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ID1405611700

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    Plenarprotokoll 14/56 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 56. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. September 1999 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2000 (Haushaltsgesetz 2000) (Drucksache 14/1400) ..................................................... 4999 A b) Unterrichtung durch die Bundesregierung Finanzplan des Bundes 1999 bis 2003 (Drucksache 14/1401) ................................ 4999 B c) Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sanierung des Bundeshaushalts – Haushaltssanierungsgesetz (Drucksache 14/1523) ..................................................... 4999 B Einzelplan 17 Bundesministerium für Familien, Se- nioren, Frauen und Jugend Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin BMFSFJ........................................................... 4999 C Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/CSU .... 5003 A Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN......................................................... 5005 A Ina Lenke F.D.P. .......................................... 5006 B Klaus Haupt F.D.P. .......................................... 5007 A Sabine Jünger PDS........................................... 5009 D Hildegard Wester SPD..................................... 5011 B Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/CSU .... 5014 A Hildegard Wester SPD..................................... 5014 C Thomas Dörflinger CDU/CSU ........................ 5015 D Christian Simmert BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 5016 D Dr. Ilja Seifert PDS...................................... 5017 D Klaus Holetschek CDU/CSU........................... 5018 C Christa Nickels BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5020 D Klaus Holetschek CDU/CSU........................... 5021 B Dieter Dzewas SPD ......................................... 5021 C Manfred Kolbe CDU/CSU .............................. 5023 D Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Andrea Fischer, Bundesministerin BMG......... 5024 D Manfred Kolbe CDU/CSU .............................. 5028 B Karl Diller SPD ............................................... 5030 A Manfred Kolbe CDU/CSU .............................. 5031 A Dr. Ilja Seifert PDS.......................................... 5032 A Eckhart Lewering SPD .................................... 5032 B Detlef Parr F.D.P. ............................................ 5034 A Dr. Ruth Fuchs PDS ........................................ 5036 C Helga Kühn-Mengel SPD................................ 5037 D Wolfgang Zöller CDU/CSU ............................ 5039 C Katrin Göring-Eckardt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 5041 B Dr. Ilja Seifert PDS...................................... 5041 D Wolfgang Lohmann (Lüdenscheid) CDU/ CSU ................................................................. 5042 C Rudolf Dreßler SPD..................................... 5043 D II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 56. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. September 1999 Dr. Martin Pfaff SPD....................................... 5045 B Jürgen Koppelin F.D.P................................. 5046 B Wolfgang Zöller CDU/CSU ........................ 5047 C Hans Eichel, Bundesminister BMF.................. 5048 B Dr. Uwe-Jens Rössel PDS............................ 5049 D Dr. Angela Merkel CDU/CSU......................... 5052 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5057 D Jürgen Koppelin F.D.P..................................... 5061 A Dr. Uwe-Jens Rössel PDS................................ 5063 D Hans Georg Wagner SPD ................................ 5065 C Dr. Christa Luft PDS ................................... 5057 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU.................... 5068 A Nächste Sitzung ............................................... 5069 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 5071 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen..................................... 5071 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 56. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. September 1999 4999 (A) (C) (B) (D) 56. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. September 1999 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 56. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. September 1999 5071 (A) (C) (B) (D) Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Bachmaier, Hermann SPD 17.9.99 Bernhardt, Otto CDU/CSU 17.9.99 Bertl, Hans-Werner SPD 17.9.99 Bläss, Petra PDS 17.9.99 Blank, Renate CDU/CSU 17.9.99 Brudlewsky, Monika CDU/CSU 17.9.99 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 17.9.99 Bulmahn, Edelgard SPD 17.9.99 Dr. Däubler-Gmelin, Herta SPD 17.9.99 Dautzenberg, Leo CDU/CSU 17.9.99 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.9.99 Ernstberger, Petra SPD 17.9.99 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 17.9.99 Fritz, Erich G. CDU/CSU 17.9.99 Gebhardt, Fred PDS 17.9.99 Goldmann, Hans-Michael F.D.P. 17.9.99 Grasedieck, Dieter SPD 17.9.99 Gröhe, Hermann CDU/CSU 17.9.99 Dr. Gysi, Gregor PDS 17.9.99 Hartnagel, Anke SPD 17.9.99 Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 17.9.99 Hiller (Lübeck), Reinhold SPD 17.9.99 Hovermann, Eike SPD 17.9.99 Jacoby, Peter CDU/CSU 17.9.99 Jelpke, Ulla PDS 17.9.99 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 17.9.99 Dr. Knake-Werner, Heidi PDS 17.9.99 Dr. Lamers (Heidelberg), Karl A. CDU/CSU 17.9.99 * Lennartz, Klaus SPD 17.9.99 Müller (Kiel), Klaus Wolfgang BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.9.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Ost, Friedhelm CDU/CSU 17.9.99 Pützhofen, Dieter CDU/CSU 17.9.99 Rossmanith, Kurt J. CDU/CSU 17.9.99 Rühe, Volker CDU/CSU 17.9.99 Schily, Otto SPD 17.9.99 Schmidt-Zadel, Regina SPD 17.9.99 Schmitz (Baesweiler), Hans Peter CDU/CSU 17.9.99 Dr. Schockenhoff, Andreas CDU/CSU 17.9.99 Schuhmann (Delitzsch), Richard SPD 17.9.99 Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 17.9.99 Schultz (Köln), Volkmar SPD 17.9.99 Dr. Stadler, Max F.D.P. 17.9.99 Dr. Frhr. von Stetten, Wolfgang CDU/CSU 17.9.99 Teuchner, Jella SPD 17.9.99 Dr. Thalheim, Gerald SPD 17.9.99 Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 17.9.99 Wiefelspütz, Dieter SPD 17.9.99 Wöhrl, Dagmar CDU/CSU 17.9.99 Dr. Zöpel, Christoph SPD 17.9.99 ————— *) für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versamm- lung Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Vorsitzende des folgenden Ausschusses hat mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Be- ratung abgesehen hat. Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 14/342 Nr. 1.14Drucksache 14/595 Nr. 2.3
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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Sehr
    verehrter Herr Kollege, Sie sind als Abgeordneter des
    Deutschen Bundestages gewählt, das heißt, daß Sie hier

    Bundesminister Hans Eichel






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    unter Berücksichtigung der Interessen aller Staatsebenen
    darauf zu achten haben, daß auch die Bundesebene in
    dem Gesamtgefüge von Bund, Ländern und Gemein-
    den zu ihrem Recht kommt.


    (Beifall bei der SPD – Lachen bei der CDU/CSU und der F.D.P.)


    – Natürlich ist es so, das ist eines Ihrer Probleme.

    (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sie verleug nen Ihre eigene Herkunft!)

    – Ich habe das Amt eines Ministerpräsidenten innege-
    habt, aber seien Sie vorsichtig: Einem Bundesfinanzmi-
    nister, der zugleich Vorsitzender einer Regionalpartei
    ist, sind erst recht die Hände gebunden, wenn es darum
    geht, die Interessen des Bundes zu vertreten. Das war
    doch Ihr Problem.


    (Beifall bei der SPD)

    Wie solidarisch sich der Bund verhält, sehen Sie dar-

    an, daß der gesamte Solidarpakt, alle wesentlichen In-
    vestitionen und sogar zusätzliche Programme für den
    Aufbau Ost vom Bund auf den Weg gebracht wor-
    den sind und er alleine für die Haushaltsnotlagen der
    Länder Saarland und Bremen einsteht, obwohl seine
    Haushaltslage schlechter ist als zum Beispiel die des
    Saarlandes. Deswegen müssen der Bund und jede Ebene
    im gemeinsamen Geflecht je nach eigener Leistungs-
    fähigkeit für die Erhaltung der Leistungsfähigkeit der
    anderen Ebenen Sorge tragen. Dabei darf es aber nicht
    zu so einer Schieflage kommen, wie wir sie mittlerweile
    haben.

    Sie werden noch darüber nachdenken müssen, was
    Sie eigentlich vertreten. Denn angesichts einer Zins-
    Steuer-Quote von 22 Prozent beim Bund und von 11
    Prozent bei Ländern und Gemeinden sieht doch jeder,
    daß das so nicht weitergehen kann. Diese Erkenntnis
    müssen Sie auch einmal gegenüber Ihren Parteien, Ihren
    Landes- und Kommunalpolitikern vertreten.


    (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Unglaublich!)

    Bundestreue ist nämlich eine Veranstaltung auf Gegen-
    seitigkeit, nicht nur Treue des Bundes gegenüber den
    Ländern, sondern auch Treue der Länder gegenüber dem
    Bund.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wenn Sie nicht einmal in der Lage sind, wenigstens
    das zu sehen, dann tun Sie mir allerdings leid. Dann
    sage ich Ihnen: Sie schädigen in Wahrheit das Ganze;


    (Beifall bei der SPD)

    denn nur dann, wenn alle drei Ebenen – Bund, Länder
    und Gemeinden – vernünftig funktionieren und wenn
    sich alle drei Ebenen wechselseitig aufeinander ver-
    lassen können, funktioniert die ganze Veranstaltung.


    (Zurufe von der CDU/CSU und der F.D.P.)

    – Ich werfe keinem Land vor, daß es seine Interessen
    vertritt. Ich werfe auch keiner Kommune vor, daß sie ih-
    re Interessen vertritt. Aber ich werfe Ihnen vor, daß Sie

    während Ihrer Regierungszeit die Interessen des Bundes
    nicht richtig vertreten haben.


    (Zuruf von der SPD: Auch die der Gemeinden nicht!)


    Das machen wir anders.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Der Bund muß seine Konsolidierungspolitik konse-

    quent machen können.

    (Zuruf von der CDU/CSU)


    – Es gibt auch eine Fülle von Entlastungen. Das ist ty-
    pisch und zeigt, daß Sie aus dem Wahlkampf immer
    noch nicht herausgekommen sind. Den Belastungen ste-
    hen auch Entlastungen gegenüber.

    Es ist beispielsweise völlig falsch, wie es heute läuft,
    daß etwa beim pauschalierten Wohngeld die Kommu-
    nen die Rechnungen schreiben, Bund und Länder aber
    bezahlen. Ich bin mir mit fast allen Länderfinanz-
    ministern darin einig, daß derjenige, der über die Höhe
    der Rechnung entscheidet, ein erhebliches materielles
    Interesse daran haben muß zu erfahren, wie hoch die
    Rechnung tatsächlich ist. Da muß man dann auch ent-
    sprechend verfahren. Wenn Sie nämlich ein effizientes
    und sparsames Staatswesen wollen, dann muß derjenige,
    der die Entscheidungen trifft, auch die wirtschaftlichen
    Konsequenzen seiner Entscheidungen tragen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir sparen zuallererst, damit unsere Kinder nicht die
    Lasten unseres Konsums zu bezahlen haben.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir sparen aber auch um der Erhaltung bzw. Wiederher-
    stellung der Leistungsfähigkeit des Bundes wegen, für
    den Aufbau Ost.


    (Dr. Uwe-Jens Rössel [PDS]: Sie sparen auf Kosten von Wachstum und Beschäftigung!)


    – Hören Sie mal, irgendwann müssen die Schulden doch
    bezahlt werden. Diese wunderbaren Konstruktionen
    kenne ich alle. Damit schieben Sie es immer weiter in
    die Zukunft. Sie werden sehen, wann Sie endgültig vor
    der Wand sitzen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Was den Aufbau Ost betrifft, sehr verehrter Herr
    Kollege, so setzt die Tatsache, daß der Bund seine Auf-
    gaben erfüllen kann, voraus, daß er einen konsolidierten
    Haushalt hat.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Deswegen machen wir das nämlich. Ich will einen
    Bund, der sein Wort hält.

    Bundesminister Hans Eichel






    (A) (C)



    (B) (D)


    Die 6,5 Milliarden DM, die wir bei der Arbeits-
    marktpolitik noch draufgelegt haben, kommen zum
    größten Teil den ostdeutschen Ländern zugute. Das hätte
    es bei einer anderen Regierung gar nicht gegeben.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Daß wir ein Zwei-Milliarden-Programm für die Aus-
    bildung und Arbeit von jungen Leuten auflegen, das zu 40
    Prozent in die neuen Länder geht, hilft der Jugend insge-
    samt, aber vor allem der Jugend dort. Ferner stocken wir
    die Zukunftsinvestitionen im Bereich Forschung auf.

    Das alles ist nur möglich, weil wir auf der anderen
    Seite die notwendigen Konsolidierungsschritte tun. Das
    alles ist eingebettet in ein Konzept zur Verbesserung der
    Rahmenbedingungen für Wachstum und Beschäfti-
    gung.

    Haushaltskonsolidierung ist vor diesem Hintergrund
    auch notwendig, um unseren Beitrag dazu zu leisten,
    daß das Zinsniveau möglichst weit unten bleibt. Das ist
    wichtig für die Beschäftigung und für die Investitionen.

    Zweitens. Stärkung der Kaufkraft der großen Masse
    der Bevölkerung durch das Steuerentlastungsgesetz.
    Ich will das jetzt nicht im einzelnen wiederholen. Eine
    Entscheidung wie die bezüglich des Steuerentlastungs-
    gesetzes hat es noch in keiner Wahlperiode des Deut-
    schen Bundestages gegeben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Bartholomäus Kalb [CDU/ CSU]: Reden Sie doch nicht solchen Unfug, Herr Minister!)


    Bereits in diesem Jahr erhalten normalverdienende Fa-
    milien mit zwei Kindern 1 200 DM mehr. Dieser Betrag
    wird im Jahre 2002 auf 3 000 DM ansteigen.

    Ich nenne ferner die Senkung der Lohnnebenko-
    sten, um den Rationalisierungsdruck ein Stück weit he-
    rauszunehmen. Während Ihrer Regierungszeit sind die
    Lohnnebenkosten immer nur gestiegen und die Mineral-
    ölsteuer auch.


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Sie sind ein politischer Halbwaise!)


    Reden Sie in dem Zusammenhang nur nicht über die
    Rentnerinnen und Rentner! Haben Sie etwa 1990 und
    1994, als Sie die Mineralölsteuer um insgesamt 50
    Pfennig erhöht haben, gefragt, was das für die Rentne-
    rinnen und Rentner bedeutet? Kein Wort davon!


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Drittens. Von der bewußt langfristig und systematisch
    angelegten und verträglichen Verteuerung des Res-
    sourcenverbrauchs wird auch ein Innovationsschub für
    unsere Wirtschaft ausgehen. Nachhaltiges Wirtschaf-
    ten ist die Frage, um die es in der Zukunft genauso geht
    wie um nachhaltiges Produzieren und eine nachhaltige
    Finanzpolitik.


    (Beifall bei der SPD – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Nachhaltiges Abwürgen betreiben Sie!)


    Schließlich ist eine Verbesserung der Investitionsbe-
    dingungen durch eine Unternehmenssteuerreform zu
    nennen, die die kleinen und mittleren Betriebe entlastet
    und uns europaweit ein konkurrenzfähiges Steuersystem
    und konkurrenzfähige Steuersätze bringt. All das packen
    wir in kurzer Zeit an. Sie haben das gar nicht zuwege
    gebracht.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Daß Sie im übrigen Pech haben, sehen Sie, wenn Sie
    heute das „Handelsblatt“ lesen: In den Vorstandsetagen
    der Unternehmen und in den Unternehmen insgesamt ist
    angekommen, daß der Standort Deutschland besser
    wird. Es herrscht Optimismus, und es wird wesentlich
    mehr investiert.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Das schon, aber der Kanzler stürzt ab!)


    Auch das ist eine Konsequenz unserer Politik.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der PDS)


    – Verehrter Herr Kollege, die Kaufkraft, die wir schon
    Anfang dieses Jahres, als der Export lahmte, angekurbelt
    haben, hat uns am Absturz gehindert und hat wenigstens
    über die Inlandsnachfrage die Konjunktur gestützt.
    Nun zum Thema soziale Gerechtigkeit. Das, was ich
    von Herrn Gysi dazu gehört habe, war reine Demagogie.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Ruth Fuchs [PDS]: Wenn Sie das so sehen! Andere sehen es anders! Gott sei Dank!)


    Sie sollten sich einmal mit der Frage beschäftigen, was
    Staatsverschuldung sozialpolitisch bedeutet. Dann soll-
    ten Sie sich damit beschäftigen, welches Maß an
    Schlupflöchern wir bereits geschlossen haben. Die offe-
    nen Scheunentore sind zu großen Teilen geschlossen. In
    dem Kampf, der in diesem Frühjahr auch in diesem
    Hause geführt worden ist und der sehr konkret war,
    wollten Sie plötzlich all die Schlupflöcher, bei denen Sie
    vorher so heldenhaft gewesen sind, nicht mehr schlie-
    ßen. Dies nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen – das
    sage ich an die ganz linke Seite dieses Hauses – ist reine
    Demagogie.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Sagen Sie einmal, was Sie Herrn Lafontaine erzählt haben, als Sie noch Ministerpräsident waren!)


    Ich komme zum Schluß. Wir sind mit dieser Konzep-
    tion auf dem richtigen Wege. Das ist nicht einfach. Wir
    werden in diesem Lande sehr viel diskutieren und um
    Vertrauen werben müssen. Das wird dauern. Da mache
    ich mir keine Illusionen. Selbstverständlich ist es auch
    möglich, dieses Konzept zu ändern. Ich glaube aller-
    dings nicht – davon habe ich bis heute nichts gehört –,
    daß die Leitplanken dieses Konzepts in Frage gestellt
    werden. Das hat bisher niemand getan. Wenn man aus
    der Staatsverschuldung herauskommen will, kann man
    dies auch nicht tun.

    Bundesminister Hans Eichel






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Was mich mehr besorgt macht – es muß zwar nicht
    unbedingt besorgt machen; aber ich finde es schade –:
    Wir haben nicht einmal im einzelnen konkrete Gegen-
    vorschläge gehört.


    (Beifall bei der SPD – Dr. Uwe-Jens Rössel [PDS]: Doch, doch! Herr Eichel, die haben Sie nicht zur Kenntnis genommen! – Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Sie hören ja überhaupt nicht zu!)


    Es ist zu billig, zu einzelnen Elementen nein zu sagen
    und sich nicht der Mühe zu unterziehen, vorzuschlagen,
    was statt dessen getan werden sollte.

    Das kann möglicherweise noch geschehen. Dazu lade
    ich Sie herzlich ein. Nach wie vor sind Sie eingeladen,
    entweder ein gänzlich alternatives Konzept vorzulegen –
    davon war überhaupt nichts zu hören – oder im Rahmen
    dieses Konzeptes Alternativvorschläge zu machen. Über
    diese kann man dann, wenn sie vernünftig sind und
    wenn sie dieselben finanzpolitischen Konsequenzen ha-
    ben, in aller Ruhe reden.

    Die erste Lesung des Haushaltsgesetzes 2000 hat lei-
    der nicht erbracht, daß es ein Konzept der Opposition
    gibt.


    (Dr. Uwe-Jens Rössel [PDS]: Das stimmt nicht!)


    Infolgedessen steht unser Konzept. Sie sind eingeladen
    – vielleicht gelingt dies ja nach den Wahlen –, in der
    zweiten und dritten Lesung endlich eigene Vorschläge
    zu machen.


    (Anhaltender Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Uwe-Jens Rössel [PDS]: Wir haben Vorschläge gemacht!)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Für die CDU/CSU-
Fraktion spricht nunmehr die Kollegin Dr. Angela
Merkel.


(Dr. Konstanze Wegner [SPD]: Versteht die was vom Geld? – Weiterer Zuruf von der SPD: Jetzt kommen die konkreten Vorschläge!)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Angela Merkel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident!
    Meine Damen und Herren! Wir haben in dieser Woche
    über den Haushalt 2000 debattiert. Herr Eichel, wenn
    das Maß der Erregung ein Maß für die Güte Ihres Haus-
    halts wäre, dann hätten Sie die Chance, gut dabei weg-
    zukommen. Das ist es aber nicht.


    (Heiterkeit bei der CDU/CSU)

    Es besteht überhaupt kein Zweifel, daß das Datum

    2000 uns besonders dazu anregen sollte, daß wir uns
    über diesen Haushalt Gedanken machen.


    (Jörg Tauss [SPD]: Fangen Sie einmal an!)


    Lassen wir uns das noch einmal auf der Zunge zergehen:
    456,9 Milliarden DM, das waren die Ausgaben 1998. Im
    Jahre 2000 werden es 478,2 Milliarden DM sein.


    (Peter Dreßen [SPD]: Da haben wir aber etwas hereingenommen, was Sie draußengelassen hatten!)


    Was ich Ihnen zugute halte, ist: Nach Ihren Plänen spa-
    ren Sie im nächsten Jahr im Vergleich zum Jahre 1999
    7,5 Milliarden DM. Herr Eichel, das ist sicherlich kein
    schlechter Schritt. Aber es ist alles andere als eine Hel-
    dentat. Sie steigern sich hier in eine Heldenpose hinein,
    als hätte es Ähnliches in Deutschland noch nie gegeben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Dabei haben Sie, Herr Eichel, mit dem Haushalt 2000
    noch Glück im Unglück. Denn Ihr Vorgänger hat die
    Szene beizeiten verlassen und Ihnen einen aufgeblähten
    Haushalt hinterlassen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich habe mir aus dem Finanzausschuß erzählen las-

    sen, daß Sie den Kolleginnen und Kollegen dort bis
    heute nicht gesagt haben, woraus genau die Deckungs-
    lücke von 30 Milliarden DM besteht, die Sie immer
    wieder in Abrede stellen. Es ist doch völlig unstrittig –
    darüber brauchen Sie sich gar nicht aufzuregen –, daß
    eine solide Finanzpolitik zu einer vernünftigen Politik
    dazugehört.

    Es ist im übrigen auch nicht verwunderlich, Herr
    Eichel, daß die Mehrheit der Bevölkerung – das wissen
    wir genauso wie Sie – das Sparen im Grundsatz für
    richtig hält. Dieser Ansatz, weil er von der Mehrheit der
    Bevölkerung geteilt wird, muß Sie doch zu der Frage
    veranlassen, warum Sie trotz allem, obwohl Sie angeb-
    lich das Richtige tun, Wahl für Wahl verlieren und im-
    mer wieder Niederlagen einkassieren. Was mag der
    Grund für diese Tatsache sein?

    Sie müssen sich einfach einmal fragen, ob denn nun
    Ihre Politik die richtige ist. Hier ist Ihre erste Erklärung:
    Wir „vermitteln“ es nicht richtig, wir haben es noch
    nicht geschafft, wir müssen es den Leuten nur lange ge-
    nug erklären. Ich habe die Vermutung, Herr Eichel und
    Herr Bundeskanzler, daß hinter Ihrem Bild des Wählers
    etwas steht, was dem Wähler in der Bundesrepublik
    Deutschland längst nicht mehr Genüge tut. Dieser
    Wähler ist mündig, nicht dumm und nicht blöd.


    (Zuruf von der SPD: Ja, das hat er letztes Jahr gezeigt!)


    Dieser Wähler läßt sich nicht verschaukeln.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge ordneten der F.D.P.)

    Die Ursache, daß Sie trotz der grundsätzlichen Zu-

    stimmung zu einer Politik der soliden Haushaltsführung
    Wahlen verlieren, besteht darin, daß Sie unentwegt
    Willkür, Chaos und Wortbruch zur Grundlage Ihrer
    Politik gemacht haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Zuruf von der SPD: Unsinn!)


    Bundesminister Hans Eichel






    (A) (C)



    (B) (D)


    Wir werden doch auch von unseren Wählerinnen und
    Wählern gefragt: Was ist denn nun an diesen Schulden
    dran? Es ist doch vollkommen klar, daß die Zahlen, die
    Sie immer wieder aufgeführt haben, nämlich 1,5 Billio-
    nen DM, der Wahrheit entsprechen.


    (Zurufe von der SPD)

    Aber es ist auch klar – Sie haben erst zu einem ganz
    späten Zeitpunkt damit begonnen, dies in die Debatte
    einzuführen –, wie sich diese verschiedenen Schulden
    zusammensetzen. Hier muß man erst einmal sagen: 1969
    war die Verschuldung bei nahezu Null. Das ist hier
    schon gesagt worden. Sie ist dann auf 308 Milliarden
    DM bis zum Jahre 1982 angewachsen. Es gibt hier übri-
    gens eine Partei im Hause, die das nicht länger mit an-
    sehen konnte. Dann ist die Verschuldung von uns mit
    einem sehr viel langsameren Wachstum der Neuver-
    schuldung – aber immer noch einer Neuverschuldung –
    in eine sehr solide Finanzpolitik weitergeführt worden.

    Herr Eichel, wenn Sie Vertrauen gewinnen wollen,
    dann sagen Sie den Menschen die Wahrheit. Damals gab
    es einen Finanzminister Stoltenberg, an dem Sie sich ein
    Beispiel nehmen können, wie man Steuerreformen
    macht, Unternehmen entlastet und mehr Einnahmen in
    die Kasse bringt.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P. – Zurufe von der SPD)


    Herr Eichel, ich finde bei Ihren Plänen in Ordnung,
    daß Sie in den nächsten Jahren die Neuverschuldung
    herunterfahren wollen. Aber dann sagen Sie doch der
    Redlichkeit halber, daß es auch unter der Regierung von
    Helmut Kohl gelungen ist, von 1982 bis 1989 die Netto-
    neuverschuldung beim Haushalt genau zu halbieren.


    (Jörg Tauss [SPD]: Verdoppelt haben sich die Schulden in dem Zeitraum!)


    Auch das gehört mit zur historischen Wahrheit. Warum
    sagen Sie nicht, daß im Jahre 1989 die Neuverschuldung
    19,7 Milliarden DM betrug, während sie bei Regie-
    rungsübernahme nach der sozialliberalen Koalition noch
    bei 37 Milliarden DM lag? Das ist eine Leistung, die
    man würdigen muß. Sie können sie nachmachen. Bitte
    schön, nur zu!


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P. – Zurufe von der SPD)


    Was mir persönlich wirklich weh tut – auch das muß
    ich ganz klar sagen –, ist die Tatsache, wie Sie mit der
    deutschen Einheit und ihrer Finanzierung umgehen.


    (Zurufe von der SPD: Sie haben die Unwahrheit gesagt!)


    – Da brauchen Sie doch gar nicht zu schreien. Wer hat
    denn gelogen?


    (Jörg Tauss [SPD]: Eine Ihrer Hetzkampagnen!)


    Ich frage Sie einmal in diesem Hause: Wer hat denn ge-
    wußt, wie es in der früheren DDR aussah?


    (Zuruf von der SPD: Alle!)


    Da schaue ich einmal den Kollegen Schulz und noch ein
    paar andere an. Ich würde sagen, daß sie und ich aus der
    früheren DDR einen vergleichsweise guten Überblick
    hatten. Die meisten im Westen hatten darüber keinen
    Überblick.


    (Zurufe von der SPD)

    – Auch jetzt brauchen Sie nicht zu schreien. Es ist so.

    Daraus entstanden doch die legendären Protokollnoti-
    zen im Vertrag zur deutschen Einheit, was man denn
    alles mit dem Vermögen machen und wie man es etwa
    zur Hälfte auf die Länder verteilen werde. Das ist doch
    die Realität. Nun stehen Sie doch dazu!


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Zurufe von der SPD)


    Wenn man das in der vollen Dimension nicht wissen
    konnte oder nicht gewußt hat, dann, lieber Herr Eichel,
    kann man uns heute nicht vorwerfen, wir wollten das auf
    mehrere Generationen verteilen. Wir haben pro Jahr un-
    gefähr 100 Milliarden DM an Transferleistungen in die
    neuen Bundesländer gebracht. Was hätten Sie denn ma-
    chen wollen, um dies in der gleichen Generation zu be-
    zahlen? Wollten Sie die Mehrwertsteuer um 6 Prozent
    erhöhen, oder welchen Vorschlag hatten Sie? Es ist doch
    absurd, zu glauben, man hätte eine solch gigantische, hi-
    storische Leistung bereits zum gleichen Zeitpunkt be-
    gleichen können. Das ist doch völlig ausgeschlossen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Es gab eine lange Debatte, bei der sich die Länder

    auch nicht besonders rühmlich hervorgetan haben,

    (Beifall bei der CDU/CSU)


    nämlich die Debatte um die Einführung des Euro. Ich
    erinnere mich daran, daß es Länder gab – darunter auch
    einige von unserer Seite regierte –, die nicht glauben
    wollten, daß wir die Stabilitätskriterien für den Euro,
    insbesondere was die Nettoneuverschuldung anbelangt,
    einhalten. Es gehört auch zur Redlichkeit, Herr Eichel,
    zu sagen, daß wir es geschafft haben – gegen alle Augu-
    ren –, die Inflationsrate niedrig zu halten und die Netto-
    neuverschuldungsgrenze von 3,0 Prozent einzuhalten.


    (Dr. Konstanze Wegner [SPD]: Tricks und Täuschung! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Aber doch nicht Sie! – Weitere Zurufe von der SPD: Aber wie?)


    – Was heißt hier „Aber wie“?

    (Dr. Uwe-Jens Rössel [PDS]: Die Einführung des Euro war kein Ruhmesblatt!)

    – Daß die PDS glaubt, die Einführung des Euro sei kein
    Ruhmesblatt gewesen, weiß ich. Sie machen nach wie
    vor Wahlkampf gegen den Euro.


    (Dr. Uwe-Jens Rössel [PDS]: Nicht nur wir! – Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Wie die DVU! PDS und DVU!)


    Aber daß Sie, obwohl Sie heute Vertrauen in die euro-
    päischen Institutionen haben, hier einfach sagen, die

    Dr. Angela Merkel






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Kriterien seien quasi nicht erfüllt worden, ist schon ein
    starkes Stück.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wie haben Sie es geschafft?)


    Meine Damen und Herren, die Einführung des Euro
    war eines der besten Stabilitätsprogramme für alle euro-
    päischen Währungen; das werden auch Sie sicherlich ir-
    gendwann einsehen. Wir haben die Kriterien erfüllt und
    damit einen wichtigen Beitrag zu einer soliden Haus-
    halts- und Finanzpolitik für die nächsten Jahre geleistet.
    Auch das gehört zur historischen Wahrheit.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Dr. Uwe-Jens Rössel [PDS]: Was wird aus dem Rubel?)


    Ihr Problem ist nicht die Vermittlung. Ihr Problem ist
    die Glaubwürdigkeit Ihrer Regierung, insbesondere die
    des Herrn Bundeskanzlers. Er hat am 4. Oktober 1998 in
    der „Bild am Sonntag“, einer nicht am wenigsten gele-
    senen Zeitung, gesagt: „Ich habe nichts versprochen,
    was ich nicht halten werde. Mein Wort gilt.“ Herr
    Schröder, wir wollen es mit der Ehrlichkeit nicht zu weit
    treiben, aber wir können sagen: Was Sie in diesem
    knappen Jahr schon alles versprochen und nicht gehalten
    haben, das geht wirklich auf keine Kuhhaut.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Zuruf von der SPD: Beispiel!)


    Ich will nur ein Beispiel nennen. Wir haben es uns
    immer wieder im Fernsehen anschauen dürfen – Vilsho-
    fen, Februar 1999 –: „Ich stehe dafür, daß die Rente
    weiter entsprechend der Nettolohnentwicklung angepaßt
    wird. Das tasten wir nicht an“, haben Sie noch hinzu-
    gefügt, damit es besonders glaubwürdig wird. – Herr
    Eichel, Sie werden zugeben, daß damals alle Fakten auf
    dem Tisch lagen. Gestern aber stand der Bundeskanzler
    an dieser Stelle und hat gesagt: Ich würde das so gerne
    tun, wenn ich nur könnte, aber ich kann es nicht.

    Was hat denn stattgefunden zwischen Februar und
    dem gestrigen Tag? Es gibt keine neue Erkenntnis, kein
    neues Faktum. Es gibt nur gebrochene Worte. Verspro-
    chen, gebrochen – das ist Ihr Motto. Deshalb nehmen
    Ihnen die Leute nichts mehr ab.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Herr Eichel, es geht um Wahrhaftigkeit, Redlichkeit

    und Glaubwürdigkeit. Sie sind nun seit wenigen Mona-
    ten Bundesfinanzminister. Vorher waren Sie Minister-
    präsident eines Landes. Hier halten Sie plötzlich Reden,
    die inhaltlich weit von denen entfernt sind, die Sie frü-
    her gehalten haben. Jetzt reden Sie von Bundestreue;
    damals hatten Sie mit dem Bund nichts zu tun. Was ist
    denn das für ein Verfassungs- und Staatsverständnis?
    Wenn nicht alle für alles verantwortlich sind, kann die-
    ser Staat nicht funktionieren. Mit ihrer heutigen Rede
    tragen Sie hierzu bei.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das hat er gerade eben erklärt! Sie haben nicht zugehört!)


    Ich habe schon gemerkt, daß Sie immer dann, wenn
    man vom hessischen Haushalt spricht, unruhig werden.
    Ich kenne ihn nicht so gut wie Sie.


    (Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Er kennt ihn auch nicht!)


    Aber ich habe gehört, daß die Zinsausgaben während Ih-
    rer Regierungszeit um 60 Prozent gestiegen sein sollen.
    Relativ sicher aber weiß ich, daß die Schulden in Nie-
    dersachsen während der Amtszeit von Ministerpräsident
    Schröder von 37 Milliarden DM im Jahr 1990 auf
    65 Milliarden DM in 1998 angewachsen sind.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, ist dies ein Grund,
    apodiktisch zu sagen, wir hätten von Finanzen keine
    Ahnung? Wir haben die deutsche Einheit gemeistert. Si-
    cher, Sie haben in den Ländern Ihren Beitrag dazu gelei-
    stet,


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das wollte ich gerade sagen! Tun Sie doch nicht so!)


    aber ungerne. Sie haben mehrmals erklärt, Sie wollten es
    nicht tun. Ich vermute, durch den Bund-Länder-
    Finanzausgleich sind Sie nicht aus dieser Pflicht entlas-
    sen worden. Sich aber nun hier hinzustellen, über solide
    Haushaltsführung zu reden und zu sagen, wir hätten al-
    les falsch gemacht, ist schon ein starkes Stück.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich sage Ihnen: Glaubwürdigkeit hat auch etwas damit
    zu tun, mit wem man politisch kooperiert und wie man
    auf die Menschen zugeht. Sie müssen sich das schon
    überlegen, wenn sie mit einer Partei wie der PDS, die
    überall in den neuen Bundesländern


    (Dr. Uwe-Jens Rössel [PDS]: Hohe Wählerzustimmung hat!)


    das Geld mit offenen Händen und großen Scheffeln aus-
    gibt, ohne sich darüber Gedanken zu machen, woher es
    kommt, zusammenarbeiten wollen. Wie wollen Sie den
    Menschen in den neuen Bundesländern klarmachen, daß
    das ausgerechnet sie Menschen sind, die eine soziale Fi-
    nanzpolitik betreiben?


    (Dr. Uwe-Jens Rössel [PDS]: Nehmen Sie Wahlentscheidungen zur Kenntnis, Frau Merkel!)


    Für die Bürgerinnen und Bürger paßt das nicht zusam-
    men.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Dr. Uwe-Jens Rössel [PDS]: In Mecklenburg gibt es eine klare Mehrheit für Rot und PDS! Sie sind abgewählt worden! Herr Seite ist in Urlaub geschickt worden!)


    – Würden Sie entweder um eine Fragestellung bitten
    oder den Mund halten. Ich weiß sonst nicht, was hier los
    ist, wer hier spricht.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Abg. Dr. Uwe-Jens Rössel [PDS] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


    Dr. Angela Merkel






    (A) (C)



    (B) (D)


    – Ich möchte jetzt aber keine Zwischenfrage zulassen,
    Herr Präsident.


    (Heiterkeit bei der CDU/CSU, der SPD und der F.D.P. – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Klasse!)


    Ich kann Ihnen genau sagen, warum ich keine Frage zu-
    lasse. Ich bin gerade mit den Sozialdemokraten beschäf-
    tigt konkret damit, daß die Sozialdemokraten eine völlig
    widersprüchliche Politik einerseits der Konsolidierung
    und andererseits der Kooperation mit Leuten betreiben,
    die sich über den Haushalt wenig Gedanken machen,


    (Dr. Uwe-Jens Rössel [PDS]: Wen meinen Sie damit?)


    und daß das zu einem massiven Glaubwürdigkeitspro-
    blem führen wird.

    Ich sage Ihnen voraus, daß Sie am Sonntag abend
    wieder erleben werden – die Gefahr besteht –, daß Sie
    zwischen CDU und PDS zerrieben werden, weil Sie in
    den neuen Bundesländern für nichts glaubwürdig gera-
    destehen. Das ist die Konsequenz; so war es in Thürin-
    gen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Zuruf von der SPD: Jetzt bringen Sie mal Ihre Vorschläge! – Dr. Uwe-Jens Rössel [PDS]: Lassen Sie einmal die Wähler entscheiden!)


    Es ist mit Sicherheit so, daß ein solider Haushalt eine
    wichtige Größe in einer modernen, vernünftigen und zu-
    kunftsorientierten Politik ist. Es ist aber mit Sicherheit
    auch so, daß ein solider Haushalt nicht die gesamte
    Politik ist. Wir stehen an der Schwelle zum 21. Jahr-
    hundert.


    (Jörg Tauss [SPD]: Nichts als Geblubber!)

    Wir haben die Frage zu beantworten, wie wir im 21.
    Jahrhundert unter international offenen Bedingungen,
    die wir mit „Globalisierung“ beschreiben, den
    Wohlstand in unserem Land sichern wollen.


    (Zuruf von der SPD: Wo sind denn die Vorschläge?)


    – Warum schreien Sie immer? – Wir haben neue Fragen
    von hohem Interesse miteinander zu diskutieren.

    Herr Eichel, ich sage ihnen folgendes: Ich glaube, daß
    sie im Finanzministerium inzwischen der Meinung sind,
    Sie könnten alle Politikbereiche fast vollständig beherr-
    schen. Man kann Ihnen angesichts der Säumnisse in den
    Ministerien auch nicht verübeln, daß Sie etwas tun. Ih-
    nen unterlaufen dabei aber grobe logische Fehler, mit
    denen Sie in der Zukunft nur ganz schwer werden klar
    kommen können.


    (Zuruf von der SPD: Nennen Sie einmal einen!)


    – Ich nenne Ihnen jetzt einen, aber ich könnte viele nen-
    nen.

    Ein Fehler ist, daß Sie jetzt die Rentenbeiträge für
    die Arbeitslosenhilfeempfänger nach dem ausgezahl-
    ten Arbeitslosenentgeld berechnen, die Krankenversi-

    cherungsbeiträge aber auf 80 Prozent des letzten ver-
    dienten Bruttoentgelds beruhen. Können Sie den Men-
    schen in Deutschland erklären – Ich kann es nicht, viel-
    leicht können Sie es –, warum Sie in dem einen sozialen
    Versicherungssystem so und in dem anderen anders ver-
    fahren? Es ist nur damit zu erklären, daß Frau Fischer in
    einer anderen Partei ist als Herr Riester und daß Sie es
    dem einen aus Koalitionsgründen aufdrücken können
    und dem anderen nicht. So einfach ist die Logik.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich nenne Ihnen einen weiteren Fehler. Das ist die

    Ökosteuer. Wir haben alle miteinander, wahrscheinlich
    sogar parteiübergreifend, in diesem Haus den Grundge-
    danken vertreten – dabei gibt es immer Ausnahmen –,


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Weil Sie sie wollen, bekämpfen Sie sie! Soweit zum Thema Widerspruch!)


    den Faktor natürliche Ressourcen zu verteuern und den
    Faktor Arbeit zu entlasten. Das ist ein neuer Gedanke,
    und seine Einführung in die Politik bedarf besonderer
    Sorgfalt.

    Ich sage Ihnen zur Ökosteuer folgendes. Daß sie ge-
    gen die Rentner gerichtet ist, wissen wir. Wir haben ge-
    sagt, okay, das ist ein Sonderopfer. Deshalb hat der Herr
    Bundeskanzler damals gesagt: Wir wollen die Netto-
    lohnbezogenheit der Rente erhalten, weil wir die Rent-
    ner mit der Ökosteuer nicht entlasten. Daß es für die
    neuen Bundesländer besonders schwer ist, ist auch klar;
    denn 0,5 Prozent Entlastung im Rentensystem bedeuten
    bei weniger Lohn und weniger Beiträgen weniger Entla-
    stung bei gleicher Ökosteuerbelastung. Das ist ein fal-
    sches Signal in die falsche Richtung, aber ich will das
    hier nicht vertiefen.

    Daß die Ökosteuer aber auch familienfeindlich ist, hat
    Ihnen Ihre Familienministerin bisher offensichtlich noch
    nicht gesagt. Nehmen wir einmal eine Familie mit drei
    Kindern, in der eine Person erwerbstätig ist. Dann wird
    einer davon entlastet, aber fünf zahlen Ökosteuer.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Was ist mit der Steuerentlastung und dem Kindergeld?)


    Die in sich familienfeindliche Ökosteuer frist die Erhö-
    hung des Kindergeldes sofort wieder auf.


    (Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jedes Kind fährt Auto, hat einen extra Kühlschrank, hat ein extra Haus!)


    Nun, meine Damen und Herren, kommt der eigentli-
    che Höhepunkt. Sie müssen sich einmal genau anschau-
    en, wie Sie mit dem Bundeszuschuß für die Renten-
    versicherung herumhantieren, um verschiedene Posten
    verschieben zu können. Seit dem 1. Juni 1999 haben Sie
    statt des bisherigen Bundeszuschusses in Höhe von 7
    Milliarden DM für die zu leistenden Rentenzahlungen
    an die heutigen Rentnerinnen einen Zuschuß von 17
    Milliarden DM für die späteren Zahlungen an die heuti-
    gen Mütter mit kleinen Kindern eingebucht. Dieser

    Dr. Angela Merkel






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    fließt in die Rentenversicherung, obwohl die heute be-
    stehenden Rentenansprüche viel geringer sind.

    Sie senken zwar jetzt die Beiträge, werden aber eines
    Tages nicht das Geld haben, um die dann bestehenden
    Rentenansprüche wirklich bedienen zu können. Damit
    haben Sie mit der Ökosteuer schon den nächsten struktu-
    rellen Fehler gemacht.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Zu der schon in sich familienfeindlichen Ökosteuer

    kommt noch hinzu, daß sie dazu benutzt wird, die
    Rentenansprüche für Kindererziehungszeiten tatsäch-
    lich noch zu erhöhen. Das halte ich für einen groben
    Fehler.