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ID1405002000

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/50 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 50. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 1. Juli 1999 I n h a l t : Festlegung der Zahl und Zusammensetzung der zur Mitwirkung an den Sitzungen des Ausschusses für die Angelegenheiten der Eu- ropäischen Union berechtigten Mitglieder des Europäischen Parlaments ................................. 4321 A Erweiterung der Tagesordnung........................ 4321 B Begrüßung der Oberbürgermeisterin von Bonn, Frau Bärbel Dieckmann, sowie des Altbundes- präsidenten Richard von Weizsäcker, der ehemaligen Präsidenten des Deutschen Bun- destages Annemarie Renger und Richard Stücklen, der ehemaligen Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages Helmuth Becker, Dieter-Julius Cronenberg, Lieselotte Funcke und Dr. Burkhard Hirsch, des früheren polni- schen Außenministers Professor Wladyslaw Bartuszewski, des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Bischof Professor Dr. Karl Lehmann, des Metropoliten von Deutschland Augoustinos Labardakis, des früheren Frak- tions- und Parteivorsitzenden der SPD Dr. Hans-Jochen Vogel und des ehemaligen Ober- bürgermeisters von Bonn, Dr. Hans Daniels....... 4325 A, ........................................ 4344 C, 4348 D, 4349 D, 4352 D, Tagesordnungspunkt 14: e) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Überweisungsgesetzes (Drucksachen 14/745, 14/1067, 14/1301) .. 4321 D Zusatztagesordnungspunkt 4: a – h) Beschlußempfehlungen des Petitions- ausschusses Sammelübersichten 59, 60, 61, 62, 63, 64, 65, 66 zu Petitionen (Drucksachen 14/1320, 14/1321, 14/1322, 14/1323, 14/1324, 14/1325, 14/1326, 14/1327) ..................................................... 4322 A Zusatztagesordnungspunkt 5: Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Dreiunddreißig- sten Gesetzes zur Änderung des La- stenausgleichsgesetzes (Drucksache 14/866) .................................. 4322 C Tagesordnungspunkt 12: Vereinbarte Debatte „50 Jahre Demokratie – Dank an Bonn“ Wolfgang Thierse SPD.................................... 4322 D Dr. Helmut Kohl CDU/CSU............................ 4325 B Dr. Antje Vollmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 4332 A Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P.......................... 4334 C Dr. Christa Luft PDS ....................................... 4336 B Wolfgang Clement, Ministerpräsident (Nord- rhein-Westfalen) .............................................. 4337 C Michael Glos CDU/CSU ................................. 4340 A Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 4342 B Dr. Guido Westerwelle F.D.P. ........................ 4344 D Angela Marquardt PDS ................................... 4346 B Iris Gleicke SPD .............................................. 4347 B Wolfgang Gehrcke PDS .................................. 4349 A Hans-Ulrich Klose SPD................................... 4349 D Eberhard Diepgen, Regierender Bürgermeister (Berlin) ................................................................ 4352 D Nächste Sitzung ............................................... 4354 C Berichtigung .................................................... 4354 D II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Juli 1999 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten............ 4355 A Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Hartmut Ko- schyk (CDU/CSU) zur namentlichen Ab- stimmung über den Änderungsantrag der Abgeordneten Wolfgang Schulhoff, Dirk Fischer (Hamburg) und weiterer Abgeor- dneter, Drucksache 14/1269, zu Abschnitt II der Beschlußempfehlung des Ausschusses für Kultur und Medien (Drucksache 14/ 1238) zu den Anträgen zur Errichtung eines Mahn- mals oder Denkmals für die ermordeten Juden in Europa ......................................................... 4355 C Anlage 3 Erklärung des Abgeordneten Dr. Willfried Penner (SPD) zur namentlichen Schlußab- stimmung über Abschnitt II der Be- schlußempfehlung des Ausschusses für Kultur und Medien (Gestaltungsentwurf II), Druck- sache 14/1238 .................................................. 4355 D Anlage 4 Amtliche Mitteilungen..................................... 4355 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Juli 1999 4321 (A) (C) (B) (D) 50. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 1. Juli 1999 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 49. Sitzung, Seite 4259 B, vorletzter Absatz: In der vor- letzten Zeile ist das Wort „Inflationsrate“ durch das Wort „Lohnsteigerung“ zu ersetzen. Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen (Berlin) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Juli 1999 4355 (A) (C) (B) (D) Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Altmann (Aurich), Gila BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 1.7.99 Bleser, Peter CDU/CSU 1.7.99 Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 1.7.99 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 1.7.99 Friedrich (Altenburg), Peter SPD 1.7.99 Gebhardt, Fred PDS 1.7.99 Gilges, Konrad SPD 1.7.99 Hartenbach, Alfred SPD 1.7.99 Hovermann, Eike SPD 1.7.99 Hübner, Carsten PDS 1.7.99 Ibrügger, Lothar SPD 1.7.99 Irmer, Ulrich F.D.P. 1.7.99 Klinkert, Ulrich CDU/CSU 1.7.99 Koschyk, Hartmut CDU/CSU 1.7.99 Lensing, Werner CDU/CSU 1.7.99 Ostrowski, Christine PDS 1.7.99 Reiche, Katherina CDU/CSU 1.7.99 Roos, Gudrun SPD 1.7.99 Rübenkönig, Gerhard SPD 1.7.99 Scheffler, Siegfried SPD 1.7.99 Schindler, Norbert CDU/CSU 1.7.99 Dr. Schmidt-Jortzig, Edzard F.D.P. 1.7.99 Schöler, Walter SPD 1.7.99 Schuhmann (Delitzsch), Richard SPD 1.7.99 Schulz (Everswinkel), Reinhard SPD 1.7.99 Schurer, Ewald SPD 1.7.99 Sothmann, Bärbel CDU/CSU 1.7.99 Steiger, Wolfgang CDU/CSU 1.7.99 Uldall, Gunnar CDU/CSU 1.7.99 Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Hartmut Koschyk (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Ände- rungsantrag der Abgeordneten Wolfgang Schulhoff, Dirk Fischer (Hamburg), und weite- rer Abgeordneter, Drucksache 14/1269, zu Ab- schnitt II der Beschlußempfehlung des Aus- schusses für Kultur und Medien (Drucksache 14/1238) zu den Anträgen zur Errichtung eines Mahn- mals oder Denkmals für die ermordeten Juden in Europa (48. Sitzung, Seite 4129 D ff) Ich habe an der namentlichen Abstimmung zum Än- derungsantrag auf Drucksache 14/1269 während der 48. Sitzung des Deutschen Bundestages am 25. Juni 1999 teilgenommen und mit Ja gestimmt, womit ich den Antrag auf Drucksache 14/1269, der sich für den soge- nannten Richard-Schröder-Entwurf für das geplante Holocaust-Mahnmal in Berlin ausgesprochen hat, unter- stützt habe. Anlage 3 Erklärung des Abgeordneten Dr. Willfried Penner (SPD) zur namentlichen Schlußabstimmung über Ab- schnitt II der Beschlußempfehlung des Aus- schusses für Kultur und Medien (Gestaltungs- entwurf II), Drucksache 14/1238 (48. Sitzung, Seite 4135 A) Im Protokoll des Deutschen Bundestages für o. a. Sit- zung ist für die letzte namentliche Abstimmung (Schlußabstimmung) mein Abstimmungsverhalten mit ungültig vermerkt. Hiermit erkläre ich, daß ich in der letzten namentli- chen Abstimmung (Schlußabstimmung über den Ge- staltungsentwurf II) mit Nein gestimmt habe. Anlage 4 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nachstehenden Vorlage absieht: Innenausschuß – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bun-destag gemäß § 5 Abs. 3 Bundesstatistikgesetz(BStatG) für die Jahre 1997 und 1998 – Drucksachen 14/732, 14/829 Nr. 3 – 4356 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 50. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 1. Juli 1999 (A) (C) (B) (D) Haushaltsausschuß – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 1997 Über- und außerplanmäßige Ausgaben im erstenVierteljahr des Haushaltsjahres 1997 – Drucksachen 13/8299, 14/272 Nr. 73 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 1997 Über- und außerplanmäßige Ausgaben im zweitenVierteljahr des Haushaltsjahres 1997 – Drucksachen 13/8408, 14/272 Nr. 74 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 1997 Über- und außerplanmäßige Ausgaben im drittenVierteljahr des Haushaltsjahres 1997 – Drucksachen 13/9264, 14/272 Nr. 75 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 1997 Über- und außerplanmäßige Ausgaben im viertenVierteljahr des Haushaltsjahres 1997 – Drucksachen 13/9984, 14/272 Nr. 76 – Amtliche Mitteilung ohne Verlesung Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Be- ratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuß Drucksache 14/488 Nr. 2.47 Innenausschuß Drucksache 14/671 Nr. 2.1 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 14/488 Nr. 2.4Drucksache 14/488 Nr. 2.5Drucksache 14/488 Nr. 2.6Drucksache 14/488 Nr. 2.7Drucksache 14/488 Nr. 2.10Drucksache 14/488 Nr. 2.11Drucksache 14/488 Nr. 2.12Drucksache 14/488 Nr. 2.18Drucksache 14/488 Nr. 2.21 Drucksache 14/488 Nr. 2.23Drucksache 14/671 Nr. 2.6.Drucksache 14/671 Nr. 2.11Drucksache 14/671 Nr. 2.16Drucksache 14/671 Nr. 2.33Drucksache 14/839 Nr. 1.2Drucksache 14/839 Nr. 2.1Drucksache 14/839 Nr. 2.4Drucksache 14/839 Nr. 2.5Drucksache 14/839 Nr. 2.6Drucksache 14/839 Nr. 2.7Drucksache 14/839 Nr. 2.8Drucksache 14/839 Nr. 2.9Drucksache 14/1016 Nr. 2.3Drucksache 14/1016 Nr. 2.4Drucksache 14/1016 Nr. 2.6Drucksache 14/1016 Nr. 2.8Drucksache 14/1016 Nr. 2.13Drucksache 14/1016 Nr. 2.15Drucksache 14/1016 Nr. 2.17Drucksache 14/1016 Nr. 2.21Drucksache 14/1016 Nr. 2.22 Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung Drucksache 14/272 Nr. 112Drucksache 14/309 Nr. 2.9Drucksache 14/309 Nr. 2.19Drucksache 14/309 Nr. 2.24Drucksache 14/342 Nr. 1.9Drucksache 14/342 Nr. 2.25Drucksache 14/342 Nr. 2.41Drucksache 14/488 Nr. 2.13 Ausschuß für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Drucksache 14/272 Nr. 145Drucksache 14/272 Nr. 148Drucksache 14/309 Nr. 1.4Drucksache 14/488 Nr. 1.3Drucksache 14/488 Nr. 2.40Drucksache 14/488 Nr. 2.45Drucksache 14/671 Nr. 2.7Drucksache 14/671 Nr. 2.13 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 14/74 Nr. 1.20Drucksache 14/74 Nr. 2.97Drucksache 14/342 Nr. 2.42Drucksache 14/671 Nr. 1.4Drucksache 14/671 Nr. 2.17Drucksache 14/1016 Nr. 2.20 Ausschuß für Bildung, Forschung undTechnikfolgenabschätzung Drucksache 14/839 Nr. 2.10Drucksache 14/839 Nr. 2.13Drucksache 14/839 Nr. 2.16Drucksache 14/1016 Nr. 2.14 Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn 53003 Bonn, Telefon: 02 28/3 82 08 40, Telefax: 02 28/3 82 08 44 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Iris Gleicke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Liebe Kollegin-
    nen und Kollegen! Liebe Oberbürgermeisterin Bärbel
    Dieckmann! Liebe Bonnerinnen und Bonner! Wir alle
    haben Bonn dafür zu danken, daß es in den letzten
    50 Jahren das Parlament und damit das Herzstück der
    deutschen Demokratie beherbergt hat.

    Aus meiner Perspektive, aus der Perspektive einer
    ostdeutschen Abgeordneten, die dem Bundestag seit
    1990 angehört, möchte ich es persönlicher formulieren:
    Ich bin froh und dankbar dafür, daß ich hier in Bonn in
    den vergangenen neun Jahren bei der Gestaltung der
    Demokratie mitwirken durfte. Sicherlich war für uns

    Ostdeutsche Bonn auch in den Jahrzehnten vor dem Fall
    der Mauer ein Begriff. Bonn, das war für uns ein anderer
    Name für die westdeutsche Demokratie und für die
    westdeutsche Gesellschaft. Das Westfernsehen brachte
    den „Bericht aus Bonn“ in die gute Stube, und nach je-
    der Wahl gab es die „Bonner Runde“.

    Alles das, was da in der westdeutschen Hauptstadt
    passierte, war für die meisten der DDR-Bürger sehr nah.
    Trotzdem war es ganz weit weg und unerreichbar; denn
    es gab ja eine unüberwindbare Grenze.

    Wir hatten unsere eigene Hauptstadt. Sie lag in unse-
    rem eigenen Teil Deutschlands. Im Westen wurde sie
    Ost-Berlin genannt. Auf den Schildern an den Tran-
    sitstrecken stand: Berlin, Hauptstadt der DDR.

    Bonn, das war damals für uns das andere, das Frem-
    de. Es lag vor allem für die Jüngeren in einem unbe-
    kannten Land. Von diesem anderen Deutschland hatten
    wir im Osten viele richtige, aber auch viele falsche Vor-
    stellungen. Umgekehrt gab es auch hier im Westen viele
    richtige und viele falsche Vorstellungen über das Land,
    in dem wir gelebt haben.

    Durch eine glückliche Wendung der Geschichte und
    aus eigener Kraft haben wir Ostdeutschen die Diktatur
    abgeschüttelt. Die Mauer ist gefallen. Die DDR gibt es
    nicht mehr. Geblieben ist für uns alle die gemeinsame
    Aufgabe, uns von unseren deutsch-deutschen Vorurtei-
    len zu lösen. Erst wenn uns das gelungen ist – davon bin
    ich überzeugt –, können und werden wir nicht mehr in
    den Kategorien von Ost und West denken, fühlen und
    handeln. Das geht nicht von gestern auf heute und nicht
    von heute auf morgen. Das ist ein andauernder Prozeß.

    Ich schließe nicht aus, daß es unseren Kindern und
    Kindeskindern vorbehalten bleibt, die vielzitierte Mauer
    in den Köpfen und damit die deutsche Teilung wahrhaf-
    tig zu überwinden. Aber daß es diese Perspektive gibt,
    daß wir uns dieser Herausforderung gemeinsam stellen
    dürfen, dazu hat diese kleine Stadt am Rhein einen gro-
    ßen, ihren eigenen Beitrag geleistet.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der F.D.P. sowie der Abg. Angela Marquardt [PDS])


    Auch für mich ganz persönlich hat die Stadt Bonn
    eine wichtige, eine große Rolle bei der alltäglichen
    Überwindung der Teilung Deutschlands gespielt. So
    sehr wir Politiker uns auch abrackern: Der Politik wird
    man vorwerfen, daß ihr etwas Abstraktes anhaftet. Men-
    schen hingegen und ihre Beziehungen zueinander sind
    immer sehr konkret.

    Diese Einsicht habe ich für mich gewonnen, als ich
    im Dezember 1990 als sehr junge Abgeordnete nach
    Bonn kam und die Stadt und ihre Menschen kennenzu-
    lernen begann. Ich war damals gerade 26 Jahre alt und
    habe mich hier ziemlich fremd, manchmal auch etwas
    verloren gefühlt. Das ist nicht lange so geblieben, denn
    ich habe in Bonn Hilfsbereitschaft, Wärme und Freund-
    lichkeit gefunden: zunächst bei den Kolleginnen und
    Kollegen – übrigens über die Parteigrenzen hinweg –,
    sehr bald auch bei den Menschen, die in dieser Stadt

    Angela Marquardt






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    leben und arbeiten. Ich habe das Rheinland schätzen
    gelernt, und zwar nicht nur die rheinische Frohnatur,
    sondern auch die Leichtigkeit und freundliche Weltof-
    fenheit, den Charme und die fast südländisch anmutende
    Lebensweise.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der F.D.P. und der PDS – Dr. Guido Westerwelle [F.D.P.]: Laßt uns hierbleiben!)


    In Bonn stellen die Gastwirte die Tische und Stühle auf
    die Straßen und Plätze, sobald die Sonne anfängt zu
    scheinen.


    (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Leider nur bis 10 Uhr!)


    Man hat bisweilen vom „Raumschiff Bonn“ gespro-
    chen, in dem den Politikerinnen und Politikern jeder Be-
    zug zum realen Leben abhanden zu kommen droht. Da
    mag ein bißchen dran sein, aber ich habe Bonn als Stadt
    so nicht erlebt. Es fällt mir nicht ganz leicht, zu be-
    schreiben, warum mir diese Stadt in den vergangenen
    neun Jahren so ans Herz gewachsen ist. Es gibt so viele
    Erinnerungen und Begegnungen, aus denen sich mein
    Bonn zusammensetzt. Ich lasse in Bonn viel mehr zu-
    rück als nur einen leeren Sessel in diesem Plenarsaal.
    Ich denke an die Freundschaften, die ich geschlossen
    habe und die mir lieb und teuer sind. Ich denke daran,
    daß mein Sohn einen Teil seiner Kindheit in Bonn erlebt
    hat. Ich denke an unsere gemeinsamen Spaziergänge
    von unserer Wohnung in der Nordstadt bis zum Grau-
    rheindorfer Hafen. Ich erinnere mich an lange Abende in
    gemütlichen Kneipen und Weinstuben, wo ich mit Leu-
    ten ins Gespräch gekommen bin, die mir unverblümt ih-
    re Meinung gesagt haben und mit denen ich mich nach
    Herzenslust streiten konnte. Dabei ist es keineswegs
    immer nur um Politik gegangen. Bisweilen waren diese
    Abende so lang, daß es nicht immer ganz leicht war, am
    nächsten Morgen pünktlich in der Arbeitsgruppe oder im
    Plenum zu sein.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Norbert Blüm [CDU/CSU])


    Unvergeßlich ist für mich meine erste Begegnung mit
    Willy Brandt, den ich hier in Bonn kennenlernen durf-
    te. Unvergeßlich sind die ersten Begegnungen mit ande-
    ren großen Politikerinnen und Politikern aus der Bonner
    Bühne. Aber ebenso nachdrücklich bleiben mir die vie-
    len kleinen freundlichen Begegnungen im Alltag mit
    den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt in Erinnerung.
    Ein unvergeßliches Erlebnis war meine nächtliche
    Rundfahrt auf einem großen Löschwagen der freiwilli-
    gen Feuerwehr, von der ich bis heute nicht genau weiß,
    ob sie so ganz legal war. Deshalb verrate ich auch nicht,
    in welchem Bonner Ortsteil sie stattgefunden hat.


    (Dr. Guido Westerwelle [F.D.P.]: Das wird hier nicht verfolgt! – Hans-Ulrich Klose [SPD]: Das gehört hier dazu!)


    Auch die beiden Hochwasserkatastrophen, die ich
    miterlebt habe, werde ich so schnell nicht vergessen.
    Seitdem lege ich gesteigerten Wert auf ein Büro, das
    nicht im Erdgeschoß liegt. Oder der Bonner Rosen-

    montagszug! Mehr als einmal habe ich an der Straße
    gestanden, gemeinsam mit den anderen Jecken nach
    Kammelle gerufen und das Prinzenpaar bejubelt. Wenn
    ich dabei aus lauter Übermut statt „Bonn alaaf!“ „Slusia
    helau!“ gerufen habe, weil das in meiner Heimatstadt
    Schleusingen nun einmal so heißt und weil wir in Thü-
    ringen auch Karneval feiern, dann hat mir das niemand
    übelgenommen.


    (Dr. Guido Westerwelle [F.D.P.]: Das stimmt aber nicht! – Heiterkeit)


    Das will durchaus etwas heißen in einer Stadt, für die
    der Karneval ein großes und wichtiges Ereignis und da-
    mit auch eine ernste Angelegenheit ist. Herr Wester-
    welle, zumindest bin ich nicht verprügelt worden!

    Hier im Rheinland habe ich von den Bonnerinnen und
    Bonnern gelernt, was „Leben und leben lassen!“ heißt.
    Et kütt wie et kütt, und et hätt noch immer jootjejange!


    (Beifall im ganzen Hause)

    Wohl auch deshalb konnte sich das politische Leben in
    Bonn weitgehend unverkrampft entfalten. Wohl auch
    deshalb hat Bonn dieser Demokratie so gutgetan. Ich bin
    froh darüber, daß ich das parlamentarische Handwerk in
    dieser Atmosphäre von Toleranz und Lebensfreude
    erlernen durfte. Ich weiß von vielen Kolleginnen und
    Kollegen, die ganz ähnliche Erfahrungen mit dieser
    Stadt gemacht haben und denen es ähnlich geht wie mir.
    Auch in ihrem Namen möchte ich der Stadt danken für
    die schöne Zeit, die wir in ihr verbringen durften. Wir
    werden Bonn vermissen.


    (Beifall bei der SPD und der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der PDS)


    In diesem Frühjahr sind mir die blühenden Bäume in
    der Rheinaue besonders aufgefallen – und ganz beson-
    ders die wunderschönen roten Kastanien.


    (V o r s i t z : Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


    Ich habe beschlossen: Eine solche Kastanie will ich mir
    zu Hause in meinen Garten pflanzen; sie soll in mir die
    Sehnsucht an eine kleine große Stadt in Deutschland
    wachhalten, die ein Teil meines Lebens und meiner
    Heimat geworden ist.

    Schönen Dank.

    (Beifall im ganzen Hause)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Ich
möchte die Gelegenheit nutzen, den ehemaligen Ober-
bürgermeister von Bonn, Hans Daniels,


(Beifall)

sowie den früheren Vizepräsidenten des Deutschen
Bundestages, Dr. Burkhard Hirsch, zu begrüßen.


(Beifall)

Als nächster Redner hat der Kollege Wolfgang

Gehrcke von der PDS-Fraktion das Wort.

Iris Gleicke






(A) (C)



(B) (D)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Liebe
    Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte meine Sichtwei-
    se, die eines Sozialisten aus der Altbundesrepublik, der
    sich diese Republik aus der linken Opposition in Wider-
    stand und in Gegensatz, in Ablehnung und Rebellion
    angeeignet hat – also auf ganz andere Art und Weise –,
    neben Ihre Äußerungen stellen. Ich sage bewußt „ne-
    ben“ und nicht „an die Stelle“: Aneignung ist möglich
    von oben, als Teil des Mainstream, der Mehrheit, die das
    Land durch Gesetze, Entscheidungen und Verträge
    prägt. Sie ist aber auch möglich – das ist mir wertvoll –
    durch Widerspruch und Widerstand.


    (Beifall bei der PDS)

    Herrschaft und Opposition, Mehrheit und Minderheit
    sind – ob Sie es wollen oder nicht – miteinander im und
    durch den Widerspruch verbunden. Sich darauf bewußt
    einzulassen, den Widerspruch und die andere Seite zu
    wollen und nicht als notwendiges Übel hinzunehmen –
    davon ist unsere Demokratie und sind wir alle noch weit
    entfernt.


    (Beifall bei der PDS)

    Ich will zu den Namen, die hier genannt worden sind,

    drei weitere Namen hinzufügen, die ebenfalls zu 50 Jah-
    ren Demokratie gehören: Heinz Renner, Bundestagsab-
    geordneter der KPD und ehemaliger Oberbürgermeister
    der Stadt Essen. Er, Herbert Wehner und Konrad Ade-
    nauer waren als Kontrahenten in diesem ersten Parla-
    ment in einer Art und Weise verbunden, daß sie Parla-
    mentsgeschichte geschrieben haben. Ferner will ich
    nennen Klara Maria Faßbinder, die Unermüdliche der
    Friedensbewegung, und Rudi Dutschke, den rebellischen
    Geist der APO.


    (Beifall bei der PDS)

    Für mich und viele meiner Generation waren die

    Verdrängung des und das Schweigen über den Fa-
    schismus und den Krieg das, was zum Aufbegehren
    provozierte. Es ist nach wie vor eine offene Wunde, daß
    sich dieses Land so schwer damit getan hat und tut, sich
    damit auseinanderzusetzen. Ich möchte den heutigen
    Tag bewußt dazu nutzen, an Sie zu appellieren, den
    heute noch lebenden Häftlingen der Konzentrationslager
    und Zuchthäuser, den Widerstandskämpferinnen und
    Widerstandskämpfern zu sagen: Wir danken euch für
    eure wichtige Haltung und Leistung.


    (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Unser Dank darf kein Opfer ausschließen, auch nicht die
    Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Ich bitte Sie
    – ich betone das Wort „bitte“ –, den noch lebenden
    Zwangsarbeitern endlich eine Regelung zukommen zu
    lassen, die nicht neue Demütigung und Aufrechnung mit
    sich bringt.


    (Beifall bei der PDS)

    Ich will an die großen Auseinandersetzungen der

    letzten 50 Jahre um die Wiederbewaffnung, um die
    NATO-Mitgliedschaft, um den NATO-Doppelbeschluß,
    um die Ostverträge und um die Berufsverbote sowie an
    die Bewegung „Kampf dem Atomtod“ erinnern. Prägend

    für mich war der Widerstand gegen den Vietnamkrieg,
    also der Sommer 1968. Die 68er waren mehr als nur der
    Teil, der den langen Marsch durch die Institutionen an-
    trat, um dann dort anzukommen, wo die Vorgänger be-
    reits saßen. Liebe Antje Vollmer, die Geschehnisse des
    Jahres 1968 sind nicht eine Episode; das Jahr 1968 hat
    dieses Land so tief verändert und so demokratisiert, daß
    Altbundeskanzler Kohl 16 Jahre seiner geistig-mora-
    lischen Wende brauchte, um das korrigieren zu wollen.


    (Beifall bei der PDS)

    Viele Menschen haben die 50 Jahre Demokratie im

    Alltag mitgeprägt, sie sind aus der Zuschauerrolle her-
    ausgetreten und haben sich eingemischt. Immer gab es
    Alternativen, auch wenn sie sich nicht durchgesetzt
    haben; das heißt aber dennoch nicht, daß diese Alterna-
    tiven falsch waren.

    All diese Personen und Ereignisse haben Bonn be-
    rührt, hier im Parlament und im Widerspruch zu seinen
    Mehrheiten auf vielen großen Kundgebungen im Bonner
    Hofgarten. Die Bonner haben daran nicht Schaden ge-
    nommen. Sie haben es getragen, manchmal wohl auch
    eher ertragen. Ihnen ist zu danken.


    (Beifall bei der PDS)

    Ich komme zum Schluß. Unser Grundgesetz hat am

    Widerstand und am Widerspruch auch keinen Schaden
    genommen, im Gegenteil: Seine Forderungen und Mög-
    lichkeiten für alle Menschen, nicht nur für alle Deut-
    schen – Eigentum verpflichtet; politisch Verfolgte er-
    halten Asyl; Unverletzlichkeit der Wohnung; Freiheit
    der Presse; seine Weisheit, keine bestimmte Wirt-
    schaftsordnung, auch nicht die kapitalistische, auch
    nicht die der rheinischen Art, festzuschreiben und ein
    Friedensgebot zu erlassen –, bleiben für mich Wesens-
    gehalt von 50 Jahren Demokratie und Herausforderung
    zugleich.

    Schönen Dank.

    (Beifall bei der PDS)