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ID1413605000

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Begrüßung des schweizerischen Bundespräsi- denten und Vorstehers des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölke- rungsschutz und Sport, Herrn Bundesrat Adolf Ogi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13193 D Tagesordnungspunkt III (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001) (Drucksachen 14/4000, 14/4302) . . . . 13187 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2000 bis 2004 (Drucksachen 14/4001, 14/4301, 14/4524) 13187 B Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 14/4504, 14/4521) . . . . . . . 13187 B Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 13187 D Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13194 A Sylvia Bonitz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 13197 D Rainer Brüderle F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13199 A Kerstin Müller (Köln) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13204 B Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13210 C Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 13214 B Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 13223 B Ludwig Stiegler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13231 A Matthias Berninger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13231 C Sabine Kaspereit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13233 D Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 13236 A Lothar Mark SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13238 B Dr. Norbert Lammert CDU/CSU . . . . . . . . . 13239 D Klaus Hagemann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13241 A Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 13242 A Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13242 C Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 14/4505, 14/4521) . . . . . . . 13245 A Karl Lamers CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 13245 A Uta Titze-Stecher SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 13247 C Dr. Werner Hoyer F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . 13251 B Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13253 C Wolfgang Gehrcke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 13255 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 13256 D Ursula Heinen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 13260 C Marion Caspers-Merk SPD . . . . . . . . . . . . . . 13262 A Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 13263 D Volkmar Schultz (Köln) SPD . . . . . . . . . . . . 13265 D Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 14/4513, 14/4521) . . . . . . . 13267 A Plenarprotokoll 14/136 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 136. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000 I n h a l t : Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 13267 C Volker Kröning SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13269 D Günther Friedrich Nolting F.D.P. . . . . . . . . . 13273 D Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13276 B Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 13277 D Heidi Lippmann PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13278 D Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg . . 13280 C Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 13281 B Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . 13283 C Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 13284 C Helmut Rauber CDU/CSU . . . . . . . . . . . 13285 B Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 13287 A Paul Breuer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 13287 B Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13290 B Helmut Rauber CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 13290 D Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . . . . . . . . . . . 13291 B Namentliche Abstimmungen 13293 A, 13293 A, 13298 B Ergebnisse . . . . . . 13293 D, 13296 A, 13301 C Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (Drucksachen 14/4509, 14/4521) . . . . . . . 13298 B Dankward Buwitt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 13298 D Manfred Hampel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13303 B Rainer Brüderle F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13306 D Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13308 D Dr. Christa Luft PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13310 D Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi . . 13312 B Dankward Buwitt CDU/CSU . . . . . . . . . 13314 C Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 13316 A Gunnar Uldall CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 13316 D Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13319 B Max Straubinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 13320 C Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 14/4517, 14/4521) . . . . . . . 13322 C Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . 13322 D Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13324 D Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU 13325 D Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 13327 C Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13329 B Carsten Hübner PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13331 B Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13332 C Detlev von Larcher SPD . . . . . . . . . . . . . 13333 D Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU . . . . . . . . . 13335 B Dr. Uschi Eid BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13337 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13338 C Berichtigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13338 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 13339 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Be- schlussempfehlung des Haushaltsausschusses zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststel- lung des Bundeshaushaltsplans für das Haus- haltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bundes- ministeriums der Verteidigung (Tagesordnungs- punkt III. 16) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13339 C Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Monika Knoche (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über die Beschlussem- pfehlung des Haushaltsausschusses zum Ent- wurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung (Tagesordnungspunkt III. 16) 13340 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000 Klaus-Jürgen Hedrich 13338 (C) (D) (A) (B) Berichtigungen 133. Sitzung, Seite 12861 (D) zweiter Absatz, der zweite Satz ist wie folgt zu lesen: „Diese 3,5 Millionen DM sind insofern verstetigt, als sie einen Ver- trag zwischen zwei förderalen Institutionen – zwischen Bund und Land – betreffen und Personalkosten sind.“ 135. Sitzung, Seite 13152 (B) vierter Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Deshalb habe ich Herrn Austermann im Ohr, der vorhin behauptet hat, wir würden im Interesse der Haushaltskonsolidierung keine Ausgaben- beschränkung vornehmen, keine Ausgabendisziplin üben.“ 135. Sitzung, Seite 13155 (D) erster Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Also lassen Sie das doch mit der Leitgeschichte und bleiben Sie bes- ser bei Herrn Stoiber, der zu Recht auf Bayerisch gesagt hat: D’Leit brauch’n a Kultur.“ Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000 13339 (C) (D) (A) (B) Balt, Monika PDS 29.11.2000 Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 29.11.2000 Bühler (Bruchsal), CDU/CSU 29.11.2000* Klaus Burchardt, Ursula SPD 29.11.2000 Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 29.11.2000 Frick, Gisela F.D.P. 29.11.2000 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 29.11.2000 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 29.11.2000 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 29.11.2000 DIE GRÜNEN Holetschek, Klaus CDU/CSU 29.11.2000 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 29.11.2000 Kramme, Anette SPD 29.11.2000 Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 29.11.2000* Erich Müller (Berlin), PDS 29.11.2000 Manfred Pau, Petra PDS 29.11.2000 Reiche, Katherina CDU/CSU 29.11.2000 Schenk, Christina PDS 29.11.2000 Schewe-Gerigk, BÜNDNIS 90/ 29.11.2000 Irmingard DIE GRÜNEN von Schmude, Michael CDU/CSU 29.11.2000 Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 29.11.2000 Dr. Volmer, Ludger BÜNDNIS 90/ 29.11.2000 DIE GRÜNEN Wiese (Hannover), SPD 29.11.2000 Heino Wohlleben, Verena SPD 29.11.2000 Wülfing, Elke CDU/CSU 29.11.2000 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bun- desministeriums der Verteidigung (Tagesord- nungspunkt III. 16) Ich lehne den Verteidigungshaushalt ab. Das Parlament ist von der ihm zustehenden Beratung und Entscheidung über die Ausrichtung und Struktur einer reformierten Bundeswehr praktisch enteignet worden. Dieses vorde- mokratische Verfahren lässt mir als Abgeordnete im Deut- schen Bundestag lediglich die Möglichkeit, meine Kritik beim Etat zum Ausdruck zu bringen. Hierbei geht es zum einen darum, dass ich eher aus der Presse als aus den dafür zuständigen Gremien über Vor- haben der Privatisierung und Wirtschaftskooperation er- fahre, deren Implikationen im parlamentarischen Raum keiner oder jedenfalls keiner rechtzeitigen oder angemes- senen parlamentarischen Beurteilung unterworfen wer- den. Auch langfristige Verpflichtungen zum Beispiel ge- genüber den europäischen Partnern werden eingegangen, ohne dass über deren Inhalt und Umfang im Deutschen Bundestag befunden worden wäre. Hier zeichnen sich Ri- siken für einen erheblichen Aufwuchs des Verteidigungs- etats ab, was ich nachdrücklich ablehne. Ein solches Vor- gehen lässt sich weder mit meinem Selbstverständnis und meiner Verantwortung als Abgeordnete vereinbaren noch mit meinem Verständnis von der Würde des Parlaments. Zum anderen: Der in der Verfassung festgeschriebene Auftrag der Bundeswehr ist die Landesverteidigung. Wenn jetzt der Fokus auf „Bündnisverteidigung“ erwei- tert bzw. verlagert wird, bedeutet das statt einem Abbau der angriffsfähigen Verbände einen Ausbau der Krisenre- aktionskräfte. Die Armee wird auf Interventionsfähigkeit umgebaut – warum und für was? Auch der Kosovo-Krieg wäre nach offizieller Diktion unter „Bündnisverteidi- gung“ subsumiert worden, die aktuelle NATO-Strategie – übrigens genau wie die Bundeswehrstrukturreform zwar von tief greifender Bedeutung, aber ohne parlamen- tarische Befassung – geht von militärischen Präventiv- schlägen – zum Beispiel zur „Vermeidung von Flücht- lingströmen“ – aus. An ein UN-Mandat als Voraussetzung ist eine solche Intervention nicht gebunden. Auf der europäischen Ebene wird eine gemeinsame Truppe gebildet – ebenfalls wie die Bundeswehrstruk- turreform und die NATO-Strategie nicht einmal Gegen- stand von Beratungen, geschweige denn transparenter Entscheidung im Parlament! In wieweit dies zusätzliches Personal bedeutet, kann ich zurzeit nicht verifizieren, scheint mir aber gerade wegen der Notwendigkeit, bei Krisenreaktionskräften in regelmäßigen Abständen die Kräfte auszutauschen, sehr wahrscheinlich. Mit Sicher- heit bedeutet es zusätzliche Ausrüstung, damit ein Wei- terdrehen der Rüstungsspirale statt des überfälligen Ausstiegs. „Die Krisenreaktionstruppe soll durch um- fangreiche Lufttransport- und Logistik-Einheiten ergänzt werden. Die Truppe soll für Einsätze von über einem Jahr in bis zu 4 000 Kilometern Entfernung bereitstehen“ heißt es in einer Agenturmeldung vom 22. September 2000. Ei- nen so weit gestreckten Aktionsradius kann ich mit mei- nem Verständnis von Landesverteidigung nicht vereinba- ren und muss schon deshalb gegen ein solches Projekt erhebliche verfassungsrechtliche Bedenken geltend ma- chen. An der europäischen Truppe hat der Verteidigungsmi- nister eine erhebliche Beteiligung zugesagt, Deutschland würde nach bisherigem veröffentlichten Stand gar den Löwenanteil übernehmen. In der Öffentlichkeit führt das zu besorgten Äußerungen – „Spiegel“, 48/2000 –: „Bei künftigen Krisen in Europa werden die Amerikaner ‚Ger- mans to the front’ rufen, anstatt eigene Spezialkräfte zu schicken. Und EU-Partner werden die starken Deutschen bei militärischen Abenteuern gern und womöglich oft um Hilfe bitten. Eine Berliner Regierung, die zudem offensiv einen ständigen Sitz im Uno-Sicherheitsrat anstrebt, könnte kaum noch nein sagen.“ Das sind Parameter für eine deutsche Militärpolitik, die ich nicht mittragen kann und will. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Monika Knoche (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bun- desministeriums der Verteidigung (Tagesord- nungspunkt III. 16) Ich lehne den Verteidigungshaushalt ab. Das Parlament ist mit der Entscheidung über die Ausrichtung und Struk- tur einer reformierten Bundeswehr nicht befasst worden. Dieses Verfahren lässt mir als Abgeordnete im Deutschen Bundestag lediglich die Möglichkeit, meine Kritik beim Etat zum Ausdruck zu bringen. Hierbei geht es unter anderem darum, dass die Impli- kationen der Vorhaben der Privatisierung und Wirt- schaftskooperation im parlamentarischen Raum keiner oder jedenfalls keiner rechtzeitigen oder angemessenen parlamentarischen Beurteilung unterworfen werden. Auch langfristige Verpflichtungen zum Beispiel gegen- über den europäischen Partnern werden eingegangen, ohne dass über deren Inhalt und Umfang im Deutschen Bundestag befunden worden wäre. Hier zeichnen sich Ri- siken für einen erheblichen Aufwuchs des Verteidigungs- etats ab, was ich nachdrücklich ablehne. Ein solches Vor- gehen lässt sich weder mit meinem Selbstverständnis und meiner Verantwortung als Abgeordnete vereinbaren noch mit meinem Verständnis von der Aufgabe des Parlaments. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 200013340 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
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    Rede von Ursula Heinen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Sehr
    geehrte Damen und Herren! „Halb voll und auch halb
    leer“ – so wenig optimistisch überschrieb die „Frankfur-
    ter Rundschau“ gestern ihren Kommentar zur Kompro-
    missfindung der EU-Finanzminister bei der Zinsbesteue-
    rung. Denn was die Minister ausgehandelt haben, steht
    zunächst nur auf dem Papier. Die Vereinbarung ist abhän-
    gig davon, ob sich Drittländer wie die Schweiz, Liechten-
    stein oder die USA zu gleichwertigen Steuermaßnahmen
    überreden lassen. Wie realistisch es ist, das tatsächlich zu
    erreichen, können wir uns selbst ausrechnen, nämlich so
    gut wie gar nicht.

    Halb voll und auch halb leer – diese Überschrift könnte
    derzeit leider über fast allen wichtigen Projekten der Eu-
    ropäischen Union stehen, leider auch über einem Projekt
    Europas, das uns allen hier ganz besonders am Herzen
    liegt; Michael Glos hat es heute Morgen schon angespro-
    chen. Es geht um unsere gemeinsame Währung, den
    Euro.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das war doch kein Glanzstück von Herrn Glos!)


    Mit einem starken Kurs von 1,17 US-Dollar startete
    der Euro am 1. Januar 1999. Das war noch das Ergebnis
    der Wirtschafts- und Finanzpolitik und der Europapolitik
    der CDU.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)


    Zwei Monate Rot-Grün haben nicht ausgereicht, um die
    Währung schwach zu machen. Aber zwei Jahre Rot-Grün
    haben zu einer Talfahrt unserer europäischen Währung
    geführt. Gestern lag der Schlusskurs bei 85 Cent.


    (Uta Titze-Stecher [SPD]: Wir sind an allem schuld – BSE, Euro, an allem! Das ist ja lächerlich!)


    Eines ist doch klar: Die Stabilität der europäischen
    Währung hängt nicht von der luxemburgischen Volks-
    wirtschaft ab, sondern immerhin mindestens zu einem
    Drittel von der Entwicklung in Deutschland. Mittlerweile
    ist auch die innere Stabilität des Euro bedroht.


    (Gernot Erler [SPD]: Das Wetter ist auch nicht mehr das, was es früher war!)


    Hohe Rohstoffpreise und preistreibende neue Steuern wie
    die Ökosteuer haben die Inflation ansteigen lassen. Eu-
    rostat meldet – das finde ich besonders beunruhigend –,
    dass Deutschland zu den Ländern mit dem relativ größten
    Anstieg der Inflationsrate zählt: Sie hat sich nämlich von
    0,9 Prozent im September 1999 auf 2,4 Prozent im Sep-
    tember 2000 erhöht. Die Verbraucher zahlen die Zeche für
    den schwachen Euro.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist ja völliger Unsinn!)


    Wir haben uns die Inflation ins Land geholt und der Bun-
    deskanzler und Sie, Herr Außenminister, wollen uns weis-
    machen, dass dies gut für unsere Wirtschaft ist. Ich sage
    Ihnen: Das ist völliger Unsinn.

    Was ein schwächerer Euro bedeutet, haben Sie jetzt an
    Ihrem eigenen Haushalt erlebt. Wir haben uns vorhin




    Bundesminister Joseph Fischer
    13260


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    schon darüber unterhalten, dass durch die Wertstellung in
    Dollar die Pflichtbeiträge gestiegen sind. Sie müssen also
    auch bei Ihrem Haushalt den Preis zahlen für den
    schwächeren Euro.

    Die Regierungen in der Europäischen Union sind aber
    mit Schuldzuweisungen recht schnell bei der Hand – man
    ist es ja nie selber – und schon wurde der EZP-Präsident
    Wim Duisenberg als Schuldiger ins Visier genommen. Ich
    kann Ihnen eines sagen: Er ist für die Entwicklung des
    Euro in den zurückliegenden Monaten genauso wenig
    verantwortlich wie beispielsweise der Chef von VW für
    den Zustand der Straßen, für Schlaglöcher und Ähnliches.

    Die Ursachen liegen doch ganz woanders.
    Da gibt es zum Beispiel den Reformstau in den Volks-

    wirtschaften der Europäischen Union. So sagt der Bun-
    desverband der Deutschen Industrie in seiner wirtschafts-
    politischen Zwischenbilanz zum Thema zwei Jahre
    rot-grüne Bundesregierung – ich kann Ihnen nur empfeh-
    len, diese zu lesen – Folgendes:

    Die andauernde Euro-Schwäche spiegelt ... nicht zu-
    letzt den weiterhin enormen Reformbedarf in
    Deutschland und anderen wichtigen Ländern der EU
    wider.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die linken Regierungen Europas versagen vor der his-

    torischen Aufgabe, Europa fit zu machen für das 21. Jahr-
    hundert.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wir haben gerade hinter uns, was Sie uns hinterlassen haben!)


    – Hören Sie mir zu! – Nicht von ungefähr liegen Deutsch-
    land und Frankreich unter dem EU-Wachstumsdurch-
    schnitt im Jahr 2000, die christdemokratisch geführten
    Länder Spanien und Österreich unter den Regierungen
    von Aznar und Schüssel dagegen darüber.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Von welchem Sockel aus? Das ist volkswirtschaftlich Unsinn, was Sie erzählen!)


    Die Ursachen dafür liegen ganz klar in der Wirtschafts-
    und Finanzpolitik dieser Länder.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Noch eine andere Ursache spiegelt sich in der Euro-

    Schwäche wider: Die Investoren haben wenig Vertrauen
    in die politische Handlungsfähigkeit der Europäischen
    Union. Das ist für mich persönlich das Enttäuschende.
    Gleich welches Projekt in den vergangenen zwei Jahren
    von der Europäischen Union angegangen worden ist
    – hier kann ich die Agenda 2000 oder die Vorbereitungen
    zur Osterweiterung nennen und beim Gipfel von Nizza
    steht das Gleiche zu befürchten –, jedes Mal ist nichts
    Halbes und nichts Ganzes herausgekommen. Es ist auf je-
    den Fall nichts herausgekommen, was das Vertrauen in
    die Handlungsfähigkeit der Europäischen Union und da-
    mit in den Euro stärken würde. Daran, Herr Außenminis-
    ter, tragen Sie erhebliche Schuld.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Werner Hoyer [F.D.P.])


    Ich möchte noch ein weiteres Beispiel für die nicht sehr
    ausgeprägte Handlungsfähigkeit der Europäischen Union
    nennen. Das ist die Verwirklichung des Binnenmarktes.
    Noch unter CDU-Verantwortung wurden die Energie- und
    Telekommunikationsmärkte liberalisiert, und zwar mit
    positiven Auswirkungen für die Verbraucher. Davon pro-
    fitieren Sie nun ja auch sehr stark.

    Meinem Kollegen Christian Schwarz-Schilling ver-
    danke ich den Hinweis, dass die Liberalisierung des
    Briefverkehrs nun ins Stocken geraten ist. Sie wollen in
    Brüssel klammheimlich – unter Ausschluss der Öffent-
    lichkeit – die Festigung des Briefmonopols für weitere
    sieben Jahre durchsetzen. Auch das muss hier thematisiert
    werden.


    (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: So sind sie!)


    Deutschland war immer Schrittmacher in der Europä-
    ischen Union, was Reformen, Liberalisierung und Priva-
    tisierung anging, und jetzt blockieren wir die Entwicklung
    zu weiterer Liberalisierung.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Gernot Erler [SPD]: Joschka ist an allem schuld! – Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/ CSU]: Und der Minister weiß das nicht einmal!)


    Die fehlende Bereitschaft, Vertrauen zu schaffen und
    Veränderungen herbeizuführen, gibt es noch woanders:
    Jahr für Jahr beklagen wir den erheblichen Missbrauch
    von EU-Geldern. Jahr für Jahr veröffentlicht der Euro-
    päische Rechnungshof seine Berichte und Jahr für Jahr
    stellen wir fest, dass in 80 Prozent der Missbrauchsfälle
    die Mitgliedstaaten selbst verantwortlich sind, weil bei-
    spielsweise die Zölle nicht ordentlich einbehalten wur-
    den, weil Flächen und Tierzahlen manipuliert wurden
    usw.

    Nun gibt es gute Vorschläge – Sie kennen sie – des Eu-
    ropäischen Parlaments, wie der Verschwendung von EU-
    Geldern besser begegnet werden kann. Wir müssten – mit
    18,5 Milliarden DM sind wir schließlich der größte Net-
    tozahler in der EU –


    (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Früher waren es weit über 20 Milliarden DM, zu Ihrer Zeit!)


    ein hohes Interesse daran haben, diese Missstände abzu-
    schaffen. Dazu müsste der Europäische Rechnungshof
    größere Möglichkeiten zur Ermittlung bekommen. Aber
    was passiert? Das Desinteresse des Kanzleramts und das
    Desinteresse Ihres Hauses, Herr Außenminister, haben
    verhindert, dass wirksame neue Instrumente geschaffen
    werden konnten. Deshalb sind Sie dafür mitverantwort-
    lich, dass die Verschwendung von Geldern innerhalb der
    Europäischen Union nicht aufhört.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Nach zwei Jahren Rot-Grün hat die Politik „Nichts

    Halbes und nichts Ganzes“ jetzt leider auch die Bevölke-
    rung erreicht. Besonders erschreckend ist dabei die
    Einstellung der jungen Menschen zu Europa. Die Shell-




    Ursula Heinen

    13261


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Jugendstudie, die vor einigen Monaten veröffentlicht
    worden ist, kommt zu dem Ergebnis:

    Europa lässt die Jugend kalt.

    (Zurufe von der SPD)


    – Ich würde darüber nicht so lachen, weil es ein sehr erns-
    tes Thema ist, wenn junge Menschen gegenüber Europa
    skeptisch sind.

    In der Shell-Jugendstudie heißt es weiter:
    Der Trend zu einer negativen Bewertung Europas,
    auch bei der jungen Generation, nimmt zu.

    Dieses Ergebnis, meine ich, müsste Sie nun wirklich auf-
    rütteln.


    (Uta Titze-Stecher [SPD]: Das ist das Ergebnis der geistig-moralischen Wende!)


    Ich kann mir im Interesse unserer europäischen Zu-
    kunft nur wünschen: Nehmen Sie die Menschen mit, neh-
    men Sie vor allem die jungen Menschen mit! Machen Sie
    eine vernünftige, eine klare Politik in Europa! Und sehen
    Sie zu, dass wir zu wirklichen Ergebnissen kommen! Da-
    bei unterstützen wir Sie selbstverständlich.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)




Rede von Anke Fuchs
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat jetzt die
Kollegin Marion Caspers-Merk, SPD-Fraktion.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Marion Caspers-Merk


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Sehr
    geehrte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Kollegin
    Heinen, nichts Halbes und nichts Ganzes – das ist die pas-
    sende Überschrift für Ihre Rede, Frau Kollegin;


    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD)

    denn ich habe Sie als europabewegte Parlamentarierin
    kennen gelernt, aber die europäische Wirklichkeit haben
    Sie in Ihrer Rede nicht abgebildet.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich finde es schon eigenartig. Sie sind, wenn ich mir
    die Situation in Ihrer Fraktion so ansehe, was die europa-
    politische Einschätzung vieler einzelner Projekte und Ge-
    setze, aber auch die Europapolitik generell anbetrifft, we-
    der Fisch noch Fleisch. Sie haben es doch noch nicht
    einmal in Ihrer eigenen Fraktion durchsetzen können,
    dass es zu dem entscheidenden Projekt einer Grund-
    rechte-Charta einen gemeinsamen Antrag aller Fraktio-
    nen dieses Hauses gibt. Es ist schon schlimm, dass im
    Prinzip in München Stopp gesagt wird und sich daraufhin
    eine ganze Fraktion bei einem so wichtigen Projekt mit
    den anderen Fraktionen nicht auf einen gemeinsamen
    Text einigen kann.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Ich denke, Sie wollen Wirklichkeit zur Kenntnis nehmen!)


    Sie haben hier den Reformstau beklagt, Frau Kollegin
    Heinen. Wer hat denn den Reformstau aufgelöst? Was
    haben wir denn vorgefunden?

    Sie haben hier auch unsere Nettozahlerrolle kritisiert,
    aber Sie vergaßen zu erwähnen – vielleicht hat man Ihnen
    auch nicht gesagt, wie die Situation war, bevor Sie in das
    Parlament gekommen sind – dass unsere Nettozahlungen
    von dieser Bundesregierung deutlich abgesenkt wurden,
    nämlich von 23 Milliarden DM auf 18 Milliarden DM.


    (Beifall bei der SPD)

    Das muss auch einmal gesagt werden; denn sonst entsteht
    hier ein völlig falsches Bild.

    Sie haben das Thema der Liberalisierung der Strom-
    und Telekommunikationsmärkte angesprochen. Richtig
    ist, beide Marktbereiche wurden liberalisiert. Richtig ist
    auch, dass beides für den Kunden attraktiver und billiger
    geworden ist.


    (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Und für den Bundeshaushalt!)


    Aber was haben wir zu beklagen? Wir haben zu bekla-
    gen, dass während Ihrer Regierungszeit der Wirtschafts-
    minister – damals hieß er noch Rexrodt; vielleicht erinnert
    sich der eine oder andere an den Herrn


    (Peter Hintze [CDU/CSU]: Erstklassiger Mann!)


    nicht durchgesetzt hat, dass gleichzeitig die Ener-
    giemärkte in Frankreich liberalisiert werden. Diesen Zu-
    stand haben wir vorgefunden.


    (Beifall bei der SPD)

    Das heißt, es ist nicht gelungen, das umzusetzen, was uns
    allen eigentlich ein Anliegen sein müsste, nämlich zum
    Beispiel dass grüner Strom eine europaweite Kennzeich-
    nung hat. Es ist nicht gelungen, hier in einem Konsens
    weiterzukommen.

    Wenn Sie sagen, eine Liberalisierung sei positiv zu be-
    werten, dann verstehe ich die Bayerische Staatsregierung
    in Bezug darauf, wie sie sich zum Thema Kommissions-
    mitteilung, Wettbewerb und Daseinsvorsorge verhält,
    nicht.


    (Wolfgang Gehrcke [PDS]: Kennen die selber nicht!)


    Diese Bundesregierung hat erreicht, dass es eine neue
    Kommissionsmitteilung gibt. Mit dieser Kommissions-
    mitteilung wird etwas umgesetzt, was wir schon immer
    gefordert haben: Das Thema Daseinsvorsorge wird als
    Kernbereich des europäischen Gesellschaftsmodells aner-
    kannt.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Dies brauchen wir, damit unsere Kommunen, unsere Kom-
    munalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker wissen, dass
    es Rechtssicherheit, dass es Verhandlungssicherheit gibt.
    Gerade die von Ihrer Partei regierten Bundesländer haben
    immer gefordert, es solle eine Kommissionsmitteilung zu
    diesem Themenbereich geben.

    Was macht nun – zwei Tage, nachdem die Kommissi-
    onsmitteilung am 20. September vorgelegt worden ist –
    die Bayerische Staatsregierung? Sie weiß schon wieder,
    dass diese Kommissionsmitteilung nicht weit genug geht.




    Ursula Heinen
    13262


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Sie spricht sich also gegen eine weitere Liberalisierung
    aus und fordert von uns eine Vertragsänderung. Das nenne
    ich eine sehr unehrliche Politik: Das, was hier gelungen
    ist, nämlich in einer Kommissionsmitteilung der Daseins-
    vorsorge einen entscheidenden Stellenwert zu geben und
    die Rechtssicherheit zu verankern, wird überhaupt nicht
    anerkannt. Stattdessen wird eine Vertragsänderung ver-
    langt.

    Das heißt: Sie sind sich in der Europapolitik nicht ei-
    nig. Sie haben keine Richtung. Sie wissen noch nicht, wie
    die Diskussion in Ihrer Fraktion ausgehen wird, ob sich
    diejenigen durchsetzen, die mit uns die gemeinsame
    Grundlage der Europapolitik gelegt haben, oder ob die
    Hardliner aus München gewinnen, die Europa im Prinzip
    zum Abschuss freigeben.


    (Beifall bei der SPD)

    Besonders in einem Wahlkreis mit Außengrenzen zu

    Europa – zur Schweiz und zu Frankreich – gilt, was die
    Kollegin Heinen sagte, dass das Thema Europa und vor
    allem die Ernüchterung von Europa für die Bürgerinnen
    und Bürger eine Rolle spielt. Sehen wir uns die Lokal-
    presse von heute an! Sie ist voll von europakritischen
    Überschriften, die alle mit dem BSE-Skandal zu tun ha-
    ben. Drei Dinge werden als Vorwurf geäußert: Erstens.
    Keine Transparenz in den Entscheidungen. Zweitens. Es
    werde zu unflexibel, zu bürokratisch und damit zu lang-
    wierig gehandelt. Drittens. Es gebe keine Ausrichtung an
    einer effizienten Verbraucherpolitik, einer Politik für den
    Menschen.

    Führen wir uns die Skandale und ihre Geschichte ein-
    mal vor Augen: Es ist richtig, dass in Europa zu spät auf
    BSE reagiert wurde. Wenn man sich überlegt, dass es 1988
    die ersten Fälle gab und erst 1994 die ersten Reaktionen
    darauf einsetzten, sieht man, dass das deutlich zu lange ist.
    Auch sind die Verordnungen uneinheitlich umgesetzt wor-
    den. Bei uns ist die Verordnung zur Rindfleisch-
    etikettierung teilweise umgesetzt worden, in anderen eu-
    ropäischen Ländern gar nicht. – Die Bürgerinnen und
    Bürger haben kein Verständnis dafür, dass der Verbrau-
    cherschutz deutlich geringere Aufmerksamkeit findet als
    die Landwirtschaft. Ich glaube, wenn wir Zustimmung zu
    Europa erreichen wollen, dann muss die Verbraucherpoli-
    tik einen deutlich höheren Stellenwert als in der Vergan-
    genheit erhalten.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Nachdem wir nun reagiert haben, indem wir – das

    wurde heute Morgen schon erläutert – auf nationaler
    Ebene einen Gesetzentwurf vorgelegt haben, brauchen
    wir eine weiter gehende Initiative auf europäischer Ebene.
    Wir brauchen ein gemeinschaftsweites Verfütterungsver-
    bot von Tiermehl. Dies muss im Dezember im Agrarrat
    eingebracht und durchgesetzt werden.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Ich würde mich freuen, wenn Sie unsere Politik unter-

    stützen und es nicht wieder hinten herum kritische Stim-
    men aus Bayern gibt, dass die Regelungen zu weit gingen
    und wir dies im Interesse der Landwirtschaft nicht
    bräuchten. Seien Sie hier geradlinig und nachvollziehbar!

    Sorgen Sie dafür, dass die Interessen des Verbraucher-
    schutzes höher gehängt werden!


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    An dem Beispiel BSE sieht man, warum die drei Kern-

    bereiche des Nizza-Prozesses für uns so wichtig sind.
    Worum geht es bei diesen institutionellen Reformen?
    Erstens. Wir wollen, dass das Einstimmigkeitsprinzip in
    der Regel in Mehrheitsentscheidungen umgewandelt
    wird. Zweitens. Wir wollen eine verstärkte Zusammenar-
    beit innerhalb Europas. Drittens. Wir wollen eine hand-
    lungsfähige Kommission.

    An allen drei Punkten kann man durch den BSE-Skan-
    dal deutlich machen, dass es wichtig ist, diese Reformen
    in Nizza umzusetzen:

    Erstens. Wir brauchen beim Verbraucherschutz eine
    deutliche Änderung Richtung Mehrheitsentscheidungen.
    Es kann nicht sein, dass der Letzte im Geleitzug bestimmt,
    wie die Verbraucherinnen und Verbraucher in Europa ge-
    schützt werden.


    (Beifall bei der SPD)

    Zweitens. Wir brauchen für die Länder in der Gemein-

    schaft, die beim Verbraucher- und Umweltschutz deutlich
    mehr als andere tun wollen, eine verstärkte Zusammenar-
    beit. Das ist ein wichtiger Punkt, der zu einer höheren Ak-
    zeptanz bei der Bevölkerung führt.

    Drittens. Eine handlungsfähige Kommission bedeutet
    für uns eine Kommission, in der es keine Scheinzustän-
    digkeiten gibt. Sie muss durchsetzungsfähig sein. Ich
    halte es für ein Unglück, dass im Prinzip immer noch
    Verbraucherinteressen als Querschnittsaufgabe im Prin-
    zip immer noch zu kurz kommen. Wenn Sie sich einmal
    die Gewichtung in der Kommission ansehen, dann wer-
    den Sie feststellen, dass die Wirtschafts- oder die Land-
    wirtschaftspolitik einen ganz anderen Stellenwert hat.
    Hier muss es zu einer deutlichen Stärkung der Verbrau-
    cherinteressen kommen.

    Insgesamt müssen wir alle die Europapolitik als He-
    rausforderung begreifen, um Umweltstandards und Ver-
    braucherschutz in Zukunft ein stärkeres Gewicht zu geben.

    Ich glaube, diese Bundesregierung hat dafür gesorgt,
    dass gerade diese Themen bei der Außen- und Europapo-
    litik nicht zu kurz kommen. Unsere Politik ist richtungs-
    sicher. Deswegen fordere ich Sie auf: Sorgen Sie in Ihren
    Reihen für einen klaren Kurs! Sorgen Sie dafür, dass sich
    der Europaskeptizismus aus München nicht durchsetzt!

    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)