Rede:
ID1402110500

insert_comment

Metadaten
  • insert_drive_fileAus Protokoll: 14021

  • date_rangeDatum: 14. Februar 1999

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 09:00 Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 22:18 Uhr

  • fingerprintRedner ID: Nicht erkannt

  • perm_identityRednertyp: Präsident

  • short_textOriginal String: Vizepräsidentin Petra Bläss: info_outline

  • record_voice_overUnterbrechungen/Zurufe: 1

  • subjectLänge: 9 Wörter
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 8
    1. die: 2
    2. Für: 1
    3. PDS-Fraktion: 1
    4. spricht: 1
    5. jetzt: 1
    6. Kollegin: 1
    7. Ulla: 1
    8. Jelpke.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/21 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 21. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 I n h a l t : Gedenkworte für den verstorbenen König Hussein von Jordanien .................................. 1489 A Glückwünsche zu den Geburtstagen der Ab- geordneten Adelheid Tröscher, Ilse Schu- mann und Helmut Wieczorek (Duisburg)..... 1489 C Erweiterung der Tagesordnung........................ 1489 D Absetzung des Punktes 2c von der Tagesord- nung ................................................................. 1490 A Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 1999 (Haushaltsgesetz 1999) (Drucksache 14/300) .................................. 1490 D b) Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über den Stand und die voraus- sichtliche Entwicklung der Finanzwirt- schaft (Drucksache 14/350) ....................... 1490 D Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU ................. 1490 D Dr. Peter Struck SPD ....................................... 1500 B Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P.......................... 1505 A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1510 C Dr. Gregor Gysi PDS....................................... 1514 D Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 1519 B Dr. Edmund Stoiber, Ministerpräsident (Bayern) ........................................................... 1526 C Joseph Fischer, Bundesminister AA................ 1533 A Karl Lamers CDU/CSU................................... 1536 D Dr. Christoph Zöpel SPD................................. 1538 C Ulrich Irmer F.D.P. ......................................... 1541 D Wolfgang Gehrcke PDS .................................. 1543 A Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU ..................... 1544 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg...... 1546 B Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 1549 A Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 1551 A Günther Friedrich Nolting F.D.P. .................... 1552 C Heidi Lippmann-Kasten PDS .......................... 1554 A Peter Zumkley SPD ......................................... 1555 A Kurt J. Rossmanith CDU/CSU .................... 1555 D Dietrich Austermann CDU/CSU ................. 1556 A Günther Friedrich Nolting F.D.P. ................ 1556 C Paul Breuer CDU/CSU.................................... 1557 C Alfred Hartenbach SPD ................................... 1561 A Hans Jochen Henke CDU/CSU ....................... 1562 A Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 1563 C Rainer Funke F.D.P. ........................................ 1565 C Dr. Evelyn Kenzler PDS.................................. 1566 D Norbert Geis CDU/CSU ...................... 1567 D, 1570 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN .............................. 1569 D, 1584 B, 1589 D Dr. Guido Westerwelle F.D.P.............. 1570 B, 1589 B II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 21. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 Dr. Herta Däubler-Gmelin, Bundesministerin BMJ ................................................................. 1571 A Ludwig Stiegler SPD ....................................... 1574 A Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU........................ 1576 A Sebastian Edathy SPD.................................. 1578 C Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.. 1579 C Dr. Guido Westerwelle F.D.P. ..................... 1580 C Dr. Werner Hoyer F.D.P. ................................. 1581 C Ulla Jelpke PDS............................................... 1583 A Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/ CSU ................................................................. 1585 A Otto Schily, Bundesminister BMI........ 1586 A, 1589 D Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministe- rin BMZ ............................................... 1590 C, 1601 A Michael von Schmude CDU/CSU ................... 1592 D Dr. R. Werner Schuster SPD........................ 1593 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1594 D Joachim Günther (Plauen) F.D.P. ................... 1596 D Carsten Hübner PDS........................................ 1598 A Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU.................... 1599 B Adelheid Tröscher SPD ................................... 1601 D Zusatztagesordnungspunkt 2: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Antrag der Bundesregierung Deutsche Beteiligung an der militäri- schen Umsetzung eines Rambouillet- Abkommens für den KOSOVO sowie an NATO-Operationen im Rahmen der Notfalltruppe (Extraction Force) (Drucksache 14/397) .................................. 1559 C b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zum Internationalen Privatrecht für außervertragliche Schuldverhältnis- se und für Sachen (Drucksache 14/343)... 1559 C c) Erste Beratung des von den Fraktionen SPD, CDU/CSU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die allgemeine und die repräsentative Wahlstatistik bei der Wahl zum Deutschen Bundestag und bei der Wahl der Abgeordneten des Europäischen Parlaments aus der Bun- desrepublik Deutschland (Drucksache 14/401) ....................................................... 1559 C d) Antrag der Abgeordneten Hans Martin Bury, Ernst Schwanhold, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Werner Schulz (Leip- zig), Margareta Wolf (Frankfurt) und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Förderung der Luftfahrttechnologie (Drucksache 14/395) .................................. 1559 D Tagesordnungspunkt 4: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung von Zu- ständigkeiten nach dem Sorgerechts- übereinkommens-Ausführungsgesetz (Drucksachen 14/33, 14/338) ..................... 1559 D b) Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses zu der Streitsache vor dem Bundesverfassungsgericht 2 BvE 3/98 (Drucksache 14/321).......................... 1560 A c) bis e) Beschlußempfehlungen des Peti- tionsausschusses Sammelübersichten 15, 16 und 17 zu Petitionen (Drucksachen 14/322, 14/323, 14/324) ...... 1560 B Zusatztagesordnungspunkt 3: Weitere abschließende Beratungen ohne Aussprache Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Öffnung der Sozial- und Steuerverwaltung für den Euro (Zwei- tes Euro-Einführungsgesetz) (Druck- sachen 14/229, 14/406) .............................. 1560 C Nächste Sitzung ............................................... 1603 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 1605 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 21. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 1489 (A) (C) (B) (D) 21. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Adelheid Tröscher Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 21. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 1605 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Bartsch, Dietmar PDS 24.2.99 Behrendt, Wolfgang SPD 24.2.99 * Brudlewsky, Monika CDU/CSU 24.2.99 Diemers, Renate CDU/CSU 24.2.99 Ehlert, Heidemarie PDS 24.2.99 Erler, Gernot SPD 24.2.99 Frick, Gisela F.D.P 24.2.99 Fuchs (Köln), Anke SPD 24.2.99 Großmann, Achim SPD 24.2.99 Haack (Extertal), Karl-Hermann SPD 24.2.99 Hartnagel, Anke SPD 24.2.99 Hasenfratz, Klaus SPD 24.2.99 Hempelmann, Rolf SPD 24.2.99 Jung (Düsseldorf), Volker SPD 24.2.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Luther, Michael CDU/CSU 24.2.99 Mascher, Ulrike SPD 24.2.99 Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 24.2.99 Rauber, Helmut CDU/CSU 24.2.99 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.2.99 Rupprecht, Marlene SPD 24.2.99 Schindler, Norbert CDU/CSU 24.2.99 Sebastian, Wilhelm-Josef CDU/CSU 24.2.99 Dr. Sonntag-Wolgast, Cornelie SPD 24.2.99 Verheugen, Günter SPD 24.2.99 Willner, Gert CDU/CSU 24.2.99 Wohlleben, Verena SPD 24.2.99 Dr. Wolf, Winfried PDS 24.2.99 ––––––––––– * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Werner Hoyer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Liebe
    Kolleginnen und Kollegen! Jetzt habe ich an diesem
    Abend doch noch etwas gelernt: Wir brauchen die dop-
    pelte Staatsangehörigkeit, um endlich wieder einmal die
    Fußballweltmeisterschaft gewinnen zu können. Dies ist
    eine ganz neue Erkenntnis. Ich denke, wir sollten uns
    wirklich wieder um die Probleme kümmern, die den
    Menschen in diesem Lande auf den Nägeln brennen.

    Wir Liberale sind für weniger Staat. Wir sind der
    Auffassung, der Staat sollte sich zurücknehmen – ne-
    benbei bemerkt auch aus dem Bereich des Sports. Er
    sollte ein bescheidener Staat sein und sollte zum einen
    den Bürgerinnen und Bürgern Entscheidungen zurück-
    geben, die sie auch selber treffen können, und zum ande-
    ren darauf verzichten, ihnen das Geld in einer Weise aus
    der Tasche zu ziehen, die in höchstem Maße motiva-
    tions- und leistungsmindernd wirkt.

    Das bedeutet allerdings nicht, daß wir übersehen, daß
    der Staat auch Aufgaben übernehmen muß, für die er
    einen leistungsfähigen, motivierten öffentlichen Dienst
    braucht.


    (Dr. Willfried Penner [SPD]: Aber doch nicht in einem Verein!)


    Zu diesem öffentlichen Dienst, lieber Herr Kollege Pen-
    ner, stehen wir. Der öffentliche Dienst ist im übrigen
    kein Steinbruch für eine anderweitig verfehlte Haus-
    haltspolitik. Es ist natürlich unheimlich leicht, gegen den
    öffentlichen Dienst Stimmung zu machen. Man kann
    über ihn auch wunderschöne Karikaturen malen. Aber
    damit kann man sehr leicht die Grenze zum billigen
    Populismus überschreiten und den Menschen, die dort
    eine große Leistung erbringen müssen, Unrecht tun.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Deswegen fand ich es nicht besonders überzeugend,

    als Kollege Metzger uns den Vorschlag machte, den
    Pensionären im öffentlichen Dienst das Weihnachtsgeld
    zu streichen – was nicht gerade zum Alimentationsprin-
    zip paßt – oder die Bezüge im öffentlichen Dienst
    grundsätzlich zu reduzieren. So geht es nicht. Wir brau-
    chen einen leistungsfähigen öffentlichen Dienst.

    Cem Özdemir






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Herr Bundesminister, Sie werden in der nächsten Zeit
    die Aufgabe haben, das Thema „Reform der öffentli-
    chen Verwaltung“ voranzutreiben. Das ist eine Riesen-
    aufgabe. Sie haben dies auch in der Koalitionsvereinba-
    rung aufgegriffen. Sie sprechen dort vom „aktivierenden
    Staat“. Wenn man genauer hinschaut, was damit ge-
    meint ist, dann stellt man fest, daß das alter Wein in
    neuen Schläuchen ist. Dies ist nichts anderes als das,
    was die alte Koalition ernsthaft angegangen ist und ver-
    folgt hat, nämlich das Thema „schlanker Staat“.


    (Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Sehr intensiv!)


    Nur, bisher haben Sie es noch nicht fertiggebracht,
    diesen alten Wein durch neuen Wein zu ersetzen. Wir
    warten auf Ihre Vorschläge. Daß Sie in Kissingen gesagt
    haben, Sie bräuchten zehn bis fünfzehn Jahre dazu, hat
    uns nicht gerade überzeugt. Das Thema „Verschlankung
    des Staates“ muß jetzt weiter angepackt werden.

    Ein ganz besonderes Sorgenthema beim Komplex öf-
    fentlicher Dienst ist selbstverständlich all das, was mit
    innerer Sicherheit zu tun hat. Herr Spinrath, der Vorsit-
    zende der GdP, hat uns nachdrücklich klargemacht, wie
    sehr das im Bereich der Polizei vorhandene Potential
    gegenwärtig ausgereizt ist und daß die Grenzen der Be-
    lastbarkeit überschritten sind. Darauf haben wir hier ein-
    zugehen, und zwar nicht nur dadurch, daß wir feierliche
    Erklärungen abgeben, indem wir den Angehörigen der
    Polizei danken. Es wird sich vielmehr an ihrer Situation
    etwas verbessern müssen.

    Das ist nicht nur eine quantitative Frage, obwohl sich
    zumindest einige Bundesländer die Frage stellen lassen
    müssen, ob sie auf diesem Gebiet genügend getan ha-
    ben. Dies ist auch eine Frage des qualitativen Umfeldes,
    in dem Polizeiarbeit zu leisten ist. Daran werden wir et-
    was tun müssen; denn die Motivationslage im Bereich
    der Polizei und übrigens parallel dazu im Bereich der
    Verfassungsschutzbehörden ist nicht gerade sehr beein-
    druckend.

    Das hat Gründe. Ich nenne Ihnen dazu drei Beispiele.
    Erstes Beispiel: Wenn Sie betrachten, wie sich das ur-
    sprünglich sicherlich einmal gutgemeinte neue Beur-
    teilungssystem im Bereich der Polizei auswirkt, dann
    kann ich dazu nur sagen: Herr Minister Schily, gehen
    Sie an dieses Thema bald heran und schaffen Sie hier
    Remedur! Der Seufzer der Erleichterung beim BKA und
    BGS wird unüberhörbar sein.

    Zweites Beispiel: die technische Ausstattung im Be-
    reich der Sicherheitsbehörden. Das ist ein ausgesproche-
    ner Motivationskiller, den wir in der Realität zu beob-
    achten haben. Das gilt für die Länder, aber eben auch für
    den Bund.

    Drittes Beispiel: Im „Focus“ war vor einigen Wochen
    ein sehr hart aufgemachter Artikel über die Situation der
    Unterbringung der Bahnpolizei, der Bundesgrenz-
    schutzbeamten bei der Bahn, zu lesen. Leider ist dieser
    Bericht in keiner Weise überzogen. Er bildet die Realität
    der Bahnpolizei ziemlich präzise ab. Ich frage mich,
    warum das nicht im Vordergrund der Investitions-
    schwerpunkte des Innenministers steht. Vielleicht wer-

    den wir dazu anläßlich der Haushaltsplanberatungen
    mehr erfahren.


    (Beifall bei der F.D.P. – Günter Graf [Friesoythe] [SPD]: Dazu hören wir gleich etwas!)


    Das, was ich zum Bereich der Polizei gesagt habe,
    gilt auch für den Bereich des Verfassungsschutzes. Ich
    halte es schon für ein ziemlich dolles Ding, wie sehr
    jetzt einige ihr Herz für den Verfassungsschutz ent-
    deckt haben. Da werden tatsächliche oder vermeintliche
    Kommunikationsdefizite der Sicherheitsbehörden zu
    Forderungen an den Verfassungsschutz aufgeblasen, die
    dieser schlecht erfüllen kann, wenn auf der anderen
    Seite ein erheblicher Teil des Hauses bisher – und viel-
    leicht noch heute – ein offensichtlich ziemlich ver-
    klemmtes Verhältnis zu dem gesamten Thema Verfas-
    sungsschutz und polizeilicher Staatsschutz hat.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Das hat doch bis vor kurzem geradezu etwas Anrü-

    chiges gehabt – wahrscheinlich für manchen von Ihnen
    bis heute –, wenn man sich mit diesem Thema befaßt.
    Wie soll denn das eigentlich motivationsfördernd wir-
    ken, wenn Sie, lieber Herr Kollege Stiegler, hier eine
    höhere Leistung und Effizienz des Verfassungsschutzes
    und seiner Mitarbeiter verlangen, wenn aber gleichzeitig
    zum Beispiel das sozialdemokratisch regierte Sachsen-
    Anhalt die Auflösung des Landesamtes für Verfassungs-
    schutz beschließt?


    (Ludwig Stiegler [SPD]: Das ist auf dem Niveau: Reim' dich oder ich freß' dich!)


    – Das ist, sehr verehrter Kollege Stiegler, nicht zu be-
    streiten. Das paßt zu der Widersprüchlichkeit Ihrer Poli-
    tik.


    (Ludwig Stiegler [SPD]: Sie müssen Ihre Argumente schon sehr weit herholen!)


    Deswegen sollten wir uns dem Thema der Sicherheit
    ernsthaft zuwenden und nicht in der Art und Weise, wie
    Sie es bisher getan haben.

    Lassen Sie mich nun doch noch ein Wort zum Thema
    Sport sagen. Ich bin der Auffassung – ich habe es am
    Anfang gesagt –, der Staat sollte nun auf Grund der
    Themen, die Sie dankenswerterweise auch in Lausanne
    angesprochen haben, nicht den Fehler machen, zu glau-
    ben, er sollte plötzlich den Sport regeln. Ich hoffe, daß
    der Sport ein Bereich bleibt, der in seinen Interna mög-
    lichst weitgehend staatsfrei ist. Trotzdem danke ich
    Ihnen für Ihre Bemühungen zum Thema Doping und
    auch für Ihre Bemühungen, dem IOC und der olym-
    pischen Bewegung wieder mehr Glaubwürdigkeit zu
    verschaffen.

    Herr Minister, der Bereich, bei dem ich Sie bitte, in
    den Haushaltsberatungen noch einmal sehr flexibel zu
    sein, ist der Behindertensport. Es hat dazu schon Vor-
    gespräche gegeben, die aussichtsreich erschienen. Aber
    es gibt hier zweifellos eine Bundeszuständigkeit, eine
    Bundeskompetenz. Ich halte es für wichtig, daß gerade
    diejenigen, die oft genug auf der Schattenseite leben und
    die durch den Sport in besonderer Weise Lebensfreude,
    Motivation und auch Leistungssteigerung erfahren kön-

    Dr. Werner Hoyer






    (A) (C)



    (B) (D)


    nen, hier ein klares politisches Signal bekommen. Wir Li-
    berale werden uns in den Haushaltsverhandlungen beson-
    ders für den Bereich des Behindertensports engagieren.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Abschließend noch ein Wort. Für den riesigen Perso-

    nalkörper, für den Sie, Herr Minister Schily, verant-
    wortlich sind – das ist natürlich insbesondere der Be-
    reich der inneren Sicherheit, aber das geht auch darüber
    hinaus –, muß endlich gelten: Der Mensch im Mittel-
    punkt und nicht der Mensch als Mittel, – Punkt!


    (Beifall bei der F.D.P. – Günter Graf [Friesoythe] [SPD]: Endlich geschieht das! Das hat 16 Jahre nicht stattgefunden!)




Rede von: Unbekanntinfo_outline
Für die PDS-
Fraktion spricht jetzt die Kollegin Ulla Jelpke.


(Dr. Willfried Penner [SPD]: Die wird euch jetzt sagen, wie der Mensch im Mittelpunkt steht!)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ulla Jelpke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

    Frau Präsidentin! Meine Damen
    und Herren! Ich bin ziemlich entsetzt über die Debatte,
    die hier schon seit gestern geführt wird. Ich bin deswe-
    gen entsetzt, weil Sie, Herr Rüttgers, und andere in den
    letzten Tagen eine Stimmung schaffen, die ich unerträg-
    lich finde. Man kann über Ausschreitungen diskutieren.
    Aber ich meine, gerade Abgeordnete aus diesem Hause
    sollten zu einer Versachlichung der Debatte beitragen
    und auch ernsthaft darüber nachdenken, wie man zu Lö-
    sungen kommt.


    (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Es kann einfach nicht sein, daß man miteinander darüber
    wetteifert, wer der bessere Abschieber ist; es kann doch
    nicht sein, daß man miteinander darüber wetteifert, wer
    die besten Verschärfungen in das Ausländerrecht ein-
    führt. Das kann und darf meiner Meinung nach nicht die
    Politik nach dieser Entwicklung in der Kurdenfrage
    sein.

    Das ist auch mein Vorwurf an die neue Bundesregie-
    rung: daß sie eigentlich in der Sache selbst nicht sehr
    viel neue Vorschläge gemacht hat. Der jetzige Innenmi-
    nister Schily hat in den vergangenen Jahren häufig da-
    von gesprochen, daß er mehr Demokratie wagen möch-
    te, daß er die konservative, repressive Politik beenden
    möchte, daß er einen Politikwechsel einleiten will. Ich
    meine, daß es gerade an der Kurdenfrage nicht ersicht-
    lich ist, daß wir mit der neuen Regierung auch eine neue
    Entwicklung bekommen. Erst kürzlich durften wir in
    einer Antwort der neuen Bundesregierung auf eine An-
    frage, wie sie es mit den Waffenlieferungen halten wird,
    lesen, daß die Bundesregierung nicht zu erkennen ver-
    mag, daß in Kurdistan deutsche Waffen zum Einsatz
    kommen. Ich sage Ihnen: Genau das war die Antwort
    der alten Bundesregierung und des damaligen Innenmi-
    nisters Kanther.

    Auch ich bin der Meinung, daß eine Konfliktlösung
    nicht darin bestehen kann, hier einseitig Verschärfungen
    vorzuschlagen. Vielmehr muß ernsthaft darüber disku-
    tiert werden, wie es zu einem Friedensprozeß in der
    Türkei und Kurdistan kommen kann und wie es möglich
    ist, mit Kurden ins Gespräch zu kommen und den Frie-
    densprozeß auch in diesem Land voranzutreiben. Denn
    ich bin sicher: Wenn die Politik, die wir heute von Herrn
    Rüttgers gehört haben, umgesetzt würde, dann gute
    Nacht! Das würde den Frieden in diesem Lande sicher-
    lich nicht befördern.

    In einem Punkt muß ich der F.D.P. recht geben: Der
    Haushalt des Innenministers unterscheidet sich in der
    Tat weitgehend nicht von dem, was wir von der alten
    Regierung zu sehen bekommen haben.

    Nehmen wir das Beispiel des Staatsangehörigkeits-
    rechtes – es wurde heute abend schon angesprochen –:
    Ich bin der Meinung, man sollte auch hier nicht sofort
    einknicken, nur weil die CDU/CSU diese Hetzkampagne
    gemacht, diese Unterschriftensammlung durchgeführt
    hat. Offensichtlich ist sie bei der Bevölkerung ange-
    kommen, weil sie den Menschen suggeriert, die Betrof-
    fenen würden mit einem neuen Staatsbürgerschaftsrecht
    bzw. mit der doppelten Staatsangehörigkeit mehr Rechte
    bekommen. Man hätte – das ist meine feste Überzeu-
    gung – zu dieser Hetzkampagne eine Gegenkampagne
    starten sollen, anstatt gleich einzuknicken.


    (Beifall bei der PDS)

    Noch zu einigen Fragen des Haushaltes, die wir mit

    Sicherheit noch im Innenausschuß diskutieren werden:
    Der Haushaltsentwurf von Innenminister Schily schlägt
    für Organisationen, die rechtsextremistisches und anti-
    semitisches Gedankengut verbreiten können – wir haben
    dies in der Vergangenheit immer wieder angegriffen –,
    haargenau dieselben Haushaltsmittel vor. Ich meine
    damit beispielsweise den Bund der Vertriebenen. Um es
    hier ganz deutlich zu sagen: Solange deren Vorsitzenden
    gegen Osteuropa und die Freundschaftsverträge mit den
    benachbarten osteuropäischen Ländern hetzen können,
    kann es nicht angehen, daß diese Vertriebenenver-
    bände weiter finanziert werden.

    Ich möchte hier deutlich sagen, daß ich es richtig fin-
    de, mehr Mittel für die Integration von Aussiedlern in
    den Haushalt aufzunehmen. Was ich aber überhaupt
    nicht begreife, ist, daß diese Mittel dem Bund der Ver-
    triebenen in die Hände gegeben werden, um entspre-
    chende Projekte durchzuführen. Ganz konkret frage ich
    die Grünen und die SPD, die in den vergangenen Legis-
    laturperioden immer wieder gefordert haben, diese von
    der alten Bundesregierung veranlaßten Projektförderun-
    gen zu überprüfen, warum davon plötzlich nicht mehr
    die Rede ist und im Haushalt die Mittel für die Vertrie-
    benenverbände nicht reduziert, sondern – ganz im Ge-
    genteil – aufgestockt werden. Solange man diesem Ver-
    band nicht vertrauen kann, dürfen Mittel der Projektför-
    derung nicht in dessen Hände gegeben werden.

    Ich kann Sie nur darauf verweisen, daß wir in der
    letzten Legislaturperiode in diversen Kleinen Anfragen
    nachgewiesen haben, daß die Vertriebenenverbände
    – nicht in Gänze, aber Teile ihrer Organisation – rechts-

    Dr. Werner Hoyer






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    extremistische Publikationen herausgeben, Antisemitis-
    mus verbreiten und revanchistische Auffassungen ver-
    treten. Ich erwarte von einer rotgrünen Regierung, daß
    sie diesen Organisationen, diesem Gedankengut das
    Wasser abgräbt, anstatt ihnen noch zusätzliches Geld zu
    geben.

    Zu einem weiteren Punkt, dem Verfassungsschutz.
    Auch hier frage ich mich: Wo bleibt die Kritik der ver-
    gangenen Jahre? Wir können leider nicht erkennen, daß
    eine neue Politik mit mehr Kontrolle und Durchsichtig-
    keit einhergeht. Man hüllt sich – ob das den Stellenplan
    oder andere Fragen betrifft – in Schweigen. Ich meine,
    so kann es nicht gehen.