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ID1415000300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 14671 A Tagesordnungspunkt 14: Abgabe einer Regierungserklärung: Die Bundeswehr der Zukunft, Feinauspla- nung und Stationierung . . . . . . . . . . . . . 14671 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg 14671 B Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 14676 B Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14680 B Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14680 D Günther Friedrich Nolting F.D.P. . . . . . . . . . . 14683 A Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14685 C Ulrich Adam CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 14687 A Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14687 C Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . . . . . . . 14688 A Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/CSU 14688 C Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14689 B Wolfgang Gehrcke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 14689 D Peter Zumkley SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14691 C Wolfgang Dehnel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 14693 A Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 14693 C Peter Zumkley SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14694 B Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 14695 B Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . . . . 14695 C Georg Pfannenstein SPD . . . . . . . . . . . . . 14697 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14698 B Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . . 14699 D Wolfgang Börnsen (Bönstrup) CDU/CSU . . . 14700 C Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14701 A Ursula Mogg SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14701 D Paul Breuer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 14703 A Manfred Opel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14704 C Paul Breuer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 14706 C Tagesordnungspunkt 15: a) Große Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Börnsen (Bönstrup), Gunnar Uldall, weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU: Die Ostsee- region – Chancen und Risiken einer Wachstumsregion von zunehmender weltweiter Bedeutung (Drucksachen 14/2293, 14/4460) . . . . . 14707 A b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Tech- nologie zu dem Antrag der Abgeordne- ten Wolfgang Börnsen (Bönstrup), Gunnar Uldall, weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU: Initiative zur Stärkung der Ostseeregion (Drucksachen 14/3293, 14/4573) . . . . . 14707 B c) Große Anfrage der Abgeordneten Jürgen Koppelin, Dr. Helmut Haussmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion F.D.P.: Ostsee-Politik der Bundes- regierung (Drucksachen 14/3424, 14/4026) . . . . 14707 B in Verbindung mit Plenarprotokoll 14/150 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 150. Sitzung Berlin, Freitag, den 9. Februar 2001 I n h a l t : Zusatztagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Franz Thönnes, Dr. Margrit Wetzel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion SPD sowie der Abgeord- neten Werner Schulz (Leipzig), Kerstin Müller (Köln), Rezzo Schlauch und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Die Entwicklung der Ostseeregion nach- haltig stärken (Drucksache 14/5226) . . . . . . . . . . . . . . . 14707 B Dr. Margrit Wetzel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 14707 C Wolfgang Börnsen (Bönstrup) CDU/CSU . . . 14708 C Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 14711 A Wolfgang Börnsen (Bönstrup) CDU/CSU 14712 C Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14714 C Rolf Kutzmutz PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14716 A Jürgen Koppelin F.D.P . . . . . . . . . . . . . . . . 14716 C Heide Simonis, Ministerpräsidentin (Schles- wig-Holstein) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14717 B Ulrich Adam CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 14719 B Franz Thönnes SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14720 D Dr. Christine Lucyga SPD . . . . . . . . . . . . . . . 14721 D Zusatztagesordnungspunkt 10: Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes zu dem Fünf- zehnten Gesetz zur Änderung des Bun- deswahlgesetzes (Drucksachen 14/3764, 14/4265, 14/4647, 14/5238) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14723 A Zusatztagesordnungspunkt 11: Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes zu dem Gesetz zur Bekämpfung gefährlicher Hunde (Drucksachen 14/4451, 14/4920, 14/5052, 14/5239) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14723 B Tagesordnungspunkt 16: a) Antrag der Abgeordneten Ulrich Heinrich, Ulrike Flach, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion F.D.P.: Innova- tionspotenzial moderner Technologien für mittelständische Pflanzenzüchter erhalten (Drucksache 14/2297) . . . . . . . . . . . . . 14723 C b) Große Anfrage der Abgeordneten Marita Sehn, Ulrich Heinrich, weiterer Abgeordneter und der Fraktion F.D.P.: Harmonisierung der Zulassungs- praxis von Pflanzenschutzmitteln auf europäischer Ebene (Drucksachen 14/3054, 14/4136) . . . . 14723 C c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirt- schaft und Forsten – zu dem Antrag der Fraktion CDU/CSU: Zulassung von Pflan- zenschutzmitteln auf nationaler und EU-Ebene beschleunigen – zu dem Antrag der Abgeordneten Marita Sehn, Ulrich Heinrich, weiterer Abgeordneter und der Fraktion F.D.P.: Wettbewerbsnachteile durch unter- schiedliche Zulassungspraxis von Pflanzenschutzmitteln in Europa zügig abbauen (Drucksachen 14/3096, 14/3298, 14/3713) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14723 C Ulrich Heinrich F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14723 D Heino Wiese (Hannover) SPD . . . . . . . . . . . . 14725 A Helmut Heiderich CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 14726 B Steffi Lemke BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14728 B Ulrich Heinrich F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . 14728 D Helmut Heiderich CDU/CSU . . . . . . . . . . 14729 B Eva Bulling-Schröter PDS . . . . . . . . . . . . . . 14730 B Gustav Herzog SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 14731 A Tagesordnungspunkt 17: Erste Beratung des von den Abgeordneten Gerda Hasselfeldt, Heinz Seiffert, weiteren Abgeordneten und der Fraktion CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Erhöhung des Trinkgeldfreibetrages (Drucksache 14/4938 [neu]) . . . . . . . . . . . 14732 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Erste Beratung des von den Abgeordneten Ernst Burgbacher, Gerhard Schüßler, wei- teren Abgeordneten und der Fraktion F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Einkommensteuergeset- zes (Abschaffung der Trinkgeldbesteue- rung) (Drucksache 14/5233) . . . . . . . . . . . . . . . 14732 B Klaus Brähmig CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 14732 C Simone Violka SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14734 B Klaus Brähmig CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 14735 A Ernst Burgbacher F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 14737 A Christine Scheel BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14738 B Dr. Barbara Höll PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14739 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Februar 2001II Tagesordnungspunkt 19: Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Klaus Grehn, Petra Bläss, weiterer Abgeordneter und der Fraktion PDS: Aufhebung des Asylbewerberleistungsgesetzes (Drucksachen 14/3381, 14/4695) . . . . . . . 14740 A Brigitte Lange SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14740 B Dr. Barbara Höll PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 14740 D Karl-Josef Laumann CDU/CSU . . . . . . . . . . 14743 B Marieluise Beck (Bremen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14744 B Dr. Heinrich L. Kolb F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 14745 B Pia Maier PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14746 B Marieluise Beck (Bremen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14747 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14747 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 14749 A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Berichts: Aufhebung des Asylbewerber- leistungsgesetzes (Tagesordnungspunkt 19) Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU . . . . . 14749 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Februar 2001 III Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Februar 2001
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Februar 2001 14747 (C)(A) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Februar 2001 14749 (C) (D) (A) (B) Dr. Bartsch, Dietmar PDS 09.02.2001 Dr. Bauer, Wolf CDU/CSU 09.02.2001 Behrendt, Wolfgang SPD 09.02.2001* Dr. Berg, Axel SPD 09.02.2001 Bierling, Hans-Dirk CDU/CSU 09.02.2001 Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 09.02.2001 Bohl, Friedrich CDU/CSU 09.02.2001 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 09.02.2001 Bosbach, Wolfgang CDU/CSU 09.02.2001 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 09.02.2001* Carstensen (Nordstrand), CDU/CSU 09.02.2001 Peter H. Dr. Däubler-Gmelin, SPD 09.02.2001 Herta Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 09.02.2001 Fograscher, Gabriele SPD 09.02.2001 Formanski, Norbert SPD 09.02.2001 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 09.02.2001 Friedrich (Altenburg), SPD 09.02.2001 Peter Dr. Fuchs, Ruth PDS 09.02.2001 Dr. Gerhardt, Wolfgang F.D.P. 09.02.2001 Gloser, Günter SPD 09.02.2001 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ 09.02.2001 DIE GRÜNEN Hempelmann, Rolf SPD 09.02.2001 Henke, Hans Jochen CDU/CSU 09.02.2001 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 09.02.2001 DIE GRÜNEN Hilsberg, Stephan SPD 09.02.2001 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ 09.02.2001 DIE GRÜNEN Hollerith, Josef CDU/CSU 09.02.2001 Ibrügger, Lothar SPD 09.02.2001 Kampeter, Steffen CDU/CSU 09.02.2001 Klappert, Marianne SPD 09.02.2001 Labsch, Werner SPD 09.02.2001 Leidinger, Robert SPD 09.02.2001 Lohmann (Neubranden- SPD 09.02.2001 burg), Götz-Peter Mascher, Ulrike SPD 09.02.2001 Müller (Düsseldorf), SPD 09.02.2001 Michael Nolte, Claudia CDU/CSU 09.02.2001 Ost, Friedhelm CDU/CSU 09.02.2001 Otto (Frankfurt), F.D.P. 09.02.2001 Hans-Joachim Dr. Pfaff, Martin SPD 09.02.2001 Pieper, Cornelia F.D.P. 09.02.2001 Rühe, Volker CDU/CSU 09.02.2001 Dr. Schäfer, Hansjörg SPD 09.02.2001 Schauerte, Hartmut CDU/CSU 09.02.2001 Schily, Otto SPD 09.02.2001 Schmidt (Aachen), Ulla SPD 09.02.2001 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 09.02.2001 Hans Peter Dr. Schuchardt, Erika CDU/CSU 09.02.2001 Schultz (Everswinkel), SPD 09.02.2001 Reinhard Sebastian, Wilhelm-Josef CDU/CSU 09.02.2001 Dr. Spielmann, Margrit SPD 09.02.2001 Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 09.02.2001 Tröscher, Adelheid SPD 09.02.2001 Türk, Jürgen F.D.P. 09.02.2001 Uldall, Gunnar CDU/CSU 09.02.2001 Vogt (Pforzheim), Ute SPD 09.02.2001 Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 09.02.2001 Dr. Westerwelle, Guido F.D.P. 09.02.2001 Wohlleben, Verena SPD 09.02.2001 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zurBeratung des Berichts: Aufhebung des Asylbe- werberleistungsgesetzes (Tagesordnungspunkt 19) Peter Weiß (Emmendingen)(CDU/CSU): Im Jahre 1993 hat der Deutsche Bundestag das Asylbewerberleis- tungsgesetz beschlossen, mit welchem die Leistungen für entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Asylsuchende und andere Ausländerinnen und Ausländer ohne dauerhaftes Aufenthaltsrecht aus dem Bundessozial- hilfegesetz (BSHG) herausgelöst und in einem eigenstän- digen Gesetz geregelt wurden. Die Gründe, die zum da- maligen Asylkompromiss und zur Schaffung dieses neuen Gesetzes führten, haben weiterhin Geltung. Der im Jahr 1992 zustande gekommene Asylkompro- miss beinhaltete, außerhalb des Bundessozialhilfegeset- zes deutlich abgesenkte Leistungen für Asylbewerber ei- genständig zu regeln und den Vorrang von Sachleistungen festzulegen. Dadurch sollte der Anreiz für nicht politisch Verfolgte reduziert werden, Asyl in Deutschland zu su- chen. Die dringende Notwendigkeit für dieses neue Gesetz ergab sich vor allem aus der Zunahme der Tätigkeit kri- mineller, gut organisierter und international tätiger Schlepperorganisationen. Die Not wie die Zukunftshoff- nungen vieler Menschen, die aus ihrer angestammten Hei- mat auswandern oder fliehen wollen, wird bis zum heuti- gen Tag in schamloser Weise von Organisationen ausgenutzt, die eine der verwerflichsten Formen des mo- dernen Menschenhandels betreiben. Deshalb sollte mit dem neuen Gesetz das Risiko reduziert werden, dass Geldleistungen des Bundessozialhilfegesetzes letztlich zur Bezahlung dieser Schlepperorganisationen und ihrer kriminellen Hintermänner verwendet werden. Deshalb war und ist das Asylbewerberleistungsgesetz kein Gesetz, das sich etwa gegen die Asylsuchenden wendet, sondern zuallererst ein Gesetz, das den kriminellen Machenschaf- ten der Schlepperorganisationen das Handwerk legt. Diese Organisationen knöpfen Asylsuchenden das Geld ab, das eigentlich für den Lebensunterhalt dieser Men- schen gedacht ist. Dieses Programm besteht mit gleicher Dringlichkeit auch heute fort. Wegen des nur vorübergehenden Aufenthaltes der Asylbewerber in der Bundesrepublik Deutschland konn- ten mit dem Asylbewerberleistungsgesetz die Leistungen zur Absicherung des Lebensunterhaltes geringer festge- setzt werden als die vergleichbaren Regelsätze des Bun- dessozialhilfegesetzes, da Integrationsleistungen zunächst nicht erforderlich sind. Dennoch sind die Leistungen exis- tenzsichernd angelegt. Die Reduzierung der Krankenhilfe und Krankenbehandlung auf das aus medizinischer Sicht unumgänglich Notwendige – vor allem die Behandlung von Akutkrankheiten und Schmerzzuständen – erfolgte ebenfalls wegen des nur vorübergehenden Aufenthalts der allermeisten Asylbewerber. Asylberechtigte erhalten dagegen vom Zeitpunkt der Anerkennung an die vollen Leistungen der Sozialhilfe wie auch die Inländer. Wer ein Bleiberecht in der Bundesrepublik erworben hat, der wird in keiner Weise gegenüber einem Inländer benach- teiligt. Auch die Gewährung von Sachleistungen ist so ange- legt, dass eine ausreichende Versorgung sichergestellt ist. So werden bei der Zuteilung von Lebensmitteln der unterschiedliche Bedarf von Kindern, Erwachsenen, Schwangeren etc. berücksichtigt. Die nach dem Asylbe- werberleistungsgesetz vorgesehene medizinische Versor- gung leistet das, was während eines nur vorübergehenden Aufenthaltes notwendig ist. Werdende Mütter und Wöch- nerinnen erhalten uneingeschränkte medizinische Hilfe. Dies zeigt, dass auch die Begründung des PDS-Antrags schlichtweg an der Realität vorbeigeht bzw. diese leugnet. Das Asylbewerberleistungsgesetz ist in keiner Weise in- human. Weiterhin bestehen also die guten und sachlich zu rechtfertigenden Gründe dafür, das Asylbewerberleis- tungsgesetz beizubehalten und damit für Asylbewerber andere Leistungen vorzusehen, als jene, die für Bezieher von Sozialhilfe gelten. Zielsetzung der Politik muss viel- mehr sein, dass über den Status eines Asylbewerbers möglichst schneller entschieden wird. Denn sobald die Statusfragen geklärt sind, können Bleibeberechtigte die vollen Leistungen des Bundessozialhilfegesetzes erhal- ten und regelt sich auch die Frage des Arbeitsmarktzu- gangs. Für uns gilt weiterhin: Wer als Asylsuchender zu uns kommt, erhält das Lebensnotwendige. Wer ein Bleibe- recht erworben hat, erhält auch die vollen Leistungen zur Integration in unserer Gesellschaft. Und wer nur ab- zocken und andere Menschen ausbeuten will, dem schie- ben wir einen Riegel vor. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Februar 200114750 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Bevor ich die Aus-
    sprache eröffne, möchte ich, da es gerade Wortmeldungen
    zu Zwischenfragen gegeben hat, an unsere Geschäfts-
    ordnung erinnern: Danach sind während einer Regie-
    rungserklärung keine Zwischenfragen und im Anschluss
    an sie auch keine Kurzinterventionen zugelassen, da die
    Aussprache erst danach beginnt, liebe Kolleginnen und
    Kollegen.

    Ich eröffne jetzt die Aussprache und erteile das Wort
    dem Kollegen Friedrich Merz, CDU/CSU-Fraktion.


    (Gernot Erler [SPD]: Wieder ein Stück Leitkultur!)


    Friedrich Merz (CDU/CSU) (von der CDU/CSU mit
    Beifall begrüßt): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Da-
    men und Herren! Wir hatten ja alle etwas Mühe, bei die-
    ser Regierungserklärung wach zu bleiben.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P. –Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Was können wir für Ihren Lebenswandel? – Günther Friedrich Nolting [F.D.P.]: Das wird jetzt anders!)


    Herr Scharping, Sie konnten das nicht sehen, aber bei den
    anwesenden Mitgliedern der Bundesregierung war das
    noch augenfälliger als bei uns;


    (Heiterkeit bei der CDU/CSU)

    sie sparen vielleicht ihre Kräfte.

    Ich will zunächst zwei Fragen stellen, die mir spontan
    in den Sinn gekommen sind, als ich Ihre Rede hörte:


    (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie Sponti! – Zurufe von der SPD: Spontan?)


    – Ich habe nur zwei, aber dafür zwei konkrete.
    Ich habe mich zum einen gefragt, warum eigentlich

    vor gut einem Jahr der Generalinspekteur von Kirchbach
    zurückgetreten ist,


    (Günther Friedrich Nolting [F.D.P.]: Ja!)

    wenn Ihr Konzept so gut ist, wie Sie es hier dargelegt ha-
    ben. Was war eigentlich der Grund für den Amtsverzicht
    des Generalinspekteurs,


    (Zuruf von der PDS: Er ist entlassen worden!)


    den Sie ja auch beauftragt hatten, eine neue Konzeption
    für die Bundeswehr vorzulegen?


    (Gernot Erler [SPD]: Das nenne ich Spontaneität!)


    Zum Zweiten stellt sich für mich ein logisches
    Problem: Wenn die Zahlen – ich frage jetzt nicht nach
    Brutto und Netto – alle stimmen, die Sie hier vor-
    getragen haben, dann müssten Sie eigentlich auf der
    Suche nach mindestens 50 neuen Standorten für die
    Bundeswehr in der Bundesrepublik Deutschland sein.


    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)


    In Wahrheit hat noch nie ein Verteidigungsminister
    hier im Parlament eine Konzeption für die zukünftige
    Struktur der Bundeswehr vorgestellt, die so auf Sand ge-
    baut ist wie die, die wir heute Morgen zum zweiten Mal
    gehört haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P. – Dr. Peter Stuck [SPD]: Lächerlich!)


    Die Bundeswehr steht vor einem Umbauprozess ohne
    Perspektive und voller neuer Unsicherheiten. Die „Re-
    form der Bundeswehr von Grund auf“, wie Sie das nen-
    nen, stellt die Fähigkeit der Bundeswehr, die ihr gestell-
    ten Aufträge auch in Zukunft zu erfüllen, von Grund auf
    in Frage. Das ist die Wahrheit.


    (Beifall bei der CDU/CSU )

    Schon die Art und Weise, wie Sie die Standortentschei-
    dungen hier noch einmal präsentiert haben, zeigt das
    ganze Ausmaß der Unseriosität, auch was Ihre Zahlen
    angeht. Ich will Ihnen drei Beispiele nennen.

    Sie haben vor, einen der größten Standorte in den
    neuen Bundesländern zu verkleinern. In Ihrem Konzept
    wird dieser Standort, Eggesin in Mecklenburg-Vorpom-
    mern, von 1 800 Dienstposten auf jetzt 55 reduziert.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Unglaublich!)

    Da die Grenze zwischen Kleinstandorten und Großstand-
    orten bei 50 eingezogen wurde, bleibt dieser Standort




    Bundesminister Rudolf Scharping
    14676


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    mit 55 auch in Zukunft ein Großstandort. Meine Damen
    und Herren, so rechnet Scharping.


    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Lassen Sie mich ein zweites Beispiel nennen. In
    Neumünster verbleiben von rund 800 Soldaten und zivi-
    len Mitarbeitern jetzt noch zehn.


    (Angelika Beer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sind zehn zu viel!)


    Dort verbleibt das Truppendienstgericht

    (Günther Friedrich Nolting [F.D.P.]: Teilweise!)

    – ohne Truppe, meine Damen und Herren.


    (Heiterkeit bei der CDU/CSU – Günther Friedrich Nolting [F.D.P.]: Teile!)


    Kürzungen, die weniger als 500 Dienstposten ausmachen
    und nicht mehr als die Hälfte des Personalbestandes be-
    treffen, werden in Ihrem Konzept überhaupt nicht als
    Standortverkleinerungen genannt.

    Mit diesen Tricksereien täuscht die Bundesregierung,
    täuscht der Bundesverteidigungsminister die Öffentlich-
    keit. Schlimmer noch: Er täuscht die Betroffenen, die Sol-
    daten und die zivilen Mitarbeiter an den Standorten.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Welche seltsamen Wege Sie mit Ihrer Öffentlichkeits-

    arbeit und Ihrer Informationspolitik gehen, Herr Bundes-
    verteidigungsminister, das haben wir schon beim Umgang
    mit dem Problem der so genannten DU-Munition und
    auch bei der Gefährdung der Soldaten durch die Radarab-
    strahlungen erlebt.


    (Dr. Peter Struck [SPD]: Was? Das ist eine Unverschämtheit! Unerhört, was Sie hier erzählen! Fragen Sie doch einmal Ihre Verteidigungspolitiker! – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat Sie früher nie interessiert!)


    Darüber werden wir bei anderer Gelegenheit noch aus-
    führlicher sprechen.

    Ich will nur etwas Grundsätzliches sagen. Sie sind als
    Verteidigungsminister, Herr Scharping, nicht nur Inhaber
    der Befehls- und Kommandogewalt. Sie sind als oberster
    Dienstherr auch zur Fürsorge den Soldaten gegenüber
    verpflichtet.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Dr. Peter Struck [SPD]: Ja, und?)


    Diese Fürsorgepflicht ernst zu nehmen gegenüber den
    Soldaten der Bundeswehr erfordert Offenheit und Ehr-
    lichkeit, und zwar nicht nur beim Einsatz der Soldaten,
    sondern auch dann, wenn sie an ihren Standorten sind.
    Von dem Vertrauen, das einmal ein ebenfalls sozialdemo-
    kratischer Verteidigungsminister namens Georg Leber bei
    den Soldaten der Bundeswehr gehabt hat


    (Zuruf von der PDS)


    – nein; ich weiß mich daran zu erinnern, weil ich in der
    Zeit meinen Wehrdienst geleistet habe –, sind Sie meilen-
    weit entfernt, Herr Scharping.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie den Abgeordneten der F.D.P. – Zuruf von der CDU/CSU: Ja, der Leber Schorsch, das war noch einer!)


    Es ist ja nicht nur ein Konzept zur Reduzierung der
    Standorte, sondern es muss ein sicherheitspolitisches
    Konzept dahinter stehen. Darüber zu sprechen muss
    heute Morgen auch Gelegenheit sein.


    (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da sind wir jetzt gespannt!)


    Nach der wiedergewonnenen deutschen Einheit haben die
    Bundesverteidigungsminister Stoltenberg und Rühe aus
    zwei feindlichen Armeen die Armee der Einheit ge-
    schaffen.


    (Angelika Beer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zehn Jahre lang die Anpassung verpennt!)


    Aus Gegnern wurden Freunde in einer gemeinsamen
    deutschen Bundeswehr. Nirgendwo sonst in der deut-
    schen Gesellschaft ist die innere Einheit so schnell und so
    erfolgreich Realität geworden wie in der Bundeswehr.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Diese historische Leistung haben wir dem großartigen

    Engagement der Soldaten und zivilen Mitarbeiter der
    Bundeswehr, aber auch der übernommenen Soldaten und
    zivilen Mitarbeiter der Nationalen Volksarmee zu verdan-
    ken. Auch zehn Jahre nach der deutschen Einheit hat dies
    unseren Respekt und unsere Anerkennung verdient.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Angelika Beer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber das heißt doch nicht Stillstand!)


    Ich sage dies, weil seitdem die Bundeswehr in Umfang,
    Struktur und Auftrag in sehr schwierigen Reformschritten
    auf die neuen Aufgaben ausgerichtet worden ist. Es ent-
    standen die Streitkräfte im vereinten Deutschland, die
    Streitkräfte eines Landes, das auch in der Außen- und
    Sicherheitspolitik eine größere internationale Verantwor-
    tung übernehmen musste, übernehmen wollte und auch
    übernehmen konnte.

    Diese neue Bundeswehr hat ihre ersten internationa-
    len Militäreinsätze bei Friedensmissionen und bei der
    Krisenbekämpfung insbesondere in Kambodscha und So-
    malia sowie – bis heute andauernd – in Bosnien und im
    Kosovo professionell und sehr erfolgreich absolviert.
    Diese Einsätze waren wichtig für den Frieden in den je-
    weiligen Ländern. Sie waren von unschätzbarer Bedeu-
    tung für das Ansehen unseres Landes nach der Wieder-
    vereinigung. Es gehört eben auch zur historischen
    Wahrheit: CDU und CSU haben diese Einsätze damals
    zum Teil gegen den erbitterten Widerstand von Teilen der
    Sozialdemokraten und insbesondere der Grünen durch-
    setzen müssen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)





    Friedrich Merz

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    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Ich erwähne all dies, weil Sie, Herr Scharping, nach
    diesem tief greifenden Umbauprozess in der Bundeswehr
    ein gut bestelltes Haus übernommen haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P. – Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Peter Zumkley [SPD]: Das ist der größte Witz! – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Da haben Sie aber nicht in den Keller geguckt!)


    Ich will gar nicht bestreiten, dass es auch nach 1998 wei-
    teren Reformbedarf in der Bundeswehr gegeben hat.
    Aber der entscheidende Unterschied ist: Unsere Politik
    hätte ihre Grundlage in einer Haushaltsplanung gehabt,
    die nach Jahren des Sparens eine Trendumkehr für die
    Bundeswehr eingeleitet hätte.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Gernot Erler [SPD]: Hätte! Hätte! Hätte! – Weitere Zurufe von der SPD)


    – Meine Damen und Herren, da Sie erwartungsgemäß
    Zwischenrufe in größerer Anzahl machen, möchte ich an
    dieser Stelle daran erinnern, dass es nach der Bundestags-
    wahl 1998 einen Konsens gegeben hat, die Haushaltspla-
    nung für die Bundeswehr, so wie ursprünglich vorgese-
    hen, auf knapp 50 Milliarden DM im Jahr aufzustocken.


    (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und nicht eingehalten! – Peter Zumkley [SPD]: Haben Sie doch nie eingehalten!)


    Sie, Herr Scharping – wir alle haben dies noch gut in Er-
    innerung –, haben den Posten als Vorsitzender der SPD-
    Bundestagsfraktion nur aufgegeben und sind Verteidi-
    gungsminister geworden, weil der Bundeskanzler und der
    Bundesfinanzminister Ihnen genau diese Aufstockung zu-
    gesagt und versprochen haben. Diese Zusage ist gebro-
    chen worden.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Unter Rot-Grün gibt es die größte Kürzungsaktion in
    der Geschichte der Bundeswehr. Die Streitkräfte verlieren
    in vier Jahren knapp 20 Milliarden DM gegenüber dem,
    was Sie ihnen zu Beginn Ihrer Amtszeit zugesagt haben.


    (Gernot Erler [SPD]: Eine Falschrechnung!)

    Sie haben damit Ihre Versprechen gebrochen. Sie stehen
    heute nicht als Gestalter einer Reform, sondern als Ge-
    triebener des Bundesfinanzministers vor dem Deutschen
    Bundestag.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Gernot Erler [SPD]: Ach du lieber Gott!)


    Dies zeigt noch etwas anderes: Diese Bundesregierung
    und insbesondere viele Regierungsmitglieder haben eine
    tiefe innere Distanz zur Bundeswehr. Die Bundeswehr hat
    keine Freunde mehr in dieser Regierung.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P. – Zurufe von der SPD: Oh! – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hat er gedient?)


    Wer ein Unternehmen neu ausrichten will, der weiß,
    dass im Zuge einer grundlegenden Reform neue Investi-
    tionen erforderlich sind.


    (Gernot Erler [SPD]: Man merkt, dass er nichts von der Sache versteht!)


    Auf diesen Punkt hat auch die so genannte Weizsäcker-
    Kommission in ihrem Bericht „Zukunft der Bundes-
    wehr“ zu Recht hingewiesen.


    (Angelika Beer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben doch die Kommission immer abgelehnt!)


    Jenseits aller Punkte, die uns heute Morgen in der Bewer-
    tung Ihrer Reform voneinander trennen, muss ich sagen:
    Sie berufen sich bei Ihrer Reform doch auf den Bericht der
    Weizsäcker-Kommission.


    (Peter Zumkley [SPD]: Zu Recht!)

    Aber die entscheidende Veränderung, die die Weizsäcker-
    Kommission von Ihnen verlangt, Herr Scharping, nämlich
    eine Anschubfinanzierung für die Reform der Bundes-
    wehr, fehlt in jeder Haushaltsplanung für die nächsten Jahre.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich will Ihnen ein paar weitere Fragen stellen, Herr

    Scharping: Glauben Sie denn wirklich, dass im laufenden
    Haushaltsjahr 2001 mehr als 1MilliardeDM durch den Ver-
    kauf von Bundeswehreigentum eingestellt werden kann?

    Glauben Sie wirklich, dass die Industrie bereit ist, bis-
    herige Aufgaben der Bundeswehr zu übernehmen, wenn
    es sich nicht rechnen wird? Woher nehmen Sie eigentlich
    den Optimismus für die hohen Einsparungen, die Sie
    durch Privatisierung und Rationalisierung erzielen
    wollen?

    Glauben Sie schließlich ernsthaft, dass die Soldaten
    nicht sehr genau registriert hätten, dass die Höhe des Ver-
    teidigungshaushaltes für dieses Jahr gegenüber den Pla-
    nungen des Finanzministers nur deswegen relativ und
    vordergründig freundlich ausfällt, weil Sie rechnerisch im
    Verteidigungshaushalt rund 2 Milliarden DM zusätzlich
    verbuchen konnten, nämlich für den Einsatz der Bundes-
    wehr auf dem Balkan?

    Dies alles ist auf Sand gebaut. Ihre Zahlen stimmen
    nicht und Sie wissen das, Herr Scharping.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Nun lassen Sie mich, weil auch das in diesen Zusam-
    menhang gehört, ein Wort zur Wehrpflicht sagen. Sie ha-
    ben sich – gegen manche Widerstände, auch aus den ei-
    genen Reihen – stets für die Beibehaltung der allgemeinen
    Wehrpflicht in Deutschland ausgesprochen. Wir teilen
    diese Einschätzung, weil auch wir der Überzeugung sind,
    dass die Wehrpflicht gut begründet ist, nicht nur hinsicht-
    lich der sicherheitspolitischen Lage, sondern auch in un-
    serem Land und in unserer Gesellschaft. Die Wehrpflicht
    bleibt als Bindeglied zwischen der Gesellschaft und den
    Streitkräften auf längere Sicht unverzichtbar.


    (Hans-Michael Goldmann [F.D.P.]: Das ist doch dummes Zeug!)





    Friedrich Merz
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    (B)


    Aber nun sind dramatische Einschnitte bei der Zahl der
    Wehrpflichtigen geplant. Sie wissen doch, Herr Scharping,
    dass die Zahlen, die Sie uns heute Morgen hier vorgetra-
    gen haben – soweit man dem überhaupt folgen konnte –,
    falsch sind.


    (Lachen bei der SPD – Dr. Peter Struck [SPD]: Unsinn! Stuss!)


    – Entschuldigung, Sie haben doch allein 30 000 so ge-
    nannte Schülerstellen in die Zahlen einbezogen, die in der
    Bundeswehr gar nicht ausgefüllt werden. – Die Zahl der
    Wehrpflichtigen, die Sie vorsehen, und die Haushaltslage,
    die damit verbunden ist, werden – das wissen Sie ganz ge-
    nau – dazu führen, dass die Wehrgerechtigkeit im Kern
    gefährdet ist. Damit wird die Wehrpflicht von innen aus-
    gehöhlt. Dies wird auch die Fähigkeit der Bundeswehr,
    Zeit- und Berufssoldaten zu rekrutieren, auf mittlere Sicht
    im Kern gefährden.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Das ist doch Quatsch und das wissen Sie!)


    Die Kürzungen bei der Bundeswehr sind weder sicher-
    heitspolitisch noch verteidigungspolitisch zu verantwor-
    ten. Die Bundeswehr hat einen erheblichen Modernisie-
    rungsbedarf:


    (Susanne Kastner [SPD]: Woher kommt das denn, Herr Merz? – Weiterer Zuruf von der SPD: Natürlich, nach Ihrer Regierungszeit!)


    bei der Aufklärung, bei der Kommunikation, beim Trans-
    port und auch bei den persönlichen Ausrüstungen der Sol-
    daten.


    (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das „gut bestellte Haus“ hat Modernisierungsbedarf!)


    Unsere Soldaten haben, gerade wenn wir sie in so
    schwierige Einsätze wie im Kosovo schicken, einen An-
    spruch auf die beste Ausrüstung und die beste Ausbildung.
    Hierfür zu sorgen ist Verpflichtung und Verantwortung
    der Politik,


    (Gernot Erler [SPD]: Schön, dass Sie das mal merken!)


    dieses Parlaments, das einen Einsatz der Streitkräfte allein
    beschließen kann, und der Bundesregierung.

    Wir fordern den Mut zu einer notwendigen Prioritäten-
    setzung zugunsten der Bundeswehr so, wie ihn andere
    Länder, insbesondere die USA, bereits aufgebracht haben.
    Wir haben deshalb beantragt, zur Finanzplanung der
    alten Bundesregierung zurückzukehren, das heißt kon-
    kret – ich will es noch einmal sagen –, einen Anstieg der
    Mittel auf circa 50 Milliarden DM vorzunehmen.


    (Gernot Erler [SPD]: Wo sind denn die Deckungsvorschläge?)


    Die Politik muss der Bundeswehr gerade in dieser
    schweren Zeit klare und verlässliche Rahmenbedingun-
    gen setzen. Nur dann kann die Bundeswehr ihren heraus-
    ragenden Dienst weiterhin so erfolgreich leisten und nur
    dann können die Soldaten, die zivilen Mitarbeiterinnen

    und Mitarbeiter und ihre Familien endlich wieder eine
    verlässliche Lebensplanung haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Der frühere amerikanische Präsident George Bush hat

    der Bundesrepublik Deutschland 1991 in einer weltweit
    beachteten Rede, die er in der Stadt Mainz gehalten hat,
    „partnership in leadership“ angeboten.


    (Zuruf von der PDS: Schlimm genug!)

    Wenn wir dies ernst nehmen, muss gerade Deutschland
    die Streitkräfte in die Lage versetzen, die politisch vorge-
    gebenen Aufgaben auch tatsächlich zu erfüllen.

    Auf der Münchener Konferenz für Sicherheitspolitik
    am letzten Wochenende – Sie waren doch auch fast die
    ganze Zeit anwesend, Herr Scharping – haben alle ameri-
    kanischen Politiker, die aus der neuen Regierung und
    die aus der früheren Regierung, diese Ansprüche an uns
    in aller Deutlichkeit formuliert. Die Erwartungen an
    Deutschland sind hoch. Deswegen sehen unsere
    Bündnispartner mit großer Sorge, dass zwischen dem po-
    litischen Anspruch und der Realität in der Bundeswehr
    eine immer größere Lücke klafft.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Diese Sorgen unserer Partner sind alles andere als un-
    berechtigt. Wer will, dass die Bundeswehr neue Aufgaben
    übernimmt – da befinden wir uns in einem Konsens, auch
    und gerade was die Beschlüsse von Nizza betrifft –, wer
    will, dass diese Aufgaben wirklich erfüllt werden können,


    (Angelika Beer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie verweigern sich doch immer!)


    der muss auch bereit sein, die notwendigen Mittel für die
    Modernisierung der Bundeswehr aufzubringen.

    Ich will es noch einmal ganz konkret sagen: Weder die
    Beschaffung des neuen Transportflugzeuges noch die
    Finanzierung des gemeinsamen Aufklärungssatelliten fin-
    den sich in Ihren Haushaltszahlen ausreichend wieder.
    Was hier auf dem Spiel steht, meine Damen und Herren,
    ist nicht mehr und nicht weniger als die unter der früheren
    Regierung unter schwierigen Bedingungen, aber erfolg-
    reich begonnene Ausrichtung auf eine neue sicherheits-
    politische Lage nach dem Ende des Kalten Krieges. Frie-
    den und Freiheit unseres Landes zu sichern, mitzuwirken
    an internationalen Friedensmissionen und deutsche Inte-
    ressen wirksam zu vertreten, das alles ist nicht zum Null-
    tarif zu haben.


    (Dr. Peter Struck [SPD]: Ganz etwas Neues!)

    Wer nicht zur Solidarität fähig ist, verliert an Einfluss.

    Im Bündnis der NATO steht Deutschland mittlerweile an
    vorletzter Stelle, was die Ausgaben für die Streitkräfte
    betrifft, bezogen auf die Anteile am Bruttosozialprodukt,
    noch hinter Luxemburg. Dies wird der Bedeutung und der
    Verantwortung unseres Landes nicht gerecht.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P. – Gernot Erler [SPD]: Eine leidenschaftliche, aufrüttelnde Rede!)





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    (D)



    (A)



    (B)


    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zum Ab-
    schluss deutlich machen: Deutschland ist, ob wir das wol-
    len oder nicht, politisch und wirtschaftlich das bedeutends-
    te Land in Europa. Als wiedervereintes Land in der
    geopolitischen Mitte unseres zusammenwachsenden Kon-
    tinents haben wir eine neue, größere außenpolitische Ver-
    antwortung übernommen. Außen-, Sicherheits- und Ver-
    teidigungspolitik stehen in einem inneren Zusammenhang.
    Deutschland, Europa und die NATO sind aufeinander an-
    gewiesen. Der Verteidigungsetat dieser Bundesregierung
    gefährdet diesen inneren Zusammenhalt.

    Wir wünschen uns eine deutsche Außen- und Sicher-
    heitspolitik, die die gewachsene Verantwortung, die unser
    Land trägt, auch aktiv wahrnimmt. Wir müssen eine stär-
    kere Rolle im Bündnis der NATO, in den transatlantischen
    Beziehungen und in der Europäischen Union spielen.


    (Angelika Beer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Merz, aber mit Ihnen wird das nichts! Wirklich!)


    Frieden und Freiheit zu sichern, die Menschenrechte
    zu schützen, aber eben auch unsere Interessen zu vertre-
    ten, dies muss Aufgabe der deutschen Außenpolitik, aber
    auch Aufgabe der deutschen Sicherheits- und Verteidi-
    gungspolitik sein. Meine Damen und Herren, dieser Auf-
    gabe wird die Bundesregierung mit der vorgelegten Re-
    form der Bundeswehr nicht mehr gerecht.


    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Zu einer Kurzinter-
vention erteile ich dem Kollegen Jürgen Koppelin, F.D.P.-
Fraktion, das Wort.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Was ist denn nun los?)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Jürgen Koppelin


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Kollege Merz, ich
    kann durchaus mit vielem, was Sie hier vorgetragen ha-
    ben, einverstanden sein. Aber ich denke, eines sollten sich
    die beiden Oppositionsfraktionen, CDU/CSU und F.D.P.,
    in einer solchen Debatte nicht entgehen lassen, nämlich
    auf das zurückzukommen, was der Bundesverteidigungs-
    minister in der Haushaltsdebatte Ende November letzten
    Jahres gesagt hat. Als wir damals sagten, es würden
    50 Standorte geschlossen, hat er nämlich der CDU/CSU
    und der F.D.P. in der Person des Kollegen Austermann
    und in meiner Person vorgeworfen,


    (Zuruf von der PDS: Zu Recht! – Heiterkeit bei der SPD)


    dies sei völlig übertrieben, und hat uns aufgefordert, den
    Beweis hierfür zu liefern. Es spricht heute nur noch von
    39, hat aber tatsächlich mindestens 59 Standorte ge-
    schlossen.


    (Peter Zumkley [SPD]: Unterschiedlicher Qualität, Herr Koppelin! Nun sagen Sie es doch endlich!)


    Sie haben das Beispiel Neumünster genannt.

    Herr Kollege Merz, Sie haben es nicht gesagt. Dann tue
    ich es: Herr Bundesverteidigungsminister, hier ist der Be-
    weis, dass Sie über 50 Standorte schließen.


    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Daneben fehlt mir sowohl bei Ihnen, Herr Kollege

    Merz, als auch beim Bundesverteidigungsminister die
    Aussage darüber, was dieses Konzept kosten wird. Eine
    Standortreduzierung wird nämlich zunächst einmal viel
    Geld kosten. Der Bundesverteidigungsminister hat es bis
    heute nicht nötig gehabt – das ist der Unterschied zu un-
    serer alten Koalition; auch wir haben Standorte geschlos-
    sen –, in den Haushaltausschuss zu gehen, dort sein Kon-
    zept vorzulegen und zu sagen: So viel wird es zunächst
    kosten und so viel werde ich langfristig einsparen. Auch
    das muss doch gesagt werden!


    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Zum Abschluss: Herr Kollege Merz, der Bundesvertei-

    digungsminister hat in vielen Teilen seiner Rede die Op-
    position, also CDU/CSU und F.D.P., massiv kritisiert. Wir
    befinden uns dabei, so meine ich, Herr Verteidigungs-
    minister, in allerbester Gesellschaft. Ich habe nämlich ei-
    nen Zeitungsartikel dabei und ich freue mich darüber, dass
    die Ministerpräsidentin des Landes Schleswig-Holstein
    anwesend ist. Die Überschrift lautet: Simonis kritisiert
    Scharping. Wahrscheinlich liegt der Unterschied darin,
    dass Frau Simonis das schon seit zehn Jahren macht,
    während wir es erst tun, seit er Verteidigungsminister ist.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Peter Struck [SPD]: Was soll der arme Merz denn darauf antworten?)