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ID1400406200

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    Plenarprotokoll 14/4 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 4. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 11. November 1998 I n h a l t : Nachträgliche Glückwünsche zu den Geburts- tagen der Abgeordneten Ulrike Mascher, Wolfgang Behrendt und Werner Lensing .... 131 A Erweiterung der Tagesordnung........................ 131 B Absetzung der Punkte 5 und 8 von der Tages- ordnung............................................................ 131 B Tagesordnungspunkt 3: Antrag der Fraktionen SPD, CDU/CSU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, F.D.P. und PDS Bestimmung des Verfahrens für die Be- rechnung der Stellenanteile der Frak- tionen (Drucksache 14/21)......................... 131 C Tagesordnungspunkt 4: Antrag der Fraktionen SPD, CDU/CSU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, F.D.P. und PDS Einsetzung von Ausschüssen (Drucksa- che 14/22)................................................... 131 C Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regie- rungserklärung des Bundeskanzlers ...... 131 D Dr. Hermann Kues CDU/CSU......................... 131 D Walter Riester, Bundesminister BMA ............. 135 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU............ 138 B Dr. Irmgard Schwaetzer F.D.P......................... 139 D Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 141 D Karl-Josef Laumann CDU/CSU .................144 A, 153 A Dr. Heidi Knake-Werner PDS ......................... 146 D Ulla Schmidt (Aachen) SPD.......................149 B, 153 C Rainer Brüderle F.D.P. .................................... 154 A Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 155 A Johannes Singhammer CDU/CSU................... 156 D Peter Dreßen SPD ...................................... 157 D Adolf Ostertag SPD......................................... 159 B Karl-Josef Laumann CDU/CSU................. 161 B Tagesordnungspunkt 6 (in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 1): Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stärkung der Solidarität in der gesetz- lichen Krankenversicherung (Drucksache 14/24) ......................................................... 162 A Wolfgang Lohmann (Lüdenscheid) CDU/ CSU ................................................................. 162 A Andrea Fischer, Bundesministerin BMG......... 163 D Dr. Dieter Thomae F.D.P................................. 167 B Rudolf Dreßler SPD......................................... 168 B Wolfgang Lohmann (Lüdenscheid) CDU/ CSU............................................................ 171 A Dr. Ruth Fuchs PDS ........................................ 172 D Wolfgang Zöller CDU/CSU ............................ 174 A II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 4. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 11. November 1998 Gudrun Schaich-Walch SPD............................ 175 D Wolfgang Zöller CDU/CSU....................... 176 B Ulf Fink CDU/CSU ......................................... 178 A Ausschußüberweisung Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/CSU .... 179 C Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin BMFSFJ........................................................... 182 A Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/ CSU............................................................ 182 D Hubert Hüppe CDU/CSU........................... 184 A Ina Lenke F.D.P............................................... 186 A Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 187 B Petra Bläss PDS............................................... 189 B Maria Eichhorn CDU/CSU.............................. 190 C Hildegard Wester SPD..................................... 192 A Nächste Sitzung ............................................... 194 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 195 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 4. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 11. November 1998 131 (A) (C) (B) (D) 4. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 11. November 1998 Beginn: 9.00 Uhr
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    Hildegard Wester Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 4. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 11. November 1998 195 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 11.11.98 Bulling-Schröter, Eva PDS 11.11.98 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 11.11.98 Hartnagel, Anke SPD 11.11.98 Homburger, Birgit F.D.P. 11.11.98 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 11.11.98 Kanther, Manfred CDU/CSU 11.11.98 Dr. Meyer (Ulm), Jürgen SPD 11.11.98 Nolting, Günther Friedrich F.D.P. 11.11.98 Otto (Frankfurt), Hans-Joachim F.D.P. 11.11.98 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 11.11.98 Reichard (Dresden), Christa CDU/CSU 11.11.98 Schütze (Berlin), Diethard W. CDU/CSU 11.11.98 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.11.98 Vaatz, Arnold CDU/CSU 11.11.98 Dr. Volmer, Ludger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.11.98 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 11.11.98
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ruth Fuchs


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS)

    Frau Präsidentin! Meine
    Damen und Herren! Die neue Koalition, die ihre Vor-
    stellungen in der Gesundheitspolitik in zwei Stufen ver-
    wirklichen will, legt heute als ersten Schritt einen Ge-
    setzentwurf zur Stärkung der Solidarität in der gesetzli-
    chen Krankenversicherung vor. Nicht nur vom Namen
    her klingt das schon wesentlich besser als alles Bisheri-
    ge. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, daß auch im Ge-
    setzentwurf selbst der Wille zur Abkehr von einer auf
    Deregulierung und Privatisierung des Gesundheitsrisi-
    kos gerichteten Politik und zur Wahrung eines solida-
    rischen Gesundheitssystems zum Ausdruck kommt.

    Wir gehen davon aus, daß die beabsichtigten Rück-
    nahmen von Leistungskürzungen und Zuzahlungen das
    Signal dafür sind, daß es künftig auch im Gesundheits-
    wesen wieder sozial gerechter zugehen soll. Es ist auch

    Rudolf Dreßler






    (A) (C)



    (B) (D)


    zu begrüßen, daß Dinge aufgehoben bzw. ausgesetzt
    werden sollen, deren Sinnhaftigkeit bis heute nieman-
    dem ernsthaft zu vermitteln war. Ich denke beispielswei-
    se an das Notopfer Krankenhaus oder an den unseligen
    Automatismus zwischen Beitragssteigerungen einer
    Krankenkasse und der Höhe der Zuzahlungen für ihre
    Mitglieder.

    Selbstverständlich ist es nur konsequent – um auch
    das mit Erleichterung zu erwähnen –, wenn die system-
    fremden Elemente privater Versicherungen wie Kosten-
    erstattung oder Beitragsrückgewähr zurückgenommen
    werden. Sie hätten über kurz oder lang die finanzielle
    Substanz des Solidarausgleichs empfindlich ausgehöhlt.

    Ohne Frage sind die in der Koalitionsvereinbarung
    genannten Bestandteile für die im zweiten Schritt vorge-
    sehene Strukturreform im Gesundheitswesen wie besse-
    re Zusammenarbeit von Hausärzten, Fachärzten und
    Krankenhäusern, die Neuordnung der ambulanten und
    stationären Vergütungssysteme sowie des Arzneimittel-
    marktes zweckmäßig und zielführend.

    Wer allerdings die Kompliziertheit dieser Aufgabe
    und die Stärke des neoliberalen Zeitgeistes kennt, der
    weiß, daß auch die neue Regierung keineswegs vor gra-
    vierenden Fehlentscheidungen gefeit ist.


    (Beifall bei Abgeordneten der PDS)

    Ganz entscheidend wird deshalb sein, in welcher Weise,
    mit welchen Einzelschritten und vor allem auch mit
    welcher Konsequenz diese Vorhaben umgesetzt werden.

    Meine Damen und Herren, uns fällt auch auf, daß
    Maßnahmen zur finanziellen Stärkung der Solidarge-
    meinschaft der Versicherten, die von den heutigen
    Regierenden vor der Wahl ins Auge gefaßt wurden,
    schon in den Koalitionsvereinbarungen nicht mehr auf-
    tauchen. Das betrifft zum Beispiel die Entlastung der ge-
    setzlichen Krankenversicherung von ausgewählten und
    exakt definierbaren versicherungsfremden Leistungen
    wie dem Mutterschaftsgeld oder die Zurücknahme jener
    Verschiebebahnhöfe, mit deren Hilfe die Rentenversi-
    cherung und die Arbeitslosenversicherung vor Jahren
    auf Kosten der gesetzlichen Krankenversicherung entla-
    stet wurden. Politischen Willen vorausgesetzt, gäbe es
    also durchaus Instrumente zur Gegenfinanzierung wei-
    tergehender Sofortmaßnahmen.


    (Beifall bei der PDS)

    Dies verlangt allerdings – das scheint noch Ihr Pro-

    blem zu sein – eine entsprechende Finanz- und Steuer-
    politik. Es engt schon von vornherein die Spielräume
    auch in der Gesundheitspolitik ein, daß die Koalition es
    nicht gewagt hat, den wirklich Reichen in diesem Land
    einen etwas größeren Beitrag zur Bewältigung von Ge-
    meinschaftsaufgaben abzuverlangen.


    (Beifall bei der PDS)

    Ich sage das auch deshalb, weil bei aller Richtigkeit

    der im Vorschaltgesetz enthaltenen Maßnahmen festzu-
    halten ist, daß das Gros der Zuzahlungen und Selbstbe-
    teiligungen bei Medikamenten, Krankenhausaufenthal-
    ten und anderen medizinischen Leistungen bestehen-
    bleibt. Mit anderen Worten: Der Sozialabbau der letzten

    Jahre, den Sie natürlich nicht verursacht haben, wird in
    seiner Massivität – ob man es wahrhaben will oder
    nicht – noch nicht einmal annähernd zurückgenommen.
    Bei allem Wissen um die unvermeidliche Begrenztheit
    erster Maßnahmen ist festzustellen: Von dieser Koali-
    tion müssen mehr und mutigere Schritte erwartet wer-
    den.


    (Beifall bei der PDS)

    Jetzt, liebe Frau Ministerin Fischer, werde ich Ihnen

    eine Freude bereiten. Sie haben ja bereits in Ihrer Rede
    vermutet, daß die PDS das sagen wird. Deshalb will ich
    dies ganz deutlich wiederholen. Für die PDS bleibt es
    dabei: Zuzahlungen und Selbstbeteiligungen in einem
    solidarischen Krankenversicherungssystem sind unso-
    zial; sie sind sogar medizinisch kontraproduktiv und aus
    unserer Sicht bei einem effektiven Ressourceneinsatz
    völlig unnötig. Sie müssen vollständig zurückgenommen
    werden.


    (Beifall bei der PDS)

    Sofortmaßnahmen über die Unterstützung der Wei-

    terbildung in der Allgemeinmedizin hinaus verlangt un-
    serer Auffassung nach der offene Skandal, daß ausgebil-
    dete und hochmotivierte junge Ärztinnen und Ärzte in
    zunehmender Zahl generell keine Chance zur Fach-
    arztweiterbildung und damit zur selbständigen Aus-
    übung ihres Berufes erhalten. Besonders dringlich sind
    die Einrichtung und Finanzierung entsprechender Stellen
    in den Krankenhäusern und natürlich auch im ambulan-
    ten Sektor. Hier steht auch der Bund in der Verantwor-
    tung, die notwendige Abhilfe zu schaffen.


    (V o r s i t z : Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


    Darüber hinaus müssen wir ebenfalls an die besonde-
    re Existenzlage der niedergelassenen Ärzte in Ost-
    deutschland erinnern. Angesichts der bestehenden Ver-
    gütungsunterschiede zwischen Ost und West und des
    anhaltenden Honorarverfalls bei gleichen Betriebskosten
    wird die Situation für viele Ärzte immer bedrohlicher.
    Wir meinen, daß hier vor allem im Interesse der medizi-
    nischen Versorgung der Menschen in den neuen Bun-
    desländern sofort etwas getan werden muß.


    (Beifall bei der PDS)

    Alles in allem hat sich die Koalition in der Gesund-

    heitspolitik viel Richtiges und Anspruchsvolles vorge-
    nommen. Die Umsetzung wird nicht leicht sein. Denn
    aus Erfahrung weiß man: Weder heftige Anfeindungen
    noch gekonnte Versuche der Vereinnahmung durch be-
    stimmte Lobbygruppen werden ausbleiben. Aus unserer
    Sicht kann ich sagen – und das wird bis auf weiteres
    gelten –: Läßt die Koalition ihren Absichten auch die
    entsprechenden Taten folgen, wird sie von seiten der
    PDS eine konstruktiv-kritische Begleitung erfahren.

    Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der PDS)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Als
nächster Redner hat das Wort der Kollege Wolfgang
Zöller, CDU/CSU.

Dr. Ruth Fuchs






(B)



(A) (C)



(D)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Zöller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Mei-
    ne sehr geehrten Damen und Herren! Frau Ministerin,
    zunächst etwas Positives: Wir halten es für sinnvoll, daß
    im Gesundheitsministerium nun auch die Pflegeversi-
    cherung mit bearbeitet wird.

    Aber gestatten Sie mir auch eine kurze Anmerkung
    zur Arbeitsweise der neuen Mehrheit. Dazu, daß am
    Montag früh rund 120 Seiten und drei Stunden später 64
    Austauschseiten ins Büro geschickt wurden, und dann
    gestern früh der Gesetzentwurf vorlag, muß ich doch sa-
    gen: Ich glaube, man sollte bei einem so diffizilen The-
    ma wie der Gesundheit doch etwas sorgfältiger vorgehen
    und unser System nicht zum Spielball unseriöser Wahl-
    versprechungen werden lassen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Das hat Sie in den letzten acht Jahren aber nicht gestört!)


    Auf den ersten Blick scheint sich die Gesundheitspo-
    litik der neuen Regierung in der Rücknahme der Seeho-
    ferschen Reformansätze zu erschöpfen. Bei näherer
    Betrachtung zeichnet sich jedoch – wie auch Sie, Herr
    Kollege Dreßler, gesagt haben – nicht nur ein Politik-
    wechsel, sondern auch ein Systemwechsel ganz deutlich
    ab.

    In einem stimmen wir mit Ihnen überein: Wenn man
    die richtigen Schritte machen will, muß man eine saube-
    re Analyse betreiben. Wir stimmen auch darin mit Ihnen
    überein, daß die letzten Reformen nicht etwa deswegen
    notwendig waren, weil die Qualität unseres Gesund-
    heitswesens nicht gestimmt hätte. Vielmehr waren sie
    notwendig, weil wir ein Finanzierungsproblem haben.
    Wir sind uns auch mit den Sachverständigen einig, daß
    dieses Finanzierungsproblem kein Ausgabeproblem,
    sondern ein Einnahmeproblem war.

    Es ist schon sehr seltsam, wie Sie nun mit weniger
    Einnahmen die Mehrausgaben in den Griff bekommen
    wollen; denn wir werden Mehrausgaben haben – allein
    wenn ich den medizinischen Fortschritt sehe, allein
    wenn ich die höhere Lebenserwartung sehe.

    Deshalb noch einmal: Ihr Geheimnis wird es sein,
    wie man mit weniger mehr bezahlen will.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    In dem vorliegenden Entwurf wird dokumentiert, daß

    die von Ihnen gemachten Wahlversprechungen so ein-
    fach nicht zu halten sind, weil sie nicht finanzierbar
    sind. Sie haben noch großmundig versprochen: Sobald
    wir an der Regierung sind, werden wir die Erhöhung der
    Zuzahlung von 5 DM rückgängig machen. Im Kranken-
    hausbereich haben Sie sie belassen.


    (Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: Nichts geändert!)


    Im Kur- und Reha-Bereich haben Sie sie belassen. Im
    Arzneimittelbereich haben Sie die Zuzahlung in einem
    Fall zum Beispiel von 9 auf 8 DM reduziert.

    In dem Punkt appelliere ich auch an Sie, Herr Dreß-
    ler. Wir haben diese Spreizung damals beschlossen, weil
    wir eine Mengenbegrenzung vornehmen wollten; wir

    wollten den hohen Arzneimittelverbrauch etwas ein-
    grenzen. Wenn man jetzt aber die Spreizung verringert
    und die Zuzahlungen auf 8 DM, 9 DM und 10 DM fest-
    legt, wie wollen Sie es dann jemandem erklären, wenn
    er für eine Mark mehr die doppelte Menge bekommt?
    Ich habe die Befürchtung, daß wir eine Mengenauswei-
    tung in diesem Bereich bekommen werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Eines, sehr geehrte Frau Ministerin, möchte ich

    gleich richtigstellen. Sie haben hier etwas Unwahres ge-
    sagt. Sie haben den Kollegen Lohmann dafür kritisiert,
    daß er hier die Meinung verbreitet habe, Sie würden den
    Leistungserbringern etwas wegnehmen. Sie verneinen
    das und sagen, Sie würden den Leistungsempfängern
    zusätzlich zum Beispiel noch den Zuwachs zur Grund-
    lohnsumme geben.

    Sie sollten Ihren Text einmal genau lesen: Sie schrei-
    ben auf Seite 65 als Basis das Budget von 1996 vor. Sie
    müssen einmal erklären, wie ein Budget von 1996 im
    Jahre 1999 mehr sein soll. Mit Zahlen müssen Sie bei
    mir vorsichtig sein.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Im übrigen sage ich klipp und klar: Ich halte sozial-

    verträgliche Zuzahlungen für wesentlich gerechter als
    Ausgrenzungen und Rationierungen teurer Operationen.
    Diese werden bei der Budgetierung unweigerlich kom-
    men.


    (Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: Wartezeiten!)

    Der uns vorgelegte Gesetzentwurf beeinflußt den

    Krankenhausbereich in drei Punkten: erstens hinsichtlich
    Notopfer, zweitens hinsichtlich Budgetierung und drit-
    tens durch Ihre Zielvorgabe der monistischen Finanzie-
    rung.

    Statt die Ursache des Notopfers, nämlich daß die
    Länder die Instandhaltungskosten der Krankenhäuser
    nicht mehr bezahlen wollen, zu beseitigen, streichen Sie
    ersatzlos die Einnahmen der gesetzlichen Krankenversi-
    cherung um knapp 1 Milliarde DM. Es wäre doch viel
    sinnvoller gewesen, die übrigen Länder auf das positive
    Beispiel des Landes Bayern zu verweisen, das nach wie
    vor die Instandhaltungskosten der Krankenhäuser be-
    zahlt. Deshalb brauchen die Bürger in Bayern dieses
    blödsinnige Notopfer auch nicht zu erbringen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Dieses Notopfer war doch auch nur deswegen notwen-
    dig, weil sich die übrigen Länder aus ihrer Verantwor-
    tung gestohlen haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Der zweite Punkt: Mit der Budgetierung im Kran-

    kenhausbereich bestrafen Sie all die Krankenhäuser, die
    in den letzten Jahren wirtschaftlich gearbeitet haben.


    (Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: So ist es!)

    Sie bestrafen auch die Krankenhäuser, die es auf Grund
    ihrer guten Qualität der Leistung zu Fallzahlsteigerun-
    gen gebracht haben.






    (A) (C)



    (B) (D)


    Ich befürchte, daß wir erleben werden, daß Ende
    nächsten Jahres wieder Operationen verschoben werden
    mit der Begründung: Die Budgetgrenze ist erreicht.


    (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: So kommt es!)


    Dabei war ich der festen Überzeugung, daß wir diese
    unsinnige Diskussion in diesem Hause nicht mehr hätten
    führen müssen. Dann aber wird es heißen: Privatpatien-
    ten ja, gesetzlich Krankenversicherte nein.


    (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Das ist Zweiklassenmedizin!)


    Ich sage Ihnen klipp und klar: Eine starre Budgetierung
    führt unweigerlich zur Zweiklassenmedizin.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Herr Kollege Dreßler, eines hat mich nachdenklich

    gestimmt. Sie sind doch auch für eine Gleichbehandlung
    derer, die Mitglied in der gesetzlichen Krankenversiche-
    rung sind. Was aber haben Sie gemacht? Unsere Rege-
    lung hatte vorgesehen, daß sich jeder Versicherte auch
    als Privatpatient behandeln lassen kann und daß die ge-
    setzlichen Krankenversicherungen den Betrag abrech-
    nen, der in der Satzung festgeschrieben ist. Dieses Pri-
    vileg lassen Sie jetzt nur noch für diejenigen gelten, die
    mehr als 6 300 DM monatlich verdienen. Es ist schon
    seltsam, daß sich ausgerechnet die SPD


    (Zuruf von der CDU/CSU: Hört! Hört!)

    als erstes auf ihre Fahnen schreibt: Für Leute mit 6 300
    DM und mehr machen wir eine Sonderregelung in der
    gesetzlichen Krankenversicherung.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Walter Hirche [F.D.P.]: Schaffung von Transparenz! – Rudolf Dreßler [SPD]: Das haben wir doch 1993 vereinbart!)


    Das ist zumindest für mich sehr zweifelhaft.

    (Rudolf Dreßler [SPD]: Wir haben diese Regelung 1993 zusammen gemacht! Wir gehen nur auf die Vereinbarungen von 1993 zurück, sonst nichts!)


    – Entschuldigung, das steht in Ihrem Gesetzentwurf. Wir
    haben diese Möglichkeit allen gegeben; das ist der gra-
    vierende Unterschied. Gleiche Rechte für alle.


    (Walter Hirche [F.D.P.]: Und Transparenz!)

    Sie aber privilegieren die Besserverdienenden.

    Der letzte Punkt: Wer jetzt im Krankenhausbereich
    die monistische Finanzierung fordert, daß also die
    Kassen nicht nur den Betrieb, sondern auch die Kosten
    der Einrichtungen bezahlen müssen, muß einfach zur
    Kenntnis nehmen, daß dadurch die Einsparmaßnahmen
    zur Stabilisierung des Beitragssatzes ad absurdum ge-
    führt werden,


    (Rudolf Dreßler [SPD]: So ein Quatsch!)

    daß dies unweigerlich zu höheren Beitragssätzen führt.

    Meine sehr geehrten Damen und Herren, in Ihrem so-
    genannten Vorschaltgesetz wird wieder einmal deutlich,
    welch unterschiedliche Systeme sich gegenüberstehen.
    Sie wollen mehr Staat und somit automatisch mehr Bü-
    rokratie. Wir setzen auf Selbstverwaltung und Eigenver-
    antwortlichkeit. Sie wollen vorschreiben, zu welchem
    Arzt man gehen muß. Eventuell wollen Sie demnächst
    noch vorschreiben, wie oft man zum Arzt gehen darf.
    Sie wollen vielleicht auch noch vorschreiben, was der
    Arzt verordnen darf.


    (Rudolf Dreßler [SPD]: Wo steht das denn?)

    – Das steht alles drin. Lesen Sie sich das einmal durch!
    In diesen anderthalb Tagen, die ich zur Verfügung hatte,
    habe ich das sehr genau gelesen. Das ist der Weg in die
    Staatsmedizin und gefährdet unser hochleistungsfähiges
    Gesundheitssystem, das wir bis heute haben. Diese Bud-
    getierung wird zudem wirtschaftlich sinnvolle Wachs-
    tumseffekte im Dienstleistungsbereich Gesundheitswe-
    sen drastisch einschränken.

    Wer will, daß wir unsere Qualität der medizinischen
    Versorgung sichern, daß die Finanzierbarkeit ohne wei-
    tere Beitragssatzanhebungen gewährleistet und niemand
    wegen seiner finanziellen Situation von medizinisch
    notwendigen Leistungen ausgeschlossen wird, der muß
    den Mut haben, sich zu mehr Eigenverantwortlichkeit zu
    bekennen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Dies ist wesentlich schwieriger, als unseren Bürgern
    mehr und immer mehr zu versprechen. Vor allen Dingen
    aber ist dies ehrlicher.

    Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich wünsche
    uns allen Gesundheit und mehr Mut zur Ehrlichkeit.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)