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ID1411814300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/118 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 118. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 14. September 2000 I n h a l t : Entsendung des Abgeordneten Gunter Weißgerber als ordentliches Mitglied in das Kuratorium der „Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR“ . . . . . . . 11285 A Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 11285 B Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001) (Druck- sache 14/4000) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11285 B b) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Finanzplan des Bundes 2000 bis 2004 (Drucksache 14/4001) . . . . . . . . . . . . . 11285 B Einzelplan 11 Bundesministerium fürArbeit und So- zialordnung Walter Riester, Bundesminister BMA . . . . . . . 11285 C Dr. Christa Luft PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11290 C Horst Seehofer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 11290 D Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11295 A Dr. Irmgard Schwaetzer F.D.P. . . . . . . . . . . . . . 11298 A Dr. Heidi Knake-Werner PDS . . . . . . . . . . . . . 11300 B Ulla Schmidt (Aachen) SPD . . . . . . . . . . . . . . 11302 B Dr. Klaus Grehn PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11306 A Ulla Schmidt (Aachen) SPD . . . . . . . . . . . . . . 11306 B Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . . . . . . . . 11306 D Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . 11309 A Dirk Niebel F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11310 B Karl-Josef Laumann CDU/CSU . . . . . . . . . . . 11311 C Adolf Ostertag SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11313 C Renate Jäger SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11314 B Wolfgang Meckelburg CDU/CSU . . . . . . . . . . 11316 B Einzelplan 09 Bundesministerium fürWirtschaft undTechnologie Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi . . . 11318 B Gunnar Uldall CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 11321 A Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11324 B Rainer Brüderle F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11327 A Hubertus Heil SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11329 C Rolf Kutzmutz PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11330 B Dr. Norbert Wieczorek SPD . . . . . . . . . . . . . . . 11332 A Klaus Brähmig CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 11335 B Dr. Ditmar Staffelt SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11336 D Hubertus Heil SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11337 B Gunnar Uldall CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 11338 C Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 11339 A Dr. Ditmar Staffelt SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11339 B Dagmar Wöhrl CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 11339 C Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur-schutz und Reaktorsicherheit Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 11341 D Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 11343 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11346 B Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 11347 A Ulrike Mehl SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11347 C Birgit Homburger F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 11349 D Eva Bulling-Schröter PDS . . . . . . . . . . . . . . . 11351 C Waltraud Lehn SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11353 A Jochen Borchert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 11355 B JürgenTrittin BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN . . 11357 B Jochen Borchert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 11357 C Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11358 A Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 11360 B Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11362 B Marion Caspers-Merk SPD . . . . . . . . . . . . . . . 11363 A Renate Blank CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 11363 C Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . 11364 D Zusatztagesordnungspunkt: Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung der Bemessungsgrundlage für Zuschlagsteuern (Drucksache 14/3762) . . . . . . . . . . . . . . . . 11365 C Tagesordnungspunkt 3: Abschließende Beratungen ohne Aus- sprache a) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag der Präsidentin des Bundesrechnungs- hofes: Rechnung des Bundesrech- nungshofes für das Haushaltsjahr 1999 – Einzelplan 20 – (Drucksachen 14/2868, 14/3974) . . . . 11365 C b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zu der Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Vorschlag für einen Beschluss des Rates zur Aufhebung der Beschlüsse 75/364/EWG, 7/454/EWG, 78/688/EWG, 78/1028/EWG, 80/156/EWG und 85/434/EWG über die Einsetzung Be- ratender Ausschüsse für die Ausbil- dung der für die allgemeine Pflege ver- antwortlichen Krankenschwestern/ Krankenpfleger, der Zahnärzte, der Tierärzte, der Hebammen, der Apothe- ker und der Ärzte (Drucksachen 14/3050 Nr. 2.2, 14/3607) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11365 D Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Reinhard Klimmt, Bundesminister BMVBW 11366 A Eduard Oswald CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 11368 D Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11371 D Wolfgang Dehnel CDU/CSU . . . . . . . . . . . 11373 D Hans-Michael Goldmann F.D.P. . . . . . . . . . . . 11374 A Dr. Winfried Wolf PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11376 C Annette Faße SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11378 A Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . . 11380 B Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11382 D Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11384 A Dr. Winfried Wolf PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 11384 D Renate Blank CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 11386 A Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11386 B Dieter Maaß (Herne) SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 11386 C Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karl-Heinz Funke, Bundesminister BML . . . . 11388 B Josef Hollerith CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 11391 B Steffi Lemke BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . 11393 A Josef Hollerith CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 11394 C Ulrich Heinrich F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11395 C Kersten Naumann PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11397 A Peter Bleser CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11398 A Matthias Weisheit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 11398 B Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11399 C Peter Bleser CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11400 A Waltraud Wolff (Wolmirstedt) SPD . . . . . . . . 11400 B Norbert Schindler CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 11402 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11403 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 11405 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 118. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. September 2000II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 118. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. September 2000
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 118. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. September 2000 Norbert Schindler 11403 (C)(A) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 118. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. September 2000 11405 (C)(A) Brudlewsky, Monika CDU/CSU 14.09.2000 Carstensen (Nordstrand), CDU/CSU 14.09.2000 Peter H. Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/ 14.09.2000 DIE GRÜNEN Elser, Marga SPD 14.09.2000 Fischer (Frankfurt), BÜNDNIS 90/ 14.09.2000 Joseph DIE GRÜNEN Frick, Gisela F.D.P. 14.09.2000 Hauer, Nina SPD 14.09.2000 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 14.09.2000 DIE GRÜNEN Hoffmann (Chemnitz), SPD 14.09.2000 Jelena Dr.-Ing. Jork, Rainer CDU/CSU 14.09.2000 Dr. Kolb, Heinrich L. F.D.P. 14.09.2000 Kolbe, Manfred CDU/CSU 14.09.2000 Dr. Kues, Hermann CDU/CSU 14.09.2000 Dr. Lippelt, Helmut BÜNDNIS 90/ 14.09.2000 DIE GRÜNEN Lüth, Heidemarie PDS 14.09.2000 Marquardt, Angela PDS 14.09.2000 Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 14.09.2000 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 14.09.2000 Hans Peter Spranger, Carl-Dieter CDU/CSU 14.09.2000 entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenographischen Bericht Druck: MuK. Medien-und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hans-Michael Goldmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Sehr geehrter
    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
    werde, natürlich aus gutem Grund, als Erstes die Öko-
    steuer ansprechen müssen, –


    (Iris Gleicke [SPD]: Das haben wir uns gedacht!)


    – weil wir sie schon so oft gehabt haben und weil sie
    natürlich in unserem Bereich, im Bereich von Verkehr,
    Bau und Wohnungswesen, von ganz elementarer Bedeu-
    tung ist. Ich werde – das werden Sie feststellen – hier nicht
    als Brandstifter auftreten. Ich glaube, an der einen oder
    anderen Stelle muss man einfach auf Probleme hinweisen,
    die wir hier gemeinsam lösen müssen.


    (Iris Gleicke [SPD]: Sehr richtig!)

    In diesem Punkt bitte ich Sie jetzt schon, endlich zu re-
    gieren, indem Sie auf das reagieren, was sich in unserem
    Land tut.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Wenn Bauern im Emsland heute die Raffinerie in Lin-

    gen blockieren, –

    (Iris Gleicke [SPD]: Wir haben gerade den Biodiesel subventioniert!)

    – dann tun Sie das nicht, Frau Kollegin, weil sie nichts
    Besseres zu tun haben, sondern dann tun sie das, weil die
    Landwirte in Frankreich für die gleiche Menge Antriebs-
    stoff 75 Pfennig bezahlen, während der Landwirt in
    Deutschland im Moment 1,80 DM bezahlen muss.


    (Walter Hirche [F.D.P.]: Hört! Hört! – Zuruf von der SPD: Es sind keine 1,80 DM! Das ist Unsinn!)


    Wenn heute eine Meldung über den Ticker geht, die si-
    cher auch Sie bekommen haben, dass in den neuen Län-
    dern die Zahl der Arbeitslosen im Baugewerbe auf Re-
    kordstand ist – 114 000 Menschen; auf zwei gewerblich
    Beschäftigte ein Arbeitsloser –, dann ist auch das ein Si-

    gnal, das uns auffordern muss, die Weichen richtig zu
    stellen.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Da hilft leider nicht, sehr geehrter Herr Minister

    Klimmt, wenn Sie an irgendeiner Stelle einmal leise und
    klammheimlich sagen, man könne ja die Kfz-Steuer ein
    bisschen senken, sondern da hilft nur, dass Sie das ma-
    chen, was Sie – wenn ich Ihre Konstitution richtig ein-
    schätze – früher als Fußballer hoffentlich gemacht haben,
    nämlich mit Macht zu kämpfen um die eigene Position, zu
    stürmen und endlich darauf hinzuarbeiten, dass die Öko-
    steuer abgeschafft oder zumindest ausgesetzt wird. Denn
    sonst werden die Arbeitsplätze in den Bereichen, die wir
    zu vertreten haben, in den Bereichen Verkehr, Bau und
    Wohnungswesen, in einem Maß verloren gehen, dass wir
    uns alle noch darüber wundern werden. Dann werden wir
    vor einem ganz schweren und kalten Winter stehen.


    (Beifall bei der F.D.P. – Iris Gleicke [SPD]: Das glauben Sie ja selbst nicht!)


    – Doch, das glaube ich selbst, weil ich die Signale sehe,
    liebe Kollegin, genauso wie Sie, wenn Sie hingucken.

    Der privat finanzierte Wohnungsbau ist nahezu zum
    Erliegen gekommen. Gucken Sie sich die neuen Zahlen
    an! Der soziale Wohnungsbau wird gekürzt. Die Eigen-
    heimförderung ist gekürzt, die Investitionen, generell und
    speziell, sind eingedampft worden.

    Herr Berninger, wenn Sie sagen, Sie werden Erlöse aus
    der UMTS-Versteigerung in diesen Bereich investieren,
    dann kommt mir das so vor, als drohten Sie jemandem
    Prügel an und hauten ihm hinterher nur ein paar runter.

    Sie haben massiv durchgekürzt. Wenn Sie an der einen
    oder anderen Stelle wieder ein bisschen anheben, werden
    Sie bei weitem nicht das notwendige Niveau erreichen
    und bei weitem nicht das Niveau, das für diese Bereiche
    schon einmal zur Verfügung gestellt worden ist. Das ist
    nicht die Lösung der Probleme.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Wir stellen doch gemeinsam fest – das müssen wir be-

    klagen –, dass die Bahn Anteile am Verkehrsmarkt ver-
    liert. Die Lösung dieses Problems ist aber doch nicht der
    Rückweg in die Staatsbahn. Nein, das kann nicht die Lö-
    sung sein. Ich respektiere bestimmte Dinge, die Sie ge-
    leistet haben. Beim Wohngeld haben Sie uns an Ihrer
    Seite. Es wäre natürlich besser gewesen, wenn die Er-
    höhung schon jetzt gekommen wäre. Es wäre auch besser
    gewesen, wenn es nicht zulasten der Förderung des Ei-
    genheimbaus gegangen wäre.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Sie haben uns auch an Ihrer Seite, wenn es um die „So-

    ziale Stadt“ geht. Natürlich kennen wir uns mit den Pro-
    blemen aus, die das Land in bestimmten Städten hat. In-
    sofern sind wir für die „Soziale Stadt“. Aber es wäre
    fairer, ehrlicher und klarer gewesen und ein deutliches
    Zeichen, Herr Minister, wenn Sie darauf gesetzt hätten,
    dass das Geld nicht aus dem sozialen Wohnungsbau um-
    geleitet wird.




    Matthias Berninger
    11374


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Das ist eine Politik, die keine Klarheit aufweist. Das ist
    eine Wohnungsbaupolitik, bei der man nicht weiß, wo das
    Ziel ist. Das ist Durchwurschteln ohne Qualität. Dieses
    Durchwurschteln ohne Qualität kostet uns Arbeitsplätze,
    das kostet uns Perspektive, das kostet uns Mobilität.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Sehr geehrter Herr Minister, ich bin nun wirklich der

    Letzte, der Sie irgendwie abqualifizieren will. Aber es ist
    natürlich schon bedenklich, wenn eine große Zeitung Sie
    als „Beifahrer“ bezeichnet. Nein, Sie dürfen nicht Bei-
    fahrer sein, sondern Sie müssen Steuermann sein bei ei-
    ner Investitionspolitik, die darauf setzt, eine Verkehrsin-
    frastruktur zu schaffen, die unser Land insgesamt
    zukunftsfähig macht. Sie werden uns nicht vorwerfen
    können, dass wir für Sie in diesen Bereichen keine Ak-
    zente vorgebracht hätten. Im Ausschuss haben wir all das,
    was für unseren Bereich wesentlich ist, mit parlamentari-
    schen Initiativen begleitet. Aber Sie nehmen unsere Anre-
    gungen nicht ernst und das ist sehr bedauerlich, weil Sie
    damit Zukunftschancen verspielen.

    Wir stellen doch gemeinsam fest: Der Bundesver-
    kehrswegeplan kommt nicht voran. Die Menschen war-
    ten nach wie vor darauf, dass die starren Planungen um-
    gesetzt werden. Herr Minister, Sie haben vorhin gesagt,
    die A31 sei auf den Weg gebracht. Wir sollten einmal fest-
    halten, dass die betroffene Region – ich komme aus die-
    sem Gebiet – ein Drittel der Gesamtinvestition aufbringt.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Wir tun dies – und damit nehmen wir Ihnen etwas ab, weil
    es primär Ihre Aufgabe ist –, weil wir uns für die Men-
    schen und die Arbeitsplätze in dieser Region verantwort-
    lich fühlen. Gerade hier werfe ich Ihnen eklatantes Versa-
    gen vor. Sie spüren weder die Sorgen der Menschen um
    ihre Arbeitsplätze noch die Sorgen der Menschen um die
    Weichenstellungen für die Zukunft. Das ist fatal, weil es
    hier, wie die Zeitung zu Recht feststellt, um einen Bereich
    mit einem großen Ministerium geht, der einen großen
    Minister braucht und große Antworten auf die Herausfor-
    derungen, die vor uns liegen.

    Die Zukunftsfragen – Privatfinanzierung und nutzer-
    bezogene Anlastung der Kosten für die Straße, strikte
    Trennung von Netz und Betrieb auf der Schiene, ein zu-
    kunftsfähiges und mutiges Luftfahrtkonzept – haben Sie
    bisher nicht aufgegriffen. Sie setzen die Pällmann-Kom-
    mission ein, vergessen fast alles, was sie sagt, greifen nur
    einen Punkt auf, den Sie zielgerichtet einsetzen, um wie-
    der den Autofahrer zu melken. Das kann doch nicht die
    Antwort auf das sein, was uns in der Sache bewegt.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    In der Verkehrs- und Wohnungsbaupolitik wurschteln Sie
    sich durch. Das ist angesichts der Herausforderungen, vor
    denen wir stehen, schlicht und ergreifend zu wenig.

    Sie haben den sozialen Wohnungsbau zu einer Rest-
    größe verkommen lassen.


    (Angelika Mertens [SPD]: Sie wollen den sozialen Wohnungsbau doch überhaupt nicht!)


    – Es ist schön, Sie zu hören, Frau Mertens. Heute Morgen
    wurden Sie noch krank gemeldet. Ich freue mich, dass Sie
    so munter sind.

    Aber was machen Sie, Frau Mertens? Sie modifizieren
    das alte, das teure, das ungerechte, das überbürokratische
    Fördersystem.


    (Angelika Mertens [SPD]: Das stimmt doch überhaupt nicht! Wir haben doch die Reform auf den Weg gebracht! Ich gebe Ihnen einmal eine Nachhilfestunde!)


    Sie fördern nach wie vor diejenigen, die Wohnungen
    bauen, und nicht diejenigen, die in den Wohnungen leben.
    Genau das wollen wir nicht.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Wir wollen die Menschen fördern, die in den Wohnungen
    leben, damit sie mit den Belastungen, die Sie ihnen auch
    über die Ökosteuer zumuten, einigermaßen fertig werden.

    Durch unsere konstruktive Oppositionsarbeit haben
    wir Ihnen auf die Sprünge geholfen; wir können es auch
    weiterhin tun. Wir haben Ihnen bereits im Bereich der
    Verkehrsinfrastruktur und der Eisenbahnpolitik eine gute
    Antwort gegeben. Beim sozialen Wohnungsbau wollen
    wir genau das machen, was notwendig ist: Wir wollen ein
    Bürgergeld, durch das der Mieter gefördert wird und nicht
    der Wohnraum als solcher.

    Oder nehmen Sie die CO2-Minderung im Gebäu-debereich. Nichts ist hier bisher zustande gebracht wor-
    den.


    (Dietmar Schütz [Oldenburg] [SPD]: Warten Sie mal ab!)


    – Warten Sie mal ab? Wir warten seit zwei Jahren, seit
    zwei Jahren sind Sie an der Regierung, Herr Schütz.


    (Angelika Mertens [SPD]: 16 Jahre haben wir darauf gewartet! So schnell wie wir ist keiner! – Weitere Zurufe von der SPD)


    – Nun mal langsam. Sie sind doch vor zwei Jahren ange-
    treten, und zwar um nicht alle Dinge anders, aber doch ein
    Stück besser zu machen. Warum nehmen Sie nicht den
    Gedanken auf, der in anderen Ländern schon lange disku-
    tiert wird, nämlich den des so genannten Zertifikathan-
    dels? Warum gehen Sie nicht auf die Idee der Einführung
    von CO2-Schecks ein? Diese würden doch gerade denVerbraucher belohnen, der sich dafür entscheidet, in sei-
    nem persönlichen Bereich zu sparen. Warum greifen Sie
    das nicht auf? Warum setzen Sie nach wie vor auf Büro-
    kratie, auf Verwaltung, auf Kontrolle, auf Gängelung?
    Das können nicht die Antworten sein, die in der Verkehrs-
    und Baupolitik gebraucht werden.


    (Beifall bei der F.D.P. – Angelika Mertens [SPD]: Ich glaube, Sie verwechseln das!)


    Sehr geehrter Herr Minister, Sie legen keine breite
    Spur, sondern fahren lediglich Schmalspur. Sie drehen
    kein großes Rad, Sie wurschteln sich durch.

    Wir werden bei den Haushaltsberatungen darauf drin-
    gen, dass es in diesem Bereich neben der Qualität, der




    Hans-Michael Goldmann

    11375


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    sachlichen und konstruktiven Arbeit, auch so etwas wie
    Visionen gibt.


    (Dietmar Schütz [Oldenburg] [SPD]: Ja!)

    Wir brauchen Haushaltsmittel zur Finanzierung von Un-
    tersuchungen und Modellprojekten zu verschiedenen For-
    men der Privatfinanzierung deutscher Bundesfern-
    straßen. Ich habe nie verstanden, warum es so viele
    Menschen gibt, die Geld in Unternehmungen stecken, die
    sich zum Beispiel mit der Produktion von Maschinen be-
    schäftigen und darin auch erfolgreich sind, wir aber nicht
    endlich dazu übergehen können, private Investitionen in
    die Infrastruktur auf den Weg zu bringen. Privates Geld
    kann in diesen Bereichen eine sehr sinnvolle Rendite er-
    zielen und Weichen in Richtung auf mehr Arbeitsplätze
    und mehr Zukunft in allen Regionen stellen.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Ihr Staatssekretär, Herr Tacke, hat mich bei einer Dis-

    kussion über diesen Sachverhalt in dieser Auffassung
    hundertprozentig bestätigt.


    (Iris Gleicke [SPD]: Warum? Wie denn?)

    – Warum? Ich könnte mir, so hat er wörtlich gesagt,
    durchaus Folgendes vorstellen: Die Autobahn Hamburg-
    Berlin wird an einen privaten Investor vergeben. Mit den
    Erlösen erhalten und sichern wir Infrastruktur in Berei-
    chen, die aus sich selbst heraus eine solche Infrastruktur
    nicht finanzieren können. Das ist eine Haltung der Für-
    sorge gegenüber ländlichen, strukturschwachen Räumen.
    Wir werden Ihnen den Beweis der Umsetzbarkeit gerne
    liefern, wenn Sie bereit sind zuzuhören.

    Wir brauchen Haushaltsmittel, um im Schienenverkehr
    Untersuchungen und Forschungsaufträge auf den Weg zu
    bringen, die darauf zielen, die Trennung von Netz und
    Betrieb abzuarbeiten. Die Trennung von Netz und Be-
    trieb ist zwingend erforderlich. Jeder weiß das. Die Tren-
    nung von Netz und Betrieb wird Konsequenzen haben.
    Wir müssen diese Konsequenzen abarbeiten, Lösungs-
    vorstellungen entwickeln und uns dann alle gemeinsam –
    fast im Sinne einer Bewegung, wie es sie zum Beispiel in
    der Schweiz gibt – auf den Weg machen, um etwas, was
    im Moment noch ein Stück visionär ist, zur realen Politik
    zu machen. Wir brauchen diese Weichenstellung für eine
    zukunftsfähige Verkehrsinfrastruktur in Deutschland.

    Wir wollen eine Untersuchung zu den Auswirkungen
    eines Carboscheck-Modells und werden dazu haushalts-
    relevante Anträge vorlegen; denn die von Ihnen bis jetzt
    angedachte Energiesparverordnung wollen wir nicht.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, in zentralen Berei-
    chen unserer Wirtschaft und Gesellschaft hat es durch Pri-
    vatisierung und Deregulierung entscheidende Schübe ge-
    geben. Wenn wir nicht gewesen wären – ich glaube, das
    kann man mit aller Bescheidenheit sagen –, wenn der
    Minister Rexrodt, den Sie vorhin hier kritisiert haben,
    nicht im Post- und Telekommunikationsbereich tätig ge-
    wesen wäre, dann würden Sie heute von UMTS-Erlösen
    nur träumen. Das wollen wir doch hier einmal festhalten.


    (Beifall bei der F.D.P. – Walter Hirche [F.D.P.]: Genauso ist es! Das ist von Ihnen alles abgelehnt worden! – Widerspruch bei der SPD)


    Sie waren doch immer dagegen, wenn in diesem Land
    Weichenstellungen für die Zukunft vorgenommen wor-
    den sind. Ich sage Ihnen: Wenn Sie diese Politik weiter
    fortsetzen, dann werden Sie zu einem nachhaltigen Scha-
    den für dieses Land. Nehmen Sie unsere Anregung auf.
    Lassen Sie uns darüber in eine Diskussion eintreten. Las-
    sen Sie uns ein großes Rad für den Bereich Verkehr, Bau
    und Wohnungspolitik drehen!

    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Als
nächster Redner hat der Kollege Dr. Winfried Wolf von
der PDS-Fraktion das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Winfried Wolf


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS)

    Sehr geehrter Herr Präsi-
    dent! Werte Kolleginnen und Kollegen! Diese Bundesre-
    gierung hat im Koalitionsvertrag als verkehrspolitisches
    Ziel festgehalten, die Verkehrswegeinvestitionen seien –
    Zitat –

    in ein umfassendes Verkehrskonzept zu integrieren,
    das die Voraussetzungen für die Verlagerung mög-
    lichst hoher Anteile des Straßen- und Luftverkehrs
    auf Schiene und Wasserstraßen schafft.

    Untersucht man im Einzelplan 12 die Verkehrsausga-
    ben – darauf werden wir uns in der ersten Lesung kon-
    zentrieren –, dann ist dort von diesem Ziel nichts zu er-
    kennen. Auch im Jahr 2001 sollen 87 Millionen DM für
    die Magnetschwebebahntechnik ausgegeben werden. Die
    Investitionen in die Wasserwege sind nicht nur leicht re-
    duziert worden. Der größte Teil fließt weiterhin in das
    grotesk überdimensionierte Projekt Elbe-Havel-Ausbau.
    Der Güterverkehr wird so nie und nimmer auf Wasser-
    wege verlegt werden.

    Beim Verhältnis Straße zu Schiene erleben wir bei die-
    sem Haushalt ein altes Spiel: Formal sei annähernd eine
    Gleichbehandlung erreicht worden, so tönt die Koalition,
    zumal man großzügigerweise 2 Milliarden DM aus den
    Mobilfunkerlösen dazugeben will. Doch damit sollte
    nur – pünktlich zur Messe Innotrans – Gelegenheit gege-
    ben werden, bei den Beschäftigten, bei der Bahn und bei
    den Beschäftigten der Bahnindustrie, Dampf abzulassen.

    Von „Gleichbehandlung“ kann bereits dann nicht mehr
    die Rede sein, wenn die Bahninvestitionen, die der Bahn
    über zinslose Kredite ermöglicht werden, herausgerech-
    net werden und wenn der Straßenbau im Bereich des Ge-
    meindeverkehrsfinanzierungsgesetzes noch hinzuaddiert
    wird. Auch dieser Haushalt läuft materiell darauf hinaus,
    dass es am 31. Dezember 2001 rund 800 Kilometer mehr
    Straße und rund 400 Kilometer weniger Schiene geben
    wird.

    Norbert Hansen, Vorsitzender der Gewerkschaft
    Transnet, hat vorgestern auf der Demonstration der
    Bahnbeschäftigten nochmals vorgerechnet: Seit 1950
    wurden 300 000 Kilometer neue Straßen gebaut und ma-
    ximal 3 000 Kilometer Schienenwege; entsprechend wur-
    de Verkehr auf die Straße und in die Luft verlagert. SPD
    und Grüne setzen diese Politik im schlechten Sinne kon-
    sequent fort.




    Hans-Michael Goldmann
    11376


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Sehen Sie sich bitte diesen Zeitungsausschnitt, den ich
    hier in Händen habe, an. Die Überschrift hier lautet: „Der
    Bundesverkehrswegeplan muss in den Papierkorb“ – so
    die Kollegin Elke Ferner in der „Deutschen Verkehrs-Zei-
    tung“; –


    (Beifall bei der PDS)

    – allerdings war das Februar 1998.

    Elke Ferner ist jetzt Staatssekretärin. Tatsächlich wird
    der Bundesverkehrswegeplan nicht in den Papierkorb ge-
    worfen. Er besteht weiter fort, in Form eines Investi-
    tionsprogramms. Tatsächlich haben wir heute eine Situa-
    tion, in der das Programm von Herrn Krause und Herrn
    Wissmann weiter realisiert wird.

    Ähnlich beim Koalitionspartner: Der verkehrspoliti-
    sche Sprecher der Grünen, Ali Schmidt, erklärte im De-
    zember 1998:

    Kernaufgabe unserer neuen Verkehrspolitik ist die
    Herstellung der Chancengleichheit für die Bahn.

    Wo, so fragen wir die Regierung, gab es seither eine ein-
    zige ernsthafte Maßnahme, die bestehende Chancen-
    ungleichheit zulasten der Bahn zu beseitigen? Wo gab es
    zum Beispiel die Initiative zur Befreiung der Bahn von
    der Mineralölsteuer? Es gab sie nicht; es kam noch eine
    Ökosteuer zu den real existierenden Belastungen hinzu.


    (Beifall bei der PDS – Angelika Mertens [SPD]: Es ist Unsinn, was Sie hier erzählen!)


    Auf diese Weise kommt es nie und nimmer zu einer
    Verlagerung des Verkehrs auf Schiene und Wasser. Im Ge-
    genteil: Deren beider Anteile am Verkehrsmarkt nehmen
    von Jahr zu Jahr ab. Das Perverse ist: All das wird hinge-
    nommen und soll fortgesetzt werden. Ihr Ministerium,
    Herr Klimmt, geht davon aus, dass sich der Lkw-Verkehr
    in den nächsten 15 Jahren verdoppeln soll, eben-so der
    Flugverkehr, und der Pkw-Verkehr um 22 Prozent wach-
    sen soll. Die Schiene dagegen soll stagnieren. All das sind
    Zahlen – schwarz auf weiß festgehalten als Prognose für
    den nächsten Bundesverkehrswegeplan ab dem Jahre
    2002 –, die vorgestern in der „Süddeutschen Zeitung“ ver-
    öffentlicht worden sind.


    (Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Es ist ein Szenario, das verworfen wurde!)


    Sie, Kollegin Angelika Mertens, wurden dazu zitiert
    mit den Worten: Man muss das hinnehmen, muss der
    Wahrheit ins Auge sehen. Die CO2-Emissionen im Ver-kehr können nicht reduziert werden.

    Werte Kolleginnen und Kollegen, Papier und Zahlen
    sind geduldig. Machen wir doch einen dreifachen Praxis-
    test der SPD/Grünen-Verkehrspolitik:

    Besuch vor Ort Nummer eins im nordwürttembergi-
    schen Königsbronn. Da kappt die DB Cargo gerade den
    Schienenanschluss für den gesamten Güterverkehr. Der
    Bürgermeister weiß von nichts. Die Unternehmen vor Ort
    protestieren; eine Firma war extra von Oberkochen nach
    Königsbronn zum Schienenanschluss gezogen.

    Protestieren tut auch unser geschätzter Kollege Brunn-
    huber von der CDU. Das ist sein Wahlkreis. Inzwischen
    hat er für seinen geharnischten Protest erheblich mehr
    Spielraum als zu Wissmann´schen Zeiten, das heißt, in der
    Opposition kommt der Kollege Brunnhuber locker über
    den Öko-Hocker.


    (Beifall bei der PDS)

    Doch Königsbronn ist überall. Seit dem Jahr 1992

    wurde im deutschen Schienennetz die Zahl der Gleisan-
    schlüsse für Unternehmen von 13 600 auf 6 500 halbiert.
    Trotzdem, Herr Klimmt, erklärten Sie vorgestern auf der
    Innotrans und tönten Sie heute im Parlament, Ihr Ziel sei,
    den Güterverkehr auf der Schiene zu verdoppeln. Das wi-
    derspricht den Vorgaben Ihres Ministeriums und es wi-
    derspricht der Praxis vor Ort.

    Besuch vor Ort Nummer zwei in Mörfelden-Wall-
    dorf. Dort soll die neue Landebahn Nord-West des Flug-
    hafens Frankfurt/Main gebaut werden. Neuer Lärm von
    oben kommt hinzu. Natürlicher Lärmschutz am Boden
    kommt weg. Als „brutalstmöglicher Abholzer“ will Mi-
    nisterpräsident Koch dafür 200 Hektar Wald abholzen las-
    sen.

    Der neue ICE-Airport-Bahnhof dient ganz offensicht-
    lich nicht dazu, Flugverkehr auf die Schiene zu verlagern.
    Der ICE wird immer mehr als Zubringer de luxe zum
    Flugverkehr benutzt. Und: Mörfelden-Walldorf ist über-
    all. Überall werden Großflughäfen aufgebaut und schie-
    ßen Regionalflughäfen aus dem Boden.

    Exakt so steht es auch im Papier von Herrn Klimmt:
    Verdopplung des Flugverkehrs. Umweltpolitisch und für
    die Menschen vor Ort ist dies unerträglich, doch ist es vor-
    teilhaft für den „Shareholder Value“ von Lufthansa, Air-
    bus und EADS.

    Besuch vor Ort Nummer drei im südthüringischen
    Sonnefeld. Dort hat die Bahn bereits im Jahr 1997 zwi-
    schen Probstzella und Sonneberg mehrere Trassen wegen
    ihres maroden Zustands gesperrt. Das Eisenbahnbundes-
    amt moniert, es gebe dort seither keinerlei Instandset-
    zungsaktivitäten. Dazu sei die Bahn jedoch nach dem
    Grundgesetz verpflichtet. Auch Sonneberg ist überall.
    Das beweisen die 2000 Langsamfahrstellen im Schienen-
    netz. Hören Sie dazu die folgende Klage:

    Ich hatte geglaubt, dass die Herstellung des Eisen-
    bahnamtes als einem Aufsichtsamt dem Mangel ab-
    helfen könnte. Ich habe mich darin vollständig
    getäuscht. Das Eisenbahnamt ist ... eine bittende
    Behörde geworden, die sehr viel schreibt und tut,
    ohne dass jemand Folge leistet.

    Das ist Originalton Reichskanzler Bismarck am
    26. April 1876 im Reichstag. Seine Regierung zog daraus
    die Konsequenz, die damals überwiegend privaten Eisen-
    bahnen zu verstaatlichen. Doch hierzulande läuft es genau
    umgekehrt: Es wird privatisiert und es wird ein machtlo-
    ses Eisenbahn-Bundesamt als „bittende Behörde“ einge-
    richtet.


    (Beifall bei der PDS)





    Dr. Winfried Wolf

    11377


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Diese Politik kostet eine immens große Zahl von Ar-
    beitsplätzen bei der Bahn und in der Bahnindustrie. Als
    Sie, Herr Klimmt, vorgestern auf der Kundgebung der
    Kolleginnen und Kollegen von Adtranz, von DWA-Bom-
    bardier und von der Deutschen Bahn sprachen, sagten Sie,
    Bahn und Bahnindustrie müssten vor allem selbst für sich
    sorgen, der Staat tue schon genug. Zu Recht hat niemand
    nach Ihrer Rede geklatscht, weil das schlicht unwahr ist.
    Die Kollegen dort wissen, dass diese Regierung die Poli-
    tik von Wissmann fortsetzt. Die Verlagerung von Verkehr
    auf Schiene und Wasser ist ein Tag für Tag gebrochenes
    Versprechen.


    (Beifall bei der PDS)

    Die Kolleginnen und Kollegen dort fordern mit uns: Bür-
    gerbahn statt Börsenwahn. Sie fordern dies für sich, für
    ihre Arbeitsplätze und auch für die Umwelt.

    Danke schön.

    (Beifall bei der PDS)