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ID1411600300

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    Nachruf auf die Abgeordnete Ilse Schumann 11059 A Nachruf auf den Alterspräsidenten des Deut- schen Bundestages Fred Gebhardt . . . . . . . . 11059 B Eintritt der Abgeordneten Pia Maier und Ulrich Kelber in den Deutschen Bundestag . 11059 C Nachträgliche Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeordneten Dr. Norbert Blüm, Wolfgang Weiermann, Dr. Peter Danckert, Dr. Manfred Lischewski und Rudolf Bindig 11059 D Absetzung des Tagesordnungspunktes: Erste Beratung des Gesetzentwurfes zur Änderung des Straßenverkehrsgesetzes . . . . . . . . . . . . . 11059 D Tagesordnungspunkt 1 a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001) (Drucksache 14/4000) . . . . . . . . . . . . . 11059 D b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2000 bis 2004 (Drucksache 14/4001) . . . . . . . . . . . . . 11060 A Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 11060 A Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 11068 A Joachim Poß SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11072 D Dr. Günter Rexrodt F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . 11076 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11081 B Dr. Barbara Höll PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11085 A Hans Georg Wagner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 11086 D Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 11088 A Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . 11089 D Peter Rauen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 11091 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11094 D Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . 11096 C Dr. Uwe-Jens Rössel PDS . . . . . . . . . . . . . . . 11097 B Jörg-Otto Spiller SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11098 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . . . . . . . . 11101 D Hans-Eberhard Urbaniak SPD . . . . . . . . . . . . 11103 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . . . . . . 11104 D Susanne Jaffke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 11105 C Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 11107 B Karl Lamers CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 11111 A Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11113 C Dr. Werner Hoyer F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 11116 A Wolfgang Gehrcke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 11118 A Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . . . . . . . 11119 A Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 11121 A Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11122 B Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11124 B Dr. Helmut Haussmann F.D.P. . . . . . . . . . . . . 11126 B Uwe Hiksch PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11127 B Dr. Christoph Zöpel, Staatsminister AA . . . . 11128 B Plenarprotokoll 14/116 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 116. Sitzung Berlin, Dienstag, den 12. September 2000 I n h a l t : Ulrich Irmer F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11128 D Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 11130 C Dr. Christoph Zöpel, Staatsminister AA . . . . 11130 D Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 11131 A Günter Gloser SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11133 A Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senio- ren, Frauen und Jugend Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11135 A Dr. Ilja Seifert PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11138 C Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11139 A Dr. Maria Böhmer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 11139 B Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11141 D Ina Lenke F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11143 D Petra Bläss PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11145 D Hildegard Wester SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11147 A Ina Lenke F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11148 D Maria Eichhorn CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 11149 B Christian Simmert BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11151 B Dr. Ilja Seifert PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11152 B Klaus Haupt F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11153 C Christel Hanewinckel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 11154 C Manfred Kolbe CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 11156 C Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Andrea Fischer, Bundesministerin BMG . . . . 11159 A Wolfgang Lohmann (Lüdenscheid) CDU/CSU 11161 B Eckhart Lewering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11163 D Dr. Ilja Seifert PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11165 A Dr. Dieter Thomae F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . 11165 C Dr. Ruth Fuchs PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11166 D Dr. Martin Pfaff SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11167 D Aribert Wolf CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 11171 C Klaus Kirschner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 11172 A Monika Knoche BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11174 A Aribert Wolf CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 11175 A Ulf Fink CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11175 D Dr. Ilja Seifert PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11177 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11178 C Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11178 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 11179 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Peter Letzgus (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Errich- tung einer Stiftung „Erinnerung, Verantwor- tung und Zukunft“ (114. Sitzung, Tagesord- nungspunkt 7 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11179 C Anlage 3 Neudruck einer zu Protokoll gegebenen Rede zur Beratung des Antrags: Vererblichkeit von Bodenreformeigentum (105. Sitzung) . . . . . . 11179 D Anlage 4 Technisch bedingter Neudruck eines Rede- beitrages (115. Sitzung) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11180 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 116. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 12. September 2000II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 116. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 12. September 2000
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 116. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 12. September 2000 Dr. Ilja Seifert 11178 (C) (D) (A) (B) Berichtigung 114. Sitzung, Seite IV; Rednerliste zu Zusatztagesordnungspunkt 7, statt „Dr. Heinrich Fink (PDS)“ ist „Ulf Fink (CDU/CSU)“ zu lesen. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 116. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 12. September 2000 11179 (C) (D) (A) (B) Altmaier, Peter CDU/CSU 12.09.2000 Behrendt, Wolfgang SPD 12.09.2000* Brudlewsky, Monika CDU/CSU 12.09.2000 Bühler (Bruchsal), CDU/CSU 12.09.2000* Klaus Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/ 12.09.2000 DIE GRÜNEN Elser, Marga SPD 12.09.2000 Frick, Gisela F.D.P. 12.09.2000 Hauer, Nina SPD 12.09.2000 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 12.09.2000 DIE GRÜNEN Hörster, Joachim CDU/CSU 12.09.2000 Hoffmann (Chemnitz), SPD 12.09.2000 Jelena Dr. Hornhues, CDU/CSU 12.09.2000* Karl-Heinz Marquardt, Angela PDS 12.09.2000 Dr. Meyer (Ulm), SPD 12.09.2000 Jürgen Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 12.09.2000 Rauber, Helmut CDU/CSU 12.09.2000 Rupprecht, Marlene SPD 12.09.2000 Scheffler, Siegfried SPD 12.09.2000 Dr. Vollmer, Antje BÜNDNIS 90/ 12.09.2000 DIE GRÜNEN Zapf, Uta SPD 12.09.2000 * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Peter Letzgus (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Errichtung einer Stiftung „Erinnerung, Ver- antwortung und Zukunft“ (Drucksachen 14/3206 und 14/3459) (114. Sitzung, Tagesordnungspunkt 7 a) Die NS-Herrschaft hat vielen Menschen großes Leid zugefügt. Zwangsarbeiter wurden deportiert, inhaftiert und ausgebeutet. Deutsche Unternehmen, die an diesem Unrecht betei- ligt waren, tragen eine hohe Verantwortung. Ihre Bereitschaft zur finanziellen Wiedergutmachung begrüße ich. Da in den Verhandlungen jedoch keine optimale Rechtssicherheit erzielt werden konnte, gehe ich davon aus, dass weitere Forderungen an Deutschland und deut- sche Unternehmen gestellt werden. Der Zwangsarbeiter- fonds wird kein finanzieller Schlussstrich werden. Ich bin nicht damit einverstanden, dass einige Opfer- gruppen, an die bisher bereits Entschädigungsleistungen gezahlt wurden, gegenüber anderen Opfergruppen privi- legiert werden, obwohl Letztere einem gleich schweren Schicksal ausgesetzt waren. Die Diskussion um Zwangsarbeit hat auch viele Deut- sche, die ähnliche Schicksale zu erdulden hatten (darunter auch meine Mutter), in ihrem Gerechtigkeitssinn getrof- fen. Lösungen zur Wiedergutmachung für diese Menschen sind weder in der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ noch an anderer Stelle vorgesehen. Ich stimme dem Gesetzentwurf nicht zu. Anlage 3 Neudruck einer zu Protokoll gegebenen Rede zurBeratung des Antrags: Vererblichkeit von Bo- denreformeigentum (105. Sitzung, Seite 9916 D) Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):Wir ha- ben den Antrag der PDS-Fraktion zum Thema „Ver- erblichkeit von Bodenreformeigentum“, Drucksache 14/1063, bereits vor einem Jahr, am 24. Juni 1999, an die- ser Stelle behandelt. Gegenstand der heutigen Debatte ist die Beschlussempfehlung des Ausschusses für Angele- genheiten der neuen Länder vom 16. Dezember 1999 zu dieser Thematik. Die mit dem Zweiten Vermögensrechtsänderungs- gesetz 1992 in das EGBGB eingefügten Regelungen des Art. 233, §§ 11 bis 16 waren und sind die notwendigen Konsequenzen aus unregelmäßiger Rechtsanwendung in der ehemaligen DDR. Die Quelle der Ungerechtigkeit müssen Sie dort verorten, werte Kolleginnen und Kollegen von der PDS, und für diesen Zustand tragen Sie ein Stück Mitverantwortung. Der Bundesgesetzgeber hat sich 1992 aus gutem Grund für die so genannte Nachzeichnungsregelung entschieden. Nur so konnte eine Gleichbehandlung aller Erben von Bo- denreformland erreicht werden. Es ging dabei nicht nur darum, eine formale Rege- lungslücke zu schließen; es ging vielmehr darum, eine Gleichbehandlung zu erreichen, und zwar zwischen den- jenigen Neubauern-Erben, die bereits zu DDR-Zeiten ihr Bodenreformgrundstück verloren hatten, weil die zustän- digen Behörden die Besitzwechselvorschriften konse- quent angewandt haben, und denjenigen Personen, bei denen die Behörden aufgrund der praktischen Bedeu- tungslosigkeit des Privateigentums an Grund und Boden eine konsequente Löschung im Grundbuch vernachlässigt haben. Es geht also im Kern um die Frage: Welche Lösung hat der bundesdeutsche Gesetzgeber, welche Lösung hat die- ses Parlament gewählt, um ein inkonsistentes und will- kürliches Handeln der DDR-Behörden im Nachhinein unter Beachtung des Gleichbehandlungsgrundsatzes zu korrigieren? Unter diesen Vorbedingungen war die Nachzeich- nungsregelung der einzig gangbare Weg. Man kann die Nachzeichnungsregelung mit der einfachen Formel ver- anschaulichen: Kein Neubauern-Erbe soll dadurch be- nachteiligt sein, dass die DDR-Behörden die Besitzwech- selvorschriften konsequent umgesetzt haben, bzw. umgekehrt: Kein Neubauer-Erbe soll dadurch einen Vor- teil gewinnen, dass die DDR-Behörden die Besitzwech- selvorschriften nachlässig angewendet haben. Es ging hier also darum, den durch die Willkür der DDR-Behörden entstandenen Zustand nach dem Gleichbehandlungs- grundsatz aufzulösen. Dies war nur über die Nachzeich- nungsregelung möglich, mit der das Kriterium der Zutei- lungsfähigkeit in das bundesdeutsche Recht eingefügt wurde. Der Bundesgerichtshof hat in seinen Urteilen vom De- zember 1998 zwar anerkannt, dass eine grundsätzliche Vererbbarkeit von Bodenreformland in der DDR gegeben war – aber er ist nicht so weit gegangen, daraus einen Än- derungsbedarf beim geltenden Recht abzuleiten. Vielmehr gilt nach wie vor die Definition der Zuteilungsfähigkeit, die der BGH mit seinem Urteil vom 18. Juli 1997 gegeben hat. Danach ist zuteilungsfähig im Wesentlichen nur der- jenige Erbe, der am 15. März 1990 in der Landwirtschaft tätig war. Inzwischen sind zehn Jahre vergangen, und die Länder haben mit unterschiedlichem Nachdruck die Überprüfung der Grundbücher betrieben, um das Eigentum an Boden- reformgrundstücken zu klären. Das Land Mecklenburg- Vorpommern, in dem auch die meisten Bodenreform- grundstücke liegen, ist hierin am weitesten fortgeschritten: 97 Prozent der Fälle sind bislang überprüft worden. In 7 Prozent der Fälle wurde ein Anspruch des Landes als so genannter „Besserberechtigter“ an einem Bodenreform- grundstück festgestellt, weil kein zuteilungsfähiger Erbe vorhanden war. In 0,1 Prozent der Fälle hat das Land auf- grund persönlicher Härten der Betroffenen auf seine An- sprüche verzichtet. Ich bin der Auffassung, dass sich an diesen Zahlen zeigt, dass in der überwiegenden Zahl der Fälle die An- wendung der bestehenden Gesetze zu Klarheit und einer abschließenden Regelung der Eigentumsfragen geführt hat. Damit ist zehn Jahre nach der deutschen Einheit die rechtmäßige Zuordnung der Bodenreformgrundstücke weitestgehend abgeschlossen. Ich glaube, dass wir zehn Jahre nach der deutschen Ein- heit auf einem guten Weg sind, dieses schwierige Kapitel des Einigungsprozesses abzuschließen. Klar ist aber auch – und das möchte ich der Ehrlichkeit halber sagen –, dass vollständige Gerechtigkeit auf diesem Gebiet nicht zu er- reichen ist. Anlage 4 Technisch bedingter Neudruck eines Redebei- trages (115. Sitzung, Seite 11022 C) Dr. Jürgen Meyer (Ulm) (SPD): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lassen Sie mich die Debatte über die europäische Grundrechte-Charta mit zwei Vorbemerkungen beginnen. In der letzten Sitzung des Konvents in Brüssel hat das Präsidium mitgeteilt, dass Roman Herzog den Vorsitz des Konvents demnächst wieder übernehmen wird. (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der F.D.P.) Wir alle wissen, dass er wegen der schweren Erkrankung seiner Frau den Vorsitz im Konvent niedergelegt hatte. Die Rückkehr von Roman Herzog ist vom Konvent und, wie ich sehe, auch von Ihnen sehr positiv aufgenommen worden. Roman Herzog gelingt es, mit seiner Kompetenz und seinem Ansehen, auch widerstreitende Gruppen im Konvent zusammenzuführen und das Projekt der Grund- rechte-Charta zum Erfolg zu führen. Meine zweite Vorbemerkung gilt der Rede von Präsi- dent Chirac, die er im Deutschen Bundestag gehalten hat. Ich fand es sehr erfreulich, dass Präsident Chirac deutlich gemacht hat, dass es auch bei der Grundrechte-Charta da- rum geht, mehr Demokratie in Europa zu wagen. Dies spiegelt sich bereits in der Zusammensetzung des Kon- vents wider, denn drei Viertel der Mitglieder dieses Gre- miums sind Parlamentarier. Es ist ein Signal für mehr De- mokratie, wenn eine Weichenstellung in Richtung einer Konkretisierung der Werteordnung in Europa durch ein solches Gremium vorgenommen wird. Deshalb sollten wir alle dazu beitragen, das Projekt zum Erfolg zu führen. Weil wir in früheren Debatten und auch in der Debatte im Mai in diesem Hause ein hohes Maß an Konsens fest- gestellt hatten, habe ich seinerzeit vorgeschlagen, nach- dem die Anträge der Koalitionsfraktionen einerseits und der Oppositionsfraktionen andererseits vorgelegt worden waren, diese zu einer gemeinsamen Entschließung zu- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 116. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 12. September 200011180 (C) (D) (A) (B) sammenzufassen. Die fast zweimonatigen Bemühungen nach der letzten Debatte schienen erfolgreich zu sein. Lei- der ist es heute doch nicht möglich, eine gemeinsame Ent- schließung zu verabschieden. Bevor ich dazu eine Bemerkung mache, möchte ich aber feststellen, dass alle Fraktionen in diesem Parlament in zahlreichen Punkten inhaltlich übereinstimmen. Wir sind uns darin einig, dass die Arbeiten des Konvents zur Erarbeitung der Grundrechte-Charta weiter unterstützt werden. Wir sind uns einig darin, dass die Bedeutung der Grundrechte-Charta auch in der deutschen Öffentlichkeit erkannt und gewürdigt und darüber eine breite gesell- schaftliche Debatte geführt werden sollte. Gemeinsam fordern wir die Bundesregierung auf, für den Beitritt der Europäischen Union zur Europäischen Menschenrechtskonvention einzutreten. Wir sind uns ei- nig darin, dass der Konvent fortschrittliche und für die eu- ropäische Integration zentrale Grundrechte formulieren sollte, wozu insbesondere ein Diskriminierungsverbot, ein aktives Gleichstellungsgebot sowie kulturelle Grundrech- te gehören. Wir sind uns auch einig darin, dass die Auf- nahme von wirtschaftlichen und sozialen Rechten unter Berücksichtigung der europäischen Sozialcharta und der Gemeinschaftscharta der sozialen Grundrechte der Ar- beitnehmer in die Charta unterstützt werden sollte. Und: Ich denke, wir sind uns einig darüber, dass sich die Bun- desregierung im Europäischen Rat für die Rechtsverbind- lichkeit der Grundrechte-Charta mit individueller Kla- gemöglichkeit einsetzen sollte. Nun werden manche mit Recht fragen: Warum legen die Fraktionen des Deutschen Bundestages angesichts ei- ner derart weitreichenden inhaltlichen Übereinstimmung nicht eine gemeinsame Entschließung vor? Dabei kann es natürlich nicht darum gehen, so etwas wie einen „Ein- heitsbrei“ herzustellen oder abstrakte Formulierungen zu Papier zu bringen, die letztlich wenig aussagen. Die Sub- stanz dessen, was uns verbindet, ist so groß, dass die Fra- ge, warum es nicht zu einer gemeinsamen Entschließung gekommen ist, nur schwer beantwortet werden kann. Die uns Anfang dieser Woche von der CDU/CSU-Frak- tion mitgeteilte Ablehnung kam für viele von uns völlig überraschend. Ich habe natürlich versucht, rational nach- zuvollziehen, worauf sich diese Ablehnung gründet, und festzustellen, ob sie vielleicht nur ein Mittel ist, Profil auf einem ungeeigneten Feld der Auseinandersetzung zu ge- winnen. Vonseiten der CDU/CSU wurde – es hat ja keinen Sinn, darum herumzureden – bezüglich des Grundrechts auf Asyl auf angeblich unüberbrückbare Meinungs- unterschiede hingewiesen. Dies verwundert uns, da wir uns ursprünglich auch mit der CDU/CSU darauf verstän- digt hatten, uns dem Bekenntnis des Europäischen Rates von Tampere, dem künftigen europäischen Asylrecht die Genfer Flüchtlingskonvention uneingeschränkt und all- umfassend zugrunde zu legen, anzuschließen. Ich bin der Auffassung, dass die auf nationaler Ebene sicherlich notwendige Auseinandersetzung um das von der CDU/CSU-Fraktion lediglich gewünschte institutio- nelle Asylrecht und das von uns weiterhin für richtig er- achtete einklagbare individuelle Grundrecht auf Asyl auch geführt werden muss. Aber heute geht es um die Beratun- gen des Konvents in Brüssel. Ich finde, man sollte die Aus- einandersetzung, die auf nationaler Ebene zu führen ist, vor allem dann nicht nach Brüssel verlagern, wenn man sie auf nationaler Ebene nicht gewinnen kann; denn für eine Grundgesetzänderung gibt es keine Mehrheit. Außerdem werden wir in die Grundrechte-Charta auf- nehmen, dass das Niveau weiter gehender nationaler Grundrechte durch die Charta nicht abgesenkt werden darf. Diese Forderung wurde von Delegierten verschiede- ner Länder erhoben. Die Finnen sind zum Beispiel in Sorge, dass das Niveau ihrer hochmodernen Verfassung durch die Grundrechte-Charta gesenkt werden könnte. Dies darf nicht geschehen. Deshalb sind wir der Auffas- sung – mit den eben skizzierten Folgen für das deutsche Asylrecht –, dass durch die Grundrechte-Charta der hohe Grund-rechtsstandard der nationalen Verfassungen in kei- nem Fall gesenkt werden darf. Darauf haben wir uns be- reits verständigt. Warum also streiten wir im Zusammen- hang mit der Charta dann über diesen Punkt? Ein weiteres Thema, mit dem wir uns in den nächsten zwei Wochen im Konvent sehr intensiv beschäftigen wer- den, sind die sozialen Grundrechte. Wir hatten uns ei- gentlich darauf verständigt, klarzustellen: Es ist an der Zeit, die immer wieder beschworene Unteilbarkeit und Universalität der Menschenrechte auch dadurch zu doku- mentieren, dass – dem Auftrag von Köln entsprechend – die wirtschaftlichen und sozialen Grundrechte Eingang in die Charta finden. Warum streiten wir also darüber? Im Konvent besteht Einigkeit, dass durch die Grundrechte- Charta die Kompetenzen der EU-Organe nicht erweitert werden dürfen. Ich bin der Auffassung, wir sollten gemeinsam überle- gen, ob die bevorstehende Debatte im Konvent in Brüssel nicht auch von uns unterstützt werden sollte. Es ist offen- sichtlich, dass es Streit über die sozialen Grundrechte gibt. Wer wollte das in Abrede stellen? Es ist auch offensicht- lich, dass einige Länder großen Wert darauf legen, eine Vielzahl sozialer Grundrechte zu formulieren. Wir sind da- gegen der Auffassung – ich habe das eben als gemeinsa- me Auffassung dargestellt –, dass man nur Grundrechte formulieren sollte, die auch einklagbar sind. Deshalb wer- be ich um Unterstützung für den Versuch – den ich ge- meinsam mit dem Delegierten der französischen Regie- rung, Herrn Braibant, unternommen habe –, in dieser Frage einen Mittelweg zu finden. Roman Herzog hat, als die Debatten im Konvent sehr streitig ausgetragen wurden, die Mitglieder des Konvents ausdrücklich aufgefordert, einen solchen Mittelweg zu suchen. Dieser sollte auf drei Säulen beruhen. In die Präambel der Charta und in die Überschrift des Kapitels über die so- zialen Grundrechte sollte – als erste Säule – der Grundsatz der Solidarität festgeschrieben werden. Als zweite Säule sollten in acht Artikeln, gruppiert um die Elemente Arbeit, Gesundheit, Bildung und soziale Sicherheit, die Respek- tierung und der Schutz sozialer Grundrechte in die Charta aufgenommen werden. In der dritten Säule sollte deutlich gemacht werden: Es wird auch künftig Konventionen mit neuen – auch sozialen – Grundrechten geben. Diese sind, wenn alle Mitgliedstaaten zugestimmt haben, Grundlage der Auslegung und Anwendung der Charta. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 116. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 12. September 2000 11181 (C) (D) (A) (B) Um deutlich zu machen, dass wir uns eigentlich ver- ständigen könnten, will ich einmal die drei Sätze vorlesen, die Herr Braibant und ich in Bezug auf das Recht auf Ar- beit vorgeschlagen haben. Ich wüsste gerne, ob irgendje- mand in diesem Raum ist, der der folgenden Formulierung nicht zustimmen kann: Jeder hat das Recht zu arbeiten und das Recht auf Schutz seines Arbeitsplatzes. Insbesondere hat jeder das Recht, seinen Beruf frei zu wählen und auszu- üben, sowie das Recht auf freien Zugang zu unent- geltlicher Arbeitsvermittlung. Jeder hat Anspruch auf Schutz vor ungerechtfertigter oder missbräuchlicher Entlassung. Wer kann gegen ein so formuliertes soziales Grundrecht auf Arbeit sein? (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Ich habe gehört, dass die Debatte in der CDU/CSU- Fraktion letztlich deshalb zur Ablehnung einer gemeinsa- men Entschließung geführt hat, weil man sich über die Aufnahme eines kleinen Satzes nicht einig geworden ist. Wir haben im Entwurf der gemeinsamen Entschließung folgenden Satz vorgesehen: Die Charta soll klarstellen, dass gleichgeschlechtli- che Paare nicht benachteiligt werden dürfen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Was haben Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU/CSU-Fraktion, gegen diesen Satz? Mir ist schon klar, dass ich eigentlich diejenigen Ihrer Kollegen anspre- chen müsste, die nicht da sind. (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Herr Altmaier wird das gleich in vernichtender Deut- lichkeit klarmachen!) Bezogen auf den von Ihnen kritisierten Satz darf ich Ih- nen in Erinnerung rufen, was Sie vor kurzem auf Ihrem Parteitag in Essen zu diesem Thema beschlossen haben und auch von Ihrer Vorsitzenden, Frau Merkel, sehr un- terstützt worden ist. Ich zitiere aus Ihrem Parteitagsbe- schluss: Wir respektieren die Entscheidung von Menschen, die in anderen Formen der Partnerschaft ihren Le- bensentwurf zu verwirklichen suchen. (Peter Hintze [CDU/CSU]: So ist es!) Wir anerkennen, dass auch in solchen Beziehungen Werte gelebt werden können, die für unsere Gesell- schaft grundlegend sind. Dies gilt für nicht eheliche Partnerschaften zwischen Frauen und Männern; dies gilt auch für gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Wir werben für Toleranz und wenden uns gegen jede Form von Diskriminierung. (Beifall im ganzen Hause) Verehrte Kolleginnen und Kollegen, genau dies hatten wir für unsere gemeinsame Entschließung vorgesehen. (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Schreiben Sie das in die Charta und wir stimmen zu!) Mir ist klar, dass Sie in Ihrer Fraktion dafür gekämpft haben, sich aber letztlich gegenüber Ihren CSU-Kollegen nicht durchsetzen konnten. Ich bitte Sie dringend, dieses Problem zu lösen und nicht zuzulassen, dass das, was Frau Merkel zu diesem Thema gesagt und durchgesetzt hat, von Herrn Stoiber wieder aus dem Gefecht gezogen wird. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Wir stehen ja gar nicht im Gefecht! Nicht so martialisch!) Ich habe sehr genau beobachtet, dass Sie in unserer letz- ten Debatte am 18. Mai irritiert reagierten, als der CSU- Kollege Dr. Müller als ausdrückliche Bedingung für die Ratifizierung der Charta bezeichnete: Wir wollen keine Kompetenzausweitung, sondern er- warten Kompetenzbeschränkungen. Wie kann man so etwas von der Grundrechte-Charta, die sich mit der Kompetenzfrage bekanntlich nicht zu befas- sen hat, überhaupt erwarten? Kommen Sie zu einer ver- nünftigen Einigung mit den CSU-Kollegen in Ihrer Frak- tion! Wenn das geschehen ist, dann legen wir – das ist meine Überzeugung – wieder gemeinsame Entschließun- gen vor. Die Grundlage dafür ist breit genug. Lassen Sie uns gemeinsam feststellen: Es geht bei der Grundrechte-Charta um die Identität der Europäer, die ih- re Werteordnung, an die sie gebunden sind, deutlich ma- chen sollten. Genauso wichtig ist: Es geht um die Kon- trolle von Machtausübung durch die EU-Organe in Brüssel. (Sabine Leutheusser-Schnarrenberger [F.D.P.]: Das ist der Kern!) Dass wir dafür gemeinsam eintreten, sollte künftig wieder deutlicher werden, als es heute durch Mehrheitsentschei- dungen über einen Antrag der Koalition deutlich werden kann. Überlegen Sie bitte, ob Taktik nicht Übertaktieren bedeutet, wenn man die Taktik über die Sache stellt. Ich werde mich jedenfalls durch die Abstimmungen, die heute leider nicht im Konsens erfolgen werden, nicht davon abhalten lassen, auch mit den Europapolitikern der Oppositionsfraktionen, die für eine gemeinsame Ent- schließung gekämpft haben und denen es in erster Linie um die Sache und nicht um parteitaktischen Vorteil geht, weiter konstruktiv zusammenzuarbeiten. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 116. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 12. September 200011182 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien-und Kommunikations GmbH, Berlin
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    Rede von Dietrich Austermann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident!
    Meine Damen und Herren! Der Bundesfinanzminister hat
    sich bemüht, einen Eindruck von der Wirklichkeit zu ver-
    mitteln, der nicht den Tatsachen entspricht.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P. – Lachen bei der SPD)


    Es begann mit der Beschreibung der Wirkungen der Poli-
    tik – bei den entsprechenden Haushaltszahlen waren seine
    Ausführungen allerdings relativ bescheiden – und gipfelte
    in der Feststellung, die er – ich habe genau gezählt – vier-
    mal gemacht hat: Wir sind mit unserer Politik vorange-
    kommen, ohne zusätzliche Schulden zu machen. – Dies
    war die erste mehrfach wiederholte falsche Behauptung.

    Der Bundesfinanzminister hat gesagt, der Schnitt sei
    vor einem Jahr gemacht worden und ab dann sei es in die
    richtige Richtung gegangen. Was war eigentlich in dem
    Jahr davor? Sind Sie nicht schon zwei Jahre an der Re-
    gierung? Wer hat eigentlich damals die Politik gestaltet?

    Wenn ich Bilanz ziehe, stelle ich fest: Sie haben völlig
    zu Recht darauf hingewiesen, dass Sie in den ersten bei-
    den Jahren 100 Milliarden DM – 49 Milliarden DM plus
    51 Milliarden DM – neue Schulden gemacht haben. Um
    diese Schulden zu tilgen, kann man jetzt möglicherweise
    die Erlöse aus der UMTS-Auktion einsetzen. Aber die
    Tatsache bleibt, dass Sie bis jetzt nicht ohne neue Schul-
    den ausgekommen sind.

    Wenn Sie immer wieder die Formulierung „raus aus
    der Schuldenfalle“ gebrauchen, die Ihnen offensichtlich
    Herr Schmidt-Deguelle aufgeschrieben hat, dann leugnen
    Sie natürlich gegenüber der Öffentlichkeit, dass diese
    Schuldenfalle in einem ganz erheblichen Maße von sozi-
    aldemokratisch regierten Ländern zu verantworten ist, die
    immer mit dabei gewesen sind, wenn es darum ging,
    draufzusatteln und Forderungen im Interesse der Länder
    und auch außerhalb der Länderinteressen zu erheben.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Ich will jetzt nicht meine Redezeit darauf verwenden,
    das geradezurücken, was Sie falsch dargestellt haben. Ich
    könnte über das Thema „größte Steuerreform der Ge-
    schichte“ reden. Sie haben offensichtlich die Steuerre-
    formen der Jahre 1986, 1988 und 1990 von Gerhard
    Stoltenberg vergessen, die immerhin zu einem Beschäfti-
    gungszuwachs von 2 Millionen geführt haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Sie haben gesagt, die Antwort müsse lauten: Wachstum
    und Beschäftigung ankurbeln. Weshalb sind wir dann in
    Europa – nur Italien liegt hinter uns – Vorletzter, was das
    Wirtschaftswachstum betrifft?

    Sie haben ferner gesagt, wir hätten nicht genügend im
    Bereich der erneuerbaren Energien getan. Ich kann mich
    nicht daran erinnern, dass auch nur ein einziges Kern-

    kraftwerk in den 16 Jahren der Regierung Helmut Kohl
    gebaut wurde. Sie wurden alle vor dieser Zeit gebaut.

    Ich stelle aber fest, dass im Jahre 1998, in dem Jahr
    also, in dem Sie die Regierung übernommen haben,
    Deutschland Weltmeister im Bereich der erneuerbaren
    Energien, der Windenergie und der Solarzellenproduk-
    tion, war, dass dies unter der Verantwortung der damali-
    gen Umweltministerin der CDU/CSU gestaltet worden ist
    und dass Sie heute bei den Gesetzen, die Sie in diesem Zu-
    sammenhang vor wenigen Monaten beschlossen haben,
    mit der EU Probleme haben. Dies betrifft unter anderem
    die Fragen, ob es Beihilfen gibt oder nicht und ob das Er-
    neuerbare-Energien-Gesetz Bestand haben wird oder
    nicht.

    Sie haben das Thema Staatsbürgerschaftsrecht ange-
    sprochen. Es ist klar, dass Ihnen das nach Ihrer Abwahl als
    hessischer Ministerpräsident im Frühjahr 1999 noch in
    Erinnerung ist. Ob deswegen die damalige Position wie-
    derholt werden muss, ist die Frage.

    Was das Fördern und Unterstützen der Familien be-
    trifft: Ich habe gestern in der Zeitung gelesen, dass Frau
    Simonis, Ihre ehemalige Kollegin als Ministerpräsidentin,
    gesagt hat, sie lehne die Rentenreform ab, weil sie beson-
    ders Familien mit Kindern bestrafe. Ich stelle fest, dass
    die Ausgaben für das Erziehungsgeld im kommenden Jahr
    verringert werden. Sie aber sprechen von einer Steige-
    rung, von Mehrausgaben usw.

    Sie sind inzwischen – das will ich gar nicht bestreiten –
    Meister der Etikette geworden.


    (Joachim Poß [SPD]: Etikette?)

    – Ja, Meister des Etiketts. Etikette ist die Mehrzahl von
    Etikett.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Oh!)


    Die Flasche aber ist leer. Das, was auf der Flasche steht,
    ist nicht drinnen. Das gilt in besonderem Maße für das
    Sparen. Und wenn etwas anderes auf der Flasche steht, als
    drinnen ist, dann ist das ein Etikettenschwindel. Das ist
    doch ganz klar, Herr Poß.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Herr Eichel, Sie haben sich schließlich auf die Zustim-

    mung der Menschen im Land berufen, indem Sie gesagt
    haben: Das verstehen auch die Menschen; sie befürwor-
    ten den Kurs der Regierung. Sie haben Ihre Rede offen-
    sichtlich schon vor zwei, drei Monaten geschrieben. Denn
    wenn Sie sich heute auf der Straße umsehen, werden Sie
    feststellen: Die Menschen erwarten etwas ganz anderes
    als diesen Kurs.


    (Ulla Schmidt [Aachen] [SPD]: Weiter Schulden machen wie Sie?)


    Sie haben im Zusammenhang mit dem Rohöl von
    20 Milliarden DM gesprochen. Meine Rechnung, die, so
    glaube ich, jeder nachvollziehen kann,


    (Hans Georg Wagner [SPD]: Nein!)







    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    lautet: Heute kostet der Liter Sprit 60 Pfennig mehr als vor
    einem Jahr. Bei einem Verbrauch von 60 Milliarden
    Tonnen Sprit kostet das den Autofahrer 36Milliarden DM
    mehr. Von den 60 Pfennig Mehrkosten haben Sie
    – gewissermaßen als Trittbrettfahrer der OPEC – die
    Mehrwertsteuer, also 9,8 Pfennig, und 12 Pfennig, die auf
    der ersten und zweiten Stufe der Ökosteuer beruhen, zu
    verantworten. 22 Pfennig von diesen 60 Pfennig Mehrko-
    sten gehen also auf Ihre Kappe. Dabei habe ich die ande-
    ren Energieträger noch gar nicht erwähnt.


    (Hans Georg Wagner [SPD]: Sie haben die Mehrwertsteuer erhöht!)


    – Wenn sich der Preis erhöht, dann geht auch der Anteil
    der Mehrwertsteuer in die Höhe. Das müsste ein Haus-
    hälter eigentlich wissen.


    (Dr. Günter Rexrodt [F.D.P.]: So ist es! – Detlev von Larcher [SPD]: Sie wollen die Mehrwertsteuer abschaffen?)


    Nun eine Rechnung bezüglich des Heizöls: Wer heute
    3 000 Liter Heizöl bunkert, muss dafür doppelt so viel
    wie vor einem Jahr bezahlen. Er zahlt 1 500 DM mehr.
    Wenn Sie das, gemessen an der Heizölmenge, die in
    Deutschland voraussichtlich verbraucht wird, addieren,
    dann ergibt dies einen zusätzlichen Betrag von 18 Milli-
    arden DM. In dieser Rechnung sind die Bereiche Strom
    und Gas noch nicht einmal berücksichtigt.

    Dies bedeutet doch, dass die Kaufkraft abgeschöpft
    wird, dass das Realeinkommen der Menschen niedriger
    wird. Wenn Sie dem eine Steuerentlastung von in der Tat
    rund 40 Milliarden DM im nächsten Jahr


    (Peter Dreßen [SPD]: 45!)

    gegenüberstellen, die Menschen gleichzeitig aber etwa
    65 Milliarden DM mehr zahlen müssen, dann ist doch
    klar, dass trotz dieser großen Steuerreform bei den Bür-
    gern nichts ankommt und für Investitionen und dafür, dass
    die Bevölkerung mehr Geld in der Tasche hat, nichts übrig
    bleibt. Dies ist eine relativ einfache Rechnung.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Nun gibt es eine Reihe von Menschen, die sich – in

    Einzelfällen muss man schon sagen: in ihrer Verzweif-
    lung – dazu entschließen zu demonstrieren.


    (Peter Dreßen [SPD]: Sie fordern sie auf! – Weitere Zurufe von der SPD)


    Dies sind Spediteure, Arbeitnehmer bzw. Menschen, die
    sagen: Das kann so nicht weitergehen; die Wirtschafts-
    kraft meines kleinen Unternehmens – ich habe meine
    Preise vor einem Jahr festgelegt – leidet darunter. Vor die-
    sem Hintergrund höre ich gestern den Bundeskanzler
    ziemlich arrogant sagen: Da rufen ja Menschen zur Nöti-
    gung auf. Das ist empörend, was dort geschieht. Man
    kann doch keinen Gesetzesbruch zulassen.

    Diese Äußerungen wundern mich umso mehr, da ein
    Teil der Kabinettsmitglieder, insbesondere die betagteren,

    aus einer Zeit stammen, als Demonstrieren, gewaltsames
    Demonstrieren und Gewalt gegen Sachen noch absolut in
    Mode waren.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Zuruf von der SPD: Pfui!)


    Dass die nun heute hergehen und sagen, es sei eine Zu-
    mutung, wenn Menschen für ihr Recht auf der Straße ein-
    treten würden, muss zumindest erstaunen.

    Meine Damen und Herren, wenn man die Basis dieses
    Haushalts ansehen will, muss man zunächst den Verlauf,
    den der Haushalt genommen hat, betrachten. Beim Haus-
    halt für das Jahr 2000 liegt inzwischen kein Stein mehr auf
    dem anderen. Ich nenne: Dollarkurs, Zwangsarbeiter,
    EXPO, Postunterstützungskasse, Arbeitslosenhilfe, Steu-
    ermehreinnahmen, Wohngeld, Privatisierungserlöse und
    Zuschüsse an die Bundesanstalt für Arbeit. Ohne die Pri-
    vatisierungserlöse aus den UMTS-Lizenzen sähe der
    Haushalt wesentlich anders aus, als er ursprünglich be-
    schlossen wurde.

    Das bedeutet aus der Sicht der Haushälter und aus der
    Sicht der Opposition: Wir brauchen einen Nachtragshaus-
    halt. Wir brauchen einen Haushalt, bei dem die Realität
    mit den Haushaltszahlen in Einklang steht. Ich sage das
    auch bezogen auf die 100 Milliarden DM aus den UMTS-
    Lizenzen. Ich möchte gern wissen, wo die im Moment
    sind. Sie verweigern dem Parlament die Auskunft da-
    rüber.


    (Hans Eichel, Bundesminister: Ich habe sie zu Hause! – Heiterkeit)


    – Ich denke, bezüglich des Sparkurses, den Sie einleiten,
    wäre das zumindest volkswirtschaftlich dumm, weil Sie
    das Geld so lange Gewinn bringend anlegen könnten, bis
    Sie die Schulden, die Sie selber in den ersten zwei Jahren
    gemacht haben, zurückgeführt haben.

    Das Parlament darüber im Unklaren zu lassen, wie und
    wo genau die Mittel eingesetzt werden, halte ich für ver-
    fassungsrechtlich bedenklich.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das Budgetrecht ist das oberste Recht des Parlaments.


    (Hans Georg Wagner [SPD]: Genau! Das haben Sie nie beachtet!)


    Sie geben den Koalitionsabgeordneten ein wenig Spiel-
    material an die Hand. Sie sagen: Über die 5,5 Milli-
    arden DM an Zinserträgen könnt ihr euch unterhalten. Ich
    füge hinzu: Vielleicht nicht über den ganzen Betrag, denn
    Herr Metzger spricht nur von 4 Milliarden DM und zeigt
    damit, dass er eine richtige Alternative in der Koalition, in
    der Opposition innerhalb der Koalition, darstellt. Weiter
    sagen Sie: Über die 100 Milliarden DM entscheide ich.

    Ich verstehe, dass man, wenn man selbst nicht Abge-
    ordneter ist, eine gewisse Distanz hat.


    (Hans Georg Wagner [SPD]: Was wollten Sie denn? Sie wollten uns zum Gesetzesbruch anhalten!)





    Dietrich Austermann

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    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Es kann aber doch nicht so sein, dass das Parlament bei
    wesentlichen Entscheidungen über den Haushalt ausge-
    klammert wird.


    (Hans Georg Wagner [SPD]: Wir brechen kein Gesetz wie Sie!)


    – Doch, das ist der Bruch der Verfassung.

    (Beifall bei der CDU/CSU – Hans Georg Wagner [SPD]: Sie brechen das Gesetz. Er spricht vom Gesetzesbruch, um Gottes willen!)


    Herr Finanzminister, ich vergleiche nun die Realität
    mit den Zahlen. Ich verstehe, dass es einen irritiert, wenn
    man feststellt – so war es nach den letzten Haushaltsbera-
    tungen, insbesondere im Haushaltsausschuss –, dass der
    Haushalt hinterher genauso aussieht wie vorher. Man hat
    nichts machen können und versteht sich praktisch als
    „Fielmann-Koalition“, nach dem Motto: keinen Pfennig
    dazu bezahlt und nichts verändert.


    (Hans Georg Wagner [SPD]: Ihr habt nur Schulden gemacht!)


    Wir haben ein anderes Verständnis von der Aufgabe
    des Parlaments. Wir sagen: Wir wollen die Politik der ne-
    gativen Rekorde beenden. Nie haben die Menschen mehr
    Steuern in Deutschland gezahlt als in diesem Jahr, nie ist
    mehr an Ausgaben getätigt worden als in diesem Jahr. Die
    Ausgaben – Herr Eichel, Sie haben gesagt: „Wir spa-
    ren!“ – steigen gegenüber dem Jahr 1998 um 22 Milliar-
    den DM.

    Die Sparschweine auf Ihrem Schreibtisch dürften in-
    zwischen an Magersucht dahingeschieden sein. Sie wer-
    den sich kaum noch auf den Beinen halten können, weil
    nicht wirklich gespart wird, jedenfalls nicht beim Kon-
    sum, sondern nur bei den Investitionen.


    (Hans Georg Wagner [SPD]: Zeigen Sie mal die Sparschweine mit schwarzen Geldern!)


    Sie haben einen Rekord an Privatisierungserlösen. Das ist
    das, was Sie früher als Verschleuderung von Tafelsilber
    bezeichnet haben. Das ist eine gewaltige Bugwelle aus
    unserer Regierungszeit; das wird jetzt in großem Stil ein-
    gesetzt. Sie haben einen Rekord bei den Energiepreisen in
    Deutschland und einen negativen Rekord bei den Investi-
    tionen erreicht.

    Die Zahlen, die Sie genannt haben – auch auf die For-
    schung bezogen –, sind eindeutig falsch, und zwar sowohl
    die absoluten als auch die relativen Zahlen. Der Bundes-
    kanzler hat vor der Wahl – Sie, Herr Eichel, waren daran
    noch nicht beteiligt – versprochen, dass die Investitions-
    ausgaben für die Forschung verdoppelt würden.


    (Hans Georg Wagner [SPD]: Auf fünf Jahre!)

    Betrachten wir die heutigen Zahlen – ich nehme dabei
    Forschung und Technologie zusammen und ziehe den
    Forschungshaushalt und den Haushalt des Wirtschafts-
    ministers heran –: Ich stelle fest, dass im nächsten Jahr
    etwa 1,5Milliarden DM weniger für Forschung und Tech-
    nologie ausgegeben werden. Das ist Ihre Steigerung von
    Zukunftsinvestitionen.

    Sie setzen das auch bei den Investitionen im Bau- und
    Verkehrsbereich fort. Die Ausgaben betrugen im Jahr
    1998 für beide zusammen 54 Milliarden DM, im kom-
    menden Jahr werden es exakt 10 Milliarden DM weniger
    sein. Dann reden Sie davon, dass wir eine Steigerung der
    Investitionen hätten, die wir ja dringend brauchen, um zu
    verhindern, dass die Leute morgens mit Wut mit ihrem
    Auto zur Arbeit fahren, weil sie ständig im Stau stehen
    und wertvolle Zeit verplempern. Wir könnten uns die
    dringend notwendigen Investitionen im Straßenbau leis-
    ten. Aber nein, hier geben Sie weniger Geld aus. Das
    Geld, das Sie den Autofahrern aus der Tasche ziehen,
    geben Sie anderweitig aus. Investitionen werden nicht
    getätigt. Dies gilt in gleicher Weise für die Schiene.

    Sie reden davon, dass Sie die Einnahmen der Öko-
    steuer für die Rente verwenden müssten. Ich glaube, es ist
    an der Zeit, der Öffentlichkeit einmal deutlich zu machen,
    dass in Deutschland – Sie wissen das – das Gesamt-
    deckungsprinzip gilt. Das heißt, alle Einnahmen kom-
    men in den großen Topf und aus dem großen Topf wird
    dann gezahlt. Die Behauptung, es gebe eine Zweckbin-
    dung in einem bestimmten Bereich, etwa eine so genannte
    Ökosteuer für Energie oder eine andere Steuer, die in ei-
    nen anderen Bereich geht, ist eindeutig falsch. Es gibt
    auch keine Zweckbindung für Tilgungseinnahmen. Das
    ist eindeutig falsch. Insofern war die Diskussion um die
    Erlöse durch die UMTS-Lizenzen auch ziemlich albern.


    (Ulla Schmidt [Aachen] [SPD]: Wie war das denn mit dem einen Prozent Mehrwertsteuererhöhung?)


    Damit auch Sie das erfahren, will ich Ihnen sagen, wie
    wir „UMTS“ übersetzen – die Kollegin kennt das schon,
    aber ich sage es trotzdem –: unerwartete Mehreinnahmen
    trotz Schröder.


    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der SPD – Hans Georg Wagner [SPD]: Das war eine echter Austermann! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie machen sich zunehmend lächerlich!)


    – Ich gebe zu, das war unvollständig. Es müsste heißen:
    unerwartete Mehreinnahmen trotz Schröder und Eichel.
    Denn Eichel war 1994 daran beteiligt, die Postreform zu
    verhindern. Sie haben also hier Windfall Profits in größ-
    tem Stile.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Wenn im Herbst der Börsengang der Post ansteht, geht

    das in genau die gleiche Richtung. Ich hoffe, Sie stehen
    ein bisschen beschämt an der Seite, wenn nachher die Er-
    träge einkassiert werden – unerwartete Mehreinnahmen
    trotz Schröder und Eichel.

    Sie waren gegen jede Privatisierung. Auch haben Sie
    im Bundesrat gegen das Haushaltsgrundsätzegesetz ge-
    stimmt.

    Ich war beim Thema „Zweckbindung von Einnahmen
    und Ausgaben“, bei der Ökosteuer. Inzwischen sagt der
    Kollege Loske, ein grüner Abgeordneter und umweltpoli-
    tischer Sprecher: Sollten sich die Reformvorschläge nicht




    Dietrich Austermann
    11070


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    den demographischen Realitäten stellen, sehe er keine
    Zukunft für die Finanzierung durch die Ökosteuer. Das
    Ökosteueraufkommen zur Senkung der Rentenversiche-
    rungsbeiträge einzusetzen habe sich als problematisch er-
    wiesen.

    In der Tat: Es gibt keinen direkten Zusammenhang
    zwischen Einnahmen aus einer bestimmten Quelle und
    Ausgaben an einer anderen Stelle. Insofern beschwindeln
    Sie die Menschen, wenn Sie sagen, dass die nächsten Stu-
    fen – nämlich drei mal sechs, also 18 Pfennig, jeweils zum
    1. Januar 2001, 2002 und 2003 –, die bereits beschlossen
    sind, notwendig sind. Sie greifen also noch einmal dem
    Autofahrer in einer Milliardengrößenordnung in die Ta-
    sche.

    Auch ohne diese Entscheidung kann eine vernünftige
    Rentenreform gemacht werden. Ich betone dies noch ein-
    mal, weil wir ganz klar sagen: Diese Ökosteuer muss weg.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Die Einnahmen, die an anderer Stelle in Rekordhöhe
    erzielt werden, dürften ausreichen, um die Ausgaben für
    die falschen Strukturen, die Sie bei der Altersversorgung,
    bei der Rentensicherung im Bundeshaushalt verankert ha-
    ben, tätigen zu können.

    Ich möchte das sagen, weil Sie das Thema Energie in
    besonderer Weise beschäftigt. Ich habe davon gespro-
    chen, dass Deutschland beim Wachstum an vorletzter
    Stelle steht. Dies hat natürlich auch Bedeutung für den
    Kurs des Euro und damit für die Rohölpreise. Das Rohöl
    kommt übrigens wohl nicht aus dem Bereich der OPEC,
    sondern aus der Nordsee. Das spielt aber keine Rolle. Der
    Preis ist der Gleiche.

    Lassen Sie mich noch eine Bemerkung zu der Frage
    machen, die Sie mit Konsolidierungsverpflichtung und
    Altlasten umschrieben haben.


    (Jörg Tauss [SPD]: Warum?)

    – Weil von Ihnen versucht wird, in größtem Maße Ver-
    wirrung zu stiften.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das müssen Sie nun gerade sagen!)


    Wir haben 1982 350 Milliarden DM Schulden von
    Helmut Schmidt übernommen. Alex Möller, bereits 1971,
    vor der sozialdemokratischen Haushaltspolitik warnend,
    zurückgetreten, hat 1981 ein Buch geschrieben: „Schuld
    durch Schulden“.


    (Detlev von Larcher [SPD]: Wie war es 1949?)

    Danach wurden in der Tat zusätzliche Schulden gemacht,
    im Wesentlichen bedingt durch die Wiedervereinigung.
    Wer dies immer wieder uns anlasten will, der muss zuge-
    ben, dass er versucht, sich von der Geschichte abzukop-
    peln, und die Verpflichtung aus der Wiedervereinigung
    nicht anerkennt.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)


    Ich habe darauf hingewiesen, dass die Ausgaben für
    Forschung und Entwicklung im Vergleich zum Jahr 1998

    zurückgehen. Wie damit eine sinnvolle Mittelstands- und
    Technologiepolitik betrieben werden soll, bleibt ein Rät-
    sel.

    Im Verkehrs- und Bauetat sieht das ganz genauso aus.
    Am dramatischsten ist die Situation in den neuen Bun-

    desländern. Hier kürzen Sie – man muss das im Kontext
    des Besuchs, der Besichtigung des Bundeskanzlers der
    neuen Bundesländer in den letzten Wochen sehen – um
    3 Milliarden DM. Das Institut für Wirtschaftsforschung
    Halle stellte vor zwei Tagen fest, dass die Wirtschaftsent-
    wicklung in den neuen Bundesländern zum Stillstand
    gekommen ist. Dies alles muss doch ein Grund sein, zu
    überlegen, ob nicht andere Schritte als die von Ihnen im
    Haushaltsverfahren eingeleiteten vorgenommen werden
    sollten.

    Deswegen sagen wir: Wir fordern eine Stärkung der In-
    vestitionen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir wollen mehr für Straßenbau und Schiene tun.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir fordern eine Stärkung der Ausgaben für Forschung
    und Entwicklung. Auch hier muss man das, was Sie er-
    klärt haben, geraderücken. Sie haben behauptet, das
    BAföG sei nun geändert, alles sei prima. Dabei müssen
    Sie feststellen, dass die große BAföG-Reform offen-
    sichtlich unter den Tisch gefallen ist.


    (Jörg Tauss [SPD]: 500 Millionen DM mehr!)

    – Die große BAföG-Reform ist unter den Tisch gefallen.
    Was jetzt vorgelegt wird, entspricht dem, was die Union
    gesagt hat,


    (Lachen bei der SPD – Detlev von Larcher [SPD]: „Was die Union gesagt hat!“)


    was die Union vorgeschlagen hat, und kommt im Übrigen
    eine Reihe von Jahren später, als es möglich gewesen
    wäre.


    (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Hätten Sie das doch gemacht!)


    Ich könnte das Gleiche auch auf das Thema Städte-
    bauförderung beziehen. Ich könnte Ihnen, Herr Minister,
    jetzt vorhalten, was Sie als Ministerpräsident in Hessen
    unmittelbar vor der Bundestagswahl gesagt haben.


    (Zuruf von der SPD: Was hat er gesagt?)

    Dort haben Sie gesagt – 25. September 1998 –: Im

    Städtebau und Wohnungswesen hat sich der Bund fast
    vollständig aus der Finanzierung zurückgezogen. Das ist
    keine Politik, die Zukunft hat.


    (Zuruf von der SPD: Stimmt! Da hat er Recht!)


    Das hat ja wohl bedeutet, dass Sie sagen, es müsste
    mehr Geld bereitgestellt werden.


    (Hans Georg Wagner [SPD]: Das machen wir auch! Abwarten!)





    Dietrich Austermann

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    (A)



    (B)


    Was tun Sie? – Bei der Städtebauförderung im Westen:
    mickrige Beträge!


    (Hans Georg Wagner [SPD]: Das ist Ihr Betrag, den wir übernommen haben!)


    – Wir wollen hier ganz eindeutig um eine halbe Milli-
    arde DM erhöhen.

    Sie sagen weiter: Wenn ich an die Gemeinschaftsauf-
    gabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“
    denke, sind wir uns im Bundesrat einig, dass im Osten
    nicht gekürzt werden darf. Was tun Sie? – 300 Millionen
    DM weniger bei der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesse-
    rung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ in den neuen
    Bundesländern.

    Herr Finanzminister, Sie sagen, in diesem Haushalt – –

    (Die Bundesminister Eichel und Schily unterhalten sich auf der Regierungsbank – Dirk Niebel [F.D.P.]: Das interessiert ihn gar nicht!)


    – Ich zitiere Sie jetzt. Sie können nachher nicht sagen: Der
    erzählt etwas, was nicht in Ordnung ist.


    (Otto Schily, Bundesminister: Herr Austermann, das ist schwach, was Sie sagen!)


    – Ja, ist ja gut!
    Sie sagen: In diesem Haushalt sind die Investitionen

    so weit heruntergefahren worden, wie das früher nie der
    Fall war. – Sie bezogen das auf das Jahr 1998. In diesem
    Jahr ist das aber der Fall. Die Investitionen gehen deutlich
    herunter.

    Deswegen sagen wir: Es muss eine Veränderung der
    Politik stattfinden, eine Veränderung der Politik weg vom
    Konsum hin zu den Investitionen.


    (Hans Georg Wagner [SPD]: Welcher Konsum? – Detlev von Larcher [SPD]: Das ist ja interessant!)


    – Die Frage will ich Ihnen ganz klar beantworten, lieber
    Herr Kollege. Wenn Sie in den letzten Wochen vor der
    Steuerreform, vor der gekauften Steuerreform,


    (Lachen bei der SPD – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wer war denn da käuflich?)


    Zeitung gelesen haben, werden Sie fast jeden Tag eine
    ganzseitige Anzeige des Bundesfinanzministers gesehen
    haben, die nicht viel Inhalt hatte,


    (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Regierungspropaganda!)


    Sie hatte einfach nur das Ziel, die eigene Politik darzu-
    stellen und für sie zu werben, ohne eine inhaltliche Aus-
    sage zu treffen.

    Addieren Sie die Kosten für diese Anzeigen einmal,
    auf das ganze Jahr bezogen. Sie stellen fest: 160 Milli-
    onen DM werden in diesem Jahr unter dieser Regierung
    für Öffentlichkeitsarbeit ausgegeben. Da kann man nur
    sagen: Das Geld ist zum Fenster hinausgeworfen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Besser als schwarze Kassen!)


    Das Gleiche gilt für die Verfügungsmittel. Kein Minis-
    ter unter der alten Regierung hatte so viel Geld zur priva-
    ten Verfügung wie in dieser Regierung.


    (Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Merken Sie eigentlich gar nicht, was für einen Unsinn Sie reden? – Weitere Zurufe von der SPD: Privat?)


    Mit „zur Verfügung“ meine ich, wo er selbst entscheiden
    kann, für wen und was er sie verwendet. Nennen Sie das
    Sparen?

    Sie können die anderen Bereiche, angefangen bei der
    Öffentlichkeitsarbeit, den ganzen Haushalt durchforsten.
    Dann kommen Milliardenbeträge zusammen, bei denen
    Sie feststellen: Der Konsum wird aufgebläht und die In-
    vestitionen werden gesenkt.


    (Zuruf von der SPD: Das nennt sich Amnesie!)

    Meine Damen und Herren, es muss darum gehen, jetzt

    die Steuern wirkungsvoll zu senken, damit die Bürger
    etwas von der Steuerreform haben. Es muss darum gehen,
    Investitionen zu stärken. Es muss darum gehen, For-
    schungsausgaben zu steigern. Es muss darum gehen, den
    Staatskonsum einzudämmen, die Nettokreditaufnahme zu
    verringern und vor allen Dingen die Abgaben zu senken.
    Sonst kriegen Sie schon bei der nächsten Wahl eine ziem-
    lich klare Quittung wie bei den Oberbürgermeisterwahlen
    in den letzten Wochen in Ihrem Bundesland, Herr Finanz-
    minister.

    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Jörg Tauss [SPD]: Das war eine parlamentarische Sternstunde, die wir erlebt haben!)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Ich erteile das Wort
dem Kollegen Joachim Poß, SPD-Fraktion.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Joachim Poß


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen
    und Herren! Lieber Kollege Austermann, ich glaube, dass
    wir mit Ihnen in den nächsten Wochen noch manche Dis-
    kussion über Käuflichkeit der Politik führen werden.


    (Beifall bei der SPD)

    Nehmen Sie es nicht als Polemik, aber nach diesem

    Beitrag wurde mir und sicherlich auch anderen erst rich-
    tig deutlich, warum Herr Rühe darauf verzichtet hat, Sie
    als Schattenfinanzminister für Schleswig-Holstein vorzu-
    sehen.


    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD – Dr.-Ing. Dietmar Kansy [CDU/CSU]: Haben Sie außer Beleidigungen noch etwas? – Dr. Günter Rexrodt [F.D.P.]: Miese Tour!)


    Sie haben zuletzt Steuersenkungen gefordert. Warum
    haben Sie heute nicht das wiederholt, was Sie öffentlich
    gefordert haben: Steuersenkungen aus den UMTS-Erlö-
    sen? Sind Sie da von Herrn Merz zurückgepfiffen wor-
    den? Denn er hat doch ganz eindeutig gesagt: So, wie Herr
    Eichel es vorgesehen hat, ist es richtig. – Auch diese




    Dietrich Austermann
    11072


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Forderung von Ihnen war nicht sehr glaubwürdig, weil
    nicht finanzierbar. Herr Austermann, man kann nicht die
    Rolle des gestrengen Haushälters annehmen, wenn man
    intellektuell und sachlich so unredlich argumentiert, wie
    Sie das heute Morgen hier gemacht haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Inzwischen hat es sich in unserer Republik herumge-
    sprochen, dass wir, diese Koalition, mit dem Bundes-
    haushalt 2001 und dem Finanzplan des Bundes bis 2004
    einen weiteren Meilenstein einer erfolgreichen Finanzpo-
    litik setzen. Dazu kommt die endgültige Verabschiedung
    des Steuersenkungsgesetzes am 14. Juli. Beide Projekte
    zeigen: Die Finanzpolitik der Regierungskoalition ist
    verlässlich und verantwortungsbewusst. Die Finanzpoli-
    tik der Regierungskoalition ist mutig; denn sie beschränkt
    sich nicht auf kleine Korrekturen am Status quo. Die Fi-
    nanzpolitik der Regierungskoalition ist gestaltend und
    vorausschauend. Sie löst die aktuellen Probleme, hat aber
    auch die Sicherung der Zukunft und die Interessen nach-
    folgender Generationen im Blick.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Günter Rexrodt [F.D.P.]: Große Worte!)


    Die überwiegende Mehrheit der Deutschen sieht das in-
    zwischen ebenso. Damit erkennt sie im Übrigen die über-
    ragende Leistung insbesondere unseres Bundesfinanz-
    ministers an, für die wir ihm herzlich danken.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Die Zukunftssicherung ist der entscheidende Punkt.
    Hier liegt der entscheidende Unterschied zwischen der
    Regierungskoalition und der Opposition. Wir haben das
    größte Haushaltssanierungspaket in der Geschichte der
    Bundesrepublik Deutschland durchgesetzt, das im laufen-
    den Jahr zu Haushaltsentlastungen von fast 30 Milliar-
    den DM führt. In den Folgejahren steigen sie bis auf
    50 Milliarden DM an. Das hat uns bei den Betroffenen
    viel Ärger eingebracht. Wir mussten im letzten Jahr poli-
    tisch viel Blutzoll zahlen. Aber wir haben das gemacht,
    weil wir das für richtig gehalten haben, und es war auch
    richtig.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Günter Rexrodt [F.D.P.]: Nein!)


    Denn der Bund muss seine finanzielle Handlungsfähig-
    keit bewahren.

    Herr Rexrodt, weil Sie dazwischengerufen haben: Sie
    hatten dazu nicht den Mut. Jahr für Jahr mussten Sie so-
    gar darum bangen, ob es Ihnen überhaupt gelingt, einen
    verfassungsgemäßen Haushalt aufzustellen. Bei Ihnen
    wurde nicht gespart, sondern getäuscht und getrickst.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch des Abg. Dr. Günter Rexrodt [F.D.P.])


    Sie hatten die finanzielle Handlungsfähigkeit des Bun-
    des im höchsten Maße gefährdet. Wir werden diese finan-
    zielle Handlungsfähigkeit wiederherstellen und erhalten.

    Der Unterschied zwischen uns und der CDU/CSU und
    auch der F.D.P. ist: Wir setzen auf die Solidarität mit un-
    seren Kindern und Enkeln. Sie setzen des parteitaktischen
    Vorteils wegen auf puren Egoismus. Das ist der Unter-
    schied zwischen uns.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    In diesem Zusammenhang muss auch über die Öko-
    steuer geredet werden, weil auch das viel mit unserer Zu-
    kunft zu tun hat. Ist Ihre Ökosteuerkampagne das, was Sie
    unter Rückkehr zur sachlichen Auseinandersetzung und
    zur Sachpolitik verstehen? Sachliche Auseinandersetzung
    setzt zunächst einmal die Kenntnis von Fakten voraus:

    Erstens. Die Ökosteuer ist ein unverzichtbarer Faktor
    bei der Begrenzung und Zurückführung der Sozialabga-
    ben. Ihr Aufkommen fließt, Herr Austermann, bis auf
    200 Millionen DM vollständig in die Rentenkasse,


    (Beifall bei der SPD)

    sodass die Bürger die Ökosteuereinnahmen über gerin-
    gere Rentenbeiträge zurückerhalten. Das ist die Wahrheit.


    (Beifall bei der SPD)

    Zweitens. Die alte Regierung Kohl/Waigel hat die Mi-

    neralölsteuer in der ersten Hälfte der 90er-Jahre um mehr
    als 50 Pfennig erhöht: am 1. Januar 1989 um 9 Pfennig,
    am 1. Januar 1991 um 3 Pfennig, am 1. Juli 1991 um
    22 Pfennig – auch Frau Merkel wird sich daran noch er-
    innern, was sie mit zu verantworten hatte –, am 1. Januar
    1994 um 16 Pfennig. Insgesamt sind das 50 Pfennig im
    Zeitraum von 1989 bis 1994. Dies geschah nicht, Frau
    Merkel, um die Sozialabgaben zu senken – die bei Ihnen
    gestiegen sind –, sondern nur, um Haushaltslöcher zu
    stopfen. Das war Ihre Politik.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wenn das von Ihnen verschwiegen wird, dann ist das
    keine sachliche Auseinandersetzung, sondern schlicht-
    weg Verlogenheit. Bei Ihnen ist nicht nur die Mineralöl-
    steuer gestiegen, sondern auch die Sozialversicherungs-
    beiträge sind gestiegen.

    Drittens. Auf die Ökosteuer entfällt nur ein geringer
    Teil der Benzinpreissteigerungen dieses Jahres. Der Rest
    ist auf die Preispolitik der Förderländer und der Mineral-
    ölkonzerne sowie auf die Wechselkursschwankungen
    zurückzuführen. Es ist naiv, zu glauben, eine Reduktion
    der Ökosteuer würde dazu führen, dass der Benzinpreis
    sinkt.

    Viertens. Die deutschen Benzinpreise liegen im hinte-
    ren europäischen Mittelfeld.

    Fünftens. Das von Ihnen geforderte Aussetzen der
    nächsten Ökosteuerstufe hätte unweigerlich die Konse-
    quenz, dass der Rentenversicherungsbeitrag – mit allen
    negativen Auswirkungen auf Arbeitnehmereinkommen
    und Arbeitsplätze – angehoben werden müsste. Das RWI
    spricht in diesem Zusammenhang von einem Verlust von
    jährlich 100 000 Arbeitsplätzen; das sind 500 000
    Arbeitsplätze in fünf Jahren.


    (Beifall bei der SPD)





    Joachim Poß

    11073


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Wollen Sie das mit Ihrer unverantwortlichen Kampagne
    wirklich herbeiführen?


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wer das vermeiden will, müsste das Rentenniveau ab-
    senken oder die Nettokreditaufnahme des Bundes ent-
    sprechend anheben. Das sind Ihre Alternativen. Sagen Sie
    das bei Ihrer Kampagne den Menschen!

    Sechstens. Die Lenkungswirkung der Ökosteuer liegt
    weniger in der Höhe als vielmehr in der kalkulierbaren,
    stetigen und moderaten Anhebung über mehrere Jahre
    hinweg. Die Vorteile hat der Bundesfinanzminister hier
    vorhin geschildert.

    Es gibt niemanden, der diese prinzipielle Vorgehens-
    weise, die auf höhere Energieeffizienz und sparsamen
    Ressourcenverbrauch abzielt, ernsthaft kritisiert. So hat
    die Parteivorsitzende Angela Merkel, als sie noch Bun-
    desumweltministerin war, eine jährliche Anhebung der
    Mineralölsteuer von 5 Pfennig gefordert. Jetzt vertritt sie
    mit Vehemenz und großen Plakaten das Gegenteil. Das
    befreit Frau Merkel doch nicht von ihren Problemen. So-
    lange Herr Helmut Kohl inmitten Ihrer Fraktion thront,
    behält Frau Merkel ihre Probleme. So einfach ist das. Da-
    von kann sie auch nicht mit so billigen Kampagnen ab-
    lenken.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Was ist denn aus den Aufklärern Merkel und Merz ge-
    worden, vom „brutalstmöglichen Aufklärer“ Koch ganz
    zu schweigen?


    (Hans Georg Wagner [SPD]: Die sind nur noch „Köche“ geworden!)


    Da die Opposition die genannten Fakten bewusst igno-
    riert, ist ihre Anti-Ökosteuer-Kampagne nichts anderes
    als Stimmungsmache. Ich glaube auch nicht, dass Sie die
    Wirkung erzielen werden, die Sie sich erhoffen. Jeden-
    falls ist dies von verantwortungsbewusster Politik zur
    Zukunftssicherung meilenweit entfernt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ihre Kampagne macht wieder einmal deutlich, dass Sie
    nur davon ablenken wollen, dass Sie immer noch ange-
    schlagen und ohne eine strategische Ausrichtung Ihrer Po-
    litik sind. Der Vorgang dieser demagogischen Kampagne
    macht umgekehrt deutlich, warum man froh darüber sein
    kann – ich sage das einmal als Sozialdemokrat –, nicht ei-
    ner Partei anzugehören, die sich solcher Mittel bedient.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Es gibt durchaus geistig-moralische Zusammenhänge
    zwischen dem gesetzeswidrigen – in meinen Augen auch
    verfassungswidrigen – Finanzgebaren von Kohl, Kanther
    und anderen und der Art und Weise, in der Sie Politik ma-
    chen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Mit Anstand, Ehrlichkeit, christlichen Werten hat das al-
    les nichts zu tun.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Das werden wir den Leuten auch sagen. Mir kann kei-

    ner weismachen, dass man Verlogenheit auf Dauer nicht
    auch als Verlogenheit entlarven kann, jedenfalls werden
    wir uns alle Mühe geben. Das werden Sie noch zu spüren
    bekommen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Das ist doch peinlich!)


    – Peinlich ist die Kampagne, die Sie machen. Sie wissen
    es im Übrigen ja besser. Wer so verantwortungslos agiert
    wie Sie, der muss sich wirklich härtere Töne gefallen las-
    sen, als es bisher der Fall war.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Ihre moralische Verantwortung hört nicht bei Herrn
    Kohl, bei Herrn Koch und bei Herrn Kanther auf. Sie alle
    sind persönlich verantwortlich für die Schweinereien, die
    bei Ihnen passiert sind – damit das einmal ganz klar ist.
    Das werden wir Ihnen auch nicht durchgehen lassen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Horst Seehofer [CDU/CSU]: Herr Poß, damit hört es aber auf!)


    Mit dieser Aufklärung sind wir noch lange nicht am Ende,
    wenn Sie nicht selbst aufklären – damit auch das deutlich
    ist.

    Nach den Konsolidierungshaushalten 1999 und 2000
    hat die Bundesregierung jetzt mit dem Haushaltsentwurf
    2001 den dritten Konsolidierungshaushalt in Folge vorge-
    legt. Weitere Konsolidierungshaushalte werden und müs-
    sen folgen. Sie müssen von Sparsamkeit und Zurückhal-
    tung geprägt sein.

    Sie kennen die Ziffern. Die Nettokreditaufnahme wird
    auf 46,1 Milliarden DM abgesenkt. Die Fraktionen von
    Grünen und SPD haben deutlich gemacht: Nein, wir sind
    noch ehrgeiziger, wir wollen gemeinsam auf unter 45Mil-
    liarden DM Nettokreditaufnahme kommen. – Auch was
    die Haushalte nach 2001 angeht, ist die SPD-Bundestags-
    fraktion mit Finanzminister Eichel im Bemühen einig, die
    Neuverschuldung des Bundes weiter abzubauen.

    Genauso stetig und verlässlich, wie die Bundesver-
    schuldung abgebaut wird, senken Bundesregierung und
    Regierungskoalition die Steuer- und Abgabenbelastung
    der Bürger, die wie die öffentliche Verschuldung unter der
    Regierung Kohl/Waigel ein historisches Rekordniveau er-
    reicht hatte.

    Im Gegensatz zu Ihnen haben wir gehandelt. Die Bür-
    ger werden um insgesamt 93,4 Milliarden DM an Steuern
    entlastet, wobei die Reformen wie auch früher in mehre-
    ren Stufen und Jahren verwirklicht werden. Die von uns
    vorgenommenen Steuerentlastungen sind allerdings – bei
    aller Notwendigkeit – nur in einem finanzpolitisch ver-
    tretbaren Rahmen möglich. Sie wären undenkbar ohne
    unsere konsequent solide Haushaltspolitik. Diese Lektion
    wollten Sie nicht lernen und haben Sie bis heute nicht
    gelernt.




    Joachim Poß
    11074


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Man kann Steuerentlastungen nur dann vornehmen,
    wenn die öffentlichen Haushalte, insbesondere die von
    Ländern und Gemeinden, das tatsächlich und aus Ver-
    fassungsgründen zulassen. Wer wie Sie etwas anderes
    fordert – Steuersenkung auf Pump –, der zielt wissentlich
    entweder auf Sozialabbau oder auf Steuererhöhungen in
    der Zukunft. Das ist die Alternative zu unserer Politik.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir machen seriöse und verantwortungsbewusste Fi-
    nanzpolitik. Die steuerpolitischen Vorschläge von CDU/
    CSU dagegen sind unverantwortlich und nicht finanzier-
    bar; die der F.D.P. sollte man gar nicht erwähnen, weil
    sich die F.D.P. auf dem Sektor schon lange aus jeder ernst-
    haften Diskussion verabschiedet hat.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Lachen bei der F.D.P.)


    Sie haben ja jetzt wieder gefordert: Ökosteuer und Kfz-
    Steuer gänzlich streichen. – Ich habe gestern Herrn
    Westerwelle im Fernsehen gesehen. Ich habe immer ge-
    lauscht, wo denn die Finanzierungsvorschläge sind, aber
    die hören wir von Ihnen schon seit Jahren nicht mehr.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der F.D.P.: Der Minister sieht es anders, was die F.D.P. geleistet hat!)


    Sie wissen übrigens ganz genau, meine Damen und
    Herren von der Opposition, dass die Finanzierbarkeit
    gegeben sein muss. Deshalb sollten Sie sich nicht wun-
    dern, dass selbst CDU-geführte Bundesländer und solche,
    in denen die CDU an der Landesregierung beteiligt ist,
    Herrn Merz und Frau Merkel im Bundesrat die Gefolg-
    schaft verweigerten.

    Mit ihren Käuflichkeitsvorwürfen versucht die Union
    krampfhaft, von ihrer Niederlage beim Thema Steuerre-
    form abzulenken. Sie bemüht sich, die unsinnige Strate-
    gie ihres Fraktionsvorsitzenden Merz im Vermittlungs-
    ausschuss vergessen zu machen. Herr Merz wollte die
    Steuerreform, wie er offen gesagt hat, mithilfe des Bun-
    desrats scheitern lassen. Nachdem dies misslungen war,
    redet die CDU-Opposition von der „Käuflichkeit der Län-
    der“. Offensichtlich sind Sie davon ausgegangen, dass
    sich alle von der CDU regierten oder mitregierten Lan-
    desregierungen bei der Abstimmung im Bundesrat bedin-
    gungslos Ihren Parteiinteressen unterwerfen würden,


    (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das Gesetz verbessern würden!)


    und haben von diesen Landesregierungen die Miss-
    achtung der eigenen Landesinteressen erwartet. Jetzt zie-
    hen Sie mit der Beschimpfung dieser Landesregierungen
    die finanzpolitischen Zusammenhänge zwischen der
    Höhe der Steuersenkung und der Finanzausstattung ein-
    zelner Länder in Zweifel.

    Wissen Sie eigentlich nicht mehr – Herr Austermann
    und Herr Rexrodt müssten es wissen; sie sind schon sehr
    lange im Bundestag –, dass 1988 die Verabschiedung der
    stoltenbergschen Steuerreform im Bundesrat über
    Monate als unsicher galt, weil eine Mehrheit von acht

    Ländern der Auffassung war, ihre Landeshaushalte könn-
    ten die Einnahmeausfälle durch die Steuerreform ohne
    eine gleichzeitige Verbesserung der Finanzausstattung
    nicht verkraften? Haben Sie, meine Damen und Herren
    von der Union, völlig vergessen, dass im Jahre 1988 die
    Zustimmung der Ländermehrheit im Bundesrat zur stol-
    tenbergschen Steuerreform nur durch die Zusage eines
    Strukturhilfegesetzes an den niedersächsischen Minister-
    präsidenten Albrecht zustande gekommen war?


    (Detlev von Larcher [SPD]: Ja, wer war das denn?)


    Albrecht, bekanntermaßen CDU – ich sage das für die
    Nachgeborenen –, verhalf der Steuerreform erst zur Mehr-
    heit, als ihm bindende Zusagen für Strukturhilfen in Höhe
    von 25 Milliarden DM über zehn Jahre gegeben worden
    waren. Das geschah unmittelbar vor der Abstimmung im
    Bundesrat über die Steuerreform am 8. Juli 1988.

    Nein, es war folgerichtig, dass der Bundesrat unserem
    Steuersenkungsgesetz zugestimmt hat. Er hat das auf
    Wunsch einiger Bundesländer unter der Bedingung getan,
    dass in einem Steuersenkungsergänzungsgesetz, das
    wir bald beraten werden, noch zwei Änderungen an dem
    schon verabschiedeten Steuersenkungsgesetz vorgenom-
    men werden. Das wird geschehen.

    Aber auch hier ist eine klare Position der Opposition
    nicht erkennbar. Noch immer ist unklar, ob die CDU/CSU
    dem Steuersenkungsergänzungsgesetz zustimmen wird
    oder nicht. Warum Sie erwägen, diesem Gesetz, das zwei
    von Ihnen gewünschte Verbesserungen enthält, nicht zu-
    zustimmen, ist beim besten Willen nicht zu verstehen.
    Diese Art von Logik ist nicht mehr nachzuvollziehen,
    meine Damen und Herren.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Oder wartet Herr Merz wieder einmal auf eine Weisung
    aus Bayern oder vielleicht sogar von Herrn Koch, wie er
    und seine Fraktion in dieser Frage zu verfahren haben?

    Unsere Finanzpolitik ist nicht nur verlässlich und ver-
    antwortungsbewusst, sondern auch mutig. Sie setzt das
    um, was getan werden muss. Bei dem von Ihnen über-
    nommenen Finanzchaos – ich meine damit nicht Ihre Par-
    teikassen – können wir Normalität leider nicht in zwei
    oder drei Jahren wieder herstellen. Diese Veränderung der
    gesellschaftlichen Wirklichkeit wird noch viele Jahre in
    Anspruch nehmen. Die gesellschaftlichen und finanzpoli-
    tischen Fehlentwicklungen haben Sie zu verantworten,
    meine Damen und Herren.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir packen – die Beispiele sind genannt – die Moder-
    nisierung und Umstrukturierung der Bundeswehr und die
    Anpassung der bewährten Alterssicherungssysteme an die
    uns allen bekannte demographische Entwicklung an. Wir
    haben mit dem Steuerentlastungsgesetz 1999 und all un-
    seren anderen Maßnahmen die überfällige steuerpoliti-
    sche Trendwende für Millionen von Arbeitnehmern und
    Familien mit Kindern angepackt. Wir setzen das alles nun
    in einem Ausmaß fort, wie es noch nie in der Bundesre-




    Joachim Poß

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    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    publik Deutschland vorgekommen ist. Das Steuersen-
    kungsgesetz, das wir verabschiedet haben, und das Ände-
    rungsgesetz umfassen Entlastungen in Höhe von rund
    63 Milliarden DM. Dabei sind die Auswirkungen so ver-
    teilt, dass die Steuerausfälle für die Haushalte von Bund,
    Ländern und Gemeinden vertretbar sind.

    Wir haben also eine Trendwende für Familien, Arbeit-
    nehmer und Mittelstand eingeleitet. Die privaten Haus-
    halte werden um rund 33 Milliarden DM entlastet, der
    Mittelstand um gut 23 Milliarden DM. Endlich haben wir
    es geschafft, den Mittelstand faktisch von der Gewerbe-
    steuer zu befreien, und sind so einer jahrzehntealten For-
    derung nachgekommen, meine Damen und Herren.


    (Dr. Günter Rexrodt [F.D.P.]: Von uns! Weil Sie es verweigert haben!)


    Das ist Mittelstandspolitik.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Sie haben gefordert und nie konkrete Lösungsansätze vor-
    gelegt, wir aber haben das Ganze gelöst, weil wir ein Kon-
    zept hatten. Das ist der Unterschied.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Auch die großen Kapitalgesellschaften können
    6,8 Milliarden DM auf ihrer Habenseite verbuchen –
    nachdem ihnen mit dem Steuerentlastungsgesetz unge-
    rechtfertigte Steuervorteile gestrichen worden sind! Ich
    sage das hier so deutlich, weil uns ausgerechnet aus den
    Reihen der Union manchmal vorgeworfen wird, wir
    machten eine sozial ungerechte Politik zugunsten der
    Großkonzerne. Das ist blanker Unsinn. Egal, ob es aus
    Ihren Reihen oder aus unseren Reihen kommt: Das ist
    blanker Unsinn! Richtig ist allerdings, dass wir keine Po-
    litik gegen die Wirtschaft und gegen die großen Unter-
    nehmen machen wollen.

    Die ökonomische Entwicklung in Deutschland ist wie-
    der dynamischer geworden. Im Ausland wird dazu aufge-
    fordert, wieder stärker in Deutschland zu investieren. Das,
    was Herr Eichel vorhin sagte, stimmt doch. Schauen Sie
    sich doch einmal die Quoten bei den Direktinvestitionen
    an. Das, was wir mit unserer Unternehmensteuerreform
    wollen, nämlich mehr Investitionen und mehr Be-
    schäftigung, kann gelingen. Das heißt, auch da sind wir
    auf dem richtigen Weg.

    Die übrigen Leistungen, die zugegebenermaßen noch
    nicht im Bewusstsein aller Bürgerinnen und Bürger
    – auch nicht im Bewusstsein derjenigen, die uns 1998 ge-
    wählt haben; da haben wir noch viel Aufklärungsarbeit zu
    leisten – angekommen sind, hat Herr Eichel hier zusam-
    menfassend erwähnt. Ich habe die großen Schritte beim
    Kindergeld genannt. Weiter sind das Erziehungsgeld, das
    Wohngeld, die Leistungen nach dem BAföG, das Niveau
    der aktiven Arbeitsmarktpolitik, das wir beibehalten wol-
    len, die Ausgaben für Forschung und Wissenschaft,
    der Bundesverkehrswegeplan und der Verkehrsinvestiti-
    onshaushalt, die bei Ihnen hoffnungslos unterfinanziert

    waren, zu nennen. Wir nutzen die Zinsausgabenerspar-
    nisse durch UMTS in der Tat zu Verbesserungen. Das ist
    auch richtig so.

    Aus all dem, was wir machen, wird deutlich: Die
    Finanzpolitik von Bundesregierung und Regierungskoali-
    tion ist auf Nachhaltigkeit und Zukunft ausgerichtet,
    weil wir wissen, dass der Bund nur durch stetige Konso-
    lidierungsbemühungen seine finanzielle Handlungsfähig-
    keit sichern kann. Die vollständige Verwendung der
    UMTS-Erlöse zur Schuldentilgung und die Verwendung
    der Zinsausgabenersparnisse für Zukunftsinvestitionen
    zeigen auch: Sparen ist für uns kein Selbstzweck, ist aber
    unabdingbar notwendig, um auch morgen und übermor-
    gen die Dinge tun zu können, die getan werden müssen.

    Dazu gehört natürlich auch, dass über das Jahr 2004
    hinaus eine ausreichende Finanzausstattung der ostdeut-
    schen Länder und Gemeinden gesichert bleibt. Natürlich
    muss und wird der bestehende Solidarpakt zugunsten
    Ostdeutschlands fortgesetzt werden.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Trotz aller unbestreitbaren Fortschritte muss der Aufbau
    Ost auch über das Jahr 2004 hinaus vom Bund und den
    westdeutschen Ländern solidarisch durch den bundes-
    staatlichen Finanzausgleich und den Solidarpakt un-
    terstützt werden. Das heißt, die Forderungen aus Bayern,
    Baden-Württemberg und Hessen zielen auf Aufkündi-
    gung dieser Solidarität. Das machen wir als Sozialdemo-
    kraten nicht mit.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich will das den ostdeutschen Bürgerinnen und Bürgern
    ganz deutlich sagen: Die Bürger in den neuen Ländern
    können sich darauf verlassen, dass Bundesregierung und
    Koalition ihre Verantwortung wahrnehmen.

    Ich fasse zusammen: Die Haushaltskonsolidierung
    wird fortgesetzt und zeitigt bereits erste Früchte. Die
    Versäumnisse der Kohl-Ära werden Stück für Stück ab-
    gearbeitet, um Deutschland zukunftsfähig zu machen.
    Steuer- und Abgabensenkungen werden auch weiterhin
    ein Kernpfeiler unserer Politik sein. Dies sind Maßnah-
    men, die insgesamt mithelfen, das auszufüllen, was wir ei-
    nerseits Modernisierung und andererseits Erhaltung und
    Ausbau der sozialen Gerechtigkeit nennen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)