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ID1404104700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/41 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 41. Sitzung Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: a) Abgabe einer Regierungserklärung des Bundeskanzlers Ergebnisse des Europäischen Rates am 3. und 4. Juni 1999 in Köln und zum Stand der Friedensbemühungen im Ko- sovo-Konflikt ............................................ 3483 A b) Antrag der Bundesregierung Deutsche Beteiligung an einer interna- tionalen Sicherheitspräsenz im Kosovo zur Gewährleistung eines sicheren Um- feldes für die Flüchtlingsrückkehr und zur militärischen Absicherung einer Friedensregelung für das Kosovo (Drucksache 14/1111) ................................ 3483 B Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 3483 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU ................. 3488 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg ...... 3492 C Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P.......................... 3495 D Dr. Ludger Volmer, Staatsminister AA ........... 3497 C Dr. Gregor Gysi PDS....................................... 3501 C Michael Glos CDU/CSU.................................. 3504 B Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN................................................... 3505 A Gernot Erler SPD............................................. 3507 D Dr. Helmut Haussmann F.D.P. ........................ 3509 D Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 3511 C Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU...................... 3512 B Günter Verheugen, Staatsminister AA............. 3514 B Dr. Norbert Wieczorek SPD ............................ 3516 C Tagesordnungspunkt 2: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zu den Ankündigun- gen einer Mehrwertsteuererhöhung und einer fortlaufenden Erhöhung der Mi- neralölsteuer durch den Bundesfinanz- minister ..................................................... 3519 C Rainer Brüderle F.D.P. .................................... 3519 D Jörg-Otto Spiller SPD...................................... 3520 D Gerda Hasselfeldt CDU/CSU .......................... 3522 A Klaus Wolfgang Müller (Kiel) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 3522 D Heidemarie Ehlert PDS.................................... 3524 A Karl Diller, Parl. Staatssekretär BMF.............. 3525 A Friedrich Merz CDU/CSU............................... 3526 C Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 3527 D Dr. Günter Rexrodt F.D.P................................ 3528 D Wolfgang Grotthaus SPD ................................ 3529 D Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 3531 A Lydia Westrich SPD ........................................ 3532 B Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 3533 B Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD.............. 3534 C Nächste Sitzung ............................................... 3535 C Berichtigungen................................................. 3535 B Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 3537 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 41. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 3483 (A) (C) (B) (D) 41. Sitzung Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 Beginn: 9.30 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigungen 40. Sitzung am Freitag, 7. Mai 1999, Seite 3414 D, na- mentliche Abstimmung zum Entschließungsantrag auf Drucksache 14/997: Abgeordneter Dr. Reinhard Loske (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) hat sich bei der namentli- chen Abstimmung nicht, wie angegeben, der Stim- me enthalten, sondern mit Nein gestimmt. Dement- sprechend ändert sich das endgültige Ergebnis der Abstimmung. Die Zahl der Nein-Stimmen beträgt tatsächlich 567 und der Enthaltungen 8. Im selben Plenarprotokoll ist auf Seite III sowie auf Seite 3473 A jeweils bei Anlage 6 statt Günter Veit ,,Rüdiger Veit“ zu lesen. Bei den unter Anlage 6 aufgeführten Namen gehört die Abgeordnete Claudia Roth (Hamburg) nicht der SPD- Fraktion an, sondern der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Auf Seite 3478 D ist bei dem Rednerkopf Petra Ernstberger statt PDS ,,SPD“ zu lesen. Reinhard Schultz (Everswinkel) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 41. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 3537 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Altmann (Aurich), Gila BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Blank, Renate CDU/CSU 8.6.99 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 8.6.99 Braun (Augsburg), Hildebrecht F.D.P. 8.6.99 Brinkmann (Hildesheim), Bernhard SPD 8.6.99 Bruckmann, Hans-Günter SPD 8.6.99 Bulmahn, Edelgard SPD 8.6.99 Eichhorn, Maria CDU/CSU 8.6.99 Eppelmann, Rainer CDU/CSU 8.6.99 Fischer (Berlin), Andrea BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Frick, Gisela F.D.P. 8.6.99 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 8.6.99 Friedrich (Bayreuth), Horst F.D.P. 8.6.99 Friedrich (Altenburg), Peter SPD 8.6.99 Funke, Rainer F.D.P. 8.6.99 Gebhardt, Fred PDS 8.6.99 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 8.6.99 Gradistanac, Renate SPD 8.6.99 Günther (Plauen), Joachim F.D.P. 8.6.99 Hartenbach, Alfred SPD 8.6.99 Heinrich, Ulrich F.D.P. 8.6.99 Dr. Höll, Barbara PDS 8.6.99 Hoffmann (Wismar), Iris SPD 8.6.99 Hornung, Siegfried CDU/CSU 8.6.99 Hübner, Carsten PDS 8.6.99 Jäger, Renate SPD 8.6.99 Janz, Ilse SPD 8.6.99 Jüttermann, Gerhard PDS 8.6.99 Kalb, Bartholomäus CDU/CSU 8.6.99 Kampeter, Steffen CDU/CSU 8.6.99 Kasparick, Ulrich SPD 8.6.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Köster-Lößack, Angelika BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Kolbow, Walter SPD 8.6.99 Koschyk, Hartmut CDU/CSU 8.6.99 Kumpf, Ute SPD 8.6.99 Leidinger, Robert SPD 8.6.99 Lengsfeld, Vera CDU/CSU 8.6.99 Lensing, Werner CDU/CSU 8.6.99 Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine F.D.P. 8.6.99 Mante, Winfried SPD 8.6.99 Dr. Mayer (Siegertsbrunn), Martin CDU/CSU 8.6.99 Meckel, Markus SPD 8.6.99 Dr. Meyer (Ulm), Jürgen SPD 8.6.99 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 8.6.99 Moosbauer, Christoph SPD 8.6.99 Müller (Jena), Bernward CDU/CSU 8.6.99 Müller (Kirchheim), Elmar CDU/CSU 8.6.99 Nahles, Andrea SPD 8.6.99 Neumann (Bremen), Bernd CDU/CSU 8.6.99 Oswald, Eduard CDU/CSU 8.6.99 Otto (Frankfurt), Hans-Joachim F.D.P. 8.6.99 Philipp, Beatrix CDU/CSU 8.6.99 Reiche, Katherina CDU/CSU 8.6.99 Reinhardt, Erika CDU/CSU 8.6.99 Rönsch (Wiesbaden), Hannelore CDU/CSU 8.6.99 Dr. Rössel, Uwe-Jens PDS 8.6.99 Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 8.6.99 Rübenkönig, Gerhard SPD 8.6.99 Schaich-Walch, Gudrun SPD 8.6.99 Schauerte, Hartmut CDU/CSU 8.6.99 Scherhag, Karl-Heinz CDU/CSU 8.6.99 Schmidt-Zadel, Regina SPD 8.6.99 von Schmude, Michael CDU/CSU 8.6.99 Schuhmann (Delitzsch), Richard SPD 8.6.99 Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 8.6.99 3538 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 41. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 (A) (C) (B) (D) Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Schwall-Düren, Angelica SPD 8.6.99 Seehofer, Horst CDU/CSU 8.6.99 Späte, Margarete CDU/CSU 8.6.99 Spanier, Wolfgang SPD 8.6.99 Spranger, Carl-Dieter CDU/CSU 8.6.99 Dr. Staffelt, Ditmar SPD 8.6.99 Steiger, Wolfgang CDU/CSU 8.6.99 Tappe, Joachim SPD 8.6.99 Tauss, Jörg SPD 8.6.99 Teuchner, Jella SPD 8.6.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Uldall, Gunnar CDU/CSU 8.6.99 Voß, Sylvia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Weißgerber, Gunter SPD 8.6.99 Wiesehügel, Klaus SPD 8.6.99 Willner, Gert CDU/CSU 8.6.99 Wissmann, Matthias CDU/CSU 8.6.99 Wöhrl, Dagmar CDU/CSU 8.6.99 Wolf, Aribert CDU/CSU 8.6.99 Wolff (Zielitz), Waltraud SPD 8.6.99 Würzbach, Peter Kurt CDU/CSU 8.6.99 Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn 53003 Bonn, Telefon: 02 28/3 82 08 40, Telefax: 02 28/3 82 08 44 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Karl Diller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Da-
    men und Herren! Gestatten Sie mir zunächst ein persön-
    liches Wort an meinen rheinland-pfälzischen Kollegen,
    den früheren Staatsminister Herrn Brüderle. Sehr ge-
    ehrter Herr Brüderle, Ihre Partei ist von den bremischen
    Wählerinnen und Wählern am vergangenen Sonntag
    furchtbar zusammengestaucht worden.


    (Klaus Wolfgang Müller [Kiel] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist richtig!)


    Wenn „F.D.P.“ künftig nicht wieder für „fast drei Pro-
    zent“ stehen soll, dann sollten Sie aufhören, ständig mit
    Verdächtigungen zu arbeiten, und nicht immer wieder
    die Mär von einer angeblich drohenden Mehrwert-
    steuererhöhung ins Gespräch bringen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich sage
    klipp und klar für die Bundesregierung: Wir wollen kei-
    ne Mehrwertsteuererhöhung, denn wir stehen für eine
    sozial gerechte, solide finanzierte und wirtschaftspoli-
    tisch vernünftige Steuerpolitik, eine Politik, die mehr
    Wachstum und Beschäftigung schafft.

    Richtig dagegen ist, daß die alte Bundesregierung,
    bestehend aus CDU/CSU und F.D.P., uns enorme Haus-
    haltslöcher hinterlassen hat: 1996 eine verfassungswid-
    rige Verschuldung, 1997 wurde – nur mit Zustimmung
    des Bundestages – die Verfassungsgrenze überschritten,
    1998 haben Sie mit einem hohen, 20 Milliarden DM
    umfassenden Privatisierungsprogramm überhaupt die
    Verschuldung unter die Verfassungsgrenze drücken
    können.


    (Klaus Wolfgang Müller [Kiel] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das weiß er doch nicht mehr!)


    Am Ende von Helmut Kohl und Theo Waigel, von
    Gerhardt und Kinkel müssen wir feststellen: Sie haben
    die Schulden in 16 Jahren Regierungszeit vervierfacht.
    Jede vierte Mark, die als Steuerzahlungen beim Bund
    eingeht, ist im letzten Jahr für das Zahlen von Zinsen
    draufgegangen. Wer eine solche Finanzwirtschaft hin-
    terläßt, hat – so hat es das Bundesverfassungsgericht
    festgestellt – den Bund in eine Haushaltsnotlage ge-

    wirtschaftet. Das ist das Ergebnis von 16 Jahren Finanz-
    politik unter Helmut Kohl.


    (Beifall bei der SPD)

    Das ist also der Grund für die Haushaltsnotlage des

    Bundes. Wir werden die notwendige Konsolidierung nur
    unter schmerzhaften Opfern vollziehen können. Ich bin
    aber zuversichtlich, daß wir das schaffen, ohne die
    Mehrwertsteuer zu erhöhen.

    Wir setzen eine spürbare Senkung der Steuerlasten
    für Arbeitnehmer, Familien und Unternehmer in die Tat
    um. Die mit den Steuerreformen 1999, 2000 und 2002
    verbundene Nettoentlastung umfaßt immerhin insgesamt
    20 000 Millionen DM. Diese Entlastungspolitik wollen
    wir mit dem Familienentlastungsgesetz und mit einer
    Reform der Unternehmensbesteuerung fortsetzen. Wir
    werden mit diesen Reformmaßnahmen, die wir am
    30. Juni zusammen mit dem Haushalt vorstellen werden,
    selbstverständlich im Rahmen haushaltspolitischer Ver-
    antwortung bleiben und deshalb für eine solide Finanzie-
    rung sorgen. Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer kommt
    aber auch in diesem Zusammenhang überhaupt nicht in
    Frage.


    (Friedrich Merz [CDU/CSU]: In welchem Zusammenhang denn?)


    Zur Erinnerung und zum Kontrast: Während der Re-
    gierungsverantwortung von CDU/CSU und F.D.P. ha-
    ben diese drei Parteien wiederholt an der Mehrwertsteu-
    erschraube gedreht: Juli 1983 von 13 auf 14 Prozent, Ja-
    nuar 1993 von 14 auf 15 Prozent, April 1998 von 15 auf
    16 Prozent. Hätten wir Ihre Steuerpläne nicht verhindern
    können, hätten die Bürgerinnen und Bürger schon seit
    dem letzten Jahr statt 16 Prozent 17 Prozent Mehrwert-
    steuer zahlen müssen. Das ist die Wahrheit, Frau Hassel-
    feldt, die Sie eingefordert haben.

    Nun zum Thema Mineralölsteuer. Mineralölsteuer-
    erhöhungen sind keine Erfindung der rotgrünen Koali-
    tion.


    (Klaus Wolfgang Müller [Kiel] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die hatte die CDU/CSU in den Haushalt eingestellt!)


    CDU/CSU und F.D.P. haben in ihrer Regierungszeit von
    diesem Instrument häufig und, Frau Hasselfeldt, dra-
    stisch Gebrauch gemacht.

    Die Zahlen, für die Sie verantwortlich sind, möchte
    ich jetzt gerne auflisten, um sie mit unseren geplanten
    Erhöhungen zu vergleichen: Von 1987 bis 1994 haben
    Sie die Steuer für unverbleites Benzin von 46 Pfennig je
    Liter um 52 Pfennig auf 98 Pfennig angehoben.


    (Klaus Wolfgang Müller [Kiel] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Buh!)


    CDU/CSU und F.D.P. haben damit den Steuerbetrag
    mehr als verdoppelt.


    (Klaus Wolfgang Müller [Kiel] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Lohnnebenkosten wurden erhöht!)


    Zwischen dem, was während der Zeit der CDU/CSU-
    F.D.P.-Koalition auf diesem Gebiet geschah, und den






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Vorstellungen unserer Koalition gibt es jedoch deutliche
    Unterschiede. Wir wollen den Betrag, der durch eine
    Mineralölsteuererhöhung dem Bundeshaushalt zufließt,
    den Bürgerinnen und Bürgern sowie den Unternehmern
    durch Senkung der Rentenversicherungsbeiträge wieder
    voll zurückgeben.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    In diesem Haushaltsjahr werden wir sogar mehr zurück-
    geben, als durch diese Anhebung in den Haushalt hin-
    einfließt. Der Grundgedanke einer ökologischen Steuer-
    reform besteht darin, den Umweltverbrauch maßvoll zu
    besteuern und das daraus erzielte Aufkommen zur Sen-
    kung der Lohnnebenkosten zu nutzen.

    Die alte Bundesregierung – auch Sie, Frau Hassel-
    feldt, haben das mit Ihrer Stimme mitgetragen – hat die
    Mineralölsteuer erhöht, um Haushaltslöcher zu stopfen.
    Parallel dazu haben Sie auch noch die Lohnnebenkosten
    kräftig angehoben. Bei Ihnen mußten die Bürger doppelt
    zahlen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Sie ließen innerhalb weniger Jahre die Lohnnebenko-
    sten von 34 Prozent auf 41 Prozent steigen. Wir wollen
    eine Politik der kleinen stetigen Schritte betreiben, um
    keinen zu überfordern. In der Zeit Ihrer Regierungsver-
    antwortung gab es drastische Erhöhungen. Frau Hassel-
    feldt, erinnern Sie sich nicht mehr daran, daß Sie im Jah-
    re 1991 die Mineralölsteuer auf einen Schlag um
    22 Pfennig je Liter – also nicht um 6 Pfennig – erhöht
    haben?


    (Nicolette Kressl [SPD]: Vergessen!)

    Im Jahre 1994 haben Sie die Mineralölsteuer um
    16 Pfennig erhöht. Auch das haben Sie, Frau Hassel-
    feldt, mit Ihrer Stimme mitgetragen. Wie soll man diese
    Erhöhungen gegenüber den Pendlerinnen und Pendlern
    bezeichnen, die dafür damals keine Entlastungen be-
    kommen haben, sondern noch zusätzlich höhere Lohn-
    nebenkosten bezahlen mußten?


    (Nicolette Kressl [SPD]: Vergessen!)

    Deshalb kann man nur feststellen: Wenn die Autofah-

    rer durch Mineralölsteuererhöhungen schockiert worden
    sind, dann damals durch Frau Hasselfeldt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir wollen Planungssicherheit. Deswegen wollen wir
    die Mineralölsteuer in festgelegten kleinen und stetigen
    Schritten erhöhen, so wie das andere Staaten schon vor
    uns praktiziert haben, zum Beispiel Großbritannien. Ge-
    stern hat die „Süddeutschen Zeitung“ berichtet, daß sich
    das Schweizer Parlament für eine Lenkungsabgabe auf
    nicht erneuerbare Energien entschieden hat, deren Ertrag
    zur Senkung der Sozialversicherungsbeiträge dienen
    soll. Die Schweiz ist auf dem gleichen Wege wie wir.
    Nur Sie sind die ewig Gestrigen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Als
nächster Redner hat das Wort der Kollege Friedrich
Merz von der CDU/CSU-Fraktion.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Friedrich Merz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine
    Damen und Herren! Angriff ist die beste Verteidigung.
    Das ist offensichtlich die Strategie, die sich die Koali-
    tion für diese Aktuelle Stunde ausgesucht hat.


    (Ludwig Stiegler [SPD]: Die Wahrheit ist immer unangenehm!)


    Nachdem das für heute morgen geplante Festhochamt
    mit Zelebration des Herrn Bundeskanzlers mehr zu einer
    stillen Messe geworden ist, weil die Ereignisse nicht so
    eingetreten sind, wie sie vorgesehen waren,


    (Nicolette Kressl [SPD]: Herr Merz, sachlich wie immer!)


    ist es gut, daß wir uns wieder etwas mehr mit der Innen-
    politik beschäftigen.


    (Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Jetzt kommt Ihr Hochamt!)


    Es hätte keinen Anlaß für diese Aktuelle Stunde ge-
    geben, wenn der Bundesfinanzminister das eingehalten
    hätte, was er sich zu Beginn seiner Amtszeit selbst auf-
    erlegt hat, nämlich zunächst einmal den Mund zu halten,
    nachzudenken, Pläne zu machen und dann erst die Er-
    gebnisse seiner Überlegungen im Parlament vorzutra-
    gen. Eine solche Ankündigung war neu für diese Bun-
    desregierung, aber deshalb nicht falsch, im Gegenteil: Es
    wäre richtig gewesen. Aber er hat die sich selbst aufer-
    legte Schweigepflicht durchbrochen, indem er am letz-
    ten Sonntag ein Interview gegeben hat. Dieses Interview
    ist der richtige und zutreffende Anlaß für diese Aktuelle
    Stunde. Das einzige, was wir bisher von der Bundesre-
    gierung wissen, ist, daß in Zukunft regelmäßig jedes
    Jahr Steuererhöhungen anstehen. Das ist das einzig De-
    finitive, das bisher auch unter dem neuen Bundesfi-
    nanzminister feststeht.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Sie, Herr Diller, haben eben von kleinen Schritten ge-

    sprochen. Das ist in der Tat die richtige Karikierung
    dessen, was gegenwärtig unter dieser Bundesregierung
    in Deutschland stattfindet. Das wirtschaftliche Wachs-
    tum weist nur kleine, sehr kleine Schritte auf. Die Bun-
    desregierung hat das Vertrauen internationaler Investo-
    ren und auch der nationalen Volkswirtschaft völlig ver-
    loren. Das können Sie an den Wachstumszahlen für das
    erste Quartal 1999 ablesen, die gerade heute vorgelegt
    worden sind. Herr Kollege Haussmann hat das eben in
    anderem Zusammenhang schon erwähnt: Das Wachstum
    im ersten Quartal des Jahres 1999 wird 0,7 Prozent be-
    tragen.


    (Dr. Helmut Haussmann [F.D.P.]: Schlußlicht!)


    Seien Sie nicht ganz so vorlaut mit dem, was Sie zu
    den letzten 16 Jahren hier sagen. Ich bin es langsam
    wirklich leid.


    (Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Nicolette Kressl [SPD]: Das kann ich mir vorstellen!)


    Parl. Staatssekretär Karl Diller






    (A) (C)



    (B) (D)


    – Wenn Sie ständig über die letzten 16 Jahre reden und
    wenn man dieses Durcheinander in Ihrer Koalition be-
    obachtet, dann erlaube ich mir einmal die Rückfrage:
    Was haben Sie eigentlich in den letzten 16 Jahren ge-
    macht?


    (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Gute Vorschläge!)


    Sie haben alles mögliche gemacht, aber Vorbereitung
    auf Regierungsarbeit ist bei Ihnen in den letzten 16 Jah-
    ren nicht dabeigewesen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Zur Erinnerung: Das letzte dieser „schrecklichen“

    16 Jahre unter der Führung von CDU/CSU und F.D.P.
    wies ein wirtschaftliches Wachstum im Jahresdurch-
    schnitt von 2,8 Prozent auf.


    (Klaus Wolfgang Müller [Kiel] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: 4 Millionen Arbeitslose!)


    Wir haben in diesem Jahr Erwartungen, die mittlerweile
    unter 1,5 Prozent liegen. Es gibt Institute, bei denen sich
    die Prognosen inzwischen nur noch bei 1 bis 1,2 Prozent
    bewegen. Die Zahlen im ersten Quartal des Jahres 1999
    zeigen – das hat mit den letzten 16 Jahren überhaupt
    nichts zu tun, das sind ausschließlich Ihre Zahlen –: Das
    Wachstum in der Bundesrepublik Deutschland bricht
    zusammen.


    (Joachim Poß [SPD]: Das ist eben nicht der Fall!)


    Wenn Sie jetzt nicht in der Steuerpolitik einen Bau-
    stein für eine Gesamtkonzeption der Wirtschaftspolitik
    legen, die das Vertrauen in die dauerhafte Entwicklung
    der Bundesrepublik Deutschland zurückgewinnt, dann
    werden Sie die Probleme der Bundesrepublik Deutsch-
    land, mit welcher Steuerpolitik auch immer, nicht lösen.
    Das ist der entscheidende Punkt, vor dem wir heute ste-
    hen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Jetzt kommt etwas, was man bei sinkendem Außen-

    wert der eigenen Währung eigentlich nicht erwarten
    sollte. Aber die zweite vom Statistischen Bundesamt ge-
    rade heute bekanntgegebene Zahl lautet: Der Export der
    Bundesrepublik Deutschland schwächt sich ab. Wir ha-
    ben im ersten Quartal 1999 erstmalig seit 1993 – das
    war nicht Ihre Regierungszeit, sondern unsere – rückläu-
    fige Exportzahlen. Das können Sie nun wirklich nicht
    mehr auf 16 Jahre der alten Regierung schieben. Das
    sind ausschließlich die Ergebnisse Ihrer Politik, die Sie
    allein zu verantworten haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Nun will ich einen ganz unverdächtigen Zeugen her-

    anziehen. Schauen Sie einmal in die letzte Ausgabe ei-
    ner der meistgelesenen Zeitschriften im englischsprachi-
    gen Raum, nämlich in den „Economist“. Die Titelstory
    der letzten Ausgabe des „Economist“ lautet: „Deutsch-
    land, der kranke Mann im Euro-Raum“. Das ist der tat-
    sächliche Befund, über den wir in Deutschland eigent-
    lich reden müßten. Aber Sie eiern herum, weil Sie kein
    Konzept haben, weil Sie nur über Steuererhöhungen re-

    den und weil Sie keine Ahnung davon haben, wie man
    in der Bundesrepublik Deutschland ein wirtschaftliches
    Wachstum verstetigt und so steigert, daß auch das Ar-
    beitsmarktproblem gelöst wird.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Joachim Poß [SPD]: Sie reden doch alles nur runter!)


    Ich sage Ihnen, damit das ganz klar ist, zum Schluß:
    Einen zeitlichen Ablauf, wie Sie ihn offensichtlich pla-
    nen, werden wir nicht akzeptieren. Wir werden nicht
    hinnehmen, daß Sie in den letzten zwei Sitzungstagen
    des Deutschen Bundestages vor der Sommerpause am
    Nachmittag über die Bundespressekonferenz zum besten
    geben, was Sie in der Steuerpolitik machen wollen, und
    wir dann anschließend alle gemeinsam fröhlich in die
    Sommerpause gehen. Diese Arbeitsteilung – das sage
    ich Ihnen, Herr Diller, damit Sie es gleich jetzt wissen –
    machen wir nicht mit. Wenn Sie es nicht ermöglichen,
    daß am 30. Juni, am 1. Juli oder am 2. Juli eine ausführ-
    liche Parlamentsdebatte über das stattfindet, was Sie in
    der Steuer- und Finanzpolitik in der Bundesrepublik
    Deutschland für die Zukunft wirklich wollen, dann wer-
    den wir Sie in der Woche darauf dazu zwingen.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Joachim Poß [SPD]: Dazu brauchen Sie uns gar nicht zu zwingen! Wir diskutieren gern!)