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ID1318708500

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/187 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 187. Sitzung Bonn, Dienstag, den 9. September 1997 Inhalt: Nachträgliche Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abgeordneten Anke Fuchs (Köln), Dr. Uwe-Jens Heuer, Otto Schily, Walter Link (Diepholz), Dr. Jürgen Rochlitz, Heinrich Graf von Einsiedel und Detlef Kleinert (Hannover) 16865 A, B Wahl eines Mitglieds im Beirat beim Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR 16865 B Erweiterung der Tagesordnung 16865 C Absetzung des Punktes 2 von der Tagesordnung 16865 D Nachträgliche Ausschußüberweisung . Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1998 (Haushaltsgesetz 1998) (Drucksache 13/8200) 16866 A b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1997 bis 2001 (Drucksache 13/8201) 16866 A c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1998 (Nachtragshaushaltsgesetz 1997) (Drucksache 13/8199) 16866 A d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Fortentwicklung des Haushaltsrechts von Bund und Ländern (Haushaltsrechts-Fortentwicklungsgesetz) (Drucksache 13/8293) . 16866 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Abgeordneten Oswald Metzger, Antje Hermenau, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BONDNIS 90/DIE GRÜNEN: Für eine umfassende Haushalts- und Finanzreform: Transparenz, Wirtschaftlichkeit und parlamentarische Kontrolle (Drucksache 13/8472) 16866 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Anrufung des Vermittlungsausschusses zum Steuerreformgesetz 1998 (Drucksachen 13/7242, 13/7775, 13/8020, 13/8177, 13/8178, 13/8326, 13/8465, 13/8466) 16866 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Anrufung des Vermittlungsausschusses zum Steuerreformgesetz 1999 (Drucksachen 13/7480, 13/7917, 13/8022, 13/8023, 13/8177, 13/8179, 13/8465, 13/8467) 16866 B Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 16866 C Ingrid Matthäus-Maier SPD 16874 C Paul Breuer CDU/CSU 16883 C Hans-Peter Repnik CDU/CSU 16884 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 16890 A Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. . 16893 B Dr. Christa Luft PDS 16897 A Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD . 16898 B Dr. Barbara Höll PDS 16898 D Gerda Hasselfeldt CDU/CSU 16900 D Joachim Poß SPD 16903 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 16905 C Anke Fuchs (Köln) SPD 16907 A Jürgen Koppelin F.D.P 16910 C Dr. Uwe-Jens Rössel PDS 16912 C Susanne Jaffke CDU/CSU 16913 D Matthias Wissmann, Bundesminister BMV 16915 A Hans Georg Wagner SPD 16917 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU 16919 A Gila Altmann (Aurich) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 16921 C Horst Friedrich F.D.P. 16923 A Dr. Winfried Wolf PDS 16924 B Elke Ferner SPD 16925 B Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMU 16927 D Anke Fuchs (Köln) SPD 16930 A Dr. Liesel Hartenstein SPD 16930 B Arnulf Kriedner CDU/CSU 16932 C Dr. Barbara Hendricks SPD 16933 B Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 16934 D Birgit Homburger F D P. 16936 B Eva Bulling-Schröter PDS 16937 C Eckart Kuhlwein SPD 16938 C Birgit Homburger F D P. 16939 D Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/ CSU 16940 D Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 16942A Angelika Mertens SPD 16945 A Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU . 16946A Gert Willner CDU/CSU 16947 B Freimut Duve SPD 16948 A Achim Großmann SPD . . . 16949C, 16953 C Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16950 D Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . 16952 C Klaus-Jürgen Warnick PDS 16954 B Dieter Maaß (Herne) SPD 16955 C Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch . . 16924 A Nächste Sitzung 16956 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 16957* A 187. Sitzung Bonn, Dienstag, den 9. September 1997 Beginn: 11.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Augustin, Anneliese CDU/CSU 9. 9. 97 ** Behrendt, Wolfgang SPD 9. 9. 97 * Bindig, Rudolf SPD 9. 9. 97 * Borchert, Jochen CDU/CSU 9. 9. 97 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 9. 9. 97 ** 90/DIE GRÜNEN Eßmann, Heinz Dieter CDU/CSU 9. 9. 97 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 9. 9. 97 ** Friedhoff, Paul K. F.D.P. 9. 9. 97 Dr. Hauchler, Ingomar SPD 9. 9. 97 Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 9. 9. 97 Hornung, Siegfried CDU/CSU 9. 9. 97 * Laumann, Karl-Josef CDU/CSU 9. 9. 97 Lengsfeld, Vera CDU/CSU 9. 9. 97 Marx, Dorle SPD 9. 9. 97 Mattischeck, Heide SPD 9. 9. 97 (B) Neumann (Berlin), Kurt fraktionslos 9. 9. 97 Neumann (Bramsche), SPD 9. 9. 97 Volker Dr. Probst, Albert CDU/CSU 9. 9. 97 * Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 9. 9. 97 Schewe-Gerigk, BÜNDNIS 9.9.97 Irmingard 90/DIE GRÜNEN Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Schloten, Dieter SPD 9. 9. 97 ** Schmidt (Aachen), Ulla SPD 9. 9. 97 ** Schmidt (Fürth), CDU/CSU 9. 9. 97 ** Christian Schmitt (Langenfeld), BÜNDNIS 9. 9. 97 Wolfgang 90/DIE GRÜNEN Schönberger, Ursula BÜNDNIS 9. 9. 97 90/DIE GRÜNEN Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 9. 9. 97 90/DIE GRÜNEN Schütz (Oldenburg), SPD 9. 9. 97 Dietmar Dr. Schwarz-Schilling, CDU/CSU 9. 9. 97 Christian Sebastian, Wilhelm CDU/CSU 9. 9. 97 Josef Terborg, Margitta SPD 9. 9. 97 * Dr. Thomae, Dieter F.D.P. 9. 9. 97 Tippach, Steffen PDS 9. 9. 97 Dr. Wittmann, Fritz CDU/CSU 9. 9. 97 Zierer, Benno CDU/CSU 9. 9. 97 * * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an der 98. Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Birgit Homburger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der Haushalt des Umweltministeriums, den wir heute diskutieren, und der vorgelegte Haushaltsentwurf sind, wie ich finde, eine gute Grundlage für die erfolgreiche Arbeit des Bundesumweltministeriums. Ich denke, daß man durchaus hervorheben kann, daß die Mittel für die Umweltforschung, aber auch die Mittel für Naturschutzprojekte, insbesondere auch für internationale Zusammenarbeit und für die Aufklärung in der Öffentlichkeit erhöht werden, wie der Kollege Kriedner dankenswerterweise schon im einzelnen dargelegt hat. Insofern - dazu hat sich die Ministerin ja auch bereits geäußert - kann man sagen, daß das, was den Umwelthaushalt betrifft, eine gute Grundlage für die weitere Arbeit ist.
    Damit werden auch die richtigen Schwerpunkte gesetzt. Ich sage es noch einmal - diese Diskussion haben wir hier ja jedesmal -, auch in Reaktion auf die Opposition: Es ist falsch, den Stellenwert und die Qualität der Umweltpolitik allein an den Haushaltszahlen zu messen. Es kommt schließlich auf die politischen Entscheidungen an, mit denen wir die Rahmenbedingungen für den Umweltschutz bestimmen. Hier, denke ich, kann die Koalition durchaus eine gute Bilanz ziehen.
    Frau Kollegin Hustedt, wenn Sie sich wieder hier hinstellen und sagen, es hätten sich in den letzten zehn Jahren überhaupt nichts getan, in der Umweltpolitik sei überhaupt nichts erreicht worden, dann frage ich Sie einfach einmal, wo Sie eigentlich die letzten zehn Jahre gelebt haben.

    (Zuruf von der CDU/CSU: In der Eifel!)

    Offensichtlich bekommen Sie von der Realität überhaupt nichts mit.
    Wir haben in diesen letzten zehn Jahren erreicht, daß der Rhein saniert wurde, daß in ihm wieder 150 statt vorher 27 Fischarten schwimmen. Wir haben die Abfallmengen in allen Bereichen reduziert. Bei der Luftreinhaltung ist erreicht worden, daß die Staubemissionen um zwei Drittel gesenkt worden sind, darüber hinaus, daß die SO2-Emissionen um drei Viertel. reduziert worden sind. Bei der Nordsee beispielsweise ist der Phosphoreintrag um die Hälfte, der Stickstoffeintrag um 25 Prozent reduziert worden.

    (Lisa Peters [F.D.P.]: Und in der Elbe kann man endlich wieder baden, das ist das Schönste!)

    Wir könnten das fortsetzen, fortsetzen und fortsetzen. Doch Sie stellen sich hier jedesmal hin und sagen: Es hat sich nichts getan. Ich kann Ihnen nur sagen: Gehen Sie einmal heraus aus Bonn, gucken Sie sich einmal an, was in diesem Land passiert ist! Dann reden wir noch einmal über das Thema.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Auch wenn man sich die aktuelle Situation in dieser Legislaturperiode und gerade in der letzten Zeit anschaut, sieht man, was sich getan hat. Wir haben die Novelle zum Wasserhaushaltsgesetz durchgesetzt, mit der wir den Stand der Technik auf alle Abwässer ausgedehnt haben. Ich nenne die Ausdehnung der Produktverantwortung durch die Altautoverordnung und die Batterieverordnung, die erst vor kurzem beschlossen worden ist. Ich nenne das Bodenschutzgesetz, mit dem wir endlich eine Lücke im Umweltschutz schließen, und die Novellierung des Naturschutzrechts und der Verpackungsverordnung, die Sie uns nie zugetraut haben. Jetzt nehmen Sie das doch endlich einmal zur Kenntnis! Diese Koalition hat aktive Umweltpolitik betrieben und wird es auch weiterhin tun.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Die Bilanz könnte noch besser aussehen, wenn der Bundesrat seine Blockadepolitik im Umweltschutz beenden würde. Die Länder stellen doch letztendlich den Umweltschutz unter den Primat des Geldes: Zustimmung zum Bodenschutzgesetz nur gegen Altlastenfonds, Zustimmung zum Naturschutzgesetz nur gegen Finanzbeteiligung des Bundes. So verkommt Umweltpolitik schließlich zu einem finanzpolitischen

    Birgit Homburger
    Schacher, und SPD und Grüne klatschen dazu auch noch Beifall.
    Gerade die Stellungnahme des Bundesrates zum Bundesnaturschutzgesetz ist ein trauriges Beispiel dafür: Erst soll der Bund die Länder zu mehr Naturschutz zwingen, indem 10 oder 15 Prozent der Landesfläche zum Reservat erklärt werden sollen, und danach werden die mit unseren Regelungen verbundenen Kosten des Naturschutzes empört zurückgewiesen. Das, was wir fordern, sei schon zuviel, aber darüber hinaus müßten dann noch 10 bis 15 Prozent der Fläche als Naturschutzgebiet festgelegt werden. Dabei verkennt man vollkommen, daß das natürlich Geld kostet. Naturschutz kann man nämlich nur betreiben, wenn auch gepflegt wird. Sie sollten sich genau einmal überlegen, was Sie da fordern. Ich hoffe jedenfalls sehr, daß wir in den anstehenden Vermittlungsverfahren über vernünftige Wege im Umweltschutz und nicht über neue Wege in der Länderfinanzierung reden werden.
    In der heutigen Debatte ist aufgefallen, daß der Kollege Müller nicht geredet hat. Ganz anders ist es bei Ihnen, wenn es um die Darstellung in der Presse geht. Dann machen Sie eine Reihe von rhetorischen Muskelspielen. Ich finde, die wirken immer komischer. Sie sprechen nicht mehr für die SPD - das hat sich auch heute wieder offenbart. Die umweltpolitische Diskussion der SPD betreiben derzeit der Volkswagenpolitiker Schröder, der Wirtschaftspolitiker Clement und der Verbrennungspolitiker Vahrenholt.
    Ihnen reichen unsere Gesetze zur Verfahrensbeschleunigung nicht aus; sie erklären die Probleme im Gewässerschutz und in der Luftreinhaltung schlicht für erledigt; sie wollen Müllverbrennung statt -vermeidung und -verwertung. Natürlich wissen wir aus unseren Debatten alle, daß die Umweltpolitiker der SPD, die hier sitzen - ich mache ihnen überhaupt keinen Vorwurf -, das nicht wollen. Deshalb stelle ich noch einmal die Frage: Was will die SPD eigentlich? Diese Frage gilt für viele Bereiche: Sie gilt für die innere Sicherheit, für die Steuerpolitik, für die Energiepolitik und eben auch und ganz erheblich für die Umweltpolitik. Erst wenn Sie, Herr Kollege Müller, in den eigenen Reihen für Klarheit gesorgt haben, können Sie wieder glaubwürdig für Rezepte im Umweltschutz streiten.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Liebe Kolleginnen und Kollegen von den Grünen, auch Ihre stumme Ergebenheit, mit der Sie diese Demontage der SPD-Umweltpolitik betrachten, spricht Bände. Wer mit dem Automann und Industriepolitiker regieren will, muß umweltpolitisch eben kleine Brötchen backen. Allein die Tatsache, daß sich der Herr Fischer inzwischen vegetarisch ernährt, macht eben noch kein ökologisches Programm.

    (Heiterkeit und Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Auf den Klimaschutzgipfel in Kyoto blicken wir alle mit Sorge. Wenn es uns dort nicht gelingt, bindende Verpflichtungen zur Senkung der Treibhausgasemmissionen zu erreichen, wird eine große Chance vertan. Der enorme Einsatz von Bundesumweltministerin Frau Dr. Merkel, die widerstrebenden Industriestaaten in ein Boot zu bekommen, verdient, finde ich, Anerkennung. Auf ihrer Reise, die sie vor kurzem nach China und Japan gemacht hat, hat sich wieder gezeigt, daß auch dort die Leistungen, die die Bundesrepublik Deutschland im internationalen Dialog zur Erreichung einer Lösung dieses Problems vollbringt, Anerkennung finden. Ich finde, die Anerkennung ist verdient. Wir brauchen glaubwürdige Klimaschutzstrategien der Industriestaaten. Sonst können wir nämlich den sich entwickelnden Staaten, von denen wir gewaltige Steigerungen des Treibhausgasausstoßes erwarten müssen, keine Begrenzungen abverlangen. Deshalb fordert die F.D.P. die Bundesregierung auf, noch vor Kyoto mit einem Maßnahmenpaket aufzuzeigen, wie das Klimaschutzversprechen erfüllt werden soll.
    Eine Reihe von Zielen haben wir schon erreicht, aber es gibt - das habe ich mehrfach' gesagt - weiteren Handlungsbedarf. Diesen Handlungsbedarf werden wir aufgreifen; wir werden auch dafür aktiv eintreten und entsprechende Vorschläge machen. Sie werden erleben, daß all das, was Sie uns jetzt wieder nicht zutrauen, in Zukunft erreicht wird.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)



Rede von Michaela Geiger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Eva Bulling-Schröter, PDS.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Eva-Maria Bulling-Schröter


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

    Frau Präsidentin! Liebe. Kolleginnen und Kollegen! Es ist nicht ganz einfach, über den Haushalt im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu sprechen; denn mit 1,22 Milliarden DM, also nicht einmal 0,3 Prozent des Bundesetats, ist er aus ökologischen Gründen schon vom Volumen her nicht der Rede wert. Unter dem Aspekt einer nachhaltigen umweltverträglichen Entwicklung liegt es deshalb nahe, auch auf andere Teile des Bundeshaushalts Bezug zu nehmen. Die Kolleginnen und Kollegen der Regierungsparteien haben ja hierauf schon Bezug genommen; auch ich werde es nachher tun.
    Doch auch an der Entwicklung des Einzelplans 16 selbst ist zu erkennen, welchen Stellenwert Umweltpolitik in Deutschland einnimmt. Wird der vorliegende Entwurf Realität, dann sinkt der Umweltetat - wenn ich ihn überhaupt so nennen darf; wir alle wissen, daß es zur Hälfte ein Atomhaushalt ist - im Vergleich zu 1995 um fast 11 Prozent. Allein im Vergleich zum laufenden Jahr reduziert er sich wiederum um 5,2 Prozent. Zieht man in Betracht, daß nur der Stammhaushalt des Einzelplans 16 und nicht der durch die Atomwirtschaft refinanzierte Bereich direkt oder indirekt etwas mit dem Schutz der Umwelt zu tun hat, wird das Bild noch krasser; denn der Stammhaushalt sinkt mit dem Etatentwurf 1998 im Vergleich zu 1995 sogar um 13,3 Prozent.
    In dieser Lesung werde ich nicht auf Einzelheiten eingehen. Es ist wiederum offensichtlich, welches Kapitel hauptsächlicher Verlierer dieses Sparprogramms ist: der Block „Allgemeine Bewilligungen, Umweltschutz, Naturschutz ", welcher seit 1994 um

    Eva Bulling-Schröter
    ein Viertel gekürzt wurde. Am meisten hatten darunter die Investitionen zur Reduzierung von Umweltbelastungen zu leiden. Im Haushalt 1998 betragen sie nur noch 20 Prozent des Volumens von 1993. Dies ist eine Entwicklung, die angesichts der sich global verschärfenden Umweltprobleme unerklärlich ist. Sie wird natürlich mit der Haushaltslage und mit zahlreichen vermeintlichen Erfolgen und hoffnungsvollen Programmen im Umweltschutz begründet. Von der Koalition wird dabei allerdings geflissentlich übersehen: Die Bundesrepublik Deutschland ist mit ihrem gigantischen Ressourcenverbrauch und ihrer Wirtschaftskraft, die anderen Ländern ein ähnlich energie- und rohstoffverschlingendes Wirtschaftsmodell aufzwingt, nach wie vor eines der zentralen globalen Probleme.
    Der Rohstoffverbrauch stieg in den alten Bundesländern von 1970 bis 1990 um 35 Prozent, das heißt durchschnittlich jährlich um 1 Prozent, der Primärenergieverbrauch ebenfalls jährlich um 1 Prozent, der Gütertransport gar um 1,5 Prozent. In den letzten Jahren hat sich die Situation deutlich geändert, allerdings nicht in Richtung der seit Anfang der 90er Jahre selbst von der Bundesregierung verbal aufgegriffenen Nachhaltigkeit. Der Ressourcenverbrauch ist zwischen 1990 und 1994 förmlich explodiert. Die Rohstoffentnahme pro Kopf der Bevölkerung ist in diesen vier Jahren laut Statistischem Bundesamt um durchschnittlich jährlich 6,6 Prozent auf 129 Prozent angestiegen. Der Gütertransport stieg stärker als früher, jährlich durchschnittlich um 1,9 Prozent. Genauso stieg der Kohlendioxidausstoß, welcher sich seit 1990 nicht - wie von der Bundesregierung behauptet - reduziert, sondern pro Kopf um 1,3 Prozent erhöht hat.
    Unter diesen Vorzeichen sind nicht nur die Reduzierung des Umwelthaushalts, sondern auch die umweltrelevanten Entwicklungen in den anderen Einzelplänen kaum zu glauben. Während beispielsweise 100 Milliarden DM mehr für den Straßenbau zur Verfügung stehen, werden die Bundesmittel für die Bahn von Jahr zu Jahr gekürzt; das haben wir ja in der vorigen Debatte gehört. Daß sich die Deutsche Bahn für den Bundesanteil der Fehlinvestition Transrapid verschulden muß, ist einmal mehr ein Beweis dafür, wie sich ruinöse Finanzpolitik mit verfehlter Umweltpolitik verbinden kann.
    Auch der Etat des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie zeigt, daß die Zeichen der Zeit nicht erkannt werden. Die Ausgaben für erneuerbare Energien, rationelle Energieverwendung, Umwandlungs- und Verbrennungstechnik, die sich im Haushalt 1997 drastisch um 18 Prozent reduzierten, werden im kommenden Jahr nicht wieder angehoben. Das paßt natürlich in die Strategie. Energiewirtschaftsgesetz und Stromeinspeisungsgesetz wurden vorher schon diskutiert.
    Die Förderung der Meeres- und Polarforschung wird sogar weiter zusammengestrichen. Wir haben schon vor einem halben Jahr über diese Thematiken diskutiert. Die Erwärmung und die Probleme der Meere spielen keine Rolle.
    Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Etatentwurf 1998 ist auch aus umweltpolitischer Sicht kein Haushalt für die Zukunft. Wenn von Ihrer Seite Umweltschützerinnen und Umweltschützern provinzielles Müslidenken vorgeworfen wird, kann ich nur sagen: Lieber provinziell sein als umweltpolitische Standards dem Weltmarkt und Maastricht zu opfern.

    (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)