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    4. WortBundesaußenminister: 1
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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/35 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 35. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 I n h a l t : Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Dr. Theodor Waigel.............................. 2761 A Eintritt des Abgeordneten Wolfgang Steiger in den Deutschen Bundestag............................ 2761 A Erweiterung der Tagesordnung.......... 2761 B, 2817 A Absetzung des Punktes 8 von der Tagesord- nung ................................................................. 2762 A Tagesordnungspunkt 5: a) Abgabe einer Regierungserklärung des Bundeskanzlers anläßlich des 50. Jah- restages der Gründung der Nordatlan- tikpakt-Organisation................................ 2762 B b) Antrag der Fraktionen SPD und BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN NATO-Gipfel in Washington und Wei- terentwicklung des Bündnisses (Druck- sache 14/599) ............................................. 2762 B c) Antrag der Fraktion der CDU/CSU Die Handlungsfähigkeit der Nordatlan- tischen Allianz für das 21. Jahrhundert sichern (Drucksache 14/316)..................... 2762 B d) Antrag der Fraktion PDS Europäische Sicherheitsarchitektur statt Dominanz der Nordatlantischen Allianz (Drucksache 14/454 (neu)) ........................... 2762 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Hildebrecht Braun (Augsburg), Rainer Brüderle, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion F.D.P. 50 Jahre Nordatlantisches Bündnis (Drucksache 14/792) .................................. 2762 C Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 2762 C Volker Rühe..................................................... 2766 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg...... 2770 A Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P.......................... 2773 A Joseph Fischer, Bundesminister AA................ 2776 A Wolfgang Gehrcke PDS .................................. 2779 A Markus Meckel SPD.................................... 2781 B Michael Glos CDU/CSU ................................. 2781 D Gernot Erler SPD............................................. 2784 C Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 2786 C Markus Meckel SPD........................................ 2787 C Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg) CDU/CSU... 2789 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 2791 B Peter Zumkley SPD ......................................... 2792 D Dr. Christoph Zöpel SPD................................. 2794 B Tagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Dr. Gerhard Friedrich (Erlangen), Friedrich Merz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU Deutschland muß verläßlicher Partner in europäischer Raumfahrt bleiben (Drucksache 14/655) .................................. 2795 C Ilse Aigner CDU/CSU..................................... 2795 C Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . 2797 C II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 Thomas Rachel CDU/CSU .......................... 2799 C Dr.Martin Mayer (Siegertsbrunn) CDU/CSU.. 2801 A Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . 2801 B Hans-Josef Fell BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 2801 D Jürgen W. Möllemann F.D.P. .......................... 2804 B Jörg Tauss SPD............................................ 2805 C Thomas Rachel CDU/CSU .............................. 2806 D Stephan Hilsberg SPD ................................. 2807 A Lothar Fischer (Homburg) SPD....................... 2809 B Jürgen W. Möllemann F.D.P. ..................... 2809 D Norbert Hauser (Bonn) CDU/CSU .................. 2811 B Bodo Seidenthal SPD....................................... 2812 D Thomas Rachel CDU/CSU .............................. 2815 B Tagesordnungspunkt 15: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Reform des Staatsangehörig- keitsrechts (Drucksache 14/744)............... 2815 C b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Über- weisungsgesetzes (Drucksache 14/745) .... 2815 C c) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Abkommen vom 8. Dezem- ber 1997 über wirtschaftliche Partner- schaft, politische Koordinierung und Zusammenarbeit zwischen der Euro- päischen Gemeinschaft und ihren Mit- gliedstaaten einerseits und den Ver- einigten Mexikanischen Staaten ande- rerseits (Drucksache 14/684)..................... 2815 D d) Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Vereinfachung und Beschleunigung des arbeitsgerichtlichen Verfahrens (Arbeits- gerichtsbeschleunigungsgesetz) (Druck- sache 14/626) ............................................. 2815 D e) Erste Beratung des von den Abgeordneten Wolfgang Dehnel, Dr.-Ing. Joachim Schmidt (Halsbrücke), weiteren Abgeord- neten und der Fraktion CDU/CSU einge- brachten Entwurfs eines Zweiten Geset- zes zur Änderung des Verkehrswege- planungsbeschleunigungsgesetzes (Drucksache 14/544) .................................. 2815 D f) Antrag der Fraktion der CDU/CSU Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages (Drucksache 14/542) ....................................................... 2816 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 21. Dezember 1995 über den Beitritt der Republik Österreich, der Republik Finnland und des Königreichs Schwe- den zu dem Übereinkommen über die Beseitigung der Doppelbesteuerung im Falle von Gewinnberichtigungen zwischen verbundenen Unternehmen (Drucksache 14/748) .................................. 2816 A b) Antrag der Abgeordneten Hildebrecht Braun (Augsburg), Rainer Brüderle, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion F.D.P. Für eine sofortige Verhängung umfas- sender Handelssanktionen gegen Jugo- slawien (Drucksache 14/793) .................... 2816 A c) Antrag der Abgeordneten Gabriele Fogra- scher, Adelheid Tröscher, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion SPD sowie der Abgeordneten Dr. Angelika Köster- Loßack, Kerstin Müller (Köln), Rezzo Schlauch und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN UN-Sondergeneralversammlung – 5 Jah- re nach der Konferenz für Bevölkerung und Entwicklung in Kairo – Aktive Be- völkerungspolitik in der Entwicklungs- zusammenarbeit (Drucksache 14/797)......... 2816 B d) Antrag der Abgeordneten Fred Gebhardt, Heidi Lippmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion PDS Ausschluß des Eintritts Minderjähriger in die Bundeswehr (Drucksache 14/551) . 2816 B e) Antrag der Abgeordneten Fred Gebhardt, Carsten Hübner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion PDS Einsatz von Kindern als Soldaten wirk- sam verhindern (Drucksache 14/552) ...... 2816 C f) Antrag der Abgeordneten Karin Kort- mann, Brigitte Adler, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion SPD sowie der Ab- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 III geordneten Dr. Angelika Köster-Loßack, Hans-Christian Ströbele, Rezzo Schlauch und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Gegen den Einsatz von Kindern als Soldaten in bewaffneten Konflikten (Drucksache 14/806) .................................. 2816 C Tagesordnungspunkt 16: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Techno- logie zu der Verordnung der Bundesregie- rung Aufhebbare Einhundertachtunddrei- ßigste Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste – Anlage zum Außenwirt- schaftsgesetz – (Drucksachen 14/264, 14/305 Nr. 2.2, 14/729) ....................................................... 2816 D b) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung Privatisierung von Bundesbeteiligungen hier: Veräußerung der Geschäftsan- teile an der Heimstätte Rheinland-Pfalz GmbH, Organ der staatlichen Woh- nungspolitik, Mainz (Drucksachen 14/186, 14/305 Nr. 1.1, 14/657) ....................................................... 2817 A Zusatztagesordnungspunkt 12: a) bis e) Beschlußempfehlungen des Peti- tionsausschusses Sammelübersichten 38, 39, 40, 41, 42 (Drucksachen 14/814, 14/815, 14/816, 14/817 und 14/818) .................................... 2817 B Zusatztagesordnungspunkt 4: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Bundessozialhilfegesetzes (Drucksa- chen 14/389, 14/474, 14/820)..................... 2817 C Brigitte Lange SPD.......................................... 2817 D Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU .......... 2819 B Katrin Göring-Eckardt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN......................................................... 2820 D Dr. Heinrich L. Kolb F.D.P. ........................... 2821 D Dr. Klaus Grehn PDS....................................... 2822 C Zusatztagesordnungspunkt 5: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung als Bauherr zu Schwarzarbeit und außertariflicher Be- schäftigung auf den Baustellen des Bundes in Berlin und zu den Auswir- kungen auf die Beschäftigungssituation im Baugewerbe Berlins und Branden- burgs sowie die ostdeutsche Bauwirt- schaft insgesamt ....................................... 2823 D Petra Pau PDS.................................................. 2823 D Achim Großmann, Parl. Staatssekretär BMVB ............................................................. 2825 A Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU................. 2826 C Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 2827 C Dr. Heinrich L. Kolb F.D.P. ........................... 2828 B Renate Rennebach SPD ................................... 2829 B Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/CSU...... 2830 C Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 2831 C Dr. Klaus Grehn PDS ...................................... 2832 D Gabriele Iwersen SPD ..................................... 2833 D Karl-Josef Laumann CDU/CSU ...................... 2834 D Wolfgang Weiermann SPD ............................. 2835 D Konrad Gilges SPD ......................................... 2837 A Karl-Josef Laumann CDU/CSU ...................... 2838 B Tagesordnungspunkt 7: Antrag der Fraktionen SPD und BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN Entschuldungsinitiative anläßlich des Weltwirtschaftsgipfels der G-7/G-8- Staaten in Köln (Drucksache 14/794) ...... 2839 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: a) Antrag der Abgeordneten Klaus-Jürgen Hedrich, Dr. Christian Ruck, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion CDU/CSU Entschuldung armer Entwicklungs- länder – Initiativen zum G-8-Gipfel in Köln (Drucksache 14/785)......................... 2839 A b) Antrag der Abgeordneten Carsten Hübner, Fred Gebhardt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion PDS Umfassender Schuldenerlaß für einen Neuanfang (Drucksache 14/800) .............. 2839 A IV Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministe- rin BMZ ........................................................... 2839 B Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU.................... 2841 C Dr. R. Werner Schuster SPD........................ 2842 D Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN......................................................... 2844 A Joachim Günther (Plauen) F.D.P. .................... 2845 B Adelheid Tröscher SPD ................................... 2847 A Carsten Hübner PDS........................................ 2848 C Frank Hempel SPD .......................................... 2850 B Dr. Ralf Brauksiepe CDU/CSU ....................... 2851 C Dr. Uschi Eid, Parl. Staatssekretärin BMZ ...... 2853 D Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU.................... 2854 D Dagmar Schmidt (Meschede) SPD .................. 2855 B Zusatztagesordnungspunkt 7: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Dr. Edzard Schmidt-Jortzig, weiteren Abgeordneten und der Fraktion F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neurege- lung des Schutzes parlamentarischer Beratungen (Drucksache 14/183) ............. 2856 D b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Evelyn Kenzler, Sabine Jünger und der Fraktion PDS eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Aufhebung der Bannmeilenregelung (Drucksache 14/516) ....................................................... 2857 A Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. ...................... 2857 A Dieter Wiefelspütz SPD................................... 2858 A Dr. Edzard Schmidt-Jortzig F.D.P. .................. 2859 C Dieter Wiefelspütz SPD................................... 2859 D Joachim Hörster CDU/CSU............................. 2860 A Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN......................................................... 2861 B Roland Claus PDS ........................................... 2862 B Dieter Wiefelspütz SPD............................... 2862 D Tagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Hartmut Büttner (Schönebeck), Margarete Späte, weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU Beteiligung des Bundes an Gedenkstät- ten und Mahnmalen zur Erinnerung an die beiden deutschen Diktaturen und ihre Opfer (Drucksache 14/656) ............... 2863 D in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Gert Weisskir- chen (Wiesloch), Angelika Krüger-Leiß- ner, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion SPD sowie der Abgeordneten Antje Vollmer, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN Konzeption zur Förderung und Festi- gung der demokratischen Erinnerungs- kultur (Drucksache 14/796) ...................... 2864 A Hartmut Koschyk CDU/CSU .......................... 2864 B Angelika Krüger-Leißner SPD ........................ 2865 D Hans-Joachim Otto (Frankfurt) F.D.P. ........... 2867 D Antje Vollmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 2869 A Dr. Heinrich Fink PDS .................................... 2870 D Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD ................ 2871 D Margarete Späte CDU/CSU............................. 2873 C Zusatztagesordnungspunkt 9: a) Antrag der Fraktionen SPD und BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN Keine weitere Unterstützung der Atom- kraftwerke Khmelnytsky 2 und Rivne 4 in der Ukraine (Drucksache 14/795) ........ 2875 C b) Antrag der Abgeordneten Angela Mar- quardt, Eva-Maria Bulling-Schröter, Dr. Gregor Gysi und der Fraktion PDS Investitionen der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in Khmelnystky 2 und Rivne 4 (Drucksa- che 14/708) ................................................ 2875 C c) Antrag der Abgeordneten Kurt-Dieter Grill, Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach), weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU Festhalten an den Zusagen zum Bau von sichereren Ersatzreaktoren in der Ukraine (Drucksache 14/819) ................... 2875 C Monika Griefahn SPD ..................................... 2875 D Kurt-Dieter Grill CDU/CSU............................ 2876 D Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 2878 A Ulrike Flach F.D.P........................................... 2879 B Eva-Maria Bulling-Schröter PDS .................... 2880 B Horst Kubatschka SPD .................................... 2881 A Tagesordnungspunkt 10: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Evelyn Kenzler, Roland Claus, weite- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 V ren Abgeordneten und der Fraktion PDS eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bürgerlichen Ge- setzbuchs (Verjährung Schadensersatz- forderungen für Zwangsarbeit) (Druck- sache 14/554) ............................................. 2882 B Dr. Evelyn Kenzler PDS.................................. 2882 B Joachim Stünker SPD ...................................... 2883 B Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU ..................... 2885 C Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 2886 B Rainer Funke F.D.P. ........................................ 2887 C Nächste Sitzung ............................................... 2887 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 2889 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 2761 (A) (C) (B) (D) 35. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 Beginn: 9.00 Uhr
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    Winfried Nachtwei Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 2889 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Binding (Heidelberg), Lothar SPD 22.4.99 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 22.4.99* Fink, Ulf CDU/CSU 22.4.99 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 22.4.99 Dr. Gysi, Gregor PDS 22.4.99 Hasenfratz, Klaus SPD 22.4.99 Ibrügger, Lothar SPD 22.4.99 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 22.4.99 Kolbow,Walter SPD 22.4.99 Moosbauer, Christoph SPD 22.4.99 Müller (Berlin), Manfred PDS 22.4.99 Müntefering, Franz SPD 22.4.99 Nolte, Claudia CDU/CSU 22.4.99 Dr. Paziorek, Peter CDU/CDU 22.4.99 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 22.4.99 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Raidel, Hans CDU/CSU 22.4.99 Ronsöhr, Heinrich-Wilhelm CDU/CSU 22.4.99 Dr. Schäfer, Hansjörg SPD 22.4.99 Schmidbauer (Nürnberg), Horst SPD 22.4.99 Schuhmann (Delitzsch), Richard SPD 22.4.99 Dr. Süssmuth, Rita CDU/CSU 22.4.99 Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 22.4.99 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.4.99 Weisskirchen (Wiesloch), Gert SPD 22.4.99 Willner, Gert CDU/CSU 22.4.99 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 22.4.99 Wissmann, Matthias CDU/CSU 22.4.99 Wolf, Aribert CDU/CSU 22.4.99 –––––––– *) für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates 2890 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 35. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 22. April 1999 (A) (C) (B) (D)
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wolfgang Gerhardt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident!
    Meine Damen und Herren! Am Vorabend der Vertrags-
    unterzeichnung des Nordatlantikpaktes, am 3. April
    1949, hatte der amerikanische Präsident Truman die
    Außenminister Kanadas und Westeuropas zu sich gebe-
    ten und ihnen eindringlich erklärt, daß jede alliierte
    Politik, die dem deutschen Wiederaufbau keinen hinrei-
    chenden Spielraum lasse, diese Nation in die Arme der
    UdSSR treiben könne, und zu einer Politik ermutigt, die
    den deutschen wirtschaftlichen Wiederaufbau möglich
    macht, die Entwicklung demokratischer Institutionen
    beschleunigt und die alten – so will ich es jetzt ausdrük-
    ken – sowjetischen Absichten aktiv bekämpft.

    Am nächsten Tag wurde dieser Vertrag von
    12 Gründungsstaaten unterzeichnet. Freiheit, gemeinsa-
    mes Erbe, Zivilisation, Grundsätze der Demokratie,
    Freiheit der Person, Herrschaft des Rechts – das waren
    die Grundzüge, auch die Entschlossenheit, sich für diese
    einzusetzen.

    Ich erwähne dies, weil – im wahrsten Sinne des
    Wortes – am Vorabend deutlich geworden ist, was das
    Bündnis für uns bedeutet. Dieses Bündnis hat eine ge-
    waltige erzieherische Wirkung auf billigen Nationalis-
    mus gehabt. Es hat eine Renationalisierung der Si-
    cherheits- und Außenpolitik verhindert und damit den
    Grundstein für unsere heutigen Chancen gelegt.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Das bedeutet für uns Deutsche mehr als für manch ande-
    ren europäischen Nachbarn; denn durch dieses Bündnis
    ist aus unserem Land, einem Land der Geschlagenen,
    wieder ein Land mit Gewicht und Vertrauen geworden.
    Wir unterschätzen das heute.

    Im übrigen erfolgte mit diesem Bündnis die deutsche
    Vereinigung. Es ist bemerkenswert, daß die deutsche
    Vereinigung im wesentlichen im Zeichen dieses Bünd-
    nisses, der europäischen und internationalen Orientie-
    rung Deutschlands, vor sich gegangen ist, auch im Zei-
    chen des Grundgesetzes. Der tiefste Bruch im Osten
    wurde mit der höchsten Beständigkeit im Westen ver-
    bunden. Das ist sehr bedeutsam.

    Vorhin hat der Kollege Rühe die Frage gestellt – dar-
    auf darf man in einer solchen Debatte ruhig rekurrieren –,
    wer in bestimmten Phasen auf der Straße war und auf der
    Straße sein würde. Wer so redet, wie wir es heute alle ge-
    tan haben – das sage ich an alle politischen Grundrichtun-
    gen gewandt –, der kann eigentlich für nichts anderes auf
    die Straße gehen als für die zutiefst historische Erkennt-
    nis, daß mit diesem Bündnis unsere Werteordnung kon-
    stituiert und gesichert worden ist.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Allen, die das in Zweifel ziehen, müssen wir entgegen-
    treten. Es geht nicht um die Bündnis- und Außenpolitik

    Deutschlands; das ist für uns Staatsräson. Daran hat sich
    nach der Vereinigung unseres Landes nichts geändert.

    Das Bündnis hat im übrigen Beständigkeit im Wandel
    bewiesen. Auf dem Gipfel von Rom im Jahr 1991 wur-
    de quasi eine neue NATO proklamiert. Alle Staaten
    waren sich völlig im klaren, daß die Strukturen des
    Bündnisses geändert werden müssen, daß ein Euro-
    Atlantischer Partnerschaftsrat auf den Weg gebracht
    werden muß, daß das Prinzip der kooperativen Sicher-
    heit hinzugefügt werden muß, daß es einen NATO-
    Rußland-Rat, eine NATO-Ukraine-Kommission, eine
    „Charta über eine besondere Partnerschaft“ geben muß.
    Jedem ist dies klar.

    Wir müssen die Anstrengung unternehmen – alle Ab-
    geordnete aus allen Fraktionen –, der nachfolgenden
    jungen Generation deutlich zu machen, daß dies ein un-
    verzichtbarer Pfeiler der deutschen Politik ist; er ist un-
    verrückbar.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Polen, die Tschechische Republik, Ungarn – Länder, die
    sich nach Sicherheit gesehnt haben und die keinen
    Rückfall mehr wollten, sind heute unsere Partner.

    Wahr ist aber auch: Heute, im Jubiläumsjahr, befindet
    sich das Bündnis ganz eindeutig in der schwierigsten
    Phase, seit es besteht. Es ist auch wahr, daß dann, wenn
    wir scheiterten, nicht nur die Glaubwürdigkeit der
    NATO verloren wäre, sondern auch die Folgen für die
    gesamte globale Stabilität unübersehbar wären. Es geht
    jetzt um mehr als nur um eine regional begrenzte Pro-
    blemlösung, die schon längst nicht mehr den Erforder-
    nissen gerecht wird. Es geht um eine schwere Prüfung
    der NATO. Die NATO muß sich im wahrsten Sinne des
    Wortes vergewissern. Freiheit und andere zivilisatorisch
    unverzichtbare Errungenschaften sind zweifelsfrei
    Grundwerte, die sie verteidigen muß. Die humanitäre
    Hilfe und das Abwehren einer humanitären Kata-
    strophe sind die Ziele, die jedermann klar vor Augen
    hat.

    Die Mittel, die dafür eingesetzt werden, sind die der
    Ultima ratio. Über ihren Einsatz wird nach langen Ver-
    handlungen und nach offenen Diskussionen in demo-
    kratischen Gesellschaften entschieden. Aber man muß
    auch offen ansprechen: Wer sich selbst vergewissern
    will, wer die Notwendigkeiten zum Handeln sieht, wer
    weiß, daß im Falle des Nichthandelns die Folgen für die
    globale Stabilität und auch für die amerikanische Füh-
    rungsmacht unabsehbar wären, der darf keinen Moment
    daran zweifeln – to whom it may concern –, im Rahmen
    des Selbstvergewisserungsprozesses den Partnern in der
    NATO und der EU mitzuteilen, daß über solche Einsätze
    nicht nur fünf Minuten debattiert werden kann. Man
    muß auch klarmachen, daß ein umfassendes Handels-
    embargo notwendig ist, wenn man Soldaten in einen
    Krieg schickt, und daß es unvertretbar ist, mit dem Hin-
    weis auf ökonomische Interessen gleichzeitig weiterhin
    Öl zu liefern. Die Bundesregierung muß das mit aller
    Emotionalität auch sagen dürfen.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)







    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Kein NATO-Mitgliedsland kann rechtfertigen, Güter
    außerhalb der humanitären und medizinischen Erforder-
    nisse nach Jugoslawien zu liefern, die den Zielen, für die
    die NATO eintritt, nämlich die Verhinderung einer hu-
    manitären Katastrophe, zuwiderlaufen.

    Es ist für uns unbestreitbar, daß die westliche Füh-
    rungsmacht, die Vereinigten Staaten, nicht nur für die
    heutige demokratische Stabilität, sondern auch für den
    wirtschaftlichen Erfolg unseres Landes viel getan hat.
    Für die Freien Demokraten muß ich das nicht wieder-
    holen. Uns ist völlig klar, daß die Führungsmacht der
    Vereinigten Staaten – dies haben nahezu alle Krisen ge-
    zeigt; auch wenn es manchmal Fehleinschätzungen der
    amerikanischen Administration gab – notwendig ist und
    ihre Präsenz in Europa unverzichtbar ist.

    Das liegt im übrigen auch im Interesse der amerikani-
    schen Gesellschaft. Je weiter man dort in den mittleren
    Westen kommt, desto geringer sind die Kenntnisse über
    die europäische Situation. Die Präsenz der Vereinigten
    Staaten und ihrer Gesellschaft in Europa durch Soldaten
    ist auch deshalb erforderlich, damit sich die Amerikaner
    immer selber ein Bild über Europa machen können und
    nicht nur auf die Informationen der Zeitungen an der
    Ostküste angewiesen sind. Es geht also um viel mehr als
    nur um die Präsenz von Soldaten.

    Aber – auch das sei gesagt – es kann keinen Automa-
    tismus beim Einsatz militärischer Mittel geben, den
    die NATO in Gang setzt, nur weil ihn die amerikanische
    Führungsmacht für notwendig erachtet. Militärische
    Mittel müssen im Konsens der gesamten NATO-
    Gemeinschaft eingesetzt werden, nicht durch Automa-
    tismen, die die Administration des größten Bündnispart-
    ners irgendwann auslösen kann.

    Damit muß auch die parlamentarische Mandatie-
    rung klar sein, und zwar im engeren Sinne als bei vielen
    anderen Fragen, die wir hier erörtern. Das geschieht
    nicht auf Grund eines grundsätzlichen Mißtrauens, son-
    dern aus der Verantwortung für die deutschen Soldaten
    heraus. Die Mandatierung sollte im übrigen auch für
    humanitäre Einsätze vorgeschrieben werden, damit die
    Soldaten und ihre Familien immer die Sicherheit haben,
    daß das deutsche Parlament den Einsatz für richtig hält.
    Vorsichtig zu sein ist politisch besser.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Nach Meldungen, die heute morgen über den Ticker
    kamen, berichtet die „Washington Post“, Generalsekre-
    tär Solana habe gefordert, daß sämtliche Optionen auf
    dem Tisch liegen müßten, bevor man über den Einsatz
    von Bodentruppen im Kosovo entscheiden könne.
    Sämtliche Optionen liegen immer auf dem Tisch. Aber
    es darf trotzdem kein Automatismus entstehen: Das
    Parlament der Bundesrepublik darf nicht mit der Be-
    gründung, daß sämtliche Optionen auf dem Tisch gele-
    gen hätten, in eine Entscheidungssituation kommen, in
    der es über eine bestimmte Option gar nicht mehr be-
    schließen könnte. Ich lege Wert darauf, daß die Parla-
    mente der Mitgliedstaaten der NATO Optionen legiti-
    mieren, niemand anders. Optionen dürfen nicht durch

    einen Automatismus in irgendwelchen Stäben zu Be-
    schlüssen werden.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir alle wissen – der Bundeskanzler, der Verteidi-
    gungsminister und der Kollege Rühe haben es ausge-
    drückt –, daß ohne Rußland eine politische Lösung des
    Kosovo-Konflikts nicht zu erreichen sein wird. Wenn
    wir den Vorabend der NATO-Gründung, den 3. April
    1949, betrachten, als es darum ging, Deutschland nicht
    in die Arme der UdSSR zu treiben, dann sehen wir
    deutliche Unterschiede zum Jubiläumsjahr. Die alte Fra-
    ge hat sich aufgelöst. Die Frage an die NATO heißt
    heute, ob sie in Kenntnis des Erfordernisses einer politi-
    schen Lösung nach zwischenzeitlichem Einsatz militäri-
    scher Mittel zu einer Initiative findet, die Rußland ein
    Stück Handlungsspielraum gibt, so daß es zur Problem-
    lösung beitragen kann. Wir müssen daran ein großes In-
    teresse haben; an einer Sicherheitspartnerschaft mit
    Rußland – das macht das Jubiläumsjahr überdeutlich –
    führt kein Weg vorbei.

    Das wird nicht allein die NATO erreichen können.
    Dazu brauchen wir ein Zusammenspiel aller euro-
    atlantischen Institutionen. Die deutsche Ratspräsident-
    schaft – der Bundeskanzler drückte es in der Regie-
    rungserklärung aus – weiß das. Sie ist sich dieser Auf-
    gabenstellung bewußt.

    Ich muß allerdings auch mit Blick auf die letzte De-
    batte feststellen, daß mir die aktiven Schritte nicht so
    recht deutlich werden, nachdem in vielen Zeitungen der
    Fischer-Plan publiziert worden war. Rückblickend auf
    die Debatte in der letzten Plenarwoche hatte ich den
    Eindruck, jetzt bespricht der Bundeskanzler die Vor-
    schläge des Bundesaußenministers mit den europäischen
    Regierungschefs. Zu meiner Verwunderung ist das dort
    aber anscheinend nicht erörtert worden. Es gab lediglich
    die sehr zurückhaltende Erklärung der NATO, es han-
    dele sich um einen Diskussionsvorschlag, über den noch
    nicht gesprochen worden sei. Auch die amerikanische
    Seite erklärte sich, soweit man es den Zeitungen ent-
    nehmen konnte, äußerst zurückhaltend zu einem Diskus-
    sionsbeitrag, der in der westdeutschen Blätterlandschaft
    hingegen als von Kofi Annan abgesegnet – das meine
    ich jetzt gar nicht abträglich – dargestellt wurde.

    Ich hatte den Eindruck, Grundlage des Fischer-Plans
    sei mindestens ein Kabinettsbeschluß. Der Bundes-
    kanzler erklärte aber, es sei ein begrüßenswerter Vorstoß
    des Außenministers. Das soll mir nun alles recht sein,
    nur möchte ich endlich einmal wissen, wann sozusagen
    Butter bei die Fische kommt.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Wie will die Bundesregierung damit jetzt weiter um-

    gehen? Wenn Sie morgen zu dem Jubiläumstreffen rei-
    sen, kann hinterher nicht wieder eine Erklärung abgege-
    ben werden, wie wir sie nach dem Treffen der europäi-
    schen Regierungschefs entgegennehmen mußten: Es ist
    nicht besprochen worden. Gerade weil zwischen uns und
    der amerikanischen Führungsmacht überhaupt keine
    Zweifel an der beiderseitigen Zuverlässigkeit auftreten,

    Dr. Wolfgang Gerhardt






    (A) (C)



    (B) (D)


    ist es unser legitimes Recht als NATO-Mitgliedsland,
    das die EU-Ratspräsidentschaft in dieser schwierigen
    Situation mit einsetzen kann, der amerikanischen Füh-
    rungsmacht und den anderen NATO-Verbündeten mit
    aller Kraft deutlich zu machen, daß sich nach unserer
    Überzeugung jetzt folgende Fragen stellen: Was ge-
    schieht außerhalb der täglichen Briefings? Welche poli-
    tischen Lösungen stellt man sich am Ende auch nach
    einer Einbindung Rußlands vor? Wie beurteilt man die
    heutigen Chancen, politische Lösungen zu erreichen?
    Wie konkret werden Konzepte, die über einen Waffen-
    stillstand hinausreichen, mit anderen weiter erörtert?

    Es muß ja jedermann folgendes klar sein: Je länger
    militärische Aktionen andauern, desto notwendiger wird
    es, dann auch wieder vornehmlich politisch zu agieren.
    Dafür genügt mir die Publikation der Fischer-
    Vorschläge in deutschen Zeitungen allein nicht.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Ich will etwas über die späteren politischen Ver-

    handlungen erfahren. Das sage ich nicht als Vorwurf,
    sondern deswegen, weil ich nicht so viele Gespräche mit
    namhaften Staatsmännern führen kann, wie es der Bun-
    deskanzler und der Außenminister tun; ich sage nur, daß
    es mir nicht deutlich wird. Es gehört gerade zum Cha-
    rakterbild des Bündnisses, zwar ein kollektives Sicher-
    heitsbündnis zu sein, aber immer die militärischen Mit-
    tel als Ultima ratio zu sehen und in erster Linie über In-
    strumente zu verfügen, die es dem Bündnis erlauben, zu
    politischen Problemlösungen zu kommen.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Dieser Charakter des Sicherheitsbündnisses muß jetzt

    ausgefüllt werden. Das Bündnis muß seine Fähigkeit
    unter Beweis stellen, wieder mehr zu politischen Pro-
    blemlösungen zu kommen. Wir streiten hier nicht dar-
    über, ob meine Aufforderung an Sie, Ihre Position be-
    züglich politischer Problemlösungen mehr in Verhand-
    lungen als auf Pressekonferenzen deutlich zu machen,
    unbillig ist, nur weil ich Ihnen nicht zutrauen würde, daß
    Sie nicht die gleiche Blickrichtung haben. Über diesen
    Punkt streiten wir hier nicht. Ich bin überzeugt, daß auch
    Sie am Ende die Notwendigkeit politischer Problemlö-
    sungen sehen.


    (Markus Meckel [SPD]: Absurd!)

    – Auch in einer solchen Debatte darf die Opposition
    deutlich machen, daß ihr die Publikation des Plans nicht
    reicht, wenn sich dahinter nicht festgefügte Verhand-
    lungspositionen verbergen.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Wir sollten in diesen Diskussionen nicht den Eindruck
    erwecken, als seien die anderen sozusagen die Päpste,
    aber wir dürften uns nicht kritisch zu Ihren Vorschlägen
    äußern. Überhaupt können Sie von Glück sprechen, daß
    Sie es mit einer solchen Opposition zu tun haben! Das
    will ich einmal deutlich sagen.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Mein Gott!)


    Ich will, daß sich in der jetzigen Situation der deut-
    sche Beitrag nicht auf die innenpolitische Bedeutung be-
    schränkt, nämlich den einen Koalitionspartner bei der
    Stange zu halten. Ich will, daß der Vorschlag in den ent-
    sprechenden NATO-Gremien mit der vollen Unterstüt-
    zung der gesamten Bundesregierung vorangetrieben
    wird. Das ist der entscheidende Punkt, der beachtet wer-
    den muß.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Ich will die Fraktion der SPD ansprechen:

    (Michael Glos [CDU/CSU]: Die ist doch gar nicht da! Die interessiert sich doch gar nicht dafür!)


    Sie könnten mit verschiedenen Abschnitten der frühen
    Nachkriegspolitik der Bundesrepublik Deutschland,
    auch wenn wir damals über verschiedene Punkte streitig
    diskutiert haben, durchaus Ihren parteipolitischen Frie-
    den machen. Heute muß jeder anerkennen, daß der erste
    Schritt der Nachkriegspolitik unter Konrad Adenauer
    nicht falsch, sondern unverzichtbar notwendig und rich-
    tig war. Umgekehrt könnten viele aus der Union mehr
    oder weniger leichten Herzens sagen: Ja, wir sind nicht
    gerne aus der Regierung ausgeschieden, aber wir müs-
    sen zugeben, es war wohl richtig, daß die Regierung
    unter Brandt und Scheel Schritte in Richtung Osteuropa
    unternommen hat, um so dem deutschen Volk über die
    Tabuschwelle der Oder-Neiße-Linie hinwegzuhelfen.


    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Da hat er recht!)


    Heute müßten die Grünen eigentlich sagen: Das Ein-
    treten für die Ziele, für die wir während der Entstehung
    der grünen Bewegung auf die Straße gegangen sind, hat
    darunter gelitten, daß die Stabilitätsgesichtspunkte der
    Nachkriegsgeschichte und die Staatsräson der Bundes-
    republik Deutschland nicht beachtet wurden; unser Blick
    war nicht durch die tiefen Erkenntnisse aus der deut-
    schen Geschichte geprägt, die sich nie mehr wiederholen
    darf.

    Wir haben heute die Chance, die von mir skizzierte
    Politik umzusetzen. Deshalb sind wir selbstbewußt ge-
    nug, die Bundesregierung aufzufordern, im Rahmen die-
    ses Konsens nachdrücklich auf eine konzeptionelle Lö-
    sung zu drängen und keine Hemmungen zu haben, ent-
    sprechende Vorschläge unseren NATO-Partnern zu un-
    terbreiten. Als gleichberechtigter Partner in einem
    Bündnis müssen wir der amerikanischen Führungsmacht
    vorgreiflich deutlich machen, daß es für uns bei allen
    strategischen Überlegungen keinen Automatismus geben
    kann, weil die deutsche Nation, die militärische Ent-
    scheidungen im Hinblick auf diese Region mittragen
    muß, die Geschichte anders zu bewerten hat, als dies
    unter kühlen administrativen Gesichtspunkten der Fall
    ist. Dies muß vorgreiflich gesagt werden, damit wir
    nicht irgendwann von Vorschlägen militärischer Stäbe
    überrascht werden, die wir dann politisch nicht mehr
    diskutieren können. Darum geht es uns.


    (Anhaltender Beifall bei der F.D.P. – Beifall bei der CDU/CSU)


    Dr. Wolfgang Gerhardt






    (B)



    (A) (C)



    (D)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Ich erteile das Wort
Bundesaußenminister Joseph Fischer.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Joseph Fischer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Folgt man
    der heutigen Debatte, so muß man feststellen, daß Par-
    lamentsdebatten für die Geschichtsschreibung nur be-
    dingt tauglich sind. Dies erklärt sich aus der Tatsache,
    daß Parlamentsdebatten im wesentlichen interessenge-
    leitet sind.


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Wollen Sie Ihre Aussagen tilgen, die Sie hier gemacht haben?)


    – Ich komme auf die verschiedenen Aussagen zurück,
    Herr Kollege Glos. Sie sollten es aber eher als eine
    positive Entwicklung begreifen, daß ehemalige NATO-
    Gegner oder NATO-Kritiker heute NATO-General-
    sekretär bzw. Bundesaußenminister sind. Dazu haben
    Sie durch den Gang in die Opposition ja Erhebliches
    beigetragen.


    (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    Ich komme jetzt gar nicht aus parteipolitischen Grün-
    den auf die Geschichte zurück, sondern möchte auf ein
    Element des Widerspruchs in der europäischen Si-
    cherheitspolitik hinweisen, das seit der Gründung der
    NATO die ganze Nachkriegszeit hindurch bis in die Ge-
    genwart hinein – konstitutiv ist. Das ist ein Wider-
    spruchselement, das man gerade am heutigen Tag nicht
    ignorieren sollte, wenn man über die zukünftige Politik
    der NATO und über die zukünftige Sicherheits- und
    Außenpolitik in Europa spricht. Der erste Generalsekre-
    tär der NATO, Lord Ismay, hat das Gründungspro-
    gramm der NATO in einem sehr einprägsamen Satz zu-
    sammengefaßt. Lord Ismay sagte damals, Zweck der
    NATO sei es, „to keep the Americans in, the Russians
    out and the Germans down“. Das heißt, der Zweck sei
    es, nach dem zweiten Weltkrieg die Amerikaner in
    Europa zu halten, die Russen draußen zu halten und die
    Deutschen unten zu halten. Dieses Programm galt bis
    zum Ende des kalten Krieges.

    Was Sie heute vergessen haben zu erwähnen, ist die
    Tatsache, daß Deutschland zu Beginn gar nicht in der
    NATO war. Das hatte nicht nur damit zu tun, daß die
    NATO den ehemaligen Kriegsgegner und Feind
    Deutschland noch nicht wollte, sondern vor allen Din-
    gen damit, daß es ursprünglich einen Widerspruch zwi-
    schen der anglo-britischen Gründung der NATO und
    dem deutsch-französischen Versuch der Gründung der
    Europäischen Verteidigungsgemeinschaft gab. Dieser
    Widerspruch zwischen der Bindung Deutschlands – von
    seinem Sicherheitsinteresse her – an die transatlantische
    Achse und der gleichzeitigen Bindung Deutschlands
    – vom seinem europäischen Interesse her – an die
    deutsch-französische Achse ist bis heute ein konstituti-
    ves Element geblieben und macht die sicherheitspoliti-
    sche Orientierung der Bundesrepublik über alle Regie-
    rungen hinaus aus. Diesen Widerspruch in eine gemein-
    same europäische Sicherheits- und Außenpolitik und in
    eine Stärkung der europäischen Säule innerhalb der

    NATO aufzulösen wird demnach die entscheidende
    Herausforderung der kommenden Jahre sein.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Herr Rühe, ich verstehe ja, daß Sie bundesrepublika-
    nische Geschichte als Parteigeschichte darstellen.


    (Zurufe von der CDU/CSU: Billig! – Starkes Stück! – Unerhört!)


    – Die Union hat viele Gründe, das zu verknüpfen; das ist
    jetzt wirklich nicht polemisch gemeint. – Sie hätten aber
    einige Punkte hinzufügen müssen: Alle hier sitzenden
    Parteien haben, wenn man die bundesrepublikanische
    Geschichte insgesamt anschaut, ihre innerparteiliche
    Entwicklung gegen die Entwicklung dieser Geschichte
    gesetzt. Sie haben die ganzen zehn Jahre der Ostpolitik
    nicht erwähnt und auch nicht die Tatsache, daß diese
    Politik entscheidend zur Herausbildung des europäi-
    schen Sicherheitssystems beigetragen hat.


    (Widerspruch bei der CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [F.D.P.]: Da haben wir kein Problem mit!)


    Diese Ostpolitik war konstitutiv. Daß Sie die Änderung
    der Politik der Union, nachdem sie 1982 wieder an die
    Regierung gekommen ist und diesen ganzen Kurs hint-
    angestellt hat, und daß Sie die Debatten um den Atom-
    waffensperrvertrag – „intergalaktisches Versailles“ hieß
    es damals – nicht erwähnen, verstehe ich. Wenn man
    aber die Geschichte bemüht, dann sollte man sie der
    Wahrhaftigkeit halber als Ganzes erwähnen und dann
    muß man dies alles hinzufügen. Denn das sind konstitu-
    tive Elemente: Ohne die Ostpolitik und ohne die Ent-
    spannungspolitik hätte es den ganzen Prozeß hin zu
    Gorbatschow und letztlich auch den Prozeß hin zur
    deutschen Einheit nicht gegeben. Das wissen Sie ganz
    genau.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Das ist aber nur eine Anmerkung, denn ich stimme
    allen Rednern zu: Die europäische Sicherheit wird in der
    Tat ganz entscheidend durch die Anwesenheit der USA
    geprägt. Der Dreiteiler von Lord Ismay – die Amerika-
    ner drin, die Russen draußen und die Deutschen unten
    zu halten – gilt heute nicht mehr. Wenn wir über das
    transatlantische Sicherheitsbündnis sprechen, müssen
    wir über die konstitutiven Bedingungen der Zukunft re-
    den. Dabei gibt es ein gemeinsames Interesse: Ich be-
    haupte, in einem sich vereinigenden Europa – und wenn
    man vorausschaut, selbst dann, wenn Europa eines Ta-
    ges als politisches Subjekt tatsächlich vereinigt ist –
    wird es sicherheitspolitisch gesehen notwendig sein, daß
    die USA dauerhaft in Europa präsent bleiben.

    Wir befinden uns nicht in einer insularen Lage. So
    richtig und wichtig es ist, zu erkennen, daß europäische
    Sicherheit von Rußland abhängt, so ist es noch um ein
    Vielfaches wichtiger zu erkennen, daß wir den transat-
    lantischen Brückenbogen auf Dauer sicherstellen müs-






    (A) (C)



    (B) (D)


    sen, weil europäische Sicherheit ohne die USA schlech-
    terdings nicht herstellbar ist.


    (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Das ist wohl die Rede für den 13. Mai?)


    – Das ist nicht die Rede für den 13. Mai, sondern das ist
    meine Überzeugung. Das zeigt einmal wieder, mein
    Lieber, wie doch der außenpolitische Nachwuchs Ihrer
    Fraktion noch bemüht ist, die parteipolitischen Eier-
    schalen abzustreifen; das muß ich Ihnen ehrlich sagen.


    (Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [F.D.P.]: Welch eine Arroganz!)


    – Das hat doch nichts mit Arroganz zu tun. Der Zwi-
    schenruf paßt an der Stelle einfach nicht; geben Sie es
    doch zu.

    Wir diskutieren hier über die zukünftige europäische
    Sicherheitsarchitektur. Ich bin der festen Überzeugung,
    daß wir eine Sicherheitsarchitektur entlang von drei Bö-
    gen brauchen. Wir brauchen das sich vereinigende Euro-
    pa, das als politisches Subjekt hergestellt wird. Ich unter-
    stütze in diesem Zusammenhang nachdrücklich alle, die
    gesagt haben, daß die europäische Säule gestärkt werden
    muß. Gerade der Kosovo-Konflikt macht doch klar – ich
    möchte das aufnehmen, was verschiedene Vorredner ge-
    sagt haben –, daß es vor allen Dingen auch um das politi-
    sche Gewicht der Europäer im Bündnis geht, das heißt
    darum, inwieweit wir unsere eigenen politischen Interes-
    sen im Bündnis zum Tragen bringen können.

    Es müssen doch aber auch alle diejenigen, die eine
    neue Vorstellung von der NATO hatten – die die NATO
    sozusagen als neue Plattform unter Hintanstellung ande-
    rer Plattformen, wie etwa der der Vereinten Nationen –,
    begreifen, daß eine politische Lösung im Kosovo – ich
    hoffe sehr, daß es eine solche Lösung gibt – ohne Ruß-
    land nicht herstellbar ist, daß wir diesen zweiten Sicher-
    heitsbogen, nämlich die Einbindung Rußlands in die
    europäische Sicherheit im Bündnis über die Kooperation
    zwischen NATO und Rußland, aber auch über die Ko-
    operation zwischen EU und Rußland brauchen, daß eine
    politische Lösung, wenn es zu massiven Konflikten oder
    sogar zum Krieg gekommen ist, nur mit Rußland mög-
    lich ist. Das ist eine klare Absage an diejenigen, die in
    den vergangenen Jahren der Überzeugung gewesen sind,
    man könne dies allein auf NATO-Plattform machen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Bei dem Krieg im Kosovo – ich möchte dies noch-
    mals hervorheben –, geht es nicht nur um Moral und
    nicht nur um die schwerste Mißachtung der Menschen-
    rechte, sondern im Kosovo geht es vor allem um die
    Frage, in welchem Europa der Zukunft wir leben wollen.
    Dort geht es um europäische Sicherheit.

    Die vergangenen Wochen haben intensive Konsulta-
    tionen auch und gerade mit den Nachbarstaaten mit sich
    gebracht. In vielen Kommentaren wird gegenwärtig das
    19. und frühe 20. Jahrhundert beschworen, wird auf die
    hegemonialen Eingriffe der europäischen Großmächte in
    das auseinanderbrechende Osmanische Reich Bezug ge-
    nommen. Das alles ist heute nicht mehr die politische

    Realität. Wo gibt es einen hegemonialen Anspruch wel-
    cher Macht im Kosovo? Gibt es einen europäischen he-
    gemonialen Anspruch oder einen transatlantischen oder
    amerikanischen hegemonialen Anspruch? Nichts der-
    gleichen ist der Fall.

    Wenn ich mir anschaue, was die Nachbarländer dort
    wollen, so muß ich sagen: Sie wollen zur EU, und sie
    wollen Sicherheit in der NATO. Albanien, Mazedonien,
    Kroatien, Slowenien, Ungarn, Rumänien und Bulgarien,
    alle diese Länder wollen in das Europa der Integra-
    tion. Das ist der entscheidende Punkt. Milosevic steht
    hier gegen das Europa der Integration. Er vertritt eine
    Politik des extremen Nationalismus, eine Politik der
    Gewalt und der Vergangenheit. Wenn man ihn machen
    läßt, dann wird das Europa der Integration in dieser Re-
    gion dauerhaft gefährdet. Das ist neben den Menschen-
    rechtsprinzipien, neben unseren Grundwerten der ent-
    scheidende Punkt dafür, warum Milosevic so nicht wei-
    termachen kann und darf.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Ich füge an dieser Stelle hinzu: Es wird von entschei-
    dender Bedeutung sein, daß wir eine politische Lösung
    finden. Herr Kollege Gerhardt – ich möchte Sie direkt
    ansprechen –, da machen Sie sich nur keine Sorgen. Es
    geht hier nicht darum, daß irgend etwas in die Zeitungen
    gebracht wird. In den Zeitungen wird heute alles disku-
    tiert. Vielmehr sage ich Ihnen: Wir haben dieses Kon-
    zept gerade auf der außerordentlichen NATO-Rats-
    tagung mit allen unseren wichtigen Bündnispartnern
    ausführlich diskutiert. Seitdem spielt dies in den ständi-
    gen Telefonkonferenzen, in direkten Treffen und auch
    bei der Vorbereitung der entsprechenden Schlußdoku-
    mente eine entscheidende Rolle.

    Ich möchte Ihnen noch einmal sagen: Alle Vorschlä-
    ge, die ich bisher gehört habe, beziehen sich letztendlich
    auf dieses Konzept, und zwar nicht, weil wir besonders
    klug sind, sondern weil wir die fünf Punkte zur Grund-
    lage gemacht haben. Wenn Sie diese fünf Punkte opera-
    tionalisieren, dann stoßen Sie zuerst auf die Frage der
    Einbeziehung Rußlands. Was heißt Einbeziehung Ruß-
    lands, wenn man es nicht therapeutisch, sondern real
    meint? Einbeziehung Rußlands heißt, daß Rußland seine
    Selbstblockade im VN-Sicherheitsrat aufgibt und daß
    wir als erstes eine Resolution nach Kapitel VII im VN-
    Sicherheitsrat bekommen. Das ist der erste Schritt.

    Wenn wir diese Resolution haben – der Bundeskanz-
    ler hat vorhin drei der fünf Kernpunkte genannt –, dann
    ist die erste Voraussetzung der völlige Abzug der be-
    waffneten Streitkräfte, der Paramilitärs und der Sonder-
    polizei aus dem Kosovo. Wenn dieser Abzug beginnt,
    dann halten wir es in der Tat für angemessen und übri-
    gens auch für praktisch notwendig, daß eine Waffenruhe
    beginnen kann – allerdings nie mehr durch das Vertrau-
    en auf Worte, sondern nur noch durch Taten verifiziert –
    und daß es, wenn innerhalb der festgesetzten Frist der
    Abzug abgeschlossen ist, nicht nur zur Implementierung
    einer internationalen Friedenstruppe kommt, sondern zu
    einem dauerhaften Schweigen der Waffen, damit die
    Voraussetzung für eine Übergangsverwaltung geschaf-

    Bundesminister Joseph Fischer






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    fen wird und die Flüchtlinge zurückkehren können.
    Wenn es zu einer politischen Lösung kommt, dann wird
    man diese Forderungen letztendlich in jedem Konzept
    wiederfinden müssen, weil es die Konsequenz der Um-
    setzung der fünf Punkte ist. Genau das ist der deutsche
    Vorschlag.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [F.D.P.]: Wie ist der jetzige Stand der Verhandlungen?)


    – Der jetzige Stand ist, daß wir gegenwärtig auf genau
    dieser Grundlage über das Gipfeldokument diskutieren,
    daß wir versuchen, auf dieser Grundlage mit dem VN-
    Generalsekretär, der sich Gott sei Dank in eine ähnliche
    Richtung bewegt und die Initiative übernommen hat, zu
    diskutieren, daß wir darüber noch vorgestern abend mit
    unseren Bündnispartnern in Paris gesprochen haben und
    daß wir dies auch mit der amerikanischen Seite tun.

    Was Sie gesagt haben, hört sich in der Tat schön an.
    Wir bedanken uns dafür, daß wir eine solche Opposition
    haben. Da stimme ich Ihnen zu. Aber eines möchte ich
    Ihnen gleich ins Protokoll diktieren: Die innenpolitische
    Debatte in den angelsächsischen Ländern läuft anders.
    Es ist nicht so, daß da nur die Administration einen an-
    deren Kurs fährt; vielmehr diskutiert auch der Kongreß
    anders. Das muß ich Ihnen nicht erzählen, das wissen
    Sie sehr genau. Dasselbe gilt selbstverständlich für die
    innenpolitische Debatte in Großbritannien. Das heißt,
    daß sich vieles, was es an Vorschlägen gibt, in der ganz
    anderen innenpolitischen Prioritätensetzung sehr wichti-
    ger Bündnispartner stößt. Das muß man bei alldem be-
    denken.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [F.D.P.]: Aber das ist ein normaler Vorgang!)


    – Das ist ein normaler Vorgang. Nur, bei allem Re-
    spekt, Sie müssen bedenken: Die Gewichtsverhältnisse
    spielen schon eine Rolle. Wir waren in der Regel mit
    vier bis sechs Flugzeugen bei insgesamt mehr als 400
    Flugzeugen beteiligt. Ich sage das, um klarzumachen,
    was die Gewichtsverhältnisse bei der politischen Ent-
    scheidungsfindung betrifft.

    Ich kann Ihnen an diesem Punkt nur versichern, daß
    wir mit allem Nachdruck an einer politischen Lösung
    arbeiten. Wir dürfen uns einer militärischen Eskala-
    tionslogik in diesem Punkt nicht beugen. Wir führen
    keinen Krieg gegen Serbien und gegen das serbische
    Volk.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Was wir wollen, ist die Durchsetzung von Menschen-
    rechten, von Humanität gegen eine Politik der ethni-
    schen Kriegführung. Das müssen und werden wir durch-
    setzen, weil ein Beugen, ein Wegducken vor dieser
    Politik Milosevics keinen Frieden, sondern noch mehr
    Krieg, noch mehr Vertreibung und noch mehr Zerstö-
    rung bedeuten würde. Das haben die vergangenen zehn
    Jahre gezeigt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Lassen Sie mich zum Schluß noch ganz kurz den Be-
    zug zwischen neuer NATO und anderen Sicherheitsor-
    ganisationen ansprechen. Wer sich die Konsequenz der
    jetzigen Entwicklung anschaut, wer sieht, wie wichtig es
    ist, daß der VN-Generalsekretär wieder eine aktive Rolle
    spielt, wer sieht, wie wichtig es ist, daß Rußland in den
    Versuch, eine Friedenslösung für den Kosovo zu finden,
    eingebunden wird, der erkennt, daß manches an der De-
    batte über die neue NATO in den letzten Jahren verkürzt
    geführt wurde.

    Die NATO ist keine Alternative zu den Vereinten
    Nationen. Sie ist eine regionale Sicherheitsorganisation.
    Sie zu überfordern würde bedeuten, sie zu gefährden.
    Ich glaube, das macht jetzt auch der Kosovo klar.

    Die Reformdebatte der NATO über das neue Konzept
    wird unmittelbar zu einer Debatte über zwei weitere Or-
    ganisationen führen müssen: über die Rolle der OSZE –
    wir haben im Kosovo gesehen, daß sie nicht mehr nur
    eine Alternative darstellt, sondern eine wichtige Kom-
    plementärfunktion zum Sicherheitsbündnis NATO unter
    den neuen Bedingungen nach dem Ende des kalten
    Krieges wahrnimmt, und daß ihr Instrumentarium drin-
    gend fortentwickelt werden muß – und über eine interes-
    sengeleitete Reform der Vereinten Nationen, die vor
    dem Tabu der Wahrnehmung des Gewaltmonopols
    durch den Sicherheitsrat nicht haltmachen darf. Es geht
    nicht darum, das Gewaltmonopol in Frage zu stellen,
    aber der Gewaltmonopolinhaber – ich bin nachdrücklich
    für das Gewaltmonopol des Sicherheitsrates in den in-
    ternationalen Beziehungen des 21. Jahrhunderts – muß
    sich auch bestimmten Verpflichtungen unterwerfen, da-
    mit dieses Gewaltmonopol nicht auf nationalen, sondern
    auf internationalen Interessen gründet; dieses muß auch
    in den verschiedenen Chartas der Vereinten Nationen
    umgesetzt werden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Ich möchte es Ihnen an einem Beispiel verdeut-
    lichen: Wir vertreten die Ein-China-Politik, und dies –
    wie ich denke, das ganze Haus – aus Überzeugung. Daß
    sich Peking darüber aufregt, wenn Mazedonien Taiwan
    anerkennt, kann ich aus Sicht der nationalen Position
    Pekings nachvollziehen. Ob es aber im Interesse des Si-
    cherheitsrates, des Gewaltmonopolinhabers in der inter-
    nationalen Politik, liegt, daß eine sinnvolle VN-Frie-
    densmission in Mazedonien nicht verlängert wird, weil
    aus einer aus meiner Sicht berechtigten nationalen Ver-
    ärgerung heraus ein Veto eingelegt wird, daran habe ich
    große Zweifel. Ich glaube nicht, daß so der Gewalt-
    monopolinhaber Sicherheitsrat unter den Bedingungen
    des 21. Jahrhunderts wirklich funktionieren kann.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Die gegenwärtige Diskussion über die Frage, was
    völkerrechtlich zulässig ist oder nicht, ist aus meiner
    nicht-juristischen, aber politischen Sicht eine Formalde-
    batte. Warum? Weil der Sicherheitsrat im Fall des Ko-
    sovo schlicht und einfach hätte handeln müssen. Ich wä-
    re froh gewesen, wenn wir eine Resolution nach Kapi-
    tel VII bekommen hätten. Ich hoffe, daß jetzt unter Ein-

    Bundesminister Joseph Fischer






    (A) (C)



    (B) (D)


    beziehung Rußlands eine entsprechende Resolution zu-
    stande kommt; denn alle vorherigen Resolutionen führen
    auf diesen Punkt hin. Insofern ist für mich die Frage
    nach einer neuen Strategie der NATO nicht die Frage,
    ob eine Alternative zu den Vereinten Nationen und ihren
    möglichen Reformen geschaffen wird, sondern letztere
    sind eine der Voraussetzungen für eine regionale Si-
    cherheitsorganisation für und in Europa. Eine Überdeh-
    nung der NATO würde sie meines Erachtens gefährden.
    Deswegen müssen wir diese Reformdebatte auch in
    Richtung OSZE und VN führen und zu entsprechenden
    Beschlüssen kommen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)