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ID1420301400

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    Nachruf auf das ehemalige Mitglied des Deut- schen Bundestages Bundesminister a. D. Dr. Gerhard Stoltenberg . . . . . . . . . . . . . . . . . 19917 A Tagesordnungspunkt I: a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2002 (Haushaltsgesetz 2002) (Drucksachen 14/6800, 14/7537) . . . . 19917 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unter- richtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2001 bis 2005 (Drucksachen 14/6801, 14/7324, 14/7538) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19917 C 1. Einzelplan 01 Bundespräsident undBundespräsidialamt (Drucksachen 14/7301, 14/7321) . . . . . . . 19917 D 2. Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksachen 14/7302, 14/7321) . . . . . . . 19917 D 3. Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksachen 14/7303, 14/7321) . . . . . . . 19918 A 4. Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen (Drucksachen 14/7308, 14/7321) . . . . . . . 19918 A in Verbindung mit 5. Einzelplan 32 Bundesschuld (Drucksache 14/7319) . . . . . . . . . . . . . . . 19918 B in Verbindung mit 6. Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung (Drucksache 14/7320) . . . . . . . . . . . . . . . 19918 B in Verbindung mit 7. Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksache 14/7321) . . . . . . . . . . . . . . . 19918 C Tagesordnungspunkt 8: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Bekämpfung von Steu- erverkürzungen bei der Umsatzsteuer und anderen Steuern (Steuerverkürzungs- bekämpfungsgesetz) (Drucksachen 14/6883, 14/7085, 14/7470, 14/7471, 14/7536) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19918 C in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 9: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung der Finanzhilfen des Bun- des und der Steuervergünstigungen gemäß § 12 des Gesetzes zur Förderung Plenarprotokoll 14/203 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 203. Sitzung Berlin, Dienstag, den 27. November 2001 I n h a l t : der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (StWG) vom 8. Juni 1967 für die Jahre 1999 bis 2002 (18. Subventions- bericht) (Drucksache 14/6748) . . . . . . . . . . . . . . . 19918 D in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 10: Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dietrich Austermann, Heinrich-Wilhelm Ronsöhr, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Nachtragshaushalt zur Korrektur der Entwicklung der Bundesfinanzen vorlegen (Drucksachen 14/5449, 14/6339) . . . . . . . 19919 A Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 19919 A Hans Georg Wagner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 19923 B Dr. Uwe-Jens Rössel PDS . . . . . . . . . . . . 19924 C Dr. Günter Rexrodt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 19928 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 19932 A Dr. Christa Luft PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19937 A Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 19939 A Peter Rauen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 19947 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 19951 C Peter Rauen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 19952 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19952 B Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19954 B Heidemarie Ehlert PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 19956 B Hans-Eberhard Urbaniak SPD . . . . . . . . . . . . 19957 B Hans Jochen Henke CDU/CSU . . . . . . . . . . . 19958 B Lydia Westrich SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19960 B Susanne Jaffke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 19961 C Jörg-Otto Spiller SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19963 B Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19964 C Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 19966 D Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19967 C 11. Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz (Drucksachen 14/7307, 14/7321) . . . . . . . 19970 B in Verbindung mit 12. Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksache 14/7321) . . . . . . . . . . . . . . . 19970 B Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 19970 C Carsten Schneider SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 19972 A Rainer Funke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19974 C Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19976 A Dr. Evelyn Kenzler PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 19978 A Dr. Herta Däubler-Gmelin, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19979 A Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 19979 D Norbert Geis CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 19982 B Carsten Schneider SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 19984 C 13. Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern (Drucksachen 14/7306, 14/7321) . . . . . . . 19984 D in Verbindung mit 14. Einzelplan 33 Versorgung (Drucksachen 14/6800, 14/7537) . . . . . . . 19984 D Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19985 A Gunter Weißgerber SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 19987 A Dr. Werner Hoyer FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19988 D Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 19991 D Ulla Jelpke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19994 D Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . 19996 C Erwin Marschewski (Recklinghausen) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19997 C Dieter Wiefelspütz SPD . . . . . . . . . . . . . . 19998 B Wolfgang Bosbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20001 B Helmut Wilhelm (Amberg) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20003 B Lothar Mark SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20004 A Erwin Marschewski (Recklinghausen) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20005 B Otto Schily SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20006 B Dieter Wiefelspütz SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 20008 A Sylvia Bonitz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 20009 B Hartmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 20012 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 27. November 2001II 15. Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senio- ren, Frauen und Jugend (Drucksachen 14/7316, 14/7321) . . . . . . . 20013 C Dr. Michael Luther CDU/CSU . . . . . . . . . . . 20013 D Antje-Marie Steen SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 20015 C Ina Lenke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20018 A Christian Simmert BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20019 D Monika Balt PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20021 A Maria Eichhorn CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 20022 B Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20023 D Dr. Maria Böhmer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20027 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20029 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20029 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 20031 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Rüdiger Veit, Konrad Gilges, Harald Friese, Klaus Barthel (Starnberg), Reinhold Hemker, Konrad Kunick, Götz-Peter Lohmann (Neubrandenburg), Dr. Christine Lucyga, Adolf Ostertag, Renate Rennebach, Gudrun Roos, René Röspel, Horst Schmidbauer (Nürnberg), Ottmar Schreiner, Sigrid Skarpelis-Sperk und Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (alle SPD) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem An- trag der Bundesregierung zum Einsatz be- waffneter deutscher Streitkräfte bei der Un- terstützung der gemeinsamen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Art. 51 der Satzung der Ver- einten Nationen und des Art. 5 des Nordat- lantikvertrags sowie der Resolution 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen verbunden mit dem Antrag des Bundeskanzlers gem. Art. 68 des Grundgesetzes (201. Sitzung, Tagesord- nungspunkt 3 und Zusatztagesordnungs- punkt 4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20031 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 27. November 2001 III Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 27. November 2001
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 27. November 2001 Dr. Maria Böhmer 20029 (C) (D) (A) (B) Berichtigung 201. Sitzung, Seite 19843 (B), 1. Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Für sehr bedeutsam hält die PDS-Fraktion in diesem Zusammenhang, dass im Rahmen der Beratungen über den Gesetzentwurf im federführenden Bundestagshaushaltsaus- schuss auch eine grundlegende Neuordnung der parlamentarischen Kontrolle auf dem Gebiet der Schuldenpolitik des Bundes einvernehmlich zwischen allen Fraktionen durchgesetzt werden könnte.“ Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 27. November 2001 20031 (C) (D) (A) (B) Altmann (Aurich), BÜNDNIS 90/ 27.11.2001 Gila DIE GRÜNEN Beck (Bremen), BÜNDNIS 90/ 27.11.2001 Marieluise DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 27.11.2001 Buntenbach, Annelie BÜNDNIS 90/ 27.11.2001 DIE GRÜNEN Follak, Iris SPD 27.11.2001 Friedrich (Altenburg), SPD 27.11.2001 Peter Dr. Grehn, Klaus PDS 27.11.2001 Großmann, Achim SPD 27.11.2001 Haack (Extertal), SPD 27.11.2001 Karl-Hermann Hauer, Nina SPD 27.11.2001 Heiderich, Helmut CDU/CSU 27.11.2001 Hornung, Siegfried CDU/CSU 27.11.2001 Hörster, Joachim CDU/CSU 27.11.2001 Jünger, Sabine PDS 27.11.2001 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 27.11.2001 Kramme, Anette SPD 27.11.2001 Kraus, Rudolf CDU/CSU 27.11.2001 Dr. Küster, Uwe SPD 27.11.2001 Lennartz, Klaus SPD 27.11.2001 Lippmann, Heidi PDS 27.11.2001 Lüth, Heidemarie PDS 27.11.2001 Maaß (Wilhelmsha- CDU/CSU 27.11.2001 ven), Erich Müller (Berlin), PDS 27.11.2001** Manfred Nahles, Andrea SPD 27.11.2001 Nolte, Claudia CDU/CSU 27.11.2001 Ostrowski, Christine PDS 27.11.2001 Reiche, Katherina CDU/CSU 27.11.2001 Ronsöhr, CDU/CSU 27.11.2001 Heinrich-Wilhelm Rossmanith, Kurt J. CDU/CSU 27.11.2001 Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 27.11.2001 Rübenkönig, Gerhard SPD 27.11.2001 Rühe, Volker CDU/CSU 27.11.2001 Schenk, Christina PDS 27.11.2001 Schlee, Dietmar CDU/CSU 27.11.2001 Schultz (Everswinkel), SPD 27.11.2001 Reinhard Dr. Freiherr von CDU/CSU 27.11.2001 Stetten, Wolfgang Dr. Süssmuth, Rita CDU/CSU 27.11.2001 Dr. Thomae, Dieter FDP 27.11.2001 Wiesehügel, Klaus SPD 27.11.2001 Wolf (Frankfurt), BÜNDNIS 90/ 27.11.2001 Margareta DIE GRÜNEN Dr. Zöpel, Christoph SPD 27.11.2001 ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Rüdiger Veit, Konrad Gilges, Harald Friese, Klaus Barthel (Starnberg), Reinhold Hemker, Konrad Kunick, Götz-Peter Lohmann (Neubrandenburg), Dr. Christine Lucyga, Adolf Ostertag, Renate Rennebach, Gudrun Roos, René Röspel, Horst Schmidbauer (Nürnberg), Ottmar Schreiner, Sigrid Skarpelis- Sperk und Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (alle SPD) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem Antrag der Bundesregierung zum Ein- satz bewaffneter deutscher Streitkräfte bei der Unterstützung der gemeinsamen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Art. 51 der Satzung derVereinten Nationen und des Art. 5 des Nordatlantikver- trags sowie der Resolution 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrates der Vereinten Natio- nen verbunden mit dem Antrag des Bundes- kanzlers gem. Art. 68 des Grundgesetzes (Tagesordnungspunkt 3 und Zusatzpunkt 4) entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Wir erklären, dass wir dem Antrag des Bundeskanzlers gem. Art. 68 GG, den er in Verbindung mit dem Antrag der Bundesregierung „Einsatz bewaffneter deutscher Streit- kräfte bei der Unterstützung der gemeinsamen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Art. 51 der Satzung der Vereinten Nationen und des Art. 5 des Nordatlantikvertrages sowie der Resolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen“ gestellt hat, zustimmen. Wir stim- men zu in Anbetracht der Konsequenzen einer Ablehnung für die politische, soziale und wirtschaftliche Entwick- lung, die weiter dazu führen könnten, dass die von uns un- eingeschränkt getragene sozialdemokratisch-bündnis- grüne Bundesregierung an ihr Ende kommen könnte. Eine andere Regierungskoalition würde die politische, soziale und wirtschaftliche Lage für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, für die gesellschaftlich Benachteiligten si- cher verschlechtern und sie zu den Leidtragenden einer nach rechts rückenden politischen Konstellation machen. Das können und wollen wir nicht verantworten! Uns ist der Konflikt zwischen der Regierungsfähigkeit der rot-grünen Koalition und unserer entschiedenen Ab- lehnung des Antrages auf „Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte ...“ aufgezwungen worden. Doch wird sich bei unserer Bejahung der Fortsetzung der sozialdemokra- tisch-bündnisgrünen Regierung nichts an unserem grund- sätzlichen Nein gegen den Einsatz der Bundeswehr außer- halb des NATO-Vertragsgebietes ändern. Erstens. Krieg ist nach unserer Überzeugung kein ge- eignetes Mittel im Kampf gegen den internationalen Ter- rorismus. Wir zweifeln im Bewusstsein der Folgen des Krieges, die für die Beteiligten und Unbeteiligten immer eine große Katastrophe bis zum Tode bedeuten, an dem Sinn der kriegerischen Maßnahmen. Zweitens. Aus prinzipiellen Gründen lehnt die Mehr- heit der Unterzeichner ab, dass die Bundeswehr außerhalb des NATO-Vertragsgebietes zu Kampfhandlungen bereit- gestellt und eingesetzt wird. Drittens. Wir weisen die Bevollmächtigung der Bun- desregierung (Exekutive) über eine Bereitstellung von Kampfverbänden durch den Deutschen Bundestag zu- rück. Damit wird die Verantwortung des Parlaments (Legislative) über den Einsatz von Soldaten auf die Bun- desregierung übertragen und damit seine verfassungs- rechtlich gesicherte Verantwortung für ein verfassungs- gemäßes Gebot abgetreten. Viertens.Wir stehen in der Tradition der SPD, die stolz darauf ist, dass in der fast 140-jährigen Geschichte „die SPD das deutsche Volk nie in einen Krieg geführt hat“. Wir unterstellen damit nicht, dass die Entscheidung für die Bereitstellung der 3 900 Soldaten an die Regie- rung das Ende dieser Tradition bedeutet. Wir sehen viel- mehr die große Gefahr der Eskalation in der genannten Region. Fünftens. Wir haben berücksichtigt, dass die Legitima- tion für die kriegerischen Handlungen auf Grundlage des Art. 51 der Satzung der Vereinten Nationen und des Art. 5 des Nordatlantikvertrages sowie der Resolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrates der Verein- ten Nationen gegeben ist, aber die Mehrheit der Unter- zeichner zweifelt wegen des Verstoßes gegen den völker- rechtlich anerkannten Grundsatz der Verhältnismäßigkeit der Mittel die völkerrechtliche Legitimität des Bombar- dements auf afghanischem Gebiet an. Wir fordern im Rahmen dieser Erklärung nochmals nachdrücklich die Bundesregierung auf, alle ihre Mög- lichkeiten wahrzunehmen, um das menschliche Elend, was durch das Talibanregime sowie durch andere auto- ritäre und menschenverachtende Systeme in dieser Re- gion entstanden ist, zu lindern. Aus unserer eigenen eu- ropäischen Tradition der Aufklärung haben wir erfahren, dass die Emanzipation der Völker sowie ihrer Bürgerinnen und Bürger einer demokratischen und ins- besondere einer sozialen Grundlage sowie der Herstel- lung von Menschenrechten und sozialen Rechten be- darf. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 27. November 200120032 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
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    Rede von Dr. Christa Luft


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS)

    Frau Präsidentin! Verehrte
    Kolleginnen und Kollegen! Kollege Metzger, im Volks-
    mund heißt es schon – das möchte ich nur sagen, weil Sie
    eben die Reformpolitik so gelobt haben –: Wenn das Wort
    „Reform“ fällt, dann halt dir die Taschen zu. Das ist das,
    was bei vielen Menschen inzwischen ankommt.


    (Beifall bei der PDS – Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Volk formuliert einfacher! – Zuruf von der SPD: Das war bei Kohl so!)


    Angesichts des Streits darüber, ob wir uns „schon“ in
    einer Rezession befinden oder „noch nicht“, auch über
    Defizitquoten usw., frage ich mich, was wohl die Zu-
    schauer – seien es Arbeitslose oder Jugendliche ohne Aus-
    bildungsplatz – von dieser Diskussion bisher mitgenom-
    men haben. Was nützt dieser Streit einem Handwerks-
    meister, dessen Firma vor der Pleite steht? Was nützt er ei-
    nem Beschäftigten bei Bombardier in Halle, der kurz vor
    der Entlassung steht, obwohl dieses Unternehmen üppige
    Fördergelder erhalten hat, eine Bestandsgarantie bei Ar-
    beitsplätzen bis zum Jahre 2004 abgegeben hat und diesen
    Standort dennoch jetzt schließen will. Diejenigen, die uns
    zuschauen, haben große Probleme mit dem, was sich hier
    bisher vollzogen hat.


    (Beifall bei der PDS)

    „Abbau von Jobs an vielen Stellen“, „Handwerk stürzt

    in den Keller“, „Arbeitslosigkeit in Berlin und Branden-
    burg deutlich gestiegen“, „Das selbst gemachte Elend“
    usw. – das sind nur wenige aktuelle Schlagzeilen aus
    großen Tageszeitungen. Die Arbeitsmarktlage ist im
    letzten Jahr dieser Legislaturperiode, im vierten Jahr von
    Rot-Grün, eine Katastrophe. Das gilt für die neuen Bun-
    desländer im Besonderen, zunehmend aber auch für die
    alten Bundesländer. Vielleicht wäre der Bundeskanzler
    gar nicht schlecht beraten, wenn er einmal zu den Ergeb-
    nissen seiner Politik auf diesem Gebiet die Vertrauens-
    frage stellen würde.


    (Beifall bei der PDS)

    Es zeigt sich abermals, wie inkonsequent und wie we-

    nig zielführend die Politik von Rot-Grün zur Bekämpfung
    des gesellschaftlichen Hauptübels, der Massenarbeitslo-
    sigkeit, ist. Alle paar Monate wirft man etwas Neues in die
    Debatte. Jetzt soll die Schwarzarbeit plötzlich bekämpft
    werden. Wir sind nicht dagegen, im Gegenteil. Es ist nur
    reichlich spät; denn Unternehmen, die sich durch Zahlung
    von Dumpinglöhnen eine goldene Nase verdient haben,
    sind durch die Steuerreform inzwischen zusätzlich entlas-
    tet worden. Das ist doch widersinnig.


    (Beifall bei der PDS)

    Nun soll mithilfe des Job-Aqtiv-Gesetzes die Leihar-

    beit erleichtert werden. Umso unverständlicher ist, wes-
    halb dann nicht endlich energische Maßnahmen ergriffen
    werden, um das Überstundenunwesen in diesem Lande zu
    begrenzen.


    (Beifall bei der PDS)

    Betrachten wir das Für und Wider in der Diskussion

    um Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. In manchen ost-

    deutschen Regionen beträgt die Arbeitslosigkeit 30 bis
    40 Prozent und weit und breit sind keine Unternehmen
    vorhanden, die Arbeitsuchende in den ersten Arbeits-
    markt aufnehmen. Eine Diskussion um Streichung oder
    Kürzung dieser Maßnahmen ist vor diesem Hintergrund
    einfach absurd. Sollen denn Mobilitätsprämien die ein-
    zige Antwort sein? Das kann doch wohl nicht sein!


    (Beifall bei der PDS)

    Warum wird nicht ein Teil der Mittel endlich für aktive

    Arbeitsmarktpolitik, beispielsweise im Pflegebereich
    oder im Bereich der Jugendarbeit, eingesetzt? In diesen
    Bereichen liegt zuhauf ungetane Arbeit, die wir im Inte-
    resse des Gemeinwesens angehen sollten. Dies ist bitter
    nötig. Auf diese Weise könnte zusätzliches Steuerauf-
    kommen generiert werden. Es stellen sich Fragen über
    Fragen.

    Die Ankündigung, die Zahl der Arbeitslosen auf
    3,5 Millionen im Jahre 2002 zu reduzieren, ist nicht das
    einzige gebrochene Versprechen des Kanzlers. Zu den ge-
    brochenen Versprechen des Kanzlers gehört auch, dass
    der Osten in Wahrheit nicht zur Chefsache geworden ist.


    (Beifall bei der PDS)

    Kollege Wagner, für die neuen Bundesländer sind – wir be-
    grüßen das – in verschiedenen Einzelplänen Aufstockun-
    gen vorgesehen. Ich möchte hervorheben, dass das auch
    auf das hartnäckige Engagement meiner Fraktion in den
    verschiedensten Fachausschüssen und im Haushaltsaus-
    schuss zurückgeht.


    (Beifall bei der PDS)

    Das betrifft unter anderem auch das von Ihnen ausdrück-
    lich hervorgehobene Netzwerkmanagement Ost. Sie kön-
    nen anhand der Eingangsdaten der Anträge nachprüfen,
    wer die Initiative ergriffen hat und wie lange es gedauert
    hat, bis die Koalition endlich zu einem Ergebnis kam.

    Ich will damit zum Ausdruck bringen, dass es nicht in
    Ordnung ist, wenn in einer solchen Debatte der Eindruck
    erweckt wird, als ob sich die PDS nur noch mit Bundes-
    wehreinsätzen außerhalb unserer Grenzen befasst. Diese
    Frage ist für uns zwar außerordentlich wichtig und wir
    werden uns auch weiterhin kritisch damit auseinander set-
    zen; aber wir haben gerade in den letzten Monaten in der
    praktischen politischen Arbeit an vielen Fronten dazu bei-
    getragen, dass sich etwas zum Wohle des Gemeinwesens
    bewegt.


    (Beifall bei der PDS)

    Wenn man danach fragt, welchen Beitrag nun der

    Haushalt 2002 zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit
    leisten wird, fällt die Antwort negativ aus. Vom Haushalt
    gehen sogar negative Wirkungen auf die Beschäftigungs-
    lage aus, weil die öffentlichen Investitionen sinken. Da-
    mit werden noch weniger private Investitionen ange-
    stoßen. Die Investitionsquote in der Bundesrepublik
    Deutschland beträgt inzwischen ganze 1,8 Prozent. Das
    ist gegenüber einem EU-Durchschnitt von 2,5 Prozent
    wahrlich kein Ruhmesblatt.

    Regierungsmitglieder und Koalitionsfraktionen wei-
    sen nun Forderungen nach konjunkturbelebenden Maß-
    nahmen zurück. Sie folgen bislang brav dem Kanzler, der






    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    die Politik der ruhigen Hand verordnet hat. Dabei nimmt
    die Unruhe in den eigenen Reihen sehr wohl zu, wie man
    in manchen Talkshows abends inzwischen erkennen kann,
    und tatsächlich ist Handeln jetzt notwendig. Wer den
    Konjunkturabschwung zu spät bekämpft, den bestrafen
    Rezession und steigende Arbeitslosigkeit. Das erleben wir
    gerade in diesen Monaten, in diesen Wochen, in diesen
    Tagen, weil viel zu lange gezögert worden ist.

    Vom Bund fordern wir eine Stimulierung der öffent-
    lichen Nachfrage durch eine Investitionsspritze für die
    Kommunen, die diese für notwendige Infrastrukturmaß-
    nahmen dringend brauchen,


    (Beifall bei der PDS)

    denn die Kassen der Kommunen sind gerade durch die
    Steuerreform von Rot-Grün noch einmal besonders be-
    troffen. Dort sind riesige Löcher gerissen worden.

    Wir fordern eine Aufstockung des Stadtumbaupro-
    gramms Ost und Infrastrukturmaßnahmen in den Grenz-
    regionen zu den EU-Beitrittsländern. Finanziert werden
    kann das durch Vorgriff auf für künftige Jahre vorgese-
    hene Maßnahmen. Wenn heute ein Vorgriff erfolgt, wird
    das in künftigen Jahren zu einer Entlastung führen, aber
    wir hätten jetzt den Vorteil davon.

    Nachdem das Hauptziel von Rot-Grün, die Massen-
    arbeitslosigkeit spürbar abzubauen, verfehlt wird, avan-
    ciert ein anderes Ziel zum überragenden Gebot der
    Haushaltspolitik, nämlich der Abbau der jährlichen Neu-
    verschuldung. Wir haben uns häufig genug dazu platziert.
    Das ist ohne Frage ein wichtiges gesellschaftliches
    Thema. Aber obwohl die Eckdaten des Haushalts massiv
    verändert werden, Steuereinnahmen beträchtlich sinken
    und die Kosten für die Arbeitslosigkeit beträchtlich stei-
    gen, bleibt als einziges Eckdatum in diesem Haushalt die
    vorgesehene Neuverschuldung unverändert.

    Man könnte sagen, das sei eine Meisterleistung von
    Rot-Grün, aber dieses Prädikat würde der Vorgang nur
    verdienen, wenn gesellschaftlich unsinnige Ausgaben ge-
    strichen oder gekürzt worden wären. Ich nenne als Bei-
    spiele die öffentliches Geld aufzehrende Gesellschaft für
    Entwicklung, Beschaffung und Betrieb der Bundeswehr,
    deren Geschäftsführerin inzwischen wegen Erfolglosig-
    keit zurückgetreten ist.


    (Beifall bei der PDS)

    Jetzt wäre die Zeit, die gesamte Gesellschaft in Konkurs
    gehen zu lassen. Ich nenne den Vergütungszuschlag für
    die skandalumwitterte Bundesbaugesellschaft. Ich frage,
    weshalb man das Missmanagement bei der EXPO in Be-
    zug auf die Verursacher so folgenlos lassen kann.


    (Beifall bei der PDS)

    Warum wird Steuergeld in dreistelliger Millionenhöhe
    einfach so herübergereicht? Das gibt es nirgendwo anders,
    aber hier in diesem Haushalt funktioniert das so.

    Statt solche Ausgaben zu vermeiden, wird zum zusätz-
    lichen Verkauf von Bundesvermögen gegriffen. Mit soli-
    der Haushaltspolitik hat das nichts zu tun, zumal Sie, Herr
    Kollege Metzger, durch das Parken von Bundesanteilen
    bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau auch nur auf Pump
    leben. Da ist doch auch noch nichts real veräußert und nie-
    mand weiß, zu welchen Erlösen das einmal führen wird.

    Übrigens können die meisten Kommunen ein solches
    Vorgehen, wie der Bund es sich leistet, nämlich Vermögen
    veräußern um Haushaltslöcher zu decken, nicht nach-
    ahmen, weil sie gar kein Vermögen mehr haben. Die Pra-
    xis auf Bundesebene ist also auch kein Vorbild für das,
    was Länder und Kommunen machen können.

    Bei aller Bedeutung, die einer rückläufigen Netto-
    kreditaufnahme im Interesse künftiger Generationen
    zukommt, darf sie nicht zum Selbstzweck werden. Der
    Ausverkauf öffentlichen Vermögens zum Stopfen von
    Haushaltslöchern ist von der Wirkung auf unsere Kinder
    und Enkelkinder her nicht anders zu bewerten als auf-
    gehäufte Schulden.


    (Beifall bei der PDS)

    Beides begrenzt die Einflussmöglichkeiten, die Manövrier-
    möglichkeiten der öffentlichen Hand im Gemeinwohl-
    interesse. Wir stellen daher heute den Antrag, auf die über
    den Haushaltsentwurf hinausgehenden Verkäufe öffent-
    lichen Vermögens zu verzichten. Herr Austermann, nach
    Ihrer massiven Kritik am Privatisierungskurs der Bundes-
    regierung könnten Sie, könnte Ihre Fraktion unserem
    diesbezüglichen Antrag eigentlich zustimmen.

    Wer die Neuverschuldung dauerhaft abbauen will,
    muss zusätzliche Einnahmequellen erschließen. Das He-
    raussparen aus Defiziten ist keine Erfolg versprechende
    Strategie. Als solche zusätzlichen Einnahmequellen kom-
    men aus unserer Sicht infrage: die energische Bekämp-
    fung des Umsatzsteuerbetruges, die volle Besteuerung
    von Spekulationsgewinnen, die Rücknahme der Steuer-
    freiheit für Veräußerungsgewinne von Kapitalgesell-
    schaften und die Einführung eines progressiven Körper-
    schaftsteuersatzes.

    Wenn jetzt gerufen wird: „Der PDS fällt nichts ande-
    res ein als Steuererhöhungen“, dann sage ich: Nein. Wir
    fordern zum Beispiel schon lange in diesem Hause, für
    Unternehmen, die arbeitsintensive Dienstleistungen er-
    bringen – darunter Reparaturleistungen –, den Mehrwert-
    steuersatz auf 7 Prozent zu begrenzen. Das würde vielen
    Handwerksbetrieben das Überleben sichern. Das würde
    wieder Nachfrage nach Handwerksleistungen schaffen.


    (Beifall bei der PDS)

    Übrigens machen das andere europäische Länder schon
    erfolgreich.

    Wir fordern, für Kleinunternehmen mit einem Jahres-
    umsatz bis zu 1 Million DM die Umsatzsteuerabführung
    an das Finanzamt erst fällig werden zu lassen, wenn die
    Rechnung bezahlt, und nicht, wenn sie ausgestellt ist. Das
    würde Zigtausenden von ihnen das Überleben sichern und
    den Beschäftigten den Arbeitsplatz erhalten.

    Wie aktuell, wie dringlich solche Forderungen sind,
    lässt sich ermessen, wenn man den diesjährigen Pleiten-
    rekord in Handwerk und Gewerbe vor Augen hat: allein
    33 000 Unternehmensinsolvenzen in diesem Jahr.

    Nein, auf die eigentlichen Probleme in dieser Gesell-
    schaft reagiert dieser Haushalt leider nicht.


    (Beifall bei der PDS – Manfred Carstens [Emstek] [CDU/CSU]: Sehr wahr!)





    Dr. Christa Luft
    19938


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)




Rede von Anke Fuchs
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Nun erteile ich das
Wort dem Finanzminister, Hans Eichel.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Frau Prä-
    sidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Las-
    sen Sie mich bitte am Beginn kurz sagen, dass ich meinem
    Vorvorvorgänger im Amte, Herrn Kollegen Stoltenberg,
    der in der vergangenen Woche verstorben ist – ich bin ihm
    nicht sehr oft begegnet; wenn wir uns politisch begegnet
    wären, hätten wir uns möglicherweise auch gestritten –,
    hohen Respekt für sein großes Engagement für eine solide
    Finanzpolitik in diesem Lande zolle. Das sollten wir,
    wenn wir ihn gemeinsam zu Grabe tragen, deutlich ma-
    chen.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU, der FDP sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Meine Damen und Herren, in der Tat ist es eine wirt-
    schaftlich schwierige Zeit. In der Tat ist es dieses Jahr
    ganz anders als im vorigen Jahr, als wir den Haushaltsplan
    für das Jahr 2001 in diesem Plenum diskutierten und
    verabschiedeten. Der vorliegende Haushalt ist auf Kante
    genäht. Er enthält keine zusätzlichen Reserven. Es macht
    überhaupt keinen Sinn, um diesen Sachverhalt auch nur
    einen Augenblick herumzureden. Ein Finanzminister, der
    um die Wirklichkeit herumredet, hat schon gegen die Lob-
    bygruppen, die in diesem Lande vorzugsweise Ausgaben-
    gruppen sind, verloren. Das gilt auf allen Rängen und übe-
    rall in diesem Lande.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Es ist natürlich sehr viel schwieriger, in wirtschaftlich
    schwierigen Zeiten einen Haushaltsplan aufzustellen. Vor
    einem Jahr waren alle Konjunkturprognosen für dieses
    Jahr oberhalb von 2,8 Prozent.


    (Dr. Peter Struck [SPD]: Sehr richtig!)

    Unsere eigene Grundlage waren 2 ¾ Prozent, was, wie Sie
    wissen, da wir nicht auf die Dezimalstelle hinter dem
    Komma genau schätzen – diese Scheingenauigkeit macht
    sowieso keinen Sinn –, zwischen 2,6 und 2,9 Prozent be-
    deutet hätte. Gekommen ist es, wie Sie wissen, ganz an-
    ders. Wir müssen in diesem Jahr mit 2 Prozent weniger
    Wachstum rechnen, als wir vor einem Jahr an dieser Stelle
    gehofft und guten Glaubens in Hinsicht auf alle Pro-
    gnosen aller Sachverständigen, aller Wirtschaftsinstitute,
    aller internationaler Finanzinstitutionen angenommen ha-
    ben. Die Geschichte der Wirtschaftsprognosen ist die Ge-
    schichte ihrer kompletten Irrtümer.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Sie werden umso genauer, je mehr sie von der Prognose
    der Zukunft in die Beschreibung der Vergangenheit über-
    gehen. So verhält es sich auch in diesem Jahr.

    Deswegen will ich zuerst einiges bezüglich des Haus-
    haltsplanes für dieses Jahr festhalten. Herr Kollege
    Austermann, Sie übertreffen sich immer wieder selbst:


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das unterscheidet uns beide!)


    einmal im völligen Überzeichnen noch möglicher Ein-
    nahmen. Noch im Februar haben Sie mich aufgefordert,
    ich sollte einen Nachtragshaushalt aufstellen, um nur all
    die riesigen Mehreinnahmen, die ich alle versteckt hätte,
    einzusammeln. Das war im Februar dieses Jahres. Relativ
    kurz danach haben Sie dann einen Turn-around vollzogen,
    von da an ging es genau umgekehrt, so auch heute wieder.
    Ich kann Ihnen auch jetzt Entwarnung geben: Ich werde
    nicht in den Haushaltsausschuss kommen


    (Dr. Uwe-Jens Rössel [PDS]: Was?)

    und eine Ausweitung der Kreditlinie beantragen. Es
    spricht alles dafür, dass wir relativ nahe – ich bin mit
    meiner Formulierung vorsichtig – beim Abschluss des
    Haushaltes 2001 trotz der Minderung des Wachstums um
    ganze 2 Prozent und der damit verbundenen Steuer-
    einnahmeausfälle und der höheren Ausgaben am Arbeits-
    markt an dem sein werden, was wir vor einem Jahr im
    Deutschen Bundestag beschlossen haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Das ist nun nicht allein Verdienst der Bundesregierung
    und all derer, die sich um einen vernünftigen Vollzug
    bemühen, sondern wir haben auch ein bisschen Glück ge-
    habt. Auch das gehört dazu. Es ist beim Haushalt immer
    so, dass Schwarzmalen alleine, Herr Austermann, obwohl
    Ihnen die Farbe nahe liegen mag, keinen Sinn macht.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Es gibt immer auch positive Entwicklungen, diese wird es
    auch im nächsten Jahr geben, neben den vielen und größer
    gewordenen Risiken. Es hat überhaupt keinen Zweck, um
    diesen Sachverhalt herumzureden. Deswegen wird das
    Haushaltsjahr 2001 konsequent im Rahmen des Konsoli-
    dierungskurses dieser Bundesregierung liegen, wie wir
    ihn im Sommer 1999 mit dem Zukunftsprogramm 2000
    beschlossen haben.


    (Manfred Carstens [Emstek] [CDU/CSU]: Und die Arbeitslosigkeit steigt und steigt!)


    Übrigens sage ich Ihnen ausdrücklich: Es werden auch die
    Investitionen ganz überwiegend und fast vollständig ab-
    fließen.

    Auch das Problem mit der Bahn ist gelöst. Damit wir
    uns darüber völlig klar sind, halte ich fest: Herr Mehdorn
    hat gegenüber meinem Staatssekretär erklärt, dass alle
    Aufträge für das Jahr 2001 vergeben sind, das heißt, ich
    spare auch da keine Mittel ein, sondern muss sie vielmehr
    am Ende hinzufügen. Das ist die einzige Konsequenz, da
    inzwischen auch schon ein Teil der Aufträge für 2002 ver-
    geben ist. Genau das haben wir gewollt. Somit haben wir
    nicht auf der Bremse gestanden, vielmehr haben wir in der
    Tat eine trilaterale Vereinbarung mit der Deutschen Bahn
    geschlossen. Ich kann gut verstehen, dass in meinem Haus
    gesagt wurde, dass die Mittel erst freigegeben werden,
    wenn wir uns über alle finanziellen Konditionen einig
    sind; ich habe aber sofort, als ich das erfahren habe, die-
    ses Vorgehen gestoppt, nämlich am 2. Februar; am 6. Fe-
    bruar waren alle Freigabeanträge des Bundesverkehrs-
    ministeriums, die die Bahn betrafen, von unserer Seite
    entsperrt. Es gab also überhaupt keine Probleme.






    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    So gut ich es verstehen kann, dass man sich wünscht,
    dass der Finanzminister eine Reservekasse hat, so muss
    ich doch sagen, dass wir das nicht wollen und angesichts
    der derzeitigen konjunkturellen Lage die Mittel für Inves-
    titionen in den Haushalt einstellen, damit sie abfließen
    und wirksam werden. Ich hoffe, dass das nicht nur das
    Finanzministerium macht, sondern alle dies tun.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Nun will ich zunächst über die jetzige Situation reden.
    Sie haben – Herr Rexrodt hat das gemacht, Herr
    Austermann nicht, weil er möglicherweise ahnt, was
    kommt – die Schlusslichtdebatte angefangen, indem sie
    behaupteten, dass Deutschland beim Wirtschaftswachs-
    tum in Europa das Schlusslicht sei.


    (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Von der Lokomotive zur roten Laterne! So ist es!)


    – Passen Sie einmal auf, das ist ganz schwierig. Diese
    Debatte hätte ich an Ihrer Stelle nicht angefangen.

    Ich habe mir einmal vom Jahr 1981 bis heute diesen
    Sachverhalt in ein entsprechendes Diagramm eintragen
    lassen und werde es Ihnen zustellen lassen, damit Sie alle
    das haben. Grün steht da für Westdeutschland und Ocker-
    farben steht dann für die Bundesrepublik Deutschland
    nach der Wiedervereinigung. Daraus können Sie ganz er-
    staunliche Sachverhalte ablesen, meine Damen und Her-
    ren. In den von Ihnen so gerühmten 80er-Jahren – darüber
    gehe ich schnell hinweg – haben Sie 1983 und 1984 ge-
    rade einmal den siebten Platz von 15 europäischen Län-
    dern erreicht.


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ist auch die Inflationsrate darauf?)


    1985 fällt Deutschland auf Platz 13 zurück und pendelt
    die restlichen 80er-Jahre auf Platz 12 und Platz 13.


    (Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Sie sind in der Zeile verrutscht!)


    Wir lagen gerade einmal zwei Jahre richtig oben – wäh-
    rend des Wiedervereinigungsbooms in den Jahren
    1990/91 lagen wir jeweils auf Platz zwei –, dann ging es
    auch schon wieder herunter. Im Jahre 1992 gab es einen
    steilen Abstieg. Im Jahre 1996 haben Sie den letzten Platz
    in der Europäischen Union erreicht.


    (Zurufe von der SPD: Aha!)

    Herr Rexrodt, wer war in diesen Jahren Wirtschafts-

    minister? Wer von Ihren Kollegen war da Wirtschaftsmi-
    nister?


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    In dem ganzen Zeitraum, über den ich berichtet habe, wa-
    ren Mitglieder Ihrer Partei – zwischendurch auch Sie, der
    Mister Wirtschaft – Wirtschaftsminister der Bundesrepu-
    blikDeutschland.Mankann sichdieNamennicht sogenau
    merken, weil dieWirtschaftsminister so oft wechselten.


    (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Wo ist eigentlich Ihrer?)


    Kommen wir einmal – das ist hoch spannend – auf das
    Jahr 1995 zu sprechen. In diesem Jahr befand sich West-
    deutschland auf dem letzten Platz. Das war eine besonders
    dramatische Entwicklung. Man kann diese Entwicklung
    noch weiter zurückverfolgen: Im Jahre 1993 lagen wir auf
    dem vorletzten Platz. Mit anderen Worten: Wenn Sie die
    Schlusslichtdebatte führen wollen, dann müssen wir
    zunächst einmal über Ihre Schlusslichter reden. Davon
    gibt es bei Ihnen viel mehr als bei uns.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Friedrich Merz [CDU/CSU]: Sie sind an der Regierung und nicht wir! – Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Sie wollten es doch besser machen!)


    Wir sind das erste Mal wieder an den Durchschnitt
    – Sie lagen im Übrigen immer unter dem Durchschnitt der
    Europäischen Union – im Jahre 2000 herangekommen. In
    diesem Jahr haben wir im Wirtschaftswachstum wieder
    gleichgezogen mit dem Vereinigten Königreich. Wir la-
    gen vor Italien und nur knapp hinter Frankreich. Unsere
    Messlatte müssen die Großen in Europa sein.


    (V o r s i t z: Vizepräsidentin Petra Bläss)

    Ich komme nun zu einem Problem, das ich nachher bei

    der Beschäftigungsentwicklung ein bisschen aufblättern
    werde, nämlich zum Problem Bauwirtschaft. Was steckt
    hinter diesem Tableau? Das ist eine ganz einfache, aber
    auch höchst dramatische Veranstaltung. Herr Rexrodt, in
    einem Punkt stimme ich Ihnen zu, auch wenn Sie immer
    das Gegenteil behaupten: Zu den Kosten der Wiederver-
    einigung und zu den Kosten des Aufbaus Ost – über Ein-
    zelheiten will ich nicht streiten – bekennen wir uns nach-
    drücklich. Aber wir bekennen uns nicht zu Ihrer Art der
    Finanzierung.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Bartholomäus Kalb [CDU/ CSU]: Unglaublich! Fangen Sie nicht an zu weinen! – Jochen-Konrad Fromme [CDU/ CSU]: Das war doch ohne Alternative!)


    – Dazu sage ich Ihnen nachher etwas. – Was hat Sie ge-
    ritten, einen großen Teil der Finanzierung auf die Sozial-
    versicherungssysteme abzuwälzen? Daher rührt doch
    die Steigerung der Sozialversicherungsbeiträge.


    (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Und jetzt?)

    Was hat Sie geritten, in diesem Maße in die Verschuldung
    hineinzugehen und damit künftige Generationen zu be-
    lasten?

    Ja, wir hatten einen anderen Vorschlag; Sie werden
    sich daran erinnern können. Im Jahre 1989 haben nicht
    nur die Sozialdemokraten und nicht nur die Gewerk-
    schaften, sondern auch große Teile der Wirtschaft gesagt:
    Lasst die letzte Stufe der Einkommensteuerreform – sie
    trat pünktlich zum Bundestagswahlkampf 1990 in
    Kraft – weg! Wir brauchen dieses Geld – es waren
    25 Milliarden DM aus der letzten Stufe der stoltenberg-
    schen Steuerreform –


    (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Das war wenigstens eine Entlastung!)





    Bundesminister Hans Eichel
    19940


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    für die Kosten, die jetzt bei der Wiedervereinigung
    Deutschlands entstehen. Unser Vorschlag war: Lasst uns
    die Finanzierung solide machen!


    (Widerspruch bei der CDU/CSU – Friedrich Merz [CDU/CSU]: Was behaupten Sie denn da? – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das kann überhaupt nicht stimmen!)


    Sie können also nicht behaupten, es hätte zu der Zeit keine
    Alternative zu Ihrem finanzpolitischen Kurs gegeben.
    Ihre Art der Finanzierung war ein fundamentaler Fehler.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Bartholomäus Kalb [CDU/ CSU]: Haben Sie vor dem 9. November 1989 an die Wiedervereinigung geglaubt?)


    Damit sind wir bei dem Thema, auf welche Weise Sie
    den Aufbau Ost privat finanziert durchgeführt haben. Da
    liegt das zentrale Problem hinsichtlich des Wirtschafts-
    wachstums. Sie haben nämlich mit den Sonderabschrei-
    bungen für den Aufbau Ost – diese haben übrigens in den
    Jahren 1996/97 zum Verfall der Steuereinnahmen geführt;
    Sie mussten Ihren Fehler mit großem Erschrecken erken-
    nen und ihn mit unserer Unterstützung korrigieren –
    zweierlei bewirkt: erstens einen völlig überzogenen Ka-
    pazitätsaufbau der Bauwirtschaft und zweitens ein riesi-
    ges Maß an Fehlallokationen von Kapital, die wir heute
    dadurch bezahlen, dass wir Wohnraum in den ostdeut-
    schen Ländern abreißen müssen. Das ist die Situation, für
    die Sie mit Ihrer nicht durchdachten Aufbaupolitik im
    Osten verantwortlich sind.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Friedrich Merz [CDU/CSU]: Wer saß denn damals im Bundesrat? – JochenKonrad Fromme [CDU/CSU]: Wie haben Sie denn im Bundesrat gestimmt?)


    Das hätte man, wie Sie wissen, viel klüger machen
    können. Unser Vorschlag damals hieß nicht – das sage ich,
    damit auch in diesem Punkt die Alternative klar ist – Son-
    derabschreibungen. Wir wollten das nicht, weil wir der
    Überzeugung waren, dass diese nur die Bezieher großer
    Einkommen geltend machen konnten, die es im Osten
    aber überhaupt nicht gab. Unser Vorschlag hieß vielmehr:
    Lasst uns das über Zulagen machen! Die hätten nämlich
    alle unabhängig von ihrem Einkommen in Anspruch neh-
    men können. Dann wäre der Aufbau Ost ein privates Ver-
    mögensbildungsprogramm Ost geworden und kein Ver-
    mögensbildungsprogramm der Besserverdienenden im
    Westen. Das war unsere Konzeption für den Aufbau Ost.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Joachim Poß [SPD]: Das ist alles im Protokoll nachzulesen, wenn das bezweifelt wird! – Friedrich Merz [CDU/ CSU]: Das ist der alte Klassenkämpfer, der alte Sozialist! – Bartholomäus Kalb [CDU/ CSU]: Es ist eine unglaubliche Leistung, dass der Minister eine halbe Stunde ein Blatt hoch halten kann!)


    Was steckt hinter dem Abstieg? Dahinter steckt das
    Einstampfen der Überkapazitäten, die Sie geschaffen ha-
    ben. Das eigentliche Problem ist: Im vergangenen Jahr hat

    allein die Krise im Baubereich dazu geführt, dass das
    Wachstum um 0,8 Prozent geringer ausgefallen ist. Ohne
    diese Krise hätten wir ein Wachstum von 3,8 Prozent und
    wären damit eindeutig an der Spitze aller großen Länder
    in der Europäischen Union gelegen. Das ist die Situation,
    mit der wir es zu tun haben. Ausdrücklich sage ich – im
    Übrigen hat das auch der BDI, wie Sie wissen, errechnet –:
    Für den Osten ist die Lage noch dramatischer. Denn im
    vorigen Jahr gab es einen Wachstumsverlust von 2 Pro-
    zent. Statt 1,1 wäre ohne diese Krise ein Wachstum von
    3,1 Prozent möglich gewesen.


    (Gerda Hasselfeldt [CDU/CSU]: Kommen Sie einmal zum Haushalt 2002!)


    Der BDI hat noch dramatischere Zahlen für dieses Jahr er-
    rechnet. Die neuesten Statistiken zeigen aber auch, dass
    wir in diesem Bereich jetzt zur Bodenbildung kommen.
    Dieser Teil einer verfehlten Art des Aufbaus Ost, wie Sie
    ihn vorgenommen haben, wird demnächst aus unseren
    Konjunkturdiskussionen verschwinden.


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: So etwas Armseliges als Finanzminister hat es noch nie gegeben! – Dr. Werner Hoyer [FDP]: Das ist nur peinlich!)


    Was haben wir vorgefunden? Im Jahre 1998 einen
    Haushalt mit einer Verschuldung von 28,8 Milliar-
    den Euro bzw. 56,4 Milliarden DM.


    (Dr. Werner Hoyer [FDP]: Jetzt kommt wieder die alte Leier!)


    Dann haben Sie noch Privatisierungserlöse in Höhe von
    20 Milliarden DM eingesetzt. Das mussten Sie, weil Sie
    anderenfalls einen verfassungswidrigen Haushalt vorge-
    legt hätten,


    (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Reden Sie doch einmal über Ihren Haushalt!)


    so wie alle Ihre Haushalte seit 1996 verfassungswidrig im
    Vollzug waren.


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Da hätten Sie die 10 Milliarden gar nicht in Anspruch zu nehmen brauchen!)


    – Sie brauchen sich gar nicht so aufzuregen. Es wird noch
    spannend.


    (Lachen bei der CDU/CSU)

    Jetzt kommen wir einmal zum Vergleich des Haushalts

    1998, also des letzten der vorigen Wahlperiode, mit dem
    Haushalt 2002, mit demjenigen, der in dieser Woche zur
    Verabschiedung ansteht. Zuerst einmal ist festzuhalten:
    Herr Rexrodt, die Konsolidierung ist entgegen all dem, was
    Sie behaupten, über die Ausgabenseite bewerkstelligt wor-
    den. Denn 1998 – das gehörte übrigens zu Ihren Tricks –
    waren die Postunterstützungskassen – dies nur als Bei-
    spiel – und eine Reihe anderer Dinge überhaupt nicht Be-
    standteil des Haushalts.


    (Dr. Peter Struck [SPD]: Ja! So ist es!)

    Das heißt, wir mussten erst einmal alle bestehenden
    Schattenhaushalte in den Haushalt einordnen.




    Bundesminister Hans Eichel

    19941


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Wenn man das tut, dann sieht die Ausgabensituation
    folgendermaßen aus: Sie hatten in 1998 Ausgaben von
    228,7 Milliarden Euro. Wir haben im Jahre 2002 – dabei
    rechne ich die Mittel für das Investitionsfördergesetz ein;
    die Mittel, die durch eine Bilanzverkürzung nicht auf der
    Ausgabenseite angesetzt werden, sondern im Sinne eines
    Einnahmeverzichts berücksichtigt werden, will ich der
    Fairness halber zu Ihren Gunsten einrechnen,


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Herr Poß schaut schon ganz betreten! Der ist völlig entsetzt!)


    und zwar anders, als Sie das früher bei den Kindererzie-
    hungszeiten oder beim Kindergeld getan haben –, berei-
    nigte Ausgaben – um vergleichen zu können – in Höhe
    von 219,3Milliarden Euro. Das heißt, wir haben nunmehr
    im vierten Jahr in Folge geringere Ausgaben, als Sie es im
    letzten Jahr Ihrer politischen Verantwortung gehabt ha-
    ben. Wenn das keine Konsolidierung über die Ausgaben-
    seite ist, was ist dann Konsolidierung über die Ausgaben-
    seite?


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wenn ich dann die NKA und zusätzlich die Priva-
    tisierungserlöse in Höhe von 2,75 Milliarden Euro, die
    wir einstellen, hinzurechne – das hat Herr Metzger zu
    Recht schon deutlich gemacht –, dann ist ein Konsolidie-
    rungserfolg von 30 Milliarden DM in diesen vier Jahren
    zu verzeichnen. Wenn wir diese Politik nicht eingeleitet
    hätten, dann müssten wir heute erklären, dass wir den Eu-
    ropäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt brechen, weil
    wir bereits deutlich über das Kriterium der 3 Prozent Neu-
    verschuldung, bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt, lie-
    gen würden.


    (Hans-Peter Repnik [CDU/CSU]: Das werden Sie am Jahresende sein!)


    Dann hätten Sie den anderen Europäern den Europäischen
    Stabilitäts- und Wachstumspakt aufgedrückt und
    Deutschland wäre das erste Land gewesen, das diesen
    Pakt bricht. Können Sie sich eine solche Politik überhaupt
    vorstellen? Sie hätten sie gemacht.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hans-Peter Repnik [CDU/ CSU]: Sie werden ihn brechen!)


    Deswegen ist zunächst einmal festzuhalten: Wir haben
    eingegriffen und eine Situation geschaffen, mit der wir
    heute, also auch in schwieriger Zeit, umgehen können.


    (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Gar nichts haben Sie gemacht!)


    – Mein Gott, sind Sie unruhig! Es kommt noch mehr!
    Wir haben doch nicht nur einen Konsolidierungserfolg

    von 30 Milliarden DM zu verzeichnen. In diesem Bun-
    deshaushalt stecken Steuerentlastungen in Höhe von
    25 Milliarden Euro im Vergleich zum Haushalt 1998, den
    Sie zu verantworten hatten.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Friedrich Merz [CDU/CSU]: Davon merkt nur keiner was!)


    Das macht bereits rund 80 Milliarden DM an Umstruktu-
    rierungen im Haushalt.


    (Hans-Peter Repnik [CDU/CSU]: Aber ihr habt die Falschen entlastet!)


    Am Ende dieser Wahlperiode – zum Beispiel das ist in
    diesen 25 Milliarden Euro enthalten – wird eine vierköp-
    fige Familie 1 920 DM netto mehr Kindergeld haben.


    (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Das zocken Sie durch die Ökosteuer wieder ab!)


    Das ist für eine Verkäuferin das 13. Monatsgehalt. Auch
    das ist Teil dieser Bilanz.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lothar Mark [SPD]: Das ist Familienpolitik!)


    Außerdem ist es so, dass der Handwerksmeister und
    der Einzelhändler am Ende dieser Wahlperiode de facto
    keine Gewerbesteuer mehr zahlen müssen. 50 Jahre lang
    hat der deutsche Mittelstand das gefordert, von dieser
    Bundesregierung unter Rot-Grün hat er es bekommen. Sie
    haben das nie geschafft!


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hans-Peter Repnik [CDU/ CSU]: Und über die AfA-Tabelle holt ihr es wieder rein!)


    In den Steuerentlastungen in diesem Haushalt steckt
    eine Absenkung des Eingangssteuersatzes von 25,9 Pro-
    zent – das war Ihr Haushalt 1998 – auf 19,9 Prozent. In
    diesem Haushalt steckt auch eine Erhöhung des Grund-
    freibetrages von damals 12 300 DM auf jetzt 14 100 DM.

    Das alles – das sage ich jetzt an die PDS gewandt, weil
    sie es angesprochen hat – sind konkrete soziale Maßnah-
    men zur Verbesserung der Situation der Bezieher kleiner
    Einkommen und der Familien. Das ist unsere Politik.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf des Abg. Roland Claus [PDS])


    In diesem Haushalt stecken auch – anders, als Sie be-
    haupten – mehr Investitionen als 1998.


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Wie bitte?)

    Ich rate, dass wir uns im Haushaltsausschuss gelegentlich
    ein bisschen genauer über das Thema Investitionen unter-
    halten. Denn in diesen Investitionen – Herr Metzger hat es
    Ihnen vorgerechnet – stecken mehr Mittel für den
    Straßenbau, für den Gleiswegebau, für den Verkehr ins-
    gesamt. Die wirklichen Investitionen sind höher als vor-
    her.


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Woher soll das kommen?)


    Das Investitionsförderungsgesetz haben wir übrigens
    gestern noch einmal im Finanzplanungsrat beraten. Tun
    Sie bitte Ihren eigenen Finanzministern in den ostdeut-
    schen Ländern nicht Unrecht. Sie wollen, dass alles nach
    wie vor investiv eingesetzt wird. Sie haben nur eine Bitte:
    Sie wollen in den ostdeutschen Ländern selber entschei-
    den können. Deswegen sind wir der Vorstellung gefolgt,




    Bundesminister Hans Eichel
    19942


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    die Investitionsfördermittel in Sonder-Bundesergän-
    zungszuweisungen umzuwandeln, was nichts anderes
    heißt als eine Stärkung der Entscheidungskompetenz der
    ostdeutschen Länder. Das ist ein kleiner, aber wichtiger
    Schritt auf dem Weg zu mehr föderaler Aktivität in
    Deutschland und das finde ich vernünftig. Das sollten Sie
    nicht denunzieren.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    In diesem Haushalt steckt eine Erhöhung des For-
    schungsetats gegenüber dem 98er-Haushalt um 15,5 Pro-
    zent. Dabei ist das ausgelagerte BAföG gar nicht einge-
    rechnet, dann sind es sogar 20 Prozent.


    (Lothar Mark [SPD]: Hört! Hört!)

    Das ist eine zukunftsgerichtete Investition.

    Es sind auch 2 Milliarden DM für das JUMP-Pro-
    gramm enthalten. 332 000 Jugendliche, Herr Rexrodt,
    haben es inzwischen in Anspruch genommen. Wir haben
    auch erreicht, dass 40 000 zusätzliche Ausbildungsplätze
    entstanden sind, was Sie nie erreicht haben. In den letzten
    beiden Jahren war das Ausbildungsplatzangebot in
    Deutschland höher als die Nachfrage. Wir haben die Be-
    nachteiligung junger Leute abgebaut. Wir haben regionale
    Probleme, das stimmt; aber wir haben zum ersten Mal
    wieder einen Ausgleich und in der Bilanz sogar einen
    Überschuss geschafft.

    Darin steckt natürlich auch die Rentenreform. Dazu
    will ich Ihnen etwas sagen. Dieses Thema hat auf dem eu-
    ropäischen Kontinent unter den Großen nur Deutschland
    angepackt und bewältigt – Frankreich nicht, Italien nicht
    und Spanien nicht. Sie werden das alle noch tun müssen.
    Die bedeutende strukturelle Entscheidung war, dass wir
    neben die umlagefinanzierte Rente eine zusätzliche, pri-
    vat finanzierte Vorsorge stellen, die wir übrigens bei den
    kleineren Einkommen stärker fördern, als es durch den
    Arbeitgeberbeitrag geschehen wäre. Darauf muss ich hin-
    weisen. Deswegen ist das, was wir an dieser Stelle tun,
    auch sozial gerechtfertigt.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Rexrodt, Sie beklagen die höheren Bundeszu-
    schüsse zur Rentenversicherung. Ich komme noch einmal
    darauf zurück, dass wir uns dem Problem der alternden
    Gesellschaft werden stellen müssen.


    (Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Sag ich doch!)

    Auch Sie haben das getan. Deswegen rate ich immer wie-
    der dazu, dass wir nur über das streiten, was man ange-
    sichts des Handelns streitig stellen kann. Sie haben die
    Mehrwertsteuer um 1 Prozent erhöht. Wir haben das un-
    terstützt, um zu verhindern, dass der Rentenversiche-
    rungsbeitrag von 20,3 Prozent auf über 21 Prozent steigt.
    Das haben wir noch vor der Bundestagswahl gemacht; die
    Erhöhung ist zum 1.April 1998 in Kraft getreten. Der ein-
    zige Unterschied ist, dass Sie eine allgemeine Verbrauch-
    steuer und wir eine spezielle Verbrauchsteuer erhoben ha-
    ben. Darüber können Sie streiten, aber mehr steckt nicht
    dahinter.

    Es ist übrigens richtig, an dieser Stelle die Steuerfinan-
    zierung zu verstärken, weil wir damit zwei Dinge errei-
    chen: Wir stabilisieren die Rentenversicherung und – das
    ist die Wahrheit – wir subventionieren die Beiträge, weil
    – darin sind wir uns einig – zu hohe Lohnnebenkosten
    falsch sind.


    (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Sie schwächen auf diese Art und Weise die finanzielle Kraft!)


    Wir haben nicht den Fehler gemacht, die Gesund-
    heitsreform erst am Ende dieser Wahlperiode zu präsen-
    tieren. Wir haben es am Beginn getan und Sie haben sie
    seinerzeit im Bundesrat blockiert. Deswegen wird Frau
    Kollegin Schmidt ganz am Anfang der nächsten Wahlpe-
    riode das Thema wieder ansprechen. Hoffentlich werden
    Sie – so wie beim vorigen Mal – dann nicht alles gleich
    wieder blockieren.


    (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Sie haben alles rückgängig gemacht! – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Da kann man nur sagen: Schuster, bleib bei deinem Leisten!)


    Das Antiterrorpaket ist enthalten. Wer allerdings be-
    hauptet, dass die kleine Erhöhung der Tabak- und der Ver-
    sicherungsteuer irgendeine konjunkturelle Bedeutung
    habe,


    (Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Ein falsches Signal!)


    der – da kann man sich nur an den Kopf fassen – kann das
    wohl nicht wirklich ernst gemeint haben.

    Meine Damen und Herren, damit komme ich zu dem
    entscheidenden Punkt, nämlich der Arbeitslosigkeit.


    (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Ja, dazu möchten wir etwas hören! Dass war die Messlatte!)


    Zunächst einmal möchte ich festhalten: Am Ende dieser
    Wahlperiode dieses Bundestages sind alle Daten für die
    Familien, die Arbeitnehmer und die Unternehmen


    (Gerda Hasselfeldt [CDU/CSU]: Schlechter als vorher!)


    – soweit es den öffentlichen Haushalt betrifft – weitaus
    besser, als Sie am Ende der letzten Wahlperiode des Bun-
    destages gewesen sind.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Friedrich Merz [CDU/CSU]: Gesundbeterei! Nicht wirklichkeitsbezogen!)


    Das heißt, dass wir in einer sehr schwierigen Lage weit-
    aus bessere Rahmenbedingungen haben. Das ist der Sach-
    verhalt


    (Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Das sieht Ihr Vorgänger anders!)


    Meine Damen und Herren, nun komme ich zur Be-
    schäftigung: In der Bilanz weisen wir 1,2 Millionen so-
    zialversicherungspflichtige Beschäftigte mehr auf.


    (Hans-Peter Repnik [CDU/CSU]: Nicht einen Arbeitsplatz mehr!)





    Bundesminister Hans Eichel

    19943


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Es ist wahr, dass die Entwicklung im Moment zum Still-
    stand gekommen ist. Noch im dritten Quartal hatten wir
    einen zusätzlichen Aufbau von 19 000 Stellen. Seit unse-
    rem Regierungsantritt gibt es – bis jetzt – 1,2 Millionen
    sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mehr.


    (Gudrun Kopp [FDP]: Schwarzarbeit!)

    Auch wenn davon ein Teil wieder verloren geht, werden
    wir den allergrößten Teil behalten. Im nächsten Septem-
    ber wird unsere Bilanz ein ganz starkes Plus in der
    Beschäftigung ausweisen. Dies gilt für den Zeitraum ab
    Anfang der Wahlperiode – bzw. dem Ende Ihrer Regie-
    rungszeit – bis zu unserer Wahl im September nächsten
    Jahres. Genauso wird es sein.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Dass dabei die Arbeitslosigkeit nicht so zurückgegan-
    gen ist, wie wir es gerne gewollt hätten, ist gänzlich un-
    bestreitbar. Der Rekordhalter sind und bleiben aber Sie;
    denn bei Ihnen gab es im Februar – das ist immer der Mo-
    nat mit der höchsten Arbeitslosigkeit – 1998 4,83 Milli-
    onen Arbeitslose. Die Arbeitslosenzahl im Februar nächs-
    ten Jahres wird mit Gewissheit eine halbe Million und
    deutlich mehr darunter liegen.


    (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Nachdem die Statistik verändert wurde! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Auch wieder ein Trick!)


    Auch das ist wahr. Das heißt, dass in Deutschland das
    erste Mal nach dem Krieg die Sockelarbeitslosigkeit nach
    einer wirtschaftlichen Krise deutlich niedriger sein wird
    als vorher.


    (Zuruf von der FDP: Eine peinliche Bilanz!)

    Bis dahin galt das Gesetz, dass man aus jeder Krise mit ei-
    ner höheren Arbeitslosigkeit herauskommt. Es ist das
    erste Mal, dass dieses Gesetz nicht mehr gilt. Wir haben
    nicht so viel erreicht, wie wir wollten, aber wir haben eine
    deutlich bessere Politik betrieben, als Sie sie in Ihren
    16 Jahren jemals zuwege gebracht haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Friedrich Merz [CDU/CSU]: Nach dem alten Strickmuster! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Er hat seinen Zettelkasten aufgemacht! – Zuruf von der FDP: Das ist der blanke Zynismus!)


    Im Übrigen wissen wir auch alle, woran es liegt.
    Schauen Sie sich einmal Europa an. Auch diese Daten
    werde ich Ihnen gerne zur Verfügung stellen.


    (Lachen bei der CDU/CSU)

    – Sie werden sich schon mit Fakten beschäftigen müssen,
    statt mit Sprüchen, die Sie sich ausgedacht haben und zu
    denen Ihre Werbeagenturen Ihnen gesagt haben, dass sie
    sehr wirkungsvoll seien. – Faktum ist ein Abbau beim
    Bau. Faktum ist auch, dass es in der DDR eine nicht
    wettbewerbsfähige Wirtschaft gab; die großen Indus-
    triebetriebe gingen, nachdem Sie über Nacht dem Wett-
    bewerb der Weltwirtschaft ausgesetzt wurden, kaputt. Das

    werfe ich Ihnen übrigens nicht vor. Das war politisch gar
    nicht zu vermeiden. Die Osterweiterung der Europäischen
    Union werden wir so aber nicht durchführen. Wir werden
    die Grenzen erst öffnen, wenn es in Polen und in den an-
    deren Ländern eine wettbewerbsfähige Wirtschaft gibt.
    Diesen Anpassungsschock, der in Deutschland unver-
    meidlich war, wollen wir dort nicht wieder erleben.

    Ich komme zum öffentlichen Dienst und zu dem, was
    im Wesentlichen Folge der alten SED-Herrschaft ist: Es
    gibt einen völlig überbesetzten öffentlichen Dienst.


    (Lachen bei der PDS)

    Das ist eine der großen Wachstumsbremsen in den ost-
    deutschen Ländern.


    (Zuruf von der FDP: Das war der erste richtige Satz!)


    Sie wissen selber: Dort, wo Sie in der Regierung sind oder
    wo Sie die Regierung mittragen, bauen Sie sie auch ab.


    (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie bauen den Filz aber aus!)


    Deswegen sollten Sie die Ehrlichkeit haben, das an dieser
    Stelle auch zu sagen.

    Wenn ich mir den Wachstumssektor und die Dienstleis-
    tungen ansehe, dann erkenne ich, dass Deutschland über
    dem Durchschnitt der Europäischen Union liegt. Der Zu-
    wachs an Zukunftsarbeitsplätzen ist bei uns weitaus höher
    als in allen anderen großen Ländern der Europäischen
    Union. Das ist unsere Bilanz.

    Ich will eines einräumen: Das eignet sich im Moment
    schwer für Schlagworte. Meine Damen und Herren, es ist
    aber weitaus besser als das, was Sie in Ihrer Zeit zuwege
    gebracht haben.


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist falsch!)


    Das Jahr 2002, das schwierig wird, wird ein weitaus bes-
    seres Jahr sein als das Jahr 1998, in dem Sie zu Recht aus
    der Regierung abgewählt worden sind.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU)


    Konsolidierung heißt – das kann man an diesem Haus-
    halt sehen –, weniger Schulden zu machen. Konsolidie-
    rung heißt, den Bürgern und den Unternehmen mehr Geld
    für Nachfrage und Investitionen in der Tasche zu lassen.
    Konsolidierung heißt auch, den Haushalt auf die Zukunft
    auszurichten, statt mit ihm vergangene Schulden zu fi-
    nanzieren. Das ist es, was wir mit unserer Haushaltspoli-
    tik geschafft haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Dies wirkt natürlich auch konjunkturell. Wir betreiben
    keine Konjunkturpolitik – darauf habe ich gerade hinge-
    wiesen und dies will ich noch einmal deutlich machen –,
    aber unser Haushalt wirkt zugunsten der Konjunktur.
    Er beinhaltet zum allerersten Mal einen verlässlichen
    finanzpolitischen Kurs, weil per Gesetz Steuersenkun-
    gen bereits für zwei Wahlperioden verankert sind. Und




    Bundesminister Hans Eichel
    19944


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    das ist das Beste, was für die Investitionsbereitschaft von
    Bürgern und Unternehmen überhaupt gemacht werden
    kann; denn sie müssen langfristig wissen, worauf sie sich
    verlassen können.

    Eine solide Ausgabenwirtschaft, die alleine die Garan-
    tie dafür ist, dass nicht wieder richtig in den Steuer-
    erhöhungstopf gegriffen werden muss, ist die zweite
    verlässliche Planke unseres Haushalts.


    (Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Die dritte Planke ist die Verbesserung der Ausgabenstruk-
    tur. Sie haben uns doch die Schulden und die damit ver-
    bundenen hohen Zinsen hinterlassen. Gleich hinter den
    Ausgaben für die Renten, was Sie, Herr Rexrodt, immer
    kritisieren, findet sich doch der Block „Zinsen“ mit mehr
    als 20 Prozent des Haushaltes. Es gibt in Deutschland kei-
    nen Haushalt, der so überschuldet ist wie der Bundes-
    haushalt und deswegen so wenig Spielraum für Zukunfts-
    investitionen lässt. Das ist Ihr Erbe, an dem wir zu
    knabbern haben und das wir abarbeiten.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    In diesem Haushalt sind für das Jahr 2002 Steuerent-
    lastungen von fast 19 Milliarden DM festgeschrieben.
    Ein Teil wird aus der Steuerreform 2000 kassenwirksam;
    dies haben wir dieses Jahr eingeleitet und dies wird im
    nächsten Jahr zu echten Entlastungen führen. Hinzu
    kommt die Erhöhung des Kindergeldes; das sind über
    5 Milliarden DM. Die AfA-Tabellenwerden sich auswir-
    ken, ebenso weitere ergriffene Maßnahmen. Es geht ins-
    gesamt um knapp 19 Milliarden DM bzw. fast 0,5 Prozent
    des Bruttoinlandsproduktes und damit um eine Absen-
    kung der Steuerquote. – Im Übrigen sind die Entlastungen
    so hoch, wie es die Wirtschaftsforschungsinstitute ihrer-
    seits gefordert haben, ohne dass sie aber zur Kenntnis ge-
    nommen haben, dass dies durch diesen Haushalt ge-
    schieht.

    Neu ist das Projekt „Stadtumbau Ost“. Dieses Inves-
    titionsprogramm wird voll durch die Zinsersparnisse, die
    wir aufgrund der Schuldentilgung durch die Erlöse aus
    den Versteigerungen der UMTS-Lizenzen erzielt haben,
    finanziert. Zu nennen ist auch, was wir im Bereich der
    KfW und durch unsere Ausgabenprogramme machen.

    Schließlich gehört hinzu – das ist auch Teil unserer Fi-
    nanzpolitik –, dass der Osten selber mit dem Solidar-
    pakt II von jetzt an gerechnet für fast 20 Jahre Planungs-
    sicherheit für die Schließung der Infrastrukturlücke hat.
    Der Bundesrechnungshof hat kritisiert, dass wir die Be-
    träge so hoch angesetzt haben und dass wir so langfristig
    planen. Diese Kritik des Bundesrechnungshofes halte ich
    aber für falsch. Es ist doch gerade umgekehrt: Eine lang-
    fristige Planung schafft Sicherheit. Das ist die einzige Ga-
    rantie dafür, dass es mit dem Aufbau Ost weitergeht. Das
    ist ein wesentliches Ergebnis dieser Politik.


    (Beifall bei der SPD)

    Ich nenne auch das Job-Aqtiv-Programm. Ab dem

    1. Januar wird es eine große Vermittlungsinitiative geben.
    In den Arbeitsämtern stehen zusätzlich 3 000 Vermittler,
    also ein Drittel mehr als bisher, zur Verfügung; denn es

    gibt neben der hohen Arbeitslosigkeit 400 000 freie Stel-
    len. Wenn die Wirtschaft Recht hat, und auch der Kollege
    Riester, dann sind es sogar 1,5 Millionen. Diese freien
    Stellen müssen uns aber bekannt sein. Dann können wir
    alles tun, damit diejenigen, die keine Arbeit haben, dort-
    hin vermittelt werden. Jedenfalls wird die Arbeitsverwal-
    tung, die in unserer Verantwortung steht, hier ihr Mög-
    lichstes tun.

    Kurzum: Wir legen uns krumm, um alles für den Ab-
    bau der Arbeitslosigkeit und somit den Anstieg der Be-
    schäftigung zu tun. Die Weltwirtschaft kann die Wirt-
    schaft eines einzelnen Landes nicht aushebeln. Das ist
    eine Illusion und die Menschen in diesem Land wissen
    dies. Mit dieser Propaganda werden Sie keinen Erfolg
    haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Im Übrigen: Wir „sparen“ keiner abflauenden Kon-
    junktur hinterher; das wäre in der Tat ein fundamentaler
    Fehler. Die automatischen Stabilisatoren entfalten ihre
    Wirkung. Dies würde ich aber viel beruhigter sagen, wenn
    wir eine bessere Haushaltssituation hätten. Wir haben sie
    aber nicht. Hätten Sie 1995/96 mit der Konsolidierung
    begonnen, die wir 1999 eingeleitet haben, dann könnten
    wir diese Situation beruhigter angehen, als das gegenwär-
    tig der Fall ist. Das ist wohl richtig.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Zu Ihren Vorschlägen muss man nicht mehr viel sa-
    gen. Es waren die klassischen: Schulden machen. Dies ist
    etwas, was Sie zuverlässig beherrschen. Dies haben Sie
    zuverlässig auch immer wieder in Ihren Programmen ste-
    hen. Sie haben keine Einsparvorschläge, sondern nur Aus-
    gabenvorschläge gemacht, sogar noch zusätzliche Sub-
    ventionen geplant. Denn um was handelt es sich sonst,
    wenn man bei der Landwirtschaft noch einmal etwas
    drauflegt – um einmal ein Beispiel zu nennen –, wenn
    nicht um Subventionen? Das ist übrigens das genaue Ge-
    genteil dessen, was wir in der WTO und in der Europä-
    ischen Union tatsächlich machen müssen.

    Außerdem haben Sie vorgeschlagen, die Steuerreform
    vorzuziehen. Hier gab es übrigens einen kläglichen Rück-
    marsch. Frau Merkel ist heute nicht da.


    (Joachim Poß [SPD]: Frau Merkel hat sich vorsichtshalber zurückgezogen!)


    Wenn ich mir das Zehnpunkteprogramm ansehe, stelle ich
    fest: Angefangen hat es mit dem Vorschlag, alle Stufen
    von 2005 auf 2002 vorzuziehen. Dann hat Herr Stoiber
    dazu gesagt – es war Frau Merkel richtig anzusehen, wie
    konsterniert sie war –, dies sei wohl doch nicht zu bezah-
    len. Man könne dies also nicht machen, sondern allenfalls
    eine Stufe vorziehen. Heute heißt es dazu: „CSU rudert
    bei Steuerreform zurück!“

    Gestern fand die Sitzung des Finanzplanungsrates
    statt. Von den acht Finanzministern, die Ihrer Partei an-
    gehören, waren fünf da. Dass Herr Faltlhauser nicht ge-
    kommen ist, kann ich verstehen. Denn angesichts der Ver-
    sprechungen von Herrn Stoiber würde er vielleicht im




    Bundesminister Hans Eichel

    19945


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Finanzplanungsrat gefragt, wie das denn in die Planungen
    der öffentliche Haushalte passe. Die meisten anderen wa-
    ren aber da.

    Ich sage Ihnen eines: Niemand hat von irgendwelchen
    Steuersenkungen gesprochen. Sie haben im Gegenteil
    vielmehr versucht, die Debatte ganz schnell von der Fi-
    nanzpolitik weg in eine andere Richtung zu lenken. Sie
    haben auch ausdrücklich gesagt, dass wir den Konsoli-
    dierungskurs konsequent fortsetzen müssen. Das haben
    übrigens alle 16 unterschrieben.


    (Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha, sehr interessant! – Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hört! Hört! Die sind ja ganz ruhig da drüben!)


    Das ist sogar – falls das jemandem entgangen sein sollte –
    Wochen vorher verabredet und gestern einstimmig so be-
    schlossen worden. Das waren alle Länderfinanzminister.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Joachim Poß [SPD]: Sehr vernünftige Leute! – Zurufe von der CDU/CSU)


    Ich frage mich, welche Debatten Sie hier eigentlich
    führen. Jeder Finanzminister könnte sogar – es traut sich
    nur keiner, weil er dann seinen Ruf verliert – im Bundes-
    rat einen Antrag stellen: Ablehnung gesichert. Auf die
    Frage, was Ihr Konzept sonst noch zu bieten hat, gibt es
    nur eine Antwort: Nichts!


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich sage noch eines – allerdings ist Herr Brüderle heute
    nicht da –: Auf die Idee, dass die Finanzämter, statt Geld
    für unsere gemeinsamen öffentlichen Belange einzutrei-
    ben, zukünftig Schecks ausstellen sollen,


    (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, das ist genial!)


    muss ein liberaler Politiker, der immer sagt, der Staat solle
    sich raushalten, erst einmal kommen!


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Typische Schnapsidee! – Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er hat bei Grimms Märchen nachgelesen!)


    Dazu gehört noch die tolle Vorstellung, dass der Bund die
    Verluste, die dadurch entstehen, dass die Aktienkurse sin-
    ken, ausgleichen soll.


    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weiter so! – Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Jetzt sind sie endlich aufgewacht! – Gegenruf des Abg. Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Und ihr schlaft ein! – JochenKonrad Fromme [CDU/CSU]: Das ist auch eine Rede zum Einschlafen!)


    Das war schon eine beachtliche Leistung. Ich kann ver-
    stehen, dass Herr Brüderle heute nicht gekommen ist.


    (Jürgen Koppelin [FDP]: Das müssen wir zurückweisen!)


    Maastricht-Kriterien:Herr Brüderle war der einzige,
    der es gewagt hat, zu sagen, diese Kriterien könne man
    auch verletzen. An dieser Stelle wird es allerdings ernst,
    denn dies ist etwas, was niemand verantworten kann. Hier
    bin ich mit dem Kollegen Waigel, der jetzt nicht mehr da
    ist, dies aber deutlich gesagt hat, einverstanden. Denn wer
    das einmal zulässt – und dann auch noch von der größten
    Volkswirtschaft in der Europäischen Union –, der wird
    lange rudern müssen, bis unsere gemeinsame Währung an
    den internationalen Kapitalmärkten wieder Boden unter
    die Füße bekommt. Das geht aber nicht. Da hört der Spaß
    gänzlich auf.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Sie würden sich wundern, wenn Sie einmal über Ihre
    eigene Europatauglichkeit nachdenken würden. Wo sind
    Sie eigentlich hingekommen, nachdem sich Helmut Kohl
    manchmal gewiss etwas zu großzügig mit dem Geld, aber
    ansonsten intensiv um Europa gekümmert hat?


    (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Das müssen Sie gerade sagen!)


    Wo sind Sie eigentlich hingekommen, dass Ihnen das
    vollkommen wurscht geworden ist? Angesichts Ihrer Vor-
    schläge gilt das auch dafür, was aus dem Europäischen
    Stabilitäts- und Wachstumspakt, was aus der Glaubwür-
    digkeit der Koordinierung der Wirtschaftspolitiken, was
    aus der Glaubwürdigkeit der Koordinierung der Finanz-
    politiken wird.


    (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Reden Sie doch nicht so daher! Das ist doch Unfug!)


    Wo sind Sie eigentlich hingekommen, wenn Ihnen das
    völlig gleichgültig ist?


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Friedrich Merz [CDU/CSU]: Wo ist denn eigentlich Ihr großer Europäer Fischer?)


    Ich freue mich doch – ich sage das ausdrücklich –, dass
    einer in der Wirtschaft die Frage der Solidität richtig hoch
    gehalten hat: Herr Braun. Wir sind nicht immer einer
    Meinung, aber ich stimme Ihnen zu, wenn Sie sagen – Sie
    haben das heute noch einmal gesagt –: Ich bin für einen
    Konsolidierungskurs. Wer A sagt, muss auch B sagen.
    Dann kann man nicht noch die Steuerreform weiter vor-
    ziehen. Das eine und das andere passen nicht zusammen.
    Das gilt auch für manches, was Sie in einer einzigen Rede
    unterbringen, meine Damen und Herren.

    Es wird nicht dabei bleiben. Wir werden viel zu tun ha-
    ben. Wir sind große Schritte mit unseren Strukturrefor-
    men in der Steuerreform, in der Haushaltskonsolidierung,
    in der Rentenreform, in der Reform der Pensionen des öf-
    fentlichen Dienstes gegangen. Hier können Sie noch zu-
    stimmen, wenn ich das richtig im Kopf habe. Sie ist noch
    nicht durch den Bundestag gegangen. Ich bin auf Ihr Ver-
    halten sehr gespannt.

    Sie werfen uns vor, auf der Ausgabenseite nicht zu
    konsolidieren. Jedes Mal aber, wenn wir das tun und dafür
    Prügel in Form von Demonstrationen einstecken, dann




    Bundesminister Hans Eichel
    19946


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    stellen Sie sich auf die andere Seite und hetzen gegen uns.
    Sie sagen, dass wir den Beamten etwas wegnehmen, ob-
    wohl wir nur das übertragen, was wir in der sozialen Ren-
    tenversicherung bereits haben. Das ist ein ziemlich schä-
    biges Spiel und das Ende jeder Glaubwürdigkeit Ihrer
    Finanzpolitik.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir werden weiter arbeiten müssen. Das werden wir
    auch tun, damit hier überhaupt keine Zweifel bestehen:
    mit der Gesundheitsreform, der Zusammenführung von
    Arbeitslosen- und Sozialhilfe, die Walter Riester für den
    Anfang der nächsten Wahlperiode angekündigt hat, der
    Gemeindefinanzreform, die nicht dazu führt, dass der
    Bund mehr Geld gibt,


    (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Warum machen Sie es denn nicht? Sie wollten es doch in dieser Legislaturperiode machen! Sie haben doch drei Jahre nichts getan!)


    sondern dazu, dass die Gemeinden stetigere Einnahmen
    haben und keine prozyklische Finanzpolitik machen. Da-
    rauf wird es ankommen. Weiter werden wir offensiv in
    den europäischen Binnenmarkt – Finanzdienstleistungen,
    Energiemarkt und andere Bereiche – hineingehen. Glei-
    ches gilt für die Stärkung des Welthandels durch die
    WTO.

    Auf den Staat alleine kommt es nicht an. Dieser macht
    unheimlich viel.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Er macht gar nichts!)


    Dafür legen wir uns krumm. Aber es sind auch ein paar
    andere an der Reihe. Bei der Lohnpolitik, die in Deutsch-
    land bisher sehr vernünftig gelaufen ist, habe ich keinen
    Anlass, anzunehmen, dass das künftig anders sein wird.
    Zum anderen sage ich ausdrücklich: Es ist fantasielos, in
    einer solchen Situation über einen größeren Stellenabbau
    nachzudenken, statt zum Beispiel wie VW zu versuchen,
    durch Einführung anderer Arbeitszeitmodelle keine Leute
    zu entlassen; denn der nächste Aufschwung kommt in je-
    dem Falle. Dann wird man froh sein, wenn man verdiente
    und qualifizierte Leute hat.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Auch die Geldpolitik spielt ihren Part. Sie spielt ihn
    nur, weil die Fiskalpolitik mit dem Konsolidierungskurs
    glaubwürdig bleibt. Die Europäische Zentralbank hätte
    keinen Moment daran gedacht, die Zinsen zu senken,
    wenn sie nicht die Gewissheit hätte, dass wir glaubwürdig
    auf Konsolidierungskurs bleiben.

    Es gibt neben allen negativen Signalen, die ich keinen
    Moment bestreiten will und deren Zahl im Moment
    größer wird, auch positive Signale. Aber es ist auch eine
    Frage, wie wir uns dazu stellen: Nehmen wir die positiven
    Signale überhaupt nicht zur Kenntnis oder versuchen wir,
    sie zu kommunizieren? Wer den Ölpreis von vor einem
    Jahr mit dem von heute vergleicht, der merkt, dass es da-
    mals zu einem großen Kaufkraftentzug kam und jetzt al-

    leine der gesunkene Ölpreis zu einem eigenen Konjunk-
    turprogramm führt.


    (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Ja und? Das waren doch nicht Sie! Was stecken Sie sich denn da für Federn an den Hut?)


    Wer sich die Preissteigerungsrate und ihren Rückgang
    ansieht, der wird feststellen, dass wir bei den Verbrau-
    cherpreisen inzwischen bei 1,4 Prozent sind. Das ist die
    Wirklichkeit. Das heißt, hier kann die Steuerreform ihren
    Teil bewirken. Die Kapitalkosten sind niedrig. Bei der
    Einschätzung der Situation muss man zwar vorsichtig
    sein, aber die Stimmung auf den Aktienmärkten ist nicht
    negativ.

    Wenn ich mir den Autoabsatz im Oktober ansehe – wir
    waren bis zum 11. September beim Autoabsatz auf einem
    stetigen Erholungskurs –, dann kann ich ein Plus von
    9,6 Prozent beim Absatz im Oktober im Vergleich zum
    Vorjahresmonat erkennen. Das ist in der Tat ein gewalti-
    ger Erfolg.

    Es gibt also auch positive Zeichen. Der Turn-around
    wird kommen. Keiner weiß zwar genau, wann dies sein
    wird, aber alle rechnen damit, dass das nächste Jahr bes-
    ser als dieses wird.

    Lassen Sie mich zum Schluss sagen: Wir sind auf ei-
    nem guten Kurs. Wir sind damit am Ende


    (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Sie sind am Ende! – Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    dieser Wahlperiode des Deutschen Bundestages in einer
    weitaus besseren Situation als Sie, als Sie 1998 zu Recht
    abgewählt worden sind.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Deswegen stellen wir uns mit großem Vertrauen dem
    Wählervotum im September des nächsten Jahres.


    (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Besser früher!)

    Sie werden weitere vier Jahre auf den Oppositionsbänken
    zubringen müssen, weil Sie bisher nichts gelernt haben.


    (Anhaltender Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Friedrich Merz [CDU/CSU]: Das war Hans Guckindieluft!)