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ID1320503400

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    Plenarprotokoll 13/205 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 205. Sitzung Bonn, Dienstag, den 25. November 1997 Inhalt: Begrüßung des Präsidenten des Interparlamentarischen Rates, Herrn Miguel Angel Martinez 18515 A Nachträgliche Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeordneten Heinrich Lummer 18515 B Erweiterung der Tagesordnung 18515 B Absetzung eines Punktes von der Tagesordnung 18515 B Abwicklung der Tagesordnung 18515 B Nachträgliche Ausschußüberweisungen 18515 C Tagesordnungspunkt I: - Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1998 (Haushaltsgesetz 1998) (Drucksachen 13/8200, 13/8883) . . . 18516 A - Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1997 (Nachtragshaushaltsgesetz 1997) (Drucksachen 13/8199, 13/8803) 18516 A Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksachen 13/9001, 13/9025) . . . 18516 B Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksachen 13/9002, 13/9025) . . 18516 B in Verbindung mit Beschlußempfehlung des Ältestenrats Umzug des Deutschen Bundestages nach Berlin (Drucksache 13/9046) 18516 C Wolf-Michael Catenhusen SPD 18516 C Peter Conradi SPD (Erklärung nach § 31 G0) 18517 C Friedhelm Julius Beucher SPD (Erklärung nach § 31 G0) 18518 A Klaus-Jürgen Warnick PDS (Erklärung nach § 31 G0) 18518 C Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksachen 13/9003, 13/9025) . . . 18519 B Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen (Drucksachen 13/9008, 13/9025) . . 18519 B in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld (Drucksache 13/9022) 18519 C in Verbindung mit Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung (Drucksache 13/9024) 18519 C in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksachen 13/9018, 13/9025) . . 18519 C Karl Diller SPD 18519 D Michael Glos CDU/CSU 18524 A Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU 18525 C Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 18530 A Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. . 18533 D Ingrid Matthäus-Maier SPD 18534 C, 18551 C, D Dr. Barbara Höll PDS 18537 C Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 18539 C Joachim Poß SPD 18545 B Peter Jacoby CDU/CSU 18550 C Joachim Poß SPD 18552 C Dr. Christa Luft PDS 18554 A Dr. Uwe-Jens Rössel PDS 18554 B Wilfried Seibel CDU/CSU 18555 B Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (Drucksachen 13/9021, 13/9025) . . . 18561 D Dieter Schanz SPD 18562 A Jürgen Koppelin F.D.P 18563 B Steffen Kampeter CDU/CSU . . 18564 D, 18569 B Edelgard Bulmahn SPD 18566 A Dieter Schanz SPD 18568 B, 18579 C Jörg Tauss SPD 18568 D Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 18569 B, 18574 A Dr. Guido Westerwelle F.D.P. . . 18570 D, 18574 B, 18580 D Doris Odendahl SPD . . . . 18571 B, 18579 B Edelgard Bulmahn SPD 18573 A Wolfgang Bierstedt PDS 18575 A Dr. Jürgen Rüttgers, Bundesminister BMBF 18576 C Wolf-Michael Catenhusen SPD . . . 18578 C Karl Diller SPD 18579 A, 18582 D Dr. Christa Luft PDS 18580 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 18581 B Stephan Hilsberg SPD 18581 C Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Drucksachen 13/9016, 13/9025) . . 18584 C Siegrun Klemmer SPD 18584 C Renate Diemers CDU/CSU 18586 C Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18588 B Ina Albowitz F.D.P. 18589 D Heidemarie Lüth PDS 18591 A Claudia Nolte, Bundesministerin BMFSFJ 18592 A Klaus Hagemann SPD 18594 D Dr. Heiner Geißler CDU/CSU . . . 18595 C Wilfried Seibel CDU/CSU 18597 B Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit (Drucksachen 13/9014, 13/9025) . . 18598 D Gerhard Rübenkönig SPD 18599 A Roland Sauer (Stuttgart) CDU/CSU . . 18600 C Dr. Martin Pfaff SPD 18601 B, 18611 D Marina Steindor BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 18602 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . 18603 C Jürgen W. Möllemann F.D.P. . . . . . 18604 B Klaus Kirschner SPD 18605 B Dr. Ruth Fuchs PDS 18606 B Matthäus Strebl CDU/CSU 18607 B Dr. Martin Pfaff SPD 18608 C Horst Seehofer, Bundesminister BMG . 18610 C Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 13/9010, 13/9025) . . . 18613 B in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Pflanzenschutzgesetzes (Drucksachen 13/8443, 13/9074) . . . 18613 C in Verbindung mit Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrike Höfken, Michaele Hustedt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Umweltorientierte Neuausrichtung des Pflanzenschutzgesetzes (Drucksachen 13/8505, 13/9074) . 18613 C Ilse Janz SPD 18613 D Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU 18616 B Dr. Gerald Thalheim SPD 18617 A Jürgen Koppelin F.D.P 18617 B Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 18618 B Jürgen Koppelin F.D.P 18619 D Dr. Günther Maleuda PDS 18621 B Helmut Lamp CDU/CSU 18622 A Horst Sielaff SPD 18623 A Jochen Borchert, Bundesminister BML 18624 C Ilse Janz SPD 18625 B Tagesordnungspunkt X: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Antrag der Abgeordneten Dr. Liesel Hartenstein, Michael Müller (Düsseldorf), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Regelung der Sonderabfallentsorgung (Drucksache 13/ 7562) 18557 D b) Antrag der Abgeordneten Iris Gleicke, Achim Großmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Privatisierungs- und Veräußerungspflicht im Altschuldenhilfegesetz an den Problemen und der Entwicklung des ostdeutschen Wohnungsmarktes orientieren (Drucksache 13/9181) 18557 D c) Antrag der Abgeordneten Albert Schmidt (Hitzhofen), Gila Altmann (Aurich), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Effizienter und EU-konformer Bau der S-Bahn-Linie 9 Haltern - Essen - Wuppertal (Drucksache 13/8769) 18557 D d) Antrag der Abgeordneten Markus Meckel, Dr. Angelica Schwall-Düren, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Gila Altmann (Aurich), Ulrike Höfken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Unterstützung der Europäischen Union für die Hochwasseropfer in Polen und Tschechien (Drucksache 13/8922) . . 18558 A e) Antrag der Abgeordneten Rolf Kutzmutz, Maritta Böttcher, weiterer Abgeordneter und der Gruppe der PDS: Konsequenzen des Oder-Hochwassers im Sommer 1997 (Drucksache 13/9085) 18558 A f) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vierter Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag über Maßnahmen zum Schutz der Ozonschicht (Drucksache 13/8273) . . 18558 B g) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Waldbericht der Bundesregierung (Drucksache 13/8493) 18558 B Tagesordnungspunkt XI: Abschließende Beratungen ohne Aussprache b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Tierzuchtgesetzes (Drucksachen 13/8349, 13/9087) 18558 C c) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung des Schiedsverfahrensrechts (Schiedsverfahrens-Neuregelungsgesetz) (Drucksachen 13/5274, 13/9124) . 18558 D d) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung zwangsvollstreckungsrechtlicher Vorschriften (2. Zwangsvollstreckungsnovelle) (Drucksachen 13/341, 13/9088) . 18559 A e) Beschlußempfehlung und Bericht des Ältestenrates - zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Franziska EichstädtBohlig, Oswald Metzger und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu der Großen Anfrage der Abgeordneten Franziska Eichstädt-Bohlig, Andrea Fischer (Berlin), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Effizienz des Hauptstadtumzugs Teil I: Bauplanung (Drucksachen 13/4731, 13/6627) - zu dem Antrag der Abgeordneten Klaus-Jürgen Warnick, Hanns-Peter Hartmann, weiterer Abgeordneter und der Gruppe der PDS: Arbeitsaufnahme des Deutschen Bundestages ab 1. Mai 1999 in Berlin (Drucksache 13/6821) - zu der Unterrichung durch die Bundesregierung: Bericht zum Stand der Maßnahmen der Bundesregierung zum Umzug nach Berlin und zum Ausgleich für die Region Bonn (Drucksachen 13/6822, 13/6821, 13/ 5371, 13/9047) 18559 B f) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung zu dem Antrag der Abgeordneten Oswald Metzger, Franziska Eichstädt-Bohlig, Dr. Antje Vollmer und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Einsetzung eines Sonderausschusses BerlinUmzug (Drucksachen 13/3989, 13/7548) 18559 D g) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu der Unterrichung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zu der von UNICE, CEEP und EGB geschlossenen Rahmenvereinbarung über Teilzeitarbeit KOM (97) 392 endg. (Drucksachen 13/ 8615 Nr. 2.111, 13/9123) 18560 A h-j) Beschlußempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersichten 253, 254 und 255 zu Petitionen (Drucksachen 13/8996, 13/8997, 13/8998) . . 18560 B k) Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 256 zu Petitionen (B 56 als Verbindung zwischen der A 3 und der A 565 beschleunigen) (Drucksache 13/8999) 18560 C 1) Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 257 zu Petitionen (Verzicht auf den Bau der B 56 als Verbindung zwischen der A 565 und der A 3) (Drucksache 13/9000) . . . . 18560 D Zusatztagesordnungspunkt : Beschlußempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Gesetz zur Reform der gesetzlichen Rentenversicherung (Rentenreformgesetz 1999) (Drucksachen 13/8011, 13/8671, 13/8955, 13/9065) 18560 D Petra Bläss PDS 18561 A Nächste Sitzung 18627 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 18628* A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Franz Peter Basten, Hansjürgen Doss, Josef Hollerith, Andreas Krautscheid, Armin Laschet, Dr. Gerd Müller, Norbert Röttgen, Kurt J. Rossmanith, Wilhelm Josef Sebastian, Michael Teiser, Hans-Otto Wilhelm (Mainz) (alle CDU/CSU) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Ältestenrates: Umzug des Deutschen Bundestages nach Berlin 18628* B Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Uwe Göllner, Günter Graf (Friesoythe), Reinhold Hemker, Barbara Imhof, HansPeter Kemper, Waltraud Lehn, Klaus Lennartz, Bernd Reuter, Ulla Schmidt (Aachen), Jella Teuchner, Verena Wohlleben (alle SPD) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Ältestenrates: Umzug des Deutschen Bundestages nach Berlin 18628* C Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Friedhelm Julius Beucher, Dieter Grasedieck, Helga Kühn-Mengel, Ingrid Matthäus-Maier (alle SPD) sowie Manfred Such (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Ältestenrates: Umzug des Deutschen Bundestages nach Berlin 18629* A Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach, Halo Saibold, Irmingard Schewe-Gerigk (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Ältestenrates: Umzug des Deutschen Bundestages nach Berlin 18629* C Anlage 6 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Ältestenrates: Umzug des Deutschen Bundestages nach Berlin 18629* D Anlage 7 Erklärung des Abgeordneten Werner Schulz (Berlin) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Einzelplan 20 - Bundesrechnungshof 18630* C 205. Sitzung Bonn, Dienstag, den 25. November 1997 Beginn: 11.00 Uhr
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    Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Bremen), BÜNDNIS 25. 11. 97 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Berninger, Matthias BÜNDNIS 25. 11. 97 90/DIE GRÜNEN Dreßler, Rudolf SPD 25. 11. 97 Frick, Gisela F.D.P. 25. 11. 97 Dr. Hauchler, Ingomar SPD 25. 11. 97 Hedrich, Klaus-Jürgen CDU/CSU 25. 11, 97 Homburger, Birgit F.D.P. 25. 11. 97 Kaspereit, Sabine SPD 25. 11. 97 Klose, Hans-Ulrich SPD 25. 11. 97 Köhler (Hainspitz), CDU/CSU 25. 11. 97 Hans-Ulrich Kriedner, Arnulf CDU/CSU 25. 11. 97 Kurzhals, Christine SPD 25. 11. 97 Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 25. 11. 97 Erich Marx, Dorle SPD 25. 11. 97 Reschke, Otto SPD 25. 11. 97 Schaich-Walch, Gudrun SPD 25. 11. 97 Scheel, Christine BÜNDNIS 25. 11. 97 90/DIE GRÜNEN Schenk, Christina PDS 25. 11. 97 Schlee, Dietmar CDU/CSU 25. 11. 97 Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 25. 11. 97 90/DIE GRÜNEN Schultz (Everswinkel), SPD 25. 11. 97 Reinhard Stübgen, Michael CDU/CSU 25. 11. 97 Türk, Jürgen F.D.P. 25. 11. 97 Dr. Wieczorek (Duisburg), SPD 25. 11. 97 Helmut Willner, Gert CDU/CSU 25. 11.97 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Franz Peter Basten, Hansjörgen Doss, Josef Hollerith, Andreas Krautscheid, Armin Laschet, Dr. Gerd Müller, Norbert Röttgen, Kurt J. Rossmanith, Wilhelm Josef Sebastian, Michael Teiser, Hans-Otto Wilhelm (Mainz) (alle CDU/CSU) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Ältestenrates: Umzug des Deutschen Bundestages nach Berlin Die Beschlußempfehlung stimmt nicht mit dem vom Plenum verabschiedeten Umzugsbeschluß überein, nach dem ein Umzug des Deutschen Bundestages und seiner Abgeordneten erst zu dem Zeitpunkt erfolgt, zu dem die volle Arbeitsfähigkeit in Berlin gewährleistet ist. Ein Umzug in provisorische Büros für einen Zeitraum von ca. acht bis neun Monaten verursacht hohe Kosten und führt zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Arbeitsfähigkeit des Parlaments. Aus diesen Gründen lehnen wir die Beschlußempfehlung Drucksache 13/9046 ab. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Uwe Göllner, Günter Graf (Friesoythe), Reinhold Hemker, Barbara Imhof, Hans-Peter Kemper, Waltraud Lehn, Klaus Lennartz, Bernd Reuter, Ulla Schmidt (Aachen), Jella Teuchner, Verena Wohlleben (alle SPD) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Ältestenrates: Umzug des Deutschen Bundestages nach Berlin Der Beschlußempfehlung des Ältestenrates bezüglich des Umzugs des Deutschen Bundestages nach Berlin werden wir nicht zustimmen. Die Entscheidung, vor Fertigstellung der dortigen Parlamentsneubauten nach Berlin umzuziehen, verstößt in mehrfacher Weise gegen die Beschlüsse des Deutschen Bundestages aus dem Jahre 1994. Diese forderten unmißverständlich - ohne Wenn und Aber - einen Umzug ohne Mehrkosten und nicht in Provisorien und als weitere Voraussetzung, keine Gefährdung der Arbeitsfähigkeit. Nicht nur im Rheinland werden die Bürgerinnen und Bürger immer aufmerksamer, wenn Parlamente gegen ihre eigenen Beschlüsse verstoßen. Dies um so mehr, wenn man selbst durch diese Entscheidungen betroffen ist. In Anbetracht der dramatischen Situation bei den öffentlichen Finanzen und als Konsequenz zur Beschlußlage des „Bonn-Berlin-Gesetzes" von 1994 werden wir deshalb gegen die Beschlußempfehlung stimmen, - die für den vorzeitigen Umzug nach der Sommerpause 1999 zusätzliche Aufwendungen in zweistelliger Millionenhöhe notwendig macht, - die den Umzug in Provisorien, die durch Anmietung und Herrichtung von Bauten, die ursprünglich nicht für Parlament und Verwaltung vorgesehen waren, beinhaltet, - und die die Arbeitsfähigkeit des Parlaments erheblich beeinträchtigt. Der Deutsche Bundestag beendet mit der Zustimmung zur Beschlußempfehlung und zu dem Einzel- plan 02 ohne Debatte die Diskussion über den sinnvollen und kostensparenden Zeitpunkt des Umzugs. Das spricht nicht für ein selbstbewußtes Parlament. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Friedhelm Julius Beucher, Dieter Grasedieck, Helga Kühn-Mengel, Ingrid Matthäus-Maier (alle SPD) sowie Manfred Such (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Ältestenrates: Umzug des Deutschen Bundestages nach Berlin Der Beschlußempfehlung des Ältestenrates bezüglich des vorzeitigen Umzugs des Deutschen Bundestages nach Berlin werden wir nicht zustimmen. Die Entscheidung, vor Fertigstellung der dortigen Parlamentsneubauten nach Berlin umzuziehen, verstößt in mehrfacher Weise gegen die Beschlüsse des Deutschen Bundestages aus dem Jahre 1994. Diese forderten unmißverständlich - ohne Wenn und Aber - einen Umzug ohne Mehrkosten und nicht in Provisorien und als weitere Voraussetzung, keine Gefährdung der Arbeitsfähigkeit. Nicht nur im Rheinland werden die Bürgerinnen und Bürger immer aufmerksamer, wenn Parlamente gegen ihre eigenen Beschlüsse verstoßen. Dies um so mehr, wenn man selbst durch diese Entscheidung betroffen ist. In Anbetracht der dramatischen Situation bei den öffentlichen Finanzen und als Konsequenz zur Beschlußlage des „Bonn-Berlin-Gesetzes" von 1994 werden wir deshalb gegen die Beschlußempfehlung stimmen, - die für den vorzeitigen Umzug nach der Sommerpause 1999 zusätzliche Aufwendungen in zweistelliger Millionenhöhe notwendig macht, - die den Umzug in Provisorien, die durch Anmietung und Herrichtung von Bauten, die ursprünglich nicht für Parlament und Verwaltung vorgesehen waren, beinhaltet, - und die die Arbeitsfähigkeit des Parlaments erheblich beeinträchtigt. Der Deutsche Bundestag beendet mit der Zustimmung zur Beschlußempfehlung und zu dem Einzelplan 02 ohne Debatte die Diskussion über den sinnvollen und kostensparenden Zeitpunkt des Umzugs. Das spricht nicht für ein selbstbewußtes Parlament. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach, Halo Saibold, Irmingard Schewe-Gerigk (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Ältestenrates: Umzug des Deutschen Bundestages nach Berlin Der Beschlußempfehlung des Ältestenrates bezüglich des Umzugs des Deutschen Bundestages nach Berlin und dem Einzelplan 02 werden wir nicht zustimmen. Die Entscheidung, vor Fertigstellung der dortigen Parlamentsneubauten nach Berlin umzuziehen, verstößt in mehrfacher Weise gegen die Beschlüsse des Deutschen Bundestages aus dem Jahre 1994. Diese forderten unmißverständlich - ohne Wenn und Aber - einen Umzug ohne Mehrkosten und nicht in Provisorien und als weitere Voraussetzung, keine Gefährdung der Arbeitsfähigkeit. Nicht nur im Rheinland werden die Bürgerinnen und Bürger immer aufmerksamer, wenn Parlamente gegen ihre eigenen Beschlüsse verstoßen. Dies um so mehr, wenn man selbst durch diese Entscheidungen betroffen ist. In Anbetracht der dramatischen Situation bei den öffentlichen Finanzen und als Konsequenz zur Beschlußlage des „Bonn-Berlin-Gesetzes" von 1994 fordern wir deshalb den Deutschen Bundestag auf, gegen die Beschlußempfehlung und den Einzelplan 02 zu stimmen, - die für den vorzeitigen Umzug nach der Sommerpause 1999 zusätzliche Aufwendungen in zweistelliger Millionenhöhe notwendig macht, - die den Umzug in Provisorien, die durch Anmietung und Herrichtung von Bauten, die ursprünglich nicht für Parlament und Verwaltung vorgesehen waren, beinhaltet, - und die die Arbeitsfähigkeit des Parlaments erheblich beeinträchtigt. Der Deutsche Bundestag beendet mit der Zustimmung zur Beschlußempfehlung und zu dem Einzelplan 02 ohne Debatte die Diskussion über den sinnvollen und kostensparenden Zeitpunkt des Umzugs. Das spricht nicht für ein selbstbewußtes Parlament. Anlage 6 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Ältestenrates: Umzug des Deutschen Bundestages nach Berlin Der Beschlußempfehlung des Ältestenrates bezüglich des Umzugs des Deutschen Bundestages nach Berlin werde ich nicht zustimmen. Die Entscheidung, vor Fertigstellung der dortigen Parlamentsneubauten nach Berlin umzuziehen, verstößt in mehrfacher Weise gegen die Beschlüsse des Deutschen Bundestages aus dem Jahre 1994. Diese forderten unmißverständlich - ohne Wenn und Aber - einen Umzug ohne Mehrkosten und nicht in Provisorien und als weitere Voraussetzung, keine Gefährdung der Arbeitsfähigkeit. Nicht nur im Rheinland werden die Bürgerinnen und Bürger immer aufmerksamer, wenn Parlamente gegen ihre eigenen Beschlüsse verstoßen. Dies um so mehr, wenn man selbst durch diese Entscheidungen betroffen ist. In Anbetracht der dramatischen Situation bei den öffentlichen Finanzen und als Konsequenz zur Beschlußlage des „Bonn-Berlin-Gesetzes" von 1994 werde ich deshalb gegen die Beschlußempfehlung stimmen, - die für den vorzeitigen Umzug nach der Sommerpause 1999 zusätzliche Aufwendungen in zweistelliger Millionenhöhe notwendig macht, - die den Umzug in Provisorien, die durch Anmietung und Herrichtung von Bauten, die ursprünglich nicht für Parlament und Verwaltung vorgesehen waren, beinhaltet, - und die die Arbeitsfähigkeit des Parlaments erheblich beeinträchtigt. Der Deutsche Bundestag beendet mit der Zustimmung zur Beschlußempfehlung und zu dem Einzelplan 02 ohne Debatte die Diskussion über den sinnvollen und kostensparenden Zeitpunkt des Umzugs. Das spricht nicht für ein selbstbewußtes Parlament. Anlage 7 Erklärung des Abgeordneten Werner Schulz (Berlin) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Einzelplan 20 - Bundesrechnungshof Meine Fraktion hat heute bei der Abstimmung über den Epl. 20 - Bundesrechnungshof - versehentlich mit Nein gestimmt. Das richtige Abstimmungsvotum muß Zustimmung heißen.
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    Rede von Dr. Theodor Waigel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Abschlußberatungen zum Nachtragshaushalt 1997 und zum Haushalt 1998 fallen in eine Zeit, in der wichtige Konjunkturindikatoren und Wirtschaftsdaten klar aufwärts zeigen: Die Lage bei den Auftragseingängen ist weiterhin stabil; die Produktion wächst; die Stimmungslage in der Wirtschaft ist seit längerem günstig; die Preissteigerungsrate liegt unter 2 Prozent; die Zinsen sind anhaltend niedrig, und für 1997 können wir mit einem Realwachstum von zweieinhalb Prozent rechnen. 1998 rechnen wir in Übereinstimmung mit allen in- und ausländischen Experten mit zirka 3 Prozent. Der Welthandel wächst; der Export bleibt der deutsche Konjunkturmotor. Erfreulich ist: Der Exportboom wirkt sich zunehmend auch positiv auf die Investitionen und die Binnennachfrage aus.
    Im Zeichen der Globalisierung, eines beschleunigten und vertieften Strukturwandels der Weltwirtschaft und einer zunehmenden Standortkonkurrenz haben wir unsere Hausaufgaben gemacht.

    (Lachen bei der SPD)

    Der Standort Deutschland muß attraktiv bleiben. Es geht um Vorfahrt für den Markt, um Vorfahrt für Wachstum und Beschäftigung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Meine Damen und Herren, wir stellen die Weichen für einen Abbau der Staatsquote und für einen schlanken Staat. - Sie von der Opposition haben zum Abbau der Staatsquote noch keinen einzigen Beitrag geleistet. -

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Das bedeutet - da hat der Kollege Metzger recht -:
    Konsolidierung der Staatsausgaben, Überprüfung

    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    von Staatsaufgaben, Senkung von Steuern und Lohnnebenkosten sowie Strukturreformen auf dem Arbeitsmarkt, im System sozialer Sicherheit und im Steuersystem. Niemand kann bestreiten, daß die Staatsausgabenquote nach ihrem Gipfelpunkt von über 50 Prozent schon jetzt wieder bei 49 Prozent liegt. 1998 wird sie 48 Prozent erreichen, und bis zum Jahr 2000 werden wir mit 46 Prozent wieder den Stand von 1989 erreicht haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wenn es uns gelingt, meine Damen und Herren, angesichts der gewaltigen Belastung durch die Erblast, die die SED uns hinterlassen hat, die Staatsquote in einem Zeitraum von 10 Jahren wieder auf den Stand zu bringen, auf dem sie 1989 war, wenn wir bei gleicher Gelegenheit, was die Zahl der Bundesbediensteten anbelangt, etwa im Jahr 2000 oder kurz danach wieder den Stand an Bediensteten erreicht haben werden, den die Bundesrepublik Deutschland hatte, bevor 17 Millionen Menschen hinzugekommen sind, dann zeigt dies unsere konsequente Politik der Konsolidierung und der Reduzierung der Staatsausgaben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir haben, wie Kollege Weng es vorhin dargestellt hat, wichtige Steuerreformschritte getan: Mit der Verbesserung des Existenzminimums und dem neuen Familienleistungsausgleich wurden insbesondere kleine und mittlere Einkommen um rund 20 Milliarden DM entlastet. Mit der Vermögensteuer und der Gewerbekapitalsteuer haben wir zwei Steuern abgeschafft, die Investitionen verhindert und Arbeitsplätze vernichtet haben. - Meine Damen und Herren, es ist geradezu abstrus, was die letzte Rednerin der PDS in ihrem Beitrag gesagt hat. Denn die Betriebe, die jetzt in den neuen Bundesländern in Schwierigkeiten sind, könnten es sich am wenigsten leisten, wenn sie künftig Vermögensteuer oder Gewerbekapitalsteuer bezahlen müßten. -

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Zum 1. Januar wird der Solidaritätszuschlag um 2 Prozentpunkte gesenkt. Das sind 7 Milliarden DM netto für Investitionen und Konsum.
    Weitere ordnungspolitisch wichtige und zukunftsorientierte Reformen haben wir umgesetzt. Ich nenne die Gesundheitsreform, die Privatisierungsschritte bei der Telekom und der Lufthansa, die Reformen auf dem Arbeitsmarkt, unter anderem die Anpassung beim Kündigungsschutz, die Verbesserungen für befristete Arbeitsverhältnisse und die Änderungen bei der Lohnfortzahlung. - All dies haben wir gegen den erbitterten Widerstand von SPD und Grünen durchgesetzt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Detlev von Larcher [SPD]: Und die Arbeitslosigkeit steigt und steigt!)

    Sie haben bisher fast keinen Beitrag zu den notwendigen Schritten zur Verbesserung des Standortes Deutschland angesichts der Europäisierung, angesichts der Globalisierung der Wirtschaft geleistet.
    Das ist eine Schande für eine Partei, die ursprünglich einmal Fortschrittspartei sein wollte. -

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D,P.)

    Diesen Kurs bestätigen die nationalen und die internationalen Experten. Dieser Kurs muß in Deutschland entschlossen fortgesetzt werden.
    Meine Damen und Herren, richtig ist - das ist von einigen Rednern, so von Adolf Roth und anderen, vorhin angesprochen worden -, daß sich das Wachstum, die wirtschaftliche Entwicklung a) von der Beschäftigung und b) von der Steuereinnahmebasis abkoppelt. Um so wichtiger sind Strukturreformen, wie sie OECD, IWF und andere internationale Institutionen oder - in Deutschland - Sachverständigenrat und Bundesbank anmahnen, also Reformen bei der Sozialversicherung, auf dem Arbeitsmarkt und im Steuersystem.
    Das Problem ist, daß Sie sich bisher in den entscheidenden Punkten verweigert haben. Stellen Sie sich - wie die sozialdemokratischen Parteien in den Niederlanden, in Österreich oder auch in Schweden - endlich den realen Problemen!

    (Lachen des Abg. Detlev von Larcher [SPD])

    Lesen Sie das Sachverständigengutachten, und zwar nicht nur, wenn es grundsätzlich um Politik geht. Politik hat einen konkreten Namen. Wir haben Reformen vorgeschlagen. Wir wollten mehr konsolidieren. Wir wollten eine Steuerreform. Wir haben eine Rentenreform vorgelegt. Wir haben eine Gesundheitsreform durchgesetzt. Wir haben in bezug auf den Arbeitsmarkt im letzten Jahr etwas getan. Sie haben sich dem verweigert. Nicht die Politik hat versagt, sondern Sie, meine Damen und Herren von der SPD, Sie haben versagt!

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Detlev von Larcher [SPD]: Das ist unglaublich!)

    Seit 20 Jahren ist wirklich nichts Dümmeres mehr verkauft worden als die Massenkaufkrafttheorie Ihres Parteivorsitzenden.

    (Detlev von Larcher [SPD]: Unverschämt!)

    Man muß sich einmal vorstellen, wohin das in der gegenwärtigen Situation führen würde. Wir vergönnen doch wirklich jedem Arbeitnehmer einen höheren Lohn. Wenn er aber den höheren Lohn damit bezahlt, daß letztlich sein Arbeitsplatz oder der Arbeitsplatz des Nachbarn wegfällt,

    (Detlev von Larcher [SPD]: Stammtisch!)

    dann macht dies deutlich, daß mit dieser unsinnigen und falschen Theorie niemandem gedient ist; vielmehr wird damit der deutschen Volkswirtschaft und den Arbeitnehmern geschadet.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Detlev von Larcher [SPD]: Stammtisch ist das! Weiterer Zuruf von der SPD: Sie haben doch Arbeitslose produziert!)

    Meine Damen und Herren, was die Steuerpolitik und die Sozialpolitik anbelangt, so fordere ich Sie

    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    auf: Kehren Sie an den Verhandlungstisch zurück. Wir könnten in 24 Stunden eine Steuer- und Rentenreform beschließen, die ein Investitionsfeuerwerk auslösen würde. Wir brauchen keine Kommissionen mehr. Wir brauchen keine Hearings mehr. Wir brauchen keine Vorarbeiten. Wir brauchen keinen Datenabgleich. Das alles liegt vor. Es fehlt lediglich am Willen der SPD, besser gesagt, am Willen Ihres Parteivorsitzenden. Nur daran fehlt es!

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Alte Kamellen!)

    Schließen Sie gemeinsam mit uns einen Kontrakt mit der Zukunft. Alle Parteien, die Politik und unsere Demokratie würden davon profitieren. Politik - das müssen wir alle wissen - ist nicht nur Machtkampf. Politik ist vor allem Verpflichtung für das Gemeinwohl unseres Vaterlandes.
    Trotz der Beratung von zwei Haushaltsentwürfen und der damit verbundenen zahlreichen schwierigen Einzelfragen konnten Zeitplan und Ziele eingehalten werden. Ich möchte mich - wie der Kollege Roth - bei den Mitgliedern des Haushaltsausschusses, seinem Vorsitzenden und allen Beteiligten sehr herzlich bedanken. Die Koalition hat für den Nachtragshaushalt 1997 und den Haushalt 1998 ein tragfähiges Konzept erarbeitet. Wir haben dabei eine Reihe von Zielkonflikten lösen können: keine höhere Neuverschuldung trotz der erheblichen Mehrbelastungen des Haushalts durch Steuern, durch Arbeitsmarkt und durch Rente.
    Es gibt keine Steuererhöhungen. Das gilt auch für die Absenkung des Solidaritätszuschlages ab Januar 1998. Das Geld fließt in voller Höhe in die Taschen der Bürger. Der Bundeshaushalt leistet seinen Beitrag zur Einhaltung des Maastricht-Defizitwertes 1997 und 1998. Die wesentlichen haushaltspolitischen Eckwerte stellen sich gegenüber den Regierungsentwürfen sogar etwas günstiger dar. Das nominale Ausgabenwachstum bleibt sehr moderat.
    Die Gesamtausgaben des Jahres 1998 liegen nur 0,3 Prozent über den Ausgaben des Jahres 1996. Die Ausgabenentwicklung im Bundeshaushalt unterschreitet damit erneut deutlich die Prognosen für das Wirtschaftswachstum in diesem und im nächsten Jahr. Die Nettokreditaufnahme liegt sowohl beim Nachtrag 1997 als auch beim Haushalt 1998 unter den Zahlen der Regierungsentwürfe. Das ist uns, Herr Kollege Diller, trotz Ihrer Kassandrarufe gelungen.
    Forderungen nach Mittelaufstockungen, die es überall gab, haben wir nicht nachgegeben, sondern wir haben alle Entlastungsspielräume konsequent zur Ausgabensenkung genutzt. Das Haushaltsmoratorium wurde weiterhin strikt eingehalten. Alle haushaltswirtschaftlichen Einsparungspotentiale wurden genutzt und alle ordnungspolitisch richtigen Privatisierungsmöglichkeiten ebenso konsequent ausgeschöpft.
    Dennoch - darin haben die Vorredner recht - sind die Haushalte von Bund, Ländern und Gemeinden an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gestoßen. Die
    Budgetspielräume sind durch hohe Grundlasten weitgehend ausgeschöpft. Allem die Sozialtransfers decken 1998 mit 176 Milliarden DM fast 40 Prozent der Ausgaben im Bundeshaushalt ab. Die Bundeszuschüsse an die Rentenversicherung und die Bundesknappschaft werden 1998 mit 86,5 Milliarden DM eine Rekordhöhe erreichen. Für die Alterssicherung werden im Bundeshaushalt 1998 insgesamt fast 95 Milliarden DM aufgewendet. Hinzu kommen die Beiträge zur Rentenversicherung für Arbeitslosengeld- und Arbeitslosenhilfeempfänger. Sie betragen im kommenden Jahr rund 25 Milliarden DM.
    Diese Zahlen dokumentieren: Die Diskussion um versicherungsfremde Leistungen, die aus Steuermitteln zu finanzieren seien, ist vor dem Hintergrund dieser Bundeszuschüsse zu sehen. Das Gerede vom sozialen Kahlschlag ist falsch und unverantwortlich, weil es unbegründete Ängste hervorruft und eine sachliche Debatte über den notwendigen Umbau unseres Sozialstaates behindert.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Die Zukunft muß Vorfahrt haben. Für prioritäre Felder muß der Staat Handlungsspielraum schaffen. Das sind vor allem die öffentlichen Investitionen im Bereich der Infrastruktur, bei Forschung und Bildung. Das zwingt bei knappen Kassen zu Posteriori-täten an anderer Stelle: beim öffentlichen Verbrauch, bei den strukturkonservierenden Subventionen und auch bei den Sozialtransfers. Hier müssen wir uns auf das Wesentliche, die wirklich Bedürftigen, konzentrieren. Wer hier nicht zu einer Diskussion bereit ist und überhaupt nicht willens ist, Wichtiges und weniger Wichtiges zu trennen, landet unweigerlich bei höheren Schulden, Steuern und Abgaben.
    Zum Nachtragshaushalt 1997: Die Gesamtausgaben des Bundes steigen durch den Nachtragshaushalt 1997 gegenüber dem bisherigen Soll um 5 Milliarden DM auf 444,8 Milliarden DM. Die Nettokreditaufnahme konnte gegenüber dem Entwurf vom Sommer leicht abgesenkt werden. Ich halte es für eine große Leistung der Haushaltspolitik, daß es uns gelungen ist, die Steuermindereinnahmen und das, was auf dem Arbeitsmarkt durch erhöhte Arbeitslosenzahlen auf uns zugekommen ist, nicht mit einer Erhöhung der Nettokreditaufnahme oder mit Steuererhöhungen finanzieren zu müssen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Es gibt Entlastungen bei der Bundesanstalt für Arbeit im Bereich der Schätzansätze. Auch die globale Minderausgabe hat sich gelohnt.
    Beim Erblastentilgungsfonds wird die Bundeszuführung in diesem Jahr in Höhe von 6 Milliarden DM herabgesetzt.
    Nun war die Kritik des Kollegen Diller an dieser Stelle relativ gemäßigt.

    (Karl Diller [SPD]: Na?)

    - Wieso? Können Sie härter sein? Wie auch immer - dann warte ich auf Ihren Stoß am Freitag.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    Herr Kollege Diller, hat das vielleicht damit zu tun, daß von seiten der Länder, auch von seiten der SPD- regierten Länder, beim Fonds Deutsche Einheit an das gleiche Instrument gedacht wird?

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Schlechte Beispiele verderben gute Sitten!)

    - Entschuldigung! Was heißt denn das? Dann müssen Sie schon Ihre SPD-regierten Länder fragen, warum sie mit dem gleichen Ansinnen zu uns kommen. Ich lasse mich von Ihnen jedenfalls nicht wegen einer Praxis kritisieren, die Ihre Länder selber wollen. Das müssen Sie sich gut überlegen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Übrigens sind, was den Erblastentilgungfonds anbelangt, in dem kurzen Zeitraum von 1995 bis 1997 bereits rund 25 Milliarden DM der Erblastschulden getilgt worden. Die geplante Tilgung der Erblastschulden innerhalb einer Generation ist ohne weiteres möglich.
    Zum Haushalt 1998: Auch hier ist es gelungen, gegenüber dem Regierungsentwurf aufgetretene Mehrbelastungen in vollem Umfang aufzufangen. Die Eckwerte können gegenüber dem Haushaltsentwurf sogar merklich verbessert werden.
    Die Gesamtausgaben liegen bei 456,8 Milliarden DM. Sie steigen damit gegenüber dem Soll 1997 um 2,7 Prozent. Die Nettokreditaufnahme liegt bei 56,4 Milliarden DM. Sie unterschreitet die Investitionen von 58,1 Milliarden DM und damit die Verschuldungsgrenze des Art. 115 des Grundgesetzes deutlich. Auch hier ist es gelungen, Steuermindereinnahmen und Zusatzbelastungen in einer Größenordnung von insgesamt etwa 14 Milliarden DM so zu behandeln, daß ein Einhalten des Art. 115 des Grundgesetzes möglich war. Auch dies ist, wie ich meine, eine richtige, notwendige und beachtliche Anstrengung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Dabei ist es völlig legitim, wenn wir aus der Veräußerung der ersten Tranche der Telekom-Aktien 1998 zusätzliche 8 Milliarden DM vereinnahmen. Das Instrumentarium, dies über die KfW zu tun, hat sich als sehr Segens- und hilfreich erwiesen. Es ist für uns fast risikofrei. Dann, wenn es zu Kursänderungen kommt, sind wir jedenfalls auf einem guten Pfad. Dies ist sowohl im letzten Jahr richtig gewesen als auch künftig richtig.
    Im Bereich der Treuhand-Nachfolgeeinrichtungen ergeben sich gewisse Entlastungen. Gleichwohl können die BvS und die anderen Nachfolgeeinrichtungen der Treuhand ihre Aufgaben ungeschmälert erfüllen.
    Im Bereich der Zinsausgaben führt die Optimierung des Kreditmanagements zu Entlastungen von rund 1 Milliarde DM. Da, meine Damen und Herren, kommt wieder die gleiche Unwahrhaftigkeit zum Tragen. Mit dem begrenzten Einsatz von Zins-SwapGeschäften nutzen wir moderne Finanzinstrumente, die nicht nur in anderen Staaten und Wirtschaftsunternehmen, sondern auch in einigen Bundesländern erfolgreich eingesetzt werden.

    (Karl Diller [SPD]: Aber in welcher Höhe!)

    - Herr Kollege Diller, ich nehme an, Sie wissen es. (Karl Diller [SPD]: Ja, klar!)

    - Dann sollten Sie aber wenigstens ernsthafter schauen. Zu diesen Bundesländern gehört Schleswig-Holstein; hier müssen Freunde von Ihnen am Werke sein.

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Freundinnen!)

    Nordrhein-Westfalen: Ihre Freunde! Niedersachsen: Dort ist der Havanna-rauchende Freund von Joschka Fischer, der gestern beachtliche Erklärungen abgegeben hat.
    Schade, daß Herr Scharping jetzt nicht da ist; denn ich kann mir vorstellen - man merkt es auch an seiner Miene -, daß er immer zufriedener wird. Er hat auch recht, weil es seinem Nachfolger genauso geht, wie es früher ihm gegangen ist. Der Störenfried läßt also keine Ruhe.
    Aber Niedersachsen hat auch Zins-Swap-Geschäfte gemacht, ebenfalls das Saarland und Hessen. Es grenzt schon an politische Unverfrorenheit, mir dies hier vorzuhalten, während in Hessen, im Saarland, in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein das gleiche gemacht wird. Das ist doch politische Verlogenheit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: So sind sie halt!)

    Mit dem in dieser Woche im Bundesrat zu beratenden Haushaltsrechts-Fortentwicklungsgesetz schaffen wir den gesetzlichen Rahmen für eine effizientere öffentliche Haushaltswirtschaft ohne Beeinträchtigung des parlamentarischen Budgetrechts. Wesentliche Punkte sind die Ausweitung der sachlichen und zeitlichen Verfügbarkeit von Haushaltsmitteln, die Flexibilisierung der Mittelbewirtschaftung durch erweiterte Deckungsmöglichkeiten, verstärkte Anreize zur Erzielung von Mehreinnahmen und die Einführung einer Kosten- und Leistungsrechnung sowie die Neugestaltung und Straffung der Finanzkontrolle. Ich appelliere an die Länder, der Modernisierung des Haushaltsrechts am Freitag im Bundesrat zuzustimmen.
    Meine Damen und Herren, wir werden das Maastricht-Defizitkrietrium von 3 Prozent 1997 und 1998 einhalten. Das ist die Botschaft der Haushaltsbeschlüsse; das ist auch die Botschaft der vorliegenden Schätzungen nationaler und internationaler Institutionen. Noch im Vorjahr hat der Defizitwert 3,4 Prozent des BIP betragen. Bund, Ländern und Kommunen gelingt es, die neuerlichen Steuerausfälle und die Mehrbelastungen durch den Arbeitsmarkt aufzufangen.
    Die Sozialversicherungsträger werden zugleich günstiger als im letzten Jahr abschließen. Die Beitragserhöhung 1997 bei der Rentenversicherung und

    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    Einsparungen bei der Krankenversicherung führen zu einer Verbesserung der Finanzen der Sozialversicherung um knapp 0,5 Prozent des BIP. 1998 wird sich die Finanzlage der Sozialversicherungen weiterhin günstig entwickeln. Auch die Gebietskörperschaften werden ihre Defizite 1998 weiter verringern.
    Am vergangenen Montag, gestern vor einer Woche, hat sich der Ecofin-Rat auf einen Zeitpunkt zur Veröffentlichung der Defizitergebnisse von 1997 verständigt. Den Mitgliedstaaten wird danach empfohlen, ihre finanzwirtschaftlichen Daten 1997 für den Maastricht-Entscheidungsprozeß erstmals in der letzten Februarwoche 1998 bereitzustellen. Die Mitgliedstaaten werden daher entsprechend der einschlägigen EG-Verordnung in der letzten Februarwoche Defizit- und Schuldenkriterium 1997 an die EG-Kommission melden, damit die Daten der Kommission und dem Europäischen Währungsinstitut für die zu fertigenden Berichte zur Verfügung stehen. Das Statistische Bundesamt hat das bereits zugesagt. Vor diesem Zeitpunkt kann es in keinem Land offizielle Verlautbarungen dazu geben.
    Die Vorteile des Verfahrens sind: Ende Februar herrscht größere Datensicherheit. Es liegen vollständigere Ergebnisse über den Haushaltsablauf auf allen Ebenen vor. Die Vorkehrungen für eine Beschleunigung der Datenbereitstellung durch die Meldestellen sind in vollem Gange. Die Werte für die Kriterien werden ein hohes Maß an Zuverlässigkeit aufweisen.
    Entscheidungsträger, Öffentlichkeit und nicht zuletzt die Finanzmärkte können darauf bauen, daß die Beitrittsentscheidungen auf der Grundlage zuverlässiger Zahlen getroffen werden, für Deutschland wie für die anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Ich gebe jedem den Rat, sich auf einen konvergenzgerechten Beginn einzustellen. Das ist meines Erachtens die große Leistung, die in vielen Staaten Europas in diesem und in den letzten Jahren zustande gekommen ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Konvergenz, Stabilität, Konsolidierung und Vertrauen auf den öffentlichen Märkten sind genau das Ergebnis des Prozesses von Maastricht. Mit einer solchen Konvergenz haben die Vereinigten Staaten einen großartigen Erfolg letztlich auch bei der Beschäftigung gehabt. Ich bin davon überzeugt: Wenn wir diesen Prozeß fortsetzen und die strukturellen Probleme lösen, auf die uns auch der Europäische Rat letzte Woche nochmals aufmerksam gemacht hat, dann haben wir die besten Voraussetzungen, um das größte Problem unserer Volkswirtschaften lösen zu können, nämlich die Arbeitslosigkeit zu senken. Das haben wir entscheidend vorangebracht; das muß fortgesetzt werden. Dann werden wir die Früchte dieser schwierigen Konsolidierung ernten. Davon bin ich zutiefst überzeugt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Die große, umfassende Reform der Einkommensbesteuerung ist notwendig für den Standort Deutschland, für Investitionen, für Innovationen und damit für zukunftsfähige Arbeitsplätze. Die jüngste Steuerschätzung hat uns erneut vor Augen geführt: Die
    Steuereinnahmen haben sich derzeit vom Wirtschaftswachstum abgekoppelt. Der Zusammenhang zwischen Haushalts- und Steuerpolitik ist offensichtlich.
    Die Steuerquote in Deutschland ist auf niedrigem Niveau. Seit 1995 ist sie um zwei Prozentpunkte gesunken. Unternehmen und Arbeitnehmer holen sich ihre Steuersenkung selbst. Sie weichen dem Steuerdruck - zumeist legal - aus.
    Wissen Sie, was das Problematischste ist? Die Nettosenkung, die wir durchführen wollten und wollen, findet statt, aber bei anderen Adressaten als denjenigen, die wir eigentlich im Auge haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Zurufe von der SPD)

    Wer sich der Senkung der Steuersätze widersetzt und das Petersberger Steuerreformkonzept nicht mitträgt, darf sich nicht wundern, wenn eine weitere Nettosenkung stattfindet, aber wiederum so, wie wir sie nicht wollen und wie sie für die öffentlichen Hände, Bund, Länder und Gemeinden, nur nachteilig ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Zurufe von der SPD)

    Wichtig ist es jetzt, daß das Geld bei den Richtigen ankommt. Nicht die Steuerjongleure, sondern die Leistungsträger unserer Gesellschaft müssen belohnt werden. Das Geld gehört in die Taschen der hart arbeitenden Facharbeiter, der Handwerker, der Mittelständler und der Selbständigen. Dazu ist eine durchgreifende Reform unabdingbar notwendig.

    (Detlev von Larcher [SPD]: Aber doch nicht Ihre!)

    Die Leitlinie muß bleiben: niedrigere Sätze bei weniger Ausnahmen. Zugleich stärken wir in diesem Steuersystem den internationalen Wettbewerb.

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: So ist es!)

    Meine Damen und Herren, deutliche Senkung der Steuersätze über den gesamten Tarifverlauf, konsequente Einschränkung von Steuervergünstigungen und steuerlichen Sonderregelungen, schrittweise Verbesserung der Steuerstruktur in Richtung zu den weniger leistungsfeindlichen indirekten Steuern durch Entlastung bei direkten Steuern und mittelfristig eine Senkung der Steuer- und Abgabenlast insgesamt - genau das ist mit den Petersberger Reformvorschlägen und mit dem, was der Bundestag mit Mehrheit beschlossen hat, zu erreichen.
    Wir haben seit Februar 1997 unermüdlich versucht, einen gemeinsamen Nenner zu finden: 24. Februar erster Steuergipfel, 15. April zweiter Steuergipfel, 23. April dritter Steuergipfel, 10. Juli bis 4. August erstes Vermittlungsverfahren, zweites Vermittlungsverfahren am 18. und 25. September, ein wiederholter Datenabgleich mit den SPD-Ländern. Wir haben versucht, alle Möglichkeiten zum Kompromiß mit Ihnen auszuloten.

    (Widerspruch bei der SPD - Detlev von Larcher [SPD]: Kleinkriegen wolltet ihr uns!)


    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    Die von der SPD ins Spiel gebrachte Lösung, nur unten mit dem Grundfreibetrag etwas zu tun, beseitigt die Probleme des Arbeitsmarkts ganz sicher nicht.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Das Dümmste und Falscheste ist, jetzt noch einmal mit der Vermögensteuer zu kommen. Lassen Sie das bleiben! Das führt nur zu Investitionen im Ausland, ganz sicher nicht in Deutschland.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Detlev von Larcher [SPD]: Das ist doch lächerlich!)

    Der, worüber wir uns alle freuen, wiedergenesene oder auf dem Weg der Gesundung befindliche Finanzminister Schleußer hat uns in den letzten Wochen und Monaten sehr gefehlt; denn er konnte in der Steuerpolitik - jedenfalls früher - eine vernünftige Linie vertreten. Leider war die Stimme Nordrhein-Westfalens in den letzten Monaten nicht zu hören. Letzte Woche hat er eine sehr interessante Bemerkung gemacht, indem er gesagt hat, an einer Nettoentlastung von 7 bis 8 Milliarden DM dürfe eine Steuerreform letztlich nicht scheitern.
    Meine Damen und Herren, wir alle verlieren ohne Steuerreform jedes Jahr mehr an Einnahmen, als eine Nettosenkung ausgemacht hätte.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Es wird höchste Zeit, daß Sie das endlich begreifen. Noch wäre die Zeit nicht vertan, so etwas 1997 und 1998 in Angriff zu nehmen, damit wir nicht ein Jahr versäumen und eine solche Steuerreform erst zum 1. Januar des Jahres 2000 kommt. Wir werden diese Reform auf jeden Fall nach der Bundestagswahl durchsetzen.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Sie nicht mehr!)

    Sie hätten es in der Hand, die Reform mit uns gemeinsam ein Jahr früher zu verabschieden. Die Verantwortung dafür, wenn es nicht dazu kommt, tragen allein Sie. Das ist eine Verantwortung, die Sie eigentlich nicht übernehmen können.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Detlev von Larcher [SPD]: Da hilft das Matschen auch nicht! Das wird nicht wahrer!)

    Nicht nur die Steuerreform muß kommen, auch die Lohnnebenkosten müssen herunter. Der Faktor Arbeit ist in Deutschland zu teuer. Unsere Arbeitsplätze müssen wettbewerbsfähig werden und bleiben.
    Mit dem Rentenreformgesetz 1999 soll die gesetzliche Rentenversicherung einen höheren Bundeszuschuß zusätzlich zu den Haushaltsmitteln in Höhe von 86,5 Milliarden DM erhalten. Damit kann der Beitragssatz dauerhaft gesenkt werden. Dieser zusätzliche Bundeszuschuß soll dem Mehraufkommen eines um 1 Prozentpunkt von 15 auf 16 vom Hundert erhöhten allgemeinen Umsatzsteuersatzes entsprechen. Wichtig: Der ermäßigte Umsatzsteuersatz von 7 Prozent für den existentiellen Grundbedarf bleibt unverändert.
    Es wird höchste Zeit, daß die SPD einmal erklärt, ob sie bereit ist, dabei mitzugehen. Mir helfen die Wochenendmeldungen eines Ministerpräsidenten, der eine Erhöhung um 3 Prozentpunkte ansetzen will, nicht, wenn Sie noch nicht einmal erklärt haben, ob sie bei 1 Prozentpunkt mitwirken wollen, was meines Erachtens notwendig und sinnvoll ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Eines will ich allerdings an die Adresse von Ministerpräsident Beck klar sagen: Die Mehrwertsteuer kann nicht die Reservekasse für die Sozialversicherungen sein, ohne daß dort die entsprechenden Strukturreformen stattfinden, wofür wir eintreten und kämpfen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Meine Damen und Herren, in einer offenen Volkswirtschaft müssen steuerpolitische Entscheidungen auch im internationalen Kontext gesehen werden. Das gilt erst recht für Europa, den gemeinsamen Binnenmarkt und vor allem für die dritte Stufe der Währungsunion, wenn der Wechselkurspuffer entfällt. Standortnachteile lassen sich nicht mehr durch eine Abwertung verdecken.
    Die Steuern sind ein wichtiger Standortfaktor. Wir haben europäische Initiativen wieder auf den Weg gebracht. In Kürze wird in der Ecofin-Kommission darüber beraten und entschieden, wie der Kodex für einen fairen Steuerwettbewerb in Europa aussehen soll.
    Auch was die Besteuerung der Zinsen anbelangt, haben wir Chancen, unser Ziel auf der Grundlage des Koexistenzmodells, das wir bereits 1994 vorgelegt haben, zu erreichen. Nunmehr wünscht eine große Mehrzahl der Mitgliedstaaten eine rasche Einigung.
    Wer morgen die finanzielle Handlungsfreiheit als Grundlage für gestalterische Politik erhalten will, muß heute die Kraft für die Senkung der Staatsquote, für die substantielle Konsolidierung der Staatsfinanzen und die Strukturreformen im Sozial- und Steuersystem aufbringen. Ein solcher Kontrakt mit der Zukunft bringt Kapital, Know-how und vor allem Arbeit nach Deutschland.
    Die mit der Globalisierung verbundenen Basisinnovationen, das rasche Wachstum der Weltmärkte und der Binnenmarkt mit einer gemeinsamen Währung in Europa eröffnen alle Aussichten für einen neuen langfristigen Wachstumszyklus. Die Zukunftsmärkte entwickeln sich rasch. Es geht jetzt darum, ob Deutschland auf diesen Zukunftsmärkten mithalten kann oder nicht.
    Peter Norman, der Deutschlandkorrespondent der „Financial Times" schrieb am 18. November 1997:
    Die Wirtschaft demonstriert, daß Deutschland fähig ist, sich zu ändern. Die große Frage bleibt, ob sich die Politik und die Bevölkerung ebenfalls an eine sich rasch ändernde Welt anpassen und gleichzeitig Deutschlands beneidenswerte Bilanz sozialer Stabilität erhalten können.

    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    An einer anderen Stelle der ausführlichen kritischen Analyse der Situation in Deutschland lesen wir: „Es ist niemals weise, Deutschland abzuschreiben.'' Davon bin ich überzeugt.
    Wir haben nach dem Krieg den Wiederaufbau geschafft; das Wort „Wirtschaftswunder" ist in viele Sprachen eingegangen. Wir haben die deutsche Einheit bisher mit großer finanzieller Anspannung, aber ohne Gefährdung unserer finanziellen und sozialen Stabilität bewältigt. Wir werden auch die Folgen der Globalisierung meistern.
    Dafür brauchen wir nicht mehr, als uns auf unsere Tugenden zu besinnen: Pionier- und Erfindungsgeist, Kreativität und Anpassungsfähigkeit, Beharrlichkeit und Gründlichkeit. Der Staat kann das nicht verordnen, er kann aber für die richtigen Rahmenbedingungen sorgen, diese Talente zu fördern und ihren Erfolg zu honorieren.
    Dazu gehören eine offene Gesellschaft und eine soziale Marktwirtschaft, die die Chancengleichheit sichert. Dazu gehört ein schlanker Staat, der der privaten Initiative den Vorrang einräumt. Die Grundbedingung des „Wohlstands der Nationen" ist seit Adam Smith die Verfolgung des eigenen wirtschaftlichen Vorteils. Das ist nicht verwerflich, das ist nicht unchristlich und auch nicht unsozial.
    Unsozial wird es erst, wenn dieses Grundprinzip der Marktwirtschaft außer Kraft gesetzt wird. Dafür haben wir eine Fülle von Beispielen: Wo Mangel und Armut herrschen, kann sich kein Sozialstaat entwikkeln.
    Bei allen Paradigmenwechseln und der schöpferischen Zerstörung im Zeichen der Globalisierung bleibt das Grundprinzip der sozialen Marktwirtschaft in Kraft. Wer für die soziale Gerechtigkeit eintritt, der muß auch für eine Wirtschafts- und Finanzpolitik eintreten, die private Initiative und Leistung belohnt.
    Meine Damen und Herren, der Nachtragshaushalt 1997 und der Haushalt 1998, unsere Vorschläge für die Reform des sozialen Sicherungssystems und des Steuersystems stehen dafür. Wir werden damit unsere Politik mit Erfolg fortsetzen.
    Ich danke Ihnen.

    (Langanhaltender lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Detlev von Larcher [SPD]: An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen!)



Rede von Dr. Burkhard Hirsch
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Ich gebe dem Abgeordneten Joachim Poß das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Joachim Poß


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich weiß nicht, ob dieser Beifall, den wir gehört haben, Ihre politischen Wunden heilen sollte, Herr Bundesfinanzminister, ob er als pädagogisches Mittel eingesetzt wurde, um Ihnen die letzten zehn Amtsmonate ein wenig erträglich zu machen.

    (Beifall bei der SPD und der PDS)

    Auf mich hat Ihre Rede - auch mit Ihrem überzogen forschen Ton - so gewirkt wie die Rede eines politisch weidwunden Menschen, der jeden Tag lesen muß, daß er nur noch Parteivorsitzender von Stoibers Gnaden ist; ich füge hinzu: Finanzminister von Kohls Gnaden, schon lange nicht mehr aus eigenem Recht.

    (Beifall bei der SPD und der PDS)

    Diese Rede war auch der Beweis für Ihre Flucht aus der Wirklichkeit als Bundesfinanzminister. Man konnte dieser Tage lesen, daß Parteifreunde Ihnen diesen Wirklichkeitsverlust attestieren. Diese Rede war der Beweis dafür, daß Sie nicht mehr ganz in der Realität leben und daher schon gar nicht mehr die Voraussetzungen mitbringen, Ihr Amt ordentlich auszuüben, Herr Bundesfinanzminister.

    (Beifall bei der SPD)

    Was müssen Sie denn auch aushalten: Die CSU fordert eine Regionalisierung der Sozialversicherungen. Dies soll zumindest geprüft werden. Am nächsten Tag sagt die CDU: Das ist aber verfassungswidrig. Dann gibt es noch unterschiedliche Meinungen über die Autobahn-Vignette. Deren Vor- und Nachteile hätten Sie uns in Ihrer erschöpfenden Rede auch noch erläutern können.
    Nein, Herr Bundesfinanzminister, man merkte Ihnen an: Es ist Ihr letzter Haushalt als Bundesfinanzminister. Offenbar können Sie die bevorstehenden zehn Monate nur noch durch starke Verdrängung der Wirklichkeit aushalten.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn das Urteil über Ihre Amtszeit gesprochen wird, wird darin stehen: Konzeptionslosigkeit und Versagen. Dies wird als Bilanz Ihrer Amtszeit in den Geschichtsbüchern stehen.

    (Beifall bei der SPD)

    Das gilt für die Haushalts-, für die Finanz- wie für die Steuerpolitik. Daß Sie dabei nie vor Tricksereien zurückgeschreckt sind und sie auch mit diesem Haushalt fortsetzen, wird daran deutlich, wie Sie den Kollegen Schleußer aus dem „Sonntags-Expreß" vom 6. November 1997 zitiert haben. Schleußer sagte:
    An einer Nettoentlastung von 7 bis 8 Milliarden DM soll es nicht scheitern.
    Hier hörte das Zitat bei Ihnen auf. Bei Schleußer ist weiter zu lesen:
    Aber die Bundesregierung hält an einer Entlastung von 40 bis 50 Milliarden DM fest. Das ist unrealistisch. Selbst konservative Experten rechnen inzwischen vor: Durch Steuerprivilegien wurde die Wirtschaft in den letzten Jahren um 20 bis 80 Milliarden DM entlastet. Steuersenkungen haben längst stattgefunden. Steuergerechtigkeit fehlt. Die müssen wir wiederherstellen.
    Recht hat Heinz Schleußer mit dieser Aussage.

    (Beifall bei der SPD)


    Joachim Poß
    Es hätte Ihnen auch nicht schlecht angestanden, wenn Sie das Zitat vollständig gebracht hätten, Herr Bundesfinanzminister. Wie Sie zitiert haben, war aber typisch für Sie.

    (Bundesminister Dr. Theodor Waigel: Ich habe kein Zitat gebracht!)

    Für die Haushalts-, Finanz- wie Steuerpolitik gilt dieses Urteil der Geschichte: Von einer konzeptionellen Finanzpolitik kann man nur dann sprechen, wenn Änderungen der Steuergesetze auf ihre haushaltswirtschaftlichen Auswirkungen überprüft und die aktuelle Lage sowie die voraussichtliche Entwicklung der öffentlichen Haushalte berücksichtigt werden. Das heißt, auch eine glaubwürdige und seriöse Steuerreformpolitik muß die finanzpolitische Situation berücksichtigen.
    Auf dieser Basis hat die SPD ihre Vorschläge für eine solide Steuer- und Abgabenreform erarbeitet. Mit diesen Vorschlägen können neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Unsere Vorschläge entsprechen dem Prinzip der sozialen Gerechtigkeit und verursachen keine unverantwortlichen Löcher im Staatshaushalt.

    (Beifall bei der SPD)

    Von daher lautet mein Vorwurf an die Steuerpolitiker der Koalition: Sie haben nicht als verantwortungsbewußte Finanzpolitiker gehandelt. Sie waren bei Ihren Steuerreformvorschlägen blind gegenüber den haushaltsmäßigen Auswirkungen Ihrer Steuergesetze und sind es noch immer. Das ist die Antwort, Herr Roth, auf Ihre Frage. Warum haben Sie als Haushälter zu diesen unverantwortlichen Plänen geschwiegen? Es wäre doch Ihre Pflicht gewesen, auf diese Pläne einzugehen.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Adolf Roth [Gießen] [CDU/ CSU]: Das ist ja unglaublich!)

    Die Steuerschätzung vom 11. November belegt noch einmal, wie sehr die Steuerpläne von CDU/ CSU und F.D.P. mit einer Nettoentlastung von jährlich mindestens 45 Milliarden DM die finanzpolitische Realität ignoriert haben. Wie vorhergesehen sind die steuerpolitischen Traumtänzer in der Koalition durch die jüngste Steuerschätzung von der Wirklichkeit eingeholt worden. Ich frage Sie: Warum ziehen Sie nicht die Konsequenzen und unterstützen einen aufkommensneutralen Vorschlag? Warum machen Sie das eigentlich nicht?

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Herr Waigel hat gegenüber der SPD wieder ein großzügiges Angebot unterbreitet. In diesem Zusammenhang zitiere ich aus dem „Spiegel" dieser Woche. Der „Spiegel" fragt:
    Jetzt will Schäuble die SPD-geführten Länder locken, indem er zur Finanzierung der Rentenreform eine Erhöhung der Mehrwertsteuer um zwei Punkte anbietet.
    Darauf antwortet Herr Gerhardt:
    Solche ständig neuen Wasserstandsmeldungen irritieren mich schon.
    Ich will damit sagen: Bei Ihnen gibt es keine klare Einigung. Deswegen ist auch niemand von Ihnen in der Lage, hier im Deutschen Bundestag oder woanders ein klares Angebot zu machen.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Steuerschätzergebnisse sind verheerend. Noch nie gab es derartige Abweichungen zwischen einer Mai- und einer November-Steuerschätzung. Noch nie mußte ein derartig massiver Einbruch bei den Steuereinnahmen in so kurzer Zeit, nämlich innerhalb von sechs Monaten, festgestellt werden. Nimmt man die bereits in der Mai-Steuerschätzung ermittelten Steuerausfälle hinzu, dann müssen die Steuereinnahmen dieses Jahr um sage und schreibe 35 Milliarden DM nach unten korrigiert werden. Für das kommende Jahr, 1998, sind es sogar 54 Milliarden DM.
    Das Ausmaß der finanziellen Katastrophe wird vollends deutlich bei einer mittelfristigen Betrachtung. Noch vor zwei Jahren wurde das Steueraufkommen für das Jahr 1997 auf 962 Milliarden DM und für 1998 auf 1020 Milliarden DM geschätzt. Heute ist man bei 795 Milliarden DM für 1997 und 814 Milliarden DM für 1998 angekommen. Eine solch rasante Talfahrt der Steuereinnahmen hat es noch nie gegeben.
    Man muß sich das einmal genau vorstellen, meine Damen und Herren: Im kommenden Jahr werden Bund, Länder und Gemeinden insgesamt über 200 Milliarden DM weniger Steuereinnahmen haben, als noch vor zwei Jahren von den Steuerschätzern angenommen. Sie, meine Damen und Herren von der Koalition, führen Bund, Länder und Gemeinden in den finanziellen Ruin.

    (Beifall bei der SPD)

    Es war doch von vornherein klar, daß die SPD, vor allem auch die SPD-geführten Länder im Bundesrat, angesichts dieser Entwicklung der Steuereinnahmen einem Steuerpaket, das zu weiteren jährlichen Steuerausfällen von über 50 Milliarden DM führt, schon aus staatspolitischen Gründen überhaupt nicht zustimmen kann.

    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Oswald Metzger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

    Wer eine Steuerreform wirklich wollte, durfte nicht so unseriös vorgehen. Das war auch den Herren Waigel und Schäuble von Anfang an klar. Der Gesetzentwurf der Koalition war völlig ohne Bezug zur Haushaltslage aller Gebietskörperschaften konstruiert.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Er war und ist eine Schaufensterauslage ohne Preisauszeichnung. Mit diesem Gesetzentwurf ist von Ih-

    Joachim Poß
    nen ein Mißlingen der Steuerreform von vornherein programmiert worden.

    (Beifall bei der SPD Detlev von Larcher [SPD]: Und wir haben ihnen das gesagt!)

    Das steuerpolitische Konzept der Koalition hat auch ökonomisch vorne und hinten nicht gestimmt. Zur Begründung der enormen Nettoentlastung muß ständig das Prinzip Hoffnung herhalten. Das ist bei Ihnen der sogenannte Selbstfinanzierungseffekt. Die Deutsche Bundesbank hat aber stets davor gewarnt, den Selbstfinanzierungseffekt zu hoch anzusetzen. Denn der Selbstfinanzierungseffekt tritt, wenn überhaupt, nicht mit sofortiger Wirkung, sondern, wie auch der Bundesfinanzminister in einer Anfrage zugegeben hat, erst nach Jahren ein - und das natürlich auch nicht in vollem Umfang, sondern nur zu einem Drittel, auf einer Zeitschiene bis zu acht Jahren. Was heißt das für die Zwischenzeit? Dies hat verheerende Auswirkungen auf die Haushalte aller Gebietskörperschaften.
    Den Experten war im übrigen auch klar, daß mögliche positive Wachstumseffekte der Einkommensteuerreform durch die von Ihnen zur Finanzierung der Steuerreform vorgesehene Mehrwertsteuererhöhung sofort wieder beeinträchtigt werden.
    Ihre ganze Philosophie von Steuersenkungen stimmte aber auch schon deshalb nicht mehr, weil sich die Entwicklung der Steuereinnahmen seit einigen Jahren - Sie haben es ja selbst bestätigt, Herr Bundesfinanzminister - vom Wirtschaftswachstum immer mehr abgekoppelt hat. So ist das Bruttoinlandsprodukt seit 1995 um rund 10 Prozent gewachsen, während die Steuereinnahmen nur um rund 1 Prozent zugenommen haben. Damit müßte jedem klar werden, daß Spekulationen auf einen großen Selbstfinanzierungseffekt nicht aufgehen können. Das Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundeswirtschaftsministerium Professor Hans-Werner Sinn stellte sogar fest:
    Ich kenne kein Beispiel, wo nachgewiesen wurde, daß eine Senkung von Steuersätzen das Aufkommen des Staates vermehrt.
    Der steuerpolitische Ansatz der Koalition ist nur ein Plagiat der in den USA von den Republikanern betriebenen Selbstfinanzierungsphilosophie von Steuersenkungen. Sie wurde dort zunächst als „Voodoo-Economics" verlacht. Anschließend wurden die Republikaner von den Wählern aus der Regierung verjagt. Die Koalition geht mit ihrer Steuerphilosophie sogar noch einen Schritt weiter: Sie betreibt „Voodoo" ganz ohne „Economics".

    (Beifall bei der SPD)

    Das ist angesichts der steigenden Arbeitslosenzahl in Deutschland unverantwortlich. Deswegen war es ein Witz, daß der Bundesfinanzminister sagte, die Regierung habe die Voraussetzungen zur Begrenzung der Arbeitslosigkeit geschaffen.

    (Beifall der Abg. Ingrid Matthäus-Maier [SPD])

    Alles, was Sie zum weltwirtschaftlichen Ausblick gesagt haben, ignoriert leider zum Beispiel die aktuellen Ereignisse des sogenannten Casino-Kapitalismus. Auch da haben Sie auf Deubel komm raus schöngefärbt, Herr Bundesfinanzminister.

    (Beifall bei der SPD)

    Mit Schönfärberei kommt man vielleicht durch den Tag, aber schon in der nächsten Woche wird man wieder von der Wirklichkeit eingeholt.
    Die Regierung kündigt zwar ständig an, sie wolle die Arbeitslosigkeit abbauen, tatsächlich aber hat sie kein taugliches Konzept. Mit der vorgezogenen ersten Stufe Ihrer Steuerreform wollten Sie kurzfristig Arbeitsplätze schaffen. Die Sachverständigen, darunter auch die, die der Koalition nahestehen, haben übereinstimmend festgestellt, daß dieses Ziel glatt verfehlt wird. Professor Walter von der Deutschen Bank hat sogar von einer „Mogelpackung" gesprochen, und das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung schätzt den Impuls für das Wirtschaftswachstum auf nicht mehr als 0,1 Prozent. Von daher ist es absurd, den dramatischen Anstieg der Arbeitslosigkeit mit der ausgefallenen Steuerreform der Koalition zu rechtfertigen.

    (Beifall bei der SPD)

    Alles, was Sie seit Jahren zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit versucht haben, vom Kündigungsschutz bis zur Lockerung der Ladenschlußzeiten,

    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: War alles falsch!?)

    ist wirkungslos verpufft. Jetzt soll das Scheitern der Steuerreform, die Sie für das Jahr 1999 vorgesehen hatten, für den dramatischen Anstieg der Arbeitslosigkeit in den Jahren 1996 und 1997 verantwortlich sein.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Lächerlich!)

    Das ist doch ein Anschlag auf den gesunden Menschenverstand, den Sie hier unternehmen.

    (Beifall bei der SPD)

    Merken Sie denn überhaupt nicht, wie schwachsinnig Ihre Argumentation ist?
    Auch der Einbruch der Steuereinnahmen hat mit dem Scheitern Ihrer Reform nichts zu tun. Herr Bundesfinanzminister, offenbar ist es Ihnen wichtig, von den wahren Ursachen der Steuermindereinnahmen abzulenken. In Ihrem Interview in der „Süddeutschen Zeitung" vom 17. November 1997 mit der schönen Überschrift „Irgendwann kennt sich keiner mehr aus" nennen Sie als ersten Grund für die Erosion unseres Steuerrechts die Inanspruchnahme von Abschreibungsmöglichkeiten für Ostinvestitionen. Dabei hat das Bundesfinanzministerium gerade eine Auflistung veröffentlicht, aus der sich ergibt, daß die Sonderabschreibungen und Investitionszulagen ihren Höhepunkt bereits 1995 erreicht haben und in drei Jahren nur noch 1,7 Milliarden DM betragen werden. Herr Bundesfinanzminister, Sie müssen sich endlich mehr um die wahren Ursachen kümmern

    Joachim Pof
    und dürfen nicht mit Desinformationspolitik aufwarten.

    (Beifall bei der SPD)

    Die verheerenden Ergebnisse der Steuerschätzungen der letzten Jahre sind auch Resultat einer völlig verfehlten Steuerpolitik dieser Bundesregierung. Die Steuerpolitik folgte keiner geschlossenen Konzeption; sie ist bloßes Stückwerk. In einer unvorstellbaren Hektik mußten mehrfach Steuergesetze geändert werden, noch bevor sie überhaupt in Kraft getreten waren. Unter Bundesfinanzminister Waigel ist vor allem das Einkommensteuerrecht regelrecht verwüstet worden.
    Diese chaotische Steuergesetzgebung hat sich auch immer stärker in Steuermindereinnahmen niedergeschlagen. Außerdem wurden die Steuerausfälle bei der Beratung der Gesetze zu niedrig berechnet.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Eben! Standortsicherungsgesetz!)

    So hat die Bundesregierung zum Beispiel beim Standortsicherungsgesetz die Ausfälle bei der Körperschaftsteuer mit 4 Milliarden DM beziffert, obwohl der von Ihnen geschätzte nordrhein-westfälische Finanzminister Schleußer die Ausfälle auf 9 Milliarden DM geschätzt hatte. Diese Berechnung wurde damals von der Bundesregierung als Horrorzahl abgetan. Die tatsächliche Entwicklung aber hat gezeigt: Die Mindereinnahmen beliefen sich sogar auf das Dreifache, nämlich auf 12 Milliarden DM. Drängt sich da eigentlich nicht der Eindruck auf, daß hier zielorientiert politisch gerechnet wurde, meine Damen und Herren?

    (Detlev von Larcher [SPD]: Der Minister sagt seinen Leuten, was sie rechnen müssen, was herauskommen muß!)

    Es rührt an den Grundfesten unserer Gesellschaft, wenn sich in zunehmender Weise ein Teil der Steuerpflichtigen durch Ausnutzung zahlreicher Gestaltungsmöglichkeiten steuerlich quasi selbst entlastet, während ein anderer Teil der Bevölkerung, nämlich Arbeitnehmer, Familien, Verbraucher und der gewerbliche Mittelstand, durch eine unaufhaltsam steigende Belastung mit Steuern, Abgaben und Sozialversicherungsbeiträgen zur Finanzierung öffentlicher Aufgaben herangezogen wird.
    Es handelt sich ja in erster Linie um die Klientel der F.D.P. - um das deutlich zu sagen -, die sich jetzt schon entlasten kann. Trotz dieser Tatsache fordert die F.D.P. immer noch weitere Entlastungen gerade für diese Gruppe. Ich sage: Umgekehrt wird hier ein Schuh daraus.
    Wir wollen eine Entlastung der breiten Schichten der Leistungsträgerinnen und Leistungsträger, der Frauen und Männer, die jeden Tag zur Arbeit gehen. Wir sind es doch, die eine Entlastung solcher Menschen fordern, nicht diese Koalition.

    (Beifall bei der SPD)

    Diese Koalition hat Vorschläge vorgelegt, nach denen diejenigen, die sich jetzt faktisch durch Ausnutzung der Gestaltungsmöglichkeiten entlasten, durch
    eine Steuerreform noch weiter entlastet werden. Das ist der Kern.

    (Jörg van Essen [F.D.P.]: Sie irren jetzt im Märchenwald hemm!)

    Seit Jahren hat die SPD diese gesellschaftspolitisch gefährliche Entwicklung kritisiert. Sie haben eine ernsthafte Auseinandersetzung mit diesem Problem aber abgelehnt und das als bloße Neiddiskussion der Opposition abgetan.

    (Jörg van Essen [F.D.P.]: Genau das ist es!)

    Dabei geht es um einen Verfassungsgrundsatz: Besteuerung nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit ist der Maßstab. Mit Ihrer Steuer- und Finanzpolitik verstoßen Sie seit Jahren dagegen. Ihre Politik ist verfassungswidrig, wie ich meine.

    (Beifall bei der SPD)

    Die konservative „Welt" beschreibt diese Entwicklung zutreffend wie folgt:
    Viele Studien belegen, daß die Steuerlast in Deutschland im internationalen Vergleich noch nicht einmal an der Spitze liegt. Für manchen ist Deutschland wegen seines Steuerrechts sogar zur Steueroase geworden. Die Steuerschätzungen zeigen, daß sich die Steuerzahler ihre Entlastung auf anderem Wege zu holen wissen. Eine Steuerreform würde es dem Staat hier ermöglichen, die Entlastung gleichmäßiger zu verteilen.
    Vollkommen richtig! Eine Steuerreform nach unserem Muster hätte ein solches Ergebnis. Eine Steuerreform nach Ihrem Muster führte nur dazu, daß diejenigen, die sich jetzt faktisch selber entlasten, dann auch noch weiter entlastet würden. Das ist die Quintessenz.

    (Beifall bei der SPD)

    Der von Ihnen immer wieder vorgetragene Blockadevorwurf an die Adresse der SPD ist absurd. Ihm fehlt jegliche Grundlage. Viele Kolleginnen und Kollegen in der Koalition wissen dies. Trotzdem ziehen sie mit diesen falschen Vorwürfen über Land und betreiben schon jetzt Wahlkampf, ohne inhaltliche Argumente, nur mit Vorwürfen an die Opposition. Denn Sie, meine Damen und Herren von der Koalition, haben nichts anderes mehr anzubieten als diese abgedroschenen Phrasen - in Ihren Augen sind das Argumente.
    Dabei ist der Befund eindeutig: Die seit 15 Jahren regierende Koalition ist am Ende ihrer eigenen Politikfähigkeit angelangt, weil sie sich auf nichts mehr einigen kann. Sie blockiert sich selbst.

    (Beifall bei der SPD)

    Gegenüber der SPD angedeutete Kompromisse, wie heute von Herrn Roth oder von Herrn Waigel, wurden in den letzten Wochen nur zur Irreführung der Öffentlichkeit ins Spiel gebracht.

    (Detlev von Larcher [SPD]: Ja, so ist es!)


    Joachim Poß
    Es sollte davon abgelenkt werden, daß innerhalb der Koalition keine gemeinsame Lösung mehr zustande gebracht werden kann.
    Die SPD will eine Steuer- und Abgabenreform. Wir haben Kompromisse angeboten. Ich denke, daß die Führung der SPD morgen auf Ihren Vorschlag, Herr Waigel, eingehen wird. Auch sie hat schon erklärt, daß wir bereitstehen. Aber die Essentials müssen stimmen.
    Wir haben mittlerweile auch immer wieder angeboten, die Lohnnebenkosten zu senken. Das ist von der Koalition immer abgelehnt worden. Die Koalition hat doch sogar die Kompromißversuche ihres eigenen CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden Schäuble abgelehnt.

    (Detlev von Larcher [SPD]: Sehr wahr!)

    Sie, Herr Bundesfinanzminister, haben das aktiv betrieben. Heucheln Sie hier doch nicht so rum!

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Wir haben doch mitbekommen, daß Sie von Hongkong aus ständig mit dem Bundeskanzler telefoniert haben, um das Angebot von Herrn Schäuble zu unterlaufen.
    Was wollte denn Herr Schäuble? Schäuble wollte doch erkennbar von den unvertretbar hohen Finanzierungsdefiziten der Regierungsvorschläge herunter, weil er weiß, daß Sie das nicht mehr lange durchhalten können, meine Damen und Herren.
    Immer deutlicher also wird, daß es in der Koalition keine Mehrheiten mehr für Vorschläge aus der Union oder aus der F.D.P. gibt. Jetzt versuchen Sie mit Scheinangeboten und Verzögerungsstrategien zu verhindern, daß der Stillstand im Kompromiß mit der SPD überwunden wird.
    Die „Woche " spricht in ihrem Leitartikel vom 14. November vom „Offenbarungseid" „einer Regierung, wie sie Deutschland nach dem Krieg abgewirtschafteter und konzeptionsloser nicht erlebt hat". Das „Milliardenloch" sei „längst zur einzigen Konstante einer schlingernden Koalition geworden, deren innere Widersprüche nur noch durch den gemeinsamen Machtwillen übertroffen werden".
    Wie sehr der derzeitige Blockadevorwurf in der Steuerreformpolitik fehlgeht, wird doch auch daran deutlich, daß es noch gar nicht so lange her ist, daß von der „Sozialdemokratisierung der Steuerpolitik der Bundesregierung" gesprochen wurde. Ich erinnere an die Reform des Familienleistungsausgleichs, an die Reform der steuerlichen Wohneigentumsförderung und an die Verbesserung des steuerlichen Grundfreibetrages.
    Viele Jahre lang hatte die SPD gefordert, die ungerechten Kinderfreibeträge durch ein Kindergeld von mindestens 250 DM im Monat zu ersetzen. In all den Jahren hat die Koalition unsere Anträge im Deutschen Bundestag immer wieder abgelehnt. Bundesfinanzminister Waigel wollte noch 1995 das Kindergeld bei 70 DM für das erste Kind belassen und das Kindergeld für das zweite Kind nur um 20 DM erhöhen. Anschließend hat er sich in Reden dieses Familienleistungsausgleichs gerühmt.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Den wir durchgesetzt haben! - Detlev von Larcher [SPD]: Er hat ja keine eigenen Federn! Deshalb muß er sich mit anderen schmücken!)

    So ist das mit Anspruch und Wirklichkeit in der Koalition.

    (Beifall bei der SPD)

    Mehr als zehn Jahre hat es gedauert, bis die Koalition endlich bereit war, die von der SPD immer wieder geforderte Umgestaltung der steuerlichen Wohneigentumsförderung aufzugreifen.
    Lange mußte die SPD kämpfen, bis es endlich zu einer Verbesserung des steuerlichen Grundfreibetrags kam.

    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Finanzminister Poß!)

    Bundesfinanzminister Waigel wollte den Grundfreibetrag 1995 noch ganz abschaffen und ihn statt dessen durch eine sogenannte außertarifliche Grundentlastung ersetzen. Der „Buckeltarif" war damals in aller Munde.
    Es ist auch ausschließlich der Hartnäckigkeit der SPD zu verdanken, daß eine stufenweise Anhebung des steuerfreien Existenzminimums bis 1999 auf rund
    13 000 DM für Ledige und 26 000 DM für Verheiratete bereits gesetzlich festgeschrieben ist. In ihrem Steuerreformkonzept hat die SPD außerdem gefordert, den Grundfreibetrag auf 14 000 DM zu erhöhen. Es war die SPD und nicht, wie Sie, Kollegin Hasselfeldt, in einem Leserbrief an die „Süddeutsche Zeitung" vom 5. November 1997 behauptet haben, die Koalition. Sie hat die Anhebung des Grundfreibetrags auf
    14 000 DM nämlich nicht in ihrem Konzept vorgesehen.

    (Dr. Uwe Küster [SPD]: Immer bei der Wahrheit bleiben!)

    Das heißt: Sie haben die Leser und Leserinnen der „Süddeutschen Zeitung" glatt hinters Licht geführt, Frau Kollegin Hasselfeldt.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich hätte Ihnen das eigentlich gar nicht zugetraut. Sie machen gelegentlich einen so ehrlichen Eindruck.
    Die Koalition zieht schon lange nicht mehr an einem Strang; sie ist schon lange nicht mehr handlungsfähig.

    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Doch!)

    Die Koalition weiß genau, daß sie es mit ihrer falschen Wirtschafts- und Finanzpolitik nicht schafft, die Arbeitslosigkeit bis zur Bundestagswahl spürbar zu verringern.

    Joachim Poß
    Wir Sozialdemokraten bleiben dabei: Wir brauchen eine Strategie, die Angebots- und Nachfragepolitik miteinander verknüpft.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Genau!)

    Wir brauchen eine Erneuerung der sozialen Marktwirtschaft und nicht deren Abschaffung, die Sie faktisch betreiben.

    (Beifall bei der SPD)

    Zum einen geht es um die Stärkung der Binnennachfrage und zum anderen um die Verbesserung der Investitionsbedingungen. Es geht um ein Policy-Mix, nicht um schwarz oder weiß, wie Sie das hier darstellen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Wohin hat denn Ihre einseitige Angebotspolitik geführt? Das kann man doch an den Resultaten Ihrer Politik sehen. Was haben Sie alles versprochen? Sie haben nichts gehalten. Es gab nur falsche Analysen und falsche Schlußfolgerungen. Auch heute haben Sie wieder falsch analysiert, Herr Bundesfinanzminister, und die Schlußfolgerungen müssen zwangsläufig falsch sein.
    Sowohl die Bundesbank als auch das Ifo-Institut haben darauf hingewiesen, daß insbesondere die geringe Binnennachfrage nennenswerte Verbesserungen für Wachstum und Beschäftigung verhindere. Das Ifo-Institut stellt außerdem fest, daß mit einer Stimulierung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage die Arbeitslosigkeit bekämpft werden könne.
    Wir setzen deshalb auf eine wirtschaftspolitische Doppelstrategie, die Angebots- und Nachfragepolitik miteinander verbindet. Die Senkung der Lohnnebenkosten und die Senkung der Steuerbelastung für die Wirtschaft, sofern sie wirklich belastet ist, ist die Angebotsseite unserer Steuer- und Abgabenreform. Die Entlastung der Arbeitnehmer und Familien ist die Nachfrageseite unserer Politik. Wer mehr Wachstum und mehr Beschäftigung will, der muß beide Seiten des Wirtschaftswachstums berücksichtigen. Deshalb unterscheidet sich unser Konzept schon im Ansatz von der von Ihnen propagierten, aber nicht finanzierbaren Nettoentlastung der Steuerzahler.
    Auch unser Steuerkonzept führt zu einer Nettoentlastung: Bei uns werden diejenigen Bürgerinnen und Bürger entlastet, die in den letzten Jahren immer stärker mit Steuern und Abgaben belastet worden sind und die nicht die Möglichkeit hatten, in großem Umfang steuerliche Subventionen und Steuersparmodelle zu nutzen. Das ist die große Mehrheit unseres Volkes; das ist die große Mehrheit der Arbeitnehmerfamilien. Deshalb wollen wir Familien mit zwei Kindern jährlich um durchschnittlich 2500 DM entlasten. Das ist unsere Zielsetzung, und wir werden sie durchsetzen - wenn nicht kompromißweise mit Ihnen, dann nach einem Wahlerfolg 1998.

    (Beifall bei der SPD)

    Mit unserem Ansatz wollen wir wieder Gerechtigkeit in der Besteuerung herstellen. Der Steuerehrliche darf nicht länger der Dumme sein, und der Steuertarif muß wieder die Wahrheit über die tatsächliche
    Steuerbelastung sagen. Es geht also - ich wiederhole es - um die gleichmäßigere Verteilung der Abgaben. Dann können die Steuersätze sinken. Es geht darum, die Gruppen heranzuziehen, die sich, wie „Die Zeit" zu Recht schrieb, in den vergangenen Jahren selbst entlastet haben.
    Notwendig ist nur, daß Sie, meine Damen und Herren von der Koalition, hier, auch in dieser Haushaltsdebatte, nicht wolkige, nebulöse Ankündigungen machen, sondern sich auf ein realistisches, finanzpolitisch seriöses und sozial ausgewogenes Konzept einlassen, mit dem für die kommenden Jahre klare Rahmenbedingungen für Bürger und Wirtschaft geschaffen werden. Sie sollten sich endlich aufraffen, diesen Weg mit der SPD zu gehen.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD sowie Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der PDS)