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    Plenarprotokoll 13/217 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 217. Sitzung Bonn, Freitag, den 6. Februar 1998 Inhalt: Bestimmung des Abgeordneten Gerhard Schulz (Leipzig) zum Mitglied im Verwaltungsrat der Deutschen Ausgleichsbank . 19833 A Tagesordnungspunkt 3: Forschungspolitische Debatte a) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung - zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung - zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Manuel Kiper, Simone Probst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bundesbericht Forschung 1996 (Drucksachen 13/4554, 13/6388, 13/ 7128) 19833 B b) Antrag der Abgeordneten Edelgard Bulmahn, Wolfgang Thierse, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Neue Prioritäten zugunsten einer sozialverträglichen Forschungs- und Technologiepolitik (Drucksache 13/7866) 19833 B c) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung zu dem Antrag der Abgeordneten Wolfgang Thierse, Michael Müller (Düsseldorf), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Innovative Forschungs- und Technologiepolitik - Bündnis für Arbeit und Umwelt (Drucksachen 13/3979, 13/ 6181) 19833 C d) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Edelbert Richter, Ernst Schwanhold, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Risikokapital für junge Technologieunternehmen (Drucksachen 13/ 3302, 13/6182) 19833 D e) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Abgeordneten Margareta Wolf (Frankfurt), Antje Hermenau, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Für eine neue Innovationskultur - Stärkung des Risikokapitalmarktes (Drucksachen 13/ 5962, 13/7010) 19833 D f) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung zu dem Antrag der Abgeordneten Tilo Braune, Dr. Edelbert Richter, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Neue Akzente bei der Förderung der Industrieforschung in den neuen Ländern (Drucksachen 13/4967, 13/7768) . . . 19834 A g) Große Anfrage der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Gründung innovativer Unternehmen aus Hochschulen, Großforschungseinrichtungen und Einrichtungen der Blauen Liste (Druck- sachen 13/7771, 13/8813) 19834 A Christian Lenzer CDU/CSU 19834 B Wolfgang Thierse SPD 19837 A Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 19839 D Dr.-Ing. Karl-Hans Laermann F.D.P. . . 19842 B Wolfgang Bierstedt PDS 19844 B Dr. Jürgen Rüttgers, Bundesminister BMBF 19846 A Otto Schily SPD 19848A, C, 19849 C Edelgard Bulmahn SPD . . . 19851 A, 19859 A Dr. Martin Mayer (Siegertsbrunn) CDU/ CSU 19852D, 19855 B Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 19853 A Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 19854 D Dr. Edelbert Richter SPD 19855 C Erich Maaß (Wilhelmshaven) CDU/CSU 19857 C, 19859 B Horst Kubatschka SPD 19859 C Hans-Otto Schmiedeberg CDU/CSU . 19861 A Dr. Heinrich L. Kolb, Parl. Staatssekretär BMWi 19862 C Siegmar Mosdorf SPD 19863 A Edelgard Bulmahn SPD 19863 B Tagesordnungspunkt 15: a) Antrag der Abgeordneten Ursula Schönberger, Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Keine Hermes-Bürgschaften für den Weiterbau des AKW Mochovce (Drucksache 13/5142) 19865 D b) Antrag der Abgeordneten Wolfgang Schmitt (Langenfeld), Dr. Uschi Eid und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Demokratische, ökologische und entwicklungspolitische Gestaltung der Vergabe von Hermes-Bürgschaften (Drucksache 13/8724) . 19865 D Wolfgang Schmitt (Langenfeld) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 19866 A Erich G. Fritz CDU/CSU 19867 A Wolfgang Schmitt (Langenfeld) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 19868 C Siegmar Mosdorf SPD 19869 C Paul K. Friedhoff F.D.P 19871 B Rolf Köhne PDS 19872 A Erich G. Fritz CDU/CSU 19872 D Dr. Heinrich L. Kolb, Parl. Staatssekretär BMWi 19873 A Zusatztagesordnungspunkt: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zu der vom Bundesrat geplanten Verschärfung des Asylbewerberleistungsgesetzes Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 19874 B Wolfgang Lohmann (Lüdenscheid) CDU/ CSU 19875 C Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD . . 19876 D Uwe Lühr F.D.P 19877 D Dr. Heidi Knake-Werner PDS 19879 A Dr. Sabine Bergmann-Pohl, Parl. Staatssekretärin BMG 19880 B Beate Hübner, Senatorin (Berlin) . . . . 19881 C Amke Dietert-Scheuer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 19882 B Ulf Fink CDU/CSU 19883 B Nächste Sitzung 19884 C Berichtigungen 19884 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 19885* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 19885* D 217. Sitzung Bonn, Freitag, den 6. Februar 1998 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 216. Sitzung, Seite 19 797A, Redetext der Abgeordneten Christa Nickels: Der zweite Absatz erhält folgende Fassung: Ich möchte jetzt eine Passage aus einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 1975 zitieren, in dem sehr deutlich gesagt wird: Das Grundgesetz ... verlangt gesetzliche Vorkehrungen dagegen, daß Abgeordnete Bezüge aus einem Angestelltenverhältnis, aus einem sog. Beratervertrag oder ähnlichem, ohne die danach geschuldeten Dienste zu leisten, nur deshalb erhalten, weil von ihnen im Hinblick auf ihr Mandat erwartet wird, sie würden im Parlament die Interessen des zahlenden Arbeitgebers, Unternehmers oder der zahlenden Großorganisation vertreten und nach Möglichkeit duchzusetzen versuchen. Einkünfte dieser Art sind mit dem unabhängigen Status des Abgeordneten und ihrem Anspruch auf gleichmäßige finanzielle Ausstattung in ihrem Mandat unvereinbar. 216. Sitzung, Seite VIII, Anlage 7, und Seite 19 827 D, zweiter Absatz von unten: Statt „Egbert Nitsch (Rendsburg) CDU/CSU" ist „Egbert Nitsch (Rendsburg) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN" zu lesen. Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Altmann (Aurich), Gila BÜNDNIS 6. 2. 98 90/DIE GRÜNEN Augustin, Anneliese CDU/CSU 6. 2. 98 Blank, Renate CDU/CSU 6. 2. 98 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 6. 2. 98 Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 6. 2. 98 Borchert, Jochen CDU/CSU 6. 2. 98 Dempwolf, Gertrud CDU/CSU 6. 2. 98 Dreßler, Rudolf SPD 6. 2. 98 Graf von Einsiedel, PDS 6. 2. 98 Heinrich Folta, Eva SPD 6. 2. 98 Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 6. 2. 98 Dr. Höll, Barbara PDS 6. 2. 98 Ibrügger, Lothar SPD 6. 2. 98 Dr. Jork, Rainer CDU/CSU 6. 2. 98 Dr. Kinkel, Klaus F.D.P. 6. 2. 98 Kleinert (Hannover), F.D.P. 6. 2. 98 Detlef Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 6. 2. 98 Kronberg, Heinz-Jürgen CDU/CSU 6. 2. 98 Krüger, Thomas SPD 6. 2. 98 Kühn-Mengel, Helga SPD 6. 2. 98 Kurzhals, Christine SPD 6. 2. 98 Leidinger, Robert SPD 6. 2. 98 Lengsfeld, Vera CDU/CSU 6. 2. 98 Lüth, Heidemarie PDS 6. 2. 98 Dr. Luft, Christa PDS 6. 2. 98 Mascher, Ulrike SPD 6. 2. 98 Meckel, Markus SPD 6. 2. 98 Michels, Meinolf CDU/CSU 6. 2. 98 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 6. 2. 98 Müller (Düsseldorf), SPD 6. 2. 98 Michael Neumann (Berlin), Kurt fraktionslos 6. 2. 98 Dr. Ortleb, Rainer F.D.P. 6. 2. 98 Poppe, Gerd BÜNDNIS 6. 2. 98 90/DIE GRÜNEN Dr. Rochlitz, Jürgen BÜNDNIS 6. 2. 98 90/DIE GRÜNEN Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Rupprecht, Marlene SPD 6. 2. 98 Schaich-Walch, Gudrun SPD 6. 2. 98 Schmidt (Salzgitter), SPD 6. 2. 98 Wilhelm Schmidt-Zadel, Regina SPD 6. 2. 98 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 6. 2. 98 Hans Peter Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 6. 2. 98 Schultz (Köln), Volkmar SPD 6. 2. 98 Schulz (Berlin), Werner BÜNDNIS 6. 2. 98 90/DIE GRÜNEN Schumann, Ilse SPD 6. 2. 98 Schwanitz, Rolf SPD 6. 2. 98 Sorge, Wieland SPD 6. 2. 98 Terborg, Margitta SPD 6. 2. 98 Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 6. 2. 98 Welt, Jochen SPD 6. 2. 98 Yzer, Cornelia CDU/CSU 6. 2. 98 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Innenausschuß - Unterrichtung durch die Bundesregierung Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand der Deutschen Einheit 1997 - Drucksache 13/8450 - Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung - Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die künftige wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche Nutzung der Raumstation Nutzungskonzept für die Internationale Raumstation von deutscher Seite - Drucksachen 13/8376, 13/8507 Nr. 1.16- - Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die zukünftigen Perspektiven der Weltraumforschung Konzept Raumfahrt: Perspektiven für Forschung und Anwendung - Drucksachen 13/8377, 13/8507 Nr. 1.17 - Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU-Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuß Drucksache 13/8615 Nr. 1.19 Drucksache 13/8615 Nr. 2.94 Innenausschuß Drucksache 13/7456 Nr. 2.1 Drucksache 13/8615 Nr. 2.45 Drucksache 13/8615 Nr. 2.99 Finanzausschuß Drucksache 13/8106 Nr. 2.17 Drucksache 13/8508 Nr. 1.7 Drucksache 13/8615 Nr. 1.2 Drucksache 13/8615 Nr. 1.3 Drucksache 13/8615 Nr. 2.27 Drucksache 13/8615 Nr. 2.36 Drucksache 13/8615 Nr. 2.39 Drucksache 13/8615 Nr. 2.61 Haushaltsausschuß Drucksache 13/9086 Nr. 2.47 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 13/8106 Nr. 2.10 Drucksache 13/8615 Nr. 2.13 Drucksache 13/8615 Nr. 2.15 Drucksache 13/8615 Nr. 2.62 Drucksache 13/8894 Nr. 2.1 Drucksache 13/9086 Nr. 1.1 Drucksache 13/9086 Nr. 1.2 Drucksache 13/9086 Nr. 1.3 Drucksache 13/9086 Nr. 1.4 Drucksache 13/9086 Nr. 1.11 Drucksache 13/9086 Nr. 1.13 Drucksache 13/9086 Nr. 1.17 Drucksache 13/9086 Nr. 1.18 Drucksache 13/9086 Nr. 1.19 Drucksache 13/9086 Nr. 2.3, Drucksache 13/9086 Nr. 2.4 Drucksache 13/9086 Nr. 2.5 Drucksache 13/9086 Nr. 2.6 Drucksache 13/9086 Nr. 2.8 Drucksache 13/9086 Nr. 2.9 Drucksache 13/9086 Nr. 2.11 Drucksache 13/9086 Nr. 2.12 Drucksache 13/9086 Nr. 2.16 Drucksache 13/9086 Nr. 2.17 Drucksache 13/9086 Nr. 2.18 Drucksache 13/9086 Nr. 2.19 Drucksache 13/9086 Nr. 2.20 Drucksache 13/9086 Nr. 2.26 Drucksache 13/9086 Nr. 2.34 Drucksache 13/9086 Nr. 2.37 Drucksache 13/9086 Nr. 2.38 Drucksache 13/9086 Nr. 2.39 Drucksache 13/9086 Nr. 2.40 Drucksache 13/9086 Nr. 2.43 Drucksache 13/9086 Nr. 2.45 Drucksache 13/9086 Nr. 2.60 Drucksache 13/9086 Nr. 2.62 Drucksache 13/9086 Nr. 2.65 Drucksache 13/9086 Nr. 2.66 Drucksache 13/9086 Nr. 2.67 Drucksache 13/9086 Nr. 2.69 Drucksache 13/9086 Nr. 2.79 Drucksache 13/9086 Nr. 2.81 Drucksache 13/9086 Nr. 2.82 Drucksache 13/9086 Nr. 2.83, Drucksache 13/9312 Nr. 2.1 Drucksache 13/9312 Nr. 2.3 Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung Drucksache 13/8615 Nr. 2.69 Drucksache 13/9086 Nr. 1.21 Drucksache 13/9086 Nr. 2.41 Drucksache 13/9086 Nr. 2.74 Ausschuß far Verkehr Drucksache 13/6357 Nr. 2.10 Drucksache 13/7541 Nr. 2.3 Drucksache 13/7867 Nr. 2.11 Drucksache 13/8508 Nr. 2.30 Drucksache 13/8615 Nr. 2.3 Drucksache 13/9086 Nr. 2.57 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 13/8615 Nr. 2.33 Drucksache 13/9086 Nr. 2.31 Post und Telekommunikation Drucksache 13/9086 Nr. 2.70 Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung Drucksache 13/6593 Nr. 1.1 Drucksache 13/8615 Nr. 1.14 Drucksache 13/8615 Nr. 1.16 Drucksache 13/8894 Nr. 1.1 Drucksache 13/9086 Nr. 1.5 Drucksache 13/9086 Nr. 2.21 Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 13/8615 Nr. 2.80
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    Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Im Internet finden Sie auf der Homepage der CDU einen wunderbaren Satz. Dort steht:
    Wir werden durch ein überproportionales Wachstum des Bundeshaushalts für Forschung und Technologie Spielräume für neue Initiativen insbesondere in den Spitzentechnologien eröffnen und eine kontinuierliche Förderung der Industrieforschung in den neuen Bundesländern ermöglichen.

    (Otto Schily [SPD]: Aber sie haben nicht geschrieben, wann! Zuruf von der SPD: Das muß was mit der Karnevalszeit zu tun haben!)

    Die Aussage ist so richtig und so gut, daß sich in die erste Freude über soviel Konsens sofort ein Verdacht einschleicht. Nachdem Sie, verehrte Kolleginnen und Kollegen der Koalition, seit über 15 Jahren regieren, fragt sich der Besucher dieser Homepage: Von welcher Zukunft sprechen die, und was macht, bitte schön, das Bundesministerium für Forschung und Technologie?

    (Beifall bei der SPD)

    Diese gute Botschaft kann also so neu nicht sein. Tatsächlich stammt sie aus der Koalitionsvereinbarung von 1994.

    (Joachim Hörster [CDU/CSU]: Herr Thierse, machen Sie doch mal ein freundlicheres Gesicht!)

    So lernen wir nur eines daraus: Die CDU versendet in einem schnellen Medium ein höchst veraltetes Versprechen, das die Koalition nicht einhält.

    (Beifall bei der SPD Zuruf von der SPD: Damit bleiben sie sich aber treu!)

    Wahrscheinlich ist es keine Übertreibung, wenn ich feststelle: Ginge es allein nach Ihren Worten und Ihren Ankündigungen, Herr Minister und liebe Kolleginnen und Kollegen von der Koalition, gäbe es eine Menge forschungspolitischer Gemeinsamkeiten in diesem Hause. Aber wirkliche Gemeinsamkeit scheitert leider daran, daß die Koalition ihre eigenen Ankündigungen nicht ernst nimmt. Aus der angekündigten überproportionalen Steigerung der Ausgaben ist ein bemerkenswerter Abbau von Mitteln geworden. Das Lob, das Ihnen Professor Hubert Markl öffentlich erteilt, klingt vor diesem Hintergrund ziemlich schal. Es besagt in meinen Worten, die Verwaltung des Mangels sei diesem Minister ganz passabel gelungen.

    (Jörg Tauss [SPD]: Noch nicht einmal!)

    Der Gedanke erinnert mich an eine andere Botschaft; sie enthält die „wirkliche Wahrheit" über die Politik dieser Bundesregierung und dementiert alle früheren Ankündigungen einschließlich des geltenden Koalitionsvertrages. Der Kollege Rüttgers hat diese Wahrheit hier im Bundestag ganz gelassen ausgesprochen. Wenn überall gespart werden müsse, so teilten Sie uns mit, könne und wolle - wolle! - Ihr Ressort sich dem nicht entziehen. Dies ist der einzige Satz des Zukunftsministers, von dem ich guten Gewissens sagen kann: Worte und Taten stimmen überein.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Edelgard Bulmahn [SPD]: Leider!)

    Wir haben einen jahrelangen Rückgang des Forschungsetats zu beklagen - von 1993 bis 1998 um 760 Millionen DM. Die mittelfristige Finanzplanung des Bundes sieht bis zum Jahre 2001 eine weitere kontinuierliche Absenkung des Einzelplans 30 auf dann nur noch 14,3 Milliarden DM vor - also schon nominal weniger Ausgaben als 1991. Der Stifterverband hat jüngst vorgerechnet, daß wir heute insgesamt - also Staat und Wirtschaft - weniger für die Forschung ausgeben als noch 1992. Er hat ebenfalls darauf aufmerksam gemacht - dies allen Deregulierern und Marktideologen ins Stammbuch -, daß die Wirtschaft den Rückzug des Staates aus der Forschungsfinanzierung nicht kompensiert, im Gegenteil.
    Der Koalitionsvertrag verspricht auch - ich erinnere daran - eine überproportionale Steigerung der FuE-Aufwendungen für Ostdeutschland. 1996 gaben Sie dafür 368 Millionen DM aus; 1998 geben Sie nur noch 280 Millionen DM aus. Dies ist die überproportionale Steigerung Ihrer Machart. Papier ist geduldig, hat man früher gesagt, das Internet auch. Man kann dort hineinschreiben, was man will; stimmen muß es ja nicht.

    (Dr. Gerhard Friedrich [CDU/CSU]: Auch in Reden!)

    Auch die Struktur des Forschungsetats ist zweifelhaft. Der Anteil der institutionellen Förderung beträgt fast 45 Prozent. Dafür gibt es sicher Gründe. Aber ein flexibler Mitteleinsatz ist das nicht.

    Wolfgang Thierse
    Es ist bemerkenswert, daß aus Regierungskreisen immer wieder die Klage zu hören ist, unser Land sei technikfeindlich und nicht innovationsfreudig; es gebe einen Reformstau. Das klingt so, als würden Sie gar nicht regieren. Vor allem aber stimmt es so überhaupt nicht. Was die Leistungen der Forschung, was die Entwicklung neuer Produkte betrifft, muß man die mittelständischen Betriebe, zum Teil auch die Großindustrie, die Forschungsinstitute und die Universitäten geradezu in Schutz nehmen vor diesen Vorwürfen.

    (Beifall bei der SPD)

    Nicht in der Gesellschaft, nicht in den Betrieben und Forschungseinrichtungen gibt es einen Stau; da wird ständig und mit respektablem Erfolg an Innovationen gearbeitet. Stau gibt es nur in der Politik.

    (Dr. Martin Mayer [Siegertsbrunn] [CDU/ CSU]: Bei der Opposition! Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Im Bundesrat!)

    Er hemmt den Rest.
    Herr Minister Rüttgers, Sie haben selbst vor 14 Tagen ein von Ihnen bestelltes Gutachten „Zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands 1997 " der Öffentlichkeit präsentiert. Man muß sich das genau anschauen, und man wird bestätigt finden - dankbar bestätigt finden, Herr Lenzer -, daß wir uns der technologischen Leistungsfähigkeit von Wirtschaft und Wissenschaft nicht zu schämen brauchen. Wahrlich nicht!

    (Zuruf von der SPD: So ist es!)

    Offensichtlich aber kommen diese Leistungen nicht wegen, sondern trotz Ihrer Politik zustande. Das zeigen die Daten, die ich eben vorgetragen habe.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Als Sie das Gutachten der Öffentlichkeit vorstellten, haben Sie der Presse mitgeteilt, Deutschland befinde sich „auf dem Weg zum High-Tech-Land". Daß wir uns nur auf dem Weg befinden,

    (Otto Schily [SPD]: Der Weg ist das Ziel!)

    heißt: Es wurden Chancen verpaßt. Eine Regierung, die 15 Jahre lang ihre Modernität betont und sich selbst aufforderte, weiter so zu machen, müßte nach dieser langen Zeit doch erklären können: Deutschland ist ein High-Tech-Land.

    (Beifall des Abg. Dr. Martin Mayer [Siegertsbrunn] [CDU/CSU])

    Nun gut, wir wollen festhalten, daß wir im internationalen Handel und bei Patentanmeldungen den Anschluß an die Weltspitze nicht verloren haben.

    (Edelgard Bulmahn [SPD]: Nein, veningert!)

    Wir wollen das dankend anerkennen. Aber wir müssen auch festhalten, daß wir Anfang der 80er Jahre, zu Beginn Ihrer Regierungszeit, im internationalen Vergleich bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung mit den USA gemeinsam weltweit Spitzenreiter waren. Der Bericht der Institute hält fest, daß die Bundesrepublik in dieser Hinsicht auf Platz neun - hinter Japan, den USA, Schweden, Frankreich, der Schweiz, Korea, Finnland und Israel - zurückgefallen ist - eine stolze Bilanz.
    Der Anteil der Bildungsausgaben am Inlandsprodukt - so steht es auch im Gutachten - nimmt weiter ab. Schlimm genug, daß es so ist, aber es entspricht auch Ihren Plänen. Jedenfalls rechnet die Bundesregierung mit einem weiteren Einsparvolumen allein beim BAföG von 300 Millionen DM in diesem Jahr. Dem Protest der Studierenden haben Sie rasch Verständnis und ein Trostpflaster von 40 Millionen DM für Bibliotheken entgegengebracht. Die 40 Millionen DM stehen inzwischen wieder in Frage, höre ich. Worte und Taten sind bei Ihnen eben nicht dasselbe.
    Ich bleibe bei dem Gutachten, um es ein letztes Mal zu zitieren. Zu den Forschungs- und Entwicklungsausgaben in Deutschland stellen die Institute fest:
    Kein Land muß auf einen derart steilen und einschneidenden Rückgang von FuE verweisen wie Deutschland.
    Kein Land! Deutlicher kann man es nicht mehr sagen. Das ist die Bilanz Ihrer Forschungspolitik.
    Ein Wort zu den Leitprojekten. Sie wissen, auch wir wollen die Forschungsförderung an Leitprojekten ausrichten. Wir wollen neue Produkte entwickeln, die am internationalen Markt wettbewerbsfähig sind. Wir sehen mit Ihnen durchaus gemeinsam das Problem, daß der Weg vom Forscher und Entwickler insbesondere zu den innovationsfreudigen mittelständischen Betrieben viel zu weit ist. Vor allem hierin liegt die Gefahr für die zukünftige internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Die Ideen sind da; aber an der Umsetzung hapert es.
    Anders verhält es sich bei unseren Großunternehmen, die glücklicherweise auch über eigene große Forschungs- und Entwicklungsabteilungen verfügen. Forschungspolitik müßte sich vor diesem Hintergrund also darauf konzentrieren, das Bindeglied zwischen Forschung und mittelständischer Produktion herzustellen.
    Dazu gibt es ein ministerielles Leitprojekt; es heißt „Innovative Produkte". Es enthält 271 Vorschläge, erarbeitet von über 1800 Partnern aus Industrie, Verbänden und Forschungseinrichtungen. In der ersten Phase gab es 15 Wettbewerbssieger. Sie erhalten zur weiteren Ausarbeitung ihrer Vorschläge eine Zuwendung von bis zu 100 000 DM.
    Ich habe erwartet, dort eher weniger berühmte Namen von kleinen und mittelständischen Unternehmen, von selbständigen ostdeutschen Forschungseinrichtungen zu finden. Aber tatsächlich bekommen Daimler Benz, Siemens, Bosch, Thyssen, Volkswagen, Porsche, Philipp Holzmann und die Fraunhofer Gesellschaft Fördermittel, um sich sozusagen selbst vorzuschlagen, wie sie ihre eigenen Forschungsergebnisse schneller in neue Produkte umsetzen kön-

    Wolfgang Thierse
    nen. Mit Verlaub: Ich halte das für einigermaßen unsinnig.

    (Beifall bei der SPD und der PDS sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Meine Damen und Herren, Forschungspolitik muß Teil eines gesamtpolitischen Konzepts sein. Sie muß selbstverständlich nach der internationalen Wettbewerbsfähigkeit unserer Produkte und unserer Dienstleistungen fragen. Denn nur mit innovativen Produkten und intelligenten Dienstleistungen - nicht zum erstenmal schließe ich die Biotechnik ausdrücklich ein - wird die Bundesrepublik Deutschland im internationalen Wettbewerb das erreichte Einkommensniveau verteidigen, neue Arbeitsplätze schaffen und vorhandene Arbeitsplätze, so hoffe ich, sichern können. Das allein reicht als Leitbild für die Forschungspolitik aber nicht aus. Es ist viel, aber es reicht nicht aus.
    Wir sind uns einig - wir haben in diesem Hause schon öfter darüber debattiert - über die Bedeutung der modernen Kommunikationstechniken. Es stimmt aber auch, daß sie zunächst einmal Rationalisierungstechniken sind. Bei Banken und Versicherungen kann sich jedermann ein Bild davon machen, mit welcher Geschwindigkeit und in welcher Sichtbarkeit menschliche Arbeit durch digitale Medien ersetzt wird.
    Dieser Umbruch wirft viele Fragen auf, die wir längst noch nicht alle beantworten können. Deshalb brauchen wir - das ist aber nur einer der Gründe - wieder verstärkt sozialwissenschaftliche Forschung. Wir bewegen uns auf eine sehr konfliktreiche soziale Situation zu. Wir müssen dem vorbeugen. Wir müssen gesellschaftlichen Zusammenhalt neu stiften - auch mit der Hilfe und mit den Mitteln der Wissenschaft.
    Wir müssen - ebenfalls mit der Unterstützung der Wissenschaft - Perspektiven entwickeln, damit junge Menschen begreifen können, daß Politik kein Unternehmen zum Abbruch von Arbeitsplätzen sein muß. Wir müssen uns daranmachen, möglichst schnell möglichst viele neue Arbeitsplätze zu schaffen. Wir können uns nicht hinsetzen und erklären: Der Gesellschaft geht die Arbeit aus; jeder muß selbst sehen, wie er klarkommt. Das ist keine Politik; das ist Zynismus.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Meine Damen und Herren, wir können auch nicht so tun, als seien die Umweltprobleme gelöst. Wir müssen deswegen nicht nur nach innovativen Produkten fragen, sondern wir müssen auch ein Interesse an den ökologischen Eigenschaften dieser Produkte haben. Ökologisch vernünftige Produkte und Technologien hätten einen großen Vorteil: Sie werden weltweit nachgefragt.
    Unser Verständnis von Nachhaltigkeit ist nicht wirtschaftsfeindlich. Rohstoffe und Energie sparen, möglichst viel wiederverwerten - auch etwa beim
    Bauen -, das ist innovativ und hat auch Auswirkungen auf die Beschäftigung.
    Friedrich Dürrenmatt hätte sich über die riesige Kluft zwischen Worten und Taten Ihrer Politik vielleicht nicht so sehr gewundert. Er hat in der ihm eigenen nachsichtig ironischen Art mitgeteilt:
    Das Gute am Menschen ist, daß er über Einsichten verfügt. Das Schlechte an ihm ist, daß er nicht danach handelt.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Ich meine, wir können uns, was die Forschungspolitik und die Bildungspolitik betrifft, diese Art von Nachsicht nicht mehr leisten. Es wird Zeit, daß wir Worte und Taten wieder in Übereinstimmung bringen. Dazu reichen Umschichtungen innerhalb des Forschungsetats nicht mehr aus. Wir müssen vielmehr dafür sorgen, daß wir bei den öffentlichen wie privaten Ausgaben für Forschung und Entwicklung wieder internationales Niveau erreichen und die Zeit vom Forschungsergebnis bis zum Produkt erheblich verkürzen. Dazu braucht das Forschungsressort auch wieder finanziellen Handlungsspielraum, und zwar mehr als bisher. Den werden wir ihm verschaffen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Das ist ebenso versprochen wie die inhaltliche Ausrichtung an den genannten Leitbildern: ökologische Verantwortung und Nachhaltigkeit, neue Technologien, die sich Lösungen in der Natur zum Vorbild nehmen, Kreislaufwirtschaft, Sparen und Wiederverwerten von Energie und Rohstoffen, schnellere Umsetzung von Forschungsergebnissen und internationale Wettbewerbsfähigkeit innovativer Produkte und Dienstleistungen.
    Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Nächster Redner ist der Kollege Dr. Manuel Kiper.

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    Rede von Dr. Manuel Kiper


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Anläßlich der Aufsetzung des Forschungsberichtes und drei Jahre nach der Amtsübernahme durch den „Zukunftsminister" Rüttgers ist es Zeit, über das Bilanz zu ziehen, was Herr Rüttgers in Gang gesetzt hat. Angetreten war der sogenannte Zukunftsminister mit Vorschußlorbeeren: Endlich hätte die Zukunft einen Lobbyisten in der Regierung.
    Der vorliegende Forschungsbericht macht allerdings deutlich, daß der mit Rüttgers eingeläutete Zukunfts- und Innovationsjargon verlogene PR ist.

    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD Edelgard Bulmahn [SPD]: Der Konjunktiv war schon richtig!)

    Statt die Tür für das nächste Jahrtausend aufzumachen, hinterläßt Dr. Rüttgers eine ausgedünnte For-

    Dr. Manuel Kiper
    schungslandschaft. Die angekündigte Zukunftspolitik ist ausgeblieben. Die eher dürftigen Aussagen in der Koalitionsvereinbarung von 1994 zeigten, wie wenig Priorität diese Regierung dem Bereich Forschung und Wissenschaft beimißt. Das Bildungs- und das Forschungsministerium sind zusammengelegt worden. Synergieeffekte sind allerdings nicht erkennbar. Die Forschung wurde neu ausgerichtet, aber nicht auf Zukunftsfähigkeit und Nachhaltigkeit, sondern vorrangig auf kurzfristige wirtschaftliche Verwertbarkeit. Die nach der Agenda 21 von Rio notwendige umfassende Umorientierung von Forschung und Bildung auf Nachhaltigkeit blieb aus. In Ihrer Forschungs- und Technologiepolitik, Herr Minister, wurde statt Problem- und Bedürfnisorientierung reine Technologieentfaltung zur Duftmarke.
    In der Koalitionsvereinbarung waren zwei Pläne und Vorhaben im Bereich Forschung und Wissenschaft konkretisiert, die es nunmehr zu bewerten gilt: Erstens. Die angekündigte hochgestochene Akademie der Wissenschaften wurde nicht errichtet. Dafür wurde der Bundesforschungsminister zum Geschäftsführer eines Innovations- und Technologierats beim Bundeskanzler gemacht. Dieses exklusive Spitzenkränzchen ist Ausdruck eines elitären Wissenschaftsverständnisses.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Ihr wolltet das doch auch!)

    Nötig wären allerdings dialogorientierte Innovationsallianzen.
    Zweitens. Die Bundesausgaben für Bildung und Forschung - der Kollege Thierse hat bereits darauf hingewiesen - sollten laut Koalitionsvereinbarung überproportional gesteigert werden. Statt dessen wurden sie systematisch überproportional heruntergefahren. Ich erinnere an den Kollegen Lenzer - er hat es während der Haushaltsplanberatungen noch prononcierter ausgedrückt als heute -, der seinerzeit ein Signal gefordert hat, um keine Steilvorlage für den Wahlkampf der Opposition zu liefern. Der CDU drohe dann eine Glaubwürdigkeitslücke. Deshalb dürfe nicht weiter an Bildungs- und Forschungsausgaben gespart werden. - Diese Glaubwürdigkeitslücke, Herr Lenzer, ist eine reale Lücke; sie ist auch mit Haushaltskosmetik nicht mehr zu schließen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD Jörg Tauss [SPD]: Herr Lenzer hat völlig recht!)

    Es geht aber nicht nur um eine Glaubwürdigkeitslücke, es geht auch um eine Verläßlichkeitslücke. Kultusministerkonferenz und Hochschulrektorenkonferenz haben Ende letzten Jahres hinsichtlich der Kürzungen bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Max-Planck-Gesellschaft die mangelnde Verläßlichkeit der Bundesregierung beklagt. Mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Max-Planck-Gesellschaft waren angesichts der enorm angestiegenen Aufgaben in den neuen Bundesländern bei der Sicherung der Hochschulforschung 5 Prozent Aufwuchs vereinbart worden. Von den Haushältern ist dies unrühmlich gekürzt worden. Wir stemmten uns als einzige Partei gegen die Kürzung. Hubert Markl, der langjährige Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, hat bitter beklagt, daß diese Kürzungen wieder zehn Sonderforschungsbereiche und ein ganzes Max-Planck-Institut in diesem Lande vernichten.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Er ist trotzdem kein Grüner geworden!)

    Auch den Helmholtz-Zentren wurden seit 1993 2000 Stellen genommen. Nicht die Forschung in diesem Lande -ist verrottet. Verrottet, um das Wort von Professor Simon zu benutzen, ist Ihre Forschungspolitik, Herr Minister. Ihre Forschungspolitik schwächt dieses Land nachhaltig bei seinem Zukunftskapital Forschung und Wissenschaft.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, die Neuorientierung der deutschen Forschungslandschaft auf mehr Wettbewerb, die Sie, Herr Rüttgers, betrieben haben, ist überfällig gewesen. Um die Leistungen des BMBF würdigen zu können, empfiehlt es sich, zunächst die Forderungen des BDI zur Umgestaltung von Forschung und Wissenschaft in Erinnerung zu rufen. Der BDI forderte die Verbindung des deutschen Wissenschaftssystems mit dem industriellen Innovations-und Produktionssystem; der BDI forderte die Neuorientierung der direkten Forschungsförderung auf Leitbilder und Leitprojekte. Der BDI zielte auf mehr Wettbewerb der Forschungseinrichtungen untereinander und die Herausbildung der Centers of excellence. Dieses Programm hat der Herr Bundesminister abgearbeitet.
    Richtig daran war die Orientierung auf Wettbewerb. Ich kann hier nur die Worte von Professor Frühwald zitieren, dem langjährigen Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft - er ist gerade abgetreten -, es habe sich Speck bei der auskömmlichen Planfinanzierung angesetzt. Insofern ist die Orientierung auf Wettbewerb auch aus unserer Sicht richtig. Richtig am Konzept der Neuorientierung der deutschen Forschungslandschaft ist auch die Herausbildung von Kompetenzzentren.
    Falsch allerdings ist die Infragestellung der öffentlich finanzierten Grundlagenforschung. Falsch ist der einseitig auf Konsens in der Wirtschaft orientierte Planungsprozeß bei Leitprojekten an Stelle eines breiten Dialogs von Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft, wie er beispielhaft in den Niederlanden mit dem „sustainable technology program" angefangen worden ist. Hier, Herr Minister, hätten Sie sich eigentlich einmal ein Vorbild nehmen können. Das haben Sie nicht gemacht.
    Falsch ist es, den Forderungen des BDI nachzugeben, zu 50 Prozent über den Strategiefonds bei der HGF verfügen zu können und ihn personell quasi zu majorisieren. Falsch ist die von Ihnen betriebene kurzatmige Anwendungsnähe, statt die Wirtschaft zu verstärkten Forschungs- und Entwicklungsausgaben zu ermuntern. Falsch ist auch dieses strangulierende Windhundrennen der Forschungsinstitute. Wenn große Töpfe angekündigt werden, viel Arbeit der Antragsteller wie der Gutachter in die Anträge fließt,

    Dr. Manuel Kiper
    die Töpfe sich dann aber bereits am ersten Tag oder nach einer Woche als leer erweisen, weil die Töpfe nicht einmal halb gefüllt worden sind, verschafft sich der Ankündigungsminister nur auf Kosten der Wissenschaft einen PR-Auftritt. Wettbewerb mit solchen leeren Töpfen, Herr Minister, führt zu einem bürokratischen Leerlauf und legt unsere Forschungslandschaft und unsere Wissenschaft eher lahm. Wettbewerb braucht die Unterfütterung durch längerfristig angelegte Personalstrukturen und ausreichende Grundfinanzierung.
    Herr Rüttgers, Ihre Forschungspolitik hat diesem Lande einen zweifachen Bärendienst erwiesen. Ihre Eröffnungsbilanz 1995 war durch eine katastrophale Miesmache des Standortes gekennzeichnet. Ihre kürzliche Abschlußbilanz war Beschönigung hoch drei. Ihre Eröffnungsbilanz erklärte den Forschungs- und Technologiestandort Deutschland schlichtweg zur Ruine; Sie sprachen davon, daß das technologische Erbe verspielt worden sei. Herrn Riesenhuber klingelten seinerzeit die Ohren. Dies konnte zwar der internationalen Investitionsfreudigkeit hierzulande, nicht aber der glänzenden High-Tech-Exportbilanz aus diesem Standort Abbruch tun - zum Glück nicht. Die rote Karte für Schwarzmaler mußte Ihnen aus der Wissenschaft entgegengehalten werden.
    Der zweite Bärendienst: Die jüngste Expertise der Wirtschaftsforschungsinstitute weist entgegen Ihrer Lobhudelei, die Sie jetzt im Wahlkampf hinsichtlich der Forschungs- und Technologiesituation dieses Landes betreiben - wo Sie immer davon reden, daß Deutschland inzwischen wieder Nummer eins in der Welt ist oder zumindest auf dem besten Wege, die Nummer eins in der Welt zu werden -, auf den Umstand hin - Kollege Thierse hat gerade darauf hingewiesen -, daß in keinem anderen Industrieland die Ausgaben für Forschung und Entwicklung real „so zügig" zurückgenommen wurden wie in Deutschland und daß damit die Grundlagen für Langfristprosperität aufs Spiel gesetzt würden. Ihre Versäumnisse, Herr Minister, werden sich später leider rächen.
    Herr Rüttgers, Sie setzen auf Prestige und Spitzentechnologien. Zukunftsfähigkeit muß sich aber auf eine breite Innovationskultur stützen. Hierzu möchte ich ein paar Stichworte geben. Stichwort Weltraumfahrt: Sie setzen auf die bemannte Weltraumstation Alpha statt auf Erkundungs- und Kommunikationssatelliten.

    (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Das ist auch richtig so! Dazu fehlt das Geld!)

    - Das Geld dazu fehlt nicht, Kollege Rachel; Sie wissen das genau. Der BDI hat es Ihnen ins Stammbuch geschrieben. Lesen Sie das nach!
    Stichwort Fusionsreaktor Wendelstein und Festhalten an ITER statt an Solarenergie. Stichwort KMU- Förderung: Nach wie vor sind nur 637 Millionen DM vorhanden, dazu zahlreiche bürokratische Hürden. Selbst der BDI beklagt: „Die Bundesregierung vernachlässigt die kleinen und mittleren Unternehmen." Stichwort Existenzgründer: Die Selbständigenrate ist in den letzten 20 Jahren von 18 auf 9 Prozent abgesackt; eine neue Kultur der Selbständigkeit wäre nötig. Das 3. Finanzmarktförderungsgesetz ist diesbezüglich nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
    Auch das von Ihnen immer wieder bemühte Beispiel der Gentechnik, mit der sich mittlerweile international 300 Firmen befassen, hat nicht ändern können, daß über die Unterkapitalisierung dieser Firmen gelacht wird, weil die meisten dieser Firmen nicht einmal 1 Million DM an Risikokapital zur Verfügung haben.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das stimmt doch gar nicht!)

    International wird davon ausgegangen, daß mit weniger als 10 Millionen Dollar Risikokapital in der Hinterhand keine Firma im Bereich der Gen- und Biotechnologie zukünftig irgendein Produkt auf dem Markt mit Gewinn absetzen kann. Stichwort Dienstleistungsforschung: In diesem für Arbeitsplätze entscheidenden Feld wird Forschung auf Sparflamme gefördert. Das gleiche gilt für das Unterprogramm „Beschäftigung durch Innovation".
    Lassen Sie mich noch ein Wort zur Technologiefeindlichkeit sagen. Der Vorwurf der Technologiefeindlichkeit wird uns von Ihnen immer wieder gemacht. Eduard Oswald hat erst kürzlich in schriftlicher Form geäußert:

    (Dr. Martin Mayer [Siegertsbrunn] [CDU/ CSU]: Das ist ein kluger Kopf!)

    „Bündnis 90/Die Grünen sind und bleiben eine fortschritts- und technologiefeindliche Partei."

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wo er recht hat, hat er recht!)

    Ich möchte dieses dumme Geschwätz zurückweisen. Die Grünen sind eine technikkritische Partei.

    (Joachim Hörster [CDU/CSU]: Sie sind eine technikfeindliche Partei!)

    Wir sind die Vorreiter von IuK-Technologien; wir sind die Vorreiter einer sanften Chemie und auch einer sanften Biotechnologie.

    (Widerspruch des Abg. Dr. Martin Mayer [Siegertsbrunn] [CDU/CSU])

    - Herr Mayer, das muß insbesondere Ihnen einmal gesagt werden, weil Sie immer meinen, die Grünen seien gegen Biotechnologie.
    Richtig ist, daß wir in der Atomtechnik 15 000 Arbeitsplätze in Frage stellen. Dafür schaffen wir allein im Energiebereich 200 000 technologiebasierte Arbeitsplätze

    (Joachim Hörster [CDU/CSU]: Mehr, mehr!)

    durch das Paket „Ökosteuer, Energieeinsparung, regenerative Energien. "

    Dr. Manuel Kiper
    Lassen Sie mich zusammenfassen:

    (Zuruf von der CDU/CSU: Aber bitte kurz!)

    Dieses Land braucht eine offensive Forschungspolitik.

    (Dr. Peter Struck [SPD]: Es braucht eine neue Regierung!)

    - Was Sie zurufen, ist sehr richtig; das Land braucht auch eine neue Regierung.

    (Günter Rixe [SPD]: Die werden wir ja bald haben!)

    Herr Rüttgers redet zwar davon, mit der Forschung die Zukunft zu gewinnen; doch diese marode Bundesregierung betreibt die Demontage der Zukunft. Diese Regierung hat den Rückfall der Forschungsausgaben von 2,9 Prozent auf 2,3 Prozent des Bruttosozialprodukts zu verantworten. Während die USA die Mittel für Bildung um 20 Prozent auf 51 Milliarden Dollar erhöhen, während in Japan die Verdoppelung der öffentlichen Ausgaben für Forschung und Entwicklung bis zum Jahre 2000 beschlossen ist, organisiert diese Bundesregierung den Rückzug des Landes aus der Zukunftsfähigkeit.
    Dieses Land braucht nicht nur wieder mehr Investitionen in Forschung und Bildung. Dieses Land bedarf statt einer Langfrustorientierung endlich einer Langfristorientierung auf nachhaltige FuT-Politik. Nicht Prestige- und reine Spitzentechnikorientierung braucht dieses Land, sondern breite Innovationsallianzen. Statt schwammiger Slogans von Innovationen für Deutschland brauchen wir eine Innovationskultur. Technische, soziale und kulturelle Innovation muß endlich als integrierter und als integrativer Prozeß organisiert werden.
    Meine Damen und Herren, Herr Treusch, der langjährige Vorsitzende der HGF, sprach bei seinem Abschied von dem Forschungsminister als BMBF: Bundesminister mit beschränkten Finanzen. Man müßte eigentlich ergänzen: Bundesminister mit beschränkten Forschungsinteressen.
    Herr Rüttgers, Sie sind der nächsten Generation aber etwas anderes schuldig. Das BMBF muß wieder ein Synonym für Boom in Bildung und Forschung werden.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS Zuruf von der CDU/CSU: Reiner Wahlkampf!)