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ID1405605900

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/56 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 56. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. September 1999 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2000 (Haushaltsgesetz 2000) (Drucksache 14/1400) ..................................................... 4999 A b) Unterrichtung durch die Bundesregierung Finanzplan des Bundes 1999 bis 2003 (Drucksache 14/1401) ................................ 4999 B c) Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sanierung des Bundeshaushalts – Haushaltssanierungsgesetz (Drucksache 14/1523) ..................................................... 4999 B Einzelplan 17 Bundesministerium für Familien, Se- nioren, Frauen und Jugend Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin BMFSFJ........................................................... 4999 C Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/CSU .... 5003 A Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN......................................................... 5005 A Ina Lenke F.D.P. .......................................... 5006 B Klaus Haupt F.D.P. .......................................... 5007 A Sabine Jünger PDS........................................... 5009 D Hildegard Wester SPD..................................... 5011 B Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/CSU .... 5014 A Hildegard Wester SPD..................................... 5014 C Thomas Dörflinger CDU/CSU ........................ 5015 D Christian Simmert BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 5016 D Dr. Ilja Seifert PDS...................................... 5017 D Klaus Holetschek CDU/CSU........................... 5018 C Christa Nickels BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5020 D Klaus Holetschek CDU/CSU........................... 5021 B Dieter Dzewas SPD ......................................... 5021 C Manfred Kolbe CDU/CSU .............................. 5023 D Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Andrea Fischer, Bundesministerin BMG......... 5024 D Manfred Kolbe CDU/CSU .............................. 5028 B Karl Diller SPD ............................................... 5030 A Manfred Kolbe CDU/CSU .............................. 5031 A Dr. Ilja Seifert PDS.......................................... 5032 A Eckhart Lewering SPD .................................... 5032 B Detlef Parr F.D.P. ............................................ 5034 A Dr. Ruth Fuchs PDS ........................................ 5036 C Helga Kühn-Mengel SPD................................ 5037 D Wolfgang Zöller CDU/CSU ............................ 5039 C Katrin Göring-Eckardt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 5041 B Dr. Ilja Seifert PDS...................................... 5041 D Wolfgang Lohmann (Lüdenscheid) CDU/ CSU ................................................................. 5042 C Rudolf Dreßler SPD..................................... 5043 D II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 56. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. September 1999 Dr. Martin Pfaff SPD....................................... 5045 B Jürgen Koppelin F.D.P................................. 5046 B Wolfgang Zöller CDU/CSU ........................ 5047 C Hans Eichel, Bundesminister BMF.................. 5048 B Dr. Uwe-Jens Rössel PDS............................ 5049 D Dr. Angela Merkel CDU/CSU......................... 5052 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5057 D Jürgen Koppelin F.D.P..................................... 5061 A Dr. Uwe-Jens Rössel PDS................................ 5063 D Hans Georg Wagner SPD ................................ 5065 C Dr. Christa Luft PDS ................................... 5057 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU.................... 5068 A Nächste Sitzung ............................................... 5069 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 5071 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen..................................... 5071 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 56. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. September 1999 4999 (A) (C) (B) (D) 56. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. September 1999 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 56. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. September 1999 5071 (A) (C) (B) (D) Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Bachmaier, Hermann SPD 17.9.99 Bernhardt, Otto CDU/CSU 17.9.99 Bertl, Hans-Werner SPD 17.9.99 Bläss, Petra PDS 17.9.99 Blank, Renate CDU/CSU 17.9.99 Brudlewsky, Monika CDU/CSU 17.9.99 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 17.9.99 Bulmahn, Edelgard SPD 17.9.99 Dr. Däubler-Gmelin, Herta SPD 17.9.99 Dautzenberg, Leo CDU/CSU 17.9.99 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.9.99 Ernstberger, Petra SPD 17.9.99 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 17.9.99 Fritz, Erich G. CDU/CSU 17.9.99 Gebhardt, Fred PDS 17.9.99 Goldmann, Hans-Michael F.D.P. 17.9.99 Grasedieck, Dieter SPD 17.9.99 Gröhe, Hermann CDU/CSU 17.9.99 Dr. Gysi, Gregor PDS 17.9.99 Hartnagel, Anke SPD 17.9.99 Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 17.9.99 Hiller (Lübeck), Reinhold SPD 17.9.99 Hovermann, Eike SPD 17.9.99 Jacoby, Peter CDU/CSU 17.9.99 Jelpke, Ulla PDS 17.9.99 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 17.9.99 Dr. Knake-Werner, Heidi PDS 17.9.99 Dr. Lamers (Heidelberg), Karl A. CDU/CSU 17.9.99 * Lennartz, Klaus SPD 17.9.99 Müller (Kiel), Klaus Wolfgang BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.9.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Ost, Friedhelm CDU/CSU 17.9.99 Pützhofen, Dieter CDU/CSU 17.9.99 Rossmanith, Kurt J. CDU/CSU 17.9.99 Rühe, Volker CDU/CSU 17.9.99 Schily, Otto SPD 17.9.99 Schmidt-Zadel, Regina SPD 17.9.99 Schmitz (Baesweiler), Hans Peter CDU/CSU 17.9.99 Dr. Schockenhoff, Andreas CDU/CSU 17.9.99 Schuhmann (Delitzsch), Richard SPD 17.9.99 Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 17.9.99 Schultz (Köln), Volkmar SPD 17.9.99 Dr. Stadler, Max F.D.P. 17.9.99 Dr. Frhr. von Stetten, Wolfgang CDU/CSU 17.9.99 Teuchner, Jella SPD 17.9.99 Dr. Thalheim, Gerald SPD 17.9.99 Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 17.9.99 Wiefelspütz, Dieter SPD 17.9.99 Wöhrl, Dagmar CDU/CSU 17.9.99 Dr. Zöpel, Christoph SPD 17.9.99 ————— *) für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versamm- lung Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Vorsitzende des folgenden Ausschusses hat mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Be- ratung abgesehen hat. Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 14/342 Nr. 1.14Drucksache 14/595 Nr. 2.3
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Andrea Fischer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich würde gern erst noch die Ausführungen zu diesem
    Punkt zu Ende führen.

    Ich glaube schon, daß es Sinn macht, darüber eine ra-
    tionale Debatte zu führen. Welche Schlußfolgerungen
    man dann daraus zieht, bleibt immer noch dem Parla-
    ment und der Regierung


    (Detlef Parr [F.D.P.]: Auch dem Wähler! – Dr. Hermann Kues [CDU/CSU]: Dem Wähler!)


    – das ist zweifelsohne richtig – sowie dem Wähler
    überlassen. Dieser hat letztes Jahr die Schlußfolgerung
    aus Ihrer Politik gezogen.


    (Dr. Hermann Kues [CDU/CSU]: Der hat in diesem Jahr auch entschieden! – Detlef Parr [F.D.P.]: Jetzt sieht das ganz anders aus!)


    Ich will noch einmal deutlich machen: Zur Zeit fin-
    den Anhörungen im Gesundheitsausschuß statt. Parallel

    Bundesministerin Andrea Fischer






    (A) (C)



    (B) (D)


    dazu gibt es vielfältige Gespräche seitens der Fraktionen
    und auch seitens des Ministeriums zu der Frage, was
    sich noch ändern muß. Wir werden nach Wegen suchen,
    wie wir auf die Befürchtungen eingehen, daß die Pflege
    bei den Veränderungen nicht genügend Berücksichti-
    gung findet.


    (Wolfgang Lohmann [Lüdenscheid] [CDU/CSU]: Wann denn?)


    Wir werden nach Wegen suchen, wie wir den Befürch-
    tungen der Krankenhäuser entgegenkommen, daß sie zu
    stark betroffen würden, und trotzdem den notwendigen
    Strukturwandel einleiten.

    Wir haben mit der Ärzteschaft über ihre Befürchtun-
    gen gesprochen, daß sie den Sicherstellungsauftrag
    verliert. Wir suchen dort nach einem Kompromiß, wie
    man den Sicherstellungsauftrag erhält und trotzdem den
    innovativen Charakter der Integrationsversorgung und
    der Modellverträge nicht behindert. Bei unseren Gesprä-
    chen mit dem Datenschutzbeauftragten über die Kritik
    an den Regelungen, die wir hier vorgesehen haben, sind
    wir auf einem sehr guten Weg.


    (Detlef Parr [F.D.P.]: Sehr spät!)

    Meine Damen und Herren, Kompromisse gehören

    zum politischen Geschäft. Wir sind dazu ausdrücklich
    bereit. Das schließt alle ein: die Opposition hier im
    Haus, aber selbstverständlich auch den Bundesrat. Auf
    der anderen Seite muß klar sein, daß wir dabei die Linie
    halten, weswegen wir diese Gesundheitsreform machen,
    nämlich daß wir dem Gemeinwohl verpflichtet sind und
    wir uns nicht nur auf eine Seite schlagen und nur deren
    Interessen vertreten.

    Diese Linie heißt: Wir wollen ein Gesundheitswesen,
    das sich an den Bedürfnissen von Patientinnen und Pati-
    enten orientiert und diese in den Mittelpunkt stellt.


    (Dr. Hermann Kues [CDU/CSU]: Das ist richtig!)


    Diese Linie heißt auch: Wir wollen ein Gesundheitswe-
    sen, in dem wirtschaftlich gearbeitet wird, in dem Un-
    nötiges vermieden wird. Das ist übrigens auch im Inter-
    esse von Patientinnen und Patienten. Hier geht es nicht
    nur um das Sparen von Geld, sondern auch darum, un-
    nötige Eingriffe zu vermeiden. Wir haben es schließlich
    immer mit der körperlichen Unversehrtheit von Men-
    schen zu tun.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Aribert Wolf [CDU/CSU]: Wie in der Pflegeversicherung!)


    Wir wollen bei der Gesundheitsversorgung Innova-
    tionen einbringen – Innovationen, die vor allen Dingen
    darauf setzen, daß alle Beteiligten mehr und intensiver
    zusammenarbeiten, als das bislang der Fall war. Die
    heute bestehenden Barrieren wollen wir abbauen. Und
    wir wollen Gesundheitspolitik nicht nur als heilend,
    sondern auch als vorbeugend begreifen. Wir buchstabie-
    ren Eigenverantwortung nicht so, daß immer höhere
    Zuzahlungen nötig werden. Eigenverantwortung heißt

    für uns, Verantwortung für die eigene Gesundheit und
    das Leben mit einer Krankheit zu übernehmen.


    (Dr. Hermann Kues [CDU/CSU]: Die müssen alles selbst zahlen bei Ihnen! 30 Prozent der Medikamente!)


    Das ist der Grund, warum wir Gesundheitsförderung,
    Selbsthilfe und Prävention wieder wesentlich stärker be-
    rücksichtigen wollen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Ich appelliere deswegen an alle, keine Angstkampa-
    gne zu führen. Wir werden uns über das Ganze zu strei-
    ten haben und am Ende feststellen, daß es bei aller
    Kompromißbereitschaft Differenzen gibt, die nicht zu
    überwinden sind. Aber ich meine schon, daß alle so viel
    Verantwortung zeigen müssen, daß die Leute nicht un-
    nötig in Angst und Schrecken versetzt werden. Damit ist
    niemandem gedient, damit vergrößert man die Probleme
    nur.

    Ich möchte gerne noch – in gebotener Kürze – auf ei-
    nige andere Punkte eingehen. Wir haben schon letzte
    Woche eine Debatte über die Pflegeversicherung ge-
    führt. Dort ist schon viel über den Zusammenhang von
    Haushalt und Pflegeversicherung gesagt worden. Wir
    wissen alle, daß wir in der Pflegeversicherung noch gro-
    ße Aufgaben vor uns haben, insbesondere was die Frage
    der Abgrenzung der verschiedenen Leistungsbereiche
    anbelangt.

    Ich finde, Sie sollten nicht immer so tun, als hätte ich
    die Pflegeversicherung geschaffen. Mit Verlaub: Im Ge-
    gensatz zu den meisten, die hier vor mir sitzen, habe ich
    der Pflegeversicherung nicht zugestimmt. Aber ich wer-
    de jetzt alles dafür tun, sie weiterzuentwickeln und sie
    voranzubringen.


    (Aribert Wolf [CDU/CSU]: Wie wollen Sie das ohne Geld tun? – Dr. Hermann Kues [CDU/CSU]: Wie denn?)


    Gerade diejenigen, die die Grundsatzentscheidungen
    getroffen haben, gerade diejenigen, die für die heutige
    Konstruktion waren,


    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie entnehmen doch Geld! Das ist eine Frechheit!)


    sollten nicht so tun, als könnte man in diesem System
    eine Wünsch-dir-was-Politik betreiben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Sie wissen ganz genau, daß auch das jetzt anstehende
    Sparpaket die eigentlichen Probleme nicht lösen kann.
    Das ist eine ganz andere Dimension. Ich appelliere an
    Sie, die Pflegeversicherung auch weiterhin als Ihr Kind
    zu begreifen


    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das ist unser Kind! Deshalb hüten wir es so!)


    und sich dabei mit uns zusammen darum zu bemühen,
    daß die schwierigen Fragen, die noch anzugehen sind,
    bewältigt werden.

    Bundesministerin Andrea Fischer






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Ich appelliere auch an Sie, im Bereich der Drogen-
    politik nicht hinter Erkenntnissen in den eigenen Reihen
    zurückzufallen. Es kann überhaupt kein Zweifel daran
    bestehen, daß die Bundesregierung auf eine Politik setzt,
    die dem Grundsatz folgt: Wir wollen, daß Menschen ein
    Leben ohne Drogen führen. Deshalb machen wir die
    Kampagne „Kinder stark machen“, deswegen werben
    wir für ein drogenfreies Leben. Aber: Wer drogenab-
    hängig ist, ist krank und bedarf unserer Hilfe. Wir su-
    chen nach Wegen, zum Teil auch nach neuen Wegen.
    Wir wissen, daß sie zum Teil durchaus erfolgverspre-
    chend sind.

    Weil wir wissen, daß das heikle Fragen berührt, star-
    ten wir einen Modellversuch. Dafür gibt es, so meine
    ich, gute Gründe. Wir haben gehört, daß längst auch in
    Ihren Reihen ein Nachdenken darüber eingesetzt hat.
    Gerade auf kommunaler Ebene erleben wir immer wie-
    der, daß diese Art einer helfenden Drogenpolitik längst
    über alle Parteigrenzen hinweg verfolgt wird, weil sie
    die erfolgreichere ist. Dagegen, daß man Drogenabhän-
    gigen hilft, sollte man nicht seine grundsätzliche Linie in
    der Drogenpolitik ausspielen und behaupten, das sage
    etwas über die Haltung zur Drogenproblematik allge-
    mein aus.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Ich möchte alle Beteiligten um eine konstruktive Zu-
    sammenarbeit bei der Beratung des Haushalts bitten, die
    sicherlich nicht einfach werden wird, weil auch der
    Haushalt des Bundesministeriums für Gesundheit vom
    Sparpaket nicht unberührt bleibt. Ich hoffe aber, daß wir
    gemeinsam zu einer guten Beratung kommen.

    Ich danke Ihnen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)




Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Wort hat
jetzt der Abgeordnete Manfred Kolbe.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Manfred Kolbe


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Sehr geehrte Frau Prä-
    sidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Mini-
    sterin, wir sind in der Haushaltsdebatte, aber außer in Ih-
    rem Schlußsatz haben Sie leider nichts zum Haushalt
    gesagt, obwohl das doch ganz interessant gewesen wäre.

    Angeblich hat die Bundesregierung ein 30-Milliar-
    den-DM-Sparprogramm aufgelegt. Das ist aber schlicht
    und ergreifend falsch. Wahrscheinlich haben Sie deswe-
    gen nichts dazu gesagt. Wenn Sie das einmal mit dem
    Haushalt 1999 vergleichen, dann können Sie feststellen,
    daß wir gerade einmal 7,5 Milliarden DM einsparen.
    Aber auch die sparen wir nicht wirklich ein, weil der
    Vorgänger von Herrn Eichel, Oskar Lafontaine, den
    Haushalt um 30 Milliarden DM erhöht hat. Eichels
    „Sparhaushalt“ liegt – das müssen wir immer wieder
    nach außen tragen – um 21 Milliarden DM höher als der
    letzte Waigel-Haushalt. Wenn Eichel angeblich spart,
    dann hat der Waigel super gespart!


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Es bleibt völlig im dunkeln, was Bezugsgröße Ihrer
    angeblichen Einsparungen ist. Herr Staatssekretär Diller,
    vielleicht können Sie einmal nach vorne treten und das
    dem Hohen Hause erklären. Wir rätseln nämlich noch,
    was die Bezugsgröße für Ihr 30-Milliarden-DM-
    Einsparvolumen ist. Der Vorjahreshaushalt kann es nicht
    sein; der noch gültige Finanzplan kann es auch nicht
    sein, weil wir auch insofern 12,9 Milliarden DM höher-
    liegen. Wenn Sie dieses Rätsel heute aufklären könnten,
    dann hätten Sie sich große Verdienste erworben.

    Besonders schwierig ist es, die Einsparungen im Ein-
    zelplan 15 nachzuvollziehen. Schauen wir doch einmal
    die Zahlen an! 1999 gab es Ausgaben von 1,607 Milli-
    arden DM, im Jahre 2000 haben wir Ausgaben von
    1,809 Milliarden DM. Alle, die in diesem Hause rechnen
    können, stellen fest: Es sind 202 Millionen DM an
    Mehrausgaben. Wo wird denn da eingespart? Ihr Haus
    bemüht sich, das zu erklären. Angeblich lägen drei Son-
    dersachverhalte vor: 130 Millionen DM an Nachveran-
    schlagung für Pflegeeinrichtungen, 50 Millionen DM für
    den Neubau eines Instituts in Bonn und 26 Millionen
    DM für Personalausgaben. Die Sonderbelastungen sind
    schon ein Ding! Wenn ich als Privatmann beschließen
    würde, im kommenden Jahr jeden Monat 500 DM weni-
    ger auszugeben, dann aber zu dem Ergebnis kommen
    würde, noch in den Urlaub fahren zu müssen – das
    macht 1 000 DM –, ein neues Auto zu brauchen – das
    sind 10 000 DM – und daß ein neues Bad auch noch an-
    genehm wäre, diese Ausgaben entsprechend veranschla-
    gen und dann von Einsparungen sprechen würde, die
    wegen der Sonderbelastungen aber leider nicht eintreten
    können, dann würden wir alle anfangen zu lachen. So
    sieht es aber doch mit Ihrem Sparpaket aus: Sie sparen
    gar nicht. Das ist ein großer Sparbluff, eine große Spar-
    legende, die Sie in die Welt setzen. Das werden wir auf-
    zeigen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Genauso verhält es sich mit der „Erblast“. Seit Mo-
    naten rennen Sie durch das Land und sagen, Sie hätten
    1,5 Billionen DM Schulden von Helmut Kohl geerbt.
    Das muß in dieser Woche jeder Minister von seinem
    Sprechzettel ablesen. Obwohl ich es schon zum Famili-
    enhaushalt gesagt habe, sage ich es noch einmal – es
    kann auch nicht oft genug gesagt werden –: Von diesen
    1,5 Billionen DM resultiert ein knappes Drittel aus der
    Folgelast der DDR. Meine Damen und Herren von der
    Sozialdemokratie, für diesen Bereich haben wir doch
    gemeinsam gewaltige Aufbauleistungen erbracht. Wir
    alle sind sicher der Meinung, daß das gesamtdeutsche
    Schulden sind, die deswegen auch von allen Deutschen
    zu tragen sind. Aber es machte doch Sinn, sie gesondert
    in einem Erblastentilgungsfonds zu veranschlagen, da-
    mit die Verantwortung der SED/PDS-Genossen auf der
    extrem linken Seite ganz deutlich klargestellt ist. Diese
    Verantwortung verwaschen Sie jetzt. Das kann nicht im
    Sinne der demokratischen Parteien in der Bundesrepu-
    blik Deutschland liegen.


    (Rolf Kutzmutz [PDS]: Man ist nicht einfach Demokrat, nur weil man in der CDU ist!)


    Bundesministerin Andrea Fischer






    (A) (C)



    (B) (D)


    Und Herr Diller, Sie wissen es doch: Auch die gut
    1 Milliarde DM, die dann noch übrigbleibt, ist im we-
    sentlichen unter der sozialliberalen Koalition entstanden.
    Dort ist mit der Verschuldung begonnen worden. Hel-
    mut Schmidt – angeblich der größte Weltökonom aller
    Zeiten! – war es, der sich kreditfinanzierte Ausgaben-
    spielräume verschafft hat. Die Regierung Helmut Kohl
    hatte kaum kreditfinanzierte Ausgabenspielräume.


    (Widerspruch des Parl. Staatssekretärs Karl Diller)


    In der ersten Zeit der Ära Kohl, also unter Stolten-
    berg, lagen die neuen Kredite unter den Zinsen der
    Schmidtschen Altschulden. Selbst nach der deutschen
    Einheit, als wir die großen Aufbauleistungen Ost zu
    vollbringen hatten, lagen die neu aufgenommenen Kre-
    dite mal knapp über, mal unter den Beträgen für die
    Zinszahlungen. Der einzige in der Geschichte der Bun-
    desrepublik Deutschland, der sich langfristig kredit-
    finanzierte Ausgabespielräume verschafft hat, war Hel-
    mut Schmidt. Alle anderen haben nur mit neuen Kredi-
    ten die alten Zinsen gezahlt. Sie haben dadurch natürlich
    auch die Bundesschuld erhöht, aber sie haben sich kaum
    neuen kreditfinanzierten Ausgabespielraum verschafft.
    Es ist eine echte Legende, die Sie hier auftischen. Aber
    diese Legende wird in sich zusammenbrechen; damit
    kommen Sie nicht durch.

    Besonders ärgerlich ist Ihre Erblastlegende auch
    dann, wenn wir uns einmal anschauen, was Sie in den
    vergangenen vier Jahren im Haushaltsausschuß gemacht
    haben. Ich habe mir die Mühe gemacht, Ihre Anträge
    zum Einzelplan 15 – Gesundheit – des Bundeshaushalts
    herauszusuchen – Herr Diller, Sie waren ja Arbeitsgrup-
    penvorsitzender –: Auch dort nur Erhöhungsanträge!
    Vier Jahre lang haben Sie keinen einzigen Sparbeitrag
    geliefert. Dann werfen Sie uns vor, die Ausgaben in die
    Höhe getrieben zu haben. Das ist doch widersprüchlich;
    das hält doch nicht.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P. – Dr. Konstanze Wegner [SPD]: Das wissen Sie als Haushälter besser!)


    – Es waren nur Erhöhungsanträge.

    (Dr. Konstanze Wegner [SPD]: Nein! Wir haben immer Deckungsvorschläge gemacht!)


    – Dann zeigen Sie mir die.

    (Zurufe von der SPD)


    – Jäger 90: Das war Ihr Deckungsvorschlag in all den
    Jahren.


    (Heiterkeit bei der CDU/CSU – Dr. Hermann Kues [CDU/CSU]: Den suchen wir auch noch!)


    Lassen Sie mich jetzt zu einzelnen Positionen des Ge-
    sundheitshaushalts kommen. Der größte Ausgabenpo-
    sten sind mit 926 Millionen DM die Finanzhilfen zur Fi-
    nanzierung von Investitionsmaßnahmen bei Pflegeein-
    richtungen. Diese Ausgabe, die wir hier leisten, ist gut.
    Wir leisten hier eine wichtige Ausgabe für den Aufbau
    in den östlichen Ländern. Wer sich den Zustand der

    Pflegeeinrichtungen bis 1990 vergegenwärtigt, der weiß,
    daß diese Milliarden dort notwendig sind. Es ist sinnvoll
    – die CDU/CSU hat das eingeleitet; Sie setzen dieses
    Programm fort –,


    (Zuruf des Abg. Dr. Ilja Seifert [PDS])

    daß wir diese Aufbauleistung vollbringen, Herr Seifert.
    Sie hätten sich bis 1990 einmal darum bemühen sollen,
    da etwas zu verbessern.


    (Dr. Ilja Seifert [PDS]: Haben wir ja auch!)

    Sie waren ja dort 40 Jahre an der Regierung.


    (Dr. Ruth Fuchs [PDS]: Sie sind langsam ein Witzbold! Wirklich!)


    Ebenso erfreulich ist, daß wir jetzt endlich Mittel zur
    Entschädigung der Hepatitis-C-Opfer in der ehemali-
    gen DDR in den Bundeshaushalt einstellen. Dies begrü-
    ßen wir ausdrücklich.

    Was wir aber nicht begrüßen, Frau Ministerin, sind
    zahlreiche Kürzungen bei allgemeinen Bewilligungen.


    (Gudrun Schaich-Walch [SPD]: Ich denke, es wird nirgendwo gekürzt!)


    Sie stocken teilweise auf, wo der Bereich Ihres Ministe-
    riums betroffen ist. Ich nenne etwa den Erwerb von
    Fahrzeugen. Dieser Titel steigt um fast das Doppelte.
    Sie kürzen aber bei den Programmen: Zuschüsse zur
    Einrichtung, Erweiterung, Ausstattung und Modernisie-
    rung von Pflegeeinrichtungen: von 68 Millionen DM auf
    55 Millionen DM; Zuschuß zu den Kosten für Erhebun-
    gen auf dem Gebiet der Krebskrankheiten: von 3,3 Mil-
    lionen auf 2,8 Millionen DM; Aufklärungsmaßnahmen
    gegen den Drogenmißbrauch: um 1 Million DM gekürzt;
    Forschungseinrichtungen und Aufklärungsmaßnahmen
    im Bereich von Aids.

    Ich erinnere mich an viele in der letzten Legislaturpe-
    riode vehement vorgetragene Anträge zur Aidsaufklä-
    rung. Sie Frau Ministerin, haben vor kurzem auf dem
    Rathausvorplatz in Wuppertal-Barmen die Wanderaus-
    stellung „Liebesleben“ zur Aidsprävention eröffnet und
    dort verkündet: Aids ist nach wie vor eine große Heraus-
    forderung; die Aidsbekämpfung liegt mir am Herzen. –
    Frau Ministerin, leider findet sich das nicht im Haushalt
    wieder. Der Haushalt ist doch angeblich in Zahlen ge-
    gossene Politik. Ich halte fest: Die Aidsansätze gehen
    zurück. Dies ist bedauerlich. Wir werden versuchen, hier
    im Haushaltsausschuß noch nachzubessern.

    Lassen Sie mich abschließend noch einen Satz zur
    Gesundheitspolitik sagen. Die Redner, die mir folgen
    werden, werden dazu wesentlich vertiefter sprechen
    können. Ich will nur folgendes sagen: Was wir ablehnen,
    ist der Systemwechsel von der eigenverantwortlichen
    Medizin zur Einheits- und Staatsmedizin. Den vollzie-
    hen Sie mit dem Globalbudget.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P. – Zurufe von der SPD: Nein! Nein!)


    Ich darf hier einen bildlichen Vergleich anführen, den
    ich jüngst gelesen habe: Es drängt sich der Vergleich mit

    Manfred Kolbe






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    der Feuerwehr auf. Die Kassenärzte sind dazu ver-
    dammt, alle Krankheiten zu heilen – so wie die Feuer-
    wehren alle Brände löschen sollen. Den Feuerwehren
    steht dafür jedoch nur ein festes Budget für das Lösch-
    wasser zur Verfügung. Natürlich können sie alles tun,
    um möglichst sorgsam damit umzugehen. Aber sie ha-
    ben Einfluß weder auf die Zahl der Brände noch auf die
    Schwere der Brände, noch auf den Preis des Löschwas-
    sers. So sieht die Gesundheitspolitik aus, die Sie betrei-
    ben, und sie wird unser medizinisches System gefähr-
    den. Deshalb hoffe ich, daß Sie in diesem Bereich zu ei-
    ner Umkehr kommen.

    Abschließend wünsche ich uns, daß wir zu einer
    sachlichen Beratung im Haushaltsausschuß kommen und
    daß wir in dem einen oder anderen Punkt Veränderun-
    gen erreichen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)