Rede:
ID1413605200

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 8
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. der: 1
    5. Kol-lege: 1
    6. Christian: 1
    7. Schmidt,: 1
    8. CDU/CSU-Fraktion.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Begrüßung des schweizerischen Bundespräsi- denten und Vorstehers des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölke- rungsschutz und Sport, Herrn Bundesrat Adolf Ogi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13193 D Tagesordnungspunkt III (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001) (Drucksachen 14/4000, 14/4302) . . . . 13187 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2000 bis 2004 (Drucksachen 14/4001, 14/4301, 14/4524) 13187 B Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 14/4504, 14/4521) . . . . . . . 13187 B Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 13187 D Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13194 A Sylvia Bonitz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 13197 D Rainer Brüderle F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13199 A Kerstin Müller (Köln) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13204 B Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13210 C Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 13214 B Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 13223 B Ludwig Stiegler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13231 A Matthias Berninger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13231 C Sabine Kaspereit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13233 D Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 13236 A Lothar Mark SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13238 B Dr. Norbert Lammert CDU/CSU . . . . . . . . . 13239 D Klaus Hagemann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13241 A Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 13242 A Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13242 C Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 14/4505, 14/4521) . . . . . . . 13245 A Karl Lamers CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 13245 A Uta Titze-Stecher SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 13247 C Dr. Werner Hoyer F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . 13251 B Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13253 C Wolfgang Gehrcke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 13255 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 13256 D Ursula Heinen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 13260 C Marion Caspers-Merk SPD . . . . . . . . . . . . . . 13262 A Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 13263 D Volkmar Schultz (Köln) SPD . . . . . . . . . . . . 13265 D Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 14/4513, 14/4521) . . . . . . . 13267 A Plenarprotokoll 14/136 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 136. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000 I n h a l t : Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 13267 C Volker Kröning SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13269 D Günther Friedrich Nolting F.D.P. . . . . . . . . . 13273 D Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13276 B Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 13277 D Heidi Lippmann PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13278 D Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg . . 13280 C Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 13281 B Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . 13283 C Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 13284 C Helmut Rauber CDU/CSU . . . . . . . . . . . 13285 B Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 13287 A Paul Breuer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 13287 B Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13290 B Helmut Rauber CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 13290 D Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . . . . . . . . . . . 13291 B Namentliche Abstimmungen 13293 A, 13293 A, 13298 B Ergebnisse . . . . . . 13293 D, 13296 A, 13301 C Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (Drucksachen 14/4509, 14/4521) . . . . . . . 13298 B Dankward Buwitt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 13298 D Manfred Hampel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13303 B Rainer Brüderle F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13306 D Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13308 D Dr. Christa Luft PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13310 D Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi . . 13312 B Dankward Buwitt CDU/CSU . . . . . . . . . 13314 C Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 13316 A Gunnar Uldall CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 13316 D Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13319 B Max Straubinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 13320 C Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 14/4517, 14/4521) . . . . . . . 13322 C Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . 13322 D Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13324 D Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU 13325 D Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 13327 C Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13329 B Carsten Hübner PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13331 B Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13332 C Detlev von Larcher SPD . . . . . . . . . . . . . 13333 D Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU . . . . . . . . . 13335 B Dr. Uschi Eid BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13337 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13338 C Berichtigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13338 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 13339 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Be- schlussempfehlung des Haushaltsausschusses zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststel- lung des Bundeshaushaltsplans für das Haus- haltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bundes- ministeriums der Verteidigung (Tagesordnungs- punkt III. 16) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13339 C Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Monika Knoche (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über die Beschlussem- pfehlung des Haushaltsausschusses zum Ent- wurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung (Tagesordnungspunkt III. 16) 13340 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000 Klaus-Jürgen Hedrich 13338 (C) (D) (A) (B) Berichtigungen 133. Sitzung, Seite 12861 (D) zweiter Absatz, der zweite Satz ist wie folgt zu lesen: „Diese 3,5 Millionen DM sind insofern verstetigt, als sie einen Ver- trag zwischen zwei förderalen Institutionen – zwischen Bund und Land – betreffen und Personalkosten sind.“ 135. Sitzung, Seite 13152 (B) vierter Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Deshalb habe ich Herrn Austermann im Ohr, der vorhin behauptet hat, wir würden im Interesse der Haushaltskonsolidierung keine Ausgaben- beschränkung vornehmen, keine Ausgabendisziplin üben.“ 135. Sitzung, Seite 13155 (D) erster Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Also lassen Sie das doch mit der Leitgeschichte und bleiben Sie bes- ser bei Herrn Stoiber, der zu Recht auf Bayerisch gesagt hat: D’Leit brauch’n a Kultur.“ Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000 13339 (C) (D) (A) (B) Balt, Monika PDS 29.11.2000 Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 29.11.2000 Bühler (Bruchsal), CDU/CSU 29.11.2000* Klaus Burchardt, Ursula SPD 29.11.2000 Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 29.11.2000 Frick, Gisela F.D.P. 29.11.2000 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 29.11.2000 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 29.11.2000 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 29.11.2000 DIE GRÜNEN Holetschek, Klaus CDU/CSU 29.11.2000 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 29.11.2000 Kramme, Anette SPD 29.11.2000 Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 29.11.2000* Erich Müller (Berlin), PDS 29.11.2000 Manfred Pau, Petra PDS 29.11.2000 Reiche, Katherina CDU/CSU 29.11.2000 Schenk, Christina PDS 29.11.2000 Schewe-Gerigk, BÜNDNIS 90/ 29.11.2000 Irmingard DIE GRÜNEN von Schmude, Michael CDU/CSU 29.11.2000 Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 29.11.2000 Dr. Volmer, Ludger BÜNDNIS 90/ 29.11.2000 DIE GRÜNEN Wiese (Hannover), SPD 29.11.2000 Heino Wohlleben, Verena SPD 29.11.2000 Wülfing, Elke CDU/CSU 29.11.2000 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bun- desministeriums der Verteidigung (Tagesord- nungspunkt III. 16) Ich lehne den Verteidigungshaushalt ab. Das Parlament ist von der ihm zustehenden Beratung und Entscheidung über die Ausrichtung und Struktur einer reformierten Bundeswehr praktisch enteignet worden. Dieses vorde- mokratische Verfahren lässt mir als Abgeordnete im Deut- schen Bundestag lediglich die Möglichkeit, meine Kritik beim Etat zum Ausdruck zu bringen. Hierbei geht es zum einen darum, dass ich eher aus der Presse als aus den dafür zuständigen Gremien über Vor- haben der Privatisierung und Wirtschaftskooperation er- fahre, deren Implikationen im parlamentarischen Raum keiner oder jedenfalls keiner rechtzeitigen oder angemes- senen parlamentarischen Beurteilung unterworfen wer- den. Auch langfristige Verpflichtungen zum Beispiel ge- genüber den europäischen Partnern werden eingegangen, ohne dass über deren Inhalt und Umfang im Deutschen Bundestag befunden worden wäre. Hier zeichnen sich Ri- siken für einen erheblichen Aufwuchs des Verteidigungs- etats ab, was ich nachdrücklich ablehne. Ein solches Vor- gehen lässt sich weder mit meinem Selbstverständnis und meiner Verantwortung als Abgeordnete vereinbaren noch mit meinem Verständnis von der Würde des Parlaments. Zum anderen: Der in der Verfassung festgeschriebene Auftrag der Bundeswehr ist die Landesverteidigung. Wenn jetzt der Fokus auf „Bündnisverteidigung“ erwei- tert bzw. verlagert wird, bedeutet das statt einem Abbau der angriffsfähigen Verbände einen Ausbau der Krisenre- aktionskräfte. Die Armee wird auf Interventionsfähigkeit umgebaut – warum und für was? Auch der Kosovo-Krieg wäre nach offizieller Diktion unter „Bündnisverteidi- gung“ subsumiert worden, die aktuelle NATO-Strategie – übrigens genau wie die Bundeswehrstrukturreform zwar von tief greifender Bedeutung, aber ohne parlamen- tarische Befassung – geht von militärischen Präventiv- schlägen – zum Beispiel zur „Vermeidung von Flücht- lingströmen“ – aus. An ein UN-Mandat als Voraussetzung ist eine solche Intervention nicht gebunden. Auf der europäischen Ebene wird eine gemeinsame Truppe gebildet – ebenfalls wie die Bundeswehrstruk- turreform und die NATO-Strategie nicht einmal Gegen- stand von Beratungen, geschweige denn transparenter Entscheidung im Parlament! In wieweit dies zusätzliches Personal bedeutet, kann ich zurzeit nicht verifizieren, scheint mir aber gerade wegen der Notwendigkeit, bei Krisenreaktionskräften in regelmäßigen Abständen die Kräfte auszutauschen, sehr wahrscheinlich. Mit Sicher- heit bedeutet es zusätzliche Ausrüstung, damit ein Wei- terdrehen der Rüstungsspirale statt des überfälligen Ausstiegs. „Die Krisenreaktionstruppe soll durch um- fangreiche Lufttransport- und Logistik-Einheiten ergänzt werden. Die Truppe soll für Einsätze von über einem Jahr in bis zu 4 000 Kilometern Entfernung bereitstehen“ heißt es in einer Agenturmeldung vom 22. September 2000. Ei- nen so weit gestreckten Aktionsradius kann ich mit mei- nem Verständnis von Landesverteidigung nicht vereinba- ren und muss schon deshalb gegen ein solches Projekt erhebliche verfassungsrechtliche Bedenken geltend ma- chen. An der europäischen Truppe hat der Verteidigungsmi- nister eine erhebliche Beteiligung zugesagt, Deutschland würde nach bisherigem veröffentlichten Stand gar den Löwenanteil übernehmen. In der Öffentlichkeit führt das zu besorgten Äußerungen – „Spiegel“, 48/2000 –: „Bei künftigen Krisen in Europa werden die Amerikaner ‚Ger- mans to the front’ rufen, anstatt eigene Spezialkräfte zu schicken. Und EU-Partner werden die starken Deutschen bei militärischen Abenteuern gern und womöglich oft um Hilfe bitten. Eine Berliner Regierung, die zudem offensiv einen ständigen Sitz im Uno-Sicherheitsrat anstrebt, könnte kaum noch nein sagen.“ Das sind Parameter für eine deutsche Militärpolitik, die ich nicht mittragen kann und will. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Monika Knoche (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bun- desministeriums der Verteidigung (Tagesord- nungspunkt III. 16) Ich lehne den Verteidigungshaushalt ab. Das Parlament ist mit der Entscheidung über die Ausrichtung und Struk- tur einer reformierten Bundeswehr nicht befasst worden. Dieses Verfahren lässt mir als Abgeordnete im Deutschen Bundestag lediglich die Möglichkeit, meine Kritik beim Etat zum Ausdruck zu bringen. Hierbei geht es unter anderem darum, dass die Impli- kationen der Vorhaben der Privatisierung und Wirt- schaftskooperation im parlamentarischen Raum keiner oder jedenfalls keiner rechtzeitigen oder angemessenen parlamentarischen Beurteilung unterworfen werden. Auch langfristige Verpflichtungen zum Beispiel gegen- über den europäischen Partnern werden eingegangen, ohne dass über deren Inhalt und Umfang im Deutschen Bundestag befunden worden wäre. Hier zeichnen sich Ri- siken für einen erheblichen Aufwuchs des Verteidigungs- etats ab, was ich nachdrücklich ablehne. Ein solches Vor- gehen lässt sich weder mit meinem Selbstverständnis und meiner Verantwortung als Abgeordnete vereinbaren noch mit meinem Verständnis von der Aufgabe des Parlaments. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 200013340 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Marion Caspers-Merk


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Sehr
    geehrte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Kollegin
    Heinen, nichts Halbes und nichts Ganzes – das ist die pas-
    sende Überschrift für Ihre Rede, Frau Kollegin;


    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD)

    denn ich habe Sie als europabewegte Parlamentarierin
    kennen gelernt, aber die europäische Wirklichkeit haben
    Sie in Ihrer Rede nicht abgebildet.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich finde es schon eigenartig. Sie sind, wenn ich mir
    die Situation in Ihrer Fraktion so ansehe, was die europa-
    politische Einschätzung vieler einzelner Projekte und Ge-
    setze, aber auch die Europapolitik generell anbetrifft, we-
    der Fisch noch Fleisch. Sie haben es doch noch nicht
    einmal in Ihrer eigenen Fraktion durchsetzen können,
    dass es zu dem entscheidenden Projekt einer Grund-
    rechte-Charta einen gemeinsamen Antrag aller Fraktio-
    nen dieses Hauses gibt. Es ist schon schlimm, dass im
    Prinzip in München Stopp gesagt wird und sich daraufhin
    eine ganze Fraktion bei einem so wichtigen Projekt mit
    den anderen Fraktionen nicht auf einen gemeinsamen
    Text einigen kann.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Ich denke, Sie wollen Wirklichkeit zur Kenntnis nehmen!)


    Sie haben hier den Reformstau beklagt, Frau Kollegin
    Heinen. Wer hat denn den Reformstau aufgelöst? Was
    haben wir denn vorgefunden?

    Sie haben hier auch unsere Nettozahlerrolle kritisiert,
    aber Sie vergaßen zu erwähnen – vielleicht hat man Ihnen
    auch nicht gesagt, wie die Situation war, bevor Sie in das
    Parlament gekommen sind – dass unsere Nettozahlungen
    von dieser Bundesregierung deutlich abgesenkt wurden,
    nämlich von 23 Milliarden DM auf 18 Milliarden DM.


    (Beifall bei der SPD)

    Das muss auch einmal gesagt werden; denn sonst entsteht
    hier ein völlig falsches Bild.

    Sie haben das Thema der Liberalisierung der Strom-
    und Telekommunikationsmärkte angesprochen. Richtig
    ist, beide Marktbereiche wurden liberalisiert. Richtig ist
    auch, dass beides für den Kunden attraktiver und billiger
    geworden ist.


    (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Und für den Bundeshaushalt!)


    Aber was haben wir zu beklagen? Wir haben zu bekla-
    gen, dass während Ihrer Regierungszeit der Wirtschafts-
    minister – damals hieß er noch Rexrodt; vielleicht erinnert
    sich der eine oder andere an den Herrn


    (Peter Hintze [CDU/CSU]: Erstklassiger Mann!)


    nicht durchgesetzt hat, dass gleichzeitig die Ener-
    giemärkte in Frankreich liberalisiert werden. Diesen Zu-
    stand haben wir vorgefunden.


    (Beifall bei der SPD)

    Das heißt, es ist nicht gelungen, das umzusetzen, was uns
    allen eigentlich ein Anliegen sein müsste, nämlich zum
    Beispiel dass grüner Strom eine europaweite Kennzeich-
    nung hat. Es ist nicht gelungen, hier in einem Konsens
    weiterzukommen.

    Wenn Sie sagen, eine Liberalisierung sei positiv zu be-
    werten, dann verstehe ich die Bayerische Staatsregierung
    in Bezug darauf, wie sie sich zum Thema Kommissions-
    mitteilung, Wettbewerb und Daseinsvorsorge verhält,
    nicht.


    (Wolfgang Gehrcke [PDS]: Kennen die selber nicht!)


    Diese Bundesregierung hat erreicht, dass es eine neue
    Kommissionsmitteilung gibt. Mit dieser Kommissions-
    mitteilung wird etwas umgesetzt, was wir schon immer
    gefordert haben: Das Thema Daseinsvorsorge wird als
    Kernbereich des europäischen Gesellschaftsmodells aner-
    kannt.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Dies brauchen wir, damit unsere Kommunen, unsere Kom-
    munalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker wissen, dass
    es Rechtssicherheit, dass es Verhandlungssicherheit gibt.
    Gerade die von Ihrer Partei regierten Bundesländer haben
    immer gefordert, es solle eine Kommissionsmitteilung zu
    diesem Themenbereich geben.

    Was macht nun – zwei Tage, nachdem die Kommissi-
    onsmitteilung am 20. September vorgelegt worden ist –
    die Bayerische Staatsregierung? Sie weiß schon wieder,
    dass diese Kommissionsmitteilung nicht weit genug geht.




    Ursula Heinen
    13262


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Sie spricht sich also gegen eine weitere Liberalisierung
    aus und fordert von uns eine Vertragsänderung. Das nenne
    ich eine sehr unehrliche Politik: Das, was hier gelungen
    ist, nämlich in einer Kommissionsmitteilung der Daseins-
    vorsorge einen entscheidenden Stellenwert zu geben und
    die Rechtssicherheit zu verankern, wird überhaupt nicht
    anerkannt. Stattdessen wird eine Vertragsänderung ver-
    langt.

    Das heißt: Sie sind sich in der Europapolitik nicht ei-
    nig. Sie haben keine Richtung. Sie wissen noch nicht, wie
    die Diskussion in Ihrer Fraktion ausgehen wird, ob sich
    diejenigen durchsetzen, die mit uns die gemeinsame
    Grundlage der Europapolitik gelegt haben, oder ob die
    Hardliner aus München gewinnen, die Europa im Prinzip
    zum Abschuss freigeben.


    (Beifall bei der SPD)

    Besonders in einem Wahlkreis mit Außengrenzen zu

    Europa – zur Schweiz und zu Frankreich – gilt, was die
    Kollegin Heinen sagte, dass das Thema Europa und vor
    allem die Ernüchterung von Europa für die Bürgerinnen
    und Bürger eine Rolle spielt. Sehen wir uns die Lokal-
    presse von heute an! Sie ist voll von europakritischen
    Überschriften, die alle mit dem BSE-Skandal zu tun ha-
    ben. Drei Dinge werden als Vorwurf geäußert: Erstens.
    Keine Transparenz in den Entscheidungen. Zweitens. Es
    werde zu unflexibel, zu bürokratisch und damit zu lang-
    wierig gehandelt. Drittens. Es gebe keine Ausrichtung an
    einer effizienten Verbraucherpolitik, einer Politik für den
    Menschen.

    Führen wir uns die Skandale und ihre Geschichte ein-
    mal vor Augen: Es ist richtig, dass in Europa zu spät auf
    BSE reagiert wurde. Wenn man sich überlegt, dass es 1988
    die ersten Fälle gab und erst 1994 die ersten Reaktionen
    darauf einsetzten, sieht man, dass das deutlich zu lange ist.
    Auch sind die Verordnungen uneinheitlich umgesetzt wor-
    den. Bei uns ist die Verordnung zur Rindfleisch-
    etikettierung teilweise umgesetzt worden, in anderen eu-
    ropäischen Ländern gar nicht. – Die Bürgerinnen und
    Bürger haben kein Verständnis dafür, dass der Verbrau-
    cherschutz deutlich geringere Aufmerksamkeit findet als
    die Landwirtschaft. Ich glaube, wenn wir Zustimmung zu
    Europa erreichen wollen, dann muss die Verbraucherpoli-
    tik einen deutlich höheren Stellenwert als in der Vergan-
    genheit erhalten.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Nachdem wir nun reagiert haben, indem wir – das

    wurde heute Morgen schon erläutert – auf nationaler
    Ebene einen Gesetzentwurf vorgelegt haben, brauchen
    wir eine weiter gehende Initiative auf europäischer Ebene.
    Wir brauchen ein gemeinschaftsweites Verfütterungsver-
    bot von Tiermehl. Dies muss im Dezember im Agrarrat
    eingebracht und durchgesetzt werden.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Ich würde mich freuen, wenn Sie unsere Politik unter-

    stützen und es nicht wieder hinten herum kritische Stim-
    men aus Bayern gibt, dass die Regelungen zu weit gingen
    und wir dies im Interesse der Landwirtschaft nicht
    bräuchten. Seien Sie hier geradlinig und nachvollziehbar!

    Sorgen Sie dafür, dass die Interessen des Verbraucher-
    schutzes höher gehängt werden!


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    An dem Beispiel BSE sieht man, warum die drei Kern-

    bereiche des Nizza-Prozesses für uns so wichtig sind.
    Worum geht es bei diesen institutionellen Reformen?
    Erstens. Wir wollen, dass das Einstimmigkeitsprinzip in
    der Regel in Mehrheitsentscheidungen umgewandelt
    wird. Zweitens. Wir wollen eine verstärkte Zusammenar-
    beit innerhalb Europas. Drittens. Wir wollen eine hand-
    lungsfähige Kommission.

    An allen drei Punkten kann man durch den BSE-Skan-
    dal deutlich machen, dass es wichtig ist, diese Reformen
    in Nizza umzusetzen:

    Erstens. Wir brauchen beim Verbraucherschutz eine
    deutliche Änderung Richtung Mehrheitsentscheidungen.
    Es kann nicht sein, dass der Letzte im Geleitzug bestimmt,
    wie die Verbraucherinnen und Verbraucher in Europa ge-
    schützt werden.


    (Beifall bei der SPD)

    Zweitens. Wir brauchen für die Länder in der Gemein-

    schaft, die beim Verbraucher- und Umweltschutz deutlich
    mehr als andere tun wollen, eine verstärkte Zusammenar-
    beit. Das ist ein wichtiger Punkt, der zu einer höheren Ak-
    zeptanz bei der Bevölkerung führt.

    Drittens. Eine handlungsfähige Kommission bedeutet
    für uns eine Kommission, in der es keine Scheinzustän-
    digkeiten gibt. Sie muss durchsetzungsfähig sein. Ich
    halte es für ein Unglück, dass im Prinzip immer noch
    Verbraucherinteressen als Querschnittsaufgabe im Prin-
    zip immer noch zu kurz kommen. Wenn Sie sich einmal
    die Gewichtung in der Kommission ansehen, dann wer-
    den Sie feststellen, dass die Wirtschafts- oder die Land-
    wirtschaftspolitik einen ganz anderen Stellenwert hat.
    Hier muss es zu einer deutlichen Stärkung der Verbrau-
    cherinteressen kommen.

    Insgesamt müssen wir alle die Europapolitik als He-
    rausforderung begreifen, um Umweltstandards und Ver-
    braucherschutz in Zukunft ein stärkeres Gewicht zu geben.

    Ich glaube, diese Bundesregierung hat dafür gesorgt,
    dass gerade diese Themen bei der Außen- und Europapo-
    litik nicht zu kurz kommen. Unsere Politik ist richtungs-
    sicher. Deswegen fordere ich Sie auf: Sorgen Sie in Ihren
    Reihen für einen klaren Kurs! Sorgen Sie dafür, dass sich
    der Europaskeptizismus aus München nicht durchsetzt!

    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)




Rede von Anke Fuchs
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Kol-
lege Christian Schmidt, CDU/CSU-Fraktion.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Christian Schmidt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Frau Präsi-
    dentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen!
    Die Geschäftsordnung kennt er, der Herr Außenminister:
    Zehn Minuten Redezeit hatte er, 19 Minuten hat er gere-
    det. Noch eine Minute länger und ich hätte für unsere




    Marion Caspers-Merk

    13263


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Fraktion das eine oder andere von seinen Überlegungen
    – es sollte wohl eine Grundsatzrede sein – ausführlicher
    kommentieren können. Ich muss das jetzt in der knappen
    Zeit, die mir zur Verfügung steht, versuchen.

    Aber vorneweg etwas zur Kollegin Caspers-Merk: Es
    ist ja nett, wenn Sie – wie die bayerische SPD seit Jahr-
    zehnten – versuchen, sich an der CSU abzuarbeiten. Aber
    so wenig wie die SPD in Bayern damit Erfolg hat, so we-
    nig hatten Sie jetzt Erfolg. Gerade die Punkte, die Sie an-
    sprachen, Frau Kollegin – das wissen Sie ja –, zeugen
    doch nicht von Euroskeptizismus. Sie sind vielmehr der
    Nachweis dafür, dass Dinge durch kritische Begleitung
    nach vorne gebracht werden.

    Wenn Sie bei der Grundrechte-Charta von einer
    Blockade sprechen, kann ich Sie nicht verstehen. Sie ha-
    ben unseren Antrag nicht gelesen. Wir haben doch zu die-
    ser Frage Stellung bezogen, natürlich auch dazu, welche
    Rechtswirkungen die Grundrechte-Charta erzeugt, wenn
    sie nur als feierliche Erklärung oder aber als Vertragsbe-
    standteil verabschiedet werden würde. Wir haben das
    klargestellt; dazu musste etwas gesagt werden.

    Zum Thema Daseinsvorsorge: Ich weiß nicht, ob die
    Bundesregierung von sich aus den Eifer entwickelt hätte,
    diese Problematik europaweit zu diskutieren und von der
    Kommission Reaktionen erhalten hätte, wenn nicht vor-
    neweg der Freistaat Bayern und die Bundesländer insge-
    samt die Sorge geäußert hätten, dass wir hier auf europä-
    ischer Ebene überziehen.

    Ich erinnere nur an die Frage der kommunalen Wasser-
    versorgung und an die Bereiche, die enorme Schwierig-
    keiten gerade aus ökologischer Sicht und aus Sicht des
    Verbraucherschutzes mit sich bringen. Wenn Sie Mehr-
    heitsentscheidungen im Bereich des Verbraucherschutzes
    einfordern, dann, so glaube ich, können und müssen wir
    selbstverständlich darüber reden.

    Zur Frage der Finanzierung der europäischen Haus-
    halte und zur Frage der Nettozahlerrolle: In der Agenda
    2000 ist unserer Meinung nach eine Riesenchance vertan
    worden. Die Frage der komplementären Finanzierung ist
    immer noch offen. Sie ist, wie Sie wissen, von unserer
    Seite aus Rücksicht auf Frankreich überhaupt nicht ange-
    sprochen worden. Aber hier war die Rücksichtnahme
    falsch.

    Zur Kompetenzabgrenzung: Es ist jetzt allgemein an-
    erkannt, dass man eine Kompetenzabgrenzung braucht.
    Aber ich kann mich noch erinnern, wie Edmund Stoiber
    vor zwei Jahren beschimpft worden ist, als er diese gefor-
    dert hat. So schlecht kann das also nicht gewesen sein,
    Herr Kollege; denn ihr seid ja zwischenzeitlich auch
    dafür. Das, was ihr tut, ist richtig: Ihr vollzieht nach, was
    die CSU vordenkt. Wenn ihr auf diesem Weg bleibt,
    kommt ihr voran.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der SPD)


    Der Herr Außenminister hat genau hingehört. Bei der
    Nacharbeit unserer Debatte von vor zwei Wochen habe
    ich festgestellt, dass er nichts anderes gesagt hat. Herr
    Minister, Sie haben gesagt: Eigentlich bin ich ja mit vie-

    lem in Ihrem Antrag einverstanden; wir liegen gar nicht so
    weit auseinander.


    (Joseph Fischer, Bundesminister: Nein, das habe ich nicht gesagt!)


    – Das haben Sie nicht gesagt? Habe ich das hineininter-
    pretiert? Ich habe Sie für vernünftiger gehalten, als Sie es
    offensichtlich in Ihrer Rede waren.

    Worauf kommt es denn an bei der Frage, wie Außen-
    politik gestaltet werden soll? Es kommt natürlich auf die
    großen, langfristigen Linien an. Diese sind in der Tat vor-
    gegeben, weil sie oft einer sich nicht ändernden Interes-
    senlage entsprechen.

    Ich will durchaus zugeben, dass das, was Sie zum
    Thema Naher Osten und Israel gesagt haben, von mir
    geteilt wird. Hier ist Kontinuität gefragt. Auch das, was
    Sie gestern zur Frage der Osterweiterung der Europä-
    ischen Union in Bezug auf die Vorarbeiten der Regierung
    Kohl gesagt haben, kann ich nur unterstreichen.

    Bei Ihrer Außenpolitik wird es aber immer dann pro-
    blematisch, wenn die Ideologie mit ins Spiel kommt,
    wenn Sie den Pfad einer langfristigen Orientierung ver-
    lassen, wenn Zucker an die grünen Parteitage verteilt wer-
    den muss und wenn die Kompromisse der Koalitionsver-
    einbarungen – wider besseres Wissen und besseren Rat
    aus dem Auswärtigen Amt bzw. von neutralen, nicht der
    Partei zugehörigen Beobachtern der Szenerie – umgesetzt
    werden sollen. Ich nenne als Beispiele das völlig aus der
    Luft gegriffene Problem eines nuklearen Ersteinsatzes,
    das bei den Alliierten eine große Verunsicherung erzeugt
    hat, sowie die Frage der Durchsetzung von Menschen-
    rechten in der Außenpolitik, wie wir es in Tschetschenien,
    Nordkorea und nicht zuletzt in Afrika erleben können.
    Wenn ich über die Afrikareise lese, dass man mit Herrn
    Kagame, dem ruandischen Präsidenten, der politisch
    nicht gerade friedlich gesonnen ist – um es vorsichtig zu
    formulieren – zur Guerilla-Beobachtung geht, dann halte
    ich solche Zugeständnisse angesichts von Spielräumen,
    die man nur vorgibt zu haben, die man aber in Wirklich-
    keit nicht hat oder nicht in Anspruch nehmen will, für pro-
    blematisch.

    In der Außenpolitik besteht ein Problem fehlender
    Konvergenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit, zwi-
    schen den langfristigen Vorgaben, denen die Regierung
    durchaus in gewisser Hinsicht folgt, und „Ausreißern“,
    bei denen man fragen muss: Ist das jetzt wieder der alte
    Fischer, der eigentlich dasitzen müsste und gelegentlich
    Zwischenrufe macht? Das ist ein Problem, über das wir
    reden müssen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Vorhin ist über die Seele gesprochen worden. Irgend-

    wann wird der Außenminister seine Memoiren schreiben,
    beginnend mit dem November 2002, unter der Über-
    schrift: „Amt essen Seele auf.“


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Peter Hintze [CDU/CSU]: Das war gut!)


    – Auch Fassbinder gehört – ebenso wie Sergeant Pepper
    und Entenhausen im kulturpolitischen Szenario von
    Joschka Fischer vorkommen – zur deutschen Kultur.




    Christian Schmidt (Fürth)

    13264


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Wenn die Frage nach der Zukunft der Außenpolitik ge-
    stellt wird, geht es auch um das Problem, was diejenigen
    machen, die auf diesem Feld arbeiten. Damit meine ich
    nicht diejenigen, die bei Gelegenheit zu ihrer Ideologie
    gekommen sind, wie zum Beispiel Herr Schmierer, ein
    früheres KBW-Mitglied aus alten Frankfurter Tagen, und
    einige andere Genossen, deren Bonität sehr zweifelhaft
    ist. Es geht um einen soliden auswärtigen Dienst, der
    sich darauf verlassen kann, dass er, Frau Titze-Stecher,
    vom Bundestag nicht im Stich gelassen wird. Ich will das
    durchaus anerkennend sagen, auch im Namen des Kolle-
    gen Frankenhauser, dem Sie freundlicherweise Grüße
    übermittelt haben. Wir können uns dem nur anschließen.
    Er ist schwer gestürzt und muss zwar noch einige Zeit lie-
    gen, ist aber auf dem Weg der Besserung und wird bald
    wieder unter uns sein.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Wir müssen im Sinne des auswärtigen Dienstes, den

    wir nicht verhungern lassen wollen, da und dort Akzente
    setzen. Nun sind die Akzente aber nicht ganz so positiv
    ausgefallen. Das ist in erster Linie eine Folge des Haus-
    haltskorsetts. Der nominale Anstieg des Haushaltsansat-
    zes resultiert nur aus den höheren Mitgliedsbeiträgen an
    die Vereinten Nationen durch den schwachen, herunterge-
    redeten Euro, da die Beiträge auf Dollarbasis abgerechnet
    werden. Wenn Frau Albright der Meinung ist, wir sollten
    über die Höhe unseres Beitrags an die Vereinten Nationen
    nachdenken, erlaube ich mir, zu sagen, dass wir darüber
    – unabhängig von der Regierung, der Administration in
    Washington – erst dann reden können, wenn alle ameri-
    kanischen Beiträge an internationale Organisationen or-
    dentlich bezahlt worden sind.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der F.D.P – Dr. Werner Hoyer [F.D.P.]: Eine Erhöhung kommt nicht in Frage!)


    – Ja, eine Erhöhung kommt überhaupt nicht in Frage.
    Wir brauchen eine konstruktive Begleitung der Reform

    des auswärtigen Dienstes. Ich habe aber Angst, dass da-
    raus nicht sehr viel werden wird. Wenn Sie sagen: „Wir
    werden das bis Januar mit Bordmitteln machen und dann
    wird in dieser Legislaturperiode nichts mehr laufen“,
    empfinde ich das als zu kurz gesprungen.

    Sie haben ein verklausuliertes Angebot des Haushalts-
    ausschusses erhalten, diese Maßnahmen zu begleiten. Sie
    brauchen vermutlich eine Änderung des Gesetzes über
    den auswärtigen Dienst. Sie brauchen eine neue Leitbild-
    bestimmung,


    (Gernot Erler [SPD]: Jetzt geht das schon wieder los! – Weiterer Zuruf von der SPD: Vorsicht!)


    die den Kommunikationswegen des 21. Jahrhunderts
    und dem, wie man heutzutage Kommunikation betreibt,
    adäquat ist. Ich stimme zu, dass der klassische diplomati-
    sche Dienst darunter nicht leiden darf. Er wird Zusatzauf-
    gaben und zum Teil veränderte Aufgaben bekommen. Das
    muss sich auch in der Rekrutierung niederschlagen. Wir
    müssen über die Frage reden, inwieweit es Seiteneinstei-
    ger geben kann. Ich meine jetzt nicht diejenigen, die von

    der Friedrich-Ebert-Stiftung hineinkommen, sondern ich
    meine die, die von außen kommen und qualifiziert und
    unabhängig sind; denn wir brauchen für diesen und jenen
    Bereich Sachverstand, wir brauchen Leute im auswärti-
    gen Dienst, die unser Land über den klassischen Bereich
    hinaus vertreten können; hierfür reichen die bisherigen
    Instrumentarien nicht aus. Wir reichen unsere Hand für
    eine gemeinsame Arbeit an dieser Frage. Aber das Kon-
    zept, das bisher vorliegt, reicht hierzu nicht aus.

    Wie war das mit dem Wasserglas? Halb voll oder halb
    leer? Momentan hat es den Anschein, dass es, ideologisch
    gesehen, ganz leer ist und dass es, strukturell gesehen,
    halb voll ist, so wie die gestrige Regierungserklärung des
    Bundeskanzlers: halb vorgelesen, halb frei gehalten,
    nichts Falsches, nichts Richtiges, eine Pflichtübung.


    (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Lustlos! Wie der ganze Kerl!)


    Ich ermuntere uns, dass wir die Außenpolitik mehr in
    den Mittelpunkt stellen. Sie hat es verdient. Sie ist wich-
    tig. Ein Land, das nicht mehr so groß wie Frankreich und
    England ist, sondern das 20 Millionen Einwohner mehr
    hat, muss von sich aus dafür Sorge tragen, dass europä-
    ischer Multilateralismus verhindert wird, dass sich all die
    schrecklichen Dinge, die im 20. Jahrhundert vorgekom-
    men sind, niemals wiederholen. Es ist keineswegs so, dass
    diese Gefahren völlig ausgeschlossen wären.

    Frau Kollegin Titze-Stecher, Sie haben einem einzigen
    Antrag der Opposition zugestimmt. Das ist uns zu wenig.
    Deswegen werden wir den Haushalt insgesamt ablehnen.

    Das Thema Kriegsgräberfürsorge ist in der Tat ein
    wichtiger Punkt.


    (Uta Titze-Stecher [SPD]: Hier haben wir erhöht!)


    Versöhnung über den Gräbern, wissen und erkennen, wo-
    hin Politik führt, die die Bindungen an Demokratie, Ver-
    nunft und Menschlichkeit vergisst – das ist der Weg, den
    auch der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge be-
    schreitet. Dies ist uns Mahnung genug, vernünftige
    Außenpolitik zu betreiben. Sorgen Sie für ausreichend
    Geld und für eine gute Umsetzung! Lassen Sie die Ideo-
    logie beiseite! Dann können wir über alles Weitere reden.

    Herzlichen Dank.