Rede:
ID1411804100

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Metadaten
  • insert_drive_fileAus Protokoll: 14118

  • date_rangeDatum: 14. September 2000

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/118 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 118. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 14. September 2000 I n h a l t : Entsendung des Abgeordneten Gunter Weißgerber als ordentliches Mitglied in das Kuratorium der „Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR“ . . . . . . . 11285 A Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 11285 B Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001) (Druck- sache 14/4000) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11285 B b) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Finanzplan des Bundes 2000 bis 2004 (Drucksache 14/4001) . . . . . . . . . . . . . 11285 B Einzelplan 11 Bundesministerium fürArbeit und So- zialordnung Walter Riester, Bundesminister BMA . . . . . . . 11285 C Dr. Christa Luft PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11290 C Horst Seehofer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 11290 D Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11295 A Dr. Irmgard Schwaetzer F.D.P. . . . . . . . . . . . . . 11298 A Dr. Heidi Knake-Werner PDS . . . . . . . . . . . . . 11300 B Ulla Schmidt (Aachen) SPD . . . . . . . . . . . . . . 11302 B Dr. Klaus Grehn PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11306 A Ulla Schmidt (Aachen) SPD . . . . . . . . . . . . . . 11306 B Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . . . . . . . . 11306 D Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . 11309 A Dirk Niebel F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11310 B Karl-Josef Laumann CDU/CSU . . . . . . . . . . . 11311 C Adolf Ostertag SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11313 C Renate Jäger SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11314 B Wolfgang Meckelburg CDU/CSU . . . . . . . . . . 11316 B Einzelplan 09 Bundesministerium fürWirtschaft undTechnologie Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi . . . 11318 B Gunnar Uldall CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 11321 A Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11324 B Rainer Brüderle F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11327 A Hubertus Heil SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11329 C Rolf Kutzmutz PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11330 B Dr. Norbert Wieczorek SPD . . . . . . . . . . . . . . . 11332 A Klaus Brähmig CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 11335 B Dr. Ditmar Staffelt SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11336 D Hubertus Heil SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11337 B Gunnar Uldall CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 11338 C Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 11339 A Dr. Ditmar Staffelt SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11339 B Dagmar Wöhrl CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 11339 C Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur-schutz und Reaktorsicherheit Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 11341 D Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 11343 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11346 B Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 11347 A Ulrike Mehl SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11347 C Birgit Homburger F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 11349 D Eva Bulling-Schröter PDS . . . . . . . . . . . . . . . 11351 C Waltraud Lehn SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11353 A Jochen Borchert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 11355 B JürgenTrittin BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN . . 11357 B Jochen Borchert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 11357 C Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11358 A Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 11360 B Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11362 B Marion Caspers-Merk SPD . . . . . . . . . . . . . . . 11363 A Renate Blank CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 11363 C Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . 11364 D Zusatztagesordnungspunkt: Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung der Bemessungsgrundlage für Zuschlagsteuern (Drucksache 14/3762) . . . . . . . . . . . . . . . . 11365 C Tagesordnungspunkt 3: Abschließende Beratungen ohne Aus- sprache a) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag der Präsidentin des Bundesrechnungs- hofes: Rechnung des Bundesrech- nungshofes für das Haushaltsjahr 1999 – Einzelplan 20 – (Drucksachen 14/2868, 14/3974) . . . . 11365 C b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zu der Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Vorschlag für einen Beschluss des Rates zur Aufhebung der Beschlüsse 75/364/EWG, 7/454/EWG, 78/688/EWG, 78/1028/EWG, 80/156/EWG und 85/434/EWG über die Einsetzung Be- ratender Ausschüsse für die Ausbil- dung der für die allgemeine Pflege ver- antwortlichen Krankenschwestern/ Krankenpfleger, der Zahnärzte, der Tierärzte, der Hebammen, der Apothe- ker und der Ärzte (Drucksachen 14/3050 Nr. 2.2, 14/3607) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11365 D Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Reinhard Klimmt, Bundesminister BMVBW 11366 A Eduard Oswald CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 11368 D Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11371 D Wolfgang Dehnel CDU/CSU . . . . . . . . . . . 11373 D Hans-Michael Goldmann F.D.P. . . . . . . . . . . . 11374 A Dr. Winfried Wolf PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11376 C Annette Faße SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11378 A Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . . 11380 B Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11382 D Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11384 A Dr. Winfried Wolf PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 11384 D Renate Blank CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 11386 A Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11386 B Dieter Maaß (Herne) SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 11386 C Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karl-Heinz Funke, Bundesminister BML . . . . 11388 B Josef Hollerith CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 11391 B Steffi Lemke BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . 11393 A Josef Hollerith CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 11394 C Ulrich Heinrich F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11395 C Kersten Naumann PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11397 A Peter Bleser CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11398 A Matthias Weisheit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 11398 B Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11399 C Peter Bleser CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11400 A Waltraud Wolff (Wolmirstedt) SPD . . . . . . . . 11400 B Norbert Schindler CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 11402 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11403 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 11405 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 118. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. September 2000II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 118. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. September 2000
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 118. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. September 2000 Norbert Schindler 11403 (C)(A) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 118. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. September 2000 11405 (C)(A) Brudlewsky, Monika CDU/CSU 14.09.2000 Carstensen (Nordstrand), CDU/CSU 14.09.2000 Peter H. Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/ 14.09.2000 DIE GRÜNEN Elser, Marga SPD 14.09.2000 Fischer (Frankfurt), BÜNDNIS 90/ 14.09.2000 Joseph DIE GRÜNEN Frick, Gisela F.D.P. 14.09.2000 Hauer, Nina SPD 14.09.2000 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 14.09.2000 DIE GRÜNEN Hoffmann (Chemnitz), SPD 14.09.2000 Jelena Dr.-Ing. Jork, Rainer CDU/CSU 14.09.2000 Dr. Kolb, Heinrich L. F.D.P. 14.09.2000 Kolbe, Manfred CDU/CSU 14.09.2000 Dr. Kues, Hermann CDU/CSU 14.09.2000 Dr. Lippelt, Helmut BÜNDNIS 90/ 14.09.2000 DIE GRÜNEN Lüth, Heidemarie PDS 14.09.2000 Marquardt, Angela PDS 14.09.2000 Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 14.09.2000 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 14.09.2000 Hans Peter Spranger, Carl-Dieter CDU/CSU 14.09.2000 entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenographischen Bericht Druck: MuK. Medien-und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Adolf Ostertag


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Meine Damen und Herren!
    Herr Laumann, ich möchte zu zwei Aspekten etwas sagen.
    Sie haben erstens gesagt, wir hätten nichts zu tun gehabt,
    deswegen seien sogar Ausschusssitzungen ausgefallen.
    Ich glaube, in diesem Parlament und auch in der Öffent-
    lichkeit ist unbestritten, dass der Ausschuss für Arbeit und
    Sozialordnung einer der fleißigsten sein muss. Wir hatten
    allein in dieser Legislaturperiode schon 51 Sitzungen


    (Beifall des Abg. Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU])


    und wir hatten sechs Anhörungen. Warum wohl? Weil wir
    nämlich sehr intensiv gearbeitet haben. Es ist eine Sitzung
    ausgefallen; das war, übrigens auch mit Ihren Obleuten,
    verabredet. Da haben wir einige Tagesordnungspunkte
    zusammengelegt. Was Sie sagen, ist also wirklich nur bil-
    lige Polemik und Irreführung über den Fleiß der Sozial-
    politiker. Das muss ich zurückweisen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Sie haben zweitens gesagt, wir hätten nichts zu tun,
    weil wir keine Konzeption und keine Programme hätten.
    Dazu möchte ich gerne etwas sagen. Wir haben natürlich
    zu Beginn dieser Legislaturperiode viel Müll wegräumen
    müssen, den Sie hinterlassen haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Birgit Schnieber-Jastram [CDU/CSU]: Den eigenen Müll!)


    Das muss man ganz eindeutig sagen. Das waren die gan-
    zen Korrekturgesetze. Ich will sie jetzt nicht aufzählen,
    weil die Zeit einer Kurzintervention dafür nicht ausreicht.


    (Birgit Schnieber-Jastram [CDU/CSU]: Ihre eigenen Gesetze mussten Sie korrigieren!)


    Diesen Müll mussten wir erst wegräumen.
    Außerdem haben wir in dieser Legislaturperiode vier

    große Vorhaben. Ich lade die CDU-Politiker gern ein, mit
    uns zu Veranstaltungen des DGB oder anderen Veranstal-
    tungen zu gehen und eine Diskussion darüber zu führen,
    was wir alles machen werden. Wir haben mit den Ge-
    werkschaften schwierige Diskussionen über die Rente.




    Karl-Josef Laumann

    11313


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Das ist unbestritten; das kann man nachlesen. Aber diese
    Diskussion können wir, glaube ich, gut bestehen, wenn
    wir in der übernächsten Woche einen Gesetzentwurf auf
    dem Tisch liegen haben. Sie werden das nachvollziehen
    können. Wir werden manche Podiumsdiskussion gemein-
    sam führen, bei der wir wirklich gute Gründe für diese
    weit reichende Reform vorbringen können. Das ist einer
    der großen Komplexe.

    Wir können auch glänzend bestehen, wenn wir in den
    nächsten Monaten über die Novellierung des Betriebs-
    verfassungsgesetzes diskutieren. Die Regierung kann
    dann auf 16 Jahre Stillstand verweisen. Dieser Stillstand
    wird jetzt mit diesem wirklich wichtigen, zentralen Ge-
    setz für die Interessenvertretungen in den Betrieben auf-
    gelöst.

    Wir haben – der Minister hat es schon gesagt – einen
    weiteren großen Komplex vor uns, bei dem wir schon et-
    was getan haben und weiterhin etwas tun werden. Wir
    werden das Sozialgesetzbuch IX im Hinblick auf die ge-
    samte Behindertenpolitik novellieren. Auch in diesem
    Punkt war Stillstand. Wir haben die Beschäftigung von
    Behinderten mit einem Programm vorangebracht und nun
    wird eine grundlegende Novellierung des SGB IX erfol-
    gen.

    Wir werden auch für die Arbeitsförderung etwas tun.
    Mit Vorschaltgesetzen haben wir schon etwas dafür getan.
    Jetzt wird es eine Novellierung des Arbeitsförderungs-
    rechts geben. Da haben Sie in Ihren 16 Jahren doch nur
    herumgewurstelt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Karl-Josef Laumann [CDU/ CSU]: Ach!)


    Die Arbeitsämter kamen doch mit der Umsetzung der Re-
    gelungen, die Sie geschaffen haben, gar nicht nach. Wir
    werden das Ganze grundsätzlicher angehen.

    Sie sollten vielleicht, Herr Laumann – dies als
    Letztes –, nicht nur die schwarzen Blätter der CDU/CSU
    lesen, sondern auch einmal in die roten Programmpunkte
    der SPD schauen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Lachen des Abg. Karl-Josef Laumann [CDU/ CSU])




Rede von: Unbekanntinfo_outline
Herr Kollege
Laumann, möchten Sie erwidern? – Wenn das nicht der
Fall ist, hat jetzt die Kollegin Renate Jäger für die SPD-
Fraktion das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Renate Jäger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Liebe Kolle-
    ginnen und Kollegen! Der Haushalt für Arbeit und So-
    zialordnung ist wie kein anderer geeignet, immer wieder
    auch die Frage der Gerechtigkeit neu zu beleuchten und
    an verschiedenen Punkten aufzuwerfen. Wenn aber Poli-
    tik unter anderem die Funktion hat, Benachteiligungen
    und Chancenungleichheiten zu beseitigen, die durch
    Wettbewerb und Marktwirtschaft entstehen, dann heißt

    das in allererster Konsequenz, den Staat handlungsfähig
    zu erhalten und so zu stärken, dass er diese Ausgleiche
    schaffen kann.


    (Beifall bei der SPD)

    Weil eine politische Entscheidung für oder gegen be-

    stimmte Maßnahmen immer ein Abwägungsprozess ist,
    ein Für und Wider zwischen einer Menge unterschiedli-
    cher Faktoren und Wirkungen, darf die Verantwortung für
    die Gesamtentwicklung in unserem Land bei noch so not-
    wendiger Detaildiskussion niemals außer Acht gelassen
    werden.

    Deshalb ist es Frevel, wenn bei allen kritischen An-
    merkungen größere Rahmen und Zusammenhänge nicht
    beachtet oder Ursache und Wirkung verkannt werden.
    Werden dann auch noch Fakten vorsätzlich in falsche Zu-
    sammenhänge gestellt oder gar weggelassen, dann haben
    wir es bereits mit Demagogie zu tun.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Da war Dreßler Meister!)


    Leider haben wir heute entsprechende Äußerungen von
    Ihrer Seite, meine Damen und Herren von der Union,
    mehrfach gehört, weil offensichtlich sachkundige und
    gute Argumente ausgegangen sind.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Übrigens tut das die CDU/CSU auch mit ihrer Unter-
    stützung der Kampagne gegen die Ökosteuer. Dies ist
    ein Szenario der Sinnlosigkeit und Verantwortungslosig-
    keit ersten Ranges. Ich fordere Sie, liebe Kolleginnen und
    Kollegen von der rechten Seite, deshalb auf: Prüfen Sie
    wirklich Ihr Gewissen! Wollen Sie diese demagogische
    Kampagne mit dem Verschweigen der wirklichen
    Folgen – ich nenne sie noch einmal: Gewinne für die Öl-
    multis, Erhöhung der Rentenversicherungsbeiträge, Er-
    höhung der Lohnnebenkosten, keine dauerhafte Preissen-
    kung für die Verbraucher – tatsächlich mittragen?

    Von einem bin ich überzeugt: Selbst wenn ein Bürger
    kurzfristig auf diese Demagogie hereinfällt, wird er sie
    doch irgendwann durchschauen. Diese Kampagne trägt
    dazu bei, Politikverdrossenheit zu schaffen, weil unver-
    antwortlich mit der Aufgabe eines Abgeordneten umge-
    gangen wird. Verantwortungsvolle Politik bietet nicht Lö-
    sungen an, die ein Problem kurzfristig aus dem Blickfeld
    schaffen, um dann in einer Sackgasse ohne Ausweg zu en-
    den. Verantwortungsvolle Politik bietet Lösungen an, die
    gleichzeitig Vorsorge für die Zukunft bringen.

    Haushaltskonsolidierung bedeutet die Herstellung
    von Gerechtigkeit gegenüber unseren Kindern und En-
    kelkindern.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Haushaltskonsolidierung erbringt finanzielle Mittel für
    soziale Leistungen, für die Schaffung von bezahlbarer Ar-
    beit und trägt zu einem solidarischen Zusammenleben in
    unserer Gesellschaft bei. Deshalb ist Haushaltskonsoli-
    dierung für mich als Sozialpolitikerin neben allen anderen




    Adolf Ostertag
    11314


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Maßnahmen das größte sozialpolitische Vorhaben dieser
    Regierung.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Stellen wir uns doch einmal vor, wie die Lage ist, wenn
    wir erstmals im Jahr 2006 einen Haushalt ohne Schul-
    den haben. Was wäre allein durch die Zinseinsparungen
    in Milliardenhöhe möglich? Was könnten wir für Fami-
    lien und Kinder, für Jugendarbeit, für Benachteiligte und
    Schwache sowie für den sozialen Ausgleich ausgeben,
    ganz abgesehen von Investitionen für neue Arbeitsplätze,
    Strukturentwicklung und Naturschutz sowie für For-
    schung und Innovation mit allen positiven Folgewirkun-
    gen? Fast könnte man ins Träumen kommen, wenn nach
    den Zwängen einiger konsequent härterer Jahre wieder
    ein Boden für Zukunftsvisionen entstünde, die allen Par-
    teien mehr oder weniger abhanden gekommen sind. Die-
    ser heute von uns zu diskutierende Haushalt, den wir So-
    zialpolitiker mitzuverantworten haben, trägt einen
    würdigen Anteil dazu bei.

    Unsere Politik, die wir mit diesem Haushalt vorlegen,
    ist geprägt von der Verantwortung für die Zukunft. Nicht
    nur die Tendenz zur höheren Neuverschuldung haben
    wir aufgehalten und umgekehrt, auch die Tendenz der
    Verteilung der Mittel von unten nach oben ist gestoppt
    worden.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Ich erinnere an die Senkung des Eingangsteuersatzes.

    Ich erinnere Sie in diesem Zusammenhang an Ihren
    Kampf um die Senkung des Spitzensteuersatzes, der eine
    Verteilung in die andere Richtung, nämlich von oben nach
    unten, bewirkt hätte.


    (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Den Spitzensteuersatz senkt Ihr doch jetzt! Das machen wir doch nicht!)


    Ich erinnere an die Senkung der Rentenversicherungs-
    beiträge, an die Erhöhung des Kindergeldes – das ist
    schon mehrfach zur Sprache gekommen – und an die wei-
    tere Aufstockung im Jahre 2002. Ich erinnere an Verbes-
    serungen beim Erziehungsgeld und beim Wohngeld.


    (Beifall bei der SPD – Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Was beim Erziehungsgeld zu einer Einsparung von 250 Millionen DM führt!)


    Wir haben auch solide Rahmenbedingungen für die
    Entstehung neuer Arbeitsplätze geschaffen. Nicht die
    von der alten Regierung verlängerten Ladenöffnungszei-
    ten haben das von ihr versprochene Mehr an Arbeitsplät-
    zen gebracht, auch nicht die Einschränkungen beim Kün-
    digungsschutz. In unserer bisher kurzen Regierungszeit
    ist durch richtige politische Schwerpunktsetzung die Er-
    werbsquote gestiegen. Da zählt Ihr Argument, Herr
    Fuchtel, nicht mehr, dass der Rückgang der Arbeitslosig-
    keit auf bundesweit 9,3 Prozent – übrigens der niedrigste
    Stand seit fünf Jahren – ausschließlich auf demographi-
    sche Gründe zurückzuführen sei.


    (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Gerade die Erwerbsquote ist demographisch bestimmt!)


    Hier sind tatsächlich neue Arbeitsplätze entstanden. Alle
    Prognosen sagen aus, dass sich diese positive Entwick-
    lung fortsetzen wird. Dass schließlich im Haushalt 2001
    der Bundeszuschuss zur Bundesanstalt für Arbeit nicht
    mehr nötig ist – das bekritteln Sie ja reichlich –, ist eine
    Folge erfolgreicher Politik und nichts anderes.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Mehrfach ist in den letzten Tagen im Rahmen der
    Haushaltsdebatte von einer noch nicht zufrieden stellen-
    den Situation auf dem Arbeitsmarkt Ost gesprochen
    worden. Es ist wahr: Man erschrickt fast, wenn man die
    Arbeitslosenquote der westdeutschen Länder – sie beträgt
    7,5 Prozent – und die der neuen Länder – sie beträgt
    17 Prozent – gegenüberstellt.


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Aber nur fast!)


    Lassen Sie uns die Situation einmal genauer ansehen:
    Der Umstrukturierungsprozess in Wirtschaft und Verwal-
    tung ist immer noch nicht abgeschlossen. Da die alte Re-
    gierung diesen Prozess innerhalb von acht Jahren nicht
    bewältigte, müssen wir ihn weiterführen. Das heißt, ins-
    besondere im öffentlichen Dienst sowie im Baubereich
    müssen weitere Anpassungen vorgenommen werden.

    Trotzdem gibt es bereits in diesem Jahr in einigen
    Branchen des gewerblichen Bereiches Erfolgsquoten. Es
    gibt Bereiche, in denen die Talsohle durchschritten wor-
    den ist und die gute Wachstumsraten verzeichnen. Das
    Statistische Bundesamt ermittelte für die neuen Länder
    und für Ostberlin im Vergleich zum Vorjahr einen Zu-
    wachs an Beschäftigung in Höhe von 3,1 Prozent und ei-
    nen Umsatzzuwachs von 5,5 Prozent – was noch nicht
    ausreicht. Seit Juni 1999 sank die Arbeitslosenzahl erst-
    mals wieder leicht unter das Augustniveau des Vorjahres.


    (Zuruf von der PDS: um 500!)

    Die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit liegt

    nur noch gering über der in den alten Ländern. Angesichts
    des Erbes, das wir vor zwei Jahren von der alten Regie-
    rung übernommen haben, ist nunmehr ein leichter, zarter
    Beginn eines Wandels, einer positiven Entwicklung spür-
    bar.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Lassen Sie mich noch etwas zur Ausbildungs- und Be-
    schäftigungssituation junger Menschen sagen. Nachdem
    die CDU/CSU unser Programm zur Bekämpfung der
    Jugendarbeitslosigkeit in der Vergangenheit hart kritisiert
    hat, ist es stiller geworden. Offensichtlich hat sie die
    Tatsache zur Kenntnis genommen, dass dadurch die
    Jugendarbeitslosigkeit deutlich gesenkt werden konnte –
    leider aber auch hier nicht mit größerer Wirkung in den
    neuen Ländern. Doch ohne dieses Programm sähe es
    in den neuen Ländern noch ungünstiger aus.

    Lassen Sie mich das an einem Zahlenvergleich deut-
    lich machen: In Sachsen gab es im September 1999
    im Baugewerbe über 31900Arbeitsuchende. Im August 2000
    war diese Zahl auf fast 40 300 angestiegen. Darunter




    Renate Jäger

    11315


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    befindet sich ein großer Anteil an jungen Menschen.
    Dieser massive Arbeitsplatzrückgang – dort regiert die
    CDU – konnte auch durch das Programm gegen die Ju-
    gendarbeitslosigkeit nicht aufgefangen werden; es hat
    aber die Situation entschärft. Diese Tendenz besteht leider
    in allen ostdeutschen Ländern. Wir werden das JUMP-
    Programm im Jahre 2001 weiterführen, und zwar mit ei-
    nem noch höheren Anteil für die ostdeutschen Länder.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Auch hinsichtlich der Ausbildungsplätze sind im
    Osten Deutschlands weitere Anstrengungen nötig. Die
    schwächere Wirtschaftsstruktur mit einem geringen Indus-
    trieanteil, die wir als Erbe einer verfehlten Treuhand- und
    Umstrukturierungspolitik von der alten Regierung über-
    nommen haben, muss zunächst gestärkt werden. Doch mit
    unseren verbesserten Rahmenbedingungen für die Wirt-
    schafts- und Beschäftigungsentwicklung werden wir auch
    diese Fehlentwicklung in die richtigen Bahnen lenken.
    Die gesünderen Staatsfinanzen eröffnen weitere finanzi-
    elle Spielräume für die Förderung der neuen Länder, auch
    unter den Schwerpunkten Ausbildung und Arbeit für
    junge Menschen.

    Ich hoffe auf Ihre konstruktive Mitarbeit und auf Ihre
    konstruktiven Beiträge bei der Diskussion über den
    Haushalt und über eine zukunftsträchtige Politik in unse-
    rem Land überhaupt.

    Ich danke für die Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)