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ID1402112200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/21 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 21. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 I n h a l t : Gedenkworte für den verstorbenen König Hussein von Jordanien .................................. 1489 A Glückwünsche zu den Geburtstagen der Ab- geordneten Adelheid Tröscher, Ilse Schu- mann und Helmut Wieczorek (Duisburg)..... 1489 C Erweiterung der Tagesordnung........................ 1489 D Absetzung des Punktes 2c von der Tagesord- nung ................................................................. 1490 A Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 1999 (Haushaltsgesetz 1999) (Drucksache 14/300) .................................. 1490 D b) Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über den Stand und die voraus- sichtliche Entwicklung der Finanzwirt- schaft (Drucksache 14/350) ....................... 1490 D Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU ................. 1490 D Dr. Peter Struck SPD ....................................... 1500 B Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P.......................... 1505 A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1510 C Dr. Gregor Gysi PDS....................................... 1514 D Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 1519 B Dr. Edmund Stoiber, Ministerpräsident (Bayern) ........................................................... 1526 C Joseph Fischer, Bundesminister AA................ 1533 A Karl Lamers CDU/CSU................................... 1536 D Dr. Christoph Zöpel SPD................................. 1538 C Ulrich Irmer F.D.P. ......................................... 1541 D Wolfgang Gehrcke PDS .................................. 1543 A Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU ..................... 1544 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg...... 1546 B Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 1549 A Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 1551 A Günther Friedrich Nolting F.D.P. .................... 1552 C Heidi Lippmann-Kasten PDS .......................... 1554 A Peter Zumkley SPD ......................................... 1555 A Kurt J. Rossmanith CDU/CSU .................... 1555 D Dietrich Austermann CDU/CSU ................. 1556 A Günther Friedrich Nolting F.D.P. ................ 1556 C Paul Breuer CDU/CSU.................................... 1557 C Alfred Hartenbach SPD ................................... 1561 A Hans Jochen Henke CDU/CSU ....................... 1562 A Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 1563 C Rainer Funke F.D.P. ........................................ 1565 C Dr. Evelyn Kenzler PDS.................................. 1566 D Norbert Geis CDU/CSU ...................... 1567 D, 1570 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN .............................. 1569 D, 1584 B, 1589 D Dr. Guido Westerwelle F.D.P.............. 1570 B, 1589 B II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 21. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 Dr. Herta Däubler-Gmelin, Bundesministerin BMJ ................................................................. 1571 A Ludwig Stiegler SPD ....................................... 1574 A Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU........................ 1576 A Sebastian Edathy SPD.................................. 1578 C Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.. 1579 C Dr. Guido Westerwelle F.D.P. ..................... 1580 C Dr. Werner Hoyer F.D.P. ................................. 1581 C Ulla Jelpke PDS............................................... 1583 A Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/ CSU ................................................................. 1585 A Otto Schily, Bundesminister BMI........ 1586 A, 1589 D Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministe- rin BMZ ............................................... 1590 C, 1601 A Michael von Schmude CDU/CSU ................... 1592 D Dr. R. Werner Schuster SPD........................ 1593 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1594 D Joachim Günther (Plauen) F.D.P. ................... 1596 D Carsten Hübner PDS........................................ 1598 A Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU.................... 1599 B Adelheid Tröscher SPD ................................... 1601 D Zusatztagesordnungspunkt 2: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Antrag der Bundesregierung Deutsche Beteiligung an der militäri- schen Umsetzung eines Rambouillet- Abkommens für den KOSOVO sowie an NATO-Operationen im Rahmen der Notfalltruppe (Extraction Force) (Drucksache 14/397) .................................. 1559 C b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zum Internationalen Privatrecht für außervertragliche Schuldverhältnis- se und für Sachen (Drucksache 14/343)... 1559 C c) Erste Beratung des von den Fraktionen SPD, CDU/CSU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die allgemeine und die repräsentative Wahlstatistik bei der Wahl zum Deutschen Bundestag und bei der Wahl der Abgeordneten des Europäischen Parlaments aus der Bun- desrepublik Deutschland (Drucksache 14/401) ....................................................... 1559 C d) Antrag der Abgeordneten Hans Martin Bury, Ernst Schwanhold, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Werner Schulz (Leip- zig), Margareta Wolf (Frankfurt) und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Förderung der Luftfahrttechnologie (Drucksache 14/395) .................................. 1559 D Tagesordnungspunkt 4: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung von Zu- ständigkeiten nach dem Sorgerechts- übereinkommens-Ausführungsgesetz (Drucksachen 14/33, 14/338) ..................... 1559 D b) Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses zu der Streitsache vor dem Bundesverfassungsgericht 2 BvE 3/98 (Drucksache 14/321).......................... 1560 A c) bis e) Beschlußempfehlungen des Peti- tionsausschusses Sammelübersichten 15, 16 und 17 zu Petitionen (Drucksachen 14/322, 14/323, 14/324) ...... 1560 B Zusatztagesordnungspunkt 3: Weitere abschließende Beratungen ohne Aussprache Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Öffnung der Sozial- und Steuerverwaltung für den Euro (Zwei- tes Euro-Einführungsgesetz) (Druck- sachen 14/229, 14/406) .............................. 1560 C Nächste Sitzung ............................................... 1603 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 1605 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 21. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 1489 (A) (C) (B) (D) 21. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Adelheid Tröscher Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 21. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 1605 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Bartsch, Dietmar PDS 24.2.99 Behrendt, Wolfgang SPD 24.2.99 * Brudlewsky, Monika CDU/CSU 24.2.99 Diemers, Renate CDU/CSU 24.2.99 Ehlert, Heidemarie PDS 24.2.99 Erler, Gernot SPD 24.2.99 Frick, Gisela F.D.P 24.2.99 Fuchs (Köln), Anke SPD 24.2.99 Großmann, Achim SPD 24.2.99 Haack (Extertal), Karl-Hermann SPD 24.2.99 Hartnagel, Anke SPD 24.2.99 Hasenfratz, Klaus SPD 24.2.99 Hempelmann, Rolf SPD 24.2.99 Jung (Düsseldorf), Volker SPD 24.2.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Luther, Michael CDU/CSU 24.2.99 Mascher, Ulrike SPD 24.2.99 Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 24.2.99 Rauber, Helmut CDU/CSU 24.2.99 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.2.99 Rupprecht, Marlene SPD 24.2.99 Schindler, Norbert CDU/CSU 24.2.99 Sebastian, Wilhelm-Josef CDU/CSU 24.2.99 Dr. Sonntag-Wolgast, Cornelie SPD 24.2.99 Verheugen, Günter SPD 24.2.99 Willner, Gert CDU/CSU 24.2.99 Wohlleben, Verena SPD 24.2.99 Dr. Wolf, Winfried PDS 24.2.99 ––––––––––– * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hermann Otto Solms


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Liebe
    Kolleginnen und Kollegen, ich eröffne die unterbrochene
    Sitzung wieder.

    Wir kommen jetzt zum Geschäftsbereich des Bun-
    desministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit
    und Entwicklung. Das Wort hat Frau Bundesministerin
    Heidemarie Wieczorek-Zeul.

    Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin für
    wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Herr
    Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es steht mir
    vielleicht nicht zu, aber da ich auch Parlamentarierin
    bin, möchte ich darauf hinweisen, daß der Deutsche
    Bundestag zukünftig ein Stück mehr Kohärenz bei der
    Einteilung der Tagesordnungspunkte zur Diskussion
    zeigen sollte. Wenn Entwicklungspolitik nach Innen-,
    Justiz- und Außenpolitik diskutiert wird, dann ist das
    schwer nachvollziehbar. Ich bin auch bereit, dies jedem,
    der für die Organisation verantwortlich ist, ins Gesicht
    zu sagen. So viel dazu.


    (Beifall im ganzen Hause)

    Die Aufgabe unserer Entwicklungspolitik und der

    entwicklungspolitischen Zusammenarbeit ist die Mitge-
    staltung der Globalisierung. In diesem Sinne nehmen
    wir unsere Verantwortung in den internationalen Orga-
    nisationen wahr und versuchen, unseren Einfluß auf die
    WTO und die neue Verhandlungsrunde zu organisieren.
    In diesem Sinne unterstützen wir mit unserem Haushalt
    vor allen Dingen auch regionale Zusammenschlüsse als
    eine Brücke zwischen lokalem und globalem Handeln
    und Denken.

    Ein aktueller Punkt ist das Lomé-Nachfolge-
    abkommen zwischen den europäischen und den AKP-
    Staaten. Wir sind hier in einer entscheidenden Phase.
    Wir müssen das Abkommen neu aushandeln. Bei der
    Ministerkonferenz Anfang Februar dieses Jahres in Da-
    kar haben wir unter deutscher EU-Ratspräsidentschaft
    wichtige Fortschritte bei der Neuaushandlung erzielt.
    Aber wir werden die endgültigen Verhandlungen vom
    Planungsablauf her erst Ende dieses Jahres bzw. Anfang
    nächsten Jahres zu Ende bringen können.

    An dieser Stelle will ich ausdrücklich betonen, daß
    wir ganz engagiert darauf hinarbeiten, daß in diesem

    Bundesminister Otto Schily






    (A) (C)



    (B) (D)


    neuen Abkommen, das politischer sein muß, verant-
    wortungsvolle Staatsführung, also „good gouvernance“,
    ein elementares Prinzip sein muß, nicht deshalb, weil die
    Europäer den Entwicklungsländern Vorschriften machen
    wollen; vielmehr wollen wir dies auch mit dem Ziel er-
    reichen, daß die Finanzmittel, die von den europäischen
    Ländern gegeben werden, wirklich ankommen, zur Ent-
    wicklung beitragen und nicht in falsche Kanäle gelan-
    gen. Insofern ist „good gouvernance“ eine ganz wichtige
    Voraussetzung dafür, daß in diesem Abkommen Ergeb-
    nisse erreicht werden.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ein weiterer Punkt, der zur Gestaltung von Rahmen-
    bedingungen beiträgt, ist unsere Entschuldungsinitia-
    tive. Ich weiß um die Probleme hier. Ich könnte mir
    auch einen größeren Umfang vorstellen. Aber das
    Allerwichtigste ist doch, daß die extreme Verschuldung
    mancher armer Entwicklungsländer jeden Entwicklungs-
    fortschritt für die Menschen dort zunichte macht. Ich
    möchte das noch einmal in Erinnerung rufen. Berech-
    nungen der Vereinten Nationen zeigen, daß dann, wenn
    rund 30 Milliarden DM Schulden erlassen, die Finanz-
    mittel umgewidmet und in das Gesundheitswesen, in
    den Erziehungsbereich und in den Ausbildungsbereich
    der Länder fließen würden, sieben Millionen Kinder in
    einem Jahr gerettet werden könnten. Deshalb fordere
    ich: Wir brauchen eine solche Entschuldungsinitiative,
    die wir mit Blick auf den Kölner Gipfel der G 7 vorge-
    schlagen haben. Wir wollen auch erreichen, daß sich die
    anderen G-7-Staaten an dieser Initiative beteiligen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Dazu sage ich auch ausdrücklich: Mit dieser Initiative
    wollen wir aber nicht nur Schulden erlassen; vielmehr
    wollen wir auch – Herr Blüm, Sie waren dabei, als die
    katholische Organisation Misereor darauf hingewiesen
    hat – eine qualitative Konditionierung und einen quali-
    tativen Schuldenerlaß erreichen. Das heißt: Das Ziel
    muß auch darin bestehen, daß beim Erlaß von Schulden
    – wir wollen hier weitergehen, als es die HIPC-Initiative
    vorsieht – die Entwicklungsländer ihren Weg in Rich-
    tung sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit sowie
    Armutsbekämpfung einschlagen. Deshalb wollen wir
    diese Initiative auch für eine solche Entwicklung dieser
    Länder nutzen und sie darauf entsprechend verpflichten.

    Wir haben gesagt, unsere Vorstellung von Entwick-
    lungspolitik bestehe darin, zu erreichen, daß sie als Frie-
    denspolitik verstanden wird. In diesem Haushalt gibt es
    erste Ansätze für den Aufbau eines zivilen Friedens-
    dienstes. Dieser zivile Friedensdienst ist als ein Einsatz
    von Friedensfachkräften in der politisch-gesellschaft-
    lichen Konfliktbearbeitung im Rahmen von anerkannten
    staatlichen und nichtstaatlichen Entwicklungsdiensten
    konzipiert.

    Es wäre eine ganz großartige Sache, wenn es nach der
    Diskussion über die weiteren Organisationsfragen, in
    denen wir sehr offen sind, möglich wäre, bereits in die-
    sem Jahr mit der Ausbildung von Friedenskräften zu be-
    ginnen, so daß Einsätze in gezielten Bereichen bereits

    denkbar wären. Das wäre ein Zeichen ganz großer Ini-
    tiative in Richtung auf einen solchen Friedenseinsatz.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir unterstützen – ich verkürze meine Ausführungen
    etwas – vor allen Dingen auch den Friedensprozeß im
    Nahen Osten. Wir unterstützen die Region mit Pro-
    grammen in Höhe von 140 Millionen DM. Es handelt
    sich vorwiegend um Mittel für die palästinensischen
    Gebiete. Warum? Wir müssen doch ein großes Interesse
    daran haben, daß die Menschen in den palästinensischen
    Gebieten sehen, daß die wirtschaftliche Situation für sie
    endlich besser wird, damit auch für sie der Friedenspro-
    zeß mit einer Verbesserung ihrer eigenen wirtschaftli-
    chen Lage verknüpft ist, damit sie auf die Art und Weise
    dem Friedensprozeß verbunden bleiben und damit dem
    Extremismus entgegengearbeitet wird. Auch deshalb ist
    dies wichtig.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)


    Mit dem jetzt vorgelegten Bundeshaushaltsplan ha-
    ben wir den Abwärtstrend des Entwicklungshaushaltes
    gestoppt und die Grundlage für eine Aufwärtsentwick-
    lung geschaffen. Schon mit Blick auf das Finanzministe-
    rium bin ich weit davon entfernt, zu sagen: Wir sind
    völlig zufrieden. Aber, es ist so: Der jahrelange Ab-
    wärtstrend des Entwicklungshaushaltes, eines Entwick-
    lungshaushalts, der als Steinbruch für andere Haushalte
    benutzt worden ist – in den letzten sechs Jahren war in
    diesem Bereich ein Minus von 9 Prozent zu verzeichnen
    –, ist gestoppt, und der Aufbau und die Vorbereitungen
    dafür, daß in diesem Bereich neue Schwerpunkte gesetzt
    werden können, ist sowohl beim Plafond – da werden
    wir 124 Millionen DM zusätzlich haben – als auch vor
    allen Dingen bei den Verpflichtungsermächtigungen
    deutlich gemacht worden, wo 500 Millionen DM zu-
    sätzlich vorgesehen sind. Das ist jedenfalls ein wichtiger
    Schritt dahin, Jahr für Jahr wiederaufbauen zu können
    und zu müssen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir als Bundesregierung sehen in diesem Haushalt
    vor, daß wir vor allen Dingen im Bereich der multilate-
    ralen Institutionen, in die insgesamt 20 Prozent der
    Ausgaben des Einzelplans 23 fließen, wieder an das an-
    schließen, was unser vorher von der internationalen
    Staatengemeinschaft und auch von Deutschland akzep-
    tiertes Niveau ist. Das gilt zum Beispiel für die Beiträge
    zur Weltbank und zu den Regionalbanken. Wir haben
    den internationalen Fonds für Entwicklung der Welt-
    bank entsprechend unseren Verpflichtungen wiederauf-
    gebaut. Auch die Kollegin Eid hat sich um den Afrikani-
    schen Entwicklungsfonds sehr bemüht.

    Wir sehen in unserem Haushalt zum erstenmal von
    unserer Seite aus einen Beitrag zur Entschuldung des
    Treuhandfonds der Weltbank vor. Das heißt, wir reden
    nicht nur von Entschuldung, sondern wir haben in unse-
    rem Haushalt auch einen entsprechenden Beitrag für
    diesen Treuhandfonds vorgesehen.

    Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Leider war es nicht möglich – das sage ich an die
    Adresse der christdemokratischen Kolleginnen und Kol-
    legen –, die Kürzungen, die Theo Waigel in seinem
    Haushaltsentwurf für UNDP vorgesehen hatte, in diesem
    Haushalt rückgängig zu machen. Warum, liebe Kollegin-
    nen und Kollegen? Weil von Altlast Theo Waigel 400
    Millionen DM aus dem Europäischen Entwicklungsfonds
    für STABEX überhaupt nicht etatisiert waren.

    Das heißt, am Ende eines laufenden Prozesses von
    Lomé waren diese 400 Millionen DM nicht etatisiert.
    Das Finanzministerium hat verlangt – dagegen kann ich
    in Zeiten von Haushaltsklarheit und -wahrheit nichts
    einwenden –, daß sie etatisiert werden. Wir konnten er-
    reichen, daß in den nächsten vier Jahren jeweils 100
    Millionen DM veranschlagt werden. Wegen all der an-
    deren Schwerpunkte ist es nicht möglich gewesen, die
    Kürzungen im Bereich UNDP rückgängig zu machen.
    Ich sage Ihnen aber: Wir werden, sobald es irgend mög-
    lich ist – allerspätestens beim nächsten Haushalt –, diese
    Kürzungen rückgängig machen, weil wir UNDP ent-
    sprechend unseren Verpflichtungen finanzieren möch-
    ten.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Ich halte aber auch ausdrücklich fest: Denjenigen von

    konservativer Seite, der jetzt sagt, das sei alles nicht in
    Ordnung, frage ich: Wo waren Sie eigentlich, als der
    Waigelsche Haushalt vorgelegt worden ist? Vor allen
    Dingen frage ich: Wo waren Sie, als die Diskussion über
    die Frage geführt wurde, daß diese 400 Millionen DM
    überhaupt nicht etatisiert wurden? Sie sollten sich das
    dann schon selbst fragen.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, neben der multila-
    teralen Zusammenarbeit ist der Bereich bilateraler Zu-
    sammenarbeit nach wie vor mit 45 Prozent der Mittel
    die größte Säule unserer Arbeit. Wir verwenden diese
    Mittel vorwiegend für Armutsbekämpfung und tragen
    dadurch maßgeblich zur Verwirklichung von internatio-
    nalen Strategien in diesem Bereich bei.

    Im Haushalt haben wir einen neuen Schwerpunkt, den
    wir auch in den Länderprogrammen umsetzen werden,
    gesetzt: Wir haben für Klimaschutz und regenerative
    Energien Mittel bis zur Höhe von 300 Millionen DM
    für ein Programm zur Verfügung gestellt, das dazu bei-
    tragen soll, daß in den Entwicklungsländern eine Um-
    orientierung auf erneuerbare Energien stattfindet und
    Klimaschutzprogramme praktiziert werden. Das ist im
    Interesse dieser Länder, aber auch in unserem Interesse,
    denn es gibt auch eng mit der Wirtschaft verbundene
    Interessen, von unserer Seite aus einen solchen Schwer-
    punkt zu setzen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ein ganz besonders wichtiger Ansatz unserer Ent-
    wicklungspolitik liegt in der engen Zusammenarbeit mit
    nichtstaatlichen Trägern. Ich will an dieser Stelle darauf
    hinweisen, daß für die konkrete Projektarbeit der priva-
    ten Träger zusätzlich 2 Millionen DM vorgesehen sind

    und für die entwicklungspolitische Bildungsarbeit eben
    solcher Initiativen der Ansatz insgesamt um 37 Prozent
    ausgeweitet worden ist. Auch da kann, wie gesagt, im-
    mer noch mehr gemacht werden, aber ich denke, wir ha-
    ben hier wichtige erste Schritte gemacht. Den Punkt der
    Partnerschaft mit der Wirtschaft in Entwicklungsfra-
    gen habe ich angesprochen. Auch das sollte an dieser
    Stelle erwähnt werden.

    An Sie alle gerichtet, liebe Kolleginnen und Kolle-
    gen, sage ich: Der Entwurf des Entwicklungshaushalts
    geht nun zur Beratung in die parlamentarischen Aus-
    schüsse. Ihren Verbesserungsvorschlägen stehen wir
    natürlich offen gegenüber. Vor allen Dingen sind wir
    auch gerne bereit, wenn noch Rückfragen zu einzelnen
    Elementen bestehen, diese entsprechend abzuklären.

    Ich möchte aber Sie alle, liebe Kolleginnen und Kol-
    legen, um Unterstützung für verstärkte Investitionen in
    globale Zukunftssicherung und damit um Unterstützung
    für ein Stück konstruktiver Friedenspolitik in unserer
    Welt bitten. Wenn man sieht – dabei sage ich nichts zu
    den Debatten, die uns in diesen Tagen bewegen –, wie-
    viel in letzter Konsequenz immer dann ausgegeben wird,
    wenn es um militärische Dinge geht,


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)


    dann kann man doch daraus nur den Schluß ziehen, daß
    dazu beigetragen werden muß, daß auch in diesem Bereich
    Fortschritte erreicht werden. Ich weiß, daß jeder sagt, noch
    etwas mehr wäre willkommen. Lassen Sie uns aber in
    obigem Sinne die Finanzierung dieses Stücks globaler
    Friedens- und Zukunftssicherung konstruktiv angehen.

    Ich bedanke mich sehr herzlich.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Als
nächster Redner hat der Kollege Michael von Schmude
von der CDU/CSU-Fraktion das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Michael von Schmude


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsi-
    dent! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Diese Bundes-
    regierung hat auch im Bereich der Entwicklungshilfe
    große Erwartungen geweckt, Kompetenz vorgetäuscht,
    Hoffnungen und Versprechungen gemacht; aber mit der
    Stunde der Vorlage des Haushalts kommt auch die
    Stunde der Wahrheit. Frau Ministerin, es hilft kein
    Schönreden: Ihrer Zielsetzung fehlt die finanzielle
    Grundlage. Sie sollten auch nicht den Versuch machen,
    sich reich zu rechnen. Die Wirklichkeit sieht nämlich
    ganz anders aus.

    Sie sprechen von einem Ausgabeplafond von – auf
    den Pfennig genau – 7,8 Milliarden DM. Der Betrag ist
    auffällig glatt, ja aalglatt gerechnet. Das Ergebnis feiern
    Sie, indem Sie sagen, es handele sich um einen Anstieg
    von 1,8 Prozent gegenüber dem alten Entwurf. Tatsache
    ist aber, daß der alte Regierungsentwurf mit 7,676 Mil-
    liarden DM plus 200 Millionen DM aus Forderungsver-

    Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul






    (A) (C)



    (B) (D)


    käufen um 76 Millionen DM höher gelegen hat als der
    Entwurf, den Sie uns heute vorlegen.

    Wenn man das Endergebnis des Haushalts 1998 mit
    dem Entwurf vergleicht, der jetzt auf dem Tisch liegt,
    dann kann man feststellen, daß die Negativentwicklung
    noch deutlicher wird. Die Differenz beträgt 102 Millio-
    nen DM. Ich stelle fest – das können Sie nicht bestreiten –:
    Der Anteil am Bundeshaushalt sinkt von 1,7 Prozent auf
    1,6 Prozent.


    (Bundesministerin Heidemarie WieczorekZeul: Das ist schlicht falsch!)


    – Das ist das Ergebnis, wenn man Ihren Etat auf 488
    Milliarden DM bezieht.

    Wie ist es nun zu diesem Desaster gekommen? Der
    Bundesfinanzminister hat den alten Regierungsentwurf
    genommen und dann 200 Millionen DM aus Forde-
    rungsverkäufen dazugerechnet. Dann haben Sie sich
    aber 76 Millionen DM für Minderausgaben abziehen
    lassen. Davon wurden völlig voreilig und verfehlt 29
    Millionen DM für Wechselkursdifferenzen abgezogen.
    Außerdem haben Sie bei einem weiteren Punkt nicht
    aufgepaßt: Er hat Ihnen weitere 20 Millionen DM vom
    Plafond genommen, die er ausgeglichen hat, indem er
    Ihnen aus MOE-Mitteln ganze 20 Millionen DM darauf-
    gepackt hat. Auf diese Weise kommen Sie auf den Be-
    trag von 7,8 Milliarden DM.

    Eine wirkliche Erhöhung gibt es nicht. Der Finanz-
    minister hat keinen Pfennig dazubezahlt. Im Gegenteil:
    Sie lassen es zu, daß er in Ihre Kasse greift, indem er die
    Forderungsverkäufe, die im Einzelplan 23 mit 124 Mil-
    lionen DM ausgewiesen sind, für seinen BMF-Haushalt
    vereinnahmt.