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ID1407209200

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Metadaten
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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/72 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 72. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 I n h a l t : Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2000 (Haushaltsgesetzes 2000) (Drucksachen 14/1400, 14/1680) ...................................... 6505 A b) Beschlußempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bun- des 1999 bis 2003 (Drucksachen 14/1401, 14/1680, 14/1925) ...................................... 6505 B 14. Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 14/1904, 14/1922) ............... 6505 B Michael Glos CDU/CSU ................................. 6505 D Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ..................................................... 6510 D Dr. Peter Struck SPD ....................................... 6512 A Dr. Helmut Kohl CDU/CSU ........................ 6515 D Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 6517 D Michael Glos CDU/CSU ................................. 6518 C Dr. Peter Struck SPD ....................................... 6518 D Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P. ......................... 6519 A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................. 6523 C Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P. ..................... 6527 B Dr. Gregor Gysi PDS ....................................... 6528 C Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 6533 A Volker Rühe CDU/CSU .................................. 6539 D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD .................... 6543 C Hans-Eberhard Urbaniak SPD .................... 6544 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................. 6548 B Cornelia Pieper F.D.P....................................... 6550 C Jörg Tauss SPD ........................................... 6552 A Lothar Mark SPD ............................................ 6552 C Dr. Norbert Lammert CDU/CSU .................... 6555 D Lothar Mark SPD ............................................ 6556 A Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident (Thü- ringen) .............................................................. 6556 C Rolf Schwanitz SPD ........................................ 6559 C Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident (Thü- ringen) .............................................................. 6560 A Klaus Hagemann SPD ..................................... 6560 B Dr. Michael Naumann, Staatsminister BK ...... 6562 D Namentliche Abstimmung ............................... 6564 A Ergebnis ........................................................... 6566 C 15. Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 14/1905, 14/1922) ..................................................... 6564 B Herbert Frankenhauser CDU/CSU .................. 6564 B Uta Titze-Stecher SPD .................................... 6569 A Dr. Helmut Haussmann F.D.P. ........................ 6573 A Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 6575 A Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU ..................... 6577 A II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ......................................................... 6577 C Wolfgang Gehrcke PDS .................................. 6577 D Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU .............. 6579 C Dr. Eberhard Brecht SPD ............................ 6581 B Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD ................ 6581 D Peter Hintze CDU/CSU ................................... 6583 C Joseph Fischer, Bundesminister AA ................ 6585 D Ulrich Irmer F.D.P. ...................................... 6586 D Dr. Karl-Heinz Hornhues CDU/CSU .......... 6587 B Peter Hintze CDU/CSU ................................... 6590 D 16. Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 14/1913, 14/1922) .............. 6591 C Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 6591 C Volker Kröning SPD ........................................ 6594 D Günther Friedrich Nolting F.D.P. .................... 6598 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 6600 B Heidi Lippmann PDS ....................................... 6602 A Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ......................................................... 6603 C Paul Breuer CDU/CSU .................................... 6605 B Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg ...... 6608 D Paul Breuer CDU/CSU ................................ 6610 A Günther Friedrich Nolting F.D.P. ................ 6610 D Helmut Rauber CDU/CSU .............................. 6613 C Namentliche Abstimmung ............................... 6614 A Ergebnis ........................................................... 6614 C 17. Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 14/1917, 14/1922) .............. 6617 A Michael von Schmude CDU/CSU ................... 6617 B Dr. Emil Schnell SPD ...................................... 6618 D Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU ...... 6620 C Joachim Günther (Plauen) F.D.P. .................... 6622 B Dr. R. Werner Schuster SPD ........................... 6623 C Joachim Günther (Plauen) F.D.P. .................... 6624 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ................................................................. 6624 C Jürgen Koppelin F.D.P. ................................... 6626 C Carsten Hübner PDS ....................................... 6627 B Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU ................... 6628 B Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministe- rin BMZ ........................................................... 6629 D Nächste Sitzung ............................................... 6632 D Berichtigungen ................................................ 6632 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten............ 6633 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 6505 (A) (C) (B) (D) 72. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigungen 71. Sitzung, Seite 6448 D, zweiter Absatz, der zweite Satz ist wie folgt zu lesen: „Ich frage Sie, wie das mit § 33c des Einkommenssteuergesetzes ist.“ 71. Sitzung, Seite 6484 B, erster Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Sie von der Opposition ha- ben an dieser Stelle gerügt, daß der Haushaltsansatz für die Bereitschaftspolizei um 3 Millionen DM gesenkt wird.“ Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 1999 6633 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Balt, Monika PDS 24.11.99 Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.99 Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 24.11.99 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 24.11.99 * Bury, Hans Martin SPD 24.11.99 Frick, Gisela F.D.P. 24.11.99 Friedrich (Altenburg), Peter SPD 24.11.99 Gebhardt, Fred PDS 24.11.99 Frhr. von Hammerstein, Carl-Detlev CDU/CSU 24.11.99 Hofmann (Volkach), Frank SPD 24.11.99 Hovermann, Eike SPD 24.11.99 Kanther, Manfred CDU/CSU 24.11.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Kossendey, Thomas CDU/CSU 24.11.99 Lamers, Karl CDU/CSU 24.11.99 Leutheusser-Schnarren- berger, Sabine F.D.P. 24.11.99 Müller (Berlin), Manfred PDS 24.11.99 Ostrowski, Christine PDS 24.11.99 Röttgen, Norbert CDU/CSU 24.11.99 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 24.11.99 Schmitz (Baesweiler), Hans Peter CDU/CSU 24.11.99 Schulz (Leipzig), Werner BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.99 Simm, Erika SPD 24.11.99 Dr. Stadler, Max F.D.P. 24.11.99 Stübgen, Michael CDU/CSU 24.11.99 Voßhoff, Andrea CDU/CSU 24.11.99 Wieczorek (Duisburg), Helmut SPD 24.11.99 ————— * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn 53003 Bonn, Telefon: 0228/3 82 08 40, Telefax: 0228/3 82 08 44 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Uta Titze-Stecher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Ja, wir haben keine Druk-
    kerei im Keller.


    (Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Erstaunlich, worüber Sie nachdenken! – Zuruf von der SPD: Und keinen Koffer!)


    – Und vor allem kein Geld im Koffer, Herr Kollege.
    Vielen Dank für den Zwischenruf.

    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
    Herr Kollege Frankenhauser, wenn ich Ihre Hauptbot-
    schaft richtig verstanden habe, so haben Sie gesagt, daß
    der vorliegende Einzelplan durch Streichlisten und Kür-
    zungen verunstaltet worden ist, ein Einzelplan, der auf
    Grund der Streichungen symbolisch und praktisch auf
    Null gefahren wurde, in dem an den falschen Stellen ge-
    spart wurde und der deswegen Probleme der Glaubwür-
    digkeit mit sich bringt. Dazu muß ich sagen: Ich weise
    dieses strikt zurück, und ich werde Ihnen im Verlauf
    meiner Rede bei den Punkten, die Sie als Belege für die-
    se Bewertung gebracht haben, nachweisen, daß es sich
    nicht so verhält, wie Sie dies hier dargestellt haben.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Im übrigen denke ich, daß ein Einzelplan, der über eine
    Summe von knapp 3,5 Milliarden DM verfügt, nun
    wahrhaftig nicht das Etikett verdient, er sei auf Null ge-
    fahren worden.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Die konkrete Veranschlagung in den vier großen Ka-
    piteln dieses Einzelplans 05, Geschäftsbereich Auswär-
    tiges Amt, hat allerdings Schwierigkeiten bereitet. Das
    geben wir unumwunden zu. Aber in den Kraftakt, den
    Marsch in den Schuldenstaat zu stoppen und die Staats-
    finanzen zu sanieren, waren alle Ressorts einbezogen.
    Das heißt, jedes Ressort mußte seinen Teil dazu beitra-
    gen, um diese Ziele zu verwirklichen. Ich kann Ihnen,
    liebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposition,
    versichern: Sparen bereitet auch uns weder geistige und
    mentale noch emotionale Befriedigung. Es ist mühsam,
    es ist schwierig, es ist schmerzlich. Wie die „Süddeut-
    sche Zeitung“ heute schreibt: Der Weg wird langsam zu-
    rückgelegt, bis man die Ernte einfahren kann.

    Deswegen muß man immer wieder die Ziele nennen,
    die die Einsparungen auch rechtfertigen, Herr Kollege
    Frankenhauser.


    (Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Man muß daran auch glauben!)


    Es handelt sich um dreierlei Ziele. Wir wollen zum ei-
    nen die Belastung künftiger Generationen Schritt für
    Schritt abbauen. Wir wollen zweitens die Belastung der

    jetzigen arbeitenden Bevölkerung durch Steuern und
    Abgaben minimieren. Wir wollen drittens für die Zu-
    kunft Handlungs- und Gestaltungsfähigkeit gewinnen,
    die ja erst die Voraussetzungen nicht nur für die schönen
    Dinge des Lebens sind, Herr Kollege Frankenhauser,
    sondern auch für solch profane Dinge wie Wachstum
    und Beschäftigung.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Im ersten Schritt haben wir das Haushaltssanierungs-
    gesetz verabschiedet. Am Ende dieser Woche verab-
    schieden wir den Bundeshaushalt 2000 und tun damit
    einen weiteren gigantischen Schritt.


    (Peter Hintze [CDU/CSU]: Was?)

    Die Regierung hat bei der Aufstellung des Haushalts-

    entwurfs immerhin vor dem großen Problem gestanden,
    ein strukturelles Defizit in Höhe von 30 Milliarden DM
    abzubauen. Außerdem mußte in der mittelfristigen
    Finanzplanung berücksichtigt werden, daß sich im Zeit-
    raum 2000 bis 2003 ein zusätzliches Defizit in Höhe von
    50 Milliarden DM auftürmt. Konkret auf das Auswärtige
    Amt bezogen bedeutet das, daß im Bundeshaushalt 2000
    Einsparungen von über 270 Millionen DM und in jedem
    Folgejahr von weiteren 60 Millionen DM zu leisten sind.
    Summa summarum ergibt sich so für den Zeitraum
    2000 bis 2003 die stattliche Summe von 450 Millio-
    nen DM.

    Dies ist kein leichtes Unterfangen. Erschwerend
    kommt hinzu, daß der Etat des Auswärtigen Amtes zu-
    nehmend ein Verwaltungshaushalt ist, der über sehr we-
    nig disponible Mittel verfügt, eigentlich nur in der Höhe
    von rund 900 Millionen DM. Schließlich kommt – für
    diesen Haushalt wie für andere Ressorts; das ist mir
    klar – der hohe Dollarkurs erschwerend hinzu. Außer-
    dem gibt es Unwägbarkeiten im Bereich des politischen
    und humanitären Geschehens.

    Diese Perspektive macht aber um so deutlicher, daß
    das Auswärtige Amt um strukturelle Veränderungen
    in allen Bereichen – politische Aufgaben, Kulturpolitik,
    Auslandsvertretungen, Personalpolitik und alle dazuge-
    hörigen Instrumente – nicht herumkommen wird. Ange-
    sagt ist also eine neue Sparkultur auf der Grundlage ei-
    ner längerfristigen, intelligenten Sparkonzeption. Das
    wird nicht möglich sein ohne einschneidende Verände-
    rungen. Zum Teil sind verkrustete Strukturen abzubau-
    en, zum Teil Aufgaben neu zu justieren.

    Herr Kollege Frankenhauser, wenn Sie schon die ge-
    setzlichen Aufgaben des Auswärtigen Amtes anspre-
    chen: Ich denke, man wird alle Aufgaben neu gewichten
    müssen. Wir haben selbst mit diesem knapp bemessenen
    und dennoch ausreichenden Haushalt dafür gesorgt, daß
    den Kernaufgaben des Auswärtigen Amtes in den näch-
    sten Jahren sehr wohl nachgekommen werden kann, als
    da sind: die Vertretung der Interessen der Bundesrepu-
    blik im Ausland, die Pflege und Förderung der auswärti-
    gen Beziehungen, Informationen der Bundesregie-
    rung über hiesige Verhältnisse und Entwicklungen im
    Ausland, Hilfe und Beistand für Deutsche im Ausland
    usw.

    Vizepräsident Rudolf Seiters






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Angesichts der Fülle und Bedeutung dieser genannten
    Aufgaben ist das vorgesehene Finanzvolumen ausrei-
    chend und gerechtfertigt.


    (Beifall bei der SPD)

    Da der Minister im übrigen – das soll ein Kompliment
    sein – selbst das beste Vorbild für einen schlankeren,
    dabei gesünderen und effizienteren Organismus bietet,
    denke ich, daß auch das Haus mit einem schlankeren
    Menü wird leben können.


    (Jörg Tauss [SPD]: Ich bin nicht ganz sicher, ob die Rennerei gesund ist!)


    – Ob Rennerei gesund ist, muß man den Minister selber
    fragen. Er macht aber diesen Eindruck.

    Die Einsparung von 270 Millionen DM für das Haus-
    haltsjahr 2000 erklärt sich auf der Grundlage der
    7,43prozentigen Kürzung des gesamten Finanzplans.
    Dieser sah für das Auswärtige Amt ein Volumen von
    3,665 Milliarden DM vor. Das Auswärtige Amt hat be-
    reits im Regierungsentwurf Einsparungen vorgenom-
    men, speziell im Kulturbereich, der im Haushaltsjahr
    1999, also im laufenden Jahr, auf Wunsch des Ministers
    besonders geschont worden ist. Diesmal konnte kein Be-
    reich außen vor bleiben. Abzüglich zu erwartender
    Mehreinnahmen blieb dem Haus die Vorgabe, eine glo-
    bale Minderausgabe in Höhe von 170 Millionen DM
    umzusetzen.

    Das, was Sie uns nie zugetraut haben, haben wir ge-
    schafft, nämlich die titelgenaue Umlegung von 170 Mil-
    lionen DM. Daß das der Opposition nicht paßt, kann ich
    mir denken. Aber als wir in der Opposition waren und
    ich die Kollegen der anderen Seite öfter bat, auf Wün-
    sche der Opposition Rücksicht zu nehmen,


    (Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Hat es Ihnen auch nicht gepaßt!)


    sagte mir der Kollege Uelhoff knapp, kurz und trefflich
    – das ist unvergessen –: „Uta, wir regieren.“ So ist das,
    Herr Frankenhauser.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Frau Kollegin, der Uelhoff hat das wirklich geglaubt! Das dürfen Sie ihm nicht übelnehmen!)


    Diesmal regiert die andere Truppe, und die andere Trup-
    pe hat andere Schwerpunkte und andere Prioritäten ge-
    setzt, innerhalb derer sehr klug gespart wurde.

    Wir haben im parlamentarischen Verfahren die gro-
    ßen Sparpotentiale auf folgende drei Kapitel einiger-
    maßen gerecht aufgeteilt: 35 Millionen DM im Bereich
    des Ministeriums, 52 Millionen DM im politischen Be-
    reich – bei den Bewilligungen –, 60 Millionen DM bei
    der auswärtigen Kulturpolitik. Die Kürzungen hören
    sich zwar harmlos an, im Vorfeld haben wir aber öffent-
    liche Protestreaktionen zu spüren bekommen. Es ist
    doch klar, daß es im Ausland, an Standorten, in Städten
    und Regionen Proteste gibt, wenn nicht nur Goethe-
    Institute, sondern sogar Botschaften – insgesamt fünf –,

    Generalkonsulate – zwölf an der Zahl – und drei Außen-
    stellen vor der Schließung stehen.


    (Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Halten Sie das für einen Erfolg, oder was ist das?)


    – Herr Kollege, wenn Sie dazwischenfragen – ich sehe
    das als Frage –, dann muß ich Ihnen sagen: Nach dem
    Ende des Ost-West-Konflikts war das Auswärtige Amt
    sowieso gezwungen, Neujustierungen vorzunehmen, das
    heißt, im Netz der Auslandsvertretungen Prioritäten zu
    schaffen. Man kann nicht auf der einen Seite 40 neue
    Auslandsvertretungen mit all ihren Kosten schaffen und
    auf der anderen Seite das sehr dicht – für uns zu dicht –
    geknüpfte Netz in der westlichen Hemisphäre so belas-
    sen.


    (Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: In Afrika ist gar nichts mehr da! Statt des Netzes ist da ein riesiges Loch!)


    Es mußte also ein Gleichgewicht hergestellt werden.
    Angesichts weiterer bevorstehender Schließungen

    von Auslandsvertretungen – denn die Sparaktionen
    werden ja weitergeführt – habe ich die Bitte an Sie, Herr
    Minister, ein insgesamt stringentes Abwicklungskonzept
    für die Schließung von betroffenen Auslandsvertretun-
    gen zu entwickeln. Dabei darf nicht nur eine Rolle spie-
    len, wie umfangreich das Rechts- und Konsularwesen –
    auf deutsch: die Erteilung von Visa – ist, wie hoch die
    Kriminalität ist, wie gefährlich das Umfeld ist und wie
    groß der Handelsaustausch bzw. die wirtschaftliche Be-
    deutung ist.

    Ich möchte auch nicht verhehlen, Herr Minister, daß
    es im Zusammenhang mit der beabsichtigten Schließung
    einiger Auslandsvertretungen – ich nenne nur Stich-
    worte: Apenrade, Stettin, Oppeln oder Temesvar – auch
    im parlamentarischen Raum selbst Irritationen gegeben
    hat. Speziell bei Temesvar bitte ich Sie, da Temesvar –
    und nicht Siebenbürgen mit Hermannstadt; dafür spricht
    schon die Zahl von 40 000 Visa – das kulturelle und
    wirtschaftliche Zentrum der Rumäniendeutschen ist, zu
    prüfen, ob es nicht möglich ist, das Angebot des Bi-
    schofs von Temesvar anzunehmen, die Visastelle, die
    zugegebenermaßen in unwürdigsten Räumen unterge-
    bracht ist, in einem Haus, das dem Bischof gehört, un-
    terzubringen, das heißt, den Konsularbetrieb für die dor-
    tigen deutschen Unternehmen und die deutsche Minder-
    heit aufrechtzuerhalten.


    (Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


    Ich bitte zudem, bei einem Streichungskonzept zu be-
    achten – auch das mit vorsichtiger Kritik ans Haus –,
    daß nicht der Eindruck entsteht, daß Afrika ein besonde-
    res Opfer wird.


    (Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Sehr gut! Ausnahmsweise stimme ich Ihnen völlig zu!)


    Denn die Signale könnten in die Richtung interpretiert
    werden: Na ja, wir sind sowieso der fünfte, der letzte,
    der vergessene Kontinent. – Ich bitte Sie, mit besonderer

    Uta Titze-Stecher






    (A) (C)



    (B) (D)


    Sensibilität, die ich Ihnen ja zutraue, an die Aufgabe
    heranzugehen.


    (Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Wenn Sie diesen Halbsatz nicht dazwischengetan hätten, dann hätte ich klatschen können!)


    Das Auswärtige Amt muß allerdings – das hat die
    Kollegin Hermenau in der allgemeinen Debatte betont –
    auch selbst seine Bemühungen verstärken, gemeinsame
    EU-Botschaften im Ausland zu errichten. Leuchtendes
    Beispiel sind hier in der Nähe die nordischen Botschaf-
    ten.


    (Zuruf von der SPD: Sehr gut! – Dr. Helmut Haussmann [F.D.P.]: Na!)


    – Ich weiß, Herr Haussmann, verfassungsmäßige Hür-
    den usw. Hürden sind dazu da, übersprungen zu werden.
    Alle EU-Mitglieder unterliegen denselben Maastricht-
    und Amsterdam-Kriterien. Das heißt, jeder Staat muß
    mit dem Geld seiner Bürger sparsam und effizient um-
    gehen. Das bedeutet, daß es zwar mühsam, aber nicht
    verboten ist, auf allen Gebieten um Kooperation mit den
    europäischen Nachbarn bemüht zu sein. Ich denke, daß
    die gemeinsame europäische Außen- und Sicherheits-
    politik gemeinsame Strukturen wird entwickeln müssen;
    denn Inhalt und Form sind nur die zwei Seiten einer
    Medaille.


    (Beifall bei der SPD)

    Ich komme zum zweiten Bereich, nämlich zum gro-

    ßen Bereich des Politischen. Das ist der Bereich „All-
    gemeine Bewilligungen“, auf dem Sie sich, Herr Fran-
    kenhauser, mit Ihren Vorwürfen ja ausgetobt haben. Da-
    bei sind in diesem Bereich nur 20 Prozent der Ersparnis
    aufgebracht worden. Bei vielen Titeln wurde sehr maß-
    voll gekürzt. Interessanterweise haben Sie die überhaupt
    nicht genannt. Das sind nämlich die Bereiche, wo sich
    das Haus selbst ins Bein hackt. Beim Gästeprogramm
    der Bundesrepublik wurden beispielsweise mehrere
    hunderttausend Mark gespart. Bei den Kosten für
    Staatsbesuche sind es satte 700 000 DM. Bei der Förde-
    rung des europäischen Gedankens, der uns lieb und recht
    und teuer – aber nicht so teuer – ist, wurde gespart. Das
    heißt, daß das Haus im Vorfeld schon eine ganze Menge
    dafür getan hat, die Einsparungen gerecht zu verteilen,
    so daß es nirgends zu weh tut.

    Das von Ihnen angesprochene Gebiet der Kriegsgrä-
    berfürsorge hat auch mich, wie Sie wissen, beschäftigt.
    Wir haben dafür gesorgt, daß die Bedenken des Präsi-
    denten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge,
    daß nämlich die Gräber- und Gedenkstätte in Riga nicht
    rechtzeitig zum 60. Jahrestag der Deportation und Er-
    mordung jüdischer Bürger aus Deutschland, Österreich
    und Tschechien im Jahre 2001 fertig wird, unnötig sind.
    Es ist dafür gesorgt worden, Herr Nachtwei, daß in die-
    sem Jahr die Hälfte des dafür notwendigen Zuschusses
    in Höhe von 550 000 DM fließt und der Rest für das
    nächste Jahr etatisiert wurde. Auch hier gab es im Vor-
    feld viel Wind, und Sie sehen, wir haben den Sturm ab-
    wenden können.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Der Ansatz für humanitäre Hilfsmaßnahmen im
    Ausland – Sie haben ihn erwähnt – ist, Herr Kollege
    Frankenhauser, um 11 Millionen DM von 69 Millionen
    DM auf 58 Millionen DM gesenkt worden. Für mich
    ist es schon erstaunlich, daß Sie als Haushälter nicht
    erwähnen, daß das durch die Einstellung von
    300 Millionen DM im Einzelplan 60 für Ausgaben im
    humanitären Bereich im Zusammenhang mit der Koso-
    vo-Krise mehr als kompensiert wurde. Das tun wir Jahr
    für Jahr mit 300 Millionen DM. In der Finanzplanung
    bis 2003 sind dafür insgesamt 1,2 Milliarden DM vorge-
    sehen. Über die Verwendung von 50 Millionen DM aus
    diesem Titel kann das Auswärtige Amt alleine entschei-
    den.

    Das heißt, man kann nicht einfach eine Mittelkürzung
    nennen, ohne die andere – wie bei kommunizierenden
    Röhren – zu erwähnen. Da können Sie ruhig den Kopf
    schütteln; es ist so, wie ich sage.

    Die Mittelverteilung auf die einzelnen Ressorts ist
    zwar noch nicht ausgehandelt, aber durch die kontinu-
    ierlichen Berichte werden wir im Rahmen des Haus-
    haltsvollzugs über die Einzelverwendungen regelmäßig
    informiert. Damit hier Klarheit herrscht, möchte ich be-
    tonen, daß die Mittel für humanitäre Maßnahmen insbe-
    sondere für das Auswärtige Amt und das BMZ zur Ver-
    fügung stehen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ein besonderes Kapitel und deshalb erwähnenswert –
    ich bin Ihnen, Herr Kollege von der Opposition, dafür
    dankbar, daß Sie das getan haben – ist die Ausstat-
    tungs- und Demokratisierungshilfe für ausländische
    Polizeien und Streitkräfte. Ich bin überzeugt, Herr Mi-
    nister, daß dies ein äußerst wirksames außenpolitisches
    Instrument ist. Die Frage ist nur, wer in Zukunft über
    dieses Instrument verfügt und die Mittel bereitstellt. Ich
    denke nicht, daß der generelle Verzicht durch die Bun-
    desregierung auf die Anwendung dieses Instruments an-
    gesagt ist.


    (Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Sehr spät!)


    Man muß sagen, daß in diesem Bereich einer der we-
    nigen Titel vorhanden ist, in dem überhaupt disponible
    Mittel verfügbar sind, so daß die Kürzung natürlich die-
    sen Bereich hat treffen müssen. Das Auswärtige Amt hat
    in kooperativer Zusammenarbeit mit dem BMVg dafür
    gesorgt, daß Projekte abgewickelt werden können und in
    anständigem Zustand Ende 2000 den jeweiligen Ländern
    zur Verfügung gestellt werden können. Dafür sind
    5 Millionen DM aus dem Etat des Auswärtigen Amtes
    und 10 Millionen DM aus dem Etat des Einzelplans 60
    vorgesehen.

    Mit dem BMI ließ sich noch kein Konzept über die
    Zusammenarbeit mit ausländischen Polizeien entwik-
    keln. Ich denke, Herr Minister, das wird eine Sache sein,
    die Sie innerhalb der Ressorts konzeptionell entscheiden
    müssen. Wir haben Sie in der Bereinigungssitzung des
    Haushaltsausschusses darum gebeten, ein zwischen den
    Ressorts abgestimmtes Konzept zur Weiterführung die-

    Uta Titze-Stecher






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    ses Bereiches vorzulegen, und zwar für den übernäch-
    sten Haushalt.

    Eine erfreuliche Sache, auf die bereits der Vorredner
    eingegangen ist, ist die Anhebung des bisherigen Ansat-
    zes für die Unterstützung internationaler Maßnahmen
    auf den Gebieten Krisenprävention, Friedenserhaltung
    und Konfliktbewältigung von 8,6 Millionen DM um 20
    Millionen DM auf 28,6 Millionen DM. Dazu muß ich
    sagen, Herr Frankenhauser: Das hat nichts mit Ideologie
    zu tun. Mit dem Titel „Unterstützung von Maßnahmen
    zur Förderung der Menschenrechte“ baut die Bundesre-
    gierung bewußt die operativen Möglichkeiten für eine
    aktive Menschenrechtspolitik aus.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Nicht nur die Einrichtung eines eigenständigen Aus-
    schusses oder die Ansiedlung eines Beauftragten für die
    Menschenrechte machen deutlich, daß die Bundesregie-
    rung Menschenrechtspolitik als Querschnittsaufgabe
    betrachtet.

    Wir denken, daß dies auch langfristig zu einer Ver-
    stärkung der Rolle der OSZE als politischer Vermittler
    führen wird. Das ist etwas, was auch Sie begrüßen
    müßten, meine Damen und Herren von der Opposition.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich komme zur auswärtigen Kulturpolitik. Die po-
    litische Neuakzentuierung der Außenpolitik seit dem
    Regierungswechsel hat unmittelbare Auswirkungen
    auch auf die auswärtige Kulturpolitik. Das bleibt nicht
    aus. Das Auswärtige Amt stellt seine Kulturarbeit im
    Ausland seither verstärkt in den Dienst von Menschen-
    rechten, Demokratie und Kulturdialog. Dies geschieht
    auf der Grundlage der Koalitionsvereinbarung, in der
    von einem gemeinsamen, weltweiten Handeln und von
    Verständigung über kulturelle Unterschiede hinweg ge-
    sprochen wird. Ich denke, diese Weichenstellung ist
    sinnvoll und notwendig. Ich sage nicht, daß das unter
    freidemokratischen Außenministern nicht getan wurde,
    aber wir verstärken diese Tendenz. Mit der neuen Regie-
    rung ist nicht nur ein Regierungswechsel, sondern auch
    ein Politikwechsel verbunden, Herr Haussmann.


    (Dr. Helmut Haussmann [F.D.P.]: Oh!)

    In die Sparmaßnahmen – das wurde hier erwähnt –

    sind natürlich auch die Mittler wie der Schulfonds, die
    Stiftungen und Stipendienträger einbezogen. Das bleibt
    nicht aus. Wir haben uns aber bemüht, die Empfänger
    kleiner Zuwendungen in Höhe von weniger als
    1 Million DM etwas zu schonen sowie den größten
    Mittler, nämlich das Goethe-Institut, unverhältnismä-
    ßig stark zu schonen, weil wir zu schätzen wissen, daß
    sich dort bereits acht Arbeitsgruppen mit einer Reform
    der Struktur des weltweiten Institutsnetzes, der Arbeits-
    formen in den westlichen Weltstädten, mit der Konkur-
    renzfähigkeit von Sprachunterricht gegenüber anderen
    Anbietern, ja sogar mit der Möglichkeit beschäftigen,
    andere Einnahmequellen zu erschließen und Sponsoren-
    gelder zu bekommen.

    Das alles wird nicht reichen, weil die Anstrengungen
    in Form von Sparbeiträgen erst mit Zeitverzug Wirkung
    zeigen. Weil die Zentralverwaltung der Goethe-Institute
    bereits entschieden hat, dem Vorschlag des Bundesrech-
    nungshofs und der Parlamentarier zu folgen, die Fusion
    von Inter Nationes und Goethe-Institut zu vollziehen,
    haben wir zur Erleichterung dieser Umstrukturierungs-
    maßnahmen 11 Millionen DM über eine Verpflich-
    tungsermächtigung im Jahre 2001 zur Verfügung ge-
    stellt.

    Ich denke, dem Antrag der CDU/CSU – ich teile Ih-
    ren Sinn für „Tribunismus“, Herr Kollege Frankenhau-
    ser; die Zentrale sitzt in München, und auch mein Wahl-
    kreis liegt ganz in der Nähe – stattzugeben und dem
    Goethe-Institut jetzt 20 Millionen DM zu geben ist eine
    falsche Entscheidung, auch wenn man es außerordent-
    lich stark schont und honoriert, was es schon getan hat
    und noch vorhat. Das ist so, als wenn Sie einem Kind im
    Rahmen der Erziehung eine Belohnung geben, bevor es
    überhaupt eine Leistung erbracht hat. So geht es nicht.
    Das ist pädagogisch ausgesprochen sinnlos.

    Nicht nur die Kulturinstitute, sondern auch das Haus
    selbst ist gefordert, eine Prüfung seiner Kulturarbeit
    vorzunehmen, und zwar besonders unter dem Aspekt,
    Herr Minister, daß in Ihrem Etat nicht nur die erwähnten
    Mittlerorganisationen im großen Stil bedient werden,
    sondern daß an der Kulturarbeit auch andere Ministerien
    konzeptionell und finanziell beteiligt sind. Vielleicht
    könnte in diesem Zusammenhang auch ein neues Stif-
    tungsrecht Hilfestellung leisten.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Ich komme mit dem zum Schluß, womit Sie angefan-

    gen haben, Herr Kollege Frankenhauser. Die „Süddeut-
    sche Zeitung“ hat den Strategiekongreß der Grünen mit
    „Antworten statt Visionen“ betitelt. Ich kann Ihnen sa-
    gen, daß mit den Vorhaben der Koalitionsfraktionen und
    der Regierung die beiden Punkte, nämlich Sparen und
    Gestaltungsfähigkeit zu gewinnen, erfüllt werden. Wir
    geben Antworten auf 16 Jahre Kuddelmuddel vor allem
    in der Finanz- und Haushaltspolitik.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Was heißt Kuddelmuddel? Kuddelmuddel ist nicht parlamentarisch!)


    Unsere Vision heißt: Wir sanieren die Staatsfinanzen,
    um Generationengerechtigkeit herzustellen, den Sozial-
    staat zu reformieren und um damit eine Politik zu ent-
    wickeln, die die Deutschland AG auch unter den Bedin-
    gungen des globalen Marktes leben läßt.

    Ich bitte um Zustimmung für den Haushalt des Aus-
    wärtigen Amtes und bedanke mich bei dem Haus und
    den Kollegen für die Zusammenarbeit.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hartmut Schauerte [CDU/ CSU]: Das war wirklich Kuddelmuddel!)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Für die F.D.P.-
Fraktion spricht der Kollege Dr. Helmut Haussmann.

Uta Titze-Stecher






(A) (C)



(B) (D)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Prof. Dr. Helmut Haussmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Verehrter Herr
    Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vor einem
    Jahr war man mit viel Schwung gestartet. Ich zitiere die
    rotgrüne Koalitionsvereinbarung:

    Die neue Bundesregierung wird die Grundlinien
    bisheriger deutscher Außenpolitik weiterentwik-
    keln. Sie wird den notwendigen Wandel der Welt,
    der internationalen Beziehungen mit eigenen Vor-
    schlägen, mit eigenen Impulsen mitgestalten.

    Blickt man auf das erste Jahr zurück, so erkennt man,
    daß auch der Star des Bundeskabinetts inzwischen auf
    dem Boden angekommen ist.


    (Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Kuddelmuddel!)


    Seit der Kosovo-Krise herrscht ein Erschöpfungszu-
    stand. In der Außen- und Europapolitik gibt es eigentlich
    keinen neuen Impuls mehr. Herr Fischer muß zuneh-
    mend mehr Zeit und mehr Engagement für Parteiinter-
    nes aufwenden. Man sieht: Es kann auf Dauer nicht
    gutgehen, wenn außenpolitische Realitäten und ideolo-
    gisches Denken der Grünen so weit auseinanderklaffen.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Ich dachte, Sie wollten die Europawahl ansprechen!)


    – Hören Sie einmal ganz ruhig zu.

    (V o r s i t z : Präsident Wolfgang Thierse)


    Erstes Beispiel: Türkeipolitik. Man kann nicht einer-
    seits Vertrauen in die innere Entwicklung der Türkei
    setzen und ihr einen Beitrittskandidatenstatus – wohl-
    gemerkt: ohne konkrete Verhandlungen – anbieten, an-
    dererseits aber aus Mißtrauen in die innere Entwicklung
    der Türkei eine NATO-interne Gleichbehandlung
    verweigern. Das ist eine unglaubwürdige Türkei- und
    Europapolitik.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Zweites Beispiel: Menschenrechtspolitik. Was hat der

    Oppositionspolitiker Joseph Fischer die frühere Bundes-
    regierung kritisiert!


    (Zuruf von der SPD: Zu Recht! – Gernot Erler [SPD]: Das waren noch Zeiten!)


    Heute hat die rotgrüne Bundesregierung – entgegen der
    vollmundigen Ankündigung, die Menschenrechte zur
    obersten Priorität zu erklären – nicht einmal die Kraft
    gefunden, im Kreise der Europäischen Union einen
    Konsens für eine China-Resolution der UN-Men-
    schenrechtskommission in Genf zustande zu bringen –
    eine äußerst schwache Leistung.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Vom Bundesbeauftragten für Menschenrechte, dem
    geschätzten Kollegen Poppe, hört und liest man so gut
    wie gar nichts.


    (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Das ist richtig! – Dr. Helmut Lippelt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil er gut arbeitet! – Rudolf Bindig [SPD]: Von Ihnen hört man überhaupt nirgendwo etwas!)


    – In der außenpolitischen Debatte sollten wir es nicht
    ganz so billig machen. Wir können uns ja einmal die
    Wahlergebnisse vor Ort anschauen. Da kann ich mit
    vielen SPD-Kollegen mithalten.


    (Rudolf Bindig [SPD]: Ja eben! Wieviel hatten Sie denn? – Gernot Erler [SPD]: Fangen wir mit der Europawahl an!)


    In den für Menschenrechte relevanten Bereichen wird
    drastisch gekürzt: bei der Entwicklungspolitik, bei der
    humanitären Hilfe, bei den freiwilligen Leistungen für
    UNICEF, beim Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen
    und bei den Beiträgen für die OSZE.

    Drittes Beispiel – es ist unter globalen Bedingun-
    gen von besonderer Bedeutung –: Außenpolitik und
    Außenwirtschaft. Ich kann heute nach einem Jahr fra-
    gen: Wo ist die angekündigte neue Asienpolitik nach
    Beilegung der Asien-Krise, Herr Außenminister? Gibt es
    denn überhaupt Schwerpunkte in der groß angekündig-
    ten Afrikapolitik? Wo liegen die neuen Ansätze in der
    Lateinamerikapolitik? Botschaftsschließungen und Per-
    sonalreduktion können meines Erachtens nicht die Ant-
    wort sein. Darauf ist vorhin zu Recht hingewiesen wor-
    den. Zusammenlegungen von EU-Außenvertretungen
    außerhalb Westeuropas wären ein Instrument kreativer
    und intelligenter Sparpolitik.


    (Uta Titze-Stecher [SPD]: Das liegt aber am wenigsten an uns!)


    Außenwirtschafts- und Außenpolitik sind der beste
    Beitrag, deutsche Arbeitsplätze unter globalen Bedin-
    gungen zu sichern.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Der Mittelstand braucht vor Ort aktive, kompetente
    Menschen bei der Erschließung neuer Märkte. Die deut-
    sche Wirtschaft braucht verbindliche Regeln für geisti-
    ges Eigentum und für Direktinvestitionen. Sie braucht
    keine unendlich breite Agenda für die nächste WTO-
    Runde. Schon jetzt setzen wir uns dort unsinnigerweise
    in Gegensatz sowohl zu allen Entwicklungsländern als
    auch zu den Vereinigten Staaten von Amerika. Die
    nächste WTO-Runde ist für Arbeitsplätze in Deutsch-
    land von ganz entscheidender Bedeutung.

    Wir brauchen eine Stärkung der transatlantischen
    Beziehungen. Die Europäer und die Vereinigten Staaten
    von Amerika haben eine enorme globale Verantwortung
    für weltweit über zwei Drittel der Arbeitsplätze und für
    über zwei Drittel des Bruttosozialprodukts. Sie können
    sich eine Fortsetzung der Handelskonflikte – Hormon-
    fleisch, Bananen, Gentechnik, Airbus/Boeing, audiovi-
    suelle Produkte – eigentlich nicht leisten. Wir haben
    einen Antrag zur Verbesserung der transatlantischen
    Beziehungen im Deutschen Bundestag eingebracht, der
    leider abgelehnt worden ist.


    (Gernot Erler [SPD]: Das hätte es gebracht!)

    Die deutsche Wirtschaft und der deutsche Mittelstand

    brauchen verbindliche Daten über die Osterweiterung,
    Herr Außenminister. Rechtssicherheit – auch bezüglich
    der Daten – ist der beste Schlüssel für Direktinvestitio-
    nen, für die Aufbauhilfe in Osteuropa und damit gleich-






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    zeitig auch für neue Arbeitsplätze. Entweder exportieren
    wir zu bestimmten Zeitpunkten Stabilität nach Osteuro-
    pa, oder wir werden – wenn dies nicht geschieht – Insta-
    bilität von Ost- nach Westeuropa importieren. An dem
    Rückgang der Zustimmung zu Europa in der Tschechi-
    schen Republik und in Polen ist deutlich zu sehen: Auch
    das Zeitfenster für die reformerischen Kräfte in Mittel-
    und Osteuropa steht nicht beliebig lange offen.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Der frühere Staatsminister Verheugen hat sich in sei-
    ner letzten Rede im Europaausschuß und bei seiner Ab-
    schiedsrede hier im Plenum – er war als EU-Kommissar
    in Brüssel noch nicht bestätigt – für verbindliche Daten
    ab 2002/2003 konsequent eingesetzt. Meine Gespräche
    in Brüssel in der vergangenen Woche haben aber ge-
    zeigt, daß die Bundesregierung bisher nicht in der Lage
    war, mit wichtigen Partnern wie Frankreich oder Groß-
    britannien hierüber eine Verständigung herbeizuführen.
    Herr Fischer, Sie werden auf Dauer um konkrete Zeit-
    pläne nicht herumkommen.


    (Bundesminister Joseph Fischer: Das ist das einzige, was Ihnen einfällt!)


    – Nein, dies ist ein ganz entscheidender Punkt. Sie sehen
    auch an Österreich und der Schweiz: Wenn man nicht
    konkrete Zeitpunkte – etwa für die Einführung des Euro
    oder für den Beitritt zum Binnenmarkt – nennt, dann
    nehmen rechte und linke Kräfte an Bedeutung zu. Euro-
    einführung, Binnenmarkt und Osterweiterung gehören
    zu den Aufgaben, bei denen politische Führung gefragt
    ist. Man muß sich für sie einsetzen. Für ein solches
    Engagement erhält man Zustimmung.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – Rudolf Bindig [SPD]: Das ist Rabattmarkenpessimismus, den Sie hier betreiben!)


    – Das ist arg billig. Das bin ich von Ihnen, Herr Bindig,
    gar nicht gewohnt. Das ist ein bißchen schade.

    Das vierte Beispiel liegt der F.D.P.-Bundestags-
    fraktion besonders am Herzen. Tun Sie mehr für das
    deutsch-französische Verhältnis.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – Michael Glos [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


    Das deutsch-französische Verhältnis ist und bleibt der
    Motor für die europäische Integration. Der groß ange-
    kündigte Schwung der „reliance de la relation“ ist aus-
    geblieben. Intellektuelle Symposien und Fototermine
    sind kein Ersatz für Verständnis und Pflege. Herr
    Fischer, wenn schon für den Bundeskanzler das deutsch-
    französische Verhältnis keine Herzensangelegenheit ist,
    dann muß es vorrangige Aufgabe des Außenministers
    sein, dieses Verhältnis auch emotional dynamisch
    voranzubringen.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Die Konflikte häufen sich. Jeder, der die Franzosen
    kennt und vielleicht auch französisch spricht,


    (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weiter auf französisch!)


    weiß, daß der Alleingang von Herrn Schröder beim
    Schröder/Blair-Papier


    (Jörg Taus [SPD]: Deshalb habt ihr es hier als Antrag eingebracht!)


    ohne Abstimmung mit Frankreich und daß der Allein-
    gang von Herrn Trittin hinsichtlich der entschädigungs-
    losen Kündigung der Nuklearverträge wertvolles politi-
    sches Kapital in Frankreich zerstört haben, Herr
    Schlauch.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Das ist doch schon längst erledigt!)


    Die weiteren Konflikte sind längst vorprogrammiert.
    Es gibt nach wie vor keine Übereinstimmung zwischen
    Deutschland und Frankreich in der Agrarpolitik.


    (Bundesminister Joseph Fischer: Gab es die jemals?)


    – Herr Fischer, ich gebe zu, das war mit der CDU/CSU
    auch sehr schwer.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [F.D.P.]: Das ist aber auf Dauer keine Entschuldigung für eigenes Unterlassen!)


    Ich mußte damals während der GATT-Verhandlungen
    nachts den Bundeskanzler anrufen, weil ohne französi-
    sche Zustimmung nichts ging, Herr Fischer. Aber es gibt
    einen Unterschied: Damals war das emotionale Grund-
    verhältnis zu den Franzosen so gut, daß die Franzosen
    zum Schluß Kompromissen zugestimmt haben. Dies
    passiert derzeit nicht, weder bei der Osterweiterung
    noch bei den WTO-Verhandlungen.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Die entscheidende Nagelprobe steht bei der Beset-

    zung internationaler Schlüsselpositionen bevor. Ich halte
    aus deutscher Sicht Herrn Koch-Weser als Chef des
    IWF für eine ausgezeichnete Besetzung. Seit 20 Jahren
    ist die Besetzung dieses Postens ein Vorrecht der Fran-
    zosen. Jetzt wird sich zeigen, ob das deutsch-
    französische Verhältnis so gut ist, daß das wichtigste
    Land in Europa nach über 20 Jahren erstmalig eine der
    entscheidenden Positionen der internationalen Wäh-
    rungs- und Finanzpolitik besetzen kann. Ich befürchte,
    das wird dieser Bundesregierung wieder nicht gelingen.
    Da schließt sich der Kreis, meine Damen und Herren.
    Internationaler Einfluß unter globalen Bedingungen be-
    deutet eben auch: personelle Vertretung Deutscher in
    wichtigen Gremien.


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

    Schon die Ernennung der Kommissare in Brüssel war

    ein Rückschritt.

    (Michael Glos [CDU/CSU]: Ja! – Rudolf Bindig [SPD]: Bangemann ist weg, Gott sei Dank!)


    Weder das Ressort von Herrn Verheugen noch das Res-
    sort von Frau Schreyer sind Schlüsselressorts.


    (Beifall bei der F.D.P. – Weitere Zurufe des Abg. Michael Glos [CDU/CSU])


    Dr. Helmut Haussmann






    (A) (C)



    (B) (D)


    Deutschland hat in der EU-Kommission bisher sechs
    Generaldirektorenposten besetzt. Wir werden nach Ab-
    lauf von zweieinhalb Jahren nur noch drei Generaldi-
    rektoren in Brüssel stellen.


    (Dr. Helmut Lippelt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir sprechen hier über Kommissare!)