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ID1323302300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/233 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 233. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 30. April 1998 Inhalt: Begrüßung des Vorsitzenden der Volksversammlung der Republik Bulgarien, Herrn Jordan Sokolov 21321 A .Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeordneten Reinhard Freiherr von Schorlemer 21321 B Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 21321 B Absetzung von Tagesordnungspunkten 21321 C Nachträgliche Ausschußüberweisungen 21321 D Tagesordnungspunkt 8: a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Beteiligung der Arbeitnehmer am Produktivvermögen und anderer Formen der Vermögensbildung der Arbeitnehmer (Drittes Vermögensbeteiligungsgesetz) (Drucksachen 13/10012, 13/10527, 13/10528) . 21322 A b) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag der Abgeordneten Ottmar Schreiner, Hans-Eberhard Urbaniak, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Offensive zur Förderung der Arbeitnehmerbeteiligung am Produktivvermögen (Drucksachen 13/4373, 13/10527) 21322 B Wolfgang Vogt (Düren) CDU/CSU . . 21322 C Ottmar Schreiner SPD 21325 D Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21328 D Gisela Frick F.D.P 21331 C Manfred Müller (Berlin) PDS . . 21334 A, 21338 D Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA . 21336 A, 21339 A Hans-Eberhard Urbaniak SPD 21339 B Peter Keller CDU/CSU 21341 B Dr. Michael Meister CDU/CSU 21342 D Tagesordnungspunkt 9: a) - Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Bekämpfung der Scheinselbständigkeit (Drucksachen 13/8942, 13/10269) 21344 D - Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Bekämpfung der Scheinselbständigkeit (Drucksachen 13/6549, 13/10269) . 21344 D b) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag der Abgeordneten Annelie Buntenbach, Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Arbeits- und sozialrechtlicher Schutz für abhängige Selbständige (Druck sachen 13/7421, 13/10269) 21344 D c) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Ottmar Schreiner, Rudolf Dreßler, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Beseitigung des Mißbrauchs der Geringfügigkeitsgrenze in der Sozialversicherung (Drucksachen 13/3301, 13/10180, 13/10447) 21345 A d) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung - zu dem Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Dauerhafte Beschäftigungen sozialversichern - zu dem Antrag der Abgeordneten Petra Bläss, Dr. Heidi Knake-Werner und der Gruppe der PDS Sozialversicherungspflicht für jede bezahlte Arbeitsstunde (Drucksachen 13/4969, 13/6090, 13/ 10180) 21345 A e) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag der Fraktion der SPD Illegale Beschäftigung durch konsequentes gemeinsames Handeln von Bund und Ländern unterbinden (Drucksachen 13/7802, 13/9458) . . 21345 B Rudolf Scharping SPD 21345 C Julius Louven CDU/CSU 21349 A Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 21350D, 21359 C Dr. Gisela Babel F.D.P 21353 B Dr. Heidi Knake-Werner PDS 21355 A Horst Günther, Parl. Staatssekretär BMA 21356 C, 21360 B Leyla Onur SPD 21360 D Johannes Singhammer CDU/CSU . . 21362 C Paul K. Friedhoff F.D.P 21364 A Dr. Gregor Gysi PDS 21366 A Peter Dreßen SPD 21366 C Dr. Maria Böhmer CDU/CSU . . 21368B, 21371 A Peter Dreßen SPD 21368 D Gerd Andres SPD 21370 C Hans Büttner (Ingolstadt) SPD 21371 B Wolfgang Meckelburg CDU/CSU . . . 21372 C Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (zur GO) 21374 C Tagesordnungspunkt 14: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 26. November 1997 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Kasachstan zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen (Drucksache 13/10401) . . 21375 C b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Änderungsvereinbarung vom 8. Mai 1997 zum Abkommen vom 5. Mai 1995 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung von Hongkong über den Fluglinienverkehr (Drucksache 13/10432) 21375 C c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 24. November 1997 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Kroatien über Soziale Sicherheit (Drucksache 13/10433) 21375 D d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 17. Dezember 1997 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Bulgarien über Soziale Sicherheit (Drucksache 13/10434) 21375 D e) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Statistik im Produzierenden Gewerbe (Drucksache 13/10342) 21376 A f) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umwandlung der Deutschen Genossenschaftsbank (DG Bank-Umwandlungsgesetz) (Drucksache 13/10366) 21376 A g) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung der Vorschriften über die repräsentative Wahlstatistik bei der Wahl zum Deutschen Bundestag und bei der Wahl der Abgeordneten des Europäischen Parlaments aus der Bundesrepublik Deutschland (Wahlstatistikaufhebungsgesetz - WStatAufhG) (Drucksache 13/10533) 21376 A h) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Beseitigung von Erwerbsbeschränkungen für ausländische Investoren und Staaten (Drucksache 13/10534) . . . 21376 B i) Antrag des Bundesministeriums der Finanzen Entlastung der Bundesregierung für das Haushaltsjahr 1997 - Vorlage der Haushaltsrechnung und Vermögensrechnung des Bundes (Jahresrechnung 1997) - (Drucksache 13/10378) . . . . 31276 B j) Antrag der Abgeordneten Ulrike Mehl, Michael Müller (Düsseldorf), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Langfristige Sicherung des Naturschutzes bei der Privatisierung von Flächen in Nationalparken und Biosphärenreservaten (Drucksache 13/10211) . . 21376 B k) Antrag der Abgeordneten Dr. Winfried Wolf, Dr. Dagmar Enkelmann, Dr. Gregor Gysi und der Gruppe der PDS Bau- und Betriebsordnung für Regionale Eisenbahnstrecken (Drucksache 13/10340) 21376 C 1) Antrag der Abgeordneten Klaus-Jürgen Warnick, Dr. Uwe-Jens Heuer, Dr. Gregor Gysi und der Gruppe der PDS Begrenzung der Erhöhung der Nutzungsentgelte für Erholungsgrundstücke in Ostdeutschland auf die derzeit übliche Bodenrendite (Drucksache 13/10466) 21376 C Zusatztagesordnungspunkt 1: Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Antrag der Abgeordneten Hans-Joachim Hacker, Rolf Schwanitz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Hemmnisse und Rechtsunsicherheiten im Immobilienrecht und beim Nutzerschutz beseitigen (Drucksache 13/10329) 21376 C b) Antrag der Abgeordneten Dr. Dietmar Kansy, Peter Götz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Hildebrecht Braun, Dr. Klaus Röhl und der Fraktion der F.D.P. Politik zur Erhaltung und Stärkung der Innenstädte (Drucksache 13/10536) 21376 D Tagesordnungspunkt 15: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Elften Gesetzes zur Änderung des Luftverkehrsgesetzes (Drucksachen 13/9513, 13/10530, 13/10556) . 21377 A b) Beschlußempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Fraktion der SPD Fortsetzung des Friedensprozesses in Bosnien-Herzegowina (Drucksachen 13/6488, 13/10456) 21377 B c) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung Aufhebbare Vierzigste Verordnung zur Änderung der Außenwirtschaftsverordnung (Drucksachen 13/9582, 13/9669 Nr. 2.2, 13/10380) 21377 C d) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung Aufhebbare Einhundertsechsunddreißigste Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste - Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz - (Drucksachen 13/9583, 13/9669 Nr. 2.3, 13/10382) 21377 C e) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament Entschließung des Europäischen Parlaments zum Jahresbericht der Kommission über Chancengleichheit für Frauen und Männer in der Europäischen Union 1996 (Drucksachen 13/9086 Nr. 1.7, 13/10351) 21377 D f) Beschlußempfehlung des Rechtsausschusses Übersicht 9 über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht (Drucksache 13/10377) 21378 A g) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft - zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für eine Verordnung (EG) des Rates zur Änderung der Verordnung Nr. 3094/95 des Rates und damit zur weiteren Verlängerung der Anwendung von Regelungen der Siebten Richtlinie des Rates über Beihilfen für den Schiffbau Vorschlag für eine Verordnung (EG) des Rates über eine Neuregelung der Beihilfen für den Schiffbau - zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Mitteilung der Kommission an den Rat, das Europäische Parlament, den Wirtschafts- und Sozialausschuß und den Ausschuß der Regionen Für eine neue Schiffbaupolitik (Drucksachen 13/9086 Nr. 2.53 und 2.52, 13/10448) 21378 A h) bis k) Beschlußempfehlungen des Petitionsausschusses Sammelübersichten 334 bis 337 zu Petitionen (Drucksachen 13/ 10467 bis 13/10470) 21378 B-D Zusatztagesordnungspunkt 2: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zum Treffen des Bundesratspräsidenten Schröder mit dem weißrussischen Präsidenten Lukaschenko . . 21378 D Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU . . . . 21378 D Günter Verheugen SPD 21380 A Gerd Poppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 21381 C Ulrich Irmer F.D.P 21382 D Steffen Tippach PDS 21383 D Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . 21384 C Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . 21385 C Karsten D. Voigt (Frankfurt) SPD . . . 21386 D Klaus Francke (Hamburg) CDU/CSU . 21387 D Uta Zapf SPD 21388 D Andreas Krautscheid CDU/CSU . . . 21390 B Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . 21391 A Dr. Wolfgang Bötsch CDU/CSU 21392 A Tagesordnungspunkt 10: a) Unterrichtung durch die Bundesregierung Waldzustandsbericht der Bundesregierung 1997 - Ergebnisse der Waldschadenserhebung - (Drucksache 13/9442) 21393 A b) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Waldbericht der Bundesregierung (Drucksachen 13/8493, 13/10374) . . 21393 A c) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten - zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung - zu dem Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung - zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung - zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Steffi Lemke, Ulrike Höfken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Waldzustandsbericht der Bundesregierung 1996 - Ergebnisse der Waldschadenserhebung - (Drucksachen 13/6300, 13/6961, 13/6974, 13/6975, 13/9925) . 21393 A d) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Forstabsatzfondsgesetzes (Drucksachen 13/10285, 13/10542) 21393 B Ernst Hinsken, Parl. Staatssekretär BML 21393 C Heidi Wright SPD 21395 C Max Straubinger CDU/CSU 21397 B Steffi Lemke BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 21398 C Ulrich Heinrich F D P. 21399 D Rolf Köhne PDS 21401 B Reinhard Freiherr von Schorlemer CDU/ CSU 21402 B Dr. Liesel Hartenstein SPD 21403 B Tagesordnungspunkt 12: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Volker Beck (Köln), Cern Özdemir, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Schutz vor Diskriminierung und zur Stärkung von Minderheitenrechten (Antidiskriminierungs- und Minderheitenrechtsgesetz) (Drucksache 13/9706) 21406 A b), Erste Beratung des von dem Abgeordneten Volker Beck (Köln) und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Eintritt des hinterbliebenen Haushaltsangehörigen in den Mietvertrag (Drucksache 13/9961) 21406 B c) Erste Beratung des von den Abgeordneten Margot von Renesse, Dr. Herta Däubler-Gmelin, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Durchsetzung des Gleichbehandlungsgebotes des Artikels 3 Grundgesetz (Gleichbehandlungsgesetz) (Drucksache 13/10081) 21406 B Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 21406 C Dr. Dietrich Mahlo CDU/CSU 21407 C Margot von Renesse SPD 21408 C Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . . 21410 A Christina Schenk PDS 21410 D Dr. Edzard Schmidt-Jortzig, Bundesminister BMJ 21411 C Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 21412 C Nächste Sitzung 21413 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 21415 * A 233. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 30. April 1998 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bahr, Ernst SPD 30. 4. 98 Becker-Inglau, Ingrid SPD 30. 4. 98 Braune, Tilo SPD 30. 4. 98 Dr. Bürsch, Michael SPD 30. 4. 98 Carstensen (Nordstrand), CDU/CSU 30. 4. 98 Peter Harry Dempwolf, Gertrud CDU/CSU 30. 4. 98 Dr. Dregger, Alfred CDU/CSU 30. 4. 98 Duve, Freimut SPD 30. 4. 98 Dr. Gerhardt, Wolfgang F.D.P. 30. 4. 98 Glos, Michael CDU/CSU 30. 4. 98 Graf (Friesoythe), Günter SPD 30. 4. 98 Gysi, Andrea PDS 30. 4. 98 Frhr. von Hammerstein, CDU/CSU 30. 4. 98 Carl-Detlev Hanewinckel, Christel SPD 30. 4. 98 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 30. 4. 98 Hedrich, Klaus-Jürgen CDU/CSU 30. 4. 98 Hempelmann, Rolf SPD 30. 4. 98 Hiller (Lübeck), Reinhold SPD 30. 4. 98 Hoffmann (Chemnitz), SPD 30. 4. 98 Jelena Janz, Ilse SPD 30. 4. 98 Dr. Jüttner, Egon CDU/CSU 30. 4. 98 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 30. 4. 98 Kurzhals, Christine SPD 30. 4. 98 Dr. Leonhard, Elke SPD 30. 4. 98 Lüth, Heidemarie PDS 30. 4. 98 Meißner, Herbert SPD 30. 4. 98 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 30. 4. 98 Oesinghaus, Günther SPD 30. 4. 98 Papenroth, Albrecht SPD 30. 4. 98 Dr. Pick, Eckhart SPD 30. 4. 98 Regenspurger, Otto CDU/CSU 30. 4. 98 Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Reinhardt, Erika CDU/CSU 30. 4. 98 Reschke, Otto SPD 30. 4. 98 Dr. Rexrodt, Günter F.D.P. 30. 4. 98 Dr. Rochlitz, Jürgen BÜNDNIS 30. 4. 98 90/DIE GRÜNEN Rübenkönig, Gerhard SPD 30. 4. 98 Saibold, Halo BÜNDNIS 30. 4. 98 90/DIE GRÜNEN Schild, Horst SPD 30. 4. 98 Schlauch, Rezzo BÜNDNIS 30. 4. 98 90/DIE GRÜNEN Schmidt (Salzgitter), SPD 30. 4. 98 , Wilhelm Schütz (Oldenburg), SPD 30. 4. 98 Dietmar Schütze (Berlin), CDU/CSU 30. 4. 98 Diethard W. Schulte (Hameln), SPD 30. 4. 98 Brigitte Schultz (Everswinkel), SPD 30. 4. 98 Reinhard Schwanitz, Rolf SPD 30. 4. 98 Seidenthal, Bodo SPD 30. 4. 98 Terborg, Margitta SPD 30. 4. 98 Dr. Thalheim, SPD 30. 4. 98 Gerald Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 30. 4. 98 Titze-Stecher, Uta SPD 30. 4. 98 Tröger, Gottfried CDU/CSU 30. 4. 98 Türk, Jürgen F.D.P. 30. 4. 98 Vergin, Siegfried SPD 30. 4. 98 Vosen, Josef SPD 30. 4. 98 Welt, Jochen SPD 30. 4. 98 Dr. Wolf, Winfried PDS 30. 4. 98 Zierer, Benno CDU/CSU 30. 4. 98 Zwerenz, Gerhard PDS 30. 4. 98
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    Rede von Rudolf Scharping


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir haben uns hier im Deutschen Bundestag schon mehrfach über Fragen unterhalten, die um das Thema von Recht und Ordnung auf den Arbeitsmärkten kreisen.
    Kürzlich hat mir ein Betriebsrat in Kiel gemeinsam mit seinem Bauunternehmer den Tätigkeitsbericht des Winterbauausschusses des Landesarbeitsamtes Nord vorgelegt. In diesem Bericht vom 10. September 1997 wird aufgelistet, was sich aus den Feststellungen der Arbeitsverwaltung im Zusammenhang mit dem Arbeitnehmerentsendegesetz ergeben hat.
    In diesem Bericht steht beispielsweise, daß in 740 Fällen im Bezirk des Landesarbeitsamtes Nord gegen die Mindestlohnregelungen verstoßen wurde und daß sich insbesondere bei Firmen aus Großbritannien der Verdacht auf Scheinselbständigkeit ergeben habe. Darauf komme ich gleich noch einmal zurück. In diesem Bericht wird dargetan, daß sich das Landesarbeitsamt mit seinen Möglichkeiten insbesondere auf die Frage konzentriert habe, ob die Mindestlohnregelungen nach dem Arbeitnehmerentsendegesetz eingehalten worden seien. Dann wird berichtet, daß bei einzelnen Firmen, und zwar mit Herkunft aus der Europäischen Union und aus Polen, Stundenlöhne von 4,47 DM bis 2,24 DM festgestellt worden sind.
    Ich erwähne dies hier am Anfang, weil die Fragen der illegalen Beschäftigung, der Scheinselbständigkeit und der Verstöße gegen Mindestlohnvorschriften und Bestimmungen des Arbeitnehmerentsendegesetzes in einem Zusammenhang gesehen werden müssen. Wenn es nicht gelingt, diese Mißstände zu beseitigen, konsequent dagegen vorzugehen und Wettbewerbsgleichheit zwischen Firmen herzustellen, dann kann es nicht gelingen, Recht und Ordnung auf dem Arbeitsmarkt herzustellen und einen Schritt zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit zu tun.

    (Beifall bei der SPD und der PDS)

    Ich habe hier im Deutschen Bundestag zu diesen Fragen mehrfach Stellung genommen. Ich muß Ihnen sagen, daß ich angesichts solcher und anderer Berichte, die ich Ihnen schon aus Zeitgründen jetzt nicht vortragen will, über die Ignoranz erschüttert bin, mit der die Mehrheit des Deutschen Bundestages diese Themen behandelt.

    (Zuruf von der SPD: Die wollen das so!)

    Ein Aspekt ist noch zu ergänzen: Es geht ja nicht nur um die Einhaltung von Regeln im Sozialbereich und um den Schutz von Arbeitnehmern. Das ist wichtig. Es geht auch um die Wettbewerbsgleichheit zwischen Firmen und um das Rechtsbewußtsein der Bürgerinnen und Bürger. Nicht zuletzt geht es darum, den Nährboden für rechtsradikalen Protest auszutrocknen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Wer sich solche Berichte anschaut und darüber mit betroffenen Menschen, Betriebsräten und Arbeitnehmern redet, dem wird sehr schnell deutlich, daß diese Berichte eine außerordentlich hohe Brisanz besitzen.

    Rudolf Scharping
    Wenn zum Beispiel im Baubereich - und nicht nur dort - der Mißbrauch und Verstöße gegen gesetzliche Vorschriften, Tariftreue und andere Bestimmungen gang und gäbe werden, dann entsteht ein Prozeß, in dem Arbeitnehmer den Staat nicht mehr als das empfinden, was er sein muß, nämlich Schutzmacht gegen Mißbrauch und gegen Rechtsverstöße, sondern als ignorant empfinden.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Was sich die Mehrheit des Deutschen Bundestages und die Bundesregierung auf diesem Felde leisten, ist gänzlich unverantwortlich. Der Antrag der SPD-Fraktion zur Bekämpfung illegaler Arbeit stammt vom 4. Juni 1997. Die Mißstände sind offenkundig. Ein Jahr später reden wir über diese Frage, wobei nach dem Willen der Mehrheit negativ entschieden werden soll.
    Der Gesetzentwurf der SPD gegen den Mißbrauch der 620-Mark-Verträge stammt vom 11. Dezember 1995.

    (Dr. Uwe Küster [SPD]: Hört! Hört!)

    Erst jetzt - und dann auch noch negativ - soll darüber entschieden werden, obwohl sich der Mißbrauch dieser sozialversicherungsfreien Beschäftigung immer weiter, mittlerweile millionenfach, ausgedehnt hat.
    Der Gesetzentwurf der SPD gegen die Scheinselbständigkeit ist im Dezember 1996 eingereicht worden. Er mußte erneut im Dezember 1997 eingereicht werden, um Sie überhaupt zur Beratung zu zwingen. Es ist eine unverantwortliche Ignoranz, daß die Koalitionsmehrheit die groben Mißstände auf dem Arbeitsmarkt nicht zur Kenntnis nimmt und nichts dagegen tun will.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Schlimmer noch: In der letzten Sitzungswoche wurde hier ein sogenanntes Vergabegesetz verabschiedet. Möglichkeiten, Betriebe über die Vergabe öffentlicher Aufträge zu verpflichten, auszubilden, die Geschlechter gleichberechtigt zu behandeln und Arbeitnehmer tariftreu zu bezahlen, sind von Ihnen mittlerweile gesetzlich eliminiert worden. Sie haben damit eines von vielen wichtigen Instrumenten aus der Hand gegeben - eine Mischung aus Regeln und Gesetzen, um auf der einen Seite die Einhaltung dieser Verpflichtungen zu überwachen und die Verstöße zu ahnden und auf der anderen Seite wirtschaftliche Anreize zu schaffen -, wirksam etwas gegen die Tatsache zu tun, daß ein Arbeitnehmer mit Wohn- oder Geburtsort in Berlin, in Brandenburg, in Mecklenburg-Vorpommern oder anderenorts in Deutschland ja keine Chance hat, zu den normalen Tarifen beschäftigt zu werden und damit seine Arbeitslosigkeit zu überwinden, solange es Firmen gibt, die nur mit Bußgeldern wegen einer scheinbaren Ordnungswidrigkeit belegt werden und die Arbeitnehmer für 2,24 DM oder wenig mehr in der Stunde beschäftigen. Das ist ein unverantwortlicher Zustand! Unverantwortlich ist auch die Ignoranz der Koalition hinsichtlich dieses Problems.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Man kann - viele von uns tun das voller Überzeugung - gegen orientierungslosen, wütenden und politisch gefährlichen Protest anreden. Genauso wichtig ist, etwas gegen seine Ursachen zu tun. Deswegen sage ich in aller Deutlichkeit: Wir werden uns nicht nur zu überlegen haben, daß wir uns die illegale Beschäftigung mit Kontrollen schärfer vornehmen. Wir werden uns nicht nur zu überlegen haben, daß wir den Mißbrauch, der von manchen Firmen betrieben wird, konsequent bekämpfen. Dazu wird im Zweifel auch gehören, sich die Frage zu stellen, ob solche Zustände tatsächlich nur nach dem Ordnungswidrigkeitenrecht und in Zukunft nicht auch nach dem Strafrecht behandelt werden müssen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Ich sage das mit Blick auf ein in Bonn leider nicht so sehr gewürdigtes Urteil aus Regensburg, wo ein Landgericht, wenn ich es richtig im Kopfe habe, einen Unternehmer verurteilt hat, weil der ähnliche Praktiken gepflegt hatte.
    Meine Damen und Herren, die illegale Beschäftigung ist ein Element besonderer Schwierigkeiten des Arbeitsmarktes bei ganz bestimmten Berufsgruppen. Wenn Schätzungen der Arbeitsverwaltung oder anderer Sachverständiger davon sprechen, daß in Deutschland mehrere hunderttausend Menschen illegal beschäftigt sind, dann besteht für uns eigentlich die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, alle Instrumente, auch das öffentliche Bewußtsein, zu schärfen, um gegen solche Mißstände vorzugehen.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie empfehlen Ablehnung. Sie empfehlen Ignoranz. Sie empfehlen, die Augen zuzumachen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Stimmt doch gar nicht!)

    Die Augen vor den Realitäten zu verschließen ist aber keine sinnvolle Möglichkeit, um Realitäten zum Besseren zu verändern.
    Das gilt übrigens auch für die 620-DM-Verträge. Eine Zeitlang hatten wir 'die Hoffnung, auf diesem Gebiet könne sich etwas bewegen. 1995 haben wir den erwähnten Antrag eingebracht. Dann gab es eine kontinuierliche Debatte bei Aussprachen über Regierungserklärungen, Haushalte und anderes. Im Herbst 1997 kam plötzlich eine Scheinbewegung in die Diskussion. In der „Leipziger Volkszeitung" vom 13. Oktober 1997 stand zu lesen: Dieses Nein von Herrn Westerwelle - ich füge hinzu: zur Einschränkung der versicherungsfreien Beschäftigungsverhältnisse - ist nicht einmal das Papier wert, auf dem es steht. Wenn wir eine vernünftige Lösung haben, wird sie kommen, mit oder ohne Westerwelle. Solche Pro-

    Rudolf Scharping
    bleme erzwingen ihre Lösung. Das ist wie mit der Steuer- oder Rentenreform. - Wolfgang Schäuble!

    (Zurufe von der SPD: Nanu! Wo ist er denn?)

    Aus diesem Zitat kann ich nur den Schluß ziehen: Sie kennen vielleicht das Problem, aber Sie haben keine Lösung.

    (Beifall bei der SPD Zuruf von der SPD: Die sind das Problem!)

    Der sich einflußreich und machtvoll fühlende Vorsitzende der CSU-Landesgruppe sagte in der „Stuttgarter Zeitung": Die Arbeitsverhältnisse auf der Basis der 620-DM-Jobs sind in dieser Masse nicht erträglich.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Hört! Hört!)

    Herr Schäuble fügte im Oktober 1997 hinzu: Es kann doch nicht sein, daß ein immer größerer Teil der Beschäftigung nicht versicherungspflichtig ist. Da bricht die Grundlage unseres Sozialsystems weg. - So im „Stern" zitiert.

    (Peter Dreßen [SPD]: Recht hat er!)

    Herr Geißler fügte hinzu - gewisse strategische Fähigkeiten kann man ihm nicht absprechen -, die F.D.P. habe in der Koalition - Zitat - jetzt ihr Konto ausgeglichen; ich will sogar sagen: Sie haben es überzogen.

    (Franz Thönnes [SPD]: Recht hat er!)

    Meine Damen und Herren, wenn Sie doch selber diese Einsicht haben, wenn Ihr Fraktionsvorsitzender, der CSU-Landesgruppenvorsitzende, der frühere Generalsekretär und heutige stellvertretende Fraktionsvorsitzende und auch der Generalsekretär Ihrer Partei

    (Zuruf von der SPD: Und Frau Süssmuth!)

    zu demselben Ergebnis kommen, warum können Sie dann nicht Ihrer Einsicht folgen und hier ohne Koalitionszwänge etwas beschließen, was nach Ihrer eigenen Überzeugung beschlossen werden muß, um den Mißbrauch einzudämmen?

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Diese Tätigkeiten waren einmal für Aushilfen in der Landwirtschaft, in den Gastwirtschaften oder anderenorts gedacht. Sie waren einmal für Studierende gedacht, damit sie sich in den Semesterferien ein versicherungsfreies Zubrot erwerben können. Sie waren aber nicht für Handelsketten gedacht, die mehr als die Hälfte ihrer Belegschaften außerhalb der Sozialversicherung beschäftigen.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Eine Untersuchung des Bundesarbeitsministeriums, durchgeführt vom Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik, beziffert die Zahl der Minijobs auf rund 5,6 Millionen und nennt einen Anstieg
    von 1,2 Millionen innerhalb von nur fünf Jahren. Das sozioökonomische Panel, also eine Erhebung bei privaten Haushalten, die vom DIW durchgeführt wird, nennt hochgerechnet 5,4 Millionen und beziffert die Zahl einschließlich der Dunkelziffer auf bis zu 6,3 Millionen.
    Meine Damen und Herren, wenn man solche Zahlen und die Trends, die sich übrigens auch aus dem Mikrozensus ergeben, sieht, bleibt eine einzige Frage: Wieviel Ignoranz braucht man, wie lange muß man die Augen zudrücken, wie lange muß man die Ohren verschließen, um nicht zu sehen, daß hier eine Grundlage des Sozialversicherungssystemes wegbricht, daß es unsolidarisch ist, ganze Belegschaften außerhalb der Sozialversicherung zu beschäftigen, und daß es auch frauenfeindlich ist, was hier getan wird? Gebt den Frauen ordentliche Teilzeitarbeitsplätze! Das ist vernünftiger.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS Dr. Gisela Babel [F.D.P.]: Nein, es ist nicht frauenfeindlich!)

    Man kann sich nicht wie der Bundeskanzler - mehrfach hat er das getan - hier im Deutschen Bundestag hinstellen und die Verhältnisse in den Niederlanden, nämlich die Schaffung von Teilzeitarbeitsplätzen, also die dortige hohe Teilzeitquote, als Vorbild preisen, ohne die Bedingungen zu nennen. Der niederländische Ministerpräsident Wim Kok hat das einmal auf eine sehr feine und zurückhaltende, aber auch sehr deutliche Weise klargemacht: Wer die niederländische Situation niedrigerer Arbeitslosigkeit, einer höheren Zahl von Teilzeitarbeitsplätzen und einer besseren Beschäftigungsmöglichkeit gerade für Frauen preist, muß hinzufügen, daß in den Niederlanden jede regelmäßige Arbeitsstunde - ab der ersten Stunde - sozialversichert ist.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Wenn Sie aber glauben, daß es zur Wettbewerbsgleichheit in Handwerk und Mittelstand gehört, daß sich eine Minderheit aus der Ausbildung verabschiedet, die große Mehrheit aber dabeibleibt und daß sich eine Minderheit aus der regelmäßigen sozialversicherten Beschäftigung verabschiedet, die große Mehrheit aber versucht, dabeizubleiben, dann kann ich nur feststellen: Sie haben null Ahnung.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Deswegen appelliere ich an Sie, der Einsicht von Herrn Schäuble, Herrn Glos, Herrn Geißler und, wenn Sie wollen, auch der von Herrn Hintze zu folgen. Dann könnten wir heute im Deutschen Bundestag einen ersten großen Schritt tun, um aus der sozialversicherungsfreien Beschäftigung und ihrem Mißbrauch ordentliche Teilzeitarbeitsplätze zu machen.
    Dasselbe gilt für die Scheinselbständigkeit. Nach meiner Meinung wird im Deutschen Bundestag manchmal zuwenig über das Praktische gesprochen. Kann mir jemand erklären, was es mit Selbständig-

    Rudolf Scharping
    keit zu tun hat, wenn sich ein britischer Bauarbeiter auf einer Baustelle in Deutschland verdingt und von der Baufirma wie ein Selbständiger behandelt wird? Kann mir jemand erklären, was es mit Selbständigkeit zu tun hat, wenn ein Kellner in einem durchaus feinen Restaurant - solche Restaurants gibt es viele und Kellner noch mehr -

    (Ulrich Irmer [F.D.P.]: Aha, die kennen Sie!?)

    mit Umsatzbeteiligung drei Tische bedient und dann behauptet wird, er sei selbständig? Kann mir jemand erklären, was es mit Selbständigkeit zu tun hat, wenn ein Lkw-Fahrer gegen Zahlung einer Pacht, nachdem er den Lkw vorher finanziert hat, von einer Firma beschäftigt wird, die ihm die Routen, die Margen, die Güter und alles andere vorschreibt?
    Das alles hat mit Selbständigkeit überhaupt nichts zu tun. Es hat mit einem einzigen Umstand zu tun, daß es nämlich leider eine wachsende Zahl von Arbeitgebern gibt, die aus der Sozialversicherung fliehen und versuchen, Leistungen, die für die Allgemeinheit zu zahlen sind, auf diese Weise zu vermeiden bzw. mindestens zu vermindern. Auch halte ich es für unverantwortlich, daß Sie der großen Zahl an Recht, Ordnung und fairen Verhältnissen interessierten und ehrlichen Handwerkern sowie selbständigen Mittelständlern sagen: Im Zweifel müßt auch ihr das so tun. Wir wollen, daß im Interesse der ehrlichen selbständigen Handwerker ein Damm gegen Scheinselbständigkeit gebaut wird. War es nicht der Bundesarbeitsminister, der diesen Damm ebenfalls gefordert hat?

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Ich möchte eines deutlich machen - Herr Schäuble, Herr Glos und Herr Hintze sind nicht anwesend -:

    (Zuruf von der SPD: Blüm auch nicht!)

    Wir sprechen über eines der zentralen Probleme auf dem Arbeitsmarkt, über eines der zentralen Probleme für das Rechtsbewußtsein und das Vertrauen in den Staat und seine Fähigkeit, Schutz zu bewirken und die Einhaltung von Vorschriften und Gesetzen zu erreichen. Es ist außerordentlich billig, sich in allerlei Interviews dahin gehend zu äußern, jawohl, da muß etwas geschehen, da muß man etwas tun, da muß etwas entschieden werden,

    (Dr. Gisela Babel [F.D.P.]: Der war ja nicht in der Anhörung, leider!)

    und dann bei solchen Debatten im Deutschen Bundestag weder anwesend zu sein noch sich mit Wortmeldungen zu beteiligen und möglicherweise auch nicht an Abstimmungen teilzunehmen. Das macht deutlich: Es ist unglaubwürdig, was da einige treiben.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Verehrte Frau Kollegin Babel, da Sie ja auf diesem Thema immer - -

    (Dr. Gisela Babel [F.D.P.]: Rumreiten!)

    - Nein, ich will nicht sagen, daß Sie besonders darauf „rumreiten". Sie haben nur gesagt, es sei eine „Hexenjagd".

    (Peter Dreßen [SPD]: Der Dracula der Sozialpolitik! Detlev von Larcher [SPD]: Aber wer ist die Hexe? Gegenruf von der CDU/CSU: Wer ist der Jäger?)

    Das haben Sie ausweislich des „Fernseh- und Hörfunkspiegels Inland" des Bundespresseamtes am 20. Oktober 1997 gesagt. Wer mit solchen Äußerungen an dieses ernste Thema herangeht, der hat etwas übersehen, nämlich daß in Deutschland vermutlich 5 Millionen Frauen außerhalb der Sozialversicherung von Handelsketten usw. beschäftigt werden. Das ist ein Schaden für die betroffenen Frauen, und es ist ein Schaden für die anderen Firmen, die mit diesen Handelsketten konkurrieren müssen.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Manfred Müller [Berlin] [PDS])

    Deswegen zeigt sich auch hier leider mehreres: In der Koalition gibt es einige, die die richtige Einsicht haben, sie sind aber unfähig, die notwendigen Konsequenzen daraus zu ziehen und sie umzusetzen. Wenn man überhaupt in Deutschland von Blockade reden kann: Da ist sie.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Manfred Müller [Berlin] [PDS])

    Sie sind unfähig, etwas durchzusetzen.
    Das zweite ist: Diejenigen, die sich hier immer als besonders mittelstands-, selbständigen- und handwerksfreundlich gerieren - was sind sie tatsächlich? Sie sind entweder aus Ignoranz oder aus anderen Gründen - wie auch immer - ganz konkret und praktisch Gegner von Wettbewerbsgleichheit und Wettbewerbsfähigkeit.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich will damit auch sagen: Wir reden hier über den Arbeitsmarkt, die soziale Sicherheit und über ein Thema, das mit der Wettbewerbsfähigkeit und mit den Wettbewerbsbedingungen des Handwerks und Mittelstandes zu tun hat. Auf allen drei Gebieten haben Sie bisher versagt.
    Wenn Sie das heute erneut ablehnen, auch diejenigen, die sich öffentlich ganz anders geäußert haben: Nun, was wird dann passieren? Es wird eine Pause von sechs Monaten eintreten. Dann passiert es.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Manfred Müller [Berlin] [PDS])




Rede von Michaela Geiger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Julius Louven, CDU/CSU-Fraktion.

(Gerd Andres [SPD]: Julius, sag die Wahrheit, und gib den Inhalt aller drei Interviews wieder, die du dazu gegeben hast! Gegenruf von der CDU/CSU: Dann ist der Scharping ganz schön blamiert!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Julius Louven


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Scharping, ich finde es schon eigenartig. Wir führen heute eine sozialpolitische Debatte; die verantwortlichen Sozialpolitiker der Koalition sind hier.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Wo ist denn der Blüm!)

    Zufällig reden Sie als Nicht-Sozialpolitiker einmal in einer sozialpolitischen Debatte. Sie nehmen sich heraus, Klage darüber zu führen, daß unser Fraktionsvorsitzender, der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe und der Generalsekretär der CDU nicht im Saal sind.

    (Bernd Reuter [SPD]: Und Blüm!)

    Herr Scharping, dies war schlechter Stil. Dies sehen Sie wahrscheinlich auch ein.
    Ich will Ihnen, Herr Scharping, zwei weitere Dinge sagen. Sie haben Wim Kok angesprochen. Würden Sie doch bereit sein, von Wim Kok mehr zu lernen,

    (Dr. Gisela Babel [F.D.P.]: Das ist wahr! Da hat er recht!)

    dann kämen wir in der Sozialpolitik viel besser voran. Er hat es Ihnen ja auf Ihrem Parteitag sehr deutlich ins Stammbuch geschrieben, aber Sie haben daraus nicht die erforderlichen Lehren gezogen.
    Noch etwas: Sie haben gesagt, Herr Scharping, unser Nichtstun werde dazu führen, daß sich rechtsradikaler Protest erhebe. Versuchen Sie nicht, hier eine Schuldzuweisung bezüglich des Abschneidens der DVU in Sachsen-Anhalt vorzunehmen. Ich kann Ihnen, Herr Scharping, nur sagen: Wer Linksaußen hätschelt, erntet Rechts. Dies ist eine alte Erfahrung; darüber sollten Sie nachdenken.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Nun will ich etwas versöhnlicher werden, Herr Scharping, und Ihnen ausdrücklich zugestehen, daß hinsichtlich der geringfügig Beschäftigten und hinsichtlich der Scheinselbständigkeit absoluter Handlungsbedarf besteht.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Aha! Wer regiert denn seit 16 Jahren?)

    - Frau Fuchs, warten Sie doch einmal ab. - Dies hat unser Fraktionsvorsitzender deutlich gemacht. Dies hat der Bundeskanzler erklärt. Dies haben wir auch Ende letzten Jahres hier im Deutschen Bundestag in
    einer Entschließung ausdrücklich zum Ausdruck gebracht.

    (Hans Büttner [Ingolstadt] [SPD]: Aber geschehen ist nichts! Sie könnten doch einmal handeln!)

    - Ich rede erst zwei Minuten, Herr Büttner. Ich will Ihnen einiges dazu sagen. Vielleicht warten Sie einmal ab.

    (Franz Thönnes [SPD]: Vielleicht könnten Sie jetzt mal handeln!)

    Wir haben also absoluten Handlungsbedarf. Nur, es ist viel schwieriger, zu einer Problemlösung zu kommen, als Sie es dargestellt haben. Ihre beiden Gesetzentwürfe zur geringfügigen Beschäftigung und zur Scheinselbständigkeit sind absolut ungeeignet. Dies haben Kollegen und Kolleginnen Ihrer Fraktion auch anerkannt. Ihre Gesetzentwürfe sind zu kompliziert. Sie sind nicht handhabbar.

    (Hans Büttner [Ingolstadt]: Wer sagt denn das?)

    Sie berücksichtigen nicht die karitativen Einrichtungen. Sie berücksichtigen nicht die Interessen der Sport- und der Gesangvereine.

    (Dr. Gisela Babel [F.D.P.]: So ist es! Peter Dreßen [SPD]: Warum haben Sie denn kein Gesetz vorgelegt, das das beinhaltet?)

    Und sie berücksichtigen auch nicht die Interessen der Gastronomie und der Landwirtschaft sowie des Einzelhandels. Denn wir müssen Regelungen präsentieren, die eine flexible Abrufbarkeit von Arbeit garantieren. Dies würden Sie mit Ihren Gesetzentwürfen unmöglich machen.
    Wir haben in der Tat Handlungsbedarf. Dies habe ich anerkannt. Wir diskutieren diese Frage seit langem, haben es neuerdings aber mit dem Phänomen zu tun, daß sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse in sozialversicherungsfreie umgewandelt werden,

    (Hans Büttner [Ingolstadt] [SPD]: Neuerdings? Seit Jahren!)

    und dies in großem Umfang. Grund dafür - darüber sollten wir auch gemeinsam nachdenken - ist der Kostendruck, dem die Unternehmen unterliegen. Das sind die hohen Lohnzusatzkosten. Wenn wir an Einsparungen herangehen, jaulen Sie auf. Im übrigen wollen Sie ja das, was wir an Einsparungen beschlossen haben, rückgängig machen.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Wir wollen die Lohnnebenkosten senken!)

    Damit würden Sie die Situation noch zusätzlich verschärfen.
    Diese Umwandlung von sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen führt zu Wettbewerbsverzerrungen. Das sehen wir. Diese Wettbewerbsverzerrungen bringen es dann mit sich, daß diejenigen, die sich bisher ordentlich verhalten, eines Tages möglicherweise das gleiche tun. Das zwingt uns zum Handeln; denn die Folge dieser Umwand-

    Julius Louven
    lung besteht darin, daß zunächst die Beiträge in der Krankenversicherung steigen müssen - und zwar dadurch, daß die Anzahl von Leistungsbeziehern gleichbleibt, die Anzahl von Beitragszahlern aber geringer wird - und daß die Beiträge in anderen Sozialversicherungssystemen dann auch steigen müssen.
    Ich habe zu diesem Problembereich einen Vorschlag gemacht. Herr Scharping, viele Kollegen Ihrer Fraktion, gestandene Sozialpolitiker, haben diesen Vorschlag begrüßt.

    (Peter Dreßen [SPD]: Wo ist Ihr Gesetzentwurf? Vorschläge nützen nichts, Gesetze müssen her!)

    Dieser Vorschlag garantiert, daß Arbeit weiterhin flexibel abgerufen werden kann, wenn die Tarifvertragsparteien mit einem solchen Instrument verantwortlich umgehen.
    Jetzt will ich Ihnen sagen, warum es noch keinen Gesetzentwurf gibt. Sie wissen doch aus Koalitionsregierungen, die auch Sie hatten oder die Sie noch haben, daß Sie nur im Einvernehmen mit dem Koalitionspartner etwas vorlegen können.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Und die wollen nun einmal nicht!)

    Bisher ist es eben nicht gelungen, mit unserem Koalitionspartner in dieser Frage zu einer einvernehmlichen Regelung zu kommen. Daran arbeiten wir. Ich denke, auch unser Koalitionspartner kann nicht die Augen vor dem Wandel verschließen, der sich zur Zeit in Deutschland vollzieht.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Tut er aber! Peter Dreßen [SPD]: Nichts hören, nichts sehen, nicht denken!)

    Ich will das hier ganz offen sagen: Herr Friedhoff, ich war schon ein wenig enttäuscht, daß Sie meinen Vorschlag, den Sie gar nicht in Gänze, sondern nur aus der Presse kennen konnten, abgelehnt haben und dann auch noch behauptet haben, bei meinem Vorschlag würde Arbeit teurer.

    (Zuruf von der SPD: Präventive Ablehnung!)

    Vielleicht rechnen Sie mir dies einmal vor. Ich kann Ihnen nachweisen, daß die Arbeit auf Grund meines Vorschlags nicht teurer wird. Im übrigen sollte auch die F.D.P. einmal darüber nachdenken, daß die Deutsche Angestelltengewerkschaft und andere Einrichtungen diesen Vorschlag gut finden, und zwar auch die Regelungen, die ich für die Sozialversicherung vorgeschlagen habe.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich habe ausgeführt, daß die Lösung schwierig ist. Das entbindet uns nicht davon, daran zu arbeiten. Wir haben in der Fraktion eine Kommission eingesetzt. Wir werden Lösungsvorschläge präsentieren, allerdings - davon gehe ich aus - nicht mehr in dieser Legislaturperiode.

    (Franz Thönnes [SPD]: Dann ist es ja zu spät für euch!)

    Insofern haben Sie, Herr Scharping, recht: Es wird sechs Monate später werden. Aber das ist wie bei der Steuerreform. Wir hätten die Steuerreform, die wir im Juni letzten Jahres hier beschlossen haben, verabschieden können. Sie haben sie blockiert.

    (Franz Thönnes [SPD]: Man muß doch nicht jeden Unsinn mitmachen!)

    Wenn wir die Wahl gewinnen - wovon ich ausgehe -, wird es zur Steuerreform kommen, aber mit einem Jahr Verzögerung, mit all den verheerenden Auswirkungen auf die Arbeitsplätze.

    (Zuruf von der SPD: Ach du liebe Zeit!)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren von der SPD, wir sollten die Lösung dieses Problems weiterhin sorgfältig beraten. Ich sage abschließend noch einmal: Ihre Gesetzentwürfe sind absolut ungeeignet, die Problematik zu lösen.
    Zum Thema Scheinselbständigkeit nur soviel: Auch hier ist der Handlungsbedarf anerkannt. Wir müssen aber, wenn wir an eine Neuregelung herangehen, daran denken, daß wir den Schritt in die Selbständigkeit nicht erschweren.

    (Dr. Gisela Babel [F.D.P.]: So ist es!)

    Dies kann nicht in unserem Interesse sein. Deshalb arbeiten wir an Lösungen, die ähnlich der Regelung der Handwerkerversicherung ist. Für selbständige Handwerker ist ja eine gesetzliche Rentenversicherung vorgeschrieben. Ich könnte mir vorstellen, daß dies ein Weg ist, den wir gemeinsam verabreden können. Dieser Weg wäre sicherlich viel unkomplizierter als Ihr umfangreicher Gesetzesvorschlag, dessen Umsetzung wirklich nicht zu praktizieren ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU)