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    Tagesordnungspunkt 16: a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Reform der gesetzlichen Rentenversicherung und zur Förderung eines kapitalgedeckten Altersvorsorgevermögens (Altersver- mögensgesetz) (Drucksachen 14/4595, 14/5146, 14/5150, 14/5148) . . . . . . . . . . . . . 14403 A – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform der gesetzlichen Rentenversiche- rung und zur Förderung eines kapi- talgedeckten Altersvorsorgevermö- gens (Altersvermögensgesetz) (Drucksache 14/5068, 14/5146, 14/5150, 14/5147) . . . . . . . . . . . . . 14403 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozial- ordnung – zu dem Antrag der Abgeordneten Birgit Schnieber-Jastram, Dr. Maria Böhmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU: Verbesse- rung der Nachhaltigkeit in derAl- terssicherung durch eine gerechte und sozialverträgliche Renten- politik – zu der Unterrichtung durch die Bun- desregierung: Bericht der Bundes- regierung über die gesetzliche Ren- tenversicherung, insbesondere über die Entwicklung der Einnahmen und Ausgaben, der Schwankungsreserve sowie des jeweils erforderlichen Bei- tragssatzes in den künftigen 15 Kalen- derjahren gemäß § 154 SGB VI (Ren- tenversicherungsbericht 1999) – zu der Unterrichtung durch die Bun- desregierung: Bericht der Bundesre- gierung über die gesetzliche Renten- versicherung, insbesondere über die Entwicklung der Einnahmen und Ausgaben, der Schwankungsreserve sowie des jeweils erforderlichen Bei- tragssatzes in den künftigen 15 Kalen- derjahren gemäß § 154 SGBVI (Ren- tenversicherungsbericht 2000) und Gutachten des Sozialbeirats zum Rentenversicherungsbericht 2000 (Drucksachen 14/1310, 14/2116, 14/4730, 14/5146, 14/5150) . . . . . . . . . . . . . . . . 14403 C Erika Lotz SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14404 A Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 14406 C Kerstin Müller (Köln) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14410 D Dr. Ilja Seifert PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 14412 D Dr. Irmgard Schwaetzer F.D.P . . . . . . . . . . . . 14413 C Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14416 B Lydia Westrich SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14417 C Karl-Josef Laumann CDU/CSU . . . . . . . . . . 14419 C Katrin Göring-Eckardt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14423 C Dr. Hermann Otto Solms F.D.P . . . . . . . . . . . 14425 C Dr. Heidi Knake-Werner PDS . . . . . . . . . . . . 14427 A Plenarprotokoll 14/147 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 147. Sitzung Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 I n h a l t : Walter Riester, Bundesminister BMA . . . . . . 14428 A Wolfgang Meckelburg CDU/CSU . . . . . . 14430 B Dr. Ilja Seifert PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14431 C Walter Riester, Bundesminister BMA . . . . . . 14432 A Johannes Singhammer CDU/CSU . . . . . . . . 14432 B Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14434 A Peter Dreßen SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14435 B Karl-Josef Laumann CDU/CSU . . . . . . . 14435 C Johannes Singhammer CDU/CSU . . . . . . 14436 B Dr. Norbert Blüm CDU/CSU . . . . . . . . . 14437 A Franz Thönnes SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14437 D Dr. Norbert Blüm CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 14440 B Franz Thönnes SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14441 A Namentliche Abstimmungen . . . . . . 14441 D, 14444 B 14447 B, 14450 A Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14441 D, 14444 D 14447 D, 14450 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14453 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 14455 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Karin Kortmann (SPD) zur Abstimmung über den Ent- wurf eines Gesetzes zur Reform der gesetzlichen Rentenversicherung und zur Förderung eines kapitalgedeckten Altersvorsorgevermögens (Al- tersvermögensgesetz – AVmG) in der Aus- schussfassung (Tagesordnungspunkt 16 a) . . . . 14456 A Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Detlev von Larcher (SPD) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Reform der gesetzlichen Rentenversicherung und zur Förderung eines kapitalgedeckten Altersvor- sorgevermögens (Altersvermögensgesetz – AVmG) in der Ausschussfassung (Tagesord- nungspunkt 16 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14456 C Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach, Monika Knoche und Irmingard Schewe-Gerigk (alle BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur über den Entwurf eines Gesetzes zur Reform der gesetzlichen Rentenver- sicherung und zur Förderung eines kapitalge- deckten Altersvorsorgevermögens (Altersvermö- gensgesetz – AVmG) in der Ausschussfassung (Tagesordnungspunkt 16 a) . . . . . . . . . . . . . . . 14457 C Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Fritz Schösser, Brigitte Adler, Ingrid Arndt- Brauer, Klaus Barthel (Starnberg), Ingrid Becker-Inglau, Willi Brase, Hans Büttner (In- golstadt), Christel Deichmann, Harald Friese, Angelika Graf (Rosenheim), Christel Hanewinckel, Reinhold Hemker, Walter Hoffmann (Darmstadt), Klaus Kirschner, Anette Kramme, Horst Kubatschka, Christine Lambrecht, Christine Lehder, Waltraud Lehn, Götz-Peter Lohmann (Neubrandenburg), Dr. Christine Lucyga, Lothar Mark, Christoph Moosbauer, Andrea Nahles, Günter Oesinghaus, Albrecht Papenroth, Dr. Martin Pfaff, Renate Rennebach, Dr. Edelbert Richter, René Röspel, Gudrun Roos, Dr. Ernst Dieter Rossmann, Thomas Sauer, Regina Schmidt- Zadel, Ottmar Schreiner, Gisela Schröter, Ewald Schurer, Dr. R. Werner Schuster, Erika Simm, Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk, Jella Teuchner, Rüdiger Veit, Dr. Wolfgang Wodarg und Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (alle SPD) zur Abstimmung über die Beschlussempfeh- lung des Ausschusses für Arbeit und Sozial- ordnung zum Gesetzes zur Reform der gesetz- lichen Rentenversicherung und zur Förderung eines kapitalgedeckten Altersvorsorgevermö- gens (Altersvermögensgesetz – AVmG) zur über den Entwurf eines Gesetzes zur Reform der gesetzlichen Rentenversicherung und zur Förderung eines kapitalgedeckten Altersvor- sorgevermögens (Altersvermögensgesetz – AVmG) in der Ausschussfassung (Tagesord- nungspunkt 16 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14458 B Anlage 6 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14459 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14455 (C) (D) (A) (B) Dr. Bartsch, Dietmar PDS 26.01.2001* Behrendt, Wolfgang SPD 26.01.2001* Bierling, Hans-Dirk CDU/CSU 26.01.2001 Dr. Blank, CDU/CSU 26.01.2001 Joseph-Theodor Bohl, Friedrich CDU/CSU 26.01.2001 Breuer, Paul CDU/CSU 26.01.2001 Brüderle, Rainer F.D.P. 26.01.2001 Bühler (Bruchsal), CDU/CSU 26.01.2001* Klaus Caesar, Cajus CDU/CSU 26.01.2001 Carstens (Emstek), CDU/CSU 26.01.2001 Manfred Deligöz, Ekin BÜNDNIS 90/ 26.01.2001 DIE GRÜNEN Fischer (Berlin), Andrea BÜNDNIS 90/ 26.01.2001 DIE GRÜNEN Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 26.01.2001 Dr. Friedrich CDU/CSU 26.01.2001 (Erlangen), Gerhard Dr. Fuchs, Ruth PDS 26.01.2001 Gröhe, Hermann CDU/CSU 26.01.2001 Günther (Plauen), F.D.P. 26.01.2001 Joachim Haschke (Großhenners- CDU/CSU 26.01.2001 dorf ), Gottfried Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 26.01.2001 Hedrich, Klaus-Jürgen CDU/CSU 26.01.2001 Dr. Hendricks, Barbara SPD 26.01.2001 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 26.01.2001 DIE GRÜNEN Hoffmann (Chemnitz), SPD 26.01.2001* Jelena Homburger, Birgit F.D.P. 26.01.2001 Dr. Hornhues, CDU/CSU 26.01.2001* Karl-Heinz Hornung, Siegfried CDU/CSU 26.01.2001* Imhof, Barbara SPD 26.01.2001 Jelpke, Ulla PDS 26.01.2001 Klappert, Marianne SPD 26.01.2001 Dr. Kues, Hermann CDU/CSU 26.01.2001 Lamers, Karl CDU/CSU 26.01.2001 Lintner, Eduard CDU/CSU 26.01.2001* Dr. Lippelt, Helmut BÜNDNIS 90/ 26.01.2001* DIE GRÜNEN Lörcher, Christa SPD 26.01.2001* Lötzer, Ursula PDS 26.01.2001 Dr. Lucyga, Christine SPD 26.01.2001* Dr. Luft, Christa PDS 26.01.2001 Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 26.01.2001* Erich Mehl, Ulrike SPD 26.01.2001 Müller (Berlin), PDS 26.01.2001* Manfred Oesinghaus, Günter SPD 26.01.2001 Ostrowski, Christine PDS 26.01.2001 Otto (Frankfurt), F.D.P. 26.01.2001 Hans-Joachim Pau, Petra PDS 26.01.2001 Dr. Pfaff, Martin SPD 26.01.2001 Poß, Joachim SPD 26.01.2001 von Renesse, Margot SPD 26.01.2001 Rübenkönig, Gerhard SPD 26.01.2001 Schenk, Christina PDS 26.01.2001 Schloten, Dieter SPD 26.01.2001* Schmidbauer, Bernd CDU/CSU 26.01.2001 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 26.01.2001* Hans Peter von Schmude, Michael CDU/CSU 26.01.2001* Siebert, Bernd CDU/CSU 26.01.2001* entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Spranger, Carl-Dieter CDU/CSU 26.01.2001 Steiger, Wolfgang CDU/CSU 26.01.2001 Steinbach, Erika CDU/CSU 26.01.2001 Stübgen, Michael CDU/CSU 26.01.2001 Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 26.01.2001 Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 26.01.2001 Wiesehügel, Klaus SPD 26.01.2001 Wohlleben, Verena SPD 26.01.2001 Wolf, Aribert CDU/CSU 26.01.2001 Dr. Wolf, Winfried PDS 26.01.2001 Zierer, Benno CDU/CSU 26.01.2001* * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO derAbgeordneten Karin Kortmann (SPD) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zurReform dergesetzlichen Rentenversicherung und zur Förderung eines kapitalgedeckten Altersvorsor- gevermögens (Altersvermögensgesetz – AVmG) in derAusschussfassung (Tagesordnungspunkt 16 a) Ich stimme dem Altersvermögensgesetz zu, mache aber folgende weiterführende Anmerkungen: Eine Ablehnung des Altersvermögensgesetzes hätte zur Folge, dass das Rentenreformgesetz 1999 der Regie- rung Kohl und insbesondere der demographische Faktor, der zu einer Absenkung des Rentenniveaus auf 64 Prozent führt, wieder in Kraft treten würde. Zu einer parteiüber- greifenden Verbesserung der Altersversorgung im Kon- sens sind CDU/CSU und die F.D.P. nicht bereit. Der An- trag der CDU/CSU stellt selbst gegenüber dem RRG 1999 eine Leistungsverschlechterung dar, ist unakzeptabel und ist keine Alternative zum Gesetzentwurf der Bundes- regierung. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung wurde im Verlauf der parlamentarischen Beratung an entscheiden- den Punkten weiterentwickelt. Auf den Ausgleichsfaktor wird verzichtet. Die neue Anpassungsformel ab 2011 dämpft die ursprünglich geplante Absenkung des Renten- niveaus vor allem für die junge Generation. Bei der privaten Vorsorge konnte die ursprüngliche Be- nachteiligung bei der staatlichen Förderung für betriebli- che und tarifliche Renten durch lange Übergangsfristen einvernehmlich mit den Gewerkschaften gelöst werden. Der Tarifvorrang bei der Entgeltumwandlung wurde ge- setzlich geregelt. Die private Vorsorge wird vor allem für die unteren und mittleren Einkommen durch Zulagen – Grund- und Kinderzulage – sowie generell durch die Anhebung des Sonderausgabenabzugs staatlich gefördert. Die bedarfsorientierte Grundsicherung will die Bundes- regierung mit einem Leistungsgesetz des Bundes regeln. Dennoch: Gemessen am bisherigen Rentenniveau fin- det ein Ausstieg aus der paritätischen Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung statt. Versicherte und Staat werden zum Erhalt einer gleich hohen Lebensstan- dardabsicherung stärker belastet, Arbeitgeber und Unter- nehmen werden tendenziell entlastet. Damit kommt es bei der Rentenversicherung zu einer Lastenverschiebung von den Arbeitgebern zu den Arbeitnehmern und zum Staat. Die Regelungen zur Alterssicherung der Frauen und die Regelungen zur Hinterbliebenenrente bleiben hinter meinen Erwartungen einer eigenständigen Alterssiche- rung für Frauen zurück. Das Ziel einer Weiterentwicklung der Rentenversiche- rung zu einer Versicherung für alle Erwerbstätigen muss weiter verfolgt werden. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Detlev von Larcher (SPD) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Reform der gesetzlichen Renten- versicherung und zur Förderung eines kapital- gedeckten Altersvorsorgevermögens (Altersver- mögensgesetz – AVmG) in der Ausschussfassung (Tagesordnungspunkt 16 a) Ich stimme gegen das Gesetz. Zwar ist das ursprüng- liche Rentenkonzept durch die intensive Diskussion in der SPD-Fraktion und durch Gespräche mit den Ge- werkschaften verbessert worden. Das Rentenniveau sinkt nicht wie ursprünglich geplant auf 64 Prozent ab, sondern nicht unter 67 Prozent; der Beitragssatz bleibt dennoch stabil – nicht über 22 Prozent –; die Rente für Frauen, insbesondere für Frauen mit Kindern, wird ver- bessert. Sie haben damit die Möglichkeit, einen eigen- ständigen Rentenanspruch aufzubauen. Und ganz wich- tig: Es gibt den Einstieg in die soziale Grundsicherung. Betriebsrenten erhalten unter tarifvertraglicher Absiche- rung Vorrang. Dennoch bleibt meine grundsätzliche Kritik am einge- schlagenen Weg zur Rentenreform: Die demographische Entwicklung mag uns zu Veränderungen in der Finanzie- rungsformel der Renten zwingen, aber sie zwingt uns nicht zu dieser Umverteilung. Die demographische Ent- wicklung wirkt sich überall aus, auch in Lebensversiche- rungen und kapitalgedeckten Versorgungssystemen, übri- gens auch in allen anderen sozialen Sicherungssystemen. Immer muss die aktive Generation die nicht mehr aktive und die noch nicht aktive versorgen, wie die nicht mehr aktive Generation die Generationen vor und nach ihr ver- sorgt hat. Oder anders. Die Altersversorgung muss immer aus der wachsenden Produktivität einer Volkswirtschaft finanziert werden. Wie die Früchte der wachsenden Pro- duktivität und die Kosten der Altersversorgung verteilt werden, bleibt eine politische Entscheidung. Auch hier Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 200114456 (C) (D) (A) (B) sollte der Grundsatz gelten, dass stärkere Schultern mehr zu tragen bekommen als schwache. Das Hauptproblem besteht nicht darin, dass die Rent- ner immer älter werden, sondern darin, dass die Rente aus Lohnanteilen der Erwerbstätigen finanziert wird, der An- teil der Löhne und Gehälter aber am Bruttoinlandsprodukt seit langem rückläufig ist. Anders ausgedrückt: Immer mehr Geld wird bei uns verdient, ohne dass davon etwas in die Sozialversicherungen fließt. Der Sozialsektor und damit die Rentenversicherung werden so allmählich von der Entwicklung des gesellschaftlichen Reichtums abge- koppelt. Die richtige Konsequenz ist also nicht, die gesetzliche Rente zu kürzen und damit und mit staatlicher Unterstüt- zung die Beschäftigten auf ihre Kosten zu einer kapital- gedeckten Zusatzvorsorge zu nötigen. Vielmehr muss jeg- liche Art von Einkommen „sozialversicherungspflichtig“ gemacht werden, nicht nur Löhne und Gehälter, sondern zum Beispiel auch die Besoldung der Beamten, Unter- nehmergewinne, Abgeordnetendiäten, Ministerbezüge, Erbschaften, Dividenden, Mieteinnahmen, Spekulations- gewinne usw. So wäre es möglich, die Altersversorgung bei mäßigen Beiträgen und ausreichendem Rentenniveau wirklich sicher zu machen. Daneben bliebe genügend fi- nanzieller Spielraum für sozialen Ausgleich wie Kinder- erziehungszeiten, Rehabilitation und Hinterbliebenenver- sorgung. Die „Teilprivatisierung“ der Altersrente und damit der beginnende Ausstieg aus der Solidarität droht zudem zum Einstieg zu werden in weitere Privatisierungen der Kos- ten für die finanzielle Absicherung der großen Lebensri- siken Krankheit, Erwerbsunfähigkeit, Arbeitslosigkeit und Pflegebedürftigkeit, wofür die sozialen Sicherungs- systeme geschaffen wurden. Schon gibt es entsprechende Forderungen der Arbeitgeberverbände und auch der Bun- deskanzler sprach schon von mittelfristig möglicher größerer „Eigenverantwortung“ für die Krankheitskosten. „Experten“ äußerten am 22. Januar 2001 vor der En- quente-Kommission „Demographischer Wandel“, der Ar- beitgeberbeitrag sei einzufrieren und nur der Arbeitneh- merbeitrag sei zu erhöhen, weil Beiträge bis zu 30 Prozent erwartet werden. Vom Stimmverhalten der Fraktion abzuweichen fällt sehr schwer. Ich verstehe diejenigen in meiner Fraktion gut, die nach anfänglicher massiver Kritik am Entwurf dem Gesetz heute zustimmen werden. Wir haben gemein- sam für Verbesserungen des Konzepts gekämpft und wir haben, wie beschrieben, auch wichtige Veränderungen er- reicht. Ihrem Stimmverhalten nicht folgen zu können schmerzt. Doch für mich bleibt der eingeschlagene Weg zur Bewältigung der nicht zu leugnenden Probleme in den sozialen Sicherungssystemen ein Irrweg. Eine wirklich mutige Reform würde das Finanzie- rungsproblem, wie angedeutet, anpacken. Es darf doch nicht sein, dass der gesellschaftliche Reichtum immer größer wird, die sozialen Sicherungssysteme aber immer mehr abmagern müssen. Dass es so ist, ist kein Naturge- setz, sondern zeigt, dass die Solidarität in unserer Ge- sellschaft zu wünschen übrig lässt. Ich kann diesem Ge- setz nicht zustimmen. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach, Monika Knoche und Irmingard Schewe-Gerigk (alle BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Ent- wurf eines Gesetzes zur Reform der gesetzlichen Rentenversicherung und zur Förderung eines kapitalgedeckten Altersvorsorgevermögens (Al- tersvermögensgesetz – AVmG) in derAusschuss- fassung (Tagesordnungspunkt 16 a) Wir können der Rentenreform in der vorliegenden Form nicht zustimmen, weil wir die ihr zugrunde liegende Entscheidung, für einen Teil der Alterssicherung auf Pri- vatvorsorge statt auf die Ausweitung der solidarischen, paritätisch verfassten Pflichtversicherungssysteme zu set- zen, für falsch halten. Die paritätische Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme ist eine prägende Grundlage der sozialen Marktwirtschaft. Auf diesem Fundament sind große gesellschaftliche Fortschritte in Richtung Ge- rechtigkeit, Teilhabe und Antidiskriminierung erzielt wor- den. Das Abrücken von diesem gestaltenden Prinzip ist begründungspflichtig. Dem partiellen Zugewinn an sozialer Gerechtigkeit durch die Reform, zum Beispiel bei der Bekämpfung verschämter Altersarmut und der Auf- stockung der Beiträge für Kindererziehung, stehen eine Reihe von negativen Auswirkungen der Systemverän- derung entgegen, die wir nicht akzeptieren können. Die Entscheidung für Privatvorsorge geht zulasten sozial Schwächerer, die trotz staatlicher Zuschüsse bzw. Steuererleichterungen immer freiwillig einen Teil – min- destens 1 Prozent – selbst aufbringen müssen. Wenn die Entscheidung für die Zahlung zur Altersvorsorge oder der Winterjacke für das Kind fallen muss, wird sie oft genug für die Winterjacke fallen, mit den entsprechenden Folgen im Alter. Wenn nicht privat vorgesorgt wird, braucht man in Zukunft um Jahre längere Beitragszeiten, um über die Rentenversicherung bei der späteren Rentenauszahlung das Niveau der Sozialhilfe zu erreichen. Bei einem durch- schnittlichen Frauenverdienst bedeutet dies, dass erst bei mehr als 35 Beitragsjahren eine Rente auf Sozialhil- feniveau erreicht würde. Wenn jemand wegen Erwerbs- losigkeit nicht mehr in die private Altersvorsorge ein- zahlen kann, wird künftig zwar der Vertrag ruhen, aber es gelten für diesen Teil nicht die Regeln der solidarischen Sozialversicherung, nach der die Bundesanstalt für Arbeit für die Rentenbeiträge geradesteht, zumindest während der Zahlung von Arbeitslosengeld. In der gesetzlichen Krankenversicherung sind dadurch Milliardenausfälle zu erwarten, für die innerhalb der bisherigen Systematik der GKV keine Kompensation durch Steuerzufinanzierung möglich ist. Der Systembruch eines Ausstiegs aus der Pa- rität – die Senkung der Lohnnebenkosten in der Renten- versicherung kommt ausschließlich den Arbeitgebern zugute, die private Vorsorge ist aber gleichzeitig für ein angemessenes Absicherungsniveau unabdingbar – kann nicht aufgewogen werden durch staatliche Förderung im Bereich privater Vorsorge. Wir halten es für sehr pro- blematisch, dass einerseits die Etablierung einer kapi- talgedeckten privaten Altersvorsorge mit einer Steuerzu- finanzierung von 20 Milliarden DM jährlich aufgebaut Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14457 (C) (D) (A) (B) wird und andererseits eine Zunahme von Sozialhil- febedürftigkeit zu erwarten ist. Insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Geschlech- tergerechtigkeit können wir dem Gesetz nicht zustimmen. Die schon angesprochenen Belastungen sozial Schwä- cherer treffen in besonderem Maße Frauen, die im Durch- schnitt bekanntlich immer noch circa ein Drittel weniger verdienen als Männer. Gleichzeitig werden Frauen mehr für ihre private Vorsorge zahlen müssen, um später die glei- che monatliche Leibrente zu erzielen wie Männer. Nach jetzigem Stand muss eine dreißigjährige Frau, um ab dem 65. Lebensjahr 100 DM Leibrente zu erhalten, 28,71 DM bezahlen, während ein gleichaltriger Mann monatlich nur 23,70 DM zu entrichten hat. Frauen leben nämlich laut Statistik durchschnittlich fünf Jahre länger. Dass die Pri- vatwirtschaft so rechnet, ist eine Sache; dass die staatliche Förderung sich nicht gleiche Bedingungen für Männer und Frauen zur unabdingbaren Voraussetzung macht, ist für uns nicht nachzuvollziehen. Schließlich ist auch in der Pflegeversicherung ermöglicht worden, gleiche Tarife für Frauen und Männer vorzusehen! Ebenfalls unter frauen- politischen Gesichtspunkten völlig kontraproduktiv ist das Faktum, dass bei Eheleuten, wenn die Frau nicht erwerbs- tätig ist, also auch nicht privat vorsorgt, trotzdem private Altersvorsorge der Frau staatlich gefördert wird. Dies gilt aber nicht, wenn sie erwerbstätig ist und zum Beispiel we- gen ihres niedrigen Einkommens keine eigenständige Pri- vatvorsorge trifft. Dies ist ein weiteres Erwerbshindernis für Frauen und eine völlig überflüssige Besserstellung der Hausfrauenehe. Wie stark sich die absehbaren Umverteilungswirkun- gen in der Realität geltend machen, hängt nicht zuletzt von der Entwicklung des Rentenniveaus aus der gesetz- lichen Rentenversicherung ab; das haben die Gewerk- schaften immer wieder thematisiert. Den Wegfall des Ausgleichsfaktors begrüßen wir, ebenso wie die Festle- gung der Bundesregierung auf ein Rentenniveau von 67 Prozent als Minimum für die Zukunft. Allerdings soll- ten sich diese 67 Prozent von einer Nettogrundlage her berechnen, die nicht durch den Abzug der Privatprämie vom Nettoentgelt gegenüber dem jetzigen Stand reduziert wird. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Fritz Schösser, Brigitte Adler, Ingrid Arndt-Brauer, Klaus Barthel (Starnberg), Ingrid Becker-Inglau, Willi Brase, Hans Büttner (Ingolstadt), Christel Deichmann, Harald Friese, Angelika Graf (Rosenheim), Christel Hanewinckel, Reinhold Hemker, Walter Hoffmann (Darm- stadt), Klaus Kirschner, Anette Kramme, Horst Kubatschka, Christine Lambrecht, Christine Lehder, Waltraud Lehn, Götz-Peter Lohmann (Neubrandenburg), Dr. Christine Lucyga, Lothar Mark, Christoph Moosbauer, Andrea Nahles, GünterOesinghaus, Albrecht Papenroth, Dr. Martin Pfaff, Renate Rennebach, Dr. Edelbert Richter, René Röspel, Gudrun Roos, Dr. Ernst Dieter Rossmann, Thomas Sauer, Regina Schmidt-Zadel, Ottmar Schreiner, Gisela Schröter, Ewald Schurer, Dr. R. Werner Schuster, Erika Simm, Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk, Jella Teuchner, Rüdiger Veit, Dr. Wolfgang Wodarg und Waltraud Wolff (Wol- mirstedt) (alle SPD) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Reform der gesetz- lichen Rentenversicherung und zur Förderung eines kapitalgedeckten Altersvorsorgevermögens (Altersvermögensgesetz – AVmG) in derAusschuss- fassung Wir stimmen dem Altersvermögensgesetz trotz grund- sätzlicher sozialpolitischer Bedenken zu, die wir nachfol- gend noch einmal deutlich benennen möchte Eine Ablehnung des Altersvermögensgesetzes hätte zur Folge, dass das Rentenreformgesetz 1999 der Regie- rung Kohl und insbesondere der demographische Faktor, der zu einer Absenkung des Renteniveaus auf 64 Prozent führt, wieder in Kraft treten würde. Zu einer parteiüber- greifenden Verbesserung der Altersversorgung im Kon- sens sind CDU/CSU und die F.D.P. nicht bereit. Der An- trag der CDU/CSU stellt selbst gegenüber dem RRG 1999 eine Leistungsverschlechterung dar, ist unakzeptabel und ist keine Alternative zum Gesetzentwurf der Bundes- regierung. Dagegen wurde der Gesetzentwurf der Bundesregie- rung im Verlauf der parlamentarischen Beratung an ent- scheidenden Punkten weiterentwickelt. Auf den Ausgleichsfaktor wird verzichtet. Die neue Anpassungsformel ab 2011 dämpft die ursprünglich ge- plante Absenkung des Renteniveaus vor allem für die junge Generation. Bei der privaten Vorsorge konnte die ursprüngliche Be- nachteiligung bei der staatlichen Förderung für betriebli- che und tarifliche Renten durch lange Übergangsfristen einvernehmlich mit den Gewerkschaften beseitigt werden. Der Tarifvorrang bei der Entgeltumwandlung wurde ge- setzlich geregelt. Die private Vorsorge wird vor allem für die unteren und mittleren Einkommen durch Zulagen – Grund- und Kinderzulagen – sowie generell durch die Anhebung des Sonderausgabenabzugs staatlich gefördert. Die bedarfsorientierte Grundsicherung will die Bun- desregierung mit einem Leistungsgesetz des Bundes re- geln. In zentralen Punkte halten wir jedoch an unserer Kritik fest: Gemessen am bisherigen Rentenniveau findet ein Aus- stieg aus der paritätischen Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung statt. Versicherte und Staat werden zum Erhalt einer gleich hohen Lebensstandardabsiche- rung stärker belastet, Arbeitgeber und Unternehmen wer- den tendenziell entlastet. Wir schon bei der Pflegeversicherung kommt es jetzt auch bei der Rentenversicherung zu einer Lastenver- schiebung von den Arbeitgebern zu den Arbeitnehmern und zum Staat. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 200114458 (C) (D) (A) (B) Einer weiteren Abkehr von der paritätischen Finanzie- rung der Sozialversicherung muss dringend Einhalt gebo- ten werden. Die Ausweitung der privaten Vorsorge auf die Krankenversicherung hätte unabsehbare soziale Folgen. Die Regelungen zur Alterssicherung der Frauen und die Regelungen zur Hinterbliebenenrente bleiben hinter den Erwartungen einer eigenständigen Alterssicherung für Frauen zurück. Auch werden die Kommunen als Sozialhilfeträger nicht in dem notwendigen Umfang entlastet. Auf die überfällige Weiterentwicklung der Rentenver- sicherung zu einer Versicherung für alle Erwerbstätigen wird bei der Rentenreform verzichtet. Wir fordern die Bundesregierung auf, die Grundlagen für eine Reform der Rentenversicherung zu einer Erwerbstätigenversicherung zu schaffen. Anlage 6 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mit- geteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nachstehenden Vorlage absieht: Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2000Überplanmäßige Ausgabe im Einzelplan 23, Kapitel 23 02Titel 896 02 – Beitrag der Bundesrepublik Deutschlandzu den „Europäischen Entwicklungsfonds“ der Europä-ischen Union (Abkommen von Lomé) – – Drucksachen 14/4539, 14/4670 Nr. 1 – Ausschuss fürWirtschaft und Technologie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Fünfter Bericht der Bundesregierung über die Aktivi-täten des Gemeinsamen Fonds für Rohstoffe und dereinzelnen Rohstoffabkommen – Drucksachen 14/3647, 14/4093 Nr. 1.3 – Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über ihre gesamten Bemü- hungen und über die politische Entwicklung in Nigeria – Drucksachen 14/3232, 14/3419 Nr. 1 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mit- geteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU-Vorla- gen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parla- ment zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat. Ausschuss fürWirtschaft und Technologie Drucksache 14/4665 Nr. 1.1 Drucksache 14/4665 Nr. 2.8 Drucksache 14/4665 Nr. 2.9 Drucksache 14/4665 Nr. 2.10 Drucksache 14/4665 Nr. 2.11 Drucksache 14/4665 Nr. 2.12 Drucksache 14/4665 Nr. 2.13 Drucksache 14/4665 Nr. 2.16 Drucksache 14/4665 Nr. 2.17 Drucksache 14/4665 Nr. 2.18 Drucksache 14/4665 Nr. 2.21 Drucksache 14/4665 Nr. 2.22 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 14/4309 Nr. 1.5 Drucksache 14/4665 Nr. 2.7 Drucksache 14/4665 Nr. 2.24 Drucksache 14/4945 Nr. 2.28 Drucksache 14/4945 Nr. 2.42 Drucksache 14/4945 Nr. 2.44 Drucksache 14/4945 Nr. 2.48 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 14/4665 Nr. 2.5 Drucksache 14/4665 Nr. 2.30 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 14/4665 Nr. 2.19 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14459 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Roland Claus


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

    Herr Präsident! Meine sehr ver-
    ehrten Damen und Herren! Frau Müller hat in der Debatte
    gesagt, es gebe für diese Rentenreform eine breite Zu-
    stimmung in der Gesellschaft. Nach dem, was ich in der
    letzten Zeit erfahren habe, kann ich Ihnen dazu nur sagen:
    Sie verwechseln einmal mehr den Deutschen Bundestag
    mit dem richtigen Leben; dort sieht es nämlich anders aus.


    (Beifall bei der PDS)

    Wir haben es ja in den Wahlkreisen in den letzten Mo-

    naten erlebt: Obwohl die Bundestagsabgeordneten der
    SPD mit einem Musterreferat aus ihrer Parteizentrale
    ausgestattet waren, tauchten sie bei den Diskussionen re-
    gelrecht ab. Sie waren nicht mehr in der Lage, dieses
    komplizierte, sich ständig ändernde Gesetzeswerk zu er-
    klären.


    (Beifall bei der PDS)

    Die sozialistische Opposition im Bundestag hat im Un-

    terschied zur CDU/CSU inhaltliche Gründe für die Ab-

    lehnung dieser Reform. Die PDS wird in dieser Frage mit
    einer Stimme sprechen. Wenn Sie ehrlich sind, müssen
    Sie doch sagen: CDU/CSU, F.D.P. und Koalition haben
    im Inhalt doch keinen anderen Ansatz. Die CDU/CSU hat
    doch nicht wirklich eine Alternative angeboten. Ihnen
    geht es doch nur darum, diese Regierung mit allen Mitteln
    zu bekämpfen und nicht etwa in der Sache zu agieren.


    (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch bei der CDU/CSU)


    Vielleicht unterliegen Sie auch einem Irrtum: Sie
    bekämpfen diese Bundesregierung, als wäre es eine linke
    Bundesregierung. Das ist ein schwerer Irrtum, kann ich
    Ihnen dazu nur sagen.


    (Heiterkeit und Beifall bei der PDS)

    Dass Ihnen dabei jedes Mittel recht ist, stimmt schon sehr
    besorglich. Ihre Plakataktion, so befürchte ich, war leider
    nicht nur ein Betriebsunfall im Adenauerhaus; das war
    eine bewusste Inkaufnahme der Beschädigung der parla-
    mentarischen Demokratie.


    (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der SPD – Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


    Dazu muss man dann sagen: Ist es auch Meyer, so hat es
    doch Methode. Dass man Plakate in der Sache auch mit
    Herz und Humor gestalten kann, hat Ihnen die PDS vor-
    gemacht.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Na ja!)

    Das Nein der demokratischen Sozialistinnen und

    Sozialisten im Deutschen Bundestag ist begründet durch
    folgende Fakten. Wir kritisieren, dass Sie mit dieser Ren-
    tenreform einen Einstieg in den Ausstieg aus der gesetz-
    lichen Rentenversicherung vornehmen.


    (Beifall bei der PDS)

    Nun sagen Sie Ihrerseits: Es ist ja nur ein kleiner Beitrag.
    Aber gerade diese Türöffnung, dieser Einstieg in den Aus-
    stieg, ist ein historischer Fehler. Wer sein Rentenniveau
    künftig halten will, wird private Vorsorge treffen müssen.
    Ich sage Ihnen klipp und klar: Ich nenne das eine Zwangs-
    privatisierung der Rente.


    (Beifall bei der PDS)

    Wenn wir noch vor kurzem die Rente nach Kassenlage

    kritisiert haben, muss man jetzt leider sagen: Wir haben
    eine Rente nach Börsenlage zu befürchten. Was auch im-
    mer Sie erreichen wollen, ob 64 Prozent oder 67 Prozent,
    die Botschaft lautet: Es geht nach unten. Deshalb muss
    man Sie dafür kritisieren, dass das Soziale bei Ihnen in die
    Nachsorge geraten ist.

    Sie nehmen sich ein gesellschaftliches Projekt vor und
    machen ein Gesetz daraus. Dann stellen Sie auf einmal
    fest: Hoppla, es sind ja eine Menge unsozialer Dinge ent-
    halten, Ihr sozialdemokratisches Langzeitgedächtnis setzt
    ein und Sie nehmen Nachbesserungen vor. Aber das ei-
    gentliche Problem ist, dass das Soziale vom Ansatz her
    aus den Fugen geraten ist.


    (Beifall bei der PDS)





    Dr. Irmgard Schwaetzer
    14416


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Sie versuchen leider, den Abschied vom Sozialstaat vor-
    zunehmen. Das werden wir nicht hinnehmen.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist doch völliger Unsinn, Herr Claus!)


    Es ist im Lande doch inzwischen so, dass die Leute
    nicht mehr nur noch fragen: Was ist denn an der
    CDU/CSU noch christlich? Die Menschen fragen auch:
    Was ist an der SPD noch sozial? So sieht es doch in Wahr-
    heit aus.


    (Beifall bei der PDS – Michael Glos [CDU/ CSU]: Aber was kommunistisch ist, wissen die Leute!)


    Beitragssatzstabilität erreichen Sie nur für die Arbeit-
    geber. Der Ausstieg aus der paritätischen Finanzierung ist
    ebenso ein historischer Fehler. Was ist der Dank der
    Großindustrie für dieses Geschenk? Zeitgleich mit der
    Verabschiedung dieser Rentenreform lässt die Großindus-
    trie die Bundesregierung und das Parlament bei der Ent-
    schädigung der Zwangsarbeiter im Regen stehen. Das
    können wir nicht hinnehmen.


    (Beifall bei der PDS)

    Es ist wahr, dass Frauen die Verliererinnen dieser Ren-

    tenreform sind, weil sie nun einmal bei der privaten Rente
    benachteiligt werden. Ihnen wird im Erwerbsleben abver-
    langt, sich so zu verhalten wie Männer. Trotzdem bekom-
    men sie weniger Rente. Dazu kann man nur sagen: Das ist
    Politik von gestern.


    (Beifall bei der PDS)

    Es ist deshalb notwendig, auch künftig Widerstand zu

    leisten und Alternativen aufzuzeigen. Wir wissen sehr
    wohl, dass wir in dieser Frage nicht allein stehen. Wir ge-
    hen mit Sozialverbänden und Kirchen in eine Richtung.
    Linker Druck auf Ihre Politik war bisher nicht umsonst;
    linker Druck ist auch künftig nötig.


    (Beifall bei der PDS)

    Wir wollen es nicht hinnehmen, dass auch unter Rot-

    Grün in diesem Lande die Reichen reicher und die Armen
    mehr werden. Sie wissen genau: Bei der Umsetzung Ihrer
    Reform steht vieles in den Sternen. Sie haben selbst ein
    großes Unbehagen gespürt und versuchen nun, mit einem
    Entschließungsantrag dieses Unbehagen zu beschwichti-
    gen. Das ist ein Selbstbetrug nach dem Motto „Alles wird
    gut, aber nichts wird besser“. Das wissen Sie doch genau.


    (Beifall bei Abgeordneten der PDS)

    Ich will an dieser Stelle erwähnen, dass es schon be-

    sorgniserregend ist, wie die Koalition und die Regierung
    mit den Gewerkschaften umgehen und was sich die Ge-
    werkschaften gefallen lassen. Schauen wir uns einmal die
    Entwicklung an: erst der knallharte Protest, dann die An-
    sage „volle Rückendeckung für die Rentenreform“ und
    schließlich die späte Besorgnis. Diese Handlungsweise
    wird in der Öffentlichkeit als Eiertanz – genau das ist es
    nämlich – aufgenommen. Man muss die Frage anschlie-
    ßen: Wessen Interessen vertreten die Gewerkschaften ei-
    gentlich? Sind sie die Interessenvertreter ihrer Mitglieder
    oder – diesen Eindruck haben inzwischen viele Menschen

    im Lande – sind sie die Interessenvertreter der Regierung?
    Ich kann Ihnen sagen, wohin das führt, und mache Sie
    deshalb auf diesen Besorgnis erregenden Zustand auf-
    merksam.


    (Beifall bei der PDS)

    Wir kritisieren ebenfalls, dass Sie mit dieser Rentenre-

    form keinerlei Anstrengungen zur rechtlichen Gleichstel-
    lung von ostdeutschen und westdeutschen Erwerbsbio-
    grafien unternommen haben. Das kann in den neuen
    Bundesländern nur als Ignoranz nach dem Motto „Einmal
    Ossi, immer Ossi“ empfunden werden.

    Diese Reform hat mit dem Wahlprogramm der SPD
    von 1998 nichts mehr gemeinsam. Sie verlagern soziale
    Spannungen in die Zukunft. Die Sozialistinnen und So-
    zialisten im Deutschen Bundestag werden sich dem
    entgegenstellen. Wir wollen keine Ellbogengesellschaft,
    wir wollen eine Solidargemeinschaft.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der PDS)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Für die
Fraktion der SPD spricht die Kollegin Lydia Westrich.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Lydia Westrich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Werte Kolle-
    ginnen und Kollegen! Heute ist ein guter Tag für die Bür-
    ger unseres Landes.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/CSU – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Nehmen Sie das Gesetz zurück oder was?)


    Wir verabschieden die notwendige Rentenreform und si-
    chern damit unserem Land die soziale Zukunft.

    Meine Damen und Herren von der Opposition, Sie
    können jede Zeitung, von „FAZ“ über „Handelsblatt“ und
    „Süddeutsche Zeitung“ bis zur „Zeit“, aufschlagen: Wenn
    Sie nicht nur die Überschriften, sondern auch die Artikel
    lesen, werden Sie überall die Aussage finden, dass diese
    Rentenreform richtungsweisend, mutig und überfällig ist.
    Das wissen auch die Bürgerinnen und Bürger unseres
    Landes sehr genau.


    (Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Haben Sie gerade „richtungsweisend“ gesagt?)


    Die Altersvorsorge, die einen sicheren und sorgen-
    freien Lebensabend garantiert, ist ein Wettlauf mit der
    Zeit. Wer früh anfängt, sich um seine Alterssicherung zu
    kümmern, hat die Nase vorn. Er kann sparen und gut le-
    ben. Deshalb tun Sie, Kolleginnen und Kollegen der Op-
    position, der jungen Generation kaum einen Gefallen,
    wenn Sie das Altersvermögensgesetz mit dem Einstieg in
    die private Vorsorge und Stärkung der betrieblichen Al-
    tersvorsorge verzögern.

    Sie sagen „durchpeitschen“. Selbst Ihr Parteifreund mit
    wirtschaftlichem Sachverstand Lothar Späth schreibt Ih-
    nen, Frau Merkel und Herr Merz, ins Stammbuch: Lasst
    das Mäkeln an der Steuerreform, vergesst die Rentenre-
    form, die Bürger verstehen es nicht mehr, ihr müsst euch




    Roland Claus

    14417


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    andere Themen suchen. Während Sie noch auf der Orien-
    tierungssuche sind – die schreckliche Blüten treibt, wel-
    che aber nur Ihrem eigenen Ansehen und nicht dem Land
    schaden –, machen wir, die rot-grüne Koalition, die Re-
    formen für die Zukunft unserer Bürger.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wenn wir, die sozialdemokratische und die grüne Frak-
    tion, den jungen Leuten heute sagen, ihr müsst jetzt damit
    anfangen, für eure Altersvorsorge zusätzlich etwas zu tun,
    und gleichzeitig sagen, ihr könnt dabei gut leben, so be-
    ruht das auf zwei wichtigen Voraussetzungen, die wir ge-
    schaffen haben. Wir haben die Abgabenlast spürbar ver-
    mindert und wir haben die Steuerlast gesenkt, sodass nach
    vielen Jahren im Geldbeutel netto endlich wieder mehr
    für Konsum und für das Sparen zur Verfügung steht. Das
    war die erste Voraussetzung: Stärkung der Sparfähigkeit
    durch Abbau der Abgabenbelastung. Die zweite Voraus-
    setzung: Wir fördern den Aufbau der privaten und der be-
    trieblichen Vorsorge, sodass sich auch Kleinverdiener und
    Familien mit vielen Kindern diese private Vorsorge leis-
    ten können.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Diese enorme Kraftanstrengung – 20Milliarden DM –,
    ist das Herzstück des Altersvermögensgesetzes. Es ist in
    ein paar Sätzen erklärt. Damit die zukünftigen Rentner,
    also die jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
    von heute, im Rentenalter ihren Lebensstandard wahren
    können, soll jeder eine zusätzliche private oder betriebli-
    che Vorsorgeversicherung abschließen können. Arbeit-
    nehmer sollen dafür ab 2002 zunächst 1 Prozent des vor-
    jährigen Bruttoeinkommens, ab 2004 2 Prozent und ab
    2006 3 Prozent aufwenden. Ab 2008 sollen stetig 4 Pro-
    zent in die Zusatzrente fließen. Die Möglichkeiten der An-
    lagen sind vielfältig. Sie reichen von privaten Rentenver-
    sicherungen über Fonds und Banksparpläne bis zum
    Wohneigentum. Die betriebliche Altersvorsorge bietet
    außer den vorhandenen Möglichkeiten wie Direktversi-
    cherungen, Pensionskassen und so weiter auch noch den
    Pensionsfonds an.

    Die Anlageformen unterliegen zugegebenermaßen
    strengen Kriterien, wie es Frau Schwätzer schon ausge-
    führt hat.


    (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Bürokratisch ist das! Kein Mensch versteht das! Die Steuergewerkschaft hat es euch bewiesen! – Gegenruf von der SPD: Das ist doch nicht wahr!)


    Das angesammelte Kapital muss zum Beispiel unpfänd-
    bar sein. Im Alter muss eine monatliche Auszahlung
    erfolgen – das ist ja auch der Sinn der ergänzenden Vor-
    sorge – und es gibt noch etliches andere an Vorschriften
    mehr.


    (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Wir werden im Vermittlungsausschuss noch etwas Vernünftiges daraus machen!)


    Diese strengen Vorschriften sind zugegebenermaßen
    von der Wirtschaftspresse, den Banken, den Versicherun-

    gen und auch von Ihnen gerügt worden. Wir machen hier
    aber kein Gesetz zur Förderung der Geschäfte von Ban-
    ken und Versicherungen.


    (Beifall bei der SPD – Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Ihr bevormundet die Bürger!)


    Wir wollen, dass die zusätzliche Sparleistung samt ihrer
    Rendite denen zugute kommt, die sie erbracht haben: den
    Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Sie können von uns ein Mindestmaß an Sicherheit ver-
    langen, wenn sie sich in das für sie unbekannte Unterneh-
    men einer kapitalgedeckten Zusatzvorsorge stürzen sol-
    len.

    Vertrauen braucht einen massiven gesetzlichen Rah-
    men. Seriöse Anbieter werden von selbst darauf schauen,
    dass sie diesen Rahmen auch voll ausfüllen. Die Zertifi-
    zierungsbehörde, welche beim Bundesaufsichtsamt für
    das Versicherungswesen angesiedelt sein wird, ist vor al-
    lem für den einfachen verwaltungstechnischen Umgang
    mit den neuen Anlageverträgen hilfreich, sodass nicht je-
    der Einzelne der hoffentlich viele Millionen umfassenden
    Verträge von den Finanzämtern geprüft werden muss.

    Durch direkte Zuschüsse oder durch Steuerentlas-
    tungen wird die Bundesregierung die Mehrbelastung für
    das Sparen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
    mindern.


    (Beifall bei der SPD)

    Das heißt, dass zum Beispiel Verheiratete mit geringem
    oder mittlerem Einkommen ab 2002 eine Zulage von
    150 DM erhalten, welche bis 2008 auf 600 DM ansteigt.
    Ledige erhalten eine Zulage von 75 DM, die auf 300 DM
    ansteigt. Für jedes Kind gibt es ab nächstem Jahr 90 DM,
    ansteigend bis auf 360 DM im Jahr 2008.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Die Finanzverwaltung wird automatisch prüfen, ob die
    Zulage oder eine Steuerfreistellung über Sonderaus-
    gabenabzug günstiger ist.

    Voraussetzung für eine volle Förderung ist, dass der Ei-
    genbeitrag erbracht wird. Es ist nun einmal eine private
    Rentenversorgung und keine Staatsrente. Die Beiträge
    sind damit voll steuerfrei gestellt und werden erst im Al-
    ter bei sowieso niedrigem Einkommen versteuert.

    Sie dürfen es mir wirklich nicht übel nehmen,

    (Zurufe von der CDU/CSU: Nein! – Birgit Schnieber-Jastram [CDU/CSU]: Wir nehmen gar nichts übel! – Friedrich Merz [CDU/CSU]: Lassen Sie sich nicht stören!)


    dass mich dieses Gesetz im Gegensatz zu Ihnen sehr froh
    macht.


    (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Als Finanzbeamtin ist Ihr Lebensunterhalt gesichert!)





    Lydia Westrich
    14418


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Ich komme aus einer Region mit niedrigen Löhnen und
    entsprechend niedrigen Renten. Ich wünsche, dass alle
    von dieser zusätzlichen Altersvorsorge Gebrauch machen
    können. Mit unserer großzügigen staatlichen Förderung
    werden wir dieses Ziel erreichen.


    (Beifall bei der SPD)

    Ich kann zum Beispiel einer allein erziehenden Arbei-

    terin mit einem Kind bei uns in der Schuhfabrik klarma-
    chen, dass sie im Jahr 2008 nur 540 DM – bzw. den ent-
    sprechenden Betrag in Euro – sparen muss, um 1 200 DM
    auf der hohen Kante zu haben. Das bedeutet, dass sie im
    Monat 45 DM selbst sparen muss. Allein durch die Er-
    höhung des Kindergeldes wird sie die Sparsumme erbrin-
    gen können.


    (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Ich dachte, das Kindergeld kriegt sie für was anderes!)


    Dabei habe ich die Steuer- und Abgabensenkung noch
    nicht eingerechnet, die ihren Nettolohn für den Konsum
    zusätzlich erhöhen.

    Da sie in der Schuhindustrie arbeitet, gehört sie ver-
    mutlich zu denen, die eine betriebliche Altersvorsorge ha-
    ben. Das haben wir wirklich gut gemacht; ich hätte es fast
    selbst nicht geglaubt.


    (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Ist ja nicht zu fassen!)


    – Frau Schwaetzer, das liegt Ihnen vielleicht nicht am
    Herzen.


    (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Doch, sehr! Aber mit einer anständigen Förderung!)


    Aber es gibt viele Tausende Arbeitnehmerinnen und Ar-
    beitnehmer, denen eine betriebliche Altersvorsorge am
    Herzen liegt und für die es ein wichtiges Herzstück dieser
    Reform ist.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir haben die vorhandenen Systeme der betrieblichen
    Altersvorsorge in das Zulagenmodell hineinbekommen.
    Tausende von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen
    sind uns dafür dankbar. Wir haben ihre betriebliche
    Altersvorsorge gestärkt und ein weiteres System, den
    Pensionfonds, eingeführt. Die Vielfalt an betrieblichen
    Altersvorsorgemöglichkeiten befähigt auch kleine und
    mittlere Firmen, ihre Facharbeitskräfte zu motivieren und
    an sich zu binden. Sie wissen vielleicht nicht, dass das Vor-
    handensein einer betrieblichen Altersvorsorge ein wichti-
    ges Kriterium für die Zufriedenheit der Mitarbeiter in ei-
    nem Unternehmen ist. Wir haben die Möglichkeiten für
    eine weit reichende Förderung geschaffen. Die Tarifpart-
    ner können sie jetzt ganz konsequent nutzen.

    Dass wir die Alterssicherung der Frauen optimieren
    konnten, freut mich ganz besonders. Falls die Ehefrau
    nicht berufstätig und nicht in Kindererziehungs- oder
    Pflegezeiten ist und einen eigenen Vertrag hat, muss sie,
    um die Zulage zu erhalten, ein eigenes Vorsorgekonto an-
    gelegt bekommen. Die Eheleute können untereinander

    bestimmen, wie viel für welchen Vertrag gezahlt wird,
    wer welche Kinderförderung erhält usw. Aber wir haben
    damit den Aufbau einer eigenständigen zusätzlichen Al-
    tersversorgung für beide Ehegatten steuerlich gefördert
    und vorangebracht.

    Ich sage Ihnen nochmals: Es ist wirklich ein guter Tag
    für unsere Bürgerinnen und Bürger. Die rot-grüne Koali-
    tion verabschiedet heute die richtungsweisende Renten-
    reform mit dem Einstieg in die private und betriebliche
    Vorsorge, unterstützt durch ein 20-Milliarden-DM-Zula-
    geprogramm. Sie von der Opposition werden es bereuen,
    nicht daran teilgehabt zu haben.


    (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Wie meinen Sie denn das?)


    Sie werden weiterhin kostbare Zeit mit Ihrer Orientie-
    rungssuche verschwenden, die keinem Bürger in unserem
    Lande nutzt.

    Danke schön.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)