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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/195 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 195. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 2. Oktober 1997 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 17573 A Zur Geschäftsordnung Dr. Gregor Gysi PDS 17573 B Rolf Schwanitz SPD 17574 C Jörg van Essen F.D.P. 17575 A Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17575 B Joachim Hörster CDU/CSU 17576 B Zusatztagesordnungspunkt 3: Vereinbarte Debatte: Maßnahmen für mehr Beschäftigung in Deutschland . 17577 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zur Umsetzung des Aktionsprogramms für Investitionen und Arbeitsplätze sowie des Programms für mehr Wachstum und Beschäftigung - Reformen für Investitionen und Arbeitsplätze (Drucksache 13/8464) 17577 A Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 17577 B Rudolf Scharping SPD 17581 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 17584 A Peter Conradi SPD 17585 D Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17589 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . 17591A, 17598A Dr. Hermann Otto Sohns F.D.P. . . . . 17593 B Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17595A Dr. Barbara Höll PDS 17596A Rudolf Dreßler SPD 17597 D Hans-Peter Repnik CDU/CSU . 17601 C, 17604 A Dr. Peter Struck SPD 17603 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Beschlußempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Steuerreformgesetz 1998 (Drucksachen 13/ 7242, 13/7775, 13/8020, 13/8177, 13/ 8178, 13/8326, 13/8465, 13/8466, 13/ 8592) 17604 D in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Beschlußempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Steuerreformgesetz 1999 (Drucksachen 13/ 7480, 13/7917, 13/8022, 13/8023, 13/ 8177, 13/8179, 13/8327, 13/8465, 13/ 8467, 13/8593 [neu]) 17604 D Namentliche Abstimmungen 17605A, B Ergebnisse 17607B, 17612C Tagesordnungspunkt 12: Überweisungen im vereinfachten Verfahren b) Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Entlastung der Bundesregierung für das Haushaltsjahr 1996 - Vorlage der Haushaltsrechnung und Vermögensrechnung des Bundes (Jahresrechnung 1996) (Drucksache 13/7352) 17605 C c) Antrag des Bundesministeriums für Wirtschaft: Rechnungslegung über das Sondervermögen des Bundes „Ausgleichsfonds zur Sicherung des Steinkohleneinsatzes" für das Wirtschaftsjahr 1996 (Drucksache 13/8562) . . . 17605 C d) Antrag der Abgeordneten Rolf Köhne, Eva Bulling-Schröter, Dr. Gregor Gysi und der Gruppe der PDS: Neuordnung und Demokratisierung der Elektrizitätswirtschaft (Drucksache 13/8553) . 17605 C e) Antrag der Abgeordneten Angelika Beer, Amke Dietert-Scheuer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Unterbindung der Lieferung von Beobachtungs- und Aufklärungsgeräten zur mobilen Grenzüberwachung einschließlich Satellitentelefonen an die Türkei (Drucksache 13/ 8564) 17605D f) Antrag der Abgeordneten Amke Dietert-Scheuer, Angelika Beer, Cem Özdemir und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Aktive Außenpolitik der Bundesregierung zum Schutz der Menschenrechte in der Türkei (Drucksache 13/8565) 17605 D g) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zur Überprüfung des Bedarfsplans für die Bundesschienenwege (Drucksache 13/ 8389) 17606 A Zusatztagesordnungspunkt 6: Weitere Überweisung im vereinfachten Verfahren Antrag der Abgeordneten Kristin Heyne, Gila Altmann (Aurich), Albert Schmidt (Hitzhofen) und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Einbeziehung der EU-rechtlich vorgeschriebenen Trassenpreise in das Finanzkonzept für den Transrapid (Drucksache 13/8631) 17606 A Tagesordnungspunkt 13: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Abgeordneten Christoph Matschie, Ernst Bahr, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Umweltverträglichkeitsprüfung bei WismutSanierungsprojekten (Drucksachen 13/ 2651, 13/5863) 17606B b) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Abgeordneten Eva BullingSchröter, Dr. Ruth Fuchs, weiterer Abgeordneter und der Gruppe der PDS: Ausweitung des Sanierungsauftrages der Wismut GmbH (Drucksachen 13/ 4836, 13/5864) 17606 C c bis e) Beratung der Beschlußempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersichten 238, 239 und 241 zu Petitionen (Drucksachen 13/8566, 13/8567, 13/ 8569) 17606 C Zusatztagesordnungspunkt 7: Weitere abschließende Beratungen ohne Aussprache Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung: Aufhebbare Neunundreißigste Verordnung zur Änderung der Außenwirtschaftsverordnung (Drucksachen 13/7916, 13/ 8095 Nr. 2, 13/8637) 17607 A Zusatztagesordnungspunkt 9: Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Verordnung der Bundesregierung: Zustimmungsbedürftige Verordnung über den Klärschlamm-Entschädigungsfonds (Drucksachen 13/8292, 13/8507 Nr. 2.1, 13/ 8646) 17607 A Tagesordnungspunkt 11: Erste Beratung des von den Abgeordneten Hans Martin Bury, Ernst Schwanhold, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung von Unternehmensübernahmen (Übernahmegesetz) (Drucksache 13/8164) . . 17609 C Hans Martin Bury SPD 17609 D Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten CDU/ CSU 17614 D Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17616B Rainer Funke F D P. 17617 C Dr. Barbara Höll PDS 17618 C Hansgeorg Hauser, Parl. Staatssekretär BMF 17619 D Hans Michelbach CDU/CSU 17621 C Zusatztagesordnungspunkt 8: Aktuelle Stunde betr. Konsequenzen für die Drogenpolitik in der Bundesrepublik nach der Schweizer Volksabstimmung 17623 A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17622 D Roland Sauer (Stuttgart) CDU/CSU . . 17623D Gudrun Schaich-Walch SPD 17625 A Sabine Leutheusser-Schnarrenberger F.D.P. 17626B Ulla Jelpke PDS 17627 C Hubert Hüppe CDU/CSU 17628 B Angelika Mertens SPD 17629 C Monika Knoche BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17630 C Beatrix Philipp CDU/CSU 17631 C Dr. Hans-Hinrich Knaape SPD 17633 A Johannes Singer SPD 17633 D Eduard Lintner, Parl. Staatssekretär BMI 17635A Nächste Sitzung 17637 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 17639 *A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 17639 *D 195. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 2. Oktober 1997 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Antretter, Robert SPD 2. 10. 97 Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 2. 10. 97 90/DIE GRÜNEN Dr. Bergmann-Pohl, CDU/CSU 2. 10. 97 Sabine Böttcher, Maritta PDS 2. 10. 97 Borchert, Jochen CDU/CSU 2. 10. 97 Duve, Freimut SPD 2. 10. 97 Faße, Annette SPD 2. 10. 97 Formanski, Norbert SPD 2. 10. 97 Francke (Hamburg), CDU/CSU 2. 10. 97 Klaus Friedhoff, Paul K. F.D.P. 2. 10. 97 Fuchs (Verl), Katrin SPD 2. 10. 97 Geiger, Michaela CDU/CSU 2. 10. 97 Genscher, Hans-Dietrich F.D.P. 2. 10. 97 Graf (Friesoythe), Günter SPD 2. 10. 97 Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 2. 10. 97 Heyne, Kristin BÜNDNIS 2. 10. 97 90/DIE GRÜNEN Hoffmann (Chemnitz), SPD 2. 10. 97 Jelena Dr. Kinkel, Klaus F.D.P. 2. 10. 97 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 2. 10. 97 Kühn-Mengel, Helga SPD 2. 10. 97 Dr. Graf Lambsdorff, F.D.P. 2. 10. 97 Otto Lenzer, Christian CDU/CSU 2. 10. 97 Dr. Lippold (Offenbach), CDU/CSU 2. 10. 97 Klaus W. Dr. Luft, Christa PDS 2. 10. 97 Marten, Günter CDU/CSU 2. 10. 97 * Marx, Dorle SPD 2. 10. 97 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 2. 10. 97 Dr. Paziorek, Peter CDU/CSU 2. 10. 97 Dr. Pflüger, Friedbert CDU/CSU 2. 10. 97 Poppe, Gerd BÜNDNIS 2. 10. 97 90/DIE GRÜNEN Dr. Probst, Albert CDU/CSU 2. 10. 97 Reschke, Otto SPD 2. 10. 97 Richwien, Roland CDU/CSU 2. 10. 97 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Rochlitz, Jürgen BÜNDNIS 2. 10. 97 90/DIE GRÜNEN Dr. Rüttgers, Jürgen CDU/CSU 2. 10. 97 Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 2. 10. 97 90/DIE GRÜNEN Schultz (Köln), Volkmar SPD 2. 10. 97 Seibel, Wilfried CDU/CSU 2. 10. 97 Dr. Stadler, Max F.D.P. 2. 10. 97 Terborg, Margitta SPD 2. 10. 97 Thönnes, Franz SPD 2. 10. 97 Wettig-Danielmeier, Inge SPD 2. 10. 97 Dr. Wittmann, Fritz CDU/CSU 2. 10. 97 Wohlleben, Verena SPD 2. 10. 97 Zapf, Uta SPD 2. 10. 97 Zierer, Benno CDU/CSU 2. 10. 97 *) für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 716. Sitzung am 26. September 1997 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen: - Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 28 und 106) - Zweites Gesetz zur Änderung des Seefischereigesetzes - Drittes Gesetz zur Änderung des Sechsten Buches Sozialgesetzbuch (Drittes SGB VI - Anderungsgesetz - 3. SGB VI - ÄndG) - Gesetz über die Spende, Entnahme und Übertragung von Organen (Transplantationsgesetz - TPG) - Gesetz zur Verlagerung des Sitzes des Bundesverwaltungsgerichts von Berlin nach Leipzig - Gesetz über die Anwendung von Normen für die Übertragung von Fernsehsignalen (Fernsehsignalübertragungs-Gesetz - FÜG) - Gesetz zu dem Vertrag vom 21. Dezember 1993 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich über den Durchgangsverkehr von Exekutivorganen und die Durchbeförderung von Häftlingen - Gesetz zu dem Europa-Abkommen vom 10. Juni 1996 zur Gründung einer Assoziation zwischen den im Rahmen der Europäischen Union handelnden Europäischen Gemeinschaften und ihren Mitgliedstaaten einerseits und der Republik Slowenien andererseits - Gesetz über Bodenabfertigungsdienste auf Flugplätzen Der Vorsitzende des folgenden Ausschusses hat mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß - Unterrichtung durch die Delegation der Interparlamentarischen Gruppe der Bundesrepublik Deutschland über die 96. Interparlamentarische Konferenz vom 16. bis 21. September 1996 in Peking - Drucksachen 13/6189, 13/6760 Nr. 1.2 - Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Europarats für die Zeit vom 1. Januar bis 30. Juni 1996 - Drucksachen 13/6195, 13/6589 Nr. 1 - - Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates über die Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Europarates vom 23. bis 27. September 1996 in Straßburg und die Debatte der Erweiterten Parlamentarischen Versammlung über die Aktivitäten der OECD am 25. September 1996 - Drucksachen 13/6576, 13/6858 Nr. 1 —
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Joseph Fischer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Herr Kollege Schäuble, ich bin gern bereit, zurückzunehmen, daß Sie sich auf der Rückwärtsbewegung befinden. Das ist ohne jeden Zweifel richtig. Ich stimme Ihnen sogar zu: Eine Senkung der Lohnnebenkosten allein würde nicht reichen. Die Einführung einer Ökosteuer ist eine Strukturreform, die Erhöhung der Mehrwertsteuer ist keine, mein Lieber. Das müßt ihr bei der ganzen Sache bedenken.

    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Wenn wir über Strukturreformen reden - ich finde, das ist ein sehr gutes Argument des Kollegen Schäuble -, dann sage ich Ihnen: Ich stimme Ihnen ausdrücklich zu, eine reine Umfinanzierung reicht nicht, sondern eine Ökosteuer - eine Erhöhung der Steuern auf den Energieverbrauch insgesamt und insofern nicht nur eine Erhöhung der Mineralölsteuer - würde meines Erachtens einen strukturellen Effekt auch auf die Öffnung neuer Märkte und damit auf neue Arbeitsplätze auslösen, den Sie mit Ihrer Mehrwertsteuererhöhung nicht bekommen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

    Nun weiter: Herr Kollege Schäuble, ich stimme Ihnen sogar ausdrücklich zu, daß wir die Strukturreform - ich habe Ihnen gerade gesagt, was mit uns machbar ist - brauchen. Wir brauchen die Strukturreform, und Sie hätten sie längst anpacken müssen. Jetzt komme ich aber zum entscheidenden Unterschied, den ich vor der deutschen Öffentlichkeit klarstelle:
    Wir würden gern einer Nettoentlastung zustimmen; denn wir sehen in hohen Steuersätzen und hohen Steuerlasten für die Bürgerinnen und Bürger keinen Selbstzweck. Wozu denn? Nichts wäre für eine Opposition leichter und schöner, als die Regierung wegen zu hoher Steuern zu geißeln und zu sagen: Wenn wir an die Regierung kommen - so versprechen wir -, werden die Steuern um den Faktor X, Y oder Z in einem Abwertungswettbewerb gesenkt.
    Nur: Hat das etwas mit der Haushaltsrealität zu tun? Hat ein solches Versprechen etwas mit einer verantwortlichen Politik für unser Land zu tun?

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD Jörg Tauss [SPD]: Und mit der Wahrheit!)

    Wir würden uns auf F.D.P.-Niveau begeben, wenn wir das täten.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

    Davor bewahre uns ein gütiges Schicksal.
    Der entscheidende Punkt, Herr Kollege Schäuble, in dem wir uns unterscheiden - da liegt der eigentliche Dissens -, ist nicht die Notwendigkeit der Strukturreform, sondern die Nettoentlastung, die Sie vorschlagen. Auch da wären wir bereit zuzustimmen, wenn Sie endlich eine seriöse Gegenfinanzierung vorstellen würden. Das Prinzip Hoffnung, daß es sozusagen einen Selbstfinanzierungseffekt geben wird, werden wir Ihnen angesichts der Haushaltslöcher nicht abnehmen können.

    Joseph Fischer (Frankfurt)

    Ich will Ihnen etwas sagen: 1997 haben wir einen Fehlbetrag in Höhe von 71 Milliarden DM, der mittlerweile aufgelaufen ist. In 1998 pfeifen es die Spatzen von den Dächern, daß dieser Haushalt unseriös ist. Mein Kollege Metzger hat gestern im Haushaltsausschuß zu Recht den Antrag gestellt, endlich die Beratungen bis zur nächsten Steuerschätzung auszusetzen, damit wir nicht über reine Zahlenfiktionen reden, sondern wissen, welche Zahlen einigermaßen seriös sind. Mit diesem Finanzminister haben wir diesbezüglich ja schon die tollsten Erfahrungen gemacht.
    Wie wollen Sie denn angesichts eines zusätzlich aufgetauchten und nicht finanzierten Defizites von 71 Milliarden DM noch eine Nettoentlastung von 30 Milliarden DM finanzieren? Real läuft das auf ein zusätzliches Haushaltsloch von über 50 Milliarden DM hinaus.
    Gleichzeitig vertagen Sie mehr und mehr Probleme - auch die heutige Aktion zeigt das wieder - in die Zukunft. Sie wissen so gut wie ich, daß die Telekom-Aktien nicht einfach auf die hohe Kante gelegt wurden, sondern die zukünftigen Pensionsverbindlichkeiten decken sollten, die sich aus der Privatisierung ergeben. Die werden Sie nun ab dem Jahre 2000 ebenfalls aus dem Bundeshaushalt dekken müssen.
    Beim Bundeseisenbahnvermögen haben Sie die Tilgung bereits storniert, ausgesetzt bzw. gestreckt, wie es mittlerweile heißt. Es gibt eine Vielzahl anderer Dinge, zu denen ich sage: Die Haushaltspolitik hat schon längst den Boden kalkulierbarer Seriosität verlassen. Dies gilt besonders, wenn ich mir ansehe, was in den nächsten Jahren auf uns zukommt.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Herr Kollege Schäuble, in diesem Zusammenhang kommen Sie mit einer Nettoentlastung. Ich würde mir das sogar gefallen lassen, wenn Sie entsprechende Finanzierungsvorschläge für die Nettoentlastung gebracht hätten. Diese haben Sie mit Fug und Recht nicht gebracht. Sie wollten auf der einen Seite die Nettoentlastung in der „kleinen Koalition" mit der F.D.P. nach der Devise „Steuergeschenke für die Vermögenden und Reichen" machen, aber gegenfinanziert werden sollte es auf der anderen Seite mit der Opposition. Dies kann nicht aufgehen, denn eine Opposition, die zu diesem Konzept Ja sagt, würde sich an ihrem Wählerauftrag - auch eine Opposition hat einen Wählerauftrag nicht nur für das Allgemeinwohl, sondern auch für die Menschen, die sie gewählt haben - schlicht versündigen. Es wäre schlicht ein Wahlbetrug an den Wählerinnen und Wählern gewesen, die uns gewählt haben.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

    Dann kommt ihr jetzt sichtlich erleichtert hierher. Das war richtig zu merken. Daß ihr euch heute morgen nicht noch öffentlich geküßt habt, war alles. Aber das kommt vielleicht noch.

    (Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

    Die Erleichterung ist groß. Die Koalition ist bis auf weiteres gerettet. Am 11. November 1997 schauen wir weiter, was dann kommt. Sind die Steuerschätzungszahlen gut, bleibt die Stimmung heiter, sind sie schlecht, erleben wir in der Koalition wieder eine vorgezogene Karwoche. Heute seid ihr erleichtert. Es sei euch zu gönnen.
    Nun zum Thema Steuererhöhungen. Der Vorschlag des Kollegen Solms war: Wir senken die Steuern, indem wir die Versicherungssteuer erhöhen. Keiner wollte für diesen politischen Wechselbalg hinterher die Verantwortung übernehmen. Das scheint vom Tisch zu sein. Es ist etwas gefunden worden, was - zumindest nach unserer Information - eigentlich zum Haushaltsausgleich 1998 vorgesehen war; da hattet ihr in der abschließenden Sitzung ja auch ein paar Probleme. Das wird jetzt schon einmal vorneweg verfrühstückt, nicht wahr?
    Sie müssen aber schon gestatten, daß wir das näher und vor allen Dingen unter dem Gesichtspunkt betrachten, den Sie selbst angeführt haben: Strukturreformen. Diese Koalition der Strukturreformen, diese strukturellen Großreformatoren:

    (Jörg Tauss [SPD]: Kiwis!)

    Wo sind denn jetzt Strukturreformen? Die Aktion „Goldschatz" - eine echte Strukturreform!

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Goldfinger!)

    Was ihr heute vorgelegt habt, hat mit Strukturreform nichts, aber auch gar nichts zu tun.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Es ist ein reiner Buchhaltertrick, eine Vertagung auf die Zukunft.
    Aber eines muß man dieser Koalition lassen: Sie ist ästhetisch kreativ. Wie hat der Bundesfinanzminister immer für den Solidaritätszuschlag argumentiert? Der Solidaritätszuschlag wurde eingeführt, um den Erblastentilgungsfonds zu bedienen und abzubauen. Das muß man sich einmal vorstellen. Das mit dem Solidaritätszuschlag ist mittlerweile eine Leidensgeschichte, sie gleicht einem Irrentheater: rein, raus, rein und jetzt wieder raus. Wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden, gibt es vermutlich irgendwann wieder ein „rein".
    Dieser Bundesfinanzminister macht heute einen Vorschlag, von dem er nicht überzeugt sein kann, wenn er seine fünf Sinne noch beieinander hat. Mit Strukturreform hat dies überhaupt nichts zu tun.

    (Zustimmung beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

    Herr Kollege Waigel, der Soli-Zuschlag war eingeführt worden, um den Erblastentilgungsfonds zu bedienen. Jetzt erklären Sie: Wir brauchen ihn für drei

    Joseph Fischer (Frankfurt)

    Jahre gar nicht zu bedienen, die Zinsen sind so niedrig. - Bleiben sie denn so niedrig? Was macht denn Theo Waigel, wenn die Bundesbank ein anderes Zinssignal gibt? Das ist eine spannende Frage.
    Aber man liest in allen seriösen Wirtschaftsblättern: Dieser Finanzminister fährt nur noch auf kürzeste Sicht ohne Brille. Von Vorsorge ist da keine Rede mehr.
    Aber Sie wissen doch so gut wie ich, Kollege Waigel, mit Strukturreform hat das alles nichts zu tun. Auch mit seriöser Haushaltspolitik hat das alles nichts zu tun. Sie versuchen, die Lösung der Probleme in die Zukunft hineinzuverlagern. Sie haben mit Ihrer Entscheidung nur ein Problem gelöst, kurzfristig ein Koalitionsproblem, aber mitnichten ein Haushaltsproblem.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, diese Koalition versucht, sich mühselig über die Runden zu retten. Die Interessen unseres Landes führen Sie noch im Mund; aber wenn es wirklich um Strukturreformen geht, erweisen Sie sich intern als handlungsunfähig. Schon bei 7,5 Milliarden DM hatten Sie Probleme, die Sie gerade über 14 Tage hinweg vorexerziert haben. Man könnte in einem Anfall von Ironie fast sagen: Oskar Lafontaine hat diese Koalition gerettet. Denn was hättet ihr wohl gemacht, wenn ihr 30 Milliarden DM Nettoentlastung aus eigener Kraft hättet aufbringen müssen? Das hättet ihr doch niemals hinbekommen. Das wissen Sie doch so gut wie ich. Deswegen wollten Sie die Bundesländer und die SPD in diese Aktion einbinden.
    Sie haben die Interessen des Landes schon längst zugunsten des bloßen Machterhalts dieser Koalition aufgegeben. Das beweist die heutige Aktion erneut. Deswegen sage ich Ihnen: Wenn weiterhin eine Regierung an der Macht ist, die zu struktureller Erneuerung unfähig ist, dann wird dieses Land weit zurückfallen. Dann wird der Aufbau Ost weiter stagnieren. Dann wird dieses Land auseinandergetrieben, statt zusammengehalten zu werden. Genau darum wird es aber in Zukunft gehen. Die Wählerinnen und Wähler werden dies zu entscheiden haben.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)



Rede von Hans-Ulrich Klose
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Kollege Dr. Hermann Solms, F.D.P.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hermann Otto Solms


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich staune, Herr Fischer: Sie beklagen, daß die Strukturreform nicht kommt, die Sie selbst verhindert haben. Das ist ein besonderer Akt der Doppelzüngigkeit.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Die Grünen sind - dessen rühmen Sie sich; darauf können Sie auch stolz sein - Mitglied in verschiedenen Landesregierungen. Ich frage mich, was die Ministerpräsidenten dieser Länder bei den Verhandlungen letzte Woche im Vermittlungsausschuß eigentlich getan haben. In dem Moment, in dem die Ministerpräsidenten Beck und Scherf versucht haben, die Konfrontation aufzulösen, hat man von den Ministerpräsidenten, an deren Landesregierungen die Grünen beteiligt sind, nichts gehört.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Einige Finanzpolitiker der Grünen haben teilweise mutige Vorschläge zur Umgestaltung des Steuersystems gemacht. Alles Pustekuchen! Wenn es um die Realisierung geht - nichts! Sendepause! So geht das natürlich nicht.
    Wir haben vor einer Woche versucht - das war der letzte Versuch -, im Vermittlungsausschuß nach mehreren vergeblichen Anläufen zu einem Kompromiß zu kommen, nämlich zu einer mit Entlastungen verbundenen Strukturreform, die zu mehr Steuergerechtigkeit und zu niedrigeren Steuern geführt hätte. Das war nicht zu erreichen, weil sich die Opposition ausschließlich auf Umverteilung - von der rechten Tasche in die linke Tasche - konzentriert hat. Das hilft keinem Investor, das hilft keinem Arbeitnehmer, und das hilft auch keinem Arbeitslosen. Denn daraus wird keine Botschaft für mehr Beschäftigung in Deutschland.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Nur eine Woche, nachdem dieses Verfahren gescheitert ist, legt die Koalition nun einen Vorschlag vor, und zwar in einem Bereich, in dem sie alleine handlungsfähig ist, und tut das, was möglich ist. Wir hätten viel lieber eine umfassende Strukturreform des Steuersystems gehabt. Das war mit Ihnen nicht zu erreichen. Nun senken wir den Solidaritätszuschlag um zwei Prozentpunkte. Das bringt genau die Entlastung, Herr Scharping, die auch Sie bzw. die SPD als mögliche Entlastung vorgeschlagen hat, nämlich etwas mehr als 7 Milliarden DM. Wenn Sie das für richtig halten, dann - ich lade Sie dazu ein - stimmen Sie dem Ganzen zu. Das ist eine vernünftige Maßnahme.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU Rudolf Scharping [SPD]: Wenn Sie es für richtig halten, mit 20 Milliarden zu operieren!)

    Die Absenkung des Solidaritätszuschlages ist ein Akt der Solidarität mit den Arbeitslosen in Deutschland.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU Dr. Uwe Küster [SPD]: Unglaublich!)

    Denn das bringt Hoffnung für mehr Beschäftigung. Die Investoren warten nämlich auf ein Signal, daß wir die Probleme erkannt haben und daß wir die allzu hohe Steuerbelastung, allerdings auch die allzu hohe Belastung mit Lohnnebenkosten und die allzu hohen bürokratischen Auflagen abbauen, damit Deutschland als Standort für Investitionen wettbewerbsfähig wird. Erst daraus folgt ja die Wettbewerbsfähigkeit der Arbeitsplätze in Deutschland mit denen in anderen Standorten. Deswegen ist es ein-

    Dr. Hermann Otto Sohns
    fach zwingend, daß wir diesen Weg der Entlastung in allen Bereichen gehen.
    Es ist nicht so, daß wir uns nur auf das Steuersystem konzentriert hätten. Wir wollen in allen Bereichen entlasten, wo es notwendig ist. Die Gesundheitsstrukturreform haben Sie abgelehnt. Wir mußten die Gesetzentwürfe neu einbringen und vom Bundesrat unabhängig gestalten. Aber wir haben sie durchgesetzt. Sie ist seit Mitte dieses Jahres in Kraft.
    Zur Rentenreform gab es bei Ihnen diese und jene Äußerung. Wir haben die Rentenstrukturreform gestern im Ausschuß verabschiedet und werden sie in der nächsten Woche im Deutschen Bundestag verabschieden. Wir hatten Ihnen angeboten, die Mehrwertsteuer um einen Punkt zu erhöhen, um den Zuschuß zur Rentenversicherung zu verbreitern, um dadurch die Beiträge zu senken. Sie haben es abgelehnt, ansonsten hätten wir es schon zum 1. Januar 1998 machen können.
    Nun gehen wir die Rentenstrukturreform zum 1. Januar 1999 an und machen Ihnen weiterhin das Angebot einer Mehrwertsteuererhöhung. Das ist nicht etwas, was man gerne vor Wahlen macht. Das Angebot zur Erhöhung der Mehrwertsteuer um einen Punkt dient ausschließlich als Zuschuß für die Rentenversicherung, damit die Beiträge gesenkt werden können. Diese Diskussion können wir das ganze nächste Jahr weiterführen. Die Rentenstrukturreform wird auf jeden Fall kommen.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Wir haben auch im letzten Jahr eine ganze Fülle von Maßnahmen ergriffen und durchgesetzt. Ich erinnere nur an wenige: an die Änderung beim Kündigungsschutz im Arbeitsrecht, an den Ladenschluß, an die Lohnfortzahlung und an vieles andere mehr.

    (Zuruf von der SPD: Wo sind die Arbeitsplätze?)

    In der Summe ergibt das eine ganz neue Perspektive.
    Zum Schluß haben wir endlich mit Ihrer Zustimmung die Vermögensteuer und die Gewerbekapitalsteuer abschaffen können. Übrigens hat sich Herr Schröder im Fernsehen gerühmt, daß er die Vermögensteuer mit abgeschafft habe. Ich habe hier immer nur erfahren, daß die SPD dagegen sei. Aber egal; die Substanzsteuern sind beseitigt.
    Darauf folgt als dritter wichtiger Schritt nun die Absenkung des Solidarzuschlages um zwei Punkte. Das ist eine verteilungsgerechte Maßnahme, weil das proportional die Steuerbelastung verringert und jeden Steuerpflichtigen trifft. Das ist keine Erschwernis für die Menschen in den neuen Bundesländern. Auch sie zahlen Steuern. Auch sie werden dadurch entlastet. Aber die Zuschüsse zu den Investitionen in den neuen Bundesländern oder für Infrastrukturinvestitionen der Länder und der Kommunen durch den Bund werden um keinen Pfennig gesenkt.
    Deswegen bleibt die Botschaft klar: Die Senkung des Solidarzuschlags ist ein Zeichen der Solidarität mit den Arbeitsuchenden in Ost und West. Sie ist ein Zeichen der Solidarität mit der jungen Generation; denn das Dringendste, auf das die jungen Leute warten, ist die Aussicht, ihr Leben durch eigene Arbeit finanzieren und gestalten zu können, und nicht auf die Unterstützung des Staates oder anderer Organisationen angewiesen zu sein.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Erst daraus ergibt sich die Perspektive für die Zukunft. Deswegen ist die Senkung des Solis ein so wichtiger Schritt.
    Wenn Sie nun die Gegenfinanzierung kritisieren, dann läßt sich das sehr leicht auflösen. Der Bundesfinanzminister hat dankenswerterweise auf die Zahlenzusammenhänge hingewiesen. Ich will das wiederholen. Tilgungen und Zinsen für den Erblastentilgungsfonds machen rund 26 Milliarden DM pro Jahr aus. Der Tilgungsanteil ist weit über das geplante Maß hinaus angestiegen und beträgt im Moment etwa 12 Milliarden DM, obwohl langfristig nur 5 Milliarden DM geplant und eingesetzt waren.
    In einer Situation, in der wir Entlastungen dringend zur Dynamisierung der Wirtschaft und für mehr Arbeitsplätze brauchen, ist es nicht nur zulässig und vertretbar, nein, es ist sogar notwendig, daß wir den Finanzspielraum, den wir dort haben, für die dringendere Zielsetzung der Schaffung von Arbeitsplätzen einsetzen und Steuern senken. Das heißt, wenn jetzt die Tilgung um 5 Milliarden DM gekürzt würde, dann wäre die Tilgung immer noch höher als eigentlich geplant.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Das ist nun wirklich mehr als verantwortbar. Dazu kommt im übrigen noch, daß die über 7 Milliarden DM hinaus auflaufenden Gewinne der Deutschen Bundesbank zusätzlich in den Erblastentilgungsfonds eingestellt werden und damit die Tilgungsrate noch erhöhen. Wer sich mit Finanzpolitik ernstzunehmend beschäftigt, kann diesen Vorschlag nur für verantwortungsvoll halten.
    Herr Scharping, ich wollte noch auf einen Punkt eingehen. Sie hatten darauf hingewiesen, daß ich vor zwei Jahren Forderungen und Vorstellungen der SPD gelobt habe. Ich bin ein ehrlicher Mensch: Wenn die Opposition etwas Vernünftiges sagt, lobe ich das. Nur ist inzwischen eine fundamentale Änderung eingetreten. Sie erinnern sich, daß die SPD im Herbst 1995 einen neuen Parteivorsitzenden gewählt hat. Er hat die Partei seitdem diszipliniert und einer bestimmten Strategie unterworfen.
    Es ist übrigens interessant, daß er seinerzeit Helmut Schmidt vorgeworfen hat, daß man mit der Sekundärtugend Disziplin auch andere Dinge machen könne. Ich will das hier nur kurz erwähnen. Jetzt befleißigt er sich selbst der Sekundärtugend Disziplin. Dabei stellt sich heraus: Es kommt nicht darauf an, wie diese Tugend zu bezeichnen ist, sondern darauf, was man damit macht, und er macht eben Schädliches.