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    Plenarprotokoll 13/188 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 188. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 10. September 1997 Inhalt: Begrüßung des Präsidenten der Republik Jemen und seiner Delegation 16996 D Tagesordnungspunkt 1: a) Fortsetzung der ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1998 (Haushaltsgesetz 1998) (Drucksache 13/8200) . . 16959 A b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1997 bis 2001 (Drucksache 13/8201) 16959 B Rudolf Scharping SPD 16959 B Michael Glos CDU/CSU 16965 B Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16970 C Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P 16977 B Dr. Gregor Gysi PDS 16983 A, 16987 A Dr. Mathias Schubert SPD 16986 D Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler . . . 16987 B Oskar Lafontaine, Ministerpräsident (Saarland) 16996 D Dr. Guido Westerwelle F.D.P. . . . . 17000 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU 17005 D, 17013 D Wolfgang Thierse SPD 17013 B Dr. Gregor Gysi PDS (Erklärung nach § 30 GO) 17014 A Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA . 17014 C Dr. Christoph Zöpel SPD 17017 B Ulrich Irmer F.D.P 17018 D, 17021 C Dr. Erich Riedl (München) CDU/CSU . . 17020A Dr. Eberhard Brecht SPD 17022 C Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17023 D Ulrich Irmer F.D.P 17025 A Andrea Gysi PDS 17026 A Markus Meckel SPD 17027 A Dr. Erich Riedl (München) CDU/CSU 17028 C Volker Rühe, Bundesminister BMVg . 17029 A Walter Kolbow SPD 17032 C Jürgen Koppelin F.D.P. . . . 17034 A, 17058 A Paul Breuer CDU/CSU . . 17035 B, 17039 A Ernst Kastning SPD 17036 A, 17037 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . 17037 A Dieter Heistermann SPD 17038 D Brigitte Schulte (Hameln) SPD . . . 17039 A Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17041 A Jürgen Koppelin F.D.P 17042 B Heinrich Graf von Einsiedel PDS . . . 17044 B Carl-Dieter Spranger, Bundesminister BMZ 17048 C Adelheid Tröscher SPD . . . . 17050 B, 17052 D Armin Laschet CDU/CSU 17052 B Michael von Schmude CDU/CSU . . . 17053 A Wolfgang Schmitt (Langenfeld) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17055 B Roland Kohn F.D.P. 17056 D Otto Schily SPD 17058 C Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU . . . 17058D Dr. Willibald Jacob PDS 17059 B Dr. Winfried Pinger CDU/CSU 17060 B Dr. R. Werner. Schuster SPD 17061 A Dr. Winfried Pinger CDU/CSU . . . 17062A Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . . . . 17063 A Manfred Kanther, Bundesminister BMI 17064 C Otto Schily SPD 17067 A Dr. Klaus-Dieter Uelhoff CDU/CSU . . 17070D Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17073 A Ina Albowitz F.D.P. 17074 B Dr. Herta Däubler-Gmelin SPD . . . 17076A Ulla Jelpke PDS 17076 C Dr. Edzard Schmidt-Jortzig, Bundesminister BMJ 17077 C Gunter Weißgerber SPD 17080 A Manfred Kolbe CDU/CSU 17082 A Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17083 C Detlef Kleinert (Hannover) F.D.P. . . . . 17085 B Dr. Uwe-Jens Heuer PDS 17086 C Dr. Herta Däubler-Gmelin SPD 17087 C Norbert Geis CDU/CSU 17089 C Dr. Uwe-Jens Heuer PDS 17090 C Tagesordnungspunkt 3: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Bundeswasserstraßengesetzes (Drucksache 13/7955) 17045 C b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 31. Oktober 1996 zur Änderung des Abkommens vom 8. April 1960 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich der Niederlande über niederländische Kriegsgräber in der Bundesrepublik Deutschland (Kriegsgräberabkommen) (Drucksache 13/7991) 17045 C c) Antrag der Abgeordneten Gila Altmann (Aurich) und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Wesertunnel-Planungen beenden (Drucksache 13/7963) 17045 C d) Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Franziska Eichstädt-Bohlig, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Gedenken und Erinnern durch die Kennzeichnung historisch bedeutsamer Orte im Berliner Parlaments- und Regierungsviertel (Drucksache 13/4182) . . 17045D e) Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Halo Saibold, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abgeordneten Ute Vogt (Pforzheim), Freimut Duve, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: 60. Jahrestag der Bombardierung von Guernica/Gernika (Drucksache 13/7509) 17045 D Tagesordnungspunkt 4: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 13. September 1994 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Costa Rica über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksachen 13/7609, 13/8354) . 17046 A b) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 11. August 1993 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Paraguay über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksachen 13/7610, 13/8355) . 17046B c) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 28. Oktober 1993 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Slowenien über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksachen 13/7611, 13/8356) 17046 B d) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 29. September 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Simbabwe über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksachen 13/7612, 13/8357) 17046 C e) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 11. September 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Südafrika über die gegenseitige Förderung und den Schutz von Kapitalanlagen (Drucksachen 13/7613, 13/8358) . 17046 C f) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 28. April 1993 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Usbekistan über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksachen 13/7614, 13/8359) . . . 17046D g) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 31. Januar 1996 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung Hongkongs zur Förderung und zum gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksachen 13/7615, 13/8360) 17046 D h) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 2. Dezember 1994 zwischen der Bundesrepublik Deutsch- ' land und Barbados über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksachen 13/ 7616, 13/8361) 17047A i) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 21. März 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Honduras über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksachen 13/7617, 13/8362) 17047 A j) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 24. Februar 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Ghana über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksachen 13/7620, 13/8363) 17047 B k) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 28. Februar 1994 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Moldau über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksachen 13/7621, 13/8364) 17047 B l) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 3. April 1993 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sozialistischen Republik Vietnam über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksachen 13/7622, 13/8365) . 17047 C m) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung statistischer Rechtsvorschriften (3. Statistikbereinigungsgesetz) (Drucksachen 13/7392, 13/8384) . . . 17047 D n) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Gila Altmann (Aurich), Franziska Eichstädt-Bohlig, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Fahrrad-Fahrbereitschaft für den Deutschen Bundestag in Bonn (Drucksachen 13/3328, 13/8078) 17048 A o) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu der Unterrichung durch die Bundesregierung: Mitteilung der Kommission zur Entwicklung des sozialen Dialogs auf Gemeinschaftsebene (Drucksachen 13/6129 Nr. 1.29, 13/ 7960) 17048 A p) Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 226 zu Petitionen (Regelung im Einigungsvertrag, wonach einige mineralische Rohstoffe als bergfreie Bodenschätze gelten) (Drucksache 13/8068) 17048 B Nächste Sitzung 17091 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 17093* A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Gerhard Jüttemann (PDS) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses zur Sammelübersicht 226 zu Petitionen - Regelung im Einigungsvertrag, wonach einige mineralische Rohstoffe als bergfreie Bodenschätze gelten - (Tagesordnungspunkt 4 p) . . . . 17093* C Deutscher Bundestag — 13. Wahlperiode — 188. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. September 1997 16959 188. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 10. September 1997 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Augustin, Anneliese CDU/CSU 10.9. 97 ** Behrendt, Wolfgang SPD 10. 9. 97* Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 10. 9. 97 ** 90/DIE GRÜNEN Eßmann, Heinz Dieter CDU/CSU 10. 9. 97 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 10. 9. 97 ** Friedhoff, Paul K. F.D.P. 10.9. 97 Günther (Duisburg), Horst CDU/CSU 10. 9. 97 Marx, Dorle SPD 10. 9. 97 Müller (Düsseldorf), SPD 10. 9. 97 Michael PoB, Joachim SPD 10. 9. 97 Dr. Probst, Albert CDU/CSU 10. 9. 97 * Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 10. 9. 97 Schewe-Gerigk, BÜNDNIS 10.9.97 Irmingard 90/DIE GRÜNEN Schloten, Dieter SPD 10. 9. 97 ** Schmidt (Aachen), Ulla SPD 10. 9. 97** Schmidt (Fürth), CDU/CSU 10. 9. 97 ** Christian Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 10. 9. 97 90/DIE GRÜNEN Schütze (Berlin), CDU/CSU 10. 9. 97 Diethard Sebastian, Wilhelm Josef CDU/CSU 10. 9. 97 Terborg, Margitta SPD 10. 9. 97 * Dr. Thomae, Dieter F.D.P. 10. 9. 97 Tippach, Steffen PDS 10. 9. 97 Dr. Wittmann, Fritz CDU/CSU 10. 9. 97 Zierer, Benno CDU/CSU 10. 9. 97* * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an der 98. Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Gerhard Jüttemann (PDS) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses zur Sammelübersicht 226 zu Petitionen - Regelung im Einigungsvertrag, wonach einige mineralische Rohstoffe als bergfreie Bodenschätze gelten - (Tagesordnungspunkt 4 p) Ich stimme der Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses nicht zu, weil ich dringenden Handlungsbedarf sehe. Ich stimme nicht zu, weil zwar das Bergrecht inzwischen vereinheitlicht ist, jedoch infolge der Bestandsschutz-Klausel für bereits erteilte Gewinnungsrechte die Benachteiligung von Eigentümern sowie die schweren Beeinträchtigungen ganzer Gemeinden sowie von Natur und Umwelt in vielen Fällen anhalten. Auch würde sonst eine Ungleichbehandlung fortgeschrieben. Ich lehne die Beschlußempfehlung auch deshalb ab, weil die Begründung von 1990 für das unterschiedliche Bergrecht für die jetzige Zeit ohnehin nicht mehr angeführt werden kann. Es gibt heute keinerlei Engpässe hinsichtlich der Rohstoffversorgung für das Bauwesen im Osten, die Sonderregelungen notwendig machen würden. Ich stimme deshalb nicht zu, weil dringend Erfordernis besteht, Rechtsgleichheit nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Praxis herzustellen, damit in Zukunft teilweise irreparable Schäden an touristisch nutzbaren Landschaften, wie in einigen Fällen geschehen, nicht wieder infolge bergrechtlicher Bestimmungen eintreten können. Ich stimme auch deshalb nicht zu, weil es notwendig ist, daß im Interesse der Bürgerinnen und Bürger in den neuen Bundesländern Möglichkeiten geschaffen werden müssen, um alle genehmigten Abbauvorhaben neuen Planfeststellungsverfahren mit umfassender Umweltverträglichkeitsprüfung zu unterziehen, ebenso genehmigte Vorhaben, wo der Abbau noch nicht begonnen hat.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Klaus Kinkel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In der FAZ ist heute zu lesen:
    Deutschland ist zur Zeit mit sich selbst beschäftigt. Die Perspektive verengt sich zunehmend auf die Kontroversen im Inneren, und der Blick über die nationalen Grenzen hinaus fällt schwer ...
    Daran ist etwas Richtiges. Es darf aber natürlich nicht richtig sein. Bei all den Problemen, die wir im Innern haben, müssen wir wahrhaftig daran denken, daß außen- und sicherheitspolitische Fragen für dieses Land wichtig sind und von ihnen ganz entscheidend abhängt, wie es hier im Innern weitergeht.
    Anfang des Jahres standen wir vor nicht ganz einfachen außenpolitischen Weichenstellungen. Vor uns lagen drei große Konferenzen: der Europäische Rat, die NATO-Gipfelkonferenz und der Weltwirtschaftsgipfel, in Amsterdam, Madrid und Denver. Heute können wir wirklich sagen, daß wir die Hauptziele erreicht haben. Die Tür für ein modernes, ungeteiltes Europa mit einer gemeinsamen Währung und gemeinsamer Sicherheitspolitik nach innen und nach außen ist geöffnet worden. Dies ist ganz unbestreitbar auch ein Erfolg dieser Bundesregierung.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Unsere Partner schauen auf uns, bauen auf Deutschland als Lokomotive für Europa und als Kraft für weltweite Stabilität. Deshalb ist es so enorm wichtig, daß wir Kurs halten. Wir werden das insbesondere bei den beiden jetzt anstehenden Weichenstellungen für das moderne Europa: bei der zügigen Erweiterung und Öffnung von EU und NATO und bei der Einführung eines stabilen Euro zum 1. Januar 1999. Bonn und Paris, Gott sei Dank nach wie vor Motor dieser europäischen Integration, halten - es ist

    Bundesminister Dr. Klaus Kinkel
    ganz wichtig, dies zu betonen - ohne Wenn und Aber am Zeitplan wie auch an den Konvergenzkriterien für den Euro fest, weil dieser Euro gut für Europa ist, weil er für ganz Europa, für unsere Arbeitsplätze, für unsere Exporte und auch - bitte nicht vergessen - für unsere Glaubwürdigkeit in Europa und in der übrigen Welt wichtig ist.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Deshalb ist die Verschiebungsdiskussion falsch; sie ist - ich sage es so deutlich und klar - verantwortungslos und gefährlich, sogar sehr gefährlich.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Wir machen hier keine Laborversuche, sondern wir müssen uns in bezug auf den Euro auch von außen her messen lassen. Wenn Sie sich ansehen, wie die Kurse weltweit auf ganz bestimmte Erklärungen reagieren, und wenn Sie sich im Ausland umhören - ich höre es als Ihr Außenminister tagtäglich -, stellen Sie fest, daß wir sehr genau beobachtet werden, ob wir in der Lage sind, diesen Euro nun zu bringen oder nicht. Die Ansehensfrage sollte deshalb bitte nicht beiseite gekehrt werden.
    Der Euro wird pünktlich zum 1. Januar 1999- ich wiederhole es noch einmal, obwohl es mittlerweile als abgedroschen gilt - unter Einhaltung der vertraglich vereinbarten Stabilitätskriterien kommen.
    Das zweite große Vorhaben, das wir in Europa haben, die Erweiterung, wird der Europäische Rat auf der Basis der Vorschläge der Kommission - Agenda 2000 - im Dezember in Luxemburg entscheiden. Die Verhandlungen werden zunächst - wie von der Kornmission vorgeschlagen - nur mit einigen mittel- und osteuropäischen Ländern und mit Zypern beginnen. Aber - das ist von zentraler Wichtigkeit - die Tür bleibt für alle anderen offen. Wichtig ist auch, daß der Vorschlag, ein baltisches Land, nämlich Estland, mit in die erste Kandidatengruppe aufzunehmen, ein Signal über dieses Land hinaus ist. Alle drei baltischen Staaten gehören zu uns. Sie können auch auf uns zählen.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU sowie des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])

    Mein neuer türkischer Kollege wird am Freitag erstmals nach Bonn kommen. Auch die Türkei, unser traditioneller Partner und Freund, ein strategisch wichtiger Partner an der Schnittstelle zu Nahost, zum Kaukasus und zu Zentralasien - sehr oft vergessen -, muß weiter an Europa herangeführt werden, über die jetzige Zollunion hinaus. Aber wir müssen unseren türkischen Freunden deutlich und klar sagen, daß es auf absehbare Zeit wohl nicht möglich sein wird, sie zum Vollmitglied in der Europäischen Union zu machen, und zwar einfach deshalb, weil der Weg nach Europa zwingend über den Schutz der Menschenrechte, eine rechtsstaatliche Lösung der Kurdenfrage, die Beilegung des türkisch-griechischen Streits und eine Verhandlungslösung des Zypernproblems führen muß.
    Zum Nahen Osten: Der neuerliche schreckliche Bombenanschlag in Tel Aviv hat uns allen grausam vor Augen geführt: Der Nahostfriedensprozeß hängt im Augenblick im wahrsten Sinne des Wortes an einem seidenen Faden. Ich bin sehr dankbar dafür - ich habe versucht, darauf hinzuwirken -, daß Madeleine Albright ihre Reise nicht abgesagt hat, sondern heute ihren Besuch in der Region beginnt. Die festgefahrenen Friedensverhandlungen müssen wieder in Gang kommen; dazu gibt es keine Alternative. Wir wollen als Europäer durch den Botschafter Moratinos, der sich - im positiven Sinne - stärker eingeschaltet hat - das sage ich ganz offen -, als ich es ursprünglich vorhergesehen hatte, weiter helfen. Ich habe gerade in den letzten Tagen mit dem Außenminister der Palästinenser gesprochen, die natürlich in einer verzweifelten Lage sind. Die Abschottung, aus Sicherheitsgründen von Israel vorgenommen, treibt den schrecklichen Zirkelschluß von Gewalt und Gegengewalt hoffentlich nicht weiter voran. Beide Seiten sind jetzt aufgefordert, guten Willen zu zeigen. Ich glaube, wir sollten uns in diesem Deutschen Bundestag einig sein: Die Rechnung der Terroristen darf nicht aufgehen. Es war ganz typisch, daß dieser Terroranschlag im Vorfeld der angekündigten Reise von Madeleine Albright erfolgte. Sie sollte unterbunden werden; das war Sinn und Zweck der ganzen Sache. Die Palästinenser und Arafat müssen alles in ihrer Macht Stehende tun, um dem Terrorismus Einhalt zu gebieten. Mit aller Vorsicht, weil wir Deutschen - auch da sind wir uns einig, wie ich weiß - hier keine geeigneten Ratgeber sind, sage ich - ich glaube, daß das in Israel verstanden wird -: Ein Moratorium in der Siedlungsfrage, in der Frage Ha Homa, wäre sehr hilfreich.

    (Beifall bei der F.D.P., der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Ich füge hinzu - auch da herrscht Einigkeit hier im Deutschen Bundestag; ich sage das, weil da in den letzten Tagen alle möglichen Äußerungen gemacht worden sind -: Alle Regierungen in der Nachkriegszeit waren sich darin einig, daß die Sicherheitsfragen Israels für uns ein besonders sensibles Problem sind und wir uns darin Israel in besonderer Weise verbunden fühlen.

    (Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])

    Das heißt nicht, daß wir eine unausgewogene Nahostpolitik machen. Im Gegenteil: Gerade weil wir uns bei der Abstimmung über die beiden Resolutionen enthalten haben, weil sie total unausgewogen waren, sage ich: Wir alle - ich als deutscher Außenminister, Sie als Abgeordnete - können erhobenen Hauptes in sämtliche arabischen Länder reisen, einschließlich der palästinensischen Gebiete. Denn es gibt praktisch keinen Ruf nach Unterstützung, der nicht erfüllt wird; das gilt bilateral wie multilateral. Ich habe dem Außenminister der Palästinenser am vergangenen Freitag zugesagt, daß wir ihn wegen seiner Budgetlücke von 80 Millionen DM am kommenden Montag im Rat und auch gegenüber der Kommission unterstützen werden.

    Bundesminister Dr. Klaus Kinkel
    Algerien: Hier in Deutschland fast vergessen, Terror mit traurigem Höhepunkt. Wir können relativ wenig tun.

    (Angelika Beer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch! Abschiebestopp!)

    Deshalb möchte ich Sie bitten, mich dabei zu unterstützen, wenn ich alle religiösen, gesellschaftlichen und politischen Kräfte aufrufe, den Weg der nationalen Versöhnung zu gehen und der Gewalt und dem Terror jetzt ein Ende zu setzen. Auch das algerische Volk hat ein Recht darauf, in Frieden zu leben.

    (Beifall bei der F.D.P., der CDU/CSU und der SPD)

    Meine Damen und Herren, ich habe in der vorvergangenen Woche den Herrn Bundespräsidenten nach Moskau begleitet. Die NATO-Rußland-Grundakte und die Entscheidung des NATO-Gipfels von Madrid, in einer ersten Öffnungsrunde Polen, Ungarn und die Tschechische Republik als neue Mitglieder aufzunehmen, markieren wirklich einen Meilenstein auf dem Weg zur Errichtung einer neuen europäischen Sicherheitsarchitektur. Europas Trennung wird im Einvernehmen mit Rußland überwunden; Europas neue Sicherheit wird im Zusammenwirken mit Rußland gewährleistet. Das ist von historischer Bedeutung. Präsident Boris Jelzin hat in dem Gespräch, das der Bundespräsident und ich zusammen mit ihm hatten, einen Satz gesagt, den ich nicht so schnell vergessen werde. Er hat erklärt, die Beziehungen Rußlands zu Deutschland seien „die vorrangigsten unter den vorrangigen" . Wer hätte sich das vor zehn Jahren träumen lassen? Die Beziehungen haben sich auf eine Art und Weise entwickelt, für die wir etwas getan haben und auf die wir gemeinsam stolz sein können.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Zu Bosnien: Was sich in diesen Tagen dort abspielt, ist äußerst kritisch und zeigt, daß wir wahrscheinlich an einem Wendepunkt sind. Der Verweigerungsfront in Pale steht jetzt ein innenpolitischer Gegner in Banja Luka gegenüber. Ich habe Präsident Milosevic in den letzten Tagen massiv aufgefordert, sich in den Machtkampf zwischen Pale und Banja Luka hinter die gewählte Präsidentin Plavsic zu stellen, die unsere Ansprechpartnerin ist, solange sie den Dayton-Prozeß unterstützt, ihn implementiert und umsetzt, und sich nicht hinter die Hauptgegner des Friedens, Karadzic und seine Helfershelfer, zu stellen. Die Hetzkampagnen der von Karadzic gesteuerten Medien sind unerträglich und müssen - notfalls auch mit Gewalt - unterbunden werden. Das Mandat der SFOR erlaubt dies. Das ist auch schon geschehen; wir sollten das unterstützen.
    Am kommenden Wochenende sind in Bosnien die Kommunalwahlen. Sie wissen, wie die kroatische Seite reagiert hat. Ich war gestern zusammen mit dem britischen Außenminister Cook in Hamburg. Wir haben der kroatischen Seite deutlich und klar erklärt, daß der vorgesehene Boykott nicht hinnehmbar ist.
    Es bleibt dabei: Wer den Frieden und die Rückkehr der Flüchtlinge blockiert - das ist natürlich für uns nach wie vor eine ganz zentrale und wichtige Frage -, bekommt keine Wiederaufbauhilfe.

    (Beifall bei der F.D.P., der CDU/CSU und der SPD)

    Umgekehrt müssen wir den Gemeinden helfen, die konstruktiv mitmachen. Das ist - hoffentlich - mit der Hilfe des Kollegen Schlee, dem ich für sein Engagement, seinen Einsatz und seine Bereitschaft danke, auch in der Republik Srpska zumindest in Einzelfällen möglich. Immerhin sind 60 Prozent der Flüchtlinge, die noch in der Bundesrepublik sind, aus der Republik Srpska.
    Rugova war vor zwei Tagen bei mir und sagte: Bitte den Kosovo nicht vergessen. Auch in diesem Punkt müssen wir natürlich Milosevic auf die Füße treten, und zwar mächtig.
    Menschenrechte bleiben für uns Kernstück unseres politischen Selbstverständnisses. Sie alle wissen, daß es da keinen Königsweg gibt. Aber: Wer die Menschenrechte mit Füßen tritt - leider Gottes findet das noch viel zu häufig auf dieser Welt statt -, der soll nicht ruhig schlafen können. Deshalb möchte ich mich gern - ich hoffe, daß Sie mich dabei unterstützen - für eine möglichst baldige Errichtung eines effektiven internationalen Strafgerichtshofs einsetzen.

    (Beifall bei der F.D.P., der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Bevor ich zum Schluß komme, möchte ich noch ein Wort zum Iran sagen. Wir hatten - und wünschen uns dies wieder - zu diesem 70-Millionen-Volk in strategisch wichtiger Lage enge und freundliche Beziehungen. Der neue Außenminister, den ich aus verschiedenen Begegnungen in New York, wo er bisher Botschafter war, kenne, hat mit seinen Äußerungen zum Thema „Terrorismus, Vertrauensbildung und regionaler Frieden" ganz zweifellos einen neuen Ton angeschlagen. Wir begrüßen diesen Schritt; er hat die Hand ausgestreckt, die wir vorsichtig ergreifen wollen.
    Ich hoffe, daß sich in New York am Rande der VN-Generalversammlung eine Möglichkeit zu einem Gespräch der EU-Troika mit ihm ergibt. Die beste Voraussetzung wäre natürlich, wenn die EU-Botschafter zurückkehren könnten. Das wird nicht geschehen unter Diskriminierung des deutschen Botschafters. Wir werden nicht als letzte zurückgehen. Die europäische Solidarität steht. Dafür bedanke ich mich nachdrücklich und ausdrücklich.

    (Beifall bei der F.D.P., der CDU/CSU und der SPD)

    Die ausgestreckte Hand wird nicht um jeden Preis angenommen. Wir erwarten, daß der Iran positive Zeichen setzt und sich völkerrechtskonform verhält. Wir erwarten auch, daß im Prozeß gegen den Schriftsteller Sarkuhi nach Recht und Gesetz verfahren wird. Der Ball liegt eindeutig im iranischen Feld. Nicht wir haben „Mykonos" zu vertreten, sondern die iranische Seite. Deshalb können wir mit Ruhe

    Bundesminister Dr. Klaus Kinkel
    und Gelassenheit dem entgegensehen, was da kommt. Ich sage nochmals: Wir sollten die ausgestreckte Hand ergreifen.
    Was wir uns in Europa vorgenommen haben, ist eine Herkules-Arbeit, insbesondere deshalb, weil die Länder, die jetzt ihre Aufnahme in die Europäische Gemeinschaft beantragt haben, über Jahrzehnte kommunistische, diktatorische Regime hatten und keine Marktwirtschaft, sondern eine Kommandowirtschaft. Das wird eine gigantische Anstrengung werden, weil völlig anders strukturierte Länder in die Europäische Gemeinschaft aufgenommen werden sollen. Wir werden und müssen das schaffen.
    Ich möchte, wenn Sie erlauben, zum Schluß etwas tun, was vielleicht unüblich ist. Aber ich tue es einmal, weil ich gemerkt habe, daß gerade in letzter Zeit Haushaltsfragen, sprich: Stellenabbau und weniger Mittel, im Auswärtigen Dienst dazu geführt haben, daß meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich gerade im letzten Jahr für dieses Land hochmotiviert geschlagen haben, ein bißchen Unterstützung brauchen. Wir sollten stolz auf sie sein.
    Ich danke den Haushältern und dem Parlament dafür, daß immerhin das, was wir benötigen, bereitgestellt wurde. Hellen Sie uns noch ein bißchen mehr! Denn wir können Deutschland - unser Land, Ihr Land - nach außen nur würdig und so vertreten, wie Sie es alle wünschen und wie wir es unserem Volk schuldig sind, wenn wir die notwendige Unterstützung des Parlaments haben.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Rede von Dr. Burkhard Hirsch
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Ich gebe dem Abgeordneten Dr. Christoph Zöpel das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Christoph Zöpel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ihrer nachdenklichen Eingangsfrage, Herr Außenminister, nach dem Stellenwert internationaler Politik kann ich nur beipflichten. Mein Eindruck ist, daß gerade bevölkerungsreiche und wirtschaftsstarke Staaten ihrer politischen Verantwortung als Teile der internationalen Gemeinschaft immer weniger gerecht werden. Nicht an allem auf dieser Welt ist das politische System schuld, sogar für immer weniger. Aber gerade dafür trägt das jeweils nationale politische System eine erhebliche Verantwortung.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn man das so sagt - vor allem hier heute mittag -, kommt man fast ins Nachdenken und fragt sich: Was ist Außenpolitik eigentlich noch, Herr Außenminister, in einer global vernetzten Welt, in der Unternehmensentscheidungen, Finanzströme und vor allem Informationen in einer Weise global vernetzt und international sind, wie wir es täglich diskutieren? Wir kommen dann ganz schnell zu bestimmten Schlagworten. Die gängigste Vokabel, wenn wir in globalen ökonomischen Dimensionen denken, lautet „Standort". Manchmal gibt es Tendenzen, daß Außenpolitik zum Handlanger internationaler Standortkonkurrenz werden könnte.

    (Dr. Helmut Haussmann [F.D.P.]: Nicht bei uns!)

    - Auch darüber wage ich nachzudenken. Aber, Herr Kollege Haussmann, ich gehe jetzt einmal einen Schritt zurück. Es ist immer gut, wenn man, bevor man sich um internationale Politik kümmert, auch andere Erfahrungen hat. Als ich mich um die Städte in Deutschland kümmerte, habe ich gelernt: Zuviel lokale Standortkonkurrenz ist Kirchturmsdenken. Ich übertrage das auf die internationale Politik: Zuviel Außenpolitik zugunsten des Standorts ist provinziell.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Damit käme man zu der Frage, was zu tun ist. Die Antwort ist sehr deutlich: Wir brauchen internationale Politik. Außenpolitik muß sich in ihrem Selbstverständnis hin zu internationaler Politik verändern. Sie braucht dazu den Rahmen der UNO. Hier sind wir an einem wichtigen Punkt. Die Funktionsfähigkeit der UNO ist derzeit durch Meinungsverschiedenheiten mit der wirtschaftsstärksten - und bevölkerungsreichen - Nation, mit den Vereinigten Staaten, beeinträchtigt. Das hat mehr mit der Rolle des Kongresses zu tun als mit der Rolle der Regierung in den Vereinigten Staaten.
    Ich komme damit zu der Frage: Wird es nicht die wichtigste Aufgabe der europäischen Parlamente sein, hier in einen intensiveren Dialog mit dem amerikanischen Parlament einzutreten?

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Wir Sozialdemokraten wollen das gerne mit den Demokraten tun. Ich hoffe, Sie von CDU und CSU haben bei den Republikanern genausoviel Erfolg.
    Daß die UNO funktioniert, wäre die erste Voraussetzung für eine Weltinnenpolitik, die dann internationale Regeln beachten muß. Ich nenne die beiden wichtigsten: Achtung der Menschenrechte und Verpflichtung auf die Nachhaltigkeit. Man kann über die weltweite Wirkung der Medien viel diskutieren. Ein positives Ereignis ist, daß es der UNO gelungen ist, weltweit diese Vokabel, Sustainability oder Nachhaltigkeit, zu einem Leitgedanken von Politik zu machen.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich halte die Achtung von Menschenrechten und Sustainability angesichts der Globalisierung für die beiden wichtigsten Aufgaben.
    Ich halte aber an Weltinnenpolitik fest. Diese fängt zu Hause an. Was wir, so glaube ich, am wenigsten merken, ist, daß, sosehr Außenpolitik zu internationaler Politik und Weltinnenpolitik wird, umgekehrt Innenpolitik automatisch immer mehr internationale Politik wird. Es ist eine provinzielle Kurzsichtigkeit, wenn überhaupt noch Innenpolitik in Deutschland gemacht wird, ohne daß ihre internationalen Wirkungen reflektiert werden.

    (Beifall bei der SPD)


    Dr. Christoph Zöpel
    Ich will das an einem Auseinandersetzungsfeld verdeutlichen, das wir aktuell haben und das viele besonders bewegt: die Frage der inneren Sicherheit. Dazu kann man sich viele internationale Gedanken machen. Ich glaube, man kann über die Medien viel lernen, was man gegen Gewalt in Städten tun könnte, zum Beispiel aus New York. Da muß man aufpassen; aber ich glaube, man kann von New York lernen, was man gegen Gewalt in großen Städten tun kann. Andererseits: Ob man tatsächlich, wie man das im Bundesrat - provinziell? -

    (Ulrich Irmer [F.D.P.]: Sehr wahr!)

    diskutiert hat, internationalen Verbrechertums mit nationalen Maßnahmen Herr werden könnte, da habe ich meine Zweifel. Da hilft vermutlich nur internationale Kriminalitätsbekämpfung. Das muß man in diesem Zusammenhang sehen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD Ulrich Irmer [F.D.P.]: Schade, daß Herr Schröder nicht hier ist!)

    - Ein Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, das Chaostage mit internationalem Verbrechen verwechselt, zeigt, daß mein Vorwurf der Provinzialität hier voll trifft.

    (Beifall bei der SPD)

    Der andere Fall ist die Abschiebung. Also, über Algerien mitfühlende Worte finden, Herr Bundesaußenminister - die ich Ihnen voll abnehme -, aber sich nicht mit dem Bundesinnenminister einigen, daß in diesen Wochen niemand nach Algerien abgeschoben werden kann, das verletzt Menschenrechte schon bei uns.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Ich halte Bemühungen um die Abschiebung von Algeriern in diesen Wochen für eine Menschenrechtsverletzung durch die daran beteiligten deutschen Abschieber. - Das zur Menschenrechtspolitik.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS Zuruf des Bundesministers Dr. Klaus Kinkel)

    - Ich sprach von deutschen Abschiebern.
    Mit diesem Stichwort komme ich zu dem Punkt, daß diese global vernetzte Welt natürlich gegliedert bleibt. Sie ist gegliedert in Weltreligionen. Das wurde uns am meisten bewußt, als ein Wissenschaftler, der gute Samuel Huntington, die Konflikte zwischen den Weltregionen beschrieben hat. Wenn der Krieg zur Sprache kommt, ist das seit Heraklit immer besonders interessant. Die Antwort von zivilisierten, bevölkerungsreichen, wirtschaftsstarken Ländern kann aber nur sein: Wir wollen nicht den Krieg zwischen Regionen, sondern wir müssen die größte europäische Erfahrung in der internationalen Politik auch in die Beziehungen zu unseren regionalen Nachbarn einbringen, nämlich die Politik gemeinsamer Sicherheit und Zusammenarbeit. Das gilt vorrangig gegenüber der Region im Nahen und Mittleren Osten.
    Der Konflikt, der im Augenblick akut ist, ist von Ihnen angesprochen worden. Jeder Tote im Nahen und Mittleren Osten, der nicht hätte sterben müssen, wenn alle friedfertiger wären, ist zu bedauern. Das sage ich an dieser Stelle. Ich gehe jetzt aber einen Schritt weiter: Europa ist bei diesem Konflikt kein Beobachter, sondern Europa ist wegen der regionalen Nachbarschaft in globaler Dimension und inzwischen auch durch unser großes wirtschaftliches Engagement involviert. Ich meine, Frau Albright verdient - wie Sie dargestellt haben, Herr Außenminister - alle Unterstützung; ich teile das. Die europäischen Initiativen müssen weitergehen, über das erfolgreiche Wirken von Herrn Moratinos hinaus. Ich halte es für richtig, darüber nachzudenken, daß auch geeignete europäische Institutionen bei der Terrorismusbekämpfung helfen. Ich halte auch einen Dialog mit Israel darüber, ob sich Israel aus dem Südlibanon zurückziehen kann und wer statt dessen unter den Blauhelmen der UNO dort Hilfe leistet, für berechtigt. Wir müssen auch darauf hinweisen, daß Wirtschaftshilfe keinen Sinn hat, wenn durch - offenkundig wirkungslose - Strafaktionen der Effekt dieser Hilfe außer Kraft gesetzt wird.

    (Beifall bei der SPD)

    Das gehört zu dieser regionalen Nachbarschaft, in die wir alle Staaten dieser Region einbeziehen sollten, ich sage bewußt: alle.
    Der vielleicht am wenigsten erfolgreiche Teil Ihrer Außenpolitik, Herr Minister, ist nun einmal die Teilhabe am kritischen Dialog mit dem Iran. Das hat nicht gut gewirkt; das wissen wir alle. Ich meine, es macht auch keinen Sinn mehr, zu einzelnen Staaten dieser Region besondere Beziehungen aufzubauen. Statt dessen sollten wir - bei allen Schwierigkeiten - daran arbeiten, ein regionales Beziehungsgeflecht aufzubauen, niemanden auszuschließen und niemanden zu bevorzugen. Das macht in Einzelfällen Schwierigkeiten. Aber jegliche Politik des leeren Stuhls - weil irgendein anderer teilnimmt, die Araber weggehen, weil Israel da ist; Großbritannien weggeht, weil Libyen da ist - sollten wir vermeiden. Das gilt für alle Staaten. Wir sollten uns daranmachen, dieses Geflecht - alle Staaten reden über alles, und jeder bleibt da - aufzubauen. Nur das kann helfen. Alles andere war bisher nicht besonders erfolgversprechend.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)