Rede:
ID1402104000

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 10
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. dieKollegin: 1
    5. Angelika: 1
    6. Beer: 1
    7. vom: 1
    8. Bündnis: 1
    9. 90/Die: 1
    10. Grünen.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/21 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 21. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 I n h a l t : Gedenkworte für den verstorbenen König Hussein von Jordanien .................................. 1489 A Glückwünsche zu den Geburtstagen der Ab- geordneten Adelheid Tröscher, Ilse Schu- mann und Helmut Wieczorek (Duisburg)..... 1489 C Erweiterung der Tagesordnung........................ 1489 D Absetzung des Punktes 2c von der Tagesord- nung ................................................................. 1490 A Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 1999 (Haushaltsgesetz 1999) (Drucksache 14/300) .................................. 1490 D b) Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über den Stand und die voraus- sichtliche Entwicklung der Finanzwirt- schaft (Drucksache 14/350) ....................... 1490 D Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU ................. 1490 D Dr. Peter Struck SPD ....................................... 1500 B Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P.......................... 1505 A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1510 C Dr. Gregor Gysi PDS....................................... 1514 D Gerhard Schröder, Bundeskanzler ................... 1519 B Dr. Edmund Stoiber, Ministerpräsident (Bayern) ........................................................... 1526 C Joseph Fischer, Bundesminister AA................ 1533 A Karl Lamers CDU/CSU................................... 1536 D Dr. Christoph Zöpel SPD................................. 1538 C Ulrich Irmer F.D.P. ......................................... 1541 D Wolfgang Gehrcke PDS .................................. 1543 A Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU ..................... 1544 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg...... 1546 B Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 1549 A Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 1551 A Günther Friedrich Nolting F.D.P. .................... 1552 C Heidi Lippmann-Kasten PDS .......................... 1554 A Peter Zumkley SPD ......................................... 1555 A Kurt J. Rossmanith CDU/CSU .................... 1555 D Dietrich Austermann CDU/CSU ................. 1556 A Günther Friedrich Nolting F.D.P. ................ 1556 C Paul Breuer CDU/CSU.................................... 1557 C Alfred Hartenbach SPD ................................... 1561 A Hans Jochen Henke CDU/CSU ....................... 1562 A Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 1563 C Rainer Funke F.D.P. ........................................ 1565 C Dr. Evelyn Kenzler PDS.................................. 1566 D Norbert Geis CDU/CSU ...................... 1567 D, 1570 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN .............................. 1569 D, 1584 B, 1589 D Dr. Guido Westerwelle F.D.P.............. 1570 B, 1589 B II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 21. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 Dr. Herta Däubler-Gmelin, Bundesministerin BMJ ................................................................. 1571 A Ludwig Stiegler SPD ....................................... 1574 A Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU........................ 1576 A Sebastian Edathy SPD.................................. 1578 C Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.. 1579 C Dr. Guido Westerwelle F.D.P. ..................... 1580 C Dr. Werner Hoyer F.D.P. ................................. 1581 C Ulla Jelpke PDS............................................... 1583 A Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/ CSU ................................................................. 1585 A Otto Schily, Bundesminister BMI........ 1586 A, 1589 D Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministe- rin BMZ ............................................... 1590 C, 1601 A Michael von Schmude CDU/CSU ................... 1592 D Dr. R. Werner Schuster SPD........................ 1593 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1594 D Joachim Günther (Plauen) F.D.P. ................... 1596 D Carsten Hübner PDS........................................ 1598 A Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU.................... 1599 B Adelheid Tröscher SPD ................................... 1601 D Zusatztagesordnungspunkt 2: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Antrag der Bundesregierung Deutsche Beteiligung an der militäri- schen Umsetzung eines Rambouillet- Abkommens für den KOSOVO sowie an NATO-Operationen im Rahmen der Notfalltruppe (Extraction Force) (Drucksache 14/397) .................................. 1559 C b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zum Internationalen Privatrecht für außervertragliche Schuldverhältnis- se und für Sachen (Drucksache 14/343)... 1559 C c) Erste Beratung des von den Fraktionen SPD, CDU/CSU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die allgemeine und die repräsentative Wahlstatistik bei der Wahl zum Deutschen Bundestag und bei der Wahl der Abgeordneten des Europäischen Parlaments aus der Bun- desrepublik Deutschland (Drucksache 14/401) ....................................................... 1559 C d) Antrag der Abgeordneten Hans Martin Bury, Ernst Schwanhold, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Werner Schulz (Leip- zig), Margareta Wolf (Frankfurt) und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Förderung der Luftfahrttechnologie (Drucksache 14/395) .................................. 1559 D Tagesordnungspunkt 4: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung von Zu- ständigkeiten nach dem Sorgerechts- übereinkommens-Ausführungsgesetz (Drucksachen 14/33, 14/338) ..................... 1559 D b) Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses zu der Streitsache vor dem Bundesverfassungsgericht 2 BvE 3/98 (Drucksache 14/321).......................... 1560 A c) bis e) Beschlußempfehlungen des Peti- tionsausschusses Sammelübersichten 15, 16 und 17 zu Petitionen (Drucksachen 14/322, 14/323, 14/324) ...... 1560 B Zusatztagesordnungspunkt 3: Weitere abschließende Beratungen ohne Aussprache Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Öffnung der Sozial- und Steuerverwaltung für den Euro (Zwei- tes Euro-Einführungsgesetz) (Druck- sachen 14/229, 14/406) .............................. 1560 C Nächste Sitzung ............................................... 1603 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 1605 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 21. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 1489 (A) (C) (B) (D) 21. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Adelheid Tröscher Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 21. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. Februar 1999 1605 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Bartsch, Dietmar PDS 24.2.99 Behrendt, Wolfgang SPD 24.2.99 * Brudlewsky, Monika CDU/CSU 24.2.99 Diemers, Renate CDU/CSU 24.2.99 Ehlert, Heidemarie PDS 24.2.99 Erler, Gernot SPD 24.2.99 Frick, Gisela F.D.P 24.2.99 Fuchs (Köln), Anke SPD 24.2.99 Großmann, Achim SPD 24.2.99 Haack (Extertal), Karl-Hermann SPD 24.2.99 Hartnagel, Anke SPD 24.2.99 Hasenfratz, Klaus SPD 24.2.99 Hempelmann, Rolf SPD 24.2.99 Jung (Düsseldorf), Volker SPD 24.2.99 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Luther, Michael CDU/CSU 24.2.99 Mascher, Ulrike SPD 24.2.99 Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 24.2.99 Rauber, Helmut CDU/CSU 24.2.99 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.2.99 Rupprecht, Marlene SPD 24.2.99 Schindler, Norbert CDU/CSU 24.2.99 Sebastian, Wilhelm-Josef CDU/CSU 24.2.99 Dr. Sonntag-Wolgast, Cornelie SPD 24.2.99 Verheugen, Günter SPD 24.2.99 Willner, Gert CDU/CSU 24.2.99 Wohlleben, Verena SPD 24.2.99 Dr. Wolf, Winfried PDS 24.2.99 ––––––––––– * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dietrich Austermann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident!
    Meine Damen und Herren! Der Verteidigungsetat ist
    mehr noch als der Außenetat, über den wir eben gespro-
    chen haben, ein Spiegelbild, eine Antwort auf die Frage,
    wie wir mit unseren Soldaten umgehen. Ich möchte zu
    Beginn meiner Rede sagen: Wenn man die internatio-
    nalen Einsätze sieht, die die Bundeswehr hinter sich hat,
    und die Einsätze sieht, die möglicherweise vor der Bun-
    deswehr liegen, wenn man die jahrzehntelange Verteidi-
    gungsbereitschaft in unserem Lande sieht, dann ist es,
    glaube ich, gut, an dieser Stelle zuerst unseren Soldaten,
    den Wehrpflichtigen und den zivilen Mitarbeitern für die
    Sicherung des Friedens und die Sicherung der Freiheit
    nicht nur in unserem Land zu danken.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir danken für die Einsätze von Kambodscha bis Bos-
    nien und für die Verteidigungsbereitschaft.

    Wenn ich das sage, dann muß ich darauf hinweisen,
    daß sich die Zeiten in einem derart rasanten Tempo än-
    dern, daß es einem kaum gelingt, seinem Erstaunen über
    Veränderungen Ausdruck zu geben. Wer, liebe Kolle-
    gen, hätte vor einem Jahr gedacht, daß sozialdemokrati-
    sche Verteidigungspolitiker im Bündnis mit den Grünen
    Überzeugungsarbeit bei der Union zu leisten versuchen,
    um den ersten Kampfeinsatz der Bundeswehr im Aus-
    land vorzubereiten?


    (Zuruf von der SPD: Wie wahr, ja!)

    Noch vor wenigen Jahren stellte sich der jetzige

    Außenminister, der das eben auch eingestanden hat, ge-
    gen seine Fraktionsmehrheit und widersprach sogar
    Blauhelmeinsätzen. Als es zum erstenmal um die Siche-
    rung der Menschenrechte in Bosnien ging, mußten wir
    uns in einer Haushaltsdebatte von einer grünen Abge-
    ordneten vorhalten lassen, wir wiederholten den Einsatz
    der Wehrmacht in Jugoslawien im Zweiten Weltkrieg.
    Es ist noch nicht einmal ein Jahr her, daß uns vorgewor-
    fen wurde, das mehr proklamierte als realisierte Leitbild
    vom Staatsbürger in Uniform würde von uns zugunsten
    des universellen Kämpfers ausgehöhlt. Von Militarisie-
    rung der Außenpolitik war die Rede, und es hieß, das
    Wort „Menschenrechte“ werde instrumentalisiert und zu
    einem ideologischen Begriff zur Durchsetzung der In-
    teressen der Reichen und der Wohlhabenden pervertiert.
    Das waren doch alles Ihre Worte, Frau Beer. Ich erwarte
    eigentlich, daß Sie heute zum erstenmal von dieser
    Stelle aus sagen, Sie hätten sich geirrt, die Position, die
    Sie bisher eingenommen hätten, sei falsch gewesen und

    habe der Bundeswehr, die Anspruch darauf hat, daß sie
    vom gesamten Parlament unterstützt und getragen wird,
    eher geschadet.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Das gilt insbesondere dann, wenn man sich vor Augen
    hält, daß Sie, die Sie noch vor zehn Monaten den Koso-
    vo-Einsatz abgelehnt haben, nun mit Fernsehkameras an
    die Stätte Ihrer bisherigen Menschenrechtsverweigerung
    drängen.


    (Widerspruch der Abg. Angelika Beer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    – Sie können ja gern dazu Stellung nehmen.
    Wenn in den Regierungsfraktionen insoweit tatsäch-

    lich ein neuer Kurs Platz greift, dann frage ich mich,
    warum Sie in Zukunft – das steht in der Koalitionsver-
    einbarung – die militärische Ausstattungshilfe der Bun-
    deswehr verweigern wollen, die eine Hilfe für die Ärm-
    sten der Armen auf der Welt darstellt. Die Beendigung
    der militärischen Ausstattungshilfe wäre ein Unfug, weil
    sie gerade in vielen Ländern Schwarzafrikas den Men-
    schen in den letzten Jahren im medizinischen und hu-
    manitären Bereich großartig geholfen hat.

    Noch vor einem Jahr war es richtig, wenn man die
    Situation so beschrieben hat: Ungarn will in die NATO,
    die Grünen wollen raus, Ungarn und Polen wollen in die
    EU, und Rotgrün sagt nein.

    Wir haben immer gesagt, der Auftrag der Streit-
    kräfte bestehe nach dem politischen Umbruch der ver-
    gangenen Jahre nicht nur in der Befähigung zur Vertei-
    digung des eigenen nationalen Territoriums, sondern
    auch in humanitären Hilfsmaßnahmen bei Katastro-
    phen und Notlagen im Frieden. Dies war, wie gesagt,
    bis vor kurzem nicht in allen Teilen des Bundestages
    selbstverständlich. Ich bitte deshalb um Verständnis
    dafür, wenn wir diejenigen, die bisher und viel zu lan-
    ge nein gesagt haben, auf dem Weg zur Vernunft oder
    auf dem Weg in die Gegenwart nicht besonders herz-
    lich begrüßen. Gerade jetzt braucht die Bundeswehr die
    volle und nicht nur die halbherzige Unterstützung. Da
    haben viele noch einen langen Weg vor sich. Volle
    Unterstützung ist vor allem im wehrtechnischen und
    materiellen Bereich vonnöten.

    Ich komme zur finanziellen Seite des Etats für die
    Bundeswehr. Der Bundesverteidigungsminister hat be-
    reits darüber gesprochen. Herr Scharping, es war eine
    kluge Entscheidung, den Waigel-Entwurf für den Ver-
    teidigungsetat im wesentlichen zu übernehmen. Sie reiht
    sich in andere kluge Entscheidungen in Ihrem Hause ein,
    die Kontinuität in der Sicherheits- und Verteidi-
    gungspolitik bedeuten können.


    (Zuruf von der SPD: Na bitte!)

    Nicht klug war, daß der Finanzminister den Etat um
    235 Millionen DM gekürzt hat. Wir werden bei den
    Haushaltsberatungen versuchen, diese Kürzung wieder
    rückgängig zu machen. Es war auch nicht klug, daß er
    gestern gesagt hat, wenn künftig weitere Kürzungen er-
    forderlich seien, dann werde auch der Verteidigungsetat
    nicht ungeschoren bleiben können.

    Vizepräsident Rudolf Seiters






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Wir sind für Planungssicherheit, Festhalten an der
    Wehrpflicht, Fortführung der bedarfsgerechten Ausstat-
    tung der Streitkräfte, Aufrechterhaltung der Haushalts-
    ansätze für Ausbildung und Übungen – das sage ich ge-
    rade im Blick auf die Unglücksfälle, die vor allem die
    Luftwaffe in letzter Zeit ereilt haben –, Fortsetzung der
    internationalen Einsätze im ehemaligen Jugoslawien
    sowie für die Erweiterung der NATO zum nächstmögli-
    chen Termin. Insoweit scheint es Kontinuität zu geben,
    und das begrüßen wir.

    Der Verteidigungsetat mit 47,3 Milliarden DM, also
    unser Entwurf aus dem letzten Jahr inklusive eines so-
    genannten Konsolidierungsbeitrages, reicht knapp aus,
    den von mir genannten politischen Vorgaben zu entspre-
    chen. Seit dem Regierungswechsel hat sich an den Auf-
    gaben der Bundeswehr nichts geändert. Das, was jetzt
    neu hinzukommt, muß auch finanziell neu bewertet
    werden. Deshalb begrüßen wir es, daß die zusätzlichen
    finanziellen Mittel in Höhe von 620 Millionen DM aus
    dem Einzelplan 60 und nicht aus dem Verteidigungsetat
    herausgeschnitten werden, wenn es zum internationalen
    Einsatz kommt.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Herr Kollege Breuer wird zu dieser Frage gleich noch
    Stellung nehmen.

    Der Etat darf nicht gekürzt werden. Die verteidi-
    gungsinvestiven Ausgaben sind, Herr Minister, nicht
    zum erstenmal in den letzten Jahren gestiegen. Sie stei-
    gen seit drei Jahren ständig. Wir können da eigentlich
    immer nur wieder darauf hinweisen, daß gerade die da-
    malige Opposition dafür sorgen wollte, daß im Bereich
    von Übungen, Materialerhaltung und -beschaffung, von
    wehrtechnischer Forschung usw. gekürzt würde. Wären
    wir dem damals gefolgt, sähen Ihre Handlungsmöglich-
    keiten heute deutlich schlechter aus.

    Der Etat darf nicht verringert werden, denn es besteht
    sonst die Gefahr, daß weitere Vorhaben verschleppt oder
    aufgegeben werden und dann vorhandenes Gerät länger
    als geplant benutzt wird, mit der Folge höherer Ausga-
    ben bei der Materialerhaltung. Wir haben hier in den
    letzten beiden Jahren Mittel aufgestockt. Hier besteht in
    der Tat ein weiterer Bedarf.

    Wir begrüßen die Entscheidung, die zusätzlichen
    Mittel, wie gesagt, aus dem anderen Etat zu entnehmen.
    Trotzdem bleibt auch dieser Verteidigungsetat mit
    440 Millionen DM für internationale Einsätze belastet.

    In dieser Situation könnte man denken, es ist alles in
    Ordnung, die überwältigende Mehrheit des Parlaments hat
    sich der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung an-
    geschlossen, die hinter der Bundeswehr und auch hinter
    der Zahl der Soldaten steht, wenn man nicht aus Vorge-
    sprächen zu den Haushaltsberatungen den Eindruck ge-
    wönne, daß sich Haushaltspolitiker, rotgrüne Koalitions-
    abgeordnete, anschicken, die Zahl der Wehrpflichtigen
    um 3 000, die Zahl der Berufs- und Zeitsoldaten um 1 000
    noch in diesem Jahr abzusenken, um damit einen Beitrag
    zu leisten, Einnahmelücken insbesondere auf Grund des
    Steueränderungsgesetzes zu decken.


    (Zuruf von der SPD: Das sind doch Märchen!)


    – Ich stelle das fest. Wenn es Märchen sind, um so bes-
    ser. Der eine oder andere aus Ihrer Fraktion läßt erken-
    nen, daß dies die Absicht ist. – Es ist kontraproduktiv im
    Hinblick auf die Bemühungen, auch über den Verteidi-
    gungsetat etwas zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit
    zu tun, wenn man im Bereich der Wehrpflicht sparen
    will.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Sie können an anderer Stelle überall erkennen, daß es

    durchaus solche Absichten gibt. Ich verweise auf eine
    aktuelle Schrift der Kollegen Kröning und Verheugen.
    Kollege Kröning ist im Haushaltsausschuß jetzt für den
    Verteidigungsetat verantwortlich. In ihr wird gesagt, die
    Zahl der Soldaten sollte auf 250 000, die Ausgaben der
    Bundeswehr auf 37,5 Milliarden DM reduziert werden.
    Was heißt das denn anderes, als daß Standorte rasiert
    werden, wenn die Zahl der Soldaten verringert wird?
    Wir wissen seit langem, daß die Grünen, daß sich Frau
    Beer damit befaßt, die Bundeswehr ständig zu verklei-
    nern. Die letzte Zahl, die sie vor kurzem genannt hat,
    waren 150 000 Mann. Wir sagen: Mit uns nicht! Mit uns
    wird auch an der Wehrpflicht nicht herumgefummelt.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Ich möchte einen anderen Punkt ansprechen, der mir

    wichtig zu sein scheint. Man kann die Aktivität der
    Bundeswehr auch anders beeinträchtigen als dadurch,
    daß man ihr Geld entzieht. Der schleswig-holsteinische
    Umweltminister, durch die „Pallas“-Affäre unrühmlich
    bekanntgeworden


    (Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Ist der noch im Amt?)


    – ist leider noch im Amt –, ist dabei, in einer Vorlage
    sämtliche Standortübungsplätze der Bundeswehr unter
    Naturschutz zu stellen, sie als FFH-Gebiete nach Brüs-
    sel zu melden. Man muß sich das einmal vorstellen: Wir
    schicken Soldaten in internationale Einsätze, und Herr
    Steenblock sagt, Übungsmöglichkeiten im Inland sind
    nicht mehr. Den Wehrpflichtigen wird verboten, bei
    Übungen auf den Standortübungsplätzen tiefer als einen
    Meter zu graben, Äste abzubrechen und sich zu tarnen.
    Wir schicken sie in internationale Einsätze, und Um-
    weltschützer sagen dann: Standortübungsplatz wird Na-
    turschutzgebiet. In meinem Wahlkreis liegt in der Mel-
    dorfer Bucht eine Munitionserprobungsstelle. Solange
    ich im Bundestag bin, sind die Grünen und einzelne
    SPD-Abgeordnete dabei, zu sagen, das muß dort endlich
    aufhören. Wo will ich denn neue Verteidigungsgeräte,
    die unsere Soldaten brauchen, damit sie optimal ge-
    schützt sind, erproben, wenn nicht zum Beispiel auf die-
    sem Übungsplatz? Umweltschützer können doch nicht
    die Verteidigungspolitik der Bundesrepublik konterka-
    rieren.

    Mir sagen Bundeswehrangehörige, überall dort, wo
    Rotgrün an der Regierung ist, macht man das gleiche.
    Ich will ein weiteres Beispiel nennen. Der Truppen-
    übungsplatz Wildflecken erstreckt sich über mehrere
    Bundesländer. Der hessische Teil ist Naturschutzgebiet;
    der Teil, der anders und ordentlich regiert wurde, ist
    kein Naturschutzgebiet. Wir sollten den Bürgern klar-

    Dietrich Austermann






    (A) (C)



    (B) (D)


    machen: Wenn man diese Bundeswehr will und sie ver-
    teidigungsbereit halten will, muß man ihr auch die
    Übungsmöglichkeit geben und darf ihr sie nicht aus der
    Hand schlagen.

    Lassen Sie mich schließen. Im Rahmen der Haus-
    haltsberatungen werden wir für eine solide Finanzie-
    rung der internationalen Einsätze, eine Aufrechterhal-
    tung des Haushaltsvolumens des Waigel-Entwurfs und
    Detailverbesserungen eintreten. Die Bundeswehr ist
    seit der Wiedervereinigung in einem ständigen Wandel
    begriffen. Internationale Einsätze in Kambodscha, So-
    malia, Bosnien, nun wohl auch im Kosovo waren mit
    jeweils steigendem Gefährdungspotential und wach-
    senden militärischen Anforderungen über die Verteidi-
    gungsbereitschaft hinaus verbunden. Diese sich ständig
    verändernde Armee kann auf die Unterstützung der
    Union rechnen.

    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat die
Kollegin Angelika Beer vom Bündnis 90/Die Grünen.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Angelika Beer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Herr
    Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Herr
    Austermann, ich muß Ihnen gratulieren. Sie haben zu-
    mindest die Koalitionsvereinbarung von uns gelesen.
    Allerdings haben Sie bei Ihrer Liste der Übeltaten der
    früheren Oppositionspolitikerin Angelika Beer verges-
    sen, daß sie noch vor einem dreiviertel Jahr auf der Stra-
    ße gegen den Eurofighter gekämpft hat und in Kürze
    einem Verteidigungshaushalt zustimmen wird.


    (Zuruf von der PDS: Ja, das ist ein Problem!)

    Unsere Politik mag für Sie intellektuell nicht nach-

    vollziehbar sein. Aber ich will versuchen, ihre Grundzü-
    ge zu umreißen. Es geht uns darum, daß wir in Zukunft
    eine präventive Außen- und Sicherheitspolitik nicht
    nur formulieren, sondern auch gestalten wollen, um da-
    mit Defizite der 16jährigen CDU/CSU-F.D.P.-Koalition
    zu beseitigen.

    Der Haushalt 1999 ist ein Übergangshaushalt. Auf
    Grund der unkontrollierten Beschaffungspolitik unter
    Volker Rühe und der vertraglichen Festlegungen auf
    große Zeiträume haben wir in der Tat geringe Spielräu-
    me, um diesen Haushalt zu gestalten. Aber ich glaube,
    daß wir dort, wo wir es getan haben, auf dem richtigen
    Weg sind.


    (Paul Breuer [CDU/CSU]: Was heißt „Übergangshaushalt“?)


    Wir werden den Haushalt so gestalten, wie es unserer
    Verantwortung, die wir bewußt übernommen haben,
    entspricht.

    Eine bloße Fortschreibung des Rüheschen Plans ist
    aus verschiedenen Gründen nicht möglich. Das zeigt die
    Halbwertszeit der Bundeswehrpläne, die früher vorge-
    legt worden sind. Das Motto „schieben und strecken“
    kann von uns auf Dauer nicht weiter befolgt werden;

    denn es würde die Bundeswehr in ein finanzielles und
    sicherheitspolitisches Desaster führen.

    Die strukturelle Ausrichtung der Bundeswehr ist aus
    unserer Sicht sicherheitspolitisch überdimensioniert und
    überholt. Wir können sie in dieser Form nicht weiter
    finanzieren. Deswegen ist es wichtig, daß die Kommis-
    sion „Zukunft der Bundeswehr“ eingesetzt wird und
    ab April ihre Arbeit aufnimmt und daß bereits vorher
    – wie es der Verteidigungsminister ausgeführt hat – im
    Rahmen vorsichtiger und nachvollziehbarer Anpas-
    sungsprozesse Korrekturen vorgenommen werden, die
    ohne Probleme und ohne tiefgreifende Einschnitte
    durchführbar sind. Insofern werden wir auch im Rahmen
    der Einzelplanberatungen im Verteidigungsausschuß
    einige Projekte wie den „Tiger“ und die Bewaffnung für
    ein panzerlastiges Heer in Frage stellen und überlegen,
    ob wir dort, wo es Überfluß gibt, nicht reduzieren kön-
    nen.

    Ich möchte ganz klar sagen, daß die Versäumnisse
    der Vergangenheit bereits in den nächsten Monaten ak-
    tives Handeln erfordern. Es wird eine Diskussion und
    die Entscheidung über die NATO-Strategie geben; der
    Amsterdamer Gipfel wird stattfinden. Wir werden auch
    feststellen – das ist offensichtlich –, daß es einen Ge-
    staltungszwang im gesamten Bündnis geben wird, also
    nicht nur in Deutschland bezüglich der Bundeswehr.
    Das zeigt auch die jüngste Ankündigung des spanischen
    Partners, die Wehrpflicht abzuschaffen.


    (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Die Spanier haben immer noch eine Fremdenlegion! Die brauchen sie auch nicht!)


    Eine Umstrukturierung der Bundeswehr kann vor die-
    sem Hintergrund zumindest nicht von vornherein ausge-
    schlossen werden. Die Streitkräfte der NATO-Mit-
    gliedsländer und ihre Ausrüstungen müssen auch im
    Hinblick auf die internationalen und multinationalen
    Einsätze kompatibel sein.

    In der Öffentlichkeit hat inzwischen eine Diskussion
    über die zukünftige Rolle der Bundeswehr begonnen.
    Diese Diskussion ist dringend notwendig. Daß sie be-
    gonnen hat, ist zum einen dem Beschluß, die Kommis-
    sion „Zukunft der Bundeswehr“ einzusetzen, und zum
    anderen ganz sicherlich auch dem Stil des neuen Vertei-
    digungsministers Scharping zu verdanken, der mit dem
    Tabu des Nichtdiskutierens und mit der Maulkorbideo-
    logie Rühes gebrochen hat, der den Dialog mit den
    Streitkräften sehr bewußt führt und damit dafür sorgt,
    daß sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Armee
    selbst die zukünftige Bundeswehr mit ihrer Struktur und
    ihrem Auftrag, der neue Dimensionen annehmen wird,
    getragen werden wird.

    Wir dürfen Sicherheitspolitik heute nicht mehr nur
    noch als eine Frage der Bundeswehr betrachten. Sicher-
    heitspolitik ist die Aufgabe der Außenpolitik. Politik hat
    die Aufgabe, Krieg und den Ausbruch von Gewalt zu
    vermeiden. Hier sind in der Vergangenheit erhebliche
    Defizite entstanden. Die frühere Bundesregierung hat
    nicht genug dafür getan, daß man auf frühzeitig erkenn-
    bare Warnsignale, die es in Bosnien und im Kosovo ge-
    geben hat – ich möchte jetzt nur diese beiden Bereiche

    Dietrich Austermann






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    nennen –, rechtzeitig mit nichtmilitärischen Mitteln rea-
    gieren kann, um zu verhindern, daß die Bundeswehr
    oder die NATO eingesetzt werden muß.

    Die frühere Regierung hat es versäumt, die Instru-
    mente einer präventiven Außen- und Sicherheitspolitik
    aufzubauen. Damit hat sie darauf verzichtet, Eskalatio-
    nen im Vorfeld zu verhindern. Die Instrumente, deren
    Entwicklung wir vereinbart haben, werden wir in den
    nächsten Jahren konsequent schrittweise aufbauen, um
    dafür zu sorgen, daß es genau das Dilemma, das wir
    heute in der Kosovo-Debatte spüren – jahrelang gewar-
    tet zu haben und sich nun in einer Situation zu befinden,
    in der der Handlungsspielraum höchstens noch einen
    Zentimeter breit ist –, nicht wieder gibt.

    Wir von der Regierungskoalition müssen hier und
    heute über die Möglichkeiten, weitere Eskalationen zu
    verhindern, entscheiden. Wir werden uns davor nicht
    drücken. Deswegen werden wir diesen Antrag hinsicht-
    lich der Beteiligung an der Kosovo-Mission in den
    Bundestag einbringen. Wir orientieren uns dabei an un-
    serem politischen Ziel: Die Bundeswehrsoldaten werden
    zukünftig nur noch dann eingesetzt, wenn vorher alle zi-
    vilen Mittel und Instrumente ausprobiert und eingesetzt
    worden sind und wenn sie keine Wirkung erzielt haben.
    Erst wenn das geschehen ist, haben wir das Recht, zu
    sagen, daß die Bundeswehr in multinationalen Einsätzen
    versuchen muß, weitere Eskalationen zu verhindern.


    (Thomas Kossendey [CDU/CSU]: War das schon mal anders? – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Sie hat das früher anders gesehen! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Willkommen im Club!)


    – Ich habe es nicht anders gesehen; vielmehr erzähle ich
    der alten Bundesregierung seit 1987, daß sie nicht in der
    Lage ist, politisch adäquat auf Krisenherde in Europa
    einzuwirken. Sie hat darauf verzichtet, eine europäische
    Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik zu for-
    mulieren. Darin besteht das Dilemma, das mit dazu ge-
    führt hat, daß die Situation in Bosnien und vor allen
    Dingen auch im Kosovo überhaupt eskalieren konnte.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Stille im Saal!)

    – Ich sage Ihnen das ganz ehrlich. Wir haben andere
    Kriterien als Sie. Ist es so schwer, das zu begreifen?


    (Zuruf von der CDU/CSU: Und die Wirklichkeit wird sich danach richten!)


    Es gibt für uns die Verpflichtung einer europäischen
    Außen- und Sicherheitspolitik, sich in dem Fall, daß of-
    fensichtlich Menschenrechte verletzt werden, Gedanken
    darüber zu machen, mit welchen Instrumenten man die-
    se Menschenrechtsverletzungen beenden kann.

    Weil wir wissen, daß wir ganz neue Formen von eth-
    nischen Konflikten in Europa haben und auch in der Zu-
    kunft haben werden, weil unser Blick weiter als bis zu
    den Grenzen Deutschlands oder denen des engeren
    NATO-Raums gehen muß, weil wir mit der Osterweite-
    rung der NATO im baltischen, im osteuropäischen und
    im gesamteuropäischen Raum Verpflichtungen auf uns
    genommen haben, eine Sicherheitsperspektive zu ge-

    stalten, die vor einem Militäreinsatz ansetzt, werden wir
    entsprechende Instrumente aufbauen, um zukünftig von
    dieser leicht kopflosen Reaktionsweise der alten Regie-
    rung wegzukommen und das zu tun, was der Verteidi-
    gungsminister eben ausgeführt hat.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Wenn es nach Ihnen gegangen wäre, wäre doch in den letzten Jahren gar nichts passiert!)


    Das betrifft dann allerdings nicht den Einzelplan 14,
    sondern den Einzelplan 05 und den Einzelplan des
    BMZ.

    Vielen Dank.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)