Rede von
Jürgen
Trittin
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Wer-
ter Herr Kollege Borchert, gelegentlich ist es hilfreich
– Sie waren so freundlich, den Spreewald anzusprechen –,
sich nicht nur aus der „Bild“-Zeitung zu informieren. Tat-
sache ist: Der Spreewald ist akut bedroht. Die Bedrohung
des Spreewaldes beruht darauf, dass aufgrund des Rück-
baus beim Braunkohletagebau die Wasserzuführung in
den Spreewald geringer wird. Der Spreewald droht aus-
zutrocknen.
Vor dieses Problem gestellt hat das Bundesumweltmi-
nisterium gesagt: Wir müssen den Spreewald retten. Wir
wollen dafür über 22 Millionen DM aus Bundesmitteln
– Sie wissen als Haushaltspolitiker, dass der Naturschutz
eigentlich Ländersache ist – zur Verfügung stellen, um das
Wasser länger im Spreewald zu halten. Dies haben wir in
enger Abstimmung mit dem Landkreis, dem Vorsitzenden
des dortigen Zweckverbandes und dem Land Branden-
burg getan.
Zur Sicherung des Spreewaldes war unter anderem
vorgesehen, ein Wehr zu bauen, das die Fließgeschwin-
digkeit in diesem Gewässer vermindert, sodass das Was-
ser länger gehalten wird. Nach Verringerung der Fließ-
geschwindigkeit ist es nicht mehr nötig, dort mit
Motorkraft zu fahren, weil man – wie es sich für einen or-
dentlichen Kahnschipper gehört – weiterhin durch Staken
die Gewässer befahren kann.
Dass nach Bau des Wehres Motorkähne – ich betone:
Motorkähne – nicht mehr fahren dürfen, ist am 24. Fe-
bruar dieses Jahres mit dem Land Brandenburg und dem
Landrat Wille abgestimmt worden. Was in der „Bild“-Zei-
tung steht – wir wollten Kahnfahrten verbieten –, ist
„Bild“-zeitungsgemäß Blödsinn.
Es steht in dem Förderbescheid auch nicht, dass der
Rückbau von Wegen stattzufinden hat. Es versteht sich
aber schließlich von selbst, dass in einem solchen Reser-
vat kein Neu- und Ausbau von Wegen mehr stattzufinden
hat.
Anders gesagt: Es ist nicht der Naturschutz, der den
Spreewald bedroht, sondern es sind diejenigen, die ein
wichtiges Naturschutzprojekt, mit dem diese einmalige
Landschaft in der Bundesrepublik Deutschland erhalten
werden soll, durch solche fahrlässigen Äußerungen, wie
sie Herr Wille gemacht hat und Sie sie wiederholt haben,
zu gefährden drohen.