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ID1404102400

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/41 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 41. Sitzung Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: a) Abgabe einer Regierungserklärung des Bundeskanzlers Ergebnisse des Europäischen Rates am 3. und 4. Juni 1999 in Köln und zum Stand der Friedensbemühungen im Ko- sovo-Konflikt ............................................ 3483 A b) Antrag der Bundesregierung Deutsche Beteiligung an einer interna- tionalen Sicherheitspräsenz im Kosovo zur Gewährleistung eines sicheren Um- feldes für die Flüchtlingsrückkehr und zur militärischen Absicherung einer Friedensregelung für das Kosovo (Drucksache 14/1111) ................................ 3483 B Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 3483 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU ................. 3488 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg ...... 3492 C Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P.......................... 3495 D Dr. Ludger Volmer, Staatsminister AA ........... 3497 C Dr. Gregor Gysi PDS....................................... 3501 C Michael Glos CDU/CSU.................................. 3504 B Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN................................................... 3505 A Gernot Erler SPD............................................. 3507 D Dr. Helmut Haussmann F.D.P. ........................ 3509 D Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 3511 C Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU...................... 3512 B Günter Verheugen, Staatsminister AA............. 3514 B Dr. Norbert Wieczorek SPD ............................ 3516 C Tagesordnungspunkt 2: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zu den Ankündigun- gen einer Mehrwertsteuererhöhung und einer fortlaufenden Erhöhung der Mi- neralölsteuer durch den Bundesfinanz- minister ..................................................... 3519 C Rainer Brüderle F.D.P. .................................... 3519 D Jörg-Otto Spiller SPD...................................... 3520 D Gerda Hasselfeldt CDU/CSU .......................... 3522 A Klaus Wolfgang Müller (Kiel) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 3522 D Heidemarie Ehlert PDS.................................... 3524 A Karl Diller, Parl. Staatssekretär BMF.............. 3525 A Friedrich Merz CDU/CSU............................... 3526 C Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 3527 D Dr. Günter Rexrodt F.D.P................................ 3528 D Wolfgang Grotthaus SPD ................................ 3529 D Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 3531 A Lydia Westrich SPD ........................................ 3532 B Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 3533 B Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD.............. 3534 C Nächste Sitzung ............................................... 3535 C Berichtigungen................................................. 3535 B Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 3537 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 41. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 3483 (A) (C) (B) (D) 41. Sitzung Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 Beginn: 9.30 Uhr
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    Berichtigungen 40. Sitzung am Freitag, 7. Mai 1999, Seite 3414 D, na- mentliche Abstimmung zum Entschließungsantrag auf Drucksache 14/997: Abgeordneter Dr. Reinhard Loske (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) hat sich bei der namentli- chen Abstimmung nicht, wie angegeben, der Stim- me enthalten, sondern mit Nein gestimmt. Dement- sprechend ändert sich das endgültige Ergebnis der Abstimmung. Die Zahl der Nein-Stimmen beträgt tatsächlich 567 und der Enthaltungen 8. Im selben Plenarprotokoll ist auf Seite III sowie auf Seite 3473 A jeweils bei Anlage 6 statt Günter Veit ,,Rüdiger Veit“ zu lesen. Bei den unter Anlage 6 aufgeführten Namen gehört die Abgeordnete Claudia Roth (Hamburg) nicht der SPD- Fraktion an, sondern der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Auf Seite 3478 D ist bei dem Rednerkopf Petra Ernstberger statt PDS ,,SPD“ zu lesen. Reinhard Schultz (Everswinkel) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 41. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 3537 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Altmann (Aurich), Gila BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Blank, Renate CDU/CSU 8.6.99 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 8.6.99 Braun (Augsburg), Hildebrecht F.D.P. 8.6.99 Brinkmann (Hildesheim), Bernhard SPD 8.6.99 Bruckmann, Hans-Günter SPD 8.6.99 Bulmahn, Edelgard SPD 8.6.99 Eichhorn, Maria CDU/CSU 8.6.99 Eppelmann, Rainer CDU/CSU 8.6.99 Fischer (Berlin), Andrea BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Frick, Gisela F.D.P. 8.6.99 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 8.6.99 Friedrich (Bayreuth), Horst F.D.P. 8.6.99 Friedrich (Altenburg), Peter SPD 8.6.99 Funke, Rainer F.D.P. 8.6.99 Gebhardt, Fred PDS 8.6.99 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 8.6.99 Gradistanac, Renate SPD 8.6.99 Günther (Plauen), Joachim F.D.P. 8.6.99 Hartenbach, Alfred SPD 8.6.99 Heinrich, Ulrich F.D.P. 8.6.99 Dr. Höll, Barbara PDS 8.6.99 Hoffmann (Wismar), Iris SPD 8.6.99 Hornung, Siegfried CDU/CSU 8.6.99 Hübner, Carsten PDS 8.6.99 Jäger, Renate SPD 8.6.99 Janz, Ilse SPD 8.6.99 Jüttermann, Gerhard PDS 8.6.99 Kalb, Bartholomäus CDU/CSU 8.6.99 Kampeter, Steffen CDU/CSU 8.6.99 Kasparick, Ulrich SPD 8.6.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Köster-Lößack, Angelika BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Kolbow, Walter SPD 8.6.99 Koschyk, Hartmut CDU/CSU 8.6.99 Kumpf, Ute SPD 8.6.99 Leidinger, Robert SPD 8.6.99 Lengsfeld, Vera CDU/CSU 8.6.99 Lensing, Werner CDU/CSU 8.6.99 Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine F.D.P. 8.6.99 Mante, Winfried SPD 8.6.99 Dr. Mayer (Siegertsbrunn), Martin CDU/CSU 8.6.99 Meckel, Markus SPD 8.6.99 Dr. Meyer (Ulm), Jürgen SPD 8.6.99 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 8.6.99 Moosbauer, Christoph SPD 8.6.99 Müller (Jena), Bernward CDU/CSU 8.6.99 Müller (Kirchheim), Elmar CDU/CSU 8.6.99 Nahles, Andrea SPD 8.6.99 Neumann (Bremen), Bernd CDU/CSU 8.6.99 Oswald, Eduard CDU/CSU 8.6.99 Otto (Frankfurt), Hans-Joachim F.D.P. 8.6.99 Philipp, Beatrix CDU/CSU 8.6.99 Reiche, Katherina CDU/CSU 8.6.99 Reinhardt, Erika CDU/CSU 8.6.99 Rönsch (Wiesbaden), Hannelore CDU/CSU 8.6.99 Dr. Rössel, Uwe-Jens PDS 8.6.99 Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 8.6.99 Rübenkönig, Gerhard SPD 8.6.99 Schaich-Walch, Gudrun SPD 8.6.99 Schauerte, Hartmut CDU/CSU 8.6.99 Scherhag, Karl-Heinz CDU/CSU 8.6.99 Schmidt-Zadel, Regina SPD 8.6.99 von Schmude, Michael CDU/CSU 8.6.99 Schuhmann (Delitzsch), Richard SPD 8.6.99 Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 8.6.99 3538 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 41. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 8. Juni 1999 (A) (C) (B) (D) Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Schwall-Düren, Angelica SPD 8.6.99 Seehofer, Horst CDU/CSU 8.6.99 Späte, Margarete CDU/CSU 8.6.99 Spanier, Wolfgang SPD 8.6.99 Spranger, Carl-Dieter CDU/CSU 8.6.99 Dr. Staffelt, Ditmar SPD 8.6.99 Steiger, Wolfgang CDU/CSU 8.6.99 Tappe, Joachim SPD 8.6.99 Tauss, Jörg SPD 8.6.99 Teuchner, Jella SPD 8.6.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Uldall, Gunnar CDU/CSU 8.6.99 Voß, Sylvia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8.6.99 Weißgerber, Gunter SPD 8.6.99 Wiesehügel, Klaus SPD 8.6.99 Willner, Gert CDU/CSU 8.6.99 Wissmann, Matthias CDU/CSU 8.6.99 Wöhrl, Dagmar CDU/CSU 8.6.99 Wolf, Aribert CDU/CSU 8.6.99 Wolff (Zielitz), Waltraud SPD 8.6.99 Würzbach, Peter Kurt CDU/CSU 8.6.99 Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn 53003 Bonn, Telefon: 02 28/3 82 08 40, Telefax: 02 28/3 82 08 44 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Prof. Dr. Helmut Haussmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident!
    Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Zunächst: Es sollte
    keine Schande sein, wenn sich jemand nach über 20 Jah-
    ren Engagement im nationalen Parlament um ein Man-
    dat im Europaparlament bewirbt. Das sollte keine
    Schande sein, das sollte auch keine Kritik hervorrufen.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Gernot Erler






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Es wäre vielleicht ganz gut, wenn mehr Kollegen mit
    nationaler Erfahrung – ich habe mich acht Jahre lang auf
    nationaler Ebene für Europa engagiert – versuchen wür-
    den, ihre Erfahrungen und ihre Überzeugungen in Straß-
    burg oder Brüssel einzubringen.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ich jedenfalls habe damit überhaupt kein Problem.
    Die Bilanz der deutschen Ratspräsidentschaft, die

    in Kürze zu Ende geht – ich glaube, es ist die letzte Ge-
    legenheit, sie hier zu analysieren –, ist zweigeteilt: Alles,
    was durch Außendruck erzeugt wurde, hat – das war in
    der europäischen Geschichte oft so – zu Fortschritten
    geführt. Der Übergang des Aufgabenbereichs der WEU
    in die Zuständigkeit der Europäischen Union ist ein
    Fortschritt, den ich würdigen will. Die beiden Personal-
    entscheidungen Prodi und Solana sind ebenfalls Fort-
    schritte. Beides will ich nicht geringschätzen. Damit ist
    Ihre positive Bilanz aber erschöpft, meine Damen und
    Herren.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Es ist schade für Europa – nicht nur für unser Land –,
    daß alle anderen Projekte, die so groß angekündigt wa-
    ren und auf die unser Land als größtes Land im Zentrum
    Europas angewiesen ist, negativ vollendet wurden. Ich
    will einmal mit kleinen Dingen beginnen. Seit Jahr-
    zehnten gibt es die Diskussion um eine europäische
    Aktiengesellschaft – eine wichtige Gesellschaftsform
    für Zusammenschlüsse in Europa.


    (Joachim Poß [SPD]: Eben! Seit Jahrzehnten!)

    Die deutsche Präsidentschaft hatte die Chance, diese
    Diskussion abzuschließen. Das ist auch deshalb nicht
    gelungen, weil man am Anfang ein so wichtiges Land
    wie Spanien falsch behandelt hat. Am Schluß war es
    dann Spanien, das die Europa AG verhindert hat.

    Wir bräuchten eine europäische Energiebesteue-
    rung und keinen nationalen Alleingang.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Was ist aus der europäischen Energiebesteuerung ge-
    worden? Nichts! Mehr Steuergerechtigkeit: Kein ein-
    ziger Punkt konnte im Benehmen mit unseren europäi-
    schen Partnern zu Ende gebracht werden. Agenda 2000:
    Wir hören jetzt, der Steigungswinkel der deutschen
    Ausgaben werde nicht mehr so steil ansteigen wie bis-
    her. Man kann es auch deutlich sagen: Es wird nach wie
    vor teuer. Dabei stellt sich nicht nur die Frage, ob es für
    uns teurer wird. Vielmehr hat das schlechte Ergebnis –
    keine Agrarreform, keine Reform der Finanzinstitutio-
    nen – drei große Nachteile.

    Erstens. Wir sind für die Osterweiterung nicht gerü-
    stet. Was von Herrn Volmer gesagt wurde, war einfach
    falsch. Die Stimmung in Osteuropa ist negativ; die Ost-
    europäer haben sich von ihrem Anwalt Deutschland viel
    mehr erwartet,


    (Beifall bei der F.D.P.)


    und zwar zunächst einmal Reformen bei der Agenda
    2000. Denn nur durch Reformen schaffen wir den
    Finanzspielraum, um wichtige Länder wie Polen aufzu-
    nehmen.

    Zweitens. Wir sind mit dieser Art Agenda 2000 bei
    den nächsten WTO-Verhandlungen nicht verhandlungs-
    fähig. Wir werden uns wundern über das Verhältnis
    von Europa und Amerika nach der Kosovokrise. Die
    Europäer machen jetzt den Frieden; die Amerikaner ha-
    ben vorher die militärische Last getragen. Das Klima der
    Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten von Ameri-
    ka wird sich verhärten – zum Schaden unserer Außen-
    wirtschaft und zum Schaden unserer Landwirte. Das
    werden wir sehr schnell spüren.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Drittens. Die Agenda 2000 hätte auf den Balkan-
    Wiederaufbauplan Rücksicht nehmen müssen. Jetzt ste-
    hen die Finanzierung der Osterweiterung und der Stabi-
    litätsplan für den Balkan im Wettbewerb. In der euro-
    päischen wie auch in der deutschen Finanzierung gibt es
    keinerlei Reserven. Komme die Regierung bitte nicht
    mit einer sogenannten Friedenssteuer für den Balkan
    oder für die Osterweiterung in Form einer Mehrwert-
    steuererhöhung!


    (Beifall bei der F.D.P. sowie des Abg. Michael Glos [CDU/CSU])


    Dafür ist die Mehrwertsteuererhöhung nicht gedacht.
    Was die Osterweiterung angeht, so ist nur eine

    pünktliche Erweiterung um die ersten Reformstaaten ein
    entscheidender Stabilitätsexport. Es geht doch nicht an,
    daß die Reformpolitiker in Ungarn, Slowenien und
    Polen sagen, sie hätten nach zehn Jahren der Transfor-
    mationspolitik ihre Hausaufgaben gemacht und würden
    im Jahre 2002 aufnahmefähig sein, die westeuropäische
    Union ihnen dann aber antworten muß, sie habe ihre
    Hausaufgaben nicht gemacht; deshalb komme das alles
    auf die lange Bank. Die Bundesregierung hat es heute
    erneut vermieden, einen konkreten Zeitpunkt anzugeben.
    Herr Volmer, wenn das so ist, wie der Bundeskanzler
    gesagt hat, nämlich daß die institutionellen Reformen
    Ende 2000 abgeschlossen sind, was spricht denn dann
    gegen einen Beitritt im Jahre 2002? Wissen Sie aus der
    europäischen Geschichte denn nicht, wie wichtig Zeit-
    daten für Fortschritte sind? Wir hätten heute noch nicht
    den Binnenmarkt, wir hätten heute noch nicht die Euro-
    päische Währungsunion, wenn wir nicht ehrgeizig und
    unbeirrt an Zeitdaten festgehalten hätten. Diese Erfah-
    rung haben wir bei der europäischen Integration ge-
    macht.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Euro-Schwäche als Ergebnis – das hätte niemand

    gedacht. Ich fühle mich da wirklich mißbraucht. Wir ha-
    ben in Deutschland für eine Mehrheit für den Euro ge-
    kämpft. Wir haben versprochen: Der Euro wird so stabil
    sein wie die D-Mark. Wir haben uns gegen eine Mehr-
    heit durchgesetzt. Wir hatten nach der Euro-Einführung
    mit 1,18 Dollar zunächst eine Mehrheit für den Euro in
    Deutschland. Inzwischen gibt es wieder eine Mehrheit

    Dr. Helmut Haussmann






    (A) (C)



    (B) (D)


    gegen den Euro. Die antieuropäischen Kräfte in Groß-
    britannien und in der Schweiz sind gestärkt, weil eben-
    diese Länder, die für die Europäische Union so wichtig
    wären, den Eindruck haben, daß die Stabilität den sozia-
    listischen Regierungen in Italien, Frankreich und
    Deutschland nicht so wichtig ist.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ich als Ökonom kann nur sagen: Aus einer Außen-
    schwäche wird auf Dauer eine Innenschwäche.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Der erste Punkt waren die Angriffe von Herrn La-

    fontaine gegen die Unabhängigkeit der Europäischen
    Zentralbank.


    (Zustimmung bei der F.D.P.)

    Der Wechselkurs des Euro sank in der Folge von 1,18
    Dollar auf 1,08 Dollar.

    Der zweite Punkt war – unter Zustimmung von Herrn
    Eichel – die Erhöhung der Verschuldungsgrenze ent-
    gegen den Vereinbarungen des Stabilitätspaktes. Davon
    profitiert zunächst Italien. Deutschland wird der nächste
    EU-Staat sein, der diese höhere Verschuldungsgrenze
    ebenfalls in Anspruch nehmen muß; denn wir sind im
    Moment mit das wachstumsschwächste Land in Europa.
    Unter der alten Bundesregierung hatten wir noch eine
    Wachstumserwartung von 2,8 Prozent. Im ersten Quartal
    dieses Jahres sind wir bei 0,7 Prozent angekommen. Das
    heißt: weniger Dynamik, weniger Steuereinnahmen, sai-
    sonbereinigt mehr Arbeitslose, höhere Verschuldung.
    Das schlägt sich im Euro-Kurs nieder. Es wäre falsch, zu
    sagen, Ursache für den derzeitigen Euro-Kurs sei die
    Stärke der Amerikaner. In der Weltwirtschaft gibt es
    kein stark oder schwach. Da gibt es Länder, die ihre
    Hausaufgaben machen, die dynamisch sind, die ein kla-
    res Steuersystem haben, die Dienstleistungen schätzen,
    die Flexibilität erlauben – ich verweise auf die Beratun-
    gen zum 630-DM-Gesetz und zur Scheinselbständig-
    keit –: Diese Länder haben eine starke Währung und
    eine hohe Kaufkraft. Und dann gibt es Länder wie
    Deutschland, das innerhalb von acht Monaten abgestürzt
    ist.


    (Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Abgewirtschaftet!)

    Wir sind das absolute Schlußlicht bei der Dynamik in
    Europa. Das muß sich ändern. Dazu wird auch die
    Wahlentscheidung beitragen.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Ich möchte zum Schluß sagen: Der Beschäftigungs-

    pakt ist eine riesige Luftnummer. Über 90 Beamte wer-
    den sich versammeln. Zwei entscheidende Gruppen sind
    gar nicht vorgesehen: einmal der Mittelstand und zum
    zweiten das Europäische Parlament. Ein solcher Be-
    schäftigungspakt bringt weder mehr Beschäftigung noch
    mehr europäisches Bewußtsein. Insofern ist die Bilanz
    der deutschen Ratspräsidentschaft, vom außenpoliti-
    schen Bereich abgesehen, leider äußerst dürftig.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Ich gebe das Wort
dem Kollegen Dr. Helmut Lippelt, Bündnis 90/Die Grü-
nen.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Helmut Lippelt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Trotz der
    Kürze der mir zur Verfügung stehenden Zeit muß ich
    noch einige Polemik loswerden. Herr Gysi ist nun leider
    wieder nicht da. Ich hätte ihm sonst gern gesagt, daß er
    völlig recht damit hat: Es soll nicht mehr gebombt wer-
    den. Nur, warum bemerkt er nicht, daß in Serbien seit
    drei Tagen, bis auf die letzte Nacht, ja wirklich nicht
    mehr gebombt worden ist, daß aber die schweren serbi-
    schen Waffen die Dörfer im Kosovo weiter beschossen
    und daß sie auch bis nach Albanien hinein geschossen
    haben. Militärische Implementierungsverhandlungen
    sind Waffenstillstandsverhandlungen. Wir haben keinen
    Waffenstillstand. Wir brauchen den Waffenstillstand.
    Ich hoffe, er kommt bald. Aber das liegt an der serbi-
    schen Seite. Ich habe mir gerade noch eine Nachricht
    von heute über den Beschuß von Dörfern in Nordalbani-
    en herausgezogen.

    Zweiter Punkt: Herr Glos, Sie haben dem Kollegen
    Volmer Einmischung in russische Politik vorgewor-
    fen. Nichteinmischung sollte aber nicht so weit gehen,
    daß sie zu Ignoranz wird.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    Daß es in Rußland einen scharfen Kampf zweier Linien
    gibt, daß die Duma die eine Linie sehr deutlich vertritt
    und das Rückwirkungen auf die Implementierungsver-
    handlungen hat, die zur Zeit in Mazedonien stattfinden,
    muß man schon sehen.


    (Zuruf des Abg. Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU])


    – Nur, wenn man das selber diskutiert, darf man es nicht
    einem anderen zum Vorwurf machen, der das gleiche
    getan hat. Tschernomyrdin ist nicht der Vertreter Ruß-
    lands, wie es durch die Duma repräsentiert wird. Er ist
    in der Tat von Jelzin beauftragt – Herr Altbundeskanz-
    ler, das ist Ihr Verdienst –, und wir brauchen ihn drin-
    gend, obwohl in der Duma inzwischen eine Resolution
    eingebracht wurde, ihn abzuberufen. Diese Zusammen-
    hänge muß man sehen. Insofern darf man sich zum
    Wechsel in der Person des Verhandlers schon eine Mei-
    nung bilden.

    Damit bin ich beim dritten Punkt: Herr Glos, wenn
    man sich mit einer anderen Partei auseinandersetzt,
    sollte man auch da nicht ignorant sein. Die Grünen ha-
    ben über den Unterschied zwischen Unterbrechung
    und Stopp der NATO-Bombardierungen gestritten.
    Der Unterschied ist ziemlich groß. Mit letzterem arbeitet
    man Milosevic in die Hände, mit ersterem – was wir be-
    schlossen haben – ermöglicht man Verhandlungen,
    schafft ein besseres Klima dafür.

    Letzter Punkt: Man soll nicht danken, bevor die Ar-
    beit von Erfolg gekrönt ist. Trotzdem zähle ich die In-
    itiativen deutscher Außenpolitik auf. Ich erinnere an

    Dr. Helmut Haussmann






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    die Wiederaktivierung der Kontaktgruppe, an die – zwar
    vergebliche – Suche nach einer politischen Lösung in
    Rambouillet, ich erinnere an die Suche nach Lösungen
    zum Stopp des Bombenkriegs, die gleich danach ein-
    setzte, an den Entwurf des Friedensplans, ich erinnere an
    die kreative Nutzung der G 8 als neuen Verhandlungs-
    rahmen, an die G-8-Resolution im Rahmen der Außen-
    ministerkonferenz, ich erinnere an die „Aufstockung“
    der russischen Vermittlungen zu Verhandlungen von EU
    und Rußland mit Milosevic – das war ein sehr wichtiger
    diplomatischer Schub –; ich erwähne nur die Initiative
    zum Stabilisierungspakt, die bei Ihnen die Angst ausge-
    löst hat, daß es Sie bayerisches Geld kostet.

    Ich möchte nun nicht die einzelnen Stationen der
    Umsetzung ansprechen, aber ich möchte darauf hinwei-
    sen, daß wir im letzten halben Jahr eine erstaunlich
    kreative Phase deutscher Außenpolitik erlebt haben mit
    dem Versuch etwas einzudämmen, wofür die Grundla-
    gen schon vor der Zeit dieser Koalition gelegt waren.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wir haben allen Grund, unserem Außenminister für
    seine Verhandlungen die besten Wünsche mit auf den
    Weg zu geben. Die grundsätzliche Frage, die eigentlich
    vertieft behandelt werden müßte, besteht darin, daß die-
    ser Prozeß im Rahmen der G 8 vorbereitet wird. Es geht
    dort nicht nur darum, für den Kosovo gute Friedensbe-
    dingungen zu schaffen. Der G-8-Gipfel hat noch weitere
    Aufgaben.

    Man braucht für den Bau Europas das Zusammen-
    wirken von Europa und Rußland. Wenn auf der einen
    Seite politisch geholfen wird, dann steht es uns auf der
    anderen Seite sehr wohl an, im Rahmen der G 8 einen
    Stabilisierungsplan, einen Restrukturierungsplan der
    Altschulden zu entwickeln, der letztlich zu einem Mo-
    ratorium führen muß. Das ist heute wenig angesprochen
    worden.

    Ich habe mir in der letzten Minute meiner Redezeit
    erlaubt, der Regierung diesen Gedanken mit auf den
    Weg zu geben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)