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    Nachträgliche Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeordneten Franziska Eichstädt-Bohlig 18231 A Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 18231 A Begrüßung des Vizepräsidenten des Bundes- rechnungshofes, Dr. Dieter Engels . . . . . . . 18256 D Informationen über Anschläge auf Ziele in den USA . . . . . . . . . 18282 D, 18286 B,C Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2002 (Haushaltsgesetz 2002) (Drucksache 14/6800) . . . . . . . . . . . . . 18231 D b) Unterrichtung durch die Bundes- regierung: Finanzplan des Bundes 2001 bis 2005 (Drucksache 14/6801) . . . . . . . . . . . . . 18232 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses – zu dem Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Entlastung der Bundes- regierung fürdas Haushaltsjahr1999 – Vorlage der Haushaltsrechnung und Vermögensrechnung des Bundes (Jahresrechnung 1999) – zu der Unterrichtung durch den Bun- desrechnungshof: Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2000 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung (einschließlich der Feststellungen zur Jahresrechnung des Bundes 1999) (Drucksachen 14/3141, 14/4226, 14/4571 Nr. 1.2, 14/6521) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18232 A Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 18232 B Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 18245 B Joachim Poß SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18249 C Dr. Günter Rexrodt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 18253 B Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 18256 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . 18261 B Dr. Christa Luft PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18262 A Hans Georg Wagner SPD . . . . . . . . . . . . . . . 18264 B Peter Rauen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 18269 C Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 18272 D Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . . . . 18275 A Dr. Barbara Höll PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18276 A Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD . . . . . . 18277 A Gerda Hasselfeldt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 18280 C Hans-Eberhard Urbaniak SPD . . . . . . . . . . . 18282 D Hans Jochen Henke CDU/CSU . . . . . . . . . . . 18284 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18286 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 18287 A Plenarprotokoll 14/185 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 185. Sitzung Berlin, Dienstag, den 11. September 2001 I n h a l t : Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung – des Entwurfs eines Gesetzes über die Fest- stellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2002 (Haushaltsgesetz 2002) – der Unterrichtung: Finanzplan des Bundes 2001 bis 2005 (Tagesordnungspunkt 1 a und b) Uta Titze-Stecher SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18287 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2001II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2001
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2001 Hans Jochen Henke 18286 (C) (D) (A) (B) 1) Anlage 2 2) Die Rede lag bei Redaktionsschluss nicht vor. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2001 18287 (C) (D) (A) (B) Behrendt, Wolfgang SPD 11.09.2001** Bohl, Friedrich CDU/CSU 11.09.2001 Bühler (Bruchsal), CDU/CSU 11.09.2001** Klaus Deligöz, Ekin BÜNDNIS 90/ 11.09.2001 DIE GRÜNEN Doss, Hansjürgen CDU/CSU 11.09.2001 Ernstberger, Petra SPD 11.09.2001*** Forster, Hans SPD 11.09.2001 Götz, Peter CDU/CSU 11.09.2001 Hauer, Nina SPD 11.09.2001 Hörster, Joachim CDU/CSU 11.09.2001 Dr. Hornhues, CDU/CSU 11.09.2001** Karl-Heinz Klemmer, Siegrun SPD 11.09.2001 Knoche, Monika BÜNDNIS 90/ 11.09.2001 DIE GRÜNEN Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 11.09.2001 Dr. Lippelt, Helmut BÜNDNIS 90/ 11.09.2001* DIE GRÜNEN Nolte, Claudia CDU/CSU 11.09.2001 Raidel, Hans CDU/CSU 11.09.2001*** Rehbock-Zureich, SPD 11.09.2001 Karin Dr. Schäfer, Hansjörg SPD 11.09.2001 Schloten, Dieter SPD 11.09.2001*** Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 11.09.2001** Hans Peter Schütz (Oldenburg), SPD 11.09.2001 Dietmar Stöckel, Rolf SPD 11.09.2001*** Dr. Süssmuth, Rita CDU/CSU 11.09.2001 Thiele, Carl-Ludwig FDP 11.09.2001 Vogt (Pforzheim), Ute SPD 11.09.2001 Wistuba, Engelbert SPD 11.09.2001 Wolff (Wolmirstedt), SPD 11.09.2001 Waltraud Zierer, Benno CDU/CSU 11.09.2001* * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union *** für die Teilnahme an der ... Jahreskonferenz der Interparlamenta- rischen Union Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung – des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2002 (Haushaltsgesetz 2002) – der Unterrichtung: Finanzplan des Bundes 2001 bis 2005 (Tagesordnungspunkt 1a und b) Uta Titze-Stecher (SPD):In der laufenden Sitzungs- woche diskutieren wir in erster Lesung das Bundeshaus- haltsgesetz 2002, das heißt den Bundeshaushalt für das nächste Jahr sowie den Finanzplan des Bundes für die Jahre 2001 bis 2005. Natürlich geht es dabei zur Sache – und das ist auch richtig so. Denn Zahlen sind Fakten. Und Haushaltszah- len spiegeln klar und eindeutig die politische Handschrift der jeweiligen Regierung wider. Insofern wird die Haus- haltsdebatte traditionell – und zu Recht – zur Generalaus- einandersetzung zwischen Opposition und Regierung bzw. Regierungsfraktionen über die zukünftige Politik, konkretisiert im Bundeshaushalt. In den Kontext dieser politischen Generalabrechnung passt natürlich nahtlos die Debatte um die Entlastung der Bundesregierung für das Jahr 1999. Denn eine Bundesre- gierung, deren Haushalts- und Wirtschaftsführung in der Vergangenheit nicht nur Anlass zu Beanstandungen gege- ben hat – das ist normaler Alltag, wie insbesondere die Mit- glieder des Rechnungsprüfungsausschusses und des Bun- desrechnungshofes wissen –, eine Bundesregierung, der weder vom Bundesrat noch vom Bundestag Entlastung er- teilt wurde, wäre am Ende. – Davon kann keine Rede sein. Für die amtierende Bundesregierung kann ich grünes Licht geben: Der Bundesrat hat der Bundesregierung in seiner 758. Sitzung am 21. Dezember 2000 die Entlastung für das Haushaltsjahr 1999 erteilt. entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Der Rechnungsprüfungsausschuss hat die Anträge des BMF und die Bemerkungen des BRH in sieben Sitzungen ausführlich beraten und dem Haushaltsausschuss einstim- mig die Entlastung der Bundesregierung für das Haus- haltsjahr 1999 vorgeschlagen. In seiner 77. Sitzung vom 27. Juni 2001 hat schließlich der Haushaltsausschuss mehrheitlich bei Stimmenthal- tung der CDU/CSU beschlossen, dem Deutschen Bun- destag die Entlastung zu empfehlen. Die Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2000 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes sind die Grundlage für die Entlastung der Bundesregierung durch den Bundestag im Haushaltskreislauf. Die jährliche Vorlage der Bemerkungen des Bundes- rechnungshofes an den Adressatenkreis Bundesregierung, Bundesrat und Bundestag markiert daher nicht nur den Zeitpunkt öffentlicher Aufmerksamkeit, sondern den Be- ginn des parlamentarischen Verfahrens. Der Rechnungsprüfungsausschuss, ein Unterausschuss des Haushaltsausschusses, befasst sich intensiv mit der Kritik, die der Bundesrechnungshof am Einnahme- und Ausgabeverhalten des Bundes in seinen Bemerkungen aufgelistet hat. Als Ergebnis der Beratungen fasst der Rechnungsprü- fungsausschuss zu jeder einzelnen Bemerkung einen Be- schluss, in 93 Prozent der Fälle verbunden mit zustim- mender Kenntnisnahme, der auch festlegt, mit welchen Maßnahmen innerhalb welchen Zeitrahmens die geprüfte Verwaltung oder Behörde zu reagieren hat. Insofern haben die Bemerkungen des Bundesrech- nungshofes eine große Wirkung, oder, um ein Bild zu ge- brauchen: Wir, das Parlament, sind die Zähne, die der Ti- ger Bundesrechnungshof braucht, um Ministerien und Verwaltungen zu verpflichten, Mängel durch ganz be- stimmte Maßnahmen abzustellen. Ich möchte mich daher, auch im Nahmen meiner Kolle- ginnen und Kollegen im Rechnungsprüfungsausschuss und im Haushaltsausschuss, bei der Präsidentin des Bundes- rechnungshofes und ihren Mitarbeitern sehr bedanken für die außerordentlich gute und effektive Zusammenarbeit. Mein Dank gilt ebenso den Kollegen und Kolleginnen des Rechnungsprüfungsausschusses – sie haben mir seine Leitung leicht gemacht – und den Mitarbeitern des Rech- nungsprüfungsausschusssekretariats. Im Jahresbericht sind rund 100 Einzelbeiträge aufge- listet, die finanzwirtschaftlich bedeutsam sind, exempla- rische Mängel verdeutlichen oder/und für die Gesetzge- bung und andere Entscheidungen wichtig sind. Immer ist die Kritik mit konkreten Verbesserungsvorschlägen ver- bunden, also konstruktiv. Prüfung und Beratung durch den Bundesrechnungshof beschränken sich allerdings nicht nur auf den Jahresbe- richt. Jährlich verfassen der Bundesrechnungshof und seine Prüfungsämter Hunderte von Prüfungsmitteilungen, deren Vorschläge und Anregungen die Verwaltungen un- mittelbar umsetzen, ohne dass darüber groß öffentlich be- richtet wird. Immer häufiger finden sich daher auf der Tagesordnung des Rechnungsprüfungsausschusses Tagesordnungpunkte, die auf Vorschlag des Bundesrechnungshofes und zustän- digen Berichterstatters als „erledigt“ angesehen, also nicht mehr beraten werden. Das ist eine gute Entwicklung, da sie verdeutlicht, dass diese Bundesregierung bestrebt ist, die Vorschläge des Hofes und die Beschlüsse des Parlaments umzusetzen – zum eigenen Vorteil! Denn dadurch konnten Entlastungen des Bundeshaushalts in Höhe von mehreren 100 Milli- onen DM erzielt werden; in den kommenden Jahren kön- nen sogar Jahr für Jahr mehr als 10 Milliarden DM an Ent- lastungen erreicht werden. Wie wir alle wissen, ist Vertrauen gut, Kontrolle aber unabdingbar notwendig, damit einmal Erreichtes stabili- siert wird und Mängel minimiert bzw. abgestellt werden. Bei der Prüfung der Ordnungsmäßigkeit der Jahres- rechnung 1999 hat der Bundesrechnungshof hinsichtlich des kassenmäßigen Ergebnisses keine für die Entlastung relevanten Abweichungen zwischen den Beträgen in den Rechnungen und in den Büchern festgestellt; dies gilt gleichermaßen für die Rechnungen der 16 Sonderver- mögen. So weit, so gut. Verbesserungswürdig sind allersdings folgende Punkte in der Jahresrechnung: So enthält die Haushalts- und Ver- mögensrechnung unzutreffende, widersprüchliche oder unklare Angaben. So zum Beispiel die unvollständige Ausweisung von in Anspruch genommenen Verpflich- tungsermächtigungen. Stichprobenweise Prüfungen der Einnahmen und Aus- gaben ergaben ordnungsgemäße Belege; aber auch hier bemängelt der Hof formale Fehler. So zum Beispiel bei den Feststellungsvermerken auf den begründenden Un- terlagen, bei der Vollständigkeit von Unterlagen, ja sogar beim Ausfüllen der Vordrucke der Kassenanordnungen. Da kann ich nur sagen: Alles lässt sich lernen, auch das korrekte Ausfüllen von Formularen. Daher erwarten wir vom BMF, die für den Haushalt Verantwortlichen in den einzelnen Ministerien und nachgeordneten Dienststellen jährlich im Haushaltsaufstellungsschreiben auf die Not- wendigkeit hinzuweisen, die Vorschriften und Grundsätze für die ordnungsgemäße Veranschlagung und Bewirt- schaftung der Haushaltsmittel hinreichend zu beachten. Zur Haushaltsführung selbst ein paar Bemerkungen: Die Ausgaben lagen mit 482,8 Milliarden DM im Haus- haltsjahr 1999 um rund 2,9 Milliarden DM unter dem veranschlagten Soll von 485,7 Milliarden DM. Die Ein- nahmen – ohne Einnahmen aus Krediten und ohne Münz- einnahmen – unterschritten mit rund 431,5 Milliarden DM ebenfalls das veranschlagte Soll von 432,1 Milliarden DM. Demnach betrug das Finanzierungsdefizit 51,3 Milliar- den DM, also rund 2,3 Milliarden DM weniger als geplant. Zum Haushaltsausgleich trugen in erheblichem Umfang 9,2 Milliarden DM aus Veräußerungen von Beteiligungen und sonstigen Kapitalvermögen bei. 4,1 Milliarden DM da- von sind allein zur Deckung des Zuschussbedarfs bei den Postunterstützungskassen verwendet worden. Ab 2002 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 200118288 (C) (D) (A) (B) werden Privatisierungserlöse, wie vom Bundesrechnungs- hof empfohlen, ausschließlich zur Deckung der Defizite des Postunterstützungskassen verwandt. Im Bereich der über- und außerplanmäßigen Ausga- ben hat sich auf den ersten Blick nichts geändert, was ne- gativ wäre. Bei genauerem Hinsehen stellen wir aber fest, dass sich zwar der Gesamtumfang der überplanmäßigen (5 463 Millionen DM) und außerplanmäßigen Ausgaben (24,2 Millionen DM) in Höhe von 5,5 Milliarden DM nicht nennenswert verringert hat – immerhin 1,1 Prozent des Haushalts-Solls. Die Fallzahl dagegen ist stark gesunken. Als Ausreißer möchte ich hier die überplanmäßigen Ausgaben in Höhe von 226 Millionen DM für die knappschaftliche Renten- versicherung nennen, zurückzuführen auf unerwartete Zunahme der Zahl der Renten in den neuen Ländern bei gleichzeitig stärkerem Rückgang der Versicherten – diese Entwicklung war schwer vorhersehbar. Auch die Baumaßnahmen in Berlin und Bonn, die wechselkurzsabhängigen Pflichtbeiträge an internatio- nale Organisationen sowie umzugsbedingte Maßnahmen führten zu überplanmäßigen Ausgaben. Positiv möchte ich unterstreichen, dass die im Haus- haltsgesetz 1999 enthaltenen globalen Minderausgaben in Höhe von rund 1,6 Milliarden DM einschließlich der Ef- fizienzrendite aus dem Bereich der flexibilisierten Ausga- ben der Verwaltung erwirtschaftet wurden. Beim Kapitel „Verpflichtungsermächtigungen“ erin- nere ich daran, dass aufgrund des Regierungswechsels 1998 bis Mitte 1999, das heißt bis zur Verabschiedung des Haushaltsgesetzes am 21. Juni 1999, die vorläufige Haus- haltsführung galt. Dies ist der Grund dafür, dass im Haus- haltsjahr 1999 nur 38 Prozent oder rund 29,2 Milliarden DM der veranschlagten 76 Milliarden DM Verpflich- tungsermächtigungen in Anspruch genommen werden. Die von der Vorgängerregierung vorgelegte Haushalts- rechnung 1998 wies eingegangene Verpflichtungen nicht vollständig aus – so fehlten zum Beispiel Angaben bei der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ in Höhe von 2,8 Milliarden DM. Die unzutreffenden bzw. unterlassenen Buchungen sind in- zwischen in der Jahresrechnung 2000 korrigiert und er- gänzt worden. Der Bundesrechnungshof weist aber nachdrücklich da- rauf hin, dass seitens des BMF Vorkehrungen im Rahmen der Haushaltsführung und Rechnungslegung unerlässlich seien, damit künftig auch alle eingegangenen Verpflich- tungsermächtigungen gebucht werden und die Haushalts- rechnung das eingegangene Verpflichtungsermächtigun- gen-Volumen zutreffend ausweist. Im Übrigen gilt, dass Verpflichtungen zur Leistung von Ausgaben nur dann veranschlagt werden sollen, wenn sie zur Erfüllung der Aufgaben notwendig sind. Alles andere würde gegen den Grundsatz „Haushaltsklarheit/Haus- haltswahrheit“ verstoßen. Die im Rahmen des Haushaltsvollzugs in Anspruch genommene Nettokreditaufnahme (NKA) lag mit 51,1 Mil- liarden DM um 2,4 Milliarden DM unter der Kredit- ermächtigung im Haushaltsgesetz 1999 – da waren noch 53,5 Milliarden DM etatisiert. Die Neuverschuldung war um rund 4,9 Milliarden DM niedriger als die Summe der Investitionsausgaben mit 56 Milliarden DM. Damit wurde die verfassungsrechtliche Kreditobergrenze des Artikel 115 GG eingehalten, auch im Haushaltsvollzug. Die Verschuldung des Bundes aus seinen Finanzkre- diten (einschließlich der in den Bundeshaushalt über- nommenen Sondervermögen) betrug Ende 1999 rund 1 385 Milliarden DM. Dazu kommen die nicht in den Bundeshaushalt eingegliederten Sondervermögen von 110 Milliarden DM (Fonds Deutsche Einheit und ERP- Sondervermögen), für die der Bund geradezustehen hat, sodass sich die Gesamtverschuldung zum Jahresende 1999 auf 1 495 Milliarden DM belief. Mit dem Gesetz zur Eingliederung der Schulden von Sondervermögen in die Bundesschuld hat die rot-grüne Regierung rückwirkend vom 1. Januar 1999 im Wege der Schuldmitübernahme die Verbindlichkeiten der Sonder- vermögen (u. a. Erblastentilgungsfonds) geregelt. Dies war überfällig und wurde seit Jahren vom Bundesrech- nungshof und der damaligen Opposition gefordert – Stich- wort „Schattenhaushalte“. Wir gehen davon aus, dass die dadurch im Hinblick auf die Verschuldungsgrenze des Ar- tikel 115 GG entstandenen Haushaltsspielräume nicht zur Erhöhung der Nettokreditaufnahme führen. Im Zusammenhang mit der finanzwirtschaftlichen Ent- wicklung des Bundes stellt der Bundesrechnungshof eine „leichte Verbesserung der Haushaltslage“ fest, weist aber gleichzeitig auf die weiterhin erheblichen Belastungsfak- toren wie Zins- und Sozialausgaben hin. Auch die Tatsa- che, dass sich die Ausgabenstruktur im Bundeshaushalt in den letzten zehn Jahren zugunsten dieser und anderer kon- sumtiven Ausgaben und zulasten der Ausgaben für Inves- titionen sowie Bildung und Forschung verändert habe, wird betont. Die rot-grüne Bundesregierung hat diese Schieflage durch neue haushaltsmäßige Prioritäten in den erwähnten Bereichen Bildung und Forschung inzwischen deutlich korrigiert. Postitiv vermerkt der Bundesrech- nungshof den Anstieg des Anteils der durch Steuerein- nahmen – und eben nicht Kredite – gedeckten Ausgaben. Der Rückgang der Nettokreditaufnahme ist, so der Bundesrechnungshof, im Verhältnis zum Anstieg der Steuereinnahmen, zu gering. Trotz der bisher praktizier- ten und für die nächsten Jahre vorgesehenen Rückführung der jährlichen Nettoneuverschuldung hat der Bundes- haushalt schlechtere Werte bei wichtigen Finanzkennzif- fern (Kreditinvestitionsquote, Kreditfinanzierungsquote, Deckungsquote) als die Haushalte von Ländern und Kom- munen. Der Anteil des Bundes an der öffentlichen Ge- samtverschuldung hat sich auf hohem Niveau stabilisiert (65 Prozent). Da die mit der Verschuldung verbundenen Zinslasten die politischen Gestaltungsspielräume einengen, ist die Entscheidung, einmalige Einnahmen wie die Erlöse aus der Versteigerung von Mobilfunklizenzen oder Privatisie- rungserlösen schwerpunktmäßig zur Schuldentilgung ein- zusetzen, finanzwirtschaftlich sinnvoll – so der Hof und die rot-grünen Haushälter. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2001 18289 (C) (D) (A) (B) Mit der Fortführung des eingeschlagenen Konsolidie- rungskurses (Stichwort: Zukunftsprogramm 2000) trägt die Bundesregierung den Erwartungen des Rechungsprü- fungsausschusses und den Empfehlungen des Bundes- rechnungshofes weitgehend Rechnung, so die Präsidentin des Bundesrechnungshofes, Frau von Wedel, in ihrem Er- gebnisbericht 2001. Einen interessanten, überlegenswerten Vorschlag macht der Bundesrechnungshof im Zusammenhang mit der Neuverschuldungsgrenze gemäß Artikel 115 GG: Er hält dessen Kreditbegrenzungswirkung für unzureichend, da von der zur Ermittlung der Kreditobergrenze herange- zogenen Summe der Investitionsausgaben vor allem Ver- mögensverwertungen abgezogen werden können, die un- ter ökonomischen Gesichtspunkten die Wirkung von Desinvestitionen haben. Mittelfristig empfiehlt der Bun- desrechnungshof, den haushaltsrechtlichen Investitions- begriff zu überprüfen mit dem Ziel einer stärkeren Be- grenzung des Kreditfinanzierungsspielraumes. Der Europäische Stabilitätspakt vom 1. Januar 1999 verpflichtet die elf Teilnehmerstaaten zur Vermeidung übermäßiger Defizite in den öffentlichen Haushalten und droht bei mangelnder Haushaltsdisziplin erhebliche fi- nanzielle Sanktionen an. Immerhin sind sich Bundestag und Bundesrat darüber einig, ihren strikten Konsolidierungskurs fortzusetzen – jedenfalls wurde dies aus Anlass der Beschlussfassung zur Fortführung des Solidarpaktes und zur Neuregelung des bundesstaatlichen Finanzierungsausgleichs vom 5. Juli bzw. 13. Juli dieses Jahres in gleich lautenden Ent- schließungen zum Ausdruck gebracht. Zur dauerhaften Einhaltung der Defizitkriterien aus dem Maastricht-Vertrag und dem europäischen Stabi- litäts- und Wachstumspakt streben die Länder eine Rück- führung der Nettoneuverschuldung an, während der Bund im Jahr 2006 einen ausgeglichenen Haushalt, also ohne Nettokreditaufnahme, vorlegen wird. Im Maßstäbegesetz wird in § 3 Abs. 3 geregelt: Bei der Abstimmung der Deckungsbedürfnisse von Bund und Ländern sowie der Gestaltung der öffent- lichen Haushalte ist über die Bestimmungen des Ar- tikel 106 Abs. 3 Satz 3 und 5 des Grundgesetzes hi- naus sicherzustellen, dass durch eine gemeinsame Ausgabenlinie die Bestimmungen des Maastricht- Vertrages und des europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakts zur Begrenzung des gesamtstaat- lichen Defizits umgesetzt werden. Die Frage wird durch den Bundesrechnungshof zu prü- fen sein, ob mit dieser innerstaatlichen Regelung den besonderen Anforderungen an die innerstaatliche Koordi- nierung der öffentlichen Haushalte ausreichend Rech- nung getragen wird. Die noch erforderlichen Abstim- mungsgespräche zwischen Bund und Ländern zu den Verfahrensregelungen im Haushaltsgrundsätzegesetz soll- ten nun zügig in Angriff genommen werden. Schließlich liegt es im originären Interesse des Bundes, die Gespräche erfolgreich zum Abschluss zu bringen: Für den Fall möglicher Sanktionen durch die Europäische Ge- meinschaft wegen Überschreitung der insgesamt zulässi- gen gesamtstaatlichen jährlichen Verschuldung haftet nämlich bisher allein der Bund – ein unhaltbarer Zustand. Im Übrigen konterkarieren milliardenteure Wunschlis- ten aus bestimmten Bundesländern natürlich die selbst- gesteckten Stabilitätsziele ... Ich stelle positiv fest, dass im zwischenzeitlich verab- schiedeten Maßstäbegesetz langjährige Forderungen des Bundesrechnungshofes und Vorgaben des Bundesverfas- sungsgerichts endlich erfüllt werden: Bundesergänzungs- zuweisungen werden darum als nachrangig definiert, auch ihr Volumen wird begrenzt. Am Schluss seiner Feststellungen zur finanzwirtschaft- lichen Entwicklung des Bunds empfiehlt der Bundesrech- nungshof eine vorsichtige Einschätzung der künftigen Haushaltsentwicklung bei der Fortschreibung der Finanz- pläne, um die zum Teil erheblichen Planabweichungen zu minimieren, zum Beispiel zu günstige Steureinnahmen und zu niedrige Ausgaben für Sozialleistungen. Um für ungünstige Entwicklungen auf der Einnahme- und Ausgabeseite gerüstet zu sein, empfiehlt der bundes- rechnungshof die Aufnahme von Planungsreserven. Die bisherigen Finanzpläne enthalten bereits solche Reserven in Form so genannter globaler Mehrausgaben, leider nur auf der Ausgabenseite. Durch eine verstärkte und verstetigte Risikovorsorge könnten dann nämlich finanzwirtschaftliche Mehrbelas- tungen für den Bundeshaushalt, zum Beispiel aufgrund abweichender konjunktureller Entwicklungen oder verän- derter politischer Prioritätensetzungen, bei der Fort- schreibung der Finanzpläne leichter aufgefangen werden. Der Bundesrechnungshof konzediert, dass sich im Fi- nanzplan bis 2004 eine Verstetigung der finanzwirtschaft- lichen Eckwerte abzeichnet – also der richtige Weg be- schritten wird. Ein abschließendes Wort zur Umsetzung der flexiblen Haushaltsinstrumente nach dem Haushaltsrechts-Fort- entwicklungsgesetz in der Bundesverwaltung. Der Bund hat 1997 sein Haushaltsrecht flexibilisiert. Weitere neue Instrumente des Haushaltswesens werden derzeit erprobt und implementiert. Zwar sind hier Länder und Kommunen weiter, aber auf Bundesebene bewegt sich doch manches: Das erwähnte Gesetz hat nicht unwesentliche Neuerungen gebracht, vor allem eine erweiterte Deckungsfähigkeit der Ausgaben, das heißt Haushaltsmittel können stärker als bisher für andere als im Haushaltsplan vorgesehene Zwecke verwendet werden. Innerhalb der Hauptgruppe sind die Ausgaben in vollem Umfang deckungsfähig, zwischen den Haupt- gruppen zu 20 Prozent. Auch sind Ausgaben stärker als bisher in die folgenden Jahre übertragbar und stehen den Verwaltungen zusätzlich zu den Haushaltsmitteln des neuen Haushalts als Ausgabenreste zur Verfügung. Als Gegenleistung für die erhöhte Flexibilität beim Haus- haltsvollzug erbringen die Verwaltungen die so genannte Effizienzrendite, die zu einer globalen Kürzung der Ver- waltungsausgaben geführt hat. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 200118290 (C) (D) (A) (B) Der Hof stellt fest, dass im Haushalt 2000 mittlerweile 134 Kapitel mit rund 4 800 Titeln und einem Ausgaben- volumen von rund 27,7 Milliarden DM (entspricht rund 5,8 Prozent der Gesamtausgaben, beinahe doppelt so viel wie im Haushaltsjahr 1998, dem ersten Jahr der Flexibili- sierung). Schaut man genau hin, stellt sich heraus, dass zwar deutlich weniger Haushaltsmittel ausgegeben wurden als veranschlagt; dies lag aber einmal an der Effizienzrendite, zum anderen an der Übertragung von Ausgabenresten in die Folgejahre. Daher lässt sich sagen, dass die endgülti- gen Einsparwirkungen für den Bundeshaushalt noch nicht abschließend bezifferbar sind, da die entstandenen Min- derausgaben als Ausgabenreste in die Folgejahre über- tragbar sind und gegebenenfalls zusätzlich verausgabt werden können. Jedenfalls lässt die Ausgabenentwicklung der Verwal- tungskapitel zum Jahresende („Dezemberfieber“) noch keinen Trend zu einem gleichmäßigeren Ausgabenverhal- ten erkennen. Dies dürfte mit zunehmender Praxiserfah- rung im Umgang mit der erweiterten Übertragbarkeit er- reichbar sein. Das Kernstück der Haushaltsflexibilisierung ist die volle überjährige Verfügbarkeit nicht in Anspruch ge- nommener Haushaltsmittel. Zum Jahresende sind bei den flexibilisierten Verwaltungsausgaben Ausgabenreste in Höhe von 962 Millionen DM entstanden, die bis Ende 1999 auf rund 1,86 Milliarden DM angestiegen sind. Das BMF hat, um ein weiteres Anwachsen der Ausga- benreste zu begrenzen, Anteile dieser Ausgabenreste in Abgang gestellt – so zum Beispiel für das Haushaltsjahr 2000 im Rahmen der Haushaltsaufstellung 2001 insge- samt 256 Millionen DM. Dies anerkennt der Bundesrech- nungshof ausdrücklich. Darüber hinaus hält der Hof die konsequente Beach- tung der gesetzlich vorgesehenen zeitlichen Verfüg- barkeitsbeschränkung – auf zwei Jahre nämlich – von Ausgaberesten für ein probates Mittel gegen das unkon- trollierte Anwachsen von Ausgaberesten, ebenso die Be- schränkung von Ausgaberesten bei den Personalausga- ben, die mit 82 Prozent den überwiegenden Anteil an den flexibilisierten Ausgaben bilden. Das BMF hat Hinweise des Bundesrechnungshofes umgesetzt und macht die Inanspruchnahme der so ge- nannten Personalverstärkungsmittel davon abhängig, dass die Deckungsmöglichkeiten innerhalb der flexibili- sierten Personalausgaben ausgeschöpft worden sind. Das BMF hat darüber hinaus bereits im Rahmen der Haus- haltsaufstellung 2001 eine Schlüssigkeitsprüfung des Be- darfs an Ausgaberesten durchgeführt und diesen Bereich um 259 Millionen DM vermindert. Grundsätzlich zeigt dieses Beispiel, dass die Bundes- regierung die Ratschläge und Empfehlungen des Bundes- rechnungshofes ernst nimmt und umsetzt – allerdings unter tatkräftiger Mithilfe des Rechnungsprüfungsaus- schusses. Immerhin hat die Bundesregierung am 1. Dezember 1999 ein Gesamtkonzept zur Verwaltungsreform be- schlossen mit dem Namen „Moderner Staat, moderne Verwaltung“. Auf dieser Grundlage laufen derzeit Pilot- projekte und Vorarbeiten, sodass sich mittelfristig fol- gende Elemente für eine neue Haushaltspraxis des Bun- des abzeichnen: Budgetierung und Flexibilisierung, Kosten-Leistungs-Rechnung und Controlling, Produkt- haushalte und dezentrale Ressourcen-Verantwortung, Kontraktmanagement und ergebnisorientierte Steuerung, Stärkung der Eigenverantwortung der Bewirtschafter durch Zusammenführung von Sach- und Finanzverant- wortung, Managementsysteme zur Erfassung des Vermö- gens des Bundes. Diese Perspektive macht deutlich, dass auch das Haus- halts- und Rechnungswesen ständiger Reformen bedarf. Diese Bundesregierung will die genannten Reformen; sie berichtet dem Haushaltsausschuss regelmäßig über den Fortgang der Haushaltsreform. Nun liegt es an der politischen Leitung, die Mitarbei- terinnen und Mitarbeiter von der Reform zu überzeugen durch Informationen über die Ziele der Haushaltsflexibi- lisierung, durch nähere Vereinbarungen mit den Bewirt- schaftern, durch die Verlagerung finanzieller Verantwor- tungen. Die Umsetzung der Reform wird die Tätigkeit des Bundesrechnungshofes modifizieren, das heißt der Bera- tungsaspekt, die begleitende Prüfung, wird zunehmen, Programm- und Querschnittsprüfungen werden an Be- deutung gewinnen. Dabei wird der Bundesrechnungshof auch wie bisher seine traditionelle Rolle wahrnehmen, das Parlament in seiner Funktion zu unterstützen, die Exeku- tive zu kontrollieren. Und weil wir die Kontrolle der Exekutive dank des Bundesrechnungshofes durchgeführt haben, bitte ich Sie für das Haushaltsjahr 1999 um die Entlastung der Bundes- regierung. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2001 18291 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hans Jochen Henke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin!
    Kolleginnen und Kollegen! Auch ich habe mich gefragt,
    Herr Finanzminister, warum Sie so weite Strecken Ihrer
    Rede der Vergangenheit gewidmet haben. Zunächst hat
    sich bei mir der Eindruck festgesetzt, dass es vielleicht
    einfach eine Rückbesinnung und teilweise eine Flucht aus
    der Wirklichkeit sein sollte.


    (Joachim Poß [SPD]: Es gibt nichts Schlimmeres als eine unbewältigte Vergangenheit! Das wissen wir ja!)


    Im ersten Jahr nach der Regierungsübernahme hatte das
    noch Sinn und Nutzen, aber im vierten Jahr ist das nun
    wirklich nicht mehr nachvollziehbar.

    Mir ist aber, werter Herr Minister Eichel, der Zusam-
    menhang bei dem ersten Stichwort Ihrer Ausführungen
    zur Sache klarer geworden; das waren nämlich die Wahl-
    geschenke. Ich frage mich, warum Sie nicht nur in der
    Presse, sondern auch hier in diesem Hause Wahlge-
    schenke an den Anfang Ihrer Rede gesetzt haben. Wir er-

    warten von Ihnen keine Wahlgeschenke, ganz im Gegen-
    teil. Ich habe den Eindruck, Ihre Rede war über weite
    Strecken eher an Ihre eigenen Koalitionäre, an Ihre eige-
    nen Reihen gerichtet denn an die Öffentlichkeit und an die
    Opposition.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Ich sage für uns hier und heute, dass wir nicht nur keine
    Wahlgeschenke wollen, sondern eigentlich nur das, was
    ganz klar in Ihrer Verantwortung liegt: dass Sie sich an das
    halten, was Sie 1998 und 1999 versprochen haben.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Das wären keine Wahlgeschenke, sondern das wäre ver-
    antwortungsvolle Politik.

    Ich will ganz kurz einige Punkte aufgreifen. Sie spra-
    chen von den Zukunftschancen, davon, dass der Staat mit
    dem Geld auskommen müsse, das er zur Verfügung habe.
    Das ist schon richtig. Nur, wenn eine Regierung so viel
    Geld zur Verfügung hat wie Sie, mehr als jede andere Re-
    gierung vor Ihnen, dann lässt sich dies leicht sagen. Sie
    sprachen von Steuersenkungen, die über zwei Perioden
    vorgesehen seien. Da oben sitzen Hunderte von Zuhöre-
    rinnen und Zuhörern, die in diesen Etatentwurf genauso
    hineinschauen können wie Sie und ich. In diesem Etat-
    entwurf steht nichts davon, dass Steuereinnahmen abge-
    senkt werden. In Ihrem Entwurf 2002 sind sage und
    schreibe Steuermehreinnahmen gegenüber 1998 in einer
    Größenordnung von 60 Milliarden DM enthalten. 1998
    waren es 340 Milliarden DM, 2002 werden es 400 Milli-
    arden DM sein. Ich bleibe lieber bei der Mark, weil sie an
    dieser Stelle griffiger ist als der Euro.

    Sie sprechen von der Senkung der Beiträge für die So-
    zialversicherung. Ich schaue lieber auf die Gesamtbei-
    tragssituation bei den Lohnnebenkosten. Da kann ich nur
    sagen: Prost Mahlzeit oder schöne Bescherung.

    Der Binnenmarkt sei ein einziges Wachstumspro-
    gramm. – Richtig, da sind wir einer Meinung; das haben
    wir über Jahre und Jahrzehnte gefordert und betrieben.
    Nur, wenn Deutschland die rote Laterne trägt, dann ist es
    mit unserer Rolle nicht so arg weit her.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Lieber Kollege Wagner, ich möchte Sie bitten: Unter-
    lassen Sie doch die Polemik gegen die Familienpolitik der
    vorausgegangenen Regierung! Das Urteil, das Sie ange-
    führt haben, hat mit einem Sachverhalt aus dem Jahre
    1982 zu tun. Sie wissen genauso gut wie wir, unter welch
    schwierigen Voraussetzungen wir nachhaltige Kindergeld-
    erhöhungen über mehrere Stufen erreicht und umgesetzt
    haben.

    Kollege Poß führte an, Finanzpolitik sei Vertrauens-
    sache. Ich sage ihm und dem Kollegen Metzger: Auch der
    Umgang hier im Hause mit diesem Thema ist Vertrauens-
    sache. Die Art und Weise, wie Sie hier auftreten, lässt bei
    mir den Eindruck aufkommen, als ob Sie sich Ihrer Sache
    längst nicht mehr sicher sind.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, das war sie also
    heute zwischen 11 und 12 Uhr – die Rede zum Etat 2002.
    Sie ist im vierten Jahr der Regierung Schröder/Eichel

    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2001

    Hans-Eberhard Urbaniak

    18284


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    quasi der Höhepunkt, die Krönung der rot-grünen Wahl-
    und Amtsperiode. Herr Finanzminister, es wäre in der Tat
    nicht fair und angemessen, wenn man behaupten würde,
    Sie hätten gar nichts erreicht. Ich unterstreiche durchaus:
    Ihre Konsolidierungsschritte gehen nach unserer Über-
    zeugung in die richtige Richtung. Aber gemessen an den
    Spielräumen, Chancen und Erwartungen, die Sie 1998
    geweckt haben, nimmt sich das Ergebnis, wie es sich in
    Ihrem Entwurf niederschlägt, außerordentlich bescheiden
    aus.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Sie sind vor drei Jahren mit dem starken Rückenwind
    einer angesprungenen Konjunktur angetreten. Wie schön
    und lobenswert könnte Ihr Entwurf selbst dann sein, wenn
    Ihre Ankündigungen von 1998 und die Ihres Vorgängers
    nur teilweise bzw. ansatzweise in Erfüllung gegangen
    wären. Da wurde die Steuerreform als das Jahrhunderter-
    eignis für Lohnempfänger und Mittelstand angekündigt.
    Der Neue Markt mit der Informations- und Telekommu-
    nikationsindustrie war der von Ihnen reklamierte Wachs-
    tumsmotor für das 21. Jahrhundert. Vom Bündnis für Ar-
    beit sollten für Wachstum und Beschäftigung wirksame
    Effekte ausgehen. Wenn, wie angekündigt und verspro-
    chen, Deutschland und Europa zu einer von den USA ab-
    gekoppelten Währungs- und Wirtschaftszone aufgestie-
    gen wären, dann sähe die Situation anders aus, ebenso
    dann, wenn der Euro tatsächlich die harte Position im in-
    ternationalen Währungsgeschäft einnehmen würde, wie
    Sie dies in Bezug auf das Flaggschiff Europa und Bun-
    desrepublik Deutschland seinerzeit angekündigt haben.

    Von der Inflation will ich nicht eigens sprechen. Aber er-
    wähnenswert ist, dass die Lohnnebenkosten unter 40 Pro-
    zent und die Arbeitslosenzahl unter 3,5 Millionen gesenkt
    werden sollten. Ich sage das nicht deshalb, um mich in die
    Reihe der Vorredner einzureihen, sondern aus einem ganz
    anderen Grund: Diese Ziele, lieber Herr Minister Eichel,
    waren doch seinerzeit schon außerordentlich bescheiden.
    Diese 40 Prozent und diese 3,5 Millionen waren doch
    keine anspruchsvollen Ziele. Sie werden diese Ziele noch
    nicht einmal annähernd erreichen, Sie werden sie verfeh-
    len. Mir fällt dazu nichts Besseres ein als der Reim: Das
    ist des Kanzlers ruhige Hand, Hans Eichel bleibt dafür
    Garant.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Die Wirklichkeit ist einfach viel zu nüchtern und viel
    zu ernst. Das Haushaltsvolumen bleibt auf dem von
    Oskar Lafontaine initiierten und ausgelösten historischen
    Hoch. Sie sprechen im Zusammenhang mit den Steuern
    von einer Entlastung in Höhe von 65 Milliarden DM. Wir
    kommen eigentlich nur auf Mehreinnahmen von 100 Pro-
    zent und damit auf eine Mehrbelastung von 100 Prozent.
    Irgendwie reden wir aneinander vorbei. Nur, unsere Zahl
    steht im Haushaltsplan, Ihre Zahl steht nirgendwo. Ich je-
    denfalls finde sie nicht.

    Statt der angesagten größten Steuerentlastung errei-
    chen wir Höchststände bei den Rentenkassen, bei den Ar-
    beitsmarktausgaben, bei den Lohnnebenkosten sowie bei
    den angesprochenen Arbeitslosenzahlen. Was sinkt – und
    dies kontinuierlich –, sind die Investitionen. Bei der Ab-

    senkung der Neuverschuldung steht die Nagelprobe erst
    noch bevor. Sie ist aber bereits jetzt – wie auch andere
    wichtige Reformprojekte – wohlweislich auf 2003, also
    auf die Zeit nach der nächsten Bundestagswahl, verscho-
    ben worden. In diesem Jahr sollte eigentlich eine Absen-
    kung um 4,5 Milliarden Euro bzw. 9 Milliarden DM an-
    stehen.

    Sie haben die Spielräume, die sich Ihnen zwischen
    1998 und 2000 in einer einmalig günstigen Form geboten
    haben, auch nicht annähernd entsprechend den Möglich-
    keiten ausgenutzt. Sie haben über die drei Jahre auf
    Schönwetter gesetzt, haben die Konjunktur für sich rekla-
    miert. Dann ist Schlechtwetter aufgezogen und plötzlich
    sind für die veränderte Wettersituation nicht mehr der
    Bundeskanzler oder der Finanzminister verantwortlich,
    sondern es sind die Europäische Union, die Europäische
    Zentralbank, die Wirtschaft und die globalen Veränderun-
    gen schuld. Das kann und wird so nicht hingenommen
    werden.

    Sie haben einfach nicht breit und nachhaltig genug ent-
    lastet, sondern breit und nachhaltig umgeschichtet. Die
    Verschiebung der Einführung der neuen Abschreibungs-
    tabellen, die so genannte Unternehmensteuerreform und
    der wiederholt angesprochene Familienlastenausgleich
    räumen überwiegend nur von Ihnen neu geschaffene Un-
    gereimtheiten aus. Diese Ungereimtheiten können in der
    Tat durch Einsparungen und Mehreinnahmen aufgefan-
    gen werden. Ich sage den Koalitionsparteien an dieser
    Stelle: Hinsichtlich der Deckungsvorschläge sind wir ei-
    gentlich gar nicht so weit voneinander entfernt.

    In dem Zusammenhang bleibt aber, Herr Finanzminis-
    ter, eine frappierende Diskrepanz zwischen der Wachs-
    tums- bzw. Beschäftigungs- und der Einnahmeentwick-
    lung nicht verborgen. Daran können Sie selbst am
    allerwenigsten glauben. Meines Wissens gab es in der Ge-
    schichte der Bundesrepublik bisher keinen Finanzminis-
    ter, der über einen so weit reichenden Einfluss wie Fi-
    nanzminister Eichel verfügt hat. Er ist dabei, ihn noch
    weiter auszubauen. Kein Vorgänger hat zu den Prognosen
    über die gesamtwirtschaftliche Entwicklung einen so ori-
    ginären Zugang gehabt wie Sie durch die Verlagerung der
    Grundsatzabteilung vom Wirtschaftsministerium in Ihr
    Haus. Sie laden nicht nur zu Steuerschätzungen ein, son-
    dern Ihr Haus liefert alle Daten und Fakten, Ihr Haus ko-
    ordiniert, Ihr Haus bewertet und Ihr Haus hat bei der
    Haushaltsaufstellung auch schon das Ergebnis im Blick.
    Sie wissen also am besten, wie unrealistisch die jetzt zu-
    grunde gelegten Annahmen sind und dass am Ende ein ge-
    waltiges Defizit – möglicherweise in der Größenordnung
    eines zweistelligen Milliardenbetrages – übrig bleiben
    wird.

    Frau Kollegin Hasselfeldt hat es angesprochen: Es
    macht keinen Sinn, auf europäischer Ebene Defizitkrite-
    rien mit fiskalischen Ausgabezielen zu verknüpfen. Ob
    die EZB durch die angestrebte Reform hin zu einer stär-
    ker an die Bundesregierung angebundenen Bundesbank
    gestärkt wird, bezweifle ich ebenso wie die Behauptung,
    dass Haushalts- und Kreditpolitik nachhaltig stabilisiert
    werden, wenn der weltweit größte Kreditnehmer, nämlich
    die Bundesrepublik, durch seinen Finanzminister künftig

    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2001

    Hans Jochen Henke

    18285


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    mit einer ihm zugeordneten GmbH unter weitgehender
    Ausschaltung von Parlament, Rechnungshof und Bundes-
    bank neue, marktnahe, aber zwangsläufig risikobehafte-
    tere Anlagestrategien verfolgt. Milliardeneinsparungen
    sind nur zum Preis von höheren Risiken zu haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Niemand, Herr Minister, will und kann Sie für den
    Neuen Markt und die Entwicklung auf dem Kommunika-
    tionssektor verantwortlich machen. Aber der erkennbare
    Zusammenhang zwischen der vor einem Jahr gelaufenen
    UMTS-Lizenzversteigerung mit allen Investitionsfolgen
    für die ganze Technologiebranche und dem Wertverlust
    der Aktien von mehr als 75 Prozent kann ebenso wenig
    übersehen werden wie der Vertrauensschwund der Anle-
    ger. Ob die nunmehr anstehende vierte Novellierung des
    Finanzmarktförderungsgesetzes hilft, bleibt abzuwarten.

    Fazit aus alledem: In Ihrer Rede haben Sie sich über-
    wiegend an der Vergangenheit orientiert.


    (Hans-Eberhard Urbaniak [SPD]: Er hat eine sehr klare Perspektive gegeben!)


    Aber im vierten Jahr ist die Vergangenheit der alten Ko-
    alition endgültig abgeschlossen. Erwartet werden aktuelle
    belastbare Einschätzungen. So, wie hier vorgetragen und
    argumentiert wird, kommen wir nicht weiter. Wir stehen
    in der Europäischen Gemeinschaft leider da, wo wir ge-
    genwärtig hingehören: auf dem letzten Platz. Das hat die-
    ses Land nicht verdient.


    (Beifall bei der CDU/CSU)




Rede von Anke Fuchs
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Liebe Kolleginnen
und Kollegen! Meine Damen und Herren auf den Tribü-

nen! Die Lage in Amerika hat sich verschärft. Die Infor-
mationen gehen dahin, dass nun auch ein Flugzeug auf das
Pentagon geflogen ist. Das Weiße Haus wird evakuiert.

Ich denke, wir unterbrechen die Sitzung für eine halbe
Stunde. Ich bitte den Herrn Staatssekretär des Verteidi-
gungsministers, uns über die Sachlage zu informieren.
Mit „uns“ meine ich die Parlamentarischen Geschäftsfüh-
rer. Ich denke, eine halbe Stunde reicht aus, um uns In-
formationen geben zu lassen. Wir können nichts machen,
sollten aber unsere Debatte nicht einfach so fortsetzen.

Ich unterbreche die Sitzung für eine halbe Stunde. Um
16.30 Uhr treffen wir uns wieder.


(Unterbrechung von 16.01 Uhr bis 16.16 Uhr)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Anke Fuchs


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Meine Damen und
    Herren, die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet.

    Ich möchte Ihnen bekannt geben, dass wir die letzten
    Reden der ersten Runde von Frau Uta Titze-Stecher 1) und
    Frau Susanne Jaffke 2) zu Protokoll nehmen.

    Angesichts der Dramatik der Ereignisse schließe ich
    die Sitzung. Für den heutigen Tag beenden wir unsere
    Debatte.

    Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bundes-
    tages auf morgen früh, 9.00 Uhr, ein. Damit ist der heu-
    tige Tag für uns parlamentarisch zu Ende. – Mehr sage ich
    nicht, weil mir die Worte fehlen.