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ID1405600100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/56 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 56. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. September 1999 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2000 (Haushaltsgesetz 2000) (Drucksache 14/1400) ..................................................... 4999 A b) Unterrichtung durch die Bundesregierung Finanzplan des Bundes 1999 bis 2003 (Drucksache 14/1401) ................................ 4999 B c) Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sanierung des Bundeshaushalts – Haushaltssanierungsgesetz (Drucksache 14/1523) ..................................................... 4999 B Einzelplan 17 Bundesministerium für Familien, Se- nioren, Frauen und Jugend Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin BMFSFJ........................................................... 4999 C Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/CSU .... 5003 A Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN......................................................... 5005 A Ina Lenke F.D.P. .......................................... 5006 B Klaus Haupt F.D.P. .......................................... 5007 A Sabine Jünger PDS........................................... 5009 D Hildegard Wester SPD..................................... 5011 B Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/CSU .... 5014 A Hildegard Wester SPD..................................... 5014 C Thomas Dörflinger CDU/CSU ........................ 5015 D Christian Simmert BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 5016 D Dr. Ilja Seifert PDS...................................... 5017 D Klaus Holetschek CDU/CSU........................... 5018 C Christa Nickels BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5020 D Klaus Holetschek CDU/CSU........................... 5021 B Dieter Dzewas SPD ......................................... 5021 C Manfred Kolbe CDU/CSU .............................. 5023 D Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Andrea Fischer, Bundesministerin BMG......... 5024 D Manfred Kolbe CDU/CSU .............................. 5028 B Karl Diller SPD ............................................... 5030 A Manfred Kolbe CDU/CSU .............................. 5031 A Dr. Ilja Seifert PDS.......................................... 5032 A Eckhart Lewering SPD .................................... 5032 B Detlef Parr F.D.P. ............................................ 5034 A Dr. Ruth Fuchs PDS ........................................ 5036 C Helga Kühn-Mengel SPD................................ 5037 D Wolfgang Zöller CDU/CSU ............................ 5039 C Katrin Göring-Eckardt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 5041 B Dr. Ilja Seifert PDS...................................... 5041 D Wolfgang Lohmann (Lüdenscheid) CDU/ CSU ................................................................. 5042 C Rudolf Dreßler SPD..................................... 5043 D II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 56. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. September 1999 Dr. Martin Pfaff SPD....................................... 5045 B Jürgen Koppelin F.D.P................................. 5046 B Wolfgang Zöller CDU/CSU ........................ 5047 C Hans Eichel, Bundesminister BMF.................. 5048 B Dr. Uwe-Jens Rössel PDS............................ 5049 D Dr. Angela Merkel CDU/CSU......................... 5052 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5057 D Jürgen Koppelin F.D.P..................................... 5061 A Dr. Uwe-Jens Rössel PDS................................ 5063 D Hans Georg Wagner SPD ................................ 5065 C Dr. Christa Luft PDS ................................... 5057 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU.................... 5068 A Nächste Sitzung ............................................... 5069 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 5071 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen..................................... 5071 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 56. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. September 1999 4999 (A) (C) (B) (D) 56. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. September 1999 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 56. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. September 1999 5071 (A) (C) (B) (D) Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Bachmaier, Hermann SPD 17.9.99 Bernhardt, Otto CDU/CSU 17.9.99 Bertl, Hans-Werner SPD 17.9.99 Bläss, Petra PDS 17.9.99 Blank, Renate CDU/CSU 17.9.99 Brudlewsky, Monika CDU/CSU 17.9.99 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 17.9.99 Bulmahn, Edelgard SPD 17.9.99 Dr. Däubler-Gmelin, Herta SPD 17.9.99 Dautzenberg, Leo CDU/CSU 17.9.99 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.9.99 Ernstberger, Petra SPD 17.9.99 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 17.9.99 Fritz, Erich G. CDU/CSU 17.9.99 Gebhardt, Fred PDS 17.9.99 Goldmann, Hans-Michael F.D.P. 17.9.99 Grasedieck, Dieter SPD 17.9.99 Gröhe, Hermann CDU/CSU 17.9.99 Dr. Gysi, Gregor PDS 17.9.99 Hartnagel, Anke SPD 17.9.99 Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 17.9.99 Hiller (Lübeck), Reinhold SPD 17.9.99 Hovermann, Eike SPD 17.9.99 Jacoby, Peter CDU/CSU 17.9.99 Jelpke, Ulla PDS 17.9.99 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 17.9.99 Dr. Knake-Werner, Heidi PDS 17.9.99 Dr. Lamers (Heidelberg), Karl A. CDU/CSU 17.9.99 * Lennartz, Klaus SPD 17.9.99 Müller (Kiel), Klaus Wolfgang BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.9.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Ost, Friedhelm CDU/CSU 17.9.99 Pützhofen, Dieter CDU/CSU 17.9.99 Rossmanith, Kurt J. CDU/CSU 17.9.99 Rühe, Volker CDU/CSU 17.9.99 Schily, Otto SPD 17.9.99 Schmidt-Zadel, Regina SPD 17.9.99 Schmitz (Baesweiler), Hans Peter CDU/CSU 17.9.99 Dr. Schockenhoff, Andreas CDU/CSU 17.9.99 Schuhmann (Delitzsch), Richard SPD 17.9.99 Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 17.9.99 Schultz (Köln), Volkmar SPD 17.9.99 Dr. Stadler, Max F.D.P. 17.9.99 Dr. Frhr. von Stetten, Wolfgang CDU/CSU 17.9.99 Teuchner, Jella SPD 17.9.99 Dr. Thalheim, Gerald SPD 17.9.99 Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 17.9.99 Wiefelspütz, Dieter SPD 17.9.99 Wöhrl, Dagmar CDU/CSU 17.9.99 Dr. Zöpel, Christoph SPD 17.9.99 ————— *) für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versamm- lung Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Vorsitzende des folgenden Ausschusses hat mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Be- ratung abgesehen hat. Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 14/342 Nr. 1.14Drucksache 14/595 Nr. 2.3
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Guten Morgen, liebe
    Kolleginnen und Kollegen! Die Sitzung ist eröffnet.

    Wir setzen die Haushaltsberatungen – Tagesord-
    nungspunkt 1 a bis 1 c – fort:
    a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-

    gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
    Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
    Haushaltsjahr 2000 (Haushaltsgesetz 2000)

    – Drucksache 14/1400 –
    Überweisungsvorschlag:
    Haushaltsausschuß

    b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
    gierung Finanzplan des Bundes 1999 bis 2003:
    – Drucksache 14/1401 –
    Überweisungsvorschlag:
    Haushaltsausschuß

    c) Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und
    BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten
    Entwurfs eines Gesetzes zur Sanierung des
    Bundeshaushalts – Haushaltssanierungsgesetz

    (HSanG) – Drucksache 14/1523 –

    Überweisungsvorschlag:
    Haushaltsausschuß (federführend)

    Innenausschuß
    Rechtsausschuß
    Finanzausschuß
    Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
    Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung
    Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
    Ausschuß für Gesundheit
    Ausschuß für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
    Ausschuß für Angelegenheiten der neuen Länder
    Ausschuß für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschät-zung

    Ich erinnere daran, daß wir am Mittwoch für die
    heutige Aussprache eine Debattenzeit von insgesamt
    4,5 Stunden beschlossen haben.

    Wir kommen jetzt zum Geschäftsbereich des Bun-
    desministeriums für Familien, Senioren, Frauen und
    Jugend. Das Wort hat die Ministerin Christine Berg-
    mann.

    Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin für Fa-
    milie, Senioren, Frauen und Jugend: Herr Präsident!
    Meine sehr geehrten Damen und Herren! In den letzten
    Tagen ist an dieser Stelle schon manches über die unter-
    schiedlichen Aspekte des Zukunftsprogrammes 2000 ge-
    sagt worden. Trotzdem denke ich, daß es notwendig ist,
    noch ein paar grundlegende Punkte anzusprechen, da ja
    – vor allen Dingen gestern – von der Opposition zum
    Teil einige abenteuerliche Behauptungen aufgestellt
    worden sind.

    Als Ministerin, die sich in ihrem Aufgabenbereich für
    alle gesellschaftlichen Gruppen – für Jung und Alt – ver-
    antwortlich fühlt, halte ich es für unsere wichtigste Auf-
    gabe, eine Politik zu betreiben, die soziale Gerechtigkeit
    zwischen den Generationen herstellt und die eben nicht
    zu Lasten der kommenden Generationen geht.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Deshalb kann man nicht oft genug wiederholen: Eine
    Politik, die die finanziellen Lasten in die Zukunft ver-
    schiebt, ist eine unsoziale Politik. Sie ist unsozial ge-
    genüber unseren Kindern und Enkelkindern, denen sie
    ihre Zukunftschancen verbaut. Angesichts des Schul-
    denberges, den die alte Regierung aufgetürmt hat, ist
    Sparen geradezu eine Zukunftsinvestition zugunsten der
    jungen Generation.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Lassen Sie mich noch auf einige Punkte eingehen, die
    deutlich machen, wo diese Bundesregierung Schwer-
    punkte setzt und wo – trotz aller Sparnotwendigkeiten –
    zusätzliche Mittel bereitgestellt werden.

    Wenn Sie, meine Damen und Herren von CDU/CSU,
    die Familienpolitik ins Zentrum Ihrer Politik rücken
    wollen, dann kann ich das nur begrüßen; das ist sehr lo-
    benswert.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Haben wir schon immer gemacht! – Maria Eichhorn [CDU/ CSU]: Das ist nichts Neues!)







    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Ihre Schwerpunktsetzung zeigt natürlich aber auch, daß
    Sie begriffen haben, daß es offensichtlich beträchtliche
    Versäumnisse in der Zeit gab, in der Sie regiert haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Einsicht ist zwar immer der erste Weg zur Besserung.
    Aber dennoch muß ich sagen, daß die Versäumnisse in
    diesem Bereich, die Ihnen anzulasten sind, wirklich ganz
    erheblich sind. Von den Familien hört man – man
    braucht dazu gar nicht das Bundesverfassungsgericht zu
    bemühen –, daß Versäumnisse bei der finanziellen För-
    derung der Familien an allen Ecken und Enden zu finden
    sind.

    Aber darüber hinaus gibt es noch Versäumnisse an
    anderen Stellen. Familienpolitik hat nämlich nicht nur
    etwas mit Finanzen zu tun. Familienpolitik hat auch et-
    was mit dem Bild der Familie in der Gesellschaft und
    damit zu tun, welche Rahmenbedingungen geschaffen
    werden, die die Familien brauchen, um ihr Leben nach
    ihren Vorstellungen gestalten zu können. In diesem Be-
    reich haben Sie durch Ihre Politik in den letzten Jahren
    sehr viel versäumt.


    (Ina Lenke [F.D.P.]: Das stimmt nicht!)

    Mit dem Regierungswechsel haben wir begonnen, die

    Situation von Familien grundlegend zu verbessern.

    (Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Wo denn? Durch die Ökosteuer vielleicht?)

    – Keine Sorge, ich gebe Ihnen jetzt die Antwort: Zum
    einen – das wissen Sie genau – haben wir das Kinder-
    geld sofort um 30 DM erhöht. Ich erinnere in diesem
    Zusammenhang noch daran: Die letzte Kindergelderhö-
    hung – man kann diese Tatsache nicht oft genug erwäh-
    nen –


    (Hans-Eberhard Urbaniak [SPD]: Ja, wann war denn das?)


    ist in der letzten Legislaturperiode gegen Ihren Willen
    zustande gekommen, und zwar auf Betreiben der sozial-
    demokratisch regierten Länder im Bundesrat. Auch das
    gehört zur Wahrheit.


    (Beifall bei der SPD und der PDS)

    Zum anderen werden wir im Zusammenhang mit den

    Beschlüssen des Bundesverfassungsgerichtes zum 1. Ja-
    nuar das Kindergeld nochmals um 20 DM erhöhen.


    (Joachim Hörster [CDU/CSU]: Stimmt! Und das hat zu dem Schuldenberg beigetragen, den Sie uns ständig vorwerfen!)


    Sie wissen, daß dies eine soziale Komponente ist;
    denn die Kinderfreibetragsregelung, mit der wir dem
    Beschluß des Bundesverfassungsgerichts Folge leisten,
    ist allein eben nicht sozial gerecht, weil durch sie die
    Familien, die viele Steuern zahlen und sich deshalb die
    Freibeträge voll anrechnen lassen können, begünstigt
    werden, während Familien, die nur wenige oder gar kei-
    ne Steuern zahlen, dies nicht tun können. Wir erbringen
    hier also eine zusätzliche Leistung für Familien.

    Ich möchte ganz kurz auflisten, was wir sonst noch
    für die Familien tun. Die Senkung des Eingangssteuer-
    satzes im Rahmen unseres Steuerentlastungsgesetzes
    kommt besonders Familien zugute, genauso wie die Er-
    höhung der Grundfreibeträge. Ich möchte auch die
    Zahlen nennen, um sie noch einmal zu vergegenwärti-
    gen: Die Durchschnittsfamilie mit zwei Kindern wird im
    nächsten Jahr um etwa 2 200 DM entlastet.


    (Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Und mit der Ökosteuer belastet!)


    – Diese Zahlen hören Sie nicht gerne. Trotzdem stim-
    men sie. Sie können auf eine solche Leistung in Ihrer
    Legislaturperiode nicht zurückblicken.

    Im Jahre 2002 werden die Familien um etwa 3 000
    DM entlastet. Dies zeigt doch sehr deutlich: Wir reden
    nicht dauernd davon, wie wichtig die Familien sind,
    sondern wir tun wirklich etwas für sie.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Joachim Hörster [CDU/CSU]: Das werden wir sehen!)


    Dies hat etwas mit sozialer Gerechtigkeit zu tun, mit ei-
    ner Gerechtigkeit, die Sie, meine Damen und Herren
    von der CDU/CSU, während Ihrer Regierungszeit sträf-
    lich vernachlässigt haben.

    Wenn ich in dieser Woche lese, daß der CDU-
    Sozialminister von Baden-Württemberg, Herr Repnik,
    sagt: „Wir müssen jetzt endlich das Kindergeld erhö-
    hen“, dann kann ich darauf nur erwidern: Das ist etwas
    zu spät. Wir haben es ja gerade erhöht. Seine Forderung
    wäre in den letzten 16 Jahren sicherlich eher angebracht
    gewesen. Aber mit dem Gedächtnis haben Sie ja so Ihre
    Probleme.


    (Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Wenn Sie so viel tun wollen, wie wir getan haben, dann müssen Sie die Leistungen verdreifachen!)


    Mein oberstes Ziel bei der Aufstellung des Haushalts
    2000 war es, die familienpolitischen Leistungen in mei-
    nem Ressort nicht anzutasten. Das bedeutet: Von den
    11 Milliarden DM meines Haushalts sind 8 Milliarden
    DM für familienpolitische Leistungen gebunden, über-
    wiegend für das Erziehungsgeld.


    (Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Das ist aber nicht Ihre Leistung! Das war die Leistung der Vorgängerregierung!)


    Die Mittel für familienpolitische Leistungen machen al-
    so 73 Prozent des Gesamtetats aus.


    (Hannelore Rönsch [Wiesbaden] [CDU/CSU]: Das sind doch gesetzliche Leistungen, Frau Bergmann! Das kam doch von uns!)


    Wenn ich hier keine Kürzungen vornehme, dann heißt
    das natürlich, daß in anderen Bereichen gespart werden
    muß. Darauf werde ich noch eingehen. Wir setzen trotz
    aller Sparnotwendigkeiten, von denen alle Ressorts be-
    troffen sind und denen sich folglich auch mein Ressort
    nicht entziehen konnte – mein Ministerium muß Einspa-
    rungen in Höhe von 880 Millionen DM erbringen –, ein
    ganz deutliches familienpolitisches Signal.

    Bundesministerin Dr. Christine Bergmann






    (A) (C)



    (B) (D)


    Ich möchte auch darauf hinweisen: Familienpolitik
    erstreckt sich nicht nur auf finanzielle Aspekte. Bei der
    Anpassung der Rahmenbedingungen für junge Familien
    an die veränderten Lebenswirklichkeiten befinden wir
    uns auf einem guten Weg. Wir werden demnächst eine
    Neuregelung des Erziehungsurlaubs einbringen, um Be-
    dingungen zu schaffen, die es den jungen Familien er-
    möglichen, ihr Leben so zu gestalten, wie sie es wollen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hannelore Rönsch [Wiesbaden] [CDU/CSU]: Was hat diese Regierung damit zu tun? Das sind doch Gesetze, die Sie vorgefunden haben!)


    In bezug auf die Familienstrukturen gibt es einen großen
    Nachholbedarf.

    Ich denke, das Ziel einer verbesserten Vereinbarkeit
    von Beruf und Familie, sowohl für Mütter als auch für
    Väter – die Vereinbarkeit ist nicht nur ein Problem der
    Mütter; das kann man gar nicht oft genug sagen –, ge-
    hört auch zu einer modernen Gleichstellungspolitik. Un-
    ser Ziel ist es, gleiche Lebenschancen für Frauen und
    Männer in allen Lebensbereichen zu schaffen. Wir ha-
    ben einen Eckpfeiler mit dem Programm „Frau und
    Beruf“ gesetzt, das zum Teil schon umgesetzt worden
    ist. Wir haben für dieses Programm die notwendigen
    Mittel bereitgestellt.

    Ich möchte an dieser Stelle auch darauf aufmerksam
    machen, daß wir in dieses Programm mit den IT-
    Berufen einen neuen Punkt aufgenommen haben. Mit
    der Initiative „D 21“ und dem Aktionsprogramm „Inno-
    vation und Arbeitsplätze in der Informationsgesellschaft
    im 21. Jahrhundert“ fördern wir Maßnahmen, durch die
    Frauen in die neuen IT-Berufe gelangen, damit dieser
    zukunftsträchtige Arbeitsmarkt Frauen genauso offen-
    steht wie Männern.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich möchte an dieser Stelle nicht mehr darüber sagen.
    Wir haben ja vorige Woche über das Programm „Frau
    und Beruf“ diskutiert. Das werden wir auch noch an
    vielen anderen Stellen tun.


    (Zuruf von der F.D.P.: Nichts ist das, nur heiße Luft!)


    Wir haben in den letzten Tagen sehr viel über die Zu-
    kunft unserer Alterssicherungssysteme gesprochen, ein
    Punkt, der uns in zweierlei Hinsicht sehr am Herzen
    liegt. Es geht um Alt und Jung. Es geht zum einen dar-
    um, die Renten der Älteren zu stabilisieren und zu si-
    chern. Es geht zum anderen darum, den Jungen klarzu-
    machen, daß ihre Beiträge nicht ins Unendliche steigen
    werden und daß die Alterssicherungssysteme für sie at-
    traktiv bleiben werden.

    Mir ist ein Aspekt, den ich hier gerne ansprechen
    möchte, etwas zu kurz gekommen. Wenn wir über ältere
    Menschen reden, dann dürfen wir nicht nur von Fi-
    nanzen sprechen. Seniorinnen und Senioren in unse-
    rem Land sind keine Belastung für unsere Gesell-

    schaft. Sie sind eine Bereicherung. Ich sage das in allem
    Ernst.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ein Großteil der Menschen, die in den Ruhestand gehen
    – viele gehen häufig nicht ganz freiwillig mit 55 Jahren
    sehr früh in den Ruhestand – , ist aktiv und vital, bringt
    sich in die Gesellschaft ein, arbeitet ehrenamtlich und tut
    sehr viel, zum Beispiel für die junge Generation. Wir
    haben uns auf die Fahnen geschrieben, die Rahmenbe-
    dingungen für dieses Engagement weiter zu verbessern,
    um deutlich zu machen, daß es sich um Ressourcen in
    unserer Gesellschaft handelt, die wir nutzen wollen. Die
    älteren Menschen sind uns viel wert. Wir betrachten sie
    als eine Bereicherung in der Gesellschaft.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir dürfen auf der anderen Seite aber auch die hilfs-
    und pflegebedürftigen alten Menschen nicht vergessen.
    Trotz der bekannten Qualitätsmängel sowohl in Heimen
    als auch bei den ambulanten Diensten ist die alte Bun-
    desregierung sehr untätig geblieben. Wir arbeiten einen
    kräftigen Reformstau ab.


    (Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Sie haben bisher nur geredet und nichts getan! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


    – Wenn Sie mit dem Kopf schütteln, dann frage ich Sie:
    Wo sind denn die Gesetze?


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir sind diejenigen, die die bundeseinheitliche Alten-
    pflegeausbildung auf den Weg gebracht haben; wir sind
    diejenigen, die jetzt das Heimgesetz novellieren. Wenn
    Sie so empört sind, dann kann ich Sie nur auffordern:
    Beteiligen Sie sich! Machen Sie Ernst mit einer kon-
    struktiven Arbeit!


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Gerade wenn es darum geht, bei der Pflege Qualitätssi-
    cherung durchzusetzen, die Heimaufsicht zu verbessern
    und die Mitwirkung der Heimbewohner zu verstärken,
    dann handelt es sich nicht um ein Thema, über das man
    sich parteipolitisch streiten muß. Ich lade Sie zu einer
    konstruktiven Mitarbeit ein, damit wir den rechtlichen
    Rahmen für eine Verbesserung der Situation schnell
    schaffen können.

    Wir haben in den letzten Tagen schon mehrfach über
    das Thema „Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit“
    gesprochen. Als Jugendministerin liegt mir dieses The-
    ma sehr am Herzen. Wir haben über das Sofortpro-
    gramm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit ge-
    sprochen. Wir haben mit diesem Programm vielen Ju-
    gendlichen wieder Hoffnung gegeben. Es geht uns um
    alle Jugendlichen. Wir haben mit diesem Programm er-
    reicht, daß 25 Prozent der Teilnehmerinnen und Teil-
    nehmer – gerade als Berlinerin weiß ich, wovon ich
    spreche – junge Leute waren, die schon aufgegeben

    Bundesministerin Dr. Christine Bergmann






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    hatten, die in keiner Statistik mehr geführt wurden und
    die in keinem Arbeitsamt mehr aufgetaucht sind. Wir
    haben diese jungen Menschen erreicht. Ich halte das für
    einen großen Erfolg.


    (Hannelore Rönsch [Wiesbaden] [CDU/CSU]: Wie weit sind Sie von Ihrem Wahlkreis entfernt!)


    Ihr Fraktionsvorsitzender hat vor einigen Monaten
    das böse Wort von der Ruhigstellung der Jugendlichen
    geprägt. Das stimmt mich bitter.


    (Hannelore Rönsch [Wiesbaden] [CDU/CSU]: Es ist ja auch bitter, was Sie machen!)


    Es war kein Ausrutscher. Das wird dadurch belegt, daß
    Frau Merkel vor einigen Tagen in einem Interview mit
    der „Berliner Zeitung“ erklärt hat – ich war wie vom
    Donner gerührt –, dieses Programm sei überflüssig und
    sie würde es am liebsten streichen.


    (Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Es bringt ja nichts! Was hat es denn gebracht? Nichts! Lächerlich!)


    – Reden Sie einmal mit den Jugendlichen, die durch die-
    ses Programm eine Chance bekommen haben und die
    froh sind, einen Ausbildungsplatz, ein Trainingspro-
    gramm oder einen Arbeitsplatz zu haben. Wenn Sie das
    getan haben, sprechen wir wieder miteinander.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hannelore Rönsch [Wiesbaden] [CDU/CSU]: Auf welchem Stern sind Sie eigentlich, Frau Bergmann!)


    Es ist erfreulich, wenn von Ihrer Seite überhaupt ein
    Vorschlag kommt, wo man selber zu sparen gedenkt.
    Aber an dieser Stelle werden wir Ihren Vorschlag nicht
    aufgreifen. Dieses Programm wird mit weiteren 2 Milli-
    arden DM fortgesetzt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir werden dieses Sofortprogramm aus dem Bereich
    der Jugendhilfe flankieren, weil es uns wirklich um je-
    den Jugendlichen geht. Es geht uns vor allem um die Ju-
    gendlichen in den sozialen Brennpunkten, die sehr
    schlechte Startbedingungen haben. Wenn wir mit einem
    zusätzlichen kleinen Programm – es handelt sich nicht
    um ein 2-Milliarden-DM-Programm, aber um ein 15-
    Millionen-DM-Programm; auch das ist etwas – in den
    sozialen Brennpunkten versuchen, Jugendliche, die die
    Schule abgebrochen haben, die die Ausbildung abge-
    brochen haben, die wirklich ein Stück weit wegge-
    rutscht sind, dadurch in den Arbeitsmarkt zu integrie-
    ren, daß wir vor Ort lokale Bündnisse bilden und Schu-
    len, Arbeitsämter, Betriebe, Krankenhäuser und jeden,
    der in der Lage ist, einen solchen Jugendlichen auf-
    zunehmen, zusammenbringen, dann schließen wir eine
    weitere Lücke.

    Uns geht es bei unseren Bemühungen um die Inte-
    gration von Jugendlichen, aber auch darum, deutlich zu
    machen: Alle in der Gesellschaft sind mitverantwortlich

    dafür, daß alle Jugendlichen, auch die schwierigen, eine
    Chance bekommen.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Was machen Sie mit den Leistungsträgern?)


    Mit diesen lokalen Bündnissen wollen wir erreichen,
    daß sich jeder in seiner Wohnungsbaugesellschaft oder
    in seinem Krankenhaus, in seinem Kiez oder in seinem
    sonstigen Umfeld danach umsieht, wo er noch etwas tun
    kann, um Jugendliche aufzufangen. Es ist uns ein Her-
    zensanliegen, allen Jugendlichen eine Chance zu geben.
    Das, was wir in diesem Bereich machen, kann sich also
    schon sehen lassen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Meine Damen und Herren, mein Ziel war es, die er-
    forderlichen Einsparungen im Haushalt meines Ministe-
    riums zu erreichen, ohne die familienpolitischen Lei-
    stungen wie das Erziehungsgeld zu kürzen,


    (Joachim Hörster [CDU/CSU]: Das läßt sich beschleunigen, indem Sie das Ministerium auflösen!)


    ohne den Kinder- und Jugendplan zu beschneiden, ohne
    den Altenplan zu beschneiden und ohne die Frauenpro-
    jekte einzuschränken. Das haben wir erreicht.

    Natürlich müssen wir unseren Konsolidierungsbeitrag
    leisten. Wir werden das in erster Linie durch die Um-
    strukturierung des Zivildienstes erreichen. Damit rea-
    gieren wir aber nicht nur auf Haushaltsnotwendigkeiten.
    Vielmehr liegt seit langem die berechtigte Forderung auf
    dem Tisch, in bezug auf die Dauer zu einer stärkeren
    Angleichung des Zivildienstes an den Wehrdienst zu
    kommen. Das schaffen wir damit auch. Wir werden aber
    auf jeden Fall – hierzu gibt es ja die eine oder andere
    Debatte – immer absichern können – auch wenn in Zu-
    kunft 15 000 Zivildienststellen weniger besetzt werden
    können –, daß die Dienste im Sozialbereich, bei der
    Pflege von Kranken und Behinderten, über eine ausrei-
    chende Zahl von Zivildienstleistenden verfügen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir haben jetzt 140 000 Zivildienstleistende. In Zu-
    kunft werden es 124 000 sein. Gegenwärtig leisten
    90 000 junge Männer ihren Zivildienst im sozialen Be-
    reich. Wir sind natürlich im Gespräch mit den Wohl-
    fahrtsverbänden. Wir werden es hinbekommen, daß in
    diesem Bereich alle Leistungen abgedeckt werden kön-
    nen. Hier habe ich durchaus ein gutes Gewissen, wenn
    wir in diesem Bereich unsere Vorgaben umsetzen.

    Meine Damen und Herren, ich möchte zum Schluß
    noch einmal darauf hinweisen, daß schon der englische
    Philosoph und Politiker Edmund Burke im 18. Jahrhun-
    dert festgestellt hat, daß der Staat eine Gemeinschaft ist
    „zwischen denen, welche leben, denen, welche gelebt
    haben, und denen, welche noch leben sollen“. Das ist ein
    bißchen in Vergessenheit geraten; aber wir haben uns
    diese alte Weisheit wieder auf die Fahnen geschrieben.
    Der Haushalt für das Jahr 2000, den wir hier vorlegen,

    Bundesministerin Dr. Christine Bergmann






    (A) (C)



    (B) (D)


    wird auch in meinem Einzelplan der Forderung gerecht,
    Solidarität zwischen den Generationen zu schaffen.

    Danke schön.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Ich erteile nun der
Kollegin Hannelore Rönsch, CDU/CSU-Fraktion, das
Wort.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie spricht jetzt über die Versäumnisse ihrer früheren Amtszeit!)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hannelore Rönsch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr
    Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr
    verehrte Frau Ministerin, Ihre Rede hat ebenso wie Ihre
    Arbeit in diesem Jahr deutlich gemacht, daß Ihr Ministe-
    rium zu einer Unterabteilung des Finanzministeriums
    verkommen ist.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Lachen bei der SPD)


    Ich hätte mir gewünscht, daß Sie heute, da Sie schon
    keine Mark mehr in der Tasche haben und auch vom Fi-
    nanzminister nichts mehr bekommen, wenigstens einige
    Gedanken vorgetragen hätten, wie Sie die Ihnen anver-
    trauten Personengruppen, die Familien, die Senioren, die
    Frauen, die Jugendlichen, ideell stützen wollen.

    Sie sind seinerzeit in der Koalitionsvereinbarung mit
    dem Anspruch „Aufbruch und Erneuerung“ angetreten.


    (Joachim Hörster [CDU/CSU]: Oh ja, das war schön!)


    Es stimmt, Sie haben an einigen Stellen Wort gehalten:
    Bewährte Strukturen sind aufgebrochen worden. Famili-
    enförderung und Stützung der Familie findet nicht mehr
    statt.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    In der Jugendpolitik gibt es keine innovativen Ideen. In
    der Seniorenpolitik, Ministerin Bergmann, sind Sie
    komplett abgetaucht. Wir haben jetzt das Internationale
    Jahr der Senioren. Was hat dieses Ministerium in dem
    von der UN ausgerufenen Jahr für die Senioren ge-
    macht?


    (Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Nichts!)

    Ich komme nachher noch darauf zu sprechen. Auch ha-
    ben Sie an keiner Stelle die Interessen der Frauen, die
    Ihr Ministerium wahrnehmen sollte, vertreten.

    Es ist ein Gesetzentwurf zur Familienförderung
    vorgelegt worden, den Sie hier auch angesprochen ha-
    ben. Aber was tun Sie denn? Sie tun nur das, was das
    Bundesverfassungsgericht Ihnen zwingend vorschreibt,


    (Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    keine Mark mehr. Familienförderung findet nicht mehr
    statt.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wenn man dann noch bedenkt, daß Sie die Familien mit
    zwei und mehr Kindern von angemessener Förderung
    komplett abgekoppelt haben


    (Zuruf von der SPD)

    – ich kann verstehen, Herr Kollege, daß auch Ihnen das
    weh tut –, empfinde ich das Ganze als ausgesprochen
    empörend.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Sie haben sich beim Unterhaltsvorschuß für die al-

    leinerziehenden Mütter, der bisher hälftig vom Bund fi-
    nanziert wurde, insoweit aus der Förderung zurückgezo-
    gen, als daß der Bund nun nur noch ein Drittel zahlt.
    Alles andere können dann die Kommunen bezahlen.


    (Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht alles, aber auch etwas!)


    Aber dann müssen die Kommunen andere Sozialleistun-
    gen kürzen. Wen trifft das wieder? Wieder dieselbe Per-
    sonengruppe, nämlich die alleinerziehenden Mütter und
    Väter.

    Das Thema Ökosteuer sprechen Sie gar nicht mehr
    an. Sie wissen, wie bitter die Einführung dieser Energie-
    steuer für Familien ist, weil sie in jedem Lebensbereich
    davon betroffen sind.


    (Zuruf von der SPD: Filzrede!)

    Familien sind die Leistungsträger unserer Gesell-

    schaft. Sie hatten in Ihrer Rede eben einen ganz guten
    Ansatz, bei dem ich gedacht habe: Jetzt kommt etwas
    zur ideellen Stützung der Familien.


    (Zuruf von der SPD: Daran hätten Sie einmal vor sechs Jahren denken sollen!)


    Aber Sie haben kein Wort dazu gesagt, daß das pau-
    schalierte Wohngeld um 20 Prozent gekürzt und auch
    das auf die Kommunen übertragen wird.


    (Zuruf von der SPD: Auf die Bundesländer, nicht auf die Kommunen!)


    Auch zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf haben
    Sie kein Wort gesagt. Hier hätten wir uns schon ge-
    wünscht, daß neue, innovative Ideen gerade für die jun-
    gen Frauen und Männer, die Beruf und Familie verein-
    baren wollen, von Ihnen vorgetragen werden.

    Der Seniorenpolitik, Frau Ministerin, haben Sie gan-
    ze drei Minuten gewidmet. Ich verstehe das. Sie müssen
    ein ausgesprochen schlechtes Gewissen haben. Sie ha-
    ben Anfang des Jahres etwa 500 Senioren aus ganz
    Deutschland zu einem Kongreß nach Bonn eingeladen.
    Man muß sich das vorstellen: Die älteren Menschen
    wollten dort zusammenkommen und die sie bedrängen-
    den Fragen mit Ihnen diskutieren. Aber Sie haben drei
    Tage vorher diesen Kongreß ganz einfach abgesagt;
    manchen hat die Absage noch nicht einmal erreicht.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Hört! Hört!)

    Wie gehen Sie mit alten Menschen um? Sie haben

    den Kongreß abgesagt, weil Ihr Kanzler wieder einmal

    Bundesministerin Dr. Christine Bergmann






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    ein Machtwort sprechen wollte. Sie haben alte Men-
    schen wegen Parteipolitik ausgeladen.


    (Joachim Hörster [CDU/CSU]: So ist es!)

    Wo waren Sie im Kabinett, als es um die Rente ging?

    Sie haben an Ihrer Seite eine Kabinettskollegin, die sich
    in Briefen an Rentner immer wieder für die nettolohnbe-
    zogene Rente eingesetzt hat,


    (Joachim Hörster [CDU/CSU]: Ja, das hat sie auch vergessen!)


    und zwar nicht nur in einem computergeschriebenen
    Brief. Nein, mir liegt vor, daß man da noch ein Kreuz-
    chen macht und mit der Hand darunterschreibt: „Ich
    verbürge mich selbst für die nettolohnbezogene Rente.“
    Das war vor der Wahl. Nach der Wahl will man davon
    nichts mehr wissen.


    (Dirk Niebel [F.D.P.]: Wer war denn das?)

    Frau Ministerin, wo sind Sie? Was unternehmen Sie,

    um die Lebenssituation von Seniorinnen und Senioren
    zu verbessern, um ihnen die Angst vor dem Alter zu
    nehmen, die durch die leidvolle Diskussion, die Sie los-
    getreten haben, entstanden ist?


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Frauenpolitik hat in Ihrem Ministerium überhaupt

    keinen Stellenwert mehr, schon gar nicht unter dieser
    Bundesregierung. Ich hatte gehofft, daß es Ihnen gelingt,
    in diesem Jahr das häßliche Kanzlerwort vom „Ministe-
    rium für Gedöns“ endlich aus der Welt zu schaffen und
    durch Ihre Politik möglich zu machen, daß dieses Wort
    vergessen wird. Aber was passiert? Sie haben ein heiß-
    beschworenes, effektives Gleichstellungsgesetz auf den
    Weg bringen wollen. Doch wo ist es?


    (Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Ja, wo ist es denn?)


    Besonders schlimm finde ich, daß man jetzt in der
    Zeitung lesen konnte, diese Bundesregierung habe die
    Absicht, die besondere Prüfung von frauenpolitischen
    Themen in den anderen Ministerien und bei den Kabi-
    nettsvorlagen ganz klammheimlich abzuschaffen.


    (Christel Hanewinckel [SPD]: Das ist doch nicht wahr! – Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind auf eine Ente hereingefallen!)


    Ich empfinde es als unerträglich, daß so etwas passiert.

    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Es reicht nicht aus, daß Sie jetzt darüber diskutieren,
    daß Prostituierte eine Anerkennung in der Gesellschaft
    haben sollen. Daß hier Diskussionsbedarf besteht, Frau
    Ministerin, bestreiten wir von der CDU/CSU-
    Bundestagsfraktion nicht.


    (Christel Hanewinckel [SPD]: Oh, toll! Joachim Hörster [CDU/CSU]: Das ist ein neues Berufsbild!)


    Aber dies reicht für die Frauenpolitik nicht aus. Ich
    würde mir schon wünschen, daß Sie ein wenig mehr

    Kreativität und Durchsetzungskraft in diesem Kabinett
    zeigten.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Jeder Minister – Sie eben auch – hat das Programm
    für 100 000 neue Arbeits- und Ausbildungsplätze für
    junge Leute angesprochen. Jeder meint wohl, er müsse
    dies noch einmal betonen, weil Sie sonst in der Jugend-
    politik nichts vorzuweisen haben.


    (Zuruf von der SPD: Typisch Rönsch! – Weitere Zurufe von der SPD)


    Meine Damen und Herren Kollegen, ich würde Ihnen
    empfehlen, zu Hause in Ihren Wahlkreisen


    (Dieter Dzewas [SPD]: Das tun wir! Das unterscheidet uns von Ihnen, daß wir das machen!)


    – dann können Sie eigentlich gar nicht so reden – mal
    mit den Jugendlichen, mit den Kreishandwerkerschaften,
    mit den Handwerkskammern, den Industrie- und Han-
    delskammern und den Arbeitsämtern zu reden. Dann er-
    fahren Sie sehr schnell, was hier passiert:


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Dazu brauchen wir nicht Ihre Belehrungen, Frau Rönsch!)


    Mit 2 Milliarden DM wird eine Bilanz gereinigt; Ju-
    gendliche werden vorübergehend in Maßnahmen ge-
    parkt. Es handelt sich nicht um Ausbildungsplätze.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Dieter Dzewas [SPD]: Das ist eine Unverschämtheit! Das sind junge Leute und keine Autos, die man irgendwo parkt! – Weitere lebhafte Zurufe von der SPD)


    – Wenn Sie an dieser Stelle so laut werden, dann bitte
    ich Sie, sich nächste Woche einfach einmal zu Hause
    schlau zu machen bei den Jugendlichen, den Auszubil-
    denden, den Ausbildern und denjenigen, die die Ausbil-
    dungsplätze zur Verfügung stellen.


    (Zuruf von der SPD: So etwas Arrogantes!)

    Mein Kollege Thomas Dörflinger wird nachher noch

    auf die Zivildienstleistenden eingehen. Auch hier vertei-
    digen Sie, Frau Ministerin, etwas, obwohl Sie genau
    wissen, daß gerade alte Menschen und Pflegebedürftige,
    die Ihnen anvertraut sind, darunter leiden, daß die Zeit
    von 13 Monaten auf 11 Monate gekürzt werden soll.

    Ich fordere Sie auf, Frau Ministerin: Nehmen Sie
    endlich Ihre Aufgaben wahr, und vertreten Sie die Ihnen
    anvertrauten Personengruppen – es sind oft die beson-
    ders Schutzbedürftigen – endlich einmal in diesem Ka-
    binett!


    (Joachim Hörster [CDU/CSU]: Noch besser ist, sie geht in den Vorruhestand!)


    Es kann nicht sein, daß Familien-, Senioren-, Jugend-
    und Frauenpolitik zu einem Nichts verkommt bzw. von
    anderen Ministerien wahrgenommen wird, während Sie

    Hannelore Rönsch (Wiesbaden)







    (A) (C)



    (B) (D)


    nur noch als Ministerin eines Ministeriums für Gedöns
    vorne stehen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P. – Widerspruch bei der SPD)