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ID1402012700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/20 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 20. Sitzung Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 I n h a l t : Erweiterung der Tagesordnung........................ 1383 B Zusatztagesordnungspunkt 1: Abgabe einer Erklärung der Bundes- regierung zu den gewalttätigen Aktionen aus Anlaß der Verhaftung des PKK- Vorsitzenden Abdullah Öcalan ................. 1383 B Otto Schily, Bundesminister BMI.................... 1383 B Erwin Marschewski CDU/CSU ....................... 1387 A Günter Graf (Friesoythe) SPD ..................... 1388 A Ludwig Stiegler SPD ....................................... 1389 B Dr. Guido Westerwelle F.D.P. ......................... 1391 B Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.. 1393 A Petra Pau PDS.................................................. 1394 B Uta Zapf SPD................................................... 1395 B Ruprecht Polenz CDU/CSU............................. 1396 D Dr. Ludger Volmer, Staatsminister AA ........... 1398 B Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 1999 (Haushaltsgesetz 1999) (Drucksache 14/300) .................................. 1399 D b) Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über den Stand und die voraus- sichtliche Entwicklung der Finanzwirt- schaft (Drucksache 14/350) ....................... 1399 D Oskar Lafontaine, Bundesminister BMF ......... 1400 A Friedrich Merz CDU/CSU............................... 1409 D Joachim Poß SPD ........................................ 1412 D Volker Kröning SPD.................................... 1414 B Ingrid Matthäus-Maier SPD ............................ 1416 B Dr. Christa Luft PDS ................................... 1420 B Dr. Günter Rexrodt F.D.P................................ 1420 C Ingrid Matthäus-Maier SPD ............ 1421 D, 1437 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1424 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU.................... 1425 B Hartmut Schauerte CDU/CSU..................... 1428 D Dr. Uwe-Jens Rössel PDS ............................... 1430 D Hans Georg Wagner SPD ................................ 1432 B Jürgen Koppelin F.D.P. .............................. 1433 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU........................ 1437 A Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 1437 B Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ............................................................ 1440 B Jörg Tauss SPD............................................ 1442 B Dr. Konstanze Wegner SPD ............................ 1443 A Gerda Hasselfeldt CDU/CSU .......................... 1445 A Dr. Barbara Höll PDS...................................... 1447 A Fritz Schösser SPD .......................................... 1448 A Susanne Jaffke CDU/CSU............................... 1450 C Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . 1451 B Steffen Kampeter CDU/CSU........................... 1454 C II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 20. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 Dr. Peter Eckart SPD ....................................... 1457 A Jürgen W. Möllemann F.D.P. ......................... 1458 B Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1460 B Jürgen W. Möllemann F.D.P. ..................... 1461 C Maritta Böttcher PDS....................................... 1463 A Jörg Tauss SPD................................................ 1464 B Dr. Gerhard Friedrich (Erlangen) CDU/CSU .. 1467 B Hans-Josef Fell BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1469 A Thomas Rachel CDU/CSU .............................. 1470 B Jürgen Trittin, Bundesminister BMU............... 1472 A Jochen Borchert CDU/CSU ............................. 1473 B Ulrike Mehl SPD ............................................. 1475 A Jürgen Koppelin F.D.P. ................................... 1476 D Waltraud Lehn SPD..................................... 1478 B Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1479 A Eva Bulling-Schröter PDS............................... 1480 C Christoph Matschie SPD.................................. 1481 B Dr. Klaus Lippold (Offenbach) CDU/CSU ..... 1482 D Michael Müller (Düsseldorf) SPD................... 1485 A Nächste Sitzung .............................................. 1486 C Berichtigung ................................................... 1486 B Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten .......... 1487 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 20. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 1383 (A) (C) (B) (D) 20. Sitzung Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 19. Sitzung, Seite 1327 A, 3. Absatz. Der Satzanfang ist zu lesen: „Wie das Sein das Bewußtsein verän- dert, ...“ Michael Müller (Düsseldorf) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 20. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 1487 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Baumeister, Brigitte CDU/CSU 23.1.99 Brudlewsky, Monika CDU/CSU 23.1.99 Diemers, Renate CDU/CSU 23.1.99 Ehlert, Heidemarie PDS 23.1.99 Erler, Gernot SPD 23.1.99 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23.1.99 Frick, Gisela F.D.P. 23.1.99 Hasenfratz, Klaus SPD 23.1.99 Hempelmann, Rolf SPD 23.1.99 Dr. Luther, Michael CDU/CSU 23.1.99 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Michels, Meinolf CDU/CSU 23.1.99 Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 23.1.99 Rauber, Helmut CDU/CSU 23.1.99 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23.1.99 Rupprecht, Marlene SPD 23.1.99 Schindler, Norbert CDU/CSU 23.1.99 Sebastian, Wilhelm-Josef CDU/CSU 23.1.99 Verheugen, Günter SPD 23.1.99 Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 23.1.99 Willner, Gert CDU/CSU 23.1.99 Wissmann, Matthias CDU/CSU 23.1.99 Wohlleben, Verena SPD 23.1.99
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Antje Vollmer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Danke schön.
    – Weitere Wortmeldungen zu diesem Themenbereich
    liegen nicht vor.

    Wir kommen jetzt zum Geschäftsbereich des Bun-
    desministeriums für Bildung und Forschung und da-
    mit zum Einzelplan 30.

    Ich eröffne die Debatte. Das Wort hat zunächst die
    Frau Bundesministerin Edelgard Bulmahn.

    Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung
    und Forschung: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine
    sehr geehrten Damen und Herren! Der Haushalt des
    Bundesministeriums für Bildung und Forschung wird
    1999 insgesamt 15,001 Milliarden DM betragen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    – Ich finde auch, daß man da klatschen kann. Das ist ge-
    nau richtig.

    Damit stehen 1999 für Bildung und Forschung rund
    1 Milliarde DM mehr zur Verfügung als noch 1998,


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)


    davon rund 900 Millionen DM für den Einzelplan 30.
    Das entspricht einem Zuwachs von 6,4 Prozent.

    Diese Milliarde, die wir in diesem Jahr für Bildung
    und Forschung mehr haben, stellt in zweifacher Hinsicht
    ein positives Signal dar: Erstens. Bildung und Forschung
    haben in Deutschland endlich wieder Priorität.


    (Beifall bei der SPD – Zuruf von der SPD: Wird auch Zeit!)


    Zweitens. Die neue Bundesregierung läßt – im Gegen-
    satz zur alten – ihren Worten auch Taten folgen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Dies ist der erste Schritt zu einer längst fälligen
    Kurskorrektur. Die Bundesregierung ist entschlossen,
    die Zukunftsinvestitionen für Bildung und Forschung
    auch künftig deutlich zu erhöhen.

    Meine Herren und Damen von der Oppositionsbank,
    lassen Sie mich eines deutlich sagen: Ihre krampfhaften
    Versuche, diesen Erfolg kleinzureden, ändern nichts an
    dieser Tatsache, auch nicht Ihre Vergleiche mit Wahl-
    kampfetats. Sollansätze müssen mit Sollansätzen vergli-
    chen werden.


    (Beifall bei der SPD)

    Wenn man Sollansatz mit Sollansatz vergleicht, stellt man
    fest, daß in diesem Jahr eine Milliarde DM mehr zur Ver-
    fügung steht. Ich bin ganz sicher – dafür kenne ich Sie
    durch die jahrelange Zusammenarbeit gut genug –: Wenn
    Ihnen in Ihrer Regierungszeit ein einziges Mal ein der-
    artiger Erfolg gelungen wäre


    (Jürgen W. Möllemann [F.D.P.]: Na, na, na!)

    – ich nehme den gesamten Bereich Bildung und For-
    schung –, dann wären Sie vor Freude an die Decke ge-
    sprungen. Sie wissen, Herr Möllemann: Nach Ihnen kam
    nichts mehr.


    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)


    Dagegen können Sie nun schlecht etwas sagen.

    (Detlev von Larcher [SPD]: Über ihn mußte man Märchen erzählen!)

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, erinnern wir uns

    doch einmal: Die alte Regierung hat den Haushalt des
    sogenannten Zukunftsministeriums jahrelang sträflich
    vernachlässigt. Der Anteil des Einzelplans 30 – Bildung,
    Wissenschaft, Forschung und Technologie – am Bun-
    deshaushalt war von 4,7 Prozent zu Beginn der 80er Jah-
    re auf 3,2 Prozent im Jahre 1998 zurückgegangen. Dies
    war eine falsche Politik, die jetzt korrigiert wird. Und es

    Susanne Jaffke






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    war ein falsches Signal zu einer Zeit, in der die nationa-
    len und internationalen Herausforderungen dramatisch
    zugenommen haben, in der Strukturwandel und techno-
    logischer Wettbewerb im Vordergrund standen. Im in-
    ternationalen Wettbewerb hat Deutschland in den letzten
    Jahren seine Spitzenstellung beim Anteil der FuE-
    Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt eingebüßt. Anfang
    der 80er Jahre waren wir innerhalb der OECD-Staaten
    bei diesem Indikator Spitzenreiter, mittlerweile sind wir
    auf den siebten Platz zurückgefallen. Gerade deshalb ist
    diese Erhöhung die richtige und notwendige Weichen-
    stellung.

    Ich habe kürzlich die aktuelle Studie „Zur Techno-
    logischen Leistungsfähigkeit Deutschlands“ vorge-
    stellt. Darin wird Deutschland zwar eine hohe Effizienz
    des Innovationssystems bescheinigt. Es wird jedoch
    gleichzeitig gesagt, daß es mittelfristig sehr schwierig
    sein wird, den in den 90er Jahren verlorenen Boden zu-
    rückzugewinnen. Die Zukunftsinvestitionen müssen
    nach dieser Studie deutlich erhöht werden, um den
    strukturellen Wandel erfolgreich zu gestalten. Diese
    Bundesregierung wird die damit verbundenen Heraus-
    forderungen aktiv annehmen. Wir haben den Ausbau der
    Leistungsfähigkeit in Bildung und Forschung zu einem
    zentralen Handlungsfeld unserer Politik für nachhaltiges
    Wachstum und Beschäftigung gemacht.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Aber ich sage gleichzeitig: Geld ist nicht alles. Wir
    brauchen auch strukturelle Reformen und einen effizi-
    enteren Mitteleinsatz.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist einer der ersten richtigen Sätze!)


    Unser größtes Potential liegt in der Aus- und Weiterbil-
    dung der Menschen und in der Qualitätssteigerung von
    Wissenschaft und Forschung.


    (Jürgen W. Möllemann [F.D.P.]: Das stimmt! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Unstreitig!)


    Geld ist nicht alles, aber ohne zusätzliche Mittel wird es
    nicht gelingen, die notwendigen Weichenstellungen vor-
    zunehmen. Der Haushalt meines Ministeriums für das
    Jahr 1999 bietet hierfür eine gute Ausgangsbasis. Er
    macht Ziele und Prioritäten deutlich.

    Wir werden die strukturelle Schieflage des Vorjah-
    reshaushalts korrigieren. Der Anteil der Projektförde-
    rung wird gesteigert, der Anteil der institutionellen För-
    derung zurückgeführt. Die Projektförderung nimmt die
    erste Stelle unter meinen Prioritäten ein. Das wird Sie
    nicht überraschen; denn ich habe in der Vergangenheit
    stets auf die volkswirtschaftliche Bedeutung gerade die-
    ses Bereiches hingewiesen. Eine Stärkung der Projekt-
    förderung gegenüber der institutionellen Förderung bie-
    tet mehr Flexibilität, mehr Wettbewerb, eine größere
    Umsetzungschance und damit auch mehr Qualität. Das,
    meine Herren und Damen, ist mir wichtig.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Der Rückgang der Projektförderung im Haushalt des
    BMBF der letzten Jahre kennzeichnete den immer klei-
    ner werdenden Handlungsspielraum der alten Bundesre-
    gierung in der Forschungspolitik. Wir dagegen verstär-
    ken die Projektförderung um zusätzliche 463 Millionen
    DM auf insgesamt 3,85 Milliarden DM. Das ist ein
    Mittelaufwuchs von immerhin 13,7 Prozent. Damit er-
    reichen wir strukturelle Verbesserungen und haben end-
    lich auch den notwendigen Handlungsspielraum für Zu-
    kunftsinvestitionen.

    Schwerpunkte der Projektförderung werden sein: In-
    vestitionen in die Weiterentwicklung des Bildungswe-
    sens, in die Verbesserung der Chancengleichheit von
    Männern und Frauen, in eine stärkere internationale
    Ausrichtung von Bildung und Forschung; Investitionen,
    mit denen wir die berufliche Bildung modernisieren, den
    Einsatz von neuen Medien bei Ausbildung und Qualifi-
    zierung unterstützen und lebenslanges Lernen fördern;
    Investitionen zur Weiterentwicklung des Hochschulwe-
    sens und zur Förderung des wissenschaftlichen Nach-
    wuchses; Investitionen in zukunftsorientierte Schlüssel-
    technologien und in die Vorsorgeforschung.

    Wir werden die Attraktivität des deutschen For-
    schungs- und Bildungssystems stärken, das System
    durchlässiger und flexibler machen und durch mehr
    Eigenverantwortung Potentiale freisetzen. Wir wollen
    Barrieren zwischen öffentlicher Forschung und Unter-
    nehmen abbauen.

    Meine Damen und Herren, die Studie „Zur Technolo-
    gischen Leistungsfähigkeit Deutschlands“ mahnt an, die
    Spitzenstellung Deutschlands bei etablierten Spitzen-
    technologien und höherwertigen Technologien zu er-
    halten. Vor allem wird die Bedeutung des Aufbaus neuer
    Kompetenzen auf neuen Technologiefeldern unterstri-
    chen und gleichzeitig die Notwendigkeit zusätzlicher
    Qualifizierungsanstrengungen betont.

    Den damit verbundenen Anforderungen an die Bil-
    dungs- und Forschungspolitik trägt inbesondere die
    Technologieförderung des BMBF Rechnung. Wir ver-
    knüpfen dabei das technologische Ziel mit dem Leitziel
    der Nachhaltigkeit; denn Problemlösungen von heute
    dürfen nicht die Altlasten von morgen sein.


    (Beifall bei der SPD)

    Die Verkehrssituation in den Ballungsräumen führt

    uns schon heute die Grenzen der Mobilität täglich vor
    Augen. Wir werden dieses Problem nur lösen, wenn wir
    innovative Technologien zu einer effektiveren Nutzung
    der Verkehrswege entwickeln. Deshalb stellen wir dafür
    mehr Mittel bereit.

    Unsere Kommunikationsinfrastruktur ist einem ra-
    santen Wandel unterworfen. Sie muß im internationalen
    Wettbewerb mithalten und innovative Dienstleistungen
    ermöglichen, mit denen wir weltweit an der Spitze lie-
    gen. Es gibt überhaupt keinen Zweifel: Deutschland
    muß den Weg in die Informationsgesellschaft schaffen.
    Deshalb steigern wir die Förderung von Projekten der
    Informationstechnik.

    Die Biotechnologie hat, wie die physikalischen und
    chemischen Technologien, eine Schlüsselfunktion für

    Bundesministerin Edelgard Bulmahn






    (A) (C)



    (B) (D)


    den Erhalt unserer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit,
    und zwar weit über den unmittelbaren Branchenbereich
    hinaus. Auch hier werden wir den Mittelaufwuchs deut-
    lich überproportional steigern.

    Um diese Ziele effektiv umzusetzen, nutzen wir meh-
    rere Instrumente: In Leitprojekten, bei denen die Pro-
    jektpartner branchen- und disziplinübergreifend zusam-
    menarbeiten, soll neues Wissen mit der Nachfrage nach
    innovativen Lösungen aus der Wirtschaft verknüpft
    werden. Mit Hilfe des neuen „Strategiefonds“ sollen
    strategisch wichtige Vorhaben in Helmholtz-Zentren
    und anderen Forschungseinrichtungen, und zwar in
    wettbewerblichen Verfahren, finanziert werden. Damit
    sollen zum einen der Beitrag zur wirtschaftlichen Inno-
    vation gesteigert und zukunftsorientierte Programme
    miteinander vernetzt werden. Zum anderen soll eine
    Lücke geschlossen werden, die unser Forschungssystem
    beinhaltet, nämlich die unzureichende Zusammenarbeit
    zwischen den verschiedenen Forschungssäulen.

    Die Initiative „Exist“ fördert regionale Netzwerke für
    zukunftsorientierte Unternehmungsgründungen und
    dient dem Technologie- und Know-how-Transfer zwi-
    schen Hochschule und Wirtschaft.

    Die Initiative „Innoregio“ fördert in den neuen Bun-
    desländern innovative Entwicklungen in regionalen
    Netzwerken. Mit dieser und weiteren Maßnahmen unter-
    streicht die Bundesregierung die Priorität für die
    neuen Länder. Im Haushalt des BMBF werden 1999
    mehr als 3 Milliarden DM für sie bereitgestellt.


    (Zuruf von der SPD: Sehr gut!)

    Forschung ist kein Selbstzweck. Forschung muß den

    Menschen dienen. Sie muß vermittelbar sein; sie muß
    greifbar sein. Nur so findet sie Akzeptanz. Es muß un-
    mittelbar erfahrbar sein, daß Forschung die Lebensqua-
    lität der Menschen verbessert. In solchen Bereichen
    wollen wir stärkere Prioritäten setzen: Wir erhöhen die
    Ausgaben zur Förderung von Projekten der Gesund-
    heitsforschung, medizinischen Forschung und molekula-
    ren Medizin. Wir schaffen ein neues Forschungspro-
    gramm zur Beschäftigung und innovativen Arbeitsge-
    staltung. Daß dies notwendig ist, darüber gibt es, denke
    ich, keinen Streit. Die Umwelt- und die Klimaforschung
    erhalten ebenfalls einen deutlichen Zuwachs bei der
    Projektförderung.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Aber auch die institutionelle Förderung werden wir
    durch strukturelle Reformen und prioritätenorientierte
    Schwerpunktsetzung stärken.


    (Jürgen W. Möllemann [F.D.P.]: Klingt gut!)

    Zu den Eckpfeilern unseres Forschungssystems gehören
    die Max-Planck-Gesellschaft, die Deutsche Forschungs-
    gemeinschaft und die Fraunhofer-Gesellschaft; da wer-
    den Sie mir, Herr Möllemann, doch sicherlich zustim-
    men.


    (Jürgen W. Möllemann [F.D.P.]: Bei dieser Aufzählung kann ich Ihnen nicht widersprechen!)


    Für diese Einrichtungen haben wir deshalb einen Mittel-
    zuwachs von jeweils 5 Prozent vorgesehen.


    (Jürgen W. Möllemann [F.D.P.]: Ziemlich dürftig!)


    Damit erreichen wir eine stärkere Vernetzung von
    Grundlagenforschung und Anwendung – Sie von der
    alten Regierung haben das im übrigen in dieser Form nie
    hinbekommen –, mehr Interdisziplinarität und eine stär-
    kere internationale Ausrichtung.


    (Zuruf des Abg. Jürgen W. Möllemann [F.D.P.])


    – Richtig, weil die FhG immer weniger bekommen hat,
    Herr Möllemann.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das stimmt nicht für den alten Etat!)


    Wir müssen aber auch die Potentiale unserer For-
    schungseinrichtungen besser nutzen. Deshalb werden
    wir endlich anstatt starrer Stellenpläne eine stärkere
    Steuerung über Programme und Budgetierung an-
    streben. Bei der MPG ist dies im übrigen seit Beginn
    dieses Jahres Realität.

    Von unseren Hochschulen werden Spitzenleistungen
    in Lehre und Forschung erwartet. Dafür müssen sie ge-
    rüstet sein. Wir haben deshalb in einem ersten Schritt
    die Ausgaben für den jahrelang sträflich unterfinanzier-
    ten Hochschulbau um 200 Millionen auf 2 Milliarden
    DM aufgestockt. Damit werden dringend erforderliche
    Bau- und Sanierungsarbeiten ermöglicht und die Hoch-
    schuleinrichtungen mit wissenschaftlichen Großgeräten
    und moderner Rechentechnik ausgestattet.

    Chancen und Perspektiven – darin waren wir uns in
    diesem Hause eigentlich immer einig – dürfen nicht vom
    Portemonnaie der Eltern abhängig sein.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Einig sein allein reicht allerdings nicht. Man muß auch
    handeln. Deshalb hat diese Bundesregierung das
    20. BAföG-Änderungsgesetz beschlossen, mit dem die
    Bedarfssätze um 2 Prozent und die Elternfreibeträge um
    6 Prozent angehoben sowie einige schwerwiegende
    Fehler der letzten Bundesregierung, zum Beispiel im
    Bereich des Auslandsstudiums, korrigiert werden.


    (Beifall bei der SPD)

    Wir werden bis Ende 1999 eine grundlegende Reform
    der Ausbildungsförderung vorlegen.


    (Beifall des Abg. Matthias Berninger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wie sieht die denn aus?)


    Das größte Kapital zur Lösung der drängenden Pro-
    bleme unserer Zeit ist der wissenschaftliche Nach-
    wuchs. Ihn wollen wir besonders fördern. Bei dem neu
    anlaufenden Emmy-Noether-Programm stehen die Selb-
    ständigkeit und die Verantwortung junger Wissen-
    schaftlerinnen und Wissenschaftler insbesondere bei der
    Leitung von Forschergruppen im Mittelpunkt. – Emmy

    Bundesministerin Edelgard Bulmahn






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Noether ist übrigens eine der bekanntesten Mathemati-
    kerinnen dieses Jahrhunderts, falls Sie es nicht wissen
    sollten.


    (Jürgen W. Möllemann [F.D.P.]: Das ist die Mutter vom Schwerenöter!)


    Wir brauchen aber auch eine grundlegende Struk-
    turreform an unseren Hochschulen. Unser Ziel ist es,
    durch die Einführung einer stärker an Leistungskrite-
    rien orientierten öffentlichen Hochschulfinanzierung
    das Studium so zu strukturieren, daß die Regelstudien-
    zeit von den Studierenden auch eingehalten werden
    kann.

    Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt meiner Arbeit
    wird die Modernisierung des Dienstrechtes und der
    Personalstruktur der Hochschulen sein.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Hierdurch wollen wir neue Entwicklungspotentiale er-
    öffnen, Eigenverantwortung und Kreativität stärken so-
    wie die Mobilität zwischen Hochschulen und der Wirt-
    schaft verbessern.

    Die vierte Strukturkomponente meines Haushalts
    stellen die internationalen Beiträge mit 1,4 Milliarden
    DM dar. Zwei Drittel davon entfallen auf den deutschen
    Beitrag an die ESA. Wie Sie wissen, halte ich den An-
    teil, der innerhalb des deutschen ESA-Beitrages für be-
    mannte Raumfahrt ausgegeben wird, von der Sache
    her für zu hoch. Ich sage allerdings klipp und klar, daß
    wir unsere vertraglichen Verpflichtungen zum Bau und
    Betrieb der internationalen Raumstation erfüllen wer-
    den. Wir werden jedoch – das sage ich genauso klipp
    und klar – unsere Gestaltungsmöglichkeiten mit Blick
    auf die bevorstehende ESA-Ministerkonferenz prüfen,
    weil wir die Raumstation für die Lösung irdischer Pro-
    bleme einsetzen wollen.

    Wir wollen die Zusammenarbeit in Europa und
    der Welt auch künftig weiter ausbauen. Unsere An-
    strengungen für eine stärkere Internationalisierung
    durchziehen deshalb den Haushalt wie ein roter Faden.
    Ich möchte beispielsweise die Mittel für die Entwick-
    lung internationaler Studiengänge nennen. Sie sind ein
    wichtiger Beitrag zur Steigerung der Attraktivität des
    Studienstandortes Deutschland. Wir wollen in Europa
    und der Welt wieder eine Spitzenstellung einnehmen,
    mit starken Partnern kooperieren können und selber ein
    starker Partner sein. Unsere nationalen Anstrengungen
    im Bereich Bildung und Forschung zeigen, daß es uns
    damit Ernst ist.

    Der Haushalt 1999 ist eine solide Ausgangsbasis für
    die vor uns liegenden nationalen und internationalen
    Aufgaben. Er macht unsere Ziele und Prioritäten deut-
    lich und leistet einen wichtigen Beitrag für eine zu-
    kunftsorientierte Bildungs- und Forschungspolitik.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)




Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Wort hat
jetzt der Abgeordnete Steffen Kampeter.


(Detlev von Larcher [SPD]: Sagen Sie einfach: Das war alles richtig! Dann können Sie aufhören!)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Steffen Kampeter


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin!
    Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolle-
    ginnen und Kollegen!
    Die politische Bewertung des Etats, den wir heute in er-
    ster Lesung diskutieren, muß sich zum einen an dem
    orientieren, was die erfolgreiche Regierung Kohl bereits
    im Juli 1998 als Etatentwurf vorgelegt hat. Zum anderen
    muß sich der Etat an den Ankündigungen im Wahl-
    kampf und auch in den vergangenen Monaten unter die-
    ser Bundesregierung messen lassen. Das wird unsere
    Meßlatte für die Beratung des Etats 1999 sein.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Der Rüttgers-Etatentwurf sah für 1999 einen Zu-

    wachs in einer Größenordnung von 500 Millionen DM
    für Bildung, Forschung und Innovation vor. Der Ge-
    samtplafond betrug 14,428 Milliarden DM. Die zusätz-
    lichen Mittel dieses Etatentwurfes sollten in einer Grö-
    ßenordnung von 250 Millionen DM für Hochschul- und
    Studienbelange, in einer Größenordnung von 175 Mil-
    lionen DM für High-Tech und Innovation und in einer
    Größenordnung von 75 Millionen DM für berufliche
    Bildung und Mittelstand verwendet werden.

    Der heute vorgelegte Plafondentwurf von Frau Bul-
    mahn hat lediglich eine Größenordnung von 15 Milliar-
    den DM. Wenn man gerechterweise allerdings die Mittel
    abzieht, die Sie ans Wirtschaftsministerium abgegeben
    haben – es ist im übrigen kein Ausweis politischer Stär-
    ke Ihres Hauses, wenn Ihnen Kompetenzen im Bereich
    der Luftfahrtforschung weggenommen werden –,


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    beträgt der Zuwachs gegenüber dem ursprünglichen Re-
    gierungsentwurf nur noch 400 Millionen DM. Dies an-
    erkenne ich, es ist ein respektabler Zuwachs. Minister
    Rüttgers hätte ihn anständig verkauft. Aber in bezug auf
    Ihre Ankündigung einer zusätzlichen Milliarde für Bil-
    dung und Forschung ist dies eine glatte Zielverfehlung.
    Das ist der erste Minuspunkt für den Etat, den Sie heute
    vorgelegt haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es ist weiter politisch wichtig, wie der Bundes-

    finanzminister mit Ihrer Ankündigung umgeht und Ihren
    Etat in der mittelfristigen Finanzplanung ausstattet. Da-
    zu haben Sie heute relativ wenig gesagt. Werden die
    finanziellen Versprechungen der Regierung auch in den
    kommenden Etats eingehalten? Alles, was Sie bisher da-
    zu gesagt haben, Frau Bulmahn, war der Verweis auf
    den Beschluß für den Etat 2000 und die mittelfristige
    Finanzplanung im Juli, wenn weitere Wahlen wie zum
    Beispiel in Bremen und die Europawahl abgeschlossen
    sind. Wird es dann die nach Ihrer eigenen Berechnung
    zusätzlich notwendigen rund 1,5 Milliarden DM für Sie
    geben? Wie werden Sie nach dem Familienurteil des

    Bundesministerin Edelgard Bulmahn






    (A) (C)



    (B) (D)


    Bundesverfassungsgerichtes die Etatenge, die auch Herr
    Lafontaine heute nicht hat ausräumen können, für Bil-
    dung und Forschung verkraften? Wie wird der Konflikt
    zwischen zusätzlichem Kindergeld und Zukunftsinvesti-
    tionen ausgehen? Das ist die Meßlatte, an Hand derer
    wir Sie in den nächsten Monaten bewerten werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Detlev von Larcher [SPD]: Jetzt klatschen die, die das verschuldet haben!)


    Es ist auch eine politisch interessante Frage, die hier
    im Hause erörtert werden muß, was nämlich nach Ihrer
    Ankündigung der Verdoppelung der Ausgaben für
    Bildung und Forschung denn tatsächlich verdoppelt
    worden ist. Vorhin saß noch Karl Diller auf der Regie-
    rungsbank, der in seiner Funktion als haushaltspoliti-
    scher Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion dieses
    Wahlversprechen der SPD wohl ehrlicherweise relati-
    viert hat und als nicht finanzierbar dargestellt hat. Sie
    sprechen auch heute nicht von einer Verdoppelung der
    Ausgaben für Bildung und Forschung, sondern relativie-
    ren das insoweit, als Sie den Investitionsbegriff verwen-
    den: Investitionen in Bildung und Forschung sollen in
    den nächsten Jahren verdoppelt werden. Ich habe Ihren
    Staatssekretär Catenhusen und Ihr Haushaltsreferat
    mehrfach gebeten, mir einmal aufzuschreiben, welchen
    Investitionsbegriff man bei Ihnen hat, damit wir das
    einmal überprüfen können. Weder Herr Catenhusen
    noch Ihr Haus haben diese Frage bis heute beantwortet.
    Da mag der eine oder andere einmal krank gewesen
    sein. Aber die Opposition sollte man auch nicht künst-
    lich dumm halten.


    (Detlev von Larcher [SPD]: Das braucht man nicht!)


    Wir werden prüfen, ob Sie denn tatsächlich Verdoppe-
    lungsabsichten haben.

    In aktuellen Presseveröffentlichungen sprechen Sie
    neuerdings nicht mehr von Verdoppelung, sondern von
    5 Milliarden DM zusätzlich. Das ist zwar keine Verdop-
    pelung, aber immerhin ein Aufwuchs um ein Drittel, der
    respektabel ist. Ich glaube allerdings nicht, daß Sie ihn
    erreichen werden. Das wäre dann eine Lüge über die
    Steigerung von Bildungs- und Forschungsausgaben; sie
    werden wir in diesem Haus geißeln.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der SPD)


    Ich will auch an dieser Stelle gerade in bezug auf die
    von Ihnen dargelegten neuen Programmansätze kritisie-
    ren, daß die unverantwortlich späte Vorlage dieses
    Haushaltes gerade im Einzelplan 30 wahrscheinlich zu
    erheblichen Verwerfungen führen wird. Während der
    Rüttgers-Etat Anfang 1999 in Kraft getreten wäre, wird
    dieser Etat nach den bisherigen Planungen erst Mitte des
    Jahres in Kraft treten. Das hat natürlich für neue Pro-
    jekte und Programme, die Sie übernommen und deren
    Zahl Sie teilweise noch gesteigert haben, die Auswir-
    kung, daß die Mittel nicht mehr abfließen werden. Wenn
    Sie heute ankündigen, man müsse Soll mit Soll verglei-
    chen, dann erwidere ich: Das Ausgabensoll in Ihrem
    Haushalt ist nur ein Potemkinsches Dorf, weil Sie nur

    ein halbes Jahr Zeit haben, um die eigentlich für zwölf
    Monate vorgesehenen Ausgaben abfließen zu lassen. Ich
    stelle die Behauptung auf, daß vieles von dem, was Sie,
    Frau Bulmahn, großzügig in Ihrer Rechnung als Zu-
    wachs für Bildung und Forschung ausweisen, nichts an-
    deres als Spielmaterial für die Deckung der Haushalts-
    lücken von Herrn Lafontaine am Ende dieses Jahres ist.
    Darauf werden wir Sie sehr konkret hinweisen. Die
    Mittel können gar nicht innerhalb von sechs Monaten
    sinnvoll und ordnungsgemäß abfließen, wie Sie das
    heute vorgetragen haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Detlev von Larcher [SPD]: Er hat wirklich nichts in der Hand! Deswegen spekuliert er!)


    Ich will aber auch nicht verschweigen, daß bei ge-
    nauer Durchsicht dieses Haushaltes offensichtlich wird,
    daß viele Teile in ihrer Akzentsetzung dem entsprechen,
    was die Bundesregierung Kohl dem Parlament vorgelegt
    hat. Daraus ziehe ich drei Schlußfolgerungen.

    Erstens. So falsch kann unsere Politik entgegen Ihren
    kritischen Haushaltsreden gar nicht gewesen sein, wenn
    Sie große Teile unseres Etatentwurfes übernehmen.

    Zweitens. Dann kann auch Ihre Ankündigung, Frau
    Minister, nicht stimmen, wonach es mit der Bildungs-
    und Forschungspolitik erst jetzt richtig losgeht, wenn
    Sie gedanklich und finanziell Anleihen bei Jürgen Rütt-
    gers machen.

    Drittens – auch das muß klar sein –: Wir können auch
    nicht alles von dem ablehnen, was Sie heute vorschla-
    gen, weil vieles mit dem übereinstimmt, was wir bereits
    in den vergangenen Jahren eingeleitet haben.

    Deswegen begrüße ich es ausdrücklich – es entspricht
    auch meinem Engagement als Haushaltsberichterstatter –,
    daß Sie DFG, MPG und FhG erstmals in einem Regie-
    rungsentwurf gleich behandeln. Ich begrüße weiterhin,
    daß Sie die Idee der Leitprojekte, die von Jürgen Rütt-
    gers eingeführt worden ist, fortentwickeln, daß Sie die
    Strategie- und damit auch die Wettbewerbsüberlegungen
    in bezug auf die deutsche Forschungslandschaft, die
    nicht ganz ohne Kritik auch bei den Betroffenen geblie-
    ben sind, weiter unterstützen, daß Sie einen Akzent bei
    den überbetrieblichen Ausbildungsstätten des Hand-
    werks setzen, daß Sie eine überproportionale Steigerung
    der Projektförderung, die auch im Rüttgers-Entwurf
    dreimal so stark zugenommen hat wie die institutionelle
    Förderung, vornehmen.


    (Ilse Janz [SPD]: Sie sind vorher dramatisch zusammengestrichen worden!)


    Auch daß Sie in gleicher Größenordnung wie im Rütt-
    gers-Entwurf Mittel für die neuen Länder ausgeben,
    kann von uns eigentlich nur begrüßt werden. Wir sagen
    Ihnen, Frau Minister: Sie haben recht, wenn Sie uns
    zitieren und wenn Sie unsere Politik fortsetzen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Detlev von Larcher [SPD]: Das ist unverfroren!)


    Trotzdem will ich zwei Bereiche nennen, bei denen
    ich glaube, daß dieser Etat auf einige politische Schwie-
    rigkeiten treffen wird. Das ist zum einen der Hoch-

    Steffen Kampeter






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    schulbereich, und das ist zum anderen die Weltraum-
    forschung. Sie scheinen sich als finanzielle Ankündi-
    gungsministerin zu verstehen; Sie haben auch eine große
    BAföG-Novelle angekündigt. Wenn wir sie verabschie-
    det hätten, wäre es für Sie dann eine unzureichende Mi-
    ni-Novelle des BAföG gewesen. Der von Ihnen verspro-
    chene und von den Studenten erwartete große Wurf ist
    das nicht. Ihre etwas vagen Äußerungen über die „große
    Strukturreform“ zum Ende des Jahres 1999 lassen mich
    befürchten, daß innerhalb der Bundesregierung noch
    nicht klar ist, wer diese BAföG-Novelle schreibt – Sie
    oder der Bundesfinanzminister. Denn auch in den Län-
    dern ist die Frage völlig umstritten, ob die von Ihnen an-
    gekündigte BAföG-Novelle kostenneutral oder mit zu-
    sätzlichen Ausgaben für die Bundesländer und für den
    Bund zu erfolgen hat. Die Anwort auf diese Frage sind
    Sie, Frau Ministerin, heute schuldig geblieben. In bezug
    auf das BAföG sind Sie das, was Sie Ihrem Vorgänger
    gerne vorgeworfen haben: eine reine Ankündigungsmi-
    nisterin.

    Ich will an dieser Stelle auch darauf hinweisen, daß
    Ihre BAföG-Pläne auch in der eigenen Partei nicht ganz
    unumstritten sind. So haben der Ihnen nicht ganz unbe-
    kannte niedersächsische SPD-Fraktionsvorsitzende, Ga-
    briel, und der niedersächsische Wissenschaftsminister –
    Sie sollten die beiden deswegen gut kennen, weil Sie
    Vorsitzende der niedersächsischen SPD sind und die
    Landesregierung in Niedersachsen von Ihrer Partei ge-
    tragen wird – vor kurzem festgestellt, daß es im Hin-
    blick auf die Studienfinanzierung eine Illusion sei, auf
    sprudelnde Steuerquellen zu spekulieren, und darauf
    hingewiesen, daß die meisten Studenten sowieso aus
    Familien der oberen Mittelschicht kämen, denen Stu-
    diengebühren zuzumuten seien. Assistiert werden sie
    von der Hans-Böckler-Stiftung, die Studiengebühren für
    richtig und notwendig hält.

    Ich kann Ihre Ablehnung von Studiengebühren, die
    Sie gebetsmühlenartig wiederholen, deswegen nicht
    mehr ganz nachvollziehen. Ihr erster Rückzug ist aber,
    so glaube ich, erfolgt, indem Sie gesagt haben, daß Sie
    sich für ein Zweitstudium durchaus Studiengebühren
    vorstellen könnten. Das läßt uns für die weiteren Dis-
    kussionen noch einiges vermuten.

    Ich bin auch etwas in Zweifel, ob die Kategorisierung
    Ihrer Politik als eine „linke SPD-Politik“ ganz zutref-
    fend ist. Zumindest in Zweifel ist auch die „Tageszei-
    tung“, die vor einigen Wochen in Kommentierung Ihrer
    ersten Amtsinhalte zum Thema BAföG geschrieben hat:

    Im nächsten Jahr will sie als ersten Schritt der No-
    velle die Elternfreibeträge anheben. Nicht eben ra-
    dikal, die Idee. Radikalen Vorschlägen, etwa der
    einer komplett elternunabhängigen Förderung für
    alle Studierenden, wird sie dabei ohnehin nicht fol-
    gen. „Ich bin nicht der Meinung, daß man allen Ju-
    gendlichen eine existenzsichernde Förderung durch
    den Staat anbieten kann“, bemerkt Bulmahn. Ihren
    linken studentischen Bündnispartnern aus der Op-
    positionszeit wird das Lachen vergehen.

    Die „Zeit“ kommentiert „Wechsel ohne Verände-
    rung“ und wirft Ihnen vor, daß Sie vor den notwendigen

    Reformen zurückschrecken. Also: Wir werden uns auch
    beim BAföG bei Ihnen noch auf einiges einstellen müs-
    sen. Solide ist das, was Sie hier vorgetragen haben, kei-
    nesfalls.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    In großer Sorge bin ich bezüglich dessen, was Sie

    zum Bereich Weltraumforschung vorgetragen haben.
    Im Haushaltsausschuß bestand in den vergangenen Jah-
    ren zwischen den beiden großen Volksparteien – zumin-
    dest zwischen dem Kollegen Schanz und mir – große
    Übereinstimmung, daß die bemannte und unbemannte
    Weltraumforschung ein Schwerpunkt auch unserer Poli-
    tik sein sollte. Sie werden in den nächsten Wochen, in
    Vorbereitung der ESA-Ministerratskonferenz, als Rats-
    präsidentin nicht ganz ohne Verantwortung sein, was die
    zukünftigen Entscheidungen über die bemannte Raum-
    fahrt, aber auch über die Erweiterung des Ariane-5-
    Projektes angeht. Sie stehen da nicht nur in einer ideolo-
    gischen Verantwortung, sondern in einer gesamteuropäi-
    schen Verantwortung. Denn beispielsweise das Projekt
    der europäischen Raumstation hat nicht nur einen rein
    forschungspolitischen Aspekt, sondern ist darüber hin-
    aus ganz, ganz wichtig für die Einbindung von Russen
    und Amerikanern und somit ein Projekt politischer Ko-
    operation. Wir werden Sie daran erinnern, daß Sie hier
    eine besondere Verantwortung haben.

    Abschließend will ich aus der „Woche“ zitieren. Ei-
    ner Ihrer innerparteilichen Gegner wird dort mit folgen-
    den Einschätzungen zitiert:

    Mit ihrem Hang, neue Institutionen wie eine Bun-
    desethikkommission und „ständig neue Räte“ zu
    fordern, etwa einen Bundesbildungsrat, verschanze
    sich Edelgard Bulmahn „hinter zusätzlichen Auto-
    ritäten“, kritisiert ein SPD-Abgeordneter. Ihr Ar-
    beitsstil zeige „wenig Souveränität im Diskurs“, sie
    monopolisiere Wissen und Macht, ziehe „alles in
    sich hinein“ und habe mit diesem Führungsstil in
    der Arbeitsgruppe der Fraktion einst „großes Mur-
    ren“ hervorgerufen. Hinzu kommen die Marotten
    einer Oberlehrerin: Sie mag den Besucher, der sei-
    nen Fragenkatalog in der eingeräumten Zeit abge-
    arbeitet hat, nicht entlassen, bevor sie ihm nicht in
    den Block diktiert hat, was ihr sonst noch wichtig
    ist – und wonach nicht gefragt wurde ...

    (Ilse Janz [SPD]: Das ist ja jetzt ganz peinlich, Herr Kollege! Mein Gott, ist das dürftig!)


    Frau Ministerin, das ist ein mieser innerparteilicher Um-
    gangsstil. Den werden Sie von uns nicht erwarten.


    (Ilse Janz [SPD]: Peinlich!)

    Wir werden Ihren Etat nach sachlichen, anständigen

    Kriterien prüfen, Sie da kritisieren, wo es notwendig ist,
    Verbesserungsvorschläge machen, wo es notwendig ist,
    und Sie da unterstützen, wo Sie eine richtige Politik ma-
    chen. In diesem Sinne werden wir den Etat 1999 Ihres
    Hauses beraten.

    Danke schön.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge ordneten der F.D.P.)


    Steffen Kampeter






    (A) (C)



    (B) (D)