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  • tocInhaltsverzeichnis
    Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 14671 A Tagesordnungspunkt 14: Abgabe einer Regierungserklärung: Die Bundeswehr der Zukunft, Feinauspla- nung und Stationierung . . . . . . . . . . . . . 14671 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg 14671 B Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 14676 B Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14680 B Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14680 D Günther Friedrich Nolting F.D.P. . . . . . . . . . . 14683 A Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14685 C Ulrich Adam CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 14687 A Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14687 C Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . . . . . . . 14688 A Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/CSU 14688 C Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14689 B Wolfgang Gehrcke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 14689 D Peter Zumkley SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14691 C Wolfgang Dehnel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 14693 A Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 14693 C Peter Zumkley SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14694 B Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 14695 B Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . . . . 14695 C Georg Pfannenstein SPD . . . . . . . . . . . . . 14697 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14698 B Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . . 14699 D Wolfgang Börnsen (Bönstrup) CDU/CSU . . . 14700 C Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14701 A Ursula Mogg SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14701 D Paul Breuer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 14703 A Manfred Opel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14704 C Paul Breuer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 14706 C Tagesordnungspunkt 15: a) Große Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Börnsen (Bönstrup), Gunnar Uldall, weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU: Die Ostsee- region – Chancen und Risiken einer Wachstumsregion von zunehmender weltweiter Bedeutung (Drucksachen 14/2293, 14/4460) . . . . . 14707 A b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Tech- nologie zu dem Antrag der Abgeordne- ten Wolfgang Börnsen (Bönstrup), Gunnar Uldall, weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU: Initiative zur Stärkung der Ostseeregion (Drucksachen 14/3293, 14/4573) . . . . . 14707 B c) Große Anfrage der Abgeordneten Jürgen Koppelin, Dr. Helmut Haussmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion F.D.P.: Ostsee-Politik der Bundes- regierung (Drucksachen 14/3424, 14/4026) . . . . 14707 B in Verbindung mit Plenarprotokoll 14/150 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 150. Sitzung Berlin, Freitag, den 9. Februar 2001 I n h a l t : Zusatztagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Franz Thönnes, Dr. Margrit Wetzel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion SPD sowie der Abgeord- neten Werner Schulz (Leipzig), Kerstin Müller (Köln), Rezzo Schlauch und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Die Entwicklung der Ostseeregion nach- haltig stärken (Drucksache 14/5226) . . . . . . . . . . . . . . . 14707 B Dr. Margrit Wetzel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 14707 C Wolfgang Börnsen (Bönstrup) CDU/CSU . . . 14708 C Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 14711 A Wolfgang Börnsen (Bönstrup) CDU/CSU 14712 C Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14714 C Rolf Kutzmutz PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14716 A Jürgen Koppelin F.D.P . . . . . . . . . . . . . . . . 14716 C Heide Simonis, Ministerpräsidentin (Schles- wig-Holstein) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14717 B Ulrich Adam CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 14719 B Franz Thönnes SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14720 D Dr. Christine Lucyga SPD . . . . . . . . . . . . . . . 14721 D Zusatztagesordnungspunkt 10: Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes zu dem Fünf- zehnten Gesetz zur Änderung des Bun- deswahlgesetzes (Drucksachen 14/3764, 14/4265, 14/4647, 14/5238) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14723 A Zusatztagesordnungspunkt 11: Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes zu dem Gesetz zur Bekämpfung gefährlicher Hunde (Drucksachen 14/4451, 14/4920, 14/5052, 14/5239) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14723 B Tagesordnungspunkt 16: a) Antrag der Abgeordneten Ulrich Heinrich, Ulrike Flach, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion F.D.P.: Innova- tionspotenzial moderner Technologien für mittelständische Pflanzenzüchter erhalten (Drucksache 14/2297) . . . . . . . . . . . . . 14723 C b) Große Anfrage der Abgeordneten Marita Sehn, Ulrich Heinrich, weiterer Abgeordneter und der Fraktion F.D.P.: Harmonisierung der Zulassungs- praxis von Pflanzenschutzmitteln auf europäischer Ebene (Drucksachen 14/3054, 14/4136) . . . . 14723 C c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirt- schaft und Forsten – zu dem Antrag der Fraktion CDU/CSU: Zulassung von Pflan- zenschutzmitteln auf nationaler und EU-Ebene beschleunigen – zu dem Antrag der Abgeordneten Marita Sehn, Ulrich Heinrich, weiterer Abgeordneter und der Fraktion F.D.P.: Wettbewerbsnachteile durch unter- schiedliche Zulassungspraxis von Pflanzenschutzmitteln in Europa zügig abbauen (Drucksachen 14/3096, 14/3298, 14/3713) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14723 C Ulrich Heinrich F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14723 D Heino Wiese (Hannover) SPD . . . . . . . . . . . . 14725 A Helmut Heiderich CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 14726 B Steffi Lemke BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14728 B Ulrich Heinrich F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . 14728 D Helmut Heiderich CDU/CSU . . . . . . . . . . 14729 B Eva Bulling-Schröter PDS . . . . . . . . . . . . . . 14730 B Gustav Herzog SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 14731 A Tagesordnungspunkt 17: Erste Beratung des von den Abgeordneten Gerda Hasselfeldt, Heinz Seiffert, weiteren Abgeordneten und der Fraktion CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Erhöhung des Trinkgeldfreibetrages (Drucksache 14/4938 [neu]) . . . . . . . . . . . 14732 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Erste Beratung des von den Abgeordneten Ernst Burgbacher, Gerhard Schüßler, wei- teren Abgeordneten und der Fraktion F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Einkommensteuergeset- zes (Abschaffung der Trinkgeldbesteue- rung) (Drucksache 14/5233) . . . . . . . . . . . . . . . 14732 B Klaus Brähmig CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 14732 C Simone Violka SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14734 B Klaus Brähmig CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 14735 A Ernst Burgbacher F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 14737 A Christine Scheel BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14738 B Dr. Barbara Höll PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14739 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Februar 2001II Tagesordnungspunkt 19: Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Klaus Grehn, Petra Bläss, weiterer Abgeordneter und der Fraktion PDS: Aufhebung des Asylbewerberleistungsgesetzes (Drucksachen 14/3381, 14/4695) . . . . . . . 14740 A Brigitte Lange SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14740 B Dr. Barbara Höll PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 14740 D Karl-Josef Laumann CDU/CSU . . . . . . . . . . 14743 B Marieluise Beck (Bremen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14744 B Dr. Heinrich L. Kolb F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 14745 B Pia Maier PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14746 B Marieluise Beck (Bremen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14747 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14747 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 14749 A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Berichts: Aufhebung des Asylbewerber- leistungsgesetzes (Tagesordnungspunkt 19) Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU . . . . . 14749 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Februar 2001 III Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Februar 2001
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Februar 2001 14747 (C)(A) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Februar 2001 14749 (C) (D) (A) (B) Dr. Bartsch, Dietmar PDS 09.02.2001 Dr. Bauer, Wolf CDU/CSU 09.02.2001 Behrendt, Wolfgang SPD 09.02.2001* Dr. Berg, Axel SPD 09.02.2001 Bierling, Hans-Dirk CDU/CSU 09.02.2001 Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 09.02.2001 Bohl, Friedrich CDU/CSU 09.02.2001 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 09.02.2001 Bosbach, Wolfgang CDU/CSU 09.02.2001 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 09.02.2001* Carstensen (Nordstrand), CDU/CSU 09.02.2001 Peter H. Dr. Däubler-Gmelin, SPD 09.02.2001 Herta Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 09.02.2001 Fograscher, Gabriele SPD 09.02.2001 Formanski, Norbert SPD 09.02.2001 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 09.02.2001 Friedrich (Altenburg), SPD 09.02.2001 Peter Dr. Fuchs, Ruth PDS 09.02.2001 Dr. Gerhardt, Wolfgang F.D.P. 09.02.2001 Gloser, Günter SPD 09.02.2001 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ 09.02.2001 DIE GRÜNEN Hempelmann, Rolf SPD 09.02.2001 Henke, Hans Jochen CDU/CSU 09.02.2001 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 09.02.2001 DIE GRÜNEN Hilsberg, Stephan SPD 09.02.2001 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ 09.02.2001 DIE GRÜNEN Hollerith, Josef CDU/CSU 09.02.2001 Ibrügger, Lothar SPD 09.02.2001 Kampeter, Steffen CDU/CSU 09.02.2001 Klappert, Marianne SPD 09.02.2001 Labsch, Werner SPD 09.02.2001 Leidinger, Robert SPD 09.02.2001 Lohmann (Neubranden- SPD 09.02.2001 burg), Götz-Peter Mascher, Ulrike SPD 09.02.2001 Müller (Düsseldorf), SPD 09.02.2001 Michael Nolte, Claudia CDU/CSU 09.02.2001 Ost, Friedhelm CDU/CSU 09.02.2001 Otto (Frankfurt), F.D.P. 09.02.2001 Hans-Joachim Dr. Pfaff, Martin SPD 09.02.2001 Pieper, Cornelia F.D.P. 09.02.2001 Rühe, Volker CDU/CSU 09.02.2001 Dr. Schäfer, Hansjörg SPD 09.02.2001 Schauerte, Hartmut CDU/CSU 09.02.2001 Schily, Otto SPD 09.02.2001 Schmidt (Aachen), Ulla SPD 09.02.2001 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 09.02.2001 Hans Peter Dr. Schuchardt, Erika CDU/CSU 09.02.2001 Schultz (Everswinkel), SPD 09.02.2001 Reinhard Sebastian, Wilhelm-Josef CDU/CSU 09.02.2001 Dr. Spielmann, Margrit SPD 09.02.2001 Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 09.02.2001 Tröscher, Adelheid SPD 09.02.2001 Türk, Jürgen F.D.P. 09.02.2001 Uldall, Gunnar CDU/CSU 09.02.2001 Vogt (Pforzheim), Ute SPD 09.02.2001 Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 09.02.2001 Dr. Westerwelle, Guido F.D.P. 09.02.2001 Wohlleben, Verena SPD 09.02.2001 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zurBeratung des Berichts: Aufhebung des Asylbe- werberleistungsgesetzes (Tagesordnungspunkt 19) Peter Weiß (Emmendingen)(CDU/CSU): Im Jahre 1993 hat der Deutsche Bundestag das Asylbewerberleis- tungsgesetz beschlossen, mit welchem die Leistungen für entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Asylsuchende und andere Ausländerinnen und Ausländer ohne dauerhaftes Aufenthaltsrecht aus dem Bundessozial- hilfegesetz (BSHG) herausgelöst und in einem eigenstän- digen Gesetz geregelt wurden. Die Gründe, die zum da- maligen Asylkompromiss und zur Schaffung dieses neuen Gesetzes führten, haben weiterhin Geltung. Der im Jahr 1992 zustande gekommene Asylkompro- miss beinhaltete, außerhalb des Bundessozialhilfegeset- zes deutlich abgesenkte Leistungen für Asylbewerber ei- genständig zu regeln und den Vorrang von Sachleistungen festzulegen. Dadurch sollte der Anreiz für nicht politisch Verfolgte reduziert werden, Asyl in Deutschland zu su- chen. Die dringende Notwendigkeit für dieses neue Gesetz ergab sich vor allem aus der Zunahme der Tätigkeit kri- mineller, gut organisierter und international tätiger Schlepperorganisationen. Die Not wie die Zukunftshoff- nungen vieler Menschen, die aus ihrer angestammten Hei- mat auswandern oder fliehen wollen, wird bis zum heuti- gen Tag in schamloser Weise von Organisationen ausgenutzt, die eine der verwerflichsten Formen des mo- dernen Menschenhandels betreiben. Deshalb sollte mit dem neuen Gesetz das Risiko reduziert werden, dass Geldleistungen des Bundessozialhilfegesetzes letztlich zur Bezahlung dieser Schlepperorganisationen und ihrer kriminellen Hintermänner verwendet werden. Deshalb war und ist das Asylbewerberleistungsgesetz kein Gesetz, das sich etwa gegen die Asylsuchenden wendet, sondern zuallererst ein Gesetz, das den kriminellen Machenschaf- ten der Schlepperorganisationen das Handwerk legt. Diese Organisationen knöpfen Asylsuchenden das Geld ab, das eigentlich für den Lebensunterhalt dieser Men- schen gedacht ist. Dieses Programm besteht mit gleicher Dringlichkeit auch heute fort. Wegen des nur vorübergehenden Aufenthaltes der Asylbewerber in der Bundesrepublik Deutschland konn- ten mit dem Asylbewerberleistungsgesetz die Leistungen zur Absicherung des Lebensunterhaltes geringer festge- setzt werden als die vergleichbaren Regelsätze des Bun- dessozialhilfegesetzes, da Integrationsleistungen zunächst nicht erforderlich sind. Dennoch sind die Leistungen exis- tenzsichernd angelegt. Die Reduzierung der Krankenhilfe und Krankenbehandlung auf das aus medizinischer Sicht unumgänglich Notwendige – vor allem die Behandlung von Akutkrankheiten und Schmerzzuständen – erfolgte ebenfalls wegen des nur vorübergehenden Aufenthalts der allermeisten Asylbewerber. Asylberechtigte erhalten dagegen vom Zeitpunkt der Anerkennung an die vollen Leistungen der Sozialhilfe wie auch die Inländer. Wer ein Bleiberecht in der Bundesrepublik erworben hat, der wird in keiner Weise gegenüber einem Inländer benach- teiligt. Auch die Gewährung von Sachleistungen ist so ange- legt, dass eine ausreichende Versorgung sichergestellt ist. So werden bei der Zuteilung von Lebensmitteln der unterschiedliche Bedarf von Kindern, Erwachsenen, Schwangeren etc. berücksichtigt. Die nach dem Asylbe- werberleistungsgesetz vorgesehene medizinische Versor- gung leistet das, was während eines nur vorübergehenden Aufenthaltes notwendig ist. Werdende Mütter und Wöch- nerinnen erhalten uneingeschränkte medizinische Hilfe. Dies zeigt, dass auch die Begründung des PDS-Antrags schlichtweg an der Realität vorbeigeht bzw. diese leugnet. Das Asylbewerberleistungsgesetz ist in keiner Weise in- human. Weiterhin bestehen also die guten und sachlich zu rechtfertigenden Gründe dafür, das Asylbewerberleis- tungsgesetz beizubehalten und damit für Asylbewerber andere Leistungen vorzusehen, als jene, die für Bezieher von Sozialhilfe gelten. Zielsetzung der Politik muss viel- mehr sein, dass über den Status eines Asylbewerbers möglichst schneller entschieden wird. Denn sobald die Statusfragen geklärt sind, können Bleibeberechtigte die vollen Leistungen des Bundessozialhilfegesetzes erhal- ten und regelt sich auch die Frage des Arbeitsmarktzu- gangs. Für uns gilt weiterhin: Wer als Asylsuchender zu uns kommt, erhält das Lebensnotwendige. Wer ein Bleibe- recht erworben hat, erhält auch die vollen Leistungen zur Integration in unserer Gesellschaft. Und wer nur ab- zocken und andere Menschen ausbeuten will, dem schie- ben wir einen Riegel vor. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Februar 200114750 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Ich erteile das Wort
    dem Kollegen Günther Nolting, F.D.P.-Fraktion.

    Günther Friedrich Nolting (F.D.P.) (von Abgeordne-
    ten der F.D.P. mit Beifall begrüßt): Herr Präsident! Meine
    Damen und Herren! Herr Kollege Erler, ich habe Sie in
    den letzten Wochen nicht ein einziges Mal im Vertei-
    digungsausschuss gesehen. Die gesamte Diskussion ist an
    Ihnen vorbeigegangen.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – Gernot Erler [SPD]: Da sind Sie falsch informiert!)


    Sie haben sich an dieser Diskussion überhaupt nicht be-
    teiligt. Nun greifen Sie hier die Opposition an. Das kann
    es ja wohl nicht sein.


    (Beifall bei der F.D.P. – Gernot Erler [SPD]: Herr Merz war auch nicht im Verteidigungsausschuss!)


    Sie reden hier das Konzept des Ministers schön. Sie
    werden erleben, dass dieses Konzept nicht zukunftsfähig
    ist.


    (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch wir haben Herrn Koppelin und Herrn Merz nicht gesehen! – Zurufe von der SPD)


    – Dazu komme ich gleich noch. Einen Moment! – Sie ha-
    ben hier die Diskussion über die DU-, die Uranmunition
    angesprochen. Dazu ist festzustellen: Wir nehmen die
    Ängste der Soldaten ernst


    (Gernot Erter [SPD]: Eben nicht!)

    und vertuschen nicht, wie Sie es getan haben.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Angesichts dessen, dass Sie von Geschrei in den be-

    troffenen Standorten gesprochen haben – auch ich schreie
    jetzt, weil ich nicht anders kann und weil die Emotionen
    hier hochkommen –,


    (Peter Zumkley [SPD]: Herr Nolting, blasen Sie sich nicht so auf!)


    ist zu fragen: Nehmen Sie eigentlich die Sorgen der Sol-
    daten, der zivilen Mitarbeiter und der Kommunen ernst?


    (Gernot Erler [SPD]: Mehr als Sie!)

    Nein, Sie tun es nicht.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Ist denn die Kritik der Ministerpräsidentin aus Schleswig-
    Holstein, die zu Recht vorgetragen wurde, Geschrei? In
    welcher Welt befinden Sie sich? Beschäftigen Sie sich ei-
    gentlich mit diesen Fragen?


    (Zuruf von der SPD: Doch, er tut es!)

    Sie sollten in sich gehen und noch einmal überprüfen, was
    Sie hier vorgetragen haben.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Herr Kollege Merz, Sie haben ja Recht: Die so ge-
    nannte Reform Scharping ist aus der sicherheitspoliti-
    schen Analyse nicht ableitbar. Wir haben ja gemeinsam
    mit dem früheren Bundespräsidenten von Weizsäcker ei-
    nen kompetenten Verbündeten; Sie haben darauf hinge-
    wiesen. Er stammt aus Ihren Reihen. Aber ebenso wie die
    Pläne von Hans-Peter von Kirchbach vom Minister nicht
    berücksichtigt wurden, wurden auch die Pläne von Herrn
    von Weizsäcker nicht berücksichtigt.

    Allerdings suchen Sie sich aus den Plänen der
    Weizsäcker-Kommission nur das heraus, was Sie gerade
    brauchen. Auf die Personalreduzierungen, die Herr von
    Weizsäcker vorgeschlagen hat, sind Sie überhaupt nicht
    eingegangen. Auch das hätten Sie einmal tun sollen.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Ich betone an dieser Stelle: Das vorgelegte Konzept

    „Feinausplanung und Stationierung“ ist kein Genie-
    streich. Aber, Herr Kollege Merz, angesichts Ihrer heuti-
    gen Rede kommen bei mir nun doch einige Fragen auf.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Die Bundeswehr ist seit Jahren drastisch unterfinan-

    ziert und Sie wissen dies.

    (Beifall des Abg. Hildebrecht Braun [Augs burg] [F.D.P.])

    Das heißt, der Verteidigungshaushalt muss erhöht und das
    Personal auf das sicherheitspolitisch erforderliche Maß
    reduziert werden. Auch darauf sind Sie heute nicht einge-
    gangen. Sie bewegen sich in realitätsfernen Gefilden,
    Herr Kollege Merz.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Friedrich Merz [CDU/CSU]: Seit wann sind Sie in der Opposition, Herr Nolting?)


    Sie erwecken den Eindruck, als sei mit der Union alles
    besser. Ich frage mich, woher Sie eigentlich diesen Mut
    nehmen.

    Wo war der Mut der CDU/CSU-Fraktion in den ge-
    meinsamen Regierungsjahren mit der F.D.P., als die F.D.P.




    Gernot Erler

    14683


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    die Öffnung der Bundeswehr für Frauen forderte? Die
    Union hat abgelehnt.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der SPD)


    – Die SPD hat auch abgelehnt. Klatschen Sie nicht!

    (Heiterkeit bei der SPD und dem BÜND NIS 90/DIE GRÜNEN)

    Wo war der Wille der CDU/CSU-Fraktion, sich für

    die Menschen einzusetzen, als die F.D.P. gleiche Gehäl-
    ter für die Bundeswehr in Ost und West durchsetzen
    wollte?


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Die Union hat abgelehnt, die SPD hat abgelehnt, die Grü-
    nen haben abgelehnt und die PDS hat abgelehnt.


    (Zuruf von der PDS: Das stimmt doch gar nicht!)


    Die F.D.P.-Fraktion hat der Öffentlichkeit bereits vor
    zwei Jahren ihre Vorstellungen über die Zukunft der Bun-
    deswehr mitgeteilt. Die von Ihnen geführte CDU/CSU-
    Fraktion hat bis heute in dieser Frage kein abgestimmtes
    Konzept. So kann es nicht gehen, Herr Kollege Merz.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Keine eigenen Vorstellungen, aber Kritik üben – das ist
    mir schlicht und einfach zu wenig. So verstehen wir Frei-
    demokraten unsere Oppositionsrolle nicht.

    Meine Damen und Herren, der Mensch steht im Mit-
    telpunkt. Die Politik muss sich immer daran messen, ob
    sie nach diesem Grundsatz handelt. Selbstverständlich
    gilt das auch für die Reform der Bundeswehr. Die An-
    gehörigen der Bundeswehr haben Anspruch auf eine best-
    mögliche Ausbildung, auf modernste Ausrüstung und auf
    eine angemessene Bezahlung. Sie haben auch Anspruch
    auf größtmögliche Planungssicherheit, auch in Zeiten
    schneller Umbrüche wie in den vergangenen Jahren.
    Selbstverständlich stehen die Angehörigen der Bundes-
    wehr auch im Mittelpunkt, als Staatsbürger in Uniform.

    Unsere Soldaten übernehmen viele und nicht immer
    angenehme Pflichten. Ich verweise auf die gegenwärtigen
    Einsätze auf dem Balkan. Ich verweise aber auch auf die
    wichtige Arbeit zu Hause. Deshalb sage ich: Wir haben es
    nicht mit einem abstrakten Gebilde zu tun, sondern mit
    Menschen, mit Staatsdienern im wahrsten Sinne des Wor-
    tes. Ich kann mir nicht helfen, aber genau hier sehe ich un-
    geheure Defizite bei den Entscheidungen des Verteidi-
    gungsministers, und zwar von Tag zu Tag zunehmend.

    In jedem Standort, den ich in den letzten Tagen besucht
    habe, bekomme ich von den Menschen gesagt, die Re-
    form der Bundeswehr ginge an ihnen vorbei. Da werden
    Hochglanzbroschüren ausgeteilt, die lücken- und fehler-
    haft sind. Da werden Informationen so lange zurückge-
    halten, bis die Gerüchteküche überquillt und Presseveröf-
    fentlichungen den Minister zur Unterrichtung zwingen.
    Da wird mit Zahlen getrickst, die keiner Überprüfung
    standhalten. Ich verweise dabei auf das unhaltbare Papier
    zur Wehrgerechtigkeit vom Herbst letzten Jahres. So kann

    es niemanden wundern, dass von der vollmundig an-
    gekündigten größten Reform in der Geschichte der Bun-
    deswehr lediglich ein verunglücktes Reförmchen übrig
    geblieben ist. Ganz offensichtlich hat Sie, Herr Minister
    Scharping, der Mut verlassen. Das notwendige Geld war
    vorher schon weg.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Herr Minister Scharping, Sie sind kein Visionär, wie

    wir das heute wieder erlebt haben,

    (Gernot Erler [SPD]: Aber Sie!)


    Sie sind nicht einmal Realist.

    (Peter Zumkley [SPD]: Ihre Berufsarmee wäre teurer gekommen, Herr Nolting!)

    Sie sind ein mutloser Zauderer, zunehmend gepaart mit
    träumerischen Zügen.

    Herr Minister Scharping, der Kollege Koppelin hat
    schon darauf hingewiesen: Sie haben hier im letzten
    Herbst in der Haushaltsdebatte erklärt, es werde, abge-
    sehen von Kleinststandorten, kein Standort geschlossen,


    (Rudolf Scharping, Bundesminister: Das stimmt doch gar nicht!)


    und in diesem Zusammenhang die Kollegen Austermann
    und Koppelin der Lüge bezichtigt.


    (Peter Zumkley [SPD]: Das ist doch Unsinn!)

    Am 14. Dezember letzten Jahres konnten wir dann in der
    Zeitung „Die Welt“ nachlesen, welche Standorte ge-
    schlossen werden.

    Haben Sie, Herr Minister Scharping, am 29. November
    letzten Jahres wissentlich die Unwahrheit gesagt oder ar-
    beitet Ihr Haus an Ihnen vorbei?


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Angelika Beer [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie können einen Untersuchungsausschuss beantragen!)


    Ich könnte auch sagen: Es begann mit einer Lüge.

    (Peter Zumkley [SPD]: Großinquisitor Nolting!)

    Herr Minister Scharping, Sie sollten sich endlich bei den
    Kollegen Koppelin und Austermann genauso wie beim
    Vorsitzenden des Deutschen Bundeswehrverbandes ent-
    schuldigen.

    Natürlich müssen Veränderungen bei Standorten
    vorgenommen werden,


    (Peter Zumkley [SPD]: Na also!)

    wenn die Bundeswehr umstrukturiert wird. Daran besteht
    kein Zweifel. Aber dann darf der verantwortliche Minis-
    ter nicht noch zehn Wochen zuvor lediglich von zu
    schließenden Kleinststandorten sprechen. Das ist der ei-
    gentliche Skandal! Herr Minister, Ihre eigenen Partei-
    freunde haben Ihnen diese Aussagen abgenommen und
    dies auch in den Standorten verkündet. Sie stehen jetzt im
    Regen.




    Günther Friedrich Nolting
    14684


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Sie stehen in dieser Frage auch aus Ihren eigenen Rei-
    hen unter Druck, aber lassen nicht von diesem Wege ab,
    wie Ihre Hochglanzbroschüre „Feinausplanung und Sta-
    tionierung“ belegt. Sie ist eine standortpolitische Mogel-
    packung allererster Güte. Das kann man an einigen weni-
    gen Fakten belegen:

    Es werden 59 Standorte geschlossen, davon 39 Groß-
    standorte; das ist in diesem Papier nachzulesen. Zudem
    wird der Personalbestand in 20 Standorten halbiert und in
    18 Standorten bis zu 98 Prozent reduziert, was einer To-
    talaufgabe gleichkommt. Ich nenne einige wenige Bei-
    spiele: Dülmen wird von 1 969 Dienstposten auf unter 400
    reduziert – dort wird es in Zukunft nur noch zivile Mitar-
    beiter geben – aber der Standort, so der Minister, bleibt er-
    halten. Eggesin wird von 1 792 auf 55 Dienstposten
    gekürzt, aber, so der Minister, der Standort bleibt erhalten.
    Neumünster wird von über 900 Dienstposten auf ganze
    zehn reduziert, aber der Standort, so der Minister, bleibt
    erhalten. – Die Liste ließe sich fortsetzen. Was haben Sie
    sich eigentlich dabei gedacht, den Standort Schneeberg
    ganz zu streichen? Auch dazu müssen Sie noch eine Er-
    klärung abgeben.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Herr Minister Scharping, ich fordere Sie auf, endlich

    Antworten auf folgende Fragen zu geben: Wie ernst neh-
    men Sie eigentlich die Gespräche mit den Betroffenen?
    Wie gedenken Sie den sozialverträglichen Umbau der
    Bundeswehr zu finanzieren? Haben Sie Vorkehrungen ge-
    troffen für die fällige Anpassung des Personalbestandes?
    Wann erfahren die betroffenen Soldaten und zivilen Mit-
    arbeiter, was mit ihnen passiert? Welche Verträge wird es
    geben? Wie wollen Sie den erforderlichen umweltgerech-
    ten Rückbau der Liegenschaften und die vielerorts über-
    fällige Modernisierung der Kasernen finanzieren? Wie
    wollen Sie den Gemeinden helfen, die ihre Kasernen
    plötzlich ganz oder weitgehend eingebüßt haben? Sie
    glauben doch selber nicht, dass diese Last allein den Län-
    dern und Kommunen aufgebürdet werden kann.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ich prophezeie Ihnen: Wenn Sie hier nicht in kürzester
    Zeit tragfähige Konzepte vorlegen, werden Sie einen dra-
    matischen Rückgang beim Unteroffiziersnachwuchs erle-
    ben und von einer massiven Welle berechtigter Ent-
    rüstung und innerer Kündigung überrollt. Das kann nun
    wahrlich nicht im Interesse einer seriösen und zukunfts-
    fähigen Bundeswehrplanung sein.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Ich werfe Ihnen vor, dass Sie die bei Amtsantritt groß

    angekündigte Bundeswehrreform, die überfällig war
    – darin sind wir uns ja einig –, zum Reförmchen haben
    verkommen lassen. Ich werfe Ihnen vor, dass Ihr Werk
    „Feinausplanung und Stationierung“ dieses Jahrzehnt
    nicht überdauern wird. Ich werfe Ihnen vor, dass Sie wi-
    der besseres Wissen um die Zukunft der Wehrpflicht an
    dieser festhalten. Die allgemeine Wehrpflicht wird wegen
    der Wehrungerechtigkeit Ihres Strukturmodells in abseh-
    barer Zeit ausgesetzt werden.

    Ob nun mangelhaft ausgeprägte Weitsicht, Mutlosig-
    keit oder parteipolitisches Kalkül dafür verantwortlich
    zeichnen, ist für Soldaten wie zivile Bundeswehrbe-
    schäftigte und deren Familien unbedeutend. Diese erken-
    nen nur überdeutlich: Sie, die Menschen, stehen bei Ihren
    Entscheidungen nicht im Mittelpunkt, Herr Minister, sie
    werden nicht berücksichtigt. Das ist der größte Skandal.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Ihre Amtszeit, Herr Minister, gleicht einem Drama in

    vier Akten. Erster Akt: Vertrauensbildung durch Verspre-
    chungen und große Ankündigungen. Zweiter Akt: Be-
    schwichtigung durch Planungsaktivität, Vertuschung und
    Täuschung. Dritter Akt: Versprechungen nicht eingehal-
    ten, nur scheibchenweise Eingeständnisse. Vierter Akt:
    Bundeswehr im Chaos, Scharping macht eine Reform und
    keiner macht mit. Wir warten darauf, dass der Vorhang
    fällt.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Ich erteile das Wort
dem Kollegen Winfried Nachtwei, Bündnis 90/Die Grü-
nen.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Winfried Nachtwei


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Meine Kolleginnen und Kollegen! Die
    CDU/CSU-Fraktion macht die Bundeswehrreform mit
    der Rede ihres Fraktionsvorsitzenden heute zur Chefsa-
    che. Angesichts der Bedeutung des Themas ist das anzu-
    erkennen. Es geht immerhin um die größte und durch-
    greifendste Reform der Bundeswehr seit ihrer Gründung.
    Aber das Auswechseln der Spitzenredner der CDU/CSU-
    Fraktion ändert nichts an der Beschränktheit und künstli-
    chen Aufgeregtheit ihrer Attacke.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Ihre Verurteilung der laufenden Bundeswehrreform ist
    total, die Urteilsbegründung aber ausgesprochen dünn.
    Das ist auch in Ihrem heute eingebrachten Entschlie-
    ßungsantrag deutlich nachzulesen.

    Sie behaupten, die Bundeswehrreform basiere nicht
    auf einer umfassenden Bedrohungsanalyse. Mir ist bisher
    nicht aufgefallen, dass sich die Bedrohungswahrnehmung
    der CDU/CSU sonderlich von der des Ministeriums
    unterscheidet. Sie behaupten, mit der geplanten reduzier-
    ten Umfangstärke werde die Bundesrepublik ihrer Rolle
    in der Mitte Europas nicht mehr gerecht. Es bleibt mir un-
    erfindlich, worauf dann der Vorschlag der CDU/CSU
    zielt, in dem geringfügig mehr Soldaten gefordert werden,
    nämlich insgesamt 300 000,


    (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Nicht „geringfügig“!)


    in dem aber auf einen streitkräftegemeinsamen Ansatz,
    somit Effizienzgewinne durch straffere Strukturen, ver-
    zichtet wird.




    Günther Friedrich Nolting

    14685


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Herr Merz, was erwarten Sie eigentlich von einer Bun-
    deswehrreform? Dazu haben Sie gerade in Ihrer Rede gar
    nichts gesagt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Ihre Kritik ist widersprüchlich, unehrlich, konzeptionslos
    und kein produktiver Beitrag zur Bundeswehrreform.

    Wir haben es nun mit der 7. Bundeswehrreform in den
    45 Jahren ihres Bestehens der Bundeswehr zu tun. Die
    Ausrichtung auf neue Aufgaben geschieht einerseits
    durch eine grundlegende Umstrukturierung der Kräfte,
    also Zusammenfassung von so genannten Querschnitts-
    aufgaben in der Streitkräftebasis, verbunden mit einer Zu-
    sammenfassung der Hauptverteidigungskräfte und Kri-
    senreaktionskräfte zu den Einsatzkräften. Andererseits
    reduzieren wir die Kräfte der Bundeswehr. Diese Redu-
    zierung ist im Gesamtumfang maßvoll, für einzelne Trup-
    pengattungen aber einschneidend. Bei den Kampftruppen
    des Heeres zum Beispiel beträgt sie mehr als 40 Prozent,
    bei den Logistikverbänden ungefähr 60 Prozent.

    Mit dem Konzept „Feinausplanung und Stationierung“
    kommt die Bundeswehrreform bei den Menschen vor Ort
    an und erhitzt selbstverständlich etliche Gemüter. Unsi-
    cherheiten sind in einer solchen Phase zunächst einmal
    unvermeidlich. Deshalb ist es besonders wichtig, dass mit
    diesen Unsicherheiten offen umgegangen wird und dass
    sie vor allem nicht parteipolitisch geschürt oder durch das
    Sankt-Florians-Prinzip künstlich angefacht werden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Denn nach aller Erfahrung besteht das große Risiko, dass
    sich gerade ein fahrlässiger Umgang mit der Standort-
    frage als Bremse für notwendige Reformen auswirkt.

    Der Umfang der Standortreduzierungen ist ausge-
    sprochen moderat ausgefallen, verglichen mit Rationali-
    sierungs- und Einsparungspotenzialen eines strengen Mo-
    dernisierungskurses oder vor allem mit den Vorschlägen
    der Weizsäcker-Kommission, die bei einer Gesamtstärke
    von 240 000 Soldaten eine Halbierung der Zahl der Stand-
    orte und Liegenschaften empfohlen hat.


    (Günther Friedrich Nolting [F.D.P.]: Und mehr Geld!)


    Insgesamt betrachtet sind die Standortentscheidungen
    sachgerecht und nachvollziehbar. Wir sehen keinerlei An-
    haltspunkte für parteipolitisch motivierte Begünstigungen
    oder Benachteiligungen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wo in Einzelfällen die Entscheidungen bisher nicht nach-
    vollziehbar sind, muss dies schnell nachgeholt werden.


    (Hildebrecht Braun [Augsburg] [F.D.P.]: Sind sie jetzt nachvollziehbar?)


    – Herr Braun, Sie sollten ein bisschen genauer hinhören.
    Dann brauchen Sie nicht dazwischenzurufen.

    Die Reduzierungen sind – darin stimmen die Auffas-
    sungen in diesem Haus, wenn man ein bisschen ehrlich

    ist, überein – insgesamt unumgänglich. Deshalb sind
    Überlegungen überfällig, wie dieser Prozess wirklich so-
    zialverträglich gestaltet werden kann. Dabei geht es als
    Erstes um die betroffenen Menschen, die Soldaten, ihre
    Angehörigen und die Zivilbeschäftigten. Den Zivilbe-
    schäftigten versprach die Bundesregierung, dass es keine
    betriebsbedingten Kündigungen geben werde. Dieses
    Versprechen muss jetzt in den laufenden Tarifverhandlun-
    gen eingelöst werden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Für etliche Kommunen bedeuten diese Standortredu-
    zierungen und -schließungen einen einschneidenden und
    gravierenden Vorgang. Allein in dem Regierungsbezirk
    Münster, aus dem ich komme, sind mehr als 50 Prozent
    der Standortreduzierungen von ganz Nordrhein-West-
    falen vorgenommen worden. Das verunsichert natürlich.
    Aber wenn wir einmal in die 90er-Jahre zurücksehen, als
    enorme Truppenstärken reduziert werden mussten, dann
    können wir feststellen, dass diese erheblichen Struktur-
    brüche – zunächst einmal waren es Strukturbrüche – ins-
    gesamt sehr gut bewältigt wurden, allerdings in den ver-
    schiedenen Ländern sehr unterschiedlich. Bayern zum
    Beispiel war verhältnismäßig wenig betroffen. In
    Bayern – das zeigt sich jetzt sehr deutlich – hat sich die
    CSU niemals darum gekümmert, wie solche Prozesse
    wirklich sozialverträglich abgefedert werden können, wie
    also Konversion betrieben werden kann.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Das ist aber eine absolute Ungezogenheit! Das hätte ich von Ihnen nicht erwartet, Herr Nachtwei! Kommen Sie mal in mein Büro! Ich erzähle Ihnen dann, wie das läuft! Das ist ja peinlich!)


    Hier ist ein Unterschied zum Beispiel zum Land
    Nordrhein-Westfalen, in dem es darum ging, insgesamt
    120 000 so genannte Militärarbeitsplätze, davon mehr
    als 20 000 Arbeitsplätze von Zivilbeschäftigten, und
    300 Liegenschaften abzubauen. Es gelang, in diesen
    Liegenschaften 10 000 neue Arbeitsplätze zu ent-
    wickeln; 25 000 weitere sind in Aussicht. Voraussetzung
    für diesen erfolgreichen Konversionsprozess war die
    ausgezeichnete Zusammenarbeit der Kommunen, kom-
    munaler Akteure, des Landes und der entsprechenden
    Beratungseinrichtungen, vor allem des Internationalen
    Bonner Konversionszentrums, sowie schließlich und
    wesentlich auch der Europäischen Union. Diese Erfah-
    rungen können wir jetzt bei dem weiteren Konversions-
    prozess hervorragend nutzen. Das macht Hoffnung, die-
    sen Prozess gut bewältigen zu können.

    Ich nannte gerade das Stichwort Europäische Union.
    Hier ergibt sich zugleich ein Problem: Die EU-Gelder, die
    im vorigen Jahrzehnt zur Verfügung standen, werden jetzt
    realistischerweise nicht mehr zur Verfügung stehen. In
    diesem Falle geht es ja um eine nationale Militärreform
    und nicht um eine europaweite Frage. Das heißt in der
    Konsequenz, dass nun auch der Bund in der Pflicht ist,
    Mitverantwortung für die Standortkonversion zu über-
    nehmen. Das wird nicht einfach und einige Interessen-




    Winfried Nachtwei
    14686


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    konflikte, zum Beispiel beim Liegenschaftsverkauf, sind
    vorprogrammiert. Aber mit der Koalitionsvereinbarung,
    in der es hieß, „Rüstungskonversion wird auch als bun-
    despolitische Aufgabe gesehen“, haben SPD und Grüne
    dazu ihre Bereitschaft erklärt. Dazu stehen wir weiterhin.

    Danke schön.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)