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ID1405605700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/56 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 56. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. September 1999 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2000 (Haushaltsgesetz 2000) (Drucksache 14/1400) ..................................................... 4999 A b) Unterrichtung durch die Bundesregierung Finanzplan des Bundes 1999 bis 2003 (Drucksache 14/1401) ................................ 4999 B c) Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sanierung des Bundeshaushalts – Haushaltssanierungsgesetz (Drucksache 14/1523) ..................................................... 4999 B Einzelplan 17 Bundesministerium für Familien, Se- nioren, Frauen und Jugend Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin BMFSFJ........................................................... 4999 C Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/CSU .... 5003 A Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN......................................................... 5005 A Ina Lenke F.D.P. .......................................... 5006 B Klaus Haupt F.D.P. .......................................... 5007 A Sabine Jünger PDS........................................... 5009 D Hildegard Wester SPD..................................... 5011 B Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/CSU .... 5014 A Hildegard Wester SPD..................................... 5014 C Thomas Dörflinger CDU/CSU ........................ 5015 D Christian Simmert BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 5016 D Dr. Ilja Seifert PDS...................................... 5017 D Klaus Holetschek CDU/CSU........................... 5018 C Christa Nickels BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5020 D Klaus Holetschek CDU/CSU........................... 5021 B Dieter Dzewas SPD ......................................... 5021 C Manfred Kolbe CDU/CSU .............................. 5023 D Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Andrea Fischer, Bundesministerin BMG......... 5024 D Manfred Kolbe CDU/CSU .............................. 5028 B Karl Diller SPD ............................................... 5030 A Manfred Kolbe CDU/CSU .............................. 5031 A Dr. Ilja Seifert PDS.......................................... 5032 A Eckhart Lewering SPD .................................... 5032 B Detlef Parr F.D.P. ............................................ 5034 A Dr. Ruth Fuchs PDS ........................................ 5036 C Helga Kühn-Mengel SPD................................ 5037 D Wolfgang Zöller CDU/CSU ............................ 5039 C Katrin Göring-Eckardt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 5041 B Dr. Ilja Seifert PDS...................................... 5041 D Wolfgang Lohmann (Lüdenscheid) CDU/ CSU ................................................................. 5042 C Rudolf Dreßler SPD..................................... 5043 D II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 56. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. September 1999 Dr. Martin Pfaff SPD....................................... 5045 B Jürgen Koppelin F.D.P................................. 5046 B Wolfgang Zöller CDU/CSU ........................ 5047 C Hans Eichel, Bundesminister BMF.................. 5048 B Dr. Uwe-Jens Rössel PDS............................ 5049 D Dr. Angela Merkel CDU/CSU......................... 5052 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5057 D Jürgen Koppelin F.D.P..................................... 5061 A Dr. Uwe-Jens Rössel PDS................................ 5063 D Hans Georg Wagner SPD ................................ 5065 C Dr. Christa Luft PDS ................................... 5057 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU.................... 5068 A Nächste Sitzung ............................................... 5069 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 5071 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen..................................... 5071 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 56. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. September 1999 4999 (A) (C) (B) (D) 56. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. September 1999 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 56. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. September 1999 5071 (A) (C) (B) (D) Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Bachmaier, Hermann SPD 17.9.99 Bernhardt, Otto CDU/CSU 17.9.99 Bertl, Hans-Werner SPD 17.9.99 Bläss, Petra PDS 17.9.99 Blank, Renate CDU/CSU 17.9.99 Brudlewsky, Monika CDU/CSU 17.9.99 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 17.9.99 Bulmahn, Edelgard SPD 17.9.99 Dr. Däubler-Gmelin, Herta SPD 17.9.99 Dautzenberg, Leo CDU/CSU 17.9.99 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.9.99 Ernstberger, Petra SPD 17.9.99 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 17.9.99 Fritz, Erich G. CDU/CSU 17.9.99 Gebhardt, Fred PDS 17.9.99 Goldmann, Hans-Michael F.D.P. 17.9.99 Grasedieck, Dieter SPD 17.9.99 Gröhe, Hermann CDU/CSU 17.9.99 Dr. Gysi, Gregor PDS 17.9.99 Hartnagel, Anke SPD 17.9.99 Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 17.9.99 Hiller (Lübeck), Reinhold SPD 17.9.99 Hovermann, Eike SPD 17.9.99 Jacoby, Peter CDU/CSU 17.9.99 Jelpke, Ulla PDS 17.9.99 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 17.9.99 Dr. Knake-Werner, Heidi PDS 17.9.99 Dr. Lamers (Heidelberg), Karl A. CDU/CSU 17.9.99 * Lennartz, Klaus SPD 17.9.99 Müller (Kiel), Klaus Wolfgang BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.9.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Ost, Friedhelm CDU/CSU 17.9.99 Pützhofen, Dieter CDU/CSU 17.9.99 Rossmanith, Kurt J. CDU/CSU 17.9.99 Rühe, Volker CDU/CSU 17.9.99 Schily, Otto SPD 17.9.99 Schmidt-Zadel, Regina SPD 17.9.99 Schmitz (Baesweiler), Hans Peter CDU/CSU 17.9.99 Dr. Schockenhoff, Andreas CDU/CSU 17.9.99 Schuhmann (Delitzsch), Richard SPD 17.9.99 Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 17.9.99 Schultz (Köln), Volkmar SPD 17.9.99 Dr. Stadler, Max F.D.P. 17.9.99 Dr. Frhr. von Stetten, Wolfgang CDU/CSU 17.9.99 Teuchner, Jella SPD 17.9.99 Dr. Thalheim, Gerald SPD 17.9.99 Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 17.9.99 Wiefelspütz, Dieter SPD 17.9.99 Wöhrl, Dagmar CDU/CSU 17.9.99 Dr. Zöpel, Christoph SPD 17.9.99 ————— *) für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versamm- lung Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Vorsitzende des folgenden Ausschusses hat mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Be- ratung abgesehen hat. Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 14/342 Nr. 1.14Drucksache 14/595 Nr. 2.3
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    Rede von Andrea Fischer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich hoffe, daß dies jemand, der dafür zuständig ist, mit-
    bekommen hat. Ich glaube nämlich, ich halte es nicht
    durch, wenn ich die ganze Zeit schreien muß. Ehrlich
    gesagt, will ich das auch gar nicht; von Können soll hier
    nicht die Rede sein.


    (Beifall der Abg. Susanne Kastner [SPD])

    Noch einmal zur Kritik an der Gesundheitsreform:

    Ich will hier ganz deutlich zum Ausdruck bringen, daß
    ich es mir nicht so einfach mache, zu sagen: Viel Feind,
    viel Ehr – das allein ist schon ein Beweis für die Rich-
    tigkeit. Ich glaube aber auch nicht, daß dies ein Beweis
    für die Falschheit ist. Natürlich gibt es in der Gesund-
    heitspolitik eine bestimmte politische Folklore, daß alle
    Seiten jede Form der Veränderung zunächst einmal mit
    Katastrophenszenarien belegen. Es ist daher nicht ganz
    einfach, Kurs zu halten.

    Natürlich gibt es richtige, zutreffende Kritik, die uns
    überzeugt und die mit Sicherheit dazu führen wird, daß
    der Gesetzentwurf im Laufe der parlamentarischen Be-
    ratungen noch Änderungen erfährt. Manche Kritik ent-
    springt einer Verunsicherung, die eine lange Geschichte
    hat, auch der Verunsicherung auf Grund der Art und
    Weise, wie in den letzten Monaten über die Gesund-
    heitsreform gesprochen wurde, wobei nicht alles, was
    gesagt wurde, der Wahrheit entsprach – um es einmal
    sehr vorsichtig auszudrücken. Wir werden uns bemühen,
    diejenigen, die verunsichert sind, durch Werben, Über-
    zeugen und die Bereitschaft, Kompromisse einzugehen,
    für diese Reform zu gewinnen.

    Es gibt aber auch Kritik, die der ungebremsten Ver-
    tretung von Eigeninteressen entspringt. Hier geht es um
    die Eigeninteressen einzelner Gruppen. Es ist wirklich
    auffällig, daß die Kritik seitens der Patienten und Versi-
    cherten nicht annähernd mit dem mithalten kann, was
    die Leistungserbringer machen. Sie sind nämlich dieje-
    nigen, die die Reform heftig kritisieren. Es ist legitim,
    daß jeder seine Interessen vertritt und versucht, sie
    durchzusetzen. Ich meine aber, daß die Aufgabe der Ge-
    sundheitspolitik sowohl von mir als Ministerin als auch
    vom gesetzgebenden Parlament darin besteht, eine Ver-
    mittlung zwischen den verschiedenen Positionen herbei-
    zuführen.

    An diesem Punkt macht es sich die Opposition wirk-
    lich zu leicht, indem sie sich bruchlos auf die Seite der

    Leistungserbringer schlägt, jede ihrer Forderungen mit-
    trägt und sich nicht die Frage stellt, wie das mit anderen
    Positionen zu vereinbaren ist.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    So einfach kann man es sich nicht machen.
    Im Zentrum der Auseinandersetzung, in der wir uns

    zur Zeit befinden, steht der Begriff des Globalbudgets,
    der zugegebenermaßen nicht das ist, was man ein war-
    mes Wort nennt. Trotzdem möchte ich das Ganze gern
    auseinandernehmen, um zu prüfen, ob die Aufregung,
    die darum entfaltet wird, wirklich berechtigt ist.

    Es geht doch darum, daß wir eine gesellschaftliche
    Verabredung treffen, die besagt, wieviel Geld wir für ei-
    ne kollektive solidarische Gesundheitsversorgung auf-
    wenden wollen. Wenn ich mich bei all dem, was ich in
    Gesprächen sowohl in Familie und im Freundeskreis als
    auch mit Bürgerinnen und Bürgern, mit denen ich auf
    politischen Veranstaltungen geredet habe, erfahren habe,
    nicht völlig täusche, dann ist es so, daß die Menschen
    bei uns den Eindruck haben, ihre Belastungen mit Sozi-
    alversicherungsbeiträgen sei an einer kritischen Schall-
    mauer angekommen, die sie nicht überschreiten wollen.

    Daß dies die Leute umtreibt, sieht man, nebenbei be-
    merkt, daran, daß sich gerade die jüngeren Versicherten
    sehr stark dafür interessieren, wie sie durch einen Kas-
    senwechsel weniger Beiträge bezahlen können. Das
    heißt, dieser Bereich übt erheblichen Druck auf die Ge-
    sundheitspolitik aus. Deswegen meine ich: Wer die Zu-
    kunft der gesetzlichen Krankenversicherung sichern
    will, wer sichern will, daß die Menschen auch auf Dauer
    zustimmen, die großen Risiken solidarisch abzusichern,
    darf sie gleichzeitig nicht mit zu hohen Beitragssätzen
    überfordern. Deswegen bekenne ich mich dazu, daß die-
    se Gesundheitsreform mit dem Ziel gemacht wird, die
    Beitragsstabilität dauerhaft zu sichern.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wir sagen: Wenn man die Ausgaben im Gesund-
    heitswesen so steigen läßt, wie die Löhne steigen, dann
    hat man das Ziel erreicht, sie an eine formale Größe an-
    zubinden. Das ist genau das, was in der Kritik steht, die
    besagt, das sei zu wenig, das würde angesichts des me-
    dizinischen Fortschritts und des demographischen Wan-
    dels nicht ausreichen. Ich bekenne mich dazu, daß das
    eine politische Verabredung ist. Die Sicherung der Bei-
    tragsstabilität ist eine politische Entscheidung und dem-
    entsprechend wäre die Anbindung an die Lohnentwick-
    lung ebenfalls eine politische Entscheidung.

    Die Gegner der Reform sagen aber, der medizinische
    Fortschritt sei zwangsläufig so teuer, daß er mit dem
    Anstieg der Löhne nicht aufgefangen werden könnte.
    Die Gegner sagen, daß die Kosten zwangsläufig stärker
    steigen. Sie müssen sich dann aber auch fragen lassen:
    Woher nehmen Sie diese Behauptung? Woher wissen
    Sie, daß das so ist? Woher wissen Sie, daß medizini-
    scher Fortschritt, wenn wir nicht immer nur Neues
    draufsatteln, sondern etwas anderes dadurch ersetzen,
    zwangsläufig zu exponentiellen Ausgabensteigerungen

    Bundesministerin Andrea Fischer






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    führt? Ich finde auch, daß sich diejenigen, die das kriti-
    sieren, die Frage gefallen lassen müssen, ob sie wirklich
    davon überzeugt sind, daß in unserem Gesundheitswe-
    sen nur das Notwendige getan wird.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Mich macht es sehr wütend, wenn in der Öffentlich-
    keit zum Teil in einer Art und Weise über die Reform
    geredet wird, als würde jetzt eine Katastrophe drohen.
    Wir haben ein sehr hohes Niveau der gesundheitlichen
    Versorgung, wofür wir international gesehen in
    Deutschland, gemessen an der Bevölkerungszahl, den
    zweithöchsten Betrag ausgeben. Das heißt, wenn wir die
    Ausgaben in den nächsten Jahren entsprechend der Löh-
    ne steigern, kann es nicht sein, daß wir damit in eine
    Zwei-Klassen-Medizin, in eine Barfuß-Medizin oder
    was auch immer zurückfallen. Das ist einfach völlig un-
    realistisch. Das ist etwas, was Panik verursachen soll,
    aber mit der Realität nichts zu tun hat.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich spreche diejenigen an, die das kritisieren – mein
    Vorgänger im Amt hat das gestern getan – und mit star-
    ken Worten belegen, indem sie sagen: Das langt nicht,
    wir brauchen mehr Eigenverantwortung. Dann soll man
    doch nicht von Eigenverantwortung reden, sondern sa-
    gen: Wir wollen mehr Geld von den Patientinnen und
    Patienten. Das ist offenkundig die Lösung, die Sie dafür
    vorschlagen.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    Im Rahmen der Gesundheitspolitik und auch der
    Gesundheitsökonomie wird schon lange darüber geredet,
    ob mehr Zuzahlungen irgendeine Lenkungswirkung
    haben. Das ist hier aber nicht die Frage. Fakt ist, daß
    diese Politik im letzten Jahr abgewählt worden ist. Mit
    dieser Realität muß man sich auseinandersetzen.


    (Dr. Hermann Kues [CDU/CSU]: Aufpassen! – Aribert Wolf [CDU/CSU]: Ihre Politik findet auch nicht die große Zustimmung!)


    Ganz offenkundig ist die ständige Erhöhung der Zuzah-
    lungen nicht mehrheitsfähig gewesen. Es ist schon eine
    Frage des Respekts vor dieser Entscheidung der Bürge-
    rinnen und Bürger, nicht einfach zu sagen: Das kümmert
    uns nicht.


    (Dr. Hermann Kues [CDU/CSU]: Sie sind doch bei der Zuzahlung geblieben!)


    Ich bekenne mich dazu – um das ganz deutlich zu sa-
    gen –, daß wir die Ausgaben der gesetzlichen Kranken-
    versicherung beschränken müssen, daß wir sie nicht ein-
    fach steigen lassen können, Stichwort Beitragssatzstabi-
    lität. Ich bekenne mich auch dazu, daß das natürlich er-
    fordert, daß wir das in der Gesundheitsversorgung Not-
    wendige, Ausreichende, Zweckmäßige und Wirtschaftli-
    che machen, wie es schon lange vorgeschrieben ist.

    Ausdruck dieses Bekenntnisses und auch des unange-
    nehmen, zu diesem Bekenntnis gehörenden Teils ist das

    Aktionsprogramm zwischen Kassen und Ärzteschaft,
    das wir vermittelt und gestern gemeinsam vorgestellt
    haben, in dem wir noch einmal deutlich gemacht haben,
    wofür die Solidargemeinschaft nicht einsteht.

    Ich verlange von allen, und zwar sowohl von den
    Versicherten, von den Patientinnen und Patienten, als
    auch von denjenigen, die professionell im Gesundheits-
    wesen arbeiten, daß sie anerkennen, daß ein solidari-
    sches System Grenzen hat, daß man die Solidarität nicht
    überstrapazieren darf und daß von allen die nötige
    Selbstbeschränkung erforderlich ist, damit wir dieses
    System nicht durch Überforderung zerstören. Dies ist
    der Hintersinn unserer Reform.

    Ich glaube allerdings, es würde uns allen helfen, die
    Diskussionen über die Frage, was eigentlich genug
    und was zuviel ist, in Zukunft etwas vernünftiger und
    besonnener zu führen, wenn wir das tatsächlich ma-
    chen, was jetzt schon von verschiedenen Seiten ins Ge-
    spräch gebracht wurde, nämlich den Sachverständigen-
    rat oder gegebenenfalls ein anderes Gremium zu beauf-
    tragen.


    (Aribert Wolf [CDU/CSU]: Wenn man ratlos ist, braucht man immer neue Gremien!)


    – Wenn Sie mir sagen könnten, was zuviel ist, was Sie
    brauchen und was nicht, wären Sie erstaunlich schlau.
    Aber ich habe von Ihnen noch keine sachliche Äußerung
    und nicht nur eine irgendwie geartete Behauptung dazu
    gehört, was zuviel und was zuwenig ist und was sich än-
    dern muß.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Detlef Parr [F.D.P.]: Jedenfalls zuviel Bürokratie!)


    Das ist der Grund, warum ich glaube, daß es Sinn macht,
    zu versuchen, sich des Sachverstandes zu bedienen.



Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Frau Ministe-
rin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Dr.
Seifert?


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Andrea Fischer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich würde gern erst noch die Ausführungen zu diesem
    Punkt zu Ende führen.

    Ich glaube schon, daß es Sinn macht, darüber eine ra-
    tionale Debatte zu führen. Welche Schlußfolgerungen
    man dann daraus zieht, bleibt immer noch dem Parla-
    ment und der Regierung


    (Detlef Parr [F.D.P.]: Auch dem Wähler! – Dr. Hermann Kues [CDU/CSU]: Dem Wähler!)


    – das ist zweifelsohne richtig – sowie dem Wähler
    überlassen. Dieser hat letztes Jahr die Schlußfolgerung
    aus Ihrer Politik gezogen.


    (Dr. Hermann Kues [CDU/CSU]: Der hat in diesem Jahr auch entschieden! – Detlef Parr [F.D.P.]: Jetzt sieht das ganz anders aus!)


    Ich will noch einmal deutlich machen: Zur Zeit fin-
    den Anhörungen im Gesundheitsausschuß statt. Parallel

    Bundesministerin Andrea Fischer






    (A) (C)



    (B) (D)


    dazu gibt es vielfältige Gespräche seitens der Fraktionen
    und auch seitens des Ministeriums zu der Frage, was
    sich noch ändern muß. Wir werden nach Wegen suchen,
    wie wir auf die Befürchtungen eingehen, daß die Pflege
    bei den Veränderungen nicht genügend Berücksichti-
    gung findet.


    (Wolfgang Lohmann [Lüdenscheid] [CDU/CSU]: Wann denn?)


    Wir werden nach Wegen suchen, wie wir den Befürch-
    tungen der Krankenhäuser entgegenkommen, daß sie zu
    stark betroffen würden, und trotzdem den notwendigen
    Strukturwandel einleiten.

    Wir haben mit der Ärzteschaft über ihre Befürchtun-
    gen gesprochen, daß sie den Sicherstellungsauftrag
    verliert. Wir suchen dort nach einem Kompromiß, wie
    man den Sicherstellungsauftrag erhält und trotzdem den
    innovativen Charakter der Integrationsversorgung und
    der Modellverträge nicht behindert. Bei unseren Gesprä-
    chen mit dem Datenschutzbeauftragten über die Kritik
    an den Regelungen, die wir hier vorgesehen haben, sind
    wir auf einem sehr guten Weg.


    (Detlef Parr [F.D.P.]: Sehr spät!)

    Meine Damen und Herren, Kompromisse gehören

    zum politischen Geschäft. Wir sind dazu ausdrücklich
    bereit. Das schließt alle ein: die Opposition hier im
    Haus, aber selbstverständlich auch den Bundesrat. Auf
    der anderen Seite muß klar sein, daß wir dabei die Linie
    halten, weswegen wir diese Gesundheitsreform machen,
    nämlich daß wir dem Gemeinwohl verpflichtet sind und
    wir uns nicht nur auf eine Seite schlagen und nur deren
    Interessen vertreten.

    Diese Linie heißt: Wir wollen ein Gesundheitswesen,
    das sich an den Bedürfnissen von Patientinnen und Pati-
    enten orientiert und diese in den Mittelpunkt stellt.


    (Dr. Hermann Kues [CDU/CSU]: Das ist richtig!)


    Diese Linie heißt auch: Wir wollen ein Gesundheitswe-
    sen, in dem wirtschaftlich gearbeitet wird, in dem Un-
    nötiges vermieden wird. Das ist übrigens auch im Inter-
    esse von Patientinnen und Patienten. Hier geht es nicht
    nur um das Sparen von Geld, sondern auch darum, un-
    nötige Eingriffe zu vermeiden. Wir haben es schließlich
    immer mit der körperlichen Unversehrtheit von Men-
    schen zu tun.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Aribert Wolf [CDU/CSU]: Wie in der Pflegeversicherung!)


    Wir wollen bei der Gesundheitsversorgung Innova-
    tionen einbringen – Innovationen, die vor allen Dingen
    darauf setzen, daß alle Beteiligten mehr und intensiver
    zusammenarbeiten, als das bislang der Fall war. Die
    heute bestehenden Barrieren wollen wir abbauen. Und
    wir wollen Gesundheitspolitik nicht nur als heilend,
    sondern auch als vorbeugend begreifen. Wir buchstabie-
    ren Eigenverantwortung nicht so, daß immer höhere
    Zuzahlungen nötig werden. Eigenverantwortung heißt

    für uns, Verantwortung für die eigene Gesundheit und
    das Leben mit einer Krankheit zu übernehmen.


    (Dr. Hermann Kues [CDU/CSU]: Die müssen alles selbst zahlen bei Ihnen! 30 Prozent der Medikamente!)


    Das ist der Grund, warum wir Gesundheitsförderung,
    Selbsthilfe und Prävention wieder wesentlich stärker be-
    rücksichtigen wollen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Ich appelliere deswegen an alle, keine Angstkampa-
    gne zu führen. Wir werden uns über das Ganze zu strei-
    ten haben und am Ende feststellen, daß es bei aller
    Kompromißbereitschaft Differenzen gibt, die nicht zu
    überwinden sind. Aber ich meine schon, daß alle so viel
    Verantwortung zeigen müssen, daß die Leute nicht un-
    nötig in Angst und Schrecken versetzt werden. Damit ist
    niemandem gedient, damit vergrößert man die Probleme
    nur.

    Ich möchte gerne noch – in gebotener Kürze – auf ei-
    nige andere Punkte eingehen. Wir haben schon letzte
    Woche eine Debatte über die Pflegeversicherung ge-
    führt. Dort ist schon viel über den Zusammenhang von
    Haushalt und Pflegeversicherung gesagt worden. Wir
    wissen alle, daß wir in der Pflegeversicherung noch gro-
    ße Aufgaben vor uns haben, insbesondere was die Frage
    der Abgrenzung der verschiedenen Leistungsbereiche
    anbelangt.

    Ich finde, Sie sollten nicht immer so tun, als hätte ich
    die Pflegeversicherung geschaffen. Mit Verlaub: Im Ge-
    gensatz zu den meisten, die hier vor mir sitzen, habe ich
    der Pflegeversicherung nicht zugestimmt. Aber ich wer-
    de jetzt alles dafür tun, sie weiterzuentwickeln und sie
    voranzubringen.


    (Aribert Wolf [CDU/CSU]: Wie wollen Sie das ohne Geld tun? – Dr. Hermann Kues [CDU/CSU]: Wie denn?)


    Gerade diejenigen, die die Grundsatzentscheidungen
    getroffen haben, gerade diejenigen, die für die heutige
    Konstruktion waren,


    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie entnehmen doch Geld! Das ist eine Frechheit!)


    sollten nicht so tun, als könnte man in diesem System
    eine Wünsch-dir-was-Politik betreiben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Sie wissen ganz genau, daß auch das jetzt anstehende
    Sparpaket die eigentlichen Probleme nicht lösen kann.
    Das ist eine ganz andere Dimension. Ich appelliere an
    Sie, die Pflegeversicherung auch weiterhin als Ihr Kind
    zu begreifen


    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das ist unser Kind! Deshalb hüten wir es so!)


    und sich dabei mit uns zusammen darum zu bemühen,
    daß die schwierigen Fragen, die noch anzugehen sind,
    bewältigt werden.

    Bundesministerin Andrea Fischer






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Ich appelliere auch an Sie, im Bereich der Drogen-
    politik nicht hinter Erkenntnissen in den eigenen Reihen
    zurückzufallen. Es kann überhaupt kein Zweifel daran
    bestehen, daß die Bundesregierung auf eine Politik setzt,
    die dem Grundsatz folgt: Wir wollen, daß Menschen ein
    Leben ohne Drogen führen. Deshalb machen wir die
    Kampagne „Kinder stark machen“, deswegen werben
    wir für ein drogenfreies Leben. Aber: Wer drogenab-
    hängig ist, ist krank und bedarf unserer Hilfe. Wir su-
    chen nach Wegen, zum Teil auch nach neuen Wegen.
    Wir wissen, daß sie zum Teil durchaus erfolgverspre-
    chend sind.

    Weil wir wissen, daß das heikle Fragen berührt, star-
    ten wir einen Modellversuch. Dafür gibt es, so meine
    ich, gute Gründe. Wir haben gehört, daß längst auch in
    Ihren Reihen ein Nachdenken darüber eingesetzt hat.
    Gerade auf kommunaler Ebene erleben wir immer wie-
    der, daß diese Art einer helfenden Drogenpolitik längst
    über alle Parteigrenzen hinweg verfolgt wird, weil sie
    die erfolgreichere ist. Dagegen, daß man Drogenabhän-
    gigen hilft, sollte man nicht seine grundsätzliche Linie in
    der Drogenpolitik ausspielen und behaupten, das sage
    etwas über die Haltung zur Drogenproblematik allge-
    mein aus.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Ich möchte alle Beteiligten um eine konstruktive Zu-
    sammenarbeit bei der Beratung des Haushalts bitten, die
    sicherlich nicht einfach werden wird, weil auch der
    Haushalt des Bundesministeriums für Gesundheit vom
    Sparpaket nicht unberührt bleibt. Ich hoffe aber, daß wir
    gemeinsam zu einer guten Beratung kommen.

    Ich danke Ihnen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)