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ID1402007100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/20 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 20. Sitzung Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 I n h a l t : Erweiterung der Tagesordnung........................ 1383 B Zusatztagesordnungspunkt 1: Abgabe einer Erklärung der Bundes- regierung zu den gewalttätigen Aktionen aus Anlaß der Verhaftung des PKK- Vorsitzenden Abdullah Öcalan ................. 1383 B Otto Schily, Bundesminister BMI.................... 1383 B Erwin Marschewski CDU/CSU ....................... 1387 A Günter Graf (Friesoythe) SPD ..................... 1388 A Ludwig Stiegler SPD ....................................... 1389 B Dr. Guido Westerwelle F.D.P. ......................... 1391 B Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.. 1393 A Petra Pau PDS.................................................. 1394 B Uta Zapf SPD................................................... 1395 B Ruprecht Polenz CDU/CSU............................. 1396 D Dr. Ludger Volmer, Staatsminister AA ........... 1398 B Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 1999 (Haushaltsgesetz 1999) (Drucksache 14/300) .................................. 1399 D b) Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über den Stand und die voraus- sichtliche Entwicklung der Finanzwirt- schaft (Drucksache 14/350) ....................... 1399 D Oskar Lafontaine, Bundesminister BMF ......... 1400 A Friedrich Merz CDU/CSU............................... 1409 D Joachim Poß SPD ........................................ 1412 D Volker Kröning SPD.................................... 1414 B Ingrid Matthäus-Maier SPD ............................ 1416 B Dr. Christa Luft PDS ................................... 1420 B Dr. Günter Rexrodt F.D.P................................ 1420 C Ingrid Matthäus-Maier SPD ............ 1421 D, 1437 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1424 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU.................... 1425 B Hartmut Schauerte CDU/CSU..................... 1428 D Dr. Uwe-Jens Rössel PDS ............................... 1430 D Hans Georg Wagner SPD ................................ 1432 B Jürgen Koppelin F.D.P. .............................. 1433 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU........................ 1437 A Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 1437 B Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ............................................................ 1440 B Jörg Tauss SPD............................................ 1442 B Dr. Konstanze Wegner SPD ............................ 1443 A Gerda Hasselfeldt CDU/CSU .......................... 1445 A Dr. Barbara Höll PDS...................................... 1447 A Fritz Schösser SPD .......................................... 1448 A Susanne Jaffke CDU/CSU............................... 1450 C Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . 1451 B Steffen Kampeter CDU/CSU........................... 1454 C II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 20. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 Dr. Peter Eckart SPD ....................................... 1457 A Jürgen W. Möllemann F.D.P. ......................... 1458 B Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1460 B Jürgen W. Möllemann F.D.P. ..................... 1461 C Maritta Böttcher PDS....................................... 1463 A Jörg Tauss SPD................................................ 1464 B Dr. Gerhard Friedrich (Erlangen) CDU/CSU .. 1467 B Hans-Josef Fell BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1469 A Thomas Rachel CDU/CSU .............................. 1470 B Jürgen Trittin, Bundesminister BMU............... 1472 A Jochen Borchert CDU/CSU ............................. 1473 B Ulrike Mehl SPD ............................................. 1475 A Jürgen Koppelin F.D.P. ................................... 1476 D Waltraud Lehn SPD..................................... 1478 B Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1479 A Eva Bulling-Schröter PDS............................... 1480 C Christoph Matschie SPD.................................. 1481 B Dr. Klaus Lippold (Offenbach) CDU/CSU ..... 1482 D Michael Müller (Düsseldorf) SPD................... 1485 A Nächste Sitzung .............................................. 1486 C Berichtigung ................................................... 1486 B Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten .......... 1487 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 20. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 1383 (A) (C) (B) (D) 20. Sitzung Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 19. Sitzung, Seite 1327 A, 3. Absatz. Der Satzanfang ist zu lesen: „Wie das Sein das Bewußtsein verän- dert, ...“ Michael Müller (Düsseldorf) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 20. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 1487 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Baumeister, Brigitte CDU/CSU 23.1.99 Brudlewsky, Monika CDU/CSU 23.1.99 Diemers, Renate CDU/CSU 23.1.99 Ehlert, Heidemarie PDS 23.1.99 Erler, Gernot SPD 23.1.99 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23.1.99 Frick, Gisela F.D.P. 23.1.99 Hasenfratz, Klaus SPD 23.1.99 Hempelmann, Rolf SPD 23.1.99 Dr. Luther, Michael CDU/CSU 23.1.99 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Michels, Meinolf CDU/CSU 23.1.99 Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 23.1.99 Rauber, Helmut CDU/CSU 23.1.99 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23.1.99 Rupprecht, Marlene SPD 23.1.99 Schindler, Norbert CDU/CSU 23.1.99 Sebastian, Wilhelm-Josef CDU/CSU 23.1.99 Verheugen, Günter SPD 23.1.99 Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 23.1.99 Willner, Gert CDU/CSU 23.1.99 Wissmann, Matthias CDU/CSU 23.1.99 Wohlleben, Verena SPD 23.1.99
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Uwe-Jens Rössel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS)

    Frau Präsidentin!
    Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der vorgelegte Etat-
    entwurf 1999 ist dem Volumen nach der größte, der je
    von einer Bundesregierung vorgelegt wurde. Aber von
    der Einlösung rotgrüner Wahlversprechungen oder gar
    von einem Politikwechsel kann nur in Ansätzen die
    Rede sein. Positiv wird gewertet, daß für die aktive
    Arbeitsmarktpolitik etwa 6 Milliarden DM mehr als
    von der abgewählten Regierung eingestellt worden sind.
    Das ist sicher ein wichtiger Schritt in die richtige Rich-
    tung. Jawohl, Herr Lafontaine, auch eine aktive Geld-
    politik mit weiter fallenden Zinsen wäre ein Beitrag zur
    Nachfrageankurbelung und zu mehr Beschäftigung.

    Angesichts der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit sind
    aber neue Wege zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit
    einzuschlagen. Vorstellbar wäre beispielsweise ein
    öffentlich gefördertes Programm für die Schaffung von
    zukunftsfähigen Arbeitsplätzen gerade im sozialen und
    im soziokulturellen Bereich – also im Non-profit-
    Sektor –, wie es jetzt von der SPD/PDS-Koalitions-
    regierung in Mecklenburg-Vorpommern eingeleitet
    worden ist. Damit könnten in der Tat neue Dauerarbeits-
    plätze geschaffen werden. Auch für die neuen Bundes-
    länder sollen im Haushalt die Mittel aufgestockt werden.
    Es kommt jetzt aber darauf an, diese Mittel so zielge-
    richtet einzusetzen, daß ein selbsttragender Aufschwung
    in Ostdeutschland nicht länger zur bloßen Worthülse
    verkommt. Die Menschen zwischen Kap Arkona und
    dem Thüringer Wald erwarten das.

    Trotz mancher positiver Ansätze ist der vorgelegte
    Budgetentwurf in großen Teilen tatsächlich eine Fort-

    Oswald Metzger






    (A) (C)



    (B) (D)


    schreibung des noch von Waigel erarbeiteten Haus-
    haltsentwurfs. Schon jetzt zeigt sich immer deutlicher,
    daß eine solche Haushaltspolitik in die Sackgasse gerät
    und vor allem in den kommenden Jahren erhebliche
    Risiken birgt. Viele Einnahmen in 1999 basieren auf
    Einmaleffekten – Stichwort Privatisierungserlöse –,
    deren Wiederholung in den nächsten Jahren mehr als
    fraglich ist, die einfach in das Jahr 1999 verschoben
    wurden und die Haushaltsbilanz des Finanzministers
    ohne dessen eigenes Zutun aufbessern.

    Zudem ging die rotgrüne Bundesregierung bei der
    Verabschiedung des 99er Entwurfs im Januar noch von
    einer sehr optimistischen Erwartung hinsichtlich des
    Wirtschaftswachstums sowie des Steueraufkommens
    aus. Seither sind aber neue Unsicherheiten und Proble-
    me aufgetreten, die zur Kenntnis zu nehmen sind. Ich
    erinnere nur an die Konsequenzen aus den jüngsten Ur-
    teilen des Bundesverfassungsgerichts zu den Kinder-
    betreuungskosten sowie zu der Beamtenversorgung.
    Alleine die Umsetzung der Urteile zur Familienbesteue-
    rung wird ab 2000 mit jährlich zirka 22,5 Milliarden
    DM die öffentlichen Haushalte – darunter den Bundes-
    haushalt mit 10,2 Milliarden DM – belasten.

    Für den Haushalt erweist sich aber auch als belastend,
    daß das von der Bundesregierung anvisierte Wirt-
    schaftswachstum von 2 Prozent aller Voraussicht nach
    nicht erreichbar ist. Die anhaltenden Wirtschaftsturbu-
    lenzen in Rußland, Brasilien und in Teilen von Südost-
    asien haben die Konjunkturaussichten hierzulande wei-
    ter eingetrübt. Auch das nach wie vor zügellose Agieren
    globaler Hedge-Funds wirkt sich destabilisierend auf die
    Weltwirtschaft und das Weltfinanzsystem aus. Der In-
    ternationale Währungsfonds hat bei der Abwehr dieser
    Krisen und Finanzspekulationen auf der ganzen Linie
    versagt. Auch das G-7-Treffen der Finanzminister und
    Notenbankchefs am letzten Wochenende in Bonn, an
    dem Herr Lafontaine beteiligt war, hat keine greifbaren
    Ergebnisse zur Eindämmung der Währungs- und Ban-
    kenkrisen gebracht.

    Das weiter eingetrübte wirtschaftliche Umfeld ver-
    anlaßte sogar das regierungsnahe DIW, seine Wachs-
    tumsprognose auf 1,5 Prozent zurückzunehmen. Das
    Problem ist, daß jeder halbe Prozentpunkt weniger
    Wachstum 8 Milliarden DM weniger Steuereinnahmen,
    aber zugleich deutlich höhere Ausgaben zur Finanzie-
    rung der Arbeitslosigkeit bedeutet. All das sind Risiken,
    die zu berücksichtigen sind.

    Im Wahlkampf war von der rotgrünen Koalition
    vollmundig eine umfassende Wohngeldreform ver-
    sprochen worden. Tatsache ist aber, daß die im Haus-
    haltsentwurf veranschlagten Mittel von 4,02 Milliarden
    DM sogar noch um 800 Millionen DM unter dem
    Waigelschen Ansatz liegen. Das ist wirklich ein Skan-
    dal.


    (Beifall bei der PDS)

    Leidtragende sind Hunderttausende einkommens-

    schwache Familien sowie letztlich auch die Kommunen,
    die nämlich für fehlendes Wohngeld mit ihren Sozialhil-
    feetats bluten müssen.

    Die PDS verlangt daher von der Koalition, daß die
    versprochene Wohngeldreform mit dem Haushalt 1999
    endlich auf den Weg gebracht wird.


    (Beifall bei der PDS)

    Wir erwarten ebenfalls, daß die seit Jahren eingefro-

    renen Mittel für die Städtebauförderung deutlich auf-
    gestockt werden, und zwar gerade deshalb, weil jede
    Mark Städtebaugeld bis zu 7 DM an privaten Investitio-
    nen nach sich zieht, mit denen Arbeitsplätze geschaffen
    werden können. Und das arg gebeutelte Bauwesen
    könnte unterstützt werden.

    Enttäuschend ist im Haushaltsentwurf auch die För-
    derung des Schienenverkehrs sowie des öffentlichen
    Personennahverkehrs. Während auf der einen Seite die
    Bahntarife ständig angehoben werden – in Ostdeutsch-
    land am 1. April um sage und schreibe 14 Prozent, was
    unerhört ist – und gleichzeitig eine Kahlschlagpolitik im
    Hinblick auf das öffentliche Verkehrsnetz betrieben
    wird, die bereits von der Vorgängerregierung begonnen
    wurde, heute aber nicht gebremst wird, schluckt auf der
    anderen Seite das unsägliche Prestigeobjekt Transrapid
    Unsummen von Geldern der Steuerzahlerinnen und
    Steuerzahler. Der Transrapid gehört endlich beerdigt,


    (Beifall bei der PDS)

    ebenso der Eurofighter, der einen politischen Anachro-
    nismus ohnegleichen darstellt.

    Von Nachhaltigkeit in der Ökologie, Herr Kollege
    Metzger, von der Sie sprachen, kann im Haushaltsent-
    wurf leider nicht die Rede sein. Sie selbst haben das ge-
    stern im Berichterstattergespräch von mehreren Kolle-
    gen erfahren.

    Wenn über den Bundeshaushalt diskutiert wird, darf
    der Blick auf die Länder- und auf die Kommunalhaus-
    halte nicht ausbleiben. Die Verschuldung der öffentli-
    chen Haushalte betrug Ende September – das sind die
    neuesten Zahlen – immerhin 2 218 Milliarden DM. Da-
    von entfallen auf den Bund einschließlich der benannten
    Sonder- und Nebenhaushalte 1 437 Milliarden DM –
    eine unvorstellbare Summe. Insgesamt beträgt die Pro-
    Kopf-Verschuldung der öffentlichen Hand in der Bun-
    desrepublik Deutschland sage und schreibe 27 215 DM;
    das ist eine riesige Hypothek für die Zukunft, die den
    Finanzminister wie auch uns alle nicht ruhig schlafen
    lassen kann.

    Die Handlungsfähigkeit der Kommunen wird durch
    mangelnde Finanzen immer mehr eingeschränkt. Anstatt
    die Rahmenbedingungen für die kommunale Selbstver-
    waltung so zu verbessern, wie es notwendig ist, will die
    Koalition offenkundig jetzt sogar die Gewerbesteuer –
    eine traditionell wichtige Steuereinnahme der Städte und
    Gemeinden – abschaffen und damit einer weiteren Aus-
    zehrung der Kommunalfinanzen Vorschub leisten. Das
    lehnen wir ab.


    (Beifall bei der PDS)

    Die PDS fordert in Übereinstimmung mit den kom-

    munalen Spitzenverbänden: Hände weg von der Gewer-
    besteuer! Wer die Gewerbesteuer abschafft, greift nicht
    nur eine jahrelang erhobene Forderung der F.D.P. auf,

    Dr. Uwe-Jens Rössel






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    die die F.D.P. nicht einmal in der Kohl-Regierung
    durchsetzen konnte – das wollen wir an dieser Stelle
    nicht verschweigen –,


    (Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Eine ungerechte Steuer!)


    sondern zerschlägt, Herr Kollege Koppelin, das Band
    zwischen ortsansässiger Wirtschaft und den Kommunen.
    Die Kommunen brauchen zur Finanzierung ihrer Infra-
    struktur auch die Gelder der Unternehmen, denn diese
    nutzen die Infrastruktur ja auch.

    Die PDS verlangt daher eine Reform der Kommunal-
    finanzierung. Die Städte und Gemeinden brauchen sta-
    bile eigene Steuereinnahmen. Eine kommunale Investi-
    tionspauschale des Bundes könnte in Ostdeutschland,
    aber auch in westdeutschen Regionen, die struktur-
    schwach sind, viel zur Verbesserung der Infrastruktur
    beitragen.

    Ferner muß mit der Praxis Schluß gemacht werden,
    wonach sich zuerst der Bund bzw. die Europäische Uni-
    on und dann die Länder aus den öffentlichen Geldern
    bedienen und nur das wenige, das dann noch übrigbleibt,
    in die kommunalen Kassen fließt. Umgekehrt muß ein
    Schuh daraus werden.


    (Beifall bei der PDS)

    All das zeigt, daß diese und weitere Haushaltspro-

    bleme mittel- und langfristig weder durch Kürzungen im
    sozialen und ökologischen Bereich noch durch umfas-
    sende Privatisierungen gelöst werden können. Notwen-
    dig ist die Mobilisierung neuer, stabiler Einnahmequel-
    len gerade durch Verwirklichung des Grundsatzes der
    Umverteilung von oben nach unten. Die Wiedereinfüh-
    rung der Vermögensteuer gehört ebenso dazu wie die
    konsequente Besteuerung der auswuchernden interna-
    tionalen Finanztransaktionen.

    Ich bedanke mich.

    (Beifall bei der PDS)




Rede von Anke Fuchs
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Ich erteile das Wort
dem Kollegen Hans Georg Wagner, SPD-Fraktion.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans Georg Wagner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin!
    Meine sehr verehrten Damen und Herren! Vorhin hat
    der Kollege Merz gesprochen – er ist schon seit längerer
    Zeit nicht mehr im Saal.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Sie irren, Herr Kollege!)


    – Ach, aber jetzt sind Sie wieder da. Herzlich willkom-
    men!


    (Zuruf von der CDU/CSU: Die ganze Zeit sitzt er da!)


    – Entschuldigung, ich habe Sie gar nicht gesehen.

    (Zuruf des Abg. Hans-Joachim Fuchtel [CDU/ CSU])


    – Sie sind von der Figur her nicht zu übersehen, Herr
    Kollege Fuchtel. Bei Herrn Merz ist das aber etwas an-
    ders.

    Herr Merz, ich war über Ihre furchtbare Arroganz und
    Ihre Häme erschrocken, mit der Sie zu Beginn über den
    Bundesfinanzminister hergezogen sind, was das G-7-
    Treffen angeht. So sollte man nicht miteinander umge-
    hen. Das ist kein guter Umgangston, vor allen Dingen
    für einen Politiker, der eigentlich die Auffassung „Liebe
    deinen Nächsten wie dich selbst“ vertreten müßte, an-
    statt mit Häme über die anderen herzuziehen.


    (Beifall bei der SPD und der PDS – Zuruf von der CDU/CSU: Das war Mitleid!)


    Ich sage Ihnen, Herr Bundesfinanzminister: Wir dan-
    ken Ihnen ausdrücklich, daß Sie Denkanstöße geben,
    wie die internationalen Finanzmärkte endlich geord-
    net werden müssen. Man sollte nicht mit Häme darüber
    herziehen, sondern einverstanden sein, daß der Bundes-
    finanzminister den Versuch unternimmt, einmal Ord-
    nung in die Finanzmärkte zu bringen. Das gilt sowohl
    für die europäische Ebene als auch weltweit.


    (Beifall bei der SPD)

    Das ist gut so. Und wenn die anderen nicht in Jubel aus-
    brechen, kann ich dazu nur sagen: Wer gibt schon gern
    etwas ab? Das sehen Sie ja bei unserer Haushaltsdebatte.
    Man muß also immer wieder bohren, bis eben der
    Durchbruch erreicht ist.

    Wie haben Sie geschrien, als Herr Lafontaine sagte,
    es ist notwendig, eine Zinssenkung vorzunehmen, um
    den Arbeitsmarkt anzukurbeln! Die Verantwortlichen
    bei den Banken, auch Herr Tietmeyer und die Verant-
    wortlichen auf der europäischen Ebene, haben gesagt:
    Das geht nicht! – Drei Tage später haben sie die Zinsen
    gesenkt. Das, was Herr Lafontaine damals gesagt hat,
    war also richtig.


    (Peter Rauen [CDU/CSU]: Was ist mit dem Arbeitsmarkt?)


    – Machen Sie als Unternehmer doch etwas, Herr Kolle-
    ge. Schaffen Sie Arbeitsplätze! Dann hat sich auf dem
    Arbeitsmarkt schnell etwas getan.

    Herr Kollege Merz, ich will Ihnen eine Empfehlung
    geben. Sie haben hier in zwei Fällen falsche Zahlen vor-
    getragen. Zum einen ist bei dem, was die Versiche-
    rungswirtschaft Ihnen aufgeschrieben hat, schon längst
    die Luft raus; der entsprechende Betrag ist auf ein Drit-
    tel reduziert worden. Das hätten Sie aber wissen können.
    Zum anderen sprachen Sie von Steuermehreinnahmen
    in Höhe von 10 Milliarden DM, die Herr Lafontaine er-
    zielt habe. Es sind aber keine 10 Milliarden DM, son-
    dern nur etwas mehr als 7 Milliarden DM. Diese kom-
    men dadurch zustande, daß Sie zum 1. April die Mehr-
    wertsteuer zugunsten der Sozialversicherung erhöht ha-
    ben. Das haben wir mitgemacht; das will ich auch gar
    nicht bestreiten. Nur sollten Sie, Herr Kollege, dann
    auch richtig rechnen: Es sind 7 Milliarden DM. Wenn
    Sie genau hinschauen, sehen Sie, daß für den Bund 1,8
    Milliarden DM an Steuermehreinnahmen durch die Er-
    höhung der Mehrwertsteuer entstanden sind. Sie sollten

    Dr. Uwe-Jens Rössel






    (A) (C)



    (B) (D)


    hier also nicht den Eindruck erwecken, als seien plötz-
    lich 10 Milliarden DM mehr hereingeflossen. Es sind
    tatsächlich nur 1,8 Milliarden DM. Und was die 3 Milli-
    arden DM angeht, die den Unterschied zwischen den 7
    Milliarden und 10 Milliarden DM ausmachen: Die sind
    ganz weggegangen; die kann man nicht als Steuermehr-
    einnahmen rechnen.

    Der nächste Punkt ist: Sie haben kritisiert, wir sollten
    nicht ständig über die Mehrwertsteuererhöhung reden,
    Herr Kollege Merz. Wer hat denn damit angefangen?
    Die Frau Kollegin Nolte hat doch damit angefangen und
    als erste gesagt: Wir werden die Mehrwertsteuer erhö-
    hen. Da haben Sie gebrüllt und geschrien, und sie ist zu-
    rückgepfiffen worden. Sie waren aber auf dem Trip, die
    Mehrwertsteuer zu erhöhen.

    Der Finanzminister hat heute morgen hier erklärt, es
    sei konjunkturpolitisch idiotisch, jetzt die Mehrwert-
    steuer zu erhöhen, weil das genau das konterkarieren
    würde, was wir am 1. Januar gemacht haben: Wir haben
    nämlich versucht, über die Erhöhung des Kindergeldes
    die Kaufkraft der großen Masse der Bevölkerung anzu-
    regen, damit der Binnenmarkt in Gang kommt.


    (Beifall bei der SPD)

    Dann haben Sie, Herr Merz, das Saarland und Bre-

    men angesprochen und die Arbeit des Bundesfinanzmi-
    nisters in diesem Zusammenhang gewürdigt. Dafür bin
    ich Ihnen sehr dankbar. Jetzt hat auch der letzte Saarlän-
    der und der letzte Bremer begriffen: Diese Bundesregie-
    rung hilft den Bundesländern, hilft auch dem Saarland
    und Bremen, wie das auch das Gerichtsurteil vorsah.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Herr Kollege Rexrodt ist jetzt leider nicht mehr da.

    (Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Ich sage es ihm!)


    – Du bist ein netter Kerl. Sage ihm doch, er solle die
    Gesetzentwürfe seiner eigenen Bundesregierung zur
    Steuerreform ganz ruhig und gelassen durchlesen und
    dann mit den Steuerentlastungsgesetzen der jetzigen
    Bundesregierung vergleichen. Dann wird er feststellen,
    daß sehr viel von dem, was er heute kritisiert, schon im
    Gesetzentwurf der damaligen Regierung stand. Wenn
    das alles schon in der alten Legislaturperiode so gesagt
    worden ist, braucht er das hier nicht mehr vorzutragen.

    Der Herr Minister hat es heute morgen zu Recht ge-
    sagt: Die Finanzierung des Staates ist eine Hauptlast für
    die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und für die
    mittelständische gewerbliche Wirtschaft. Das muß auf-
    hören. Das muß über Steuerentlastungsgesetze und an-
    dere steuerliche Maßnahmen verändert werden. Ein
    Kollege hat gesagt, wir würden eine Umverteilung von
    oben nach unten betreiben. In der Tat machen wir das.
    Nach 16 Jahren Umverteilung von unten nach oben wird
    jetzt von oben nach unten verteilt, damit die große Mas-
    se der Bevölkerung und der Steuerzahler endlich etwas
    davon haben.


    (Beifall bei der SPD)

    Welche Möglichkeiten in Betracht gezogen werden,

    konnte man neulich in der Zeitung lesen: Vier Vor-

    standsmitglieder von Daimler-Benz haben darüber
    nachgedacht, die Steuer auf ihre Millionengehälter in
    Amerika zu entrichten, weil der dortige Höchststeuer-
    satz bei 43 Prozent und bei uns bei 53 Prozent liegt. Die
    soziale Verpflichtung leuchtet ihnen dabei aus den Au-
    gen. Auf der einen Seite fordern diese Leute Lohnzu-
    rückhaltung und sagen: Wir können uns keine höheren
    Löhne leisten! Auf der anderen Seite wollen dieselben
    Leute mit ihren hohen Gehältern, von denen sie nichts
    abgezogen haben möchten, nach Amerika gehen, nur
    weil sie dort günstiger besteuert werden.

    Ich sage dazu: Auch das ist ein Skandal ersten Ran-
    ges. Da können wir reden, wie wir wollen. Das muß
    deutlich ausgesprochen werden.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. UweJens Rössel [PDS])


    Wir kämpfen für Millionen und Sie für Millionäre. Das
    unterscheidet uns ganz erheblich.


    (Beifall bei der SPD)