betrügereien aufmerksam mache, sondern auch als
    „Staatsbürger“, dessen Interesse es sei, Schaden von uns
    allen abzuwenden. Die Sorge der Firma gilt auch ihren
    Mitarbeitern, deren Arbeitsplätze durch diese kriminellen
    Machenschaften in hohem Maße gefährdet sind.

    Steuergerechtigkeit ist ein hohes Gut. Wir sind es un-
    seren Bürgerinnen und Bürgern schuldig, dass wir unsere
    liberalen Steuersysteme nicht durch kriminelle Banden
    aushöhlen lassen; denn die Zeche zahlen ansonsten wie-
    der einmal die Ehrlichen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Deshalb müssen wir das Kind auch beim Namen nennen:
    Steuerhinterziehung ist keine Ordnungswidrigkeit. Sie
    ist ein Verbrechen. So wird es auch im Steuerverkür-
    zungsbekämpfungsgesetz stehen.

    Viele sehen – das spukt noch immer in den Köpfen
    herum – den Betrug am Staat als Kavaliersdelikt. Gerade
    in einer freien sozialen Marktwirtschaft darf das nicht ge-
    duldet werden. Hier geht es um Arbeitsplatzverluste,
    Wettbewerbsverzerrungen für unsere Unternehmen und
    Anreize für eine unerschöpfliche kriminelle Energie, die
    wir, wenn wir nicht handeln, anziehen. Wir brauchen des-
    halb konsequente Gesetzesvorschriften, die den Betrüge-
    reien Einhalt gebieten. Das Ziel teilen alle Parteien hier im
    Haus. Aber, Herr Fromme, es geht nicht nur um die An-
    wendung und die konsequente Umsetzung von Gesetzes-
    vorschriften. Vielmehr geht es auch um Gesetzesvor-
    schriften, die als Instrumente zur Betrugsbekämpfung
    tatsächlich wirken.

    Selbst der Finanzminister von Baden-Württemberg
    schreibt: Eine wirksame Bekämpfung des Umsatzsteuer-
    betrugs kann nur bundesweit erfolgen. Er weist auf seine
    Vorschläge zur Verbesserung der Betrugsbekämpfung
    hin, wie Erstattung gegen Bankbürgschaft und Nutzung
    des Instruments der unangekündigten Nachschau.

    All diese Vorschläge verwirklichen wir mit dem vorlie-
    genden Gesetzespaket, das Sie von der CDU/CSU und der




    Hans Jochen Henke
    19960


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    FDP wieder einmal ablehnen werden. Aber ich sage Ih-
    nen: Mit der Ablehnung des vorliegenden Gesetzes stel-
    len Sie quasi Blankoschecks genau den kriminellen Ele-
    menten aus, die Sie mit uns zusammen eigentlich
    bekämpfen wollen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wenn die Deutsche Steuer-Gewerkschaft sagt, dass es
    wesentlich einfacher und mit wesentlich geringerem Ri-
    siko verbunden sei, sich beim Finanzamt durch Vorsteu-
    erbetrug Geld zu beschaffen, als eine Bank zu überfallen,
    und niemand widerspricht, dann ist es höchste Zeit, effek-
    tive Kontrollbestimmungen durchzusetzen. Sie wissen,
    worum es geht. Wir werden Vorsteuererstattungen im Ein-
    vernehmen mit dem Steuerpflichtigen mit Sicherheitsleis-
    tungen verbinden. Damit verkürzen wir langwierige Prü-
    fungszeiten für die Unternehmen und erhöhen damit ihre
    Liquidität.

    Zu den Haftungstatbeständen: Unternehmer, die sich in
    Kenntnis der kriminellen Machenschaften ihrer Partner in
    Karussellgeschäfte verwickeln lassen, werden in An-
    spruch genommen. Wir werden durch die Einführung
    monatlicher Umsatzsteuervoranmeldungen dafür sor-
    gen, dass zeitnahe Informationen der Steuerverwaltung
    und auch jungen Firmen, für die solche Informationen im
    Hinblick auf ihre Geschäftsentwicklung wichtig sind, zur
    Verfügung stehen. Dadurch lassen sich auch Scheinfir-
    men besser erkennen. Aber das genügt noch nicht. Wir
    werden deshalb auch das Instrument der unangemeldeten
    Nachschau einführen, damit die Steuerbehörden der kri-
    minellen Energie mit ihren ausgefeilten Techniken besser
    entgegentreten können. Erst dadurch wird es möglich
    werden, speziell kurzlebige betrügerische Firmen, die
    noch nicht auffällig waren, zu identifizieren.

    Sie, meine Damen und Herren von der Opposition,
    sollten unsere Vorhaben – Sie haben es lange verschlampt,
    entsprechende Maßnahmen auf den Weg zu bringen – un-
    terstützen, damit wir die Einnahmen des Staates sichern
    und damit wir das wirtschaftsfreundliche Klima, das wir
    in der Bundesrepublik geschaffen haben, erhalten können.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)