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ID1402006200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/20 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 20. Sitzung Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 I n h a l t : Erweiterung der Tagesordnung........................ 1383 B Zusatztagesordnungspunkt 1: Abgabe einer Erklärung der Bundes- regierung zu den gewalttätigen Aktionen aus Anlaß der Verhaftung des PKK- Vorsitzenden Abdullah Öcalan ................. 1383 B Otto Schily, Bundesminister BMI.................... 1383 B Erwin Marschewski CDU/CSU ....................... 1387 A Günter Graf (Friesoythe) SPD ..................... 1388 A Ludwig Stiegler SPD ....................................... 1389 B Dr. Guido Westerwelle F.D.P. ......................... 1391 B Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.. 1393 A Petra Pau PDS.................................................. 1394 B Uta Zapf SPD................................................... 1395 B Ruprecht Polenz CDU/CSU............................. 1396 D Dr. Ludger Volmer, Staatsminister AA ........... 1398 B Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 1999 (Haushaltsgesetz 1999) (Drucksache 14/300) .................................. 1399 D b) Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über den Stand und die voraus- sichtliche Entwicklung der Finanzwirt- schaft (Drucksache 14/350) ....................... 1399 D Oskar Lafontaine, Bundesminister BMF ......... 1400 A Friedrich Merz CDU/CSU............................... 1409 D Joachim Poß SPD ........................................ 1412 D Volker Kröning SPD.................................... 1414 B Ingrid Matthäus-Maier SPD ............................ 1416 B Dr. Christa Luft PDS ................................... 1420 B Dr. Günter Rexrodt F.D.P................................ 1420 C Ingrid Matthäus-Maier SPD ............ 1421 D, 1437 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1424 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU.................... 1425 B Hartmut Schauerte CDU/CSU..................... 1428 D Dr. Uwe-Jens Rössel PDS ............................... 1430 D Hans Georg Wagner SPD ................................ 1432 B Jürgen Koppelin F.D.P. .............................. 1433 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU........................ 1437 A Dietrich Austermann CDU/CSU ..................... 1437 B Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN ............................................................ 1440 B Jörg Tauss SPD............................................ 1442 B Dr. Konstanze Wegner SPD ............................ 1443 A Gerda Hasselfeldt CDU/CSU .......................... 1445 A Dr. Barbara Höll PDS...................................... 1447 A Fritz Schösser SPD .......................................... 1448 A Susanne Jaffke CDU/CSU............................... 1450 C Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . 1451 B Steffen Kampeter CDU/CSU........................... 1454 C II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 20. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 Dr. Peter Eckart SPD ....................................... 1457 A Jürgen W. Möllemann F.D.P. ......................... 1458 B Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1460 B Jürgen W. Möllemann F.D.P. ..................... 1461 C Maritta Böttcher PDS....................................... 1463 A Jörg Tauss SPD................................................ 1464 B Dr. Gerhard Friedrich (Erlangen) CDU/CSU .. 1467 B Hans-Josef Fell BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1469 A Thomas Rachel CDU/CSU .............................. 1470 B Jürgen Trittin, Bundesminister BMU............... 1472 A Jochen Borchert CDU/CSU ............................. 1473 B Ulrike Mehl SPD ............................................. 1475 A Jürgen Koppelin F.D.P. ................................... 1476 D Waltraud Lehn SPD..................................... 1478 B Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 1479 A Eva Bulling-Schröter PDS............................... 1480 C Christoph Matschie SPD.................................. 1481 B Dr. Klaus Lippold (Offenbach) CDU/CSU ..... 1482 D Michael Müller (Düsseldorf) SPD................... 1485 A Nächste Sitzung .............................................. 1486 C Berichtigung ................................................... 1486 B Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten .......... 1487 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 20. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 1383 (A) (C) (B) (D) 20. Sitzung Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 19. Sitzung, Seite 1327 A, 3. Absatz. Der Satzanfang ist zu lesen: „Wie das Sein das Bewußtsein verän- dert, ...“ Michael Müller (Düsseldorf) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 20. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 23. Februar 1999 1487 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Baumeister, Brigitte CDU/CSU 23.1.99 Brudlewsky, Monika CDU/CSU 23.1.99 Diemers, Renate CDU/CSU 23.1.99 Ehlert, Heidemarie PDS 23.1.99 Erler, Gernot SPD 23.1.99 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23.1.99 Frick, Gisela F.D.P. 23.1.99 Hasenfratz, Klaus SPD 23.1.99 Hempelmann, Rolf SPD 23.1.99 Dr. Luther, Michael CDU/CSU 23.1.99 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Michels, Meinolf CDU/CSU 23.1.99 Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 23.1.99 Rauber, Helmut CDU/CSU 23.1.99 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23.1.99 Rupprecht, Marlene SPD 23.1.99 Schindler, Norbert CDU/CSU 23.1.99 Sebastian, Wilhelm-Josef CDU/CSU 23.1.99 Verheugen, Günter SPD 23.1.99 Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 23.1.99 Willner, Gert CDU/CSU 23.1.99 Wissmann, Matthias CDU/CSU 23.1.99 Wohlleben, Verena SPD 23.1.99
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Anke Fuchs


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Kollege, ge-
    statten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Kalb? –
    Bitte sehr.



Rede von Bartholomäus Kalb
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Herr Kollege
Metzger, würden Sie mir widersprechen,


(Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, um Gottes willen, das wäre ja Blödsinn!)


daß Sie im Einzelplan 60 auf Seite 17 in Titel 254 01
Einnahmen aus Abführungen des Erblastentilgungs-
fonds, veranschlagt in Höhe von 1,717 Milliarden DM,
eingeplant haben?


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Oswald Metzger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Das ist in der Tat richtig. Aber die Differenz zwischen
    den diesbezüglichen Zinszahlungen und dem, was im
    alten Haushaltsentwurf stand, decken wir im Bundes-
    haushalt ab.


    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Genau!)

    Wenn Sie eine Saldorechnung durchführen, merken Sie,
    daß der Haushalt 1999 nicht mit einer einzigen Million
    DM entlastet wird. Wir haben im Saldo – Sie können

    selber rechnen: 16,8 bis 18,1 Milliarden DM – für das
    Jahr 1999 keine Entlastung.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Im Bericht der Bundesbank steht es! – Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der glaubt dem Stoiber mehr als der Bundesbank!)


    – Frau Kollegin Matthäus-Maier, ich habe dies gerade
    eben zitiert. Aber Kollege Kalb will das nicht zur
    Kenntnis nehmen; denn Leute, die ideologisch verblen-
    det sind, nehmen Fakten bekanntlich nie zur Kenntnis.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Unsere erste Aktion ist also eine Integration des Er-
    blastentilgungsfonds und damit die Verwirklichung der
    Grundsätze der Haushaltsklarheit und der Haushalts-
    wahrheit. Dies ist keine Sparbüchse für diese Koalition.
    Auch ist das Argument des Ausgabenwachstums, das
    von der Oppositionsseite immer vorgebracht wird, mei-
    nes Erachtens nicht nachvollziehbar. Wir bleiben im
    Rahmen der Vorgaben des Finanzplanungsrats.

    Angesichts der Erblast, die in das strukturelle Defizit
    des Bundeshaushalts mündet, müssen wir natürlich auch
    andere Gesichtspunkte betrachten, die der Bundes-
    finanzminister hier beleuchtet hat. Es ist in der Tat so,
    daß es in der Vergangenheit ein Nachfrageproblem gab,
    weil die Reallöhne in den letzten Jahren – mit einer
    Ausnahme, nämlich 1996 – gesunken sind.

    Herr Finanzminister, allerdings sollten wir die Ver-
    antwortung richtig delegieren: Die Reallöhne sanken
    nicht deshalb, weil die Tarifpartner keine Bruttolohn-
    steigerungen durchgesetzt haben, sondern vor allem
    deshalb, weil die Inflationsrate plus die steigende Abga-
    benlast – höhere Rentenversicherungsbeiträge, höhere
    Arbeitslosenversicherungsbeiträge und höhere Kranken-
    versicherungsbeiträge – unter der alten Regierung das
    verfügbare Nettoeinkommen geschmälert haben. Dies
    sollte man bei der Ursachenforschung beachten, wenn
    wir als Regierung die Abgaben wirklich senken wollen.
    Wir sollten jedoch keine Wolkenkuckucksheime auf-
    bauen, indem wir sagen: „Das finanzieren wir aus der
    Portokasse.“ Wir brauchen vielmehr Einnahmen aus
    Verbrauchsteuern dafür, um beispielsweise eine Sen-
    kung der Rentenversicherungsbeiträge hinzubekommen.


    (Walter Hirche [F.D.P.]: Linke Tasche, rechte Tasche!)


    Aber wir brauchen auch – das ist der entscheidende
    Punkt – als Bringschuld eine Rentenreform.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich hätte mir in den letzten Tagen durchaus gewünscht,
    daß mehr politisch Verantwortliche aus der Regierungs-
    koalition nicht sofort in Richtung Riester argumentiert
    hätten: „Das mit der Nettolohnbezogenheit hast du wohl
    nicht so ernst gemeint“,


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


    Oswald Metzger






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    sondern ganz klar und deutlich formuliert hätten: Gene-
    rationengerechtigkeit im Rentenbereich heißt, daß der
    demographische Faktor, den Sie zum 1. Juli dieses Jah-
    res einführen wollten und der derzeit nicht beerdigt,
    sondern ausgesetzt ist – wenn von seiten des Gesetzge-
    bers nichts passiert, gilt ab übernächstem Jahr der de-
    mographische Faktor wieder –, Grundpfeiler einer Ren-
    tenreform auch der rotgrünen Regierungskoalition sein
    muß. Wenn man im Interesse der nachwachsenden Ge-
    neration von Generationengerechtigkeit spricht, dann
    fällt der Vorwurf, die Ökosteuer sei eine reine Umfinan-
    zierungsmaßnahme und die Ausgabendynamik in der
    Rentenversicherung werde uneingeschränkt belassen, in
    sich zusammen. – Da solltet ihr jetzt klatschen; das ist
    eine Position der Grünen.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD – Walter Hirche [F.D.P.]: Das ist weder sozial noch ökonomisch und ökologisch!)


    Wenn wir angesichts der Analyse einer übergroßen
    Verschuldung, hoher Zinsbelastungen und eines Ausga-
    benblocks für die Altersversorgung, der die öffentlichen
    Haushalte strangulieren wird, an eine konzeptionelle
    Antwort herangehen, dann müssen wir auch klar fest-
    stellen: Jede Regierung, auch Rotgrün, braucht ein ord-
    nungspolitisches Fundament. Wir leben in einer Gesell-
    schaft, die sich in bezug auf die Orientierung in der
    Wirtschaftspolitik viele Jahrzehnte über soziale Markt-
    wirtschaft definiert hat.

    Unser neuer Wirtschaftsminister, Kollege Müller –
    jetzt sollte es Ihnen in den Ohren klingeln; Herr Kollege
    Rexrodt ist nicht mehr im Raum, allerdings der Wirt-
    schaftsminister auch nicht –, hat in den letzten vier Mo-
    naten mit seinen Aussagen zum Thema Staatsquote und
    zu dem Thema Zusammenhang zwischen einer Rück-
    führung von Ansprüchen an das Gemeinwesen und der
    langfristig tragfähigen Basis für die Sozialpolitik und die
    Finanzpolitik dieses Staates öffentlichkeitswirksam
    mehr Sinnvolles gesagt als der alte Wirtschaftsminister
    in den letzten vier Jahren, obwohl ihm die Grundsatz-
    abteilung inzwischen in das Finanzministerium wegge-
    rutscht ist.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Trittin sieht das anders!)


    Daran sieht man also, daß die Vernunft im Wirtschafts-
    ministerium nicht von Grundsatzabteilungen abhängt,
    sondern von einer richtigen Positionsbestimmung. Ich
    kann nur sagen: Ich bin froh, daß Kollege Müller Wirt-
    schaftsminister dieser Regierung ist.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]:Trittin sieht das ganz anders!)


    Wenn ich von einer ordnungspolitischen Fundamen-
    tierung spreche, bedeutet dies, daß wir in der Steuer-, in
    der Fiskal-, aber auch in der Sozialpolitik Reformen
    brauchen.

    Ich komme zunächst zu dem Bereich, der in der ta-
    gespolitischen Diskussion eine Riesenrolle spielt, weil

    wir derzeit mit dem Einkommensteuerrecht zugange
    sind und weil die alte Koalition als heutige Opposition
    noch immer den Eindruck erweckt, als wäre ihr Steuer-
    recht im Bundesrat mehrheitsfähig gewesen, selbst heu-
    te. Ich behaupte, daß es nie und nimmer mehrheitsfähig
    gewesen wäre,


    (Walter Hirche [F.D.P.]: Es geht darum, ob es sachgerecht ist! Und es war sachgerecht!)


    weil ein Nettoentlastungsversprechen dieses Ausmaßes
    mit den eben von mir beklagten und auch von Ihren
    Rednerinnen und Rednern immer wieder betonten
    strukturellen Defiziten im öffentlichen Haushalt nicht
    kompatibel ist.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Ein kleiner Nachsatz: Der Regierungswechsel war
    dem Überdruß am alten Kanzler und an der sozialen
    Kälte, die die alte Koalition ausgestrahlt hat, geschuldet,
    schreibt das Allensbacher Institut in der Wahlanalyse
    vom September. Das ist ein Alarmzeichen. Die alte Koa-
    lition hatte den Ruf, sie kümmere sich überhaupt nicht
    um das, was im Volk passiert. Kleine Leute sind ihr
    egal, ob im Steuerrecht oder sonstwo.

    Wenn wir im Bereich der Steuerpolitik eine andere
    Politik verfolgen wollen, müssen zwei Hauptgesichts-
    punkte als Bewertungsmaßstab herangezogen werden.
    Der erste Gesichtspunkt ist die soziale Gerechtigkeit.
    Wenn wir also in der steuerpolitischen Debatte die Steuer-
    gerechtigkeitskarte ziehen, dann bedeutet das, daß wir
    ein Steuerrecht ändern müssen, das durch Steuergestal-
    tungsmöglichkeiten Gutsituierten Privilegien einräumt,
    während daraus bei den kleinen Leuten durch den
    Abzug vom Lohn eine leistungsfeindliche Besteuerung
    resultiert, vor allem in Verbindung mit der hohen Abga-
    benquote. Das ist ein ganz wichtiger Grundsatz, den
    auch ich als Grüner betone; die Sozialdemokratie als
    große Koalitionspartei betont diesen Aspekt zu Recht.

    Der zweite Gesichtspunkt, der bei den Steuerrechts-
    änderungen zu beachten ist, ist: Wie gestalte ich das
    Steuerrecht so, daß ein ökonomischer Schub in Richtung
    Stärkung der Investitionskräfte in unserer Volkswirt-
    schaft erfolgt? Angesichts der Ausgangssituation in
    Deutschland haben wir nicht nur ein Problem mit der
    Steuergerechtigkeit, sondern auch mit einem Steuer-
    recht, das, gemessen an der Fortentwicklung des Steuer-
    rechts in unseren wichtigsten Konkurrenzvolkswirt-
    schaften, nach wie vor hinterherhinkt, und zwar gewal-
    tig. Das ist für unsere Gesellschaft ein Riesenproblem;
    denn es führt vor allem in der Wirtschaft zu einer Zwei-
    teilung in der Steuerfinanzierung unseres Gemeinwe-
    sens: Der Mittelstand, der in Deutschland seinen Stand-
    ort hat, kann sich dem Zugriff des Fiskus durch Steuer-
    gestaltungsmöglichkeiten weniger entziehen als die
    Großbetriebe, die ihre Standorte in das Ausland verla-
    gern, wo die Grenzsteuersätze niedriger sind, und so ei-
    nen deutlich geringeren Anteil zur Finanzierung unseres
    Gemeinwesen leisten.

    Der Mittelstand ist von der alten Koalition über
    16 Jahre hinweg zum Zahlmeister dieses Steuer- und

    Oswald Metzger






    (A) (C)



    (B) (D)


    Abgabensystems gemacht worden. Insofern sitzen Sie
    im Glashaus und sollten nach vier Monaten nicht den
    Stab über eine Regierung brechen,


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    die jetzt eine Reformkommission initiiert hat, überwie-
    gend von Vertreterinnen und Vertretern der Wirtschaft
    und der Wissenschaft besetzt, unter einem Vorsitzenden,
    den ich für außerordentlich klug halte – das ist der Steuer-
    experte vom Deutschen Industrie- und Handelstag, Herr
    Kühn –, und die über einem Konzeptansatz zur Unter-
    nehmenssteuerreform mit einem Grenzsteuersatz von
    35 Prozent sitzt und dies auch sauber gegenfinanziert.
    Wir versprechen den Leuten nicht Wurst und Wecken.
    Wir sagen klar: amerikanisches Steuerbilanzrecht, dafür
    niedrige Tarife. Damit fällt das alte Argument, wir hät-
    ten ein wettbewerbswidriges Steuerrecht in Deutschland,
    in sich zusammen. Das ist vernünftige Steuerpolitik, und
    daran werden wir arbeiten.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wenn wir in der Steuerpolitik ordnungspolitische
    Grundsätze und die internationale Wettbewerbsfähigkeit
    ernst nehmen, dann gehört auch der Bereich der Fiskal-
    politik untersucht. Ich finde es gut, daß Sie, Herr Fi-
    nanzminister, heute deutlich gesagt haben: Dieser Haus-
    halt 1999 weist noch keine zureichenden Konsolidie-
    rungsschritte auf; es ist ein Übergangshaushalt. Ich und
    meine Fraktion halten es für wichtig, das hier zu beto-
    nen, weil wir auf Grund der objektiven Ausgangsvor-
    aussetzungen dieses Bundeshaushalts eine Bringschuld
    in Richtung auf Konsolidierung haben. Konsolidieren
    heißt auf gut schwäbisch „sparen, sparen, sparen“ oder
    heißt: zu allen weitergehenden Forderungen an den Staat
    vor allem nein zu sagen. In Zeiten, in denen die öffentli-
    chen Gelder so knapp sind wie jetzt, gehört es, – von
    den Gemeinden angefangen über die Länder bis zum
    Bund – zur Tugend von Politikern, die das Prinzip der
    Generationengerechtigkeit ernst nehmen, die nicht nur in
    Wahlzyklen denken und ihre Verantwortung für das
    volkswirtschaftliche Gesamtwohl ernstnehmen, zu sa-
    gen: Weniger ist mehr. Ohne nein zu sagen, wird man
    nicht sparen können.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Dieser Finanzminister wird meines Erachtens zu oft

    gescholten,

    (Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Nein! Den kann man nicht oft genug schelten! – HansJoachim Fuchtel [CDU/CSU]: Siehe ausländische Presse!)


    weil er in der Sache bei seiner Positionsbestimmung
    zum Thema Konsolidierung und Sparen vieles sagt, was
    Ihnen deswegen merkwürdig aufstößt, weil es nicht in
    das populäre Bild paßt, wonach wir es bei ihm nur mit
    einem Nachfragepolitiker zu tun haben, der die Ange-
    botsbedingungen nicht sieht. Wiederholt hat Lafontaine,
    auch heute – das kann man nachlesen –, von einem „po-
    licy-mix“ gesprochen, davon, daß man Angebotsbedin-
    gungen und Nachfragebedingungen verbessern müsse;

    daraus wird ein Schuh. Wenn Sie das Stabilitätspro-
    gramm durchlesen, das er im Januar an die EU-
    Kommission geschickt hat, dann werden Sie feststellen,
    daß es ein absolut ehrgeiziges Ziel für diese Legislatur-
    periode enthält, nämlich die Senkung der Defizitquote in
    Abgrenzung zum betreffenden Maastricht-Kriterium auf
    1 Prozent, gemessen am Bruttoinlandsprodukt. Das
    heißt, bei einem hochgerechneten Bruttoinlandsprodukt,
    das dann im Jahre 2002 bei 4,5 Billionen DM liegen
    dürfte, hätten wir – bei 1 Prozent – 45 Milliarden DM
    Defizit, das nach der heutigen Verteilung zwischen
    Bund, Ländern und Gemeinden für den Bund bei etwa
    zwei Drittel, also bei zirka 30 Milliarden DM, liegen
    dürfte. Eine solche Neuverschuldung für den Bund ist
    ein absolut ehrgeiziges Ziel. Aber alle wissen – das
    müssen wir auch der Öffentlichkeit sagen, weil wir eine
    breite öffentliche Debatte über die Begrenztheit der öf-
    fentlichen Ressourcen brauchen –: Wir brauchen – wenn
    man in größeren Zeiträumen als drei oder vier Jahren,
    etwa in der Größenordnung eines Jahrzehnts denkt –
    auch in Deutschland ausgeglichene Haushalte. Das ist
    ein Gebot der Vernunft.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der F.D.P.)


    Wenn wir mit den öffentlichen Mitteln nicht scho-
    nender umgehen, werden wir dieses Gemeinwesen lang-
    fristig nicht finanzierbar halten können.


    (Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: O je!)

    Ich bin niemand, der mit der Axt soziale Kahlschläge
    durchführen will. Vielmehr müssen wir im Konsens mit
    der Bevölkerung das Wort „sparen“ positiv besetzen, in-
    dem wir sagen: Wenn wir heute zu Lasten der kommen-
    den Generation leben, sind die Gestaltungsspielräume
    dieser Generation so sehr eingeschränkt, daß ihr außer
    einem Kahlschlag gar nichts anderes mehr übrigbleibt;


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    wenn wir jetzt keine strukturellen Reformen machen,
    wird später ein Kahlschlag provoziert.


    (Dr. Werner Hoyer [F.D.P.]: Darauf kommen wir beim Einzelplan zurück!)


    – Kollege Hoyer, ich freue mich auf eine Diskussion der
    Einzelpläne, die am Ziel der Konsolidierung orientiert
    ist. Darauf können Sie sich verlassen.

    Übrigens haben sich die Haushälter dieser Koalitions-
    fraktionen angesichts der Ausgangssituation des Jahres
    1999 – es handelt sich um einen Übergangshaushalt –
    und im Bewußtsein der Tatsache, daß das Jahr 2000
    höllisch schwierig wird und daß wir im Sommer eine
    mittelfristige Finanzplanung vorzulegen haben, zur Auf-
    gabe gemacht, in den Berichterstattergesprächen zusätz-
    lich ein halbes Prozent aus den Einzelplänen heraus zu
    kürzen – und zwar bewußt im konsumtiven, nicht im in-
    vestiven Bereich, weil wir die Spielräume für den Haus-
    halt ausweiten wollen. Das ist eine Absichtserklärung
    der Koalitionshaushälter, die sich dem Respekt vor der
    Tatsache verdankt, daß das Parlament der Budgetgeber
    ist. Jetzt liegt uns ein Regierungsentwurf vor, und im

    Oswald Metzger






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Parlament können eine weitere Reduzierung, auch eine
    Absenkung der Nettoneuverschuldung durchaus durch-
    gesetzt werden. Dieses Konsolidierungssignal der Re-
    gierungsfraktionen können wir setzen, damit der Fi-
    nanzminister auch merkt: Ich kann mich auf meine
    Haushaltspolitikerinnen und -politiker verlassen; sie
    fallen mir nicht in den Rücken, weil sie eine Lobbypoli-
    tik für einzelne Ressorts machen. – Wie das nämlich
    funktioniert, haben wir in den vergangenen Jahren bei
    der alten Koalition erlebt. Wir konnten erleben, wie die
    Haushaltspolitiker regelmäßig zurückgepfiffen wurden,
    wenn sie versuchen wollten, etwas einzusparen. Wir
    wollen uns zumindest ernsthaft vornehmen, unser Vor-
    haben durchzusetzen. Von der Sache her können wir uns
    der Unterstützung des Finanzministers in diesem Punkt
    sicher sein.


    (Walter Hirche [F.D.P.]: Sie wiederholen das so oft, daß Zweifel doch angebracht sind!)


    – Zumindest in den Einzelplänen, zu denen bereits jetzt
    Berichterstattergespräche gelaufen sind, haben wir die-
    sen Konsolidierungsbeitrag erbracht. So lauten zumin-
    dest die Informationen von den Kollegen, mit denen ich
    geredet habe.

    Aber um nicht die Linie zu verlieren und als Haus-
    hälter nicht in die Rolle eines Erbsenzählers zu kom-
    men: Wir haben eine Bringschuld. Ich habe mich fest-
    gelegt, Kollege Wagner auch. In zwei oder drei Mona-
    ten, bei der Abschlußberatung hier, können Sie ja Bilanz
    ziehen und sehen, ob wir den Mund zu voll genommen
    haben oder nicht. Ich glaube, wir werden es schaffen.

    Aber ich war beim ordnungspolitischen Fundament
    der Steuerpolitik für die Fiskalpolitik – wir brauchen ei-
    ne Reform der sozialen Sicherungssysteme. Stichwort
    Rente: Wir werden in der Diskussion mit den Großeltern
    derjenigen in dieser Gesellschaft, die in den Beruf ein-
    treten und unter der Last der Abgaben für die Rente lei-
    den, die netto in Relation zu ihrem Einkommen seit
    vielen Jahren immer weniger in der Tasche haben, deut-
    lich machen müssen – und das wissen eigentlich alle –:
    Diese Form von Rentenfinanzierung, der Nettolohnbe-
    zug der gesetzlichen Rente, ist langfristig nicht aufrecht-
    zuerhalten.


    (Zustimmung bei der F.D.P.)

    Aber in der Diskussion um die Systemumstellung gibt es
    unterschiedliche Ansätze. Es gibt auch in dieser Koali-
    tion unterschiedliche Auffassungen. Diese gab es aber in
    der alten Koalition auch: Zwischen den CDU-
    Sozialausschüssen und der F.D.P. liegen in dieser Frage
    Welten.

    Auch bei dieser Reformdebatte möchte ich ordnungs-
    politisch wieder das Steuerrecht bemühen. Wir erwarten
    für dieses Jahr noch eine Verfassungsgerichtsentschei-
    dung zur Steuerfreistellung der Altersvorsorgeleistungen
    im Hinblick auf die Gleichbehandlung von Pensionen
    und Renten. Auch diese Entscheidung wird Geld kosten.
    Aber sie wird hoffentlich zu einer Schlußfolgerung in
    der Koalition führen, die da lautet: Wenn wir als Meß-
    latte für die Steigerungsraten bei der gesetzlichen Rente
    die steigende Lebenserwartung der Bevölkerung anle-

    gen, dann müssen wir im Steuerrecht Anreizsysteme
    schaffen, damit auch der Durchschnittsverdiener netto
    mehr in der Tasche hat, um damit private Vorsorge für
    das Alter betreiben zu können – und zwar steuerfrei.
    Viele Menschen machen das heute aus versteuertem
    Einkommen; denn die Vorsorgepauschale im Lohn- und
    Einkommensteuerrecht wird durch die Sozialversiche-
    rungsbeiträge über die Maßen aufgefressen. Wir müssen
    also eine Doppelstrategie fahren: in der Rente eine de-
    mographische Komponente und gleichzeitig Anreizsy-
    steme für private Vorsorge.

    Der Nebeneffekt einer solchen Konzeption im Steuer-
    recht wird sein, daß wir in dieser Volkswirtschaft
    Wachstumsgewinne provozieren. Alle reden doch im-
    mer davon, daß in England und Amerika im Gegensatz
    zu Deutschland eine Aktienkultur herrscht. Die Eigen-
    kapitalausstattung unserer Volkswirtschaft ist ver-
    gleichsweise gering, weil es in diesem Land keine Akti-
    enkultur gibt, weil breite Kreise der Bevölkerung in den
    letzten Jahren die Aktie überhaupt erst entdeckt haben.