Rede:
ID1316710100

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 10
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. jetzt: 1
    5. der: 1
    6. Abgeordnete: 1
    7. Jörg: 1
    8. van: 1
    9. Essen,: 1
    10. F.D.P.-Fraktion.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/167 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 167. Sitzung Bonn, Freitag, den 21. März 1997 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abgeordneten Dr. Hans-Dietrich Genscher und Anton Pfeifer 15081 A, B Tagesordnungspunkt 12: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Steuerreformgesetzes 1998 (Drucksache 13/7242) 15081 B b) Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses - zu dem Antrag der Abgeordneten Christine Scheel, Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Für eine durchgreifende Einkommensteuerreform: Steuergerechtigkeit durch Steuervereinfachung - zu dem Antrag der Abgeordneten Joachim Poß, Ingrid Matthäus-Maier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Einkommensteuerreform zum 1. Januar 1998 in Kraft setzen (Drucksachen 13/3874, 13/5510, 13/ 6859) 15081 B Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 15081 D Rudolf Scharping SPD 15085 D Gerda Hasselfeldt CDU/CSU 15090 C Christine Scheel BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 15092 D Gisela Frick F.D.P 15095 B Detlev von Larcher SPD 15096 B Dr. Barbara Hendricks SPD . 15096 D, 15104 D Dr. Christa Luft PDS 15097 B Dr. Barbara Höll PDS 15099 C Hans-Peter Repnik CDU/CSU . 15101 C, 15106 A Eckart Kuhlwein SPD 15104 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 15105 B Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD . 15106 C Peter Rauen CDU/CSU 15108 C Detlev von Larcher SPD 15109 D Ludwig Eich SPD 15110 A Rudolf Scharping SPD (Erklärung nach § 30 G0) 15111 C Tagesordnungspunkt 13: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Christa Nickels, Amke DietertScheuer und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes nach Artikel 45 c des Grundgesetzes (Drucksache 13/3570) 15112 A b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Christa Nickels, Amke DietertScheuer und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 45 c) (Drucksache 13/3571) 15112 A c) Erste Beratung des von den Abgeordneten Christa Nickels, Amke DietertScheuer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Bürgerbeauftragte des Deutschen Bundestages (Bürgerbeauftragtengesetz) (Drucksache 13/3578) . 15112 B Christa Nickels BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 15112 B Frederick Schulze (Sangerhausen) CDU/CSU 15113 D Norbert Röttgen CDU/CSU 15115 A Gerald Häfner BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 15117 B Bernd Reuter SPD 15117 D Christa Nickels BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 15119 D Günther Friedrich Nolting F.D.P. . . . 15120 C Heidemarie Lüth PDS 15121 B Tagesordnungspunkt 14: Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und F.D.P.: Verbot des Klonens für Menschen (Drucksache 13/7243) 15122 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 11: Antrag der Abgeordneten Wolfgang Bierstedt, Dr. Ruth Fuchs und der Gruppe der PDS: Verbot der Keimbahnintervention und der Klonierung von Menschen (Drucksache 13/7250) 15122 B Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU . . . 15122 B Dr. Herta Däubler-Gmelin SPD 15123 D Marina Steindor BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 15125 A Jörg van Essen F.D.P. 15126 C Wolfgang Bierstedt PDS 15127 B Dr. Jürgen Rüttgers, Bundesminister BMBF 15128 A Wolfgang Bierstedt PDS 15129 D Wolf-Michael Catenhusen SPD 15130 B Sigrun Löwisch CDU/CSU 15132 B Dr. Edzard Schmidt-Jortzig, Bundesminister BMJ 15133 C Tagesordnungspunkt 15: Antrag der Abgeordneten Elke Ferner, Roland Kohn und weiterer Abgeordneter: Hochgeschwindigkeitsverbindung Paris-Ostfrankreich-Süwestdeutschland (Drucksache 13/6988) 15135 A Elke Ferner SPD 15135 A Konrad Kunick SPD . 15136 D, 15142 A, 15144 D Klaus Dieter Reichardt (Mannheim) CDU/ CSU 15137 C Elke Ferner SPD 15138 A Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15138 D Roland Kohn F.D.P. 15139 D Dr. Winfried Wolf PDS 15140 D Peter Jacoby CDU/CSU 15141 D Klaus Dieter Reichardt (Mannheim) CDU/CSU 15142 C Doris Barnett SPD 15143 C Manfred Carstens, Parl. Staatssekretär BMV 15144 C Zusatztagesordnungspunkt 12: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zu aktuellen Äußerungen bezüglich der Einführung des EURO 15146 B Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 15146 B Friedrich Merz CDU/CSU 15147 C Ingrid Matthäus-Maier SPD 15148 C Dr. Helmut Haussmann F.D.P 15149 C Manfred Müller (Berlin) PDS 15150 C Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 15151 C Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15153 C Dr. Susanne Tiemann CDU/CSU . . . 15154 D Dr. Dietrich Sperling SPD 15155 D Hartmut Schauerte CDU/CSU 15156 D Jörg-Otto Spiller SPD 15158 A Peter Altmaier CDU/CSU 15159 C Uwe Hiksch SPD 15160 C Karl Lamers CDU/CSU 15161 D Nächste Sitzung 15163 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 15165* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 15165* C Deutscher Bundestag — 13. Wahlperiode — 167. Sitzung. Bonn, Freitag, den 21. März 1997 15081 167. Sitzung Bonn, Freitag, den 21. März 1997 Beginn: 8.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Blank, Renate CDU/CSU SPD 21. 3.97 21. 3. 97 21. 3. 97 21. 3. 97 21. 3. 97 21. 3. 97 * 21. 3. 97 21. 3. 97 21. 3. 97 21. 3. 97 21. 3. 97 21. 3. 97 21. 3. 97 21. 3. 97 21. 3. 97 21.3. 97 Blunck, Lilo PDS CDU/CSU SPD Böttcher, Maritta CDU/CSU SPD Braun (Auerbach), Rudolf Duve, Freimut SPD SPD F.D.P. Fischer (Unna), Leni Formanski, Norbert Gleicke, Iris SPD CDU/CSU PDS Grasedieck, Dieter CDU/CSU F.D.P. BÜNDNIS Dr. Hirsch, Burkhard Horn, Erwin 90/DIE GRÜNEN Dr. Hornhues, Karl-Heinz Dr. Jacob, Willibald Kanther, Manfred Dr. Graf Lambsdorff, Otto Lemke, Steffi Lenzer, Christian Michels, Meinolf Möllemann, Jürgen W. Neuhäuser, Rosel CDU/CSU CDU/CSU F.D.P. 21. 3. 97 21. 3. 97 21. 3. 97 21. 3. 97 21. 3. 97 21. 3. 97 21. 3. 97 Poß, Joachim PDS Reschke, Otto SPD Dr. Rochlitz, Jürgen SPD BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Schaich-Walch, Gudrun SPD CDU/CSU 21. 3. 97 Dr. Schockenhoff, Andreas CDU/CSU 21. 3. 97 Schütze (Berlin), Diethard SPD SPD SPD SPD SPD 21. 3. 97 Schuhmann, Richard Schumann, Ilse SPD 21. 3. 97 21. 3. 97 21. 3. 97 21. 3. 97 21. 3. 97 Seuster, Lisa 21. 3. 97 Terborg, Margitta Voigt (Frankfurt), Karsten D. Vosen, Josef Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Wallow, Hans SPD 21. 3. 97 Wettig-Danielmeier, Inge SPD 21. 3. 97 Zierer, Benno Zwerenz, Gerhard CDU/CSU PDS 21. 3. 97 21. 3. 97 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Gruppe der PDS hat mit Schreiben vom 18. März 1997 ihren Gesetzentwurf „Entwurf eines Gesetzes über den Tag des Gedenkens an die Befreiung vom Faschismus" - Drucksache 13/814 - zurückgezogen. Der Abgeordnete Dietrich Austermann hat den Antrag „Rechtschreibung in der Bundesrepublik Deutschland" - Drucksache 13/7028 - nachträglich unterschrieben. Der Bundesrat hat in seiner 710. Sitzung am 14. März 1997 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen: - Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Alterssicherung der Landwirte - Gesetz zur Neuordnung des Zivilschutzes (Zivilschutzneuordnungsgesetz - ZSNeuOG) - Gesetz zur Änderung des Gemeindefinanzreformgesetzes - Gesetz über die Anpassung von Dienst- und Versorgungsbezügen in Bund und Ländern 1996/1997 (Bundesbesoldungs- und -versorgungsanpassungsgesetz 1996/1997 - BBVAnpG 96/97) - Gesetz zu dem Abkommen über Partnerschaft und Zusammenarbeit vom 24. Juni 1994 zwischen den Europäischen Gemeinschaften und ihren Mitgliedstaaten einerseits und der Russischen Föderation andererseits - Gesetz zur stärkeren Berücksichtigung der Schadstoffemissionen bei der Besteuerung von Personenkraftwagen (Kraftfahrzeugsteueränderungsgesetz 1997 - KraftStÄndG 1997) - Gesetz zur Regelung der Sicherheitsanforderungen an Produkte und zum Schutz der CE-Kennzeichnung (Produktsicherheitsgesetz - ProdSG) - Fünftes Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur Förderung des Bergarbeiterwohnungsbaues im Kohlenbergbau (Fünftes Bergarbeiterwohnungsbauänderungsgesetz) - Gesetz zum Protokoll II in der am 3. Mai 1996 geänderten Fassung und zum Protokoll IV vom 13. Oktober 1995 zum VN-Waffenübereinkommen Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäi- 15166* Deutscher Bundestag — 13. Wahlperiode — 167. Sitzung. Bonn, Freitag, den 21. März 1997 sche Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat. Innenausschuß Drucksache 13/5555 Nr. 2.38 Drucksache 13/6861 Nr. 2.11 Finanzausschuß Drucksache 13/6454 Nr. 1.9 Drucksache 13/6861 Nr. 3.1 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 13/6766 Nr. 2.23 Drucksache 13/6861 Nr. 2.3 Drucksache 13/6861 Nr. 2.6 Drucksache 13/6861 Nr. 2.8 Drucksache 13/6861 Nr. 2.10 Drucksache 13/6861 Nr. 2.17 Drucksache 13/6861 Nr. 2.19 Ausschuß für Gesundheit Drucksache 13/6357 Nr. 2.12 Drucksache 13/6454 Nr. 1.2 Drucksache 13/6454 Nr. 1.5 Ausschuß für Verkehr Drucksache 13/6357 Nr. 2.11 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 13/6357 Nr. 1.1 Drucksache 13/6766 Nr. 1.5 Drucksache 13/6766 Nr. 2.3 Drucksache 13/6766 Nr. 2.22 Drucksache 13/7017 Nr. 1.9
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Marina Steindor


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich möchte meine Rede mit dem Zitat eröffnen, das Aldous Huxley seinem Buch „Schöne neue Welt" vorangestellt hat:
    Utopien erweisen sich als weit realisierbarer, als man früher glaubte. Und wir stehen heute vor einer auf ganz andere Weise beängstigenden Frage: Wie können wir ihre endgültige Verwirklichung verhindern? ... Utopien sind machbar. Das Leben hat sich auf die Utopien hinentwickelt. Und vielleicht beginnt ein neues Zeitalter, in dem Intellektuelle und Gebildete Mittel und Wege erwägen werden, die Utopien zu vermeiden und zu einer nichtutopischen, einer weniger „vollkommenen" und freieren Gesellschaftsform zurückzukehren.
    Meine Damen und Herren, trotz aller politischen Differenzen bei der Debatte um das Embryonenschutzgesetz von 1990 war das Verbot des Klonens des Menschens eine interfraktionelle Konsensinsel. Damals dachte man noch nicht an die Zellkerntransplantation, die das geklonte Schaf Dolly erst möglich machte. Man hatte das Embryonensplitting im gesetzlichen Auge, also die künstliche Mehrlingsherstellung durch Teilung eines Embryos.

    (Wolf-Michael Catenhusen [SPD]: Das ist nicht richtig!)

    Strafrechtliche Regelungen laufen immer Gefahr, von den realen Entwicklungen überholt zu werden. Wir fordern heute fraktionsübergreifend die rechtliche Überprüfung der entsprechenden Passage des Embryonenschutzgesetzes und gegebenenfalls die Präzisierung des Klonierungsverbots.
    Trotz aller politischen Differenzen bei der Verabschiedung des Embryonenschutzgesetzes können wir heute gemeinsam stolz darauf sein, das weltweit restriktivste Gesetz für den Schutz von Embryonen
    zu haben. Wir haben auf Grund unserer Geschichte eine ganz besondere Verantwortung.
    Streng genommen handelt es sich bei Dolly gar nicht um Gentechnologie, sondern um Reproduktionstechnologie. Das ist in der öffentlichen Darstellung immer vermischt worden. Es gibt in unserem Hause sicherlich einige, die mit forschen Bekenntnissen zum Verbot des Klonens von Menschen die Genmanipulationskuh vom Eis bringen wollen.
    Allenthalben herrscht in der Bevölkerung Mißtrauen gegenüber der Wissenschaft - völlig zu Recht. Gen- und Reproduktionstechnologien sind gemeinsam Grundmethoden der synthetischen Biologie. Sie sind der vorläufige Höhepunkt der technisch-instrumentellen Beherrschung der Natur durch den Menschen. Man kann damit Leben genmanipulieren, umkonstruieren und kopieren.
    Insgesamt kommt es so zu einer kulturellen Entwertung von Leben, zu einem manipulierbaren Rohstoff, der an industrielle Prozesse und Nützlichkeitsvorstellungen gentechnisch angepaßt und privatwirtschaftlich verwertet werden kann.
    Wir fordern hier heute gemeinsam, weltweit das Verbot des Klonens von Menschen festzulegen. Wir alle wissen, daß es nicht leicht sein wird. Für Bündnisgrüne sind aber weder die Bioethik-Konvention des Europarats noch die Bioethik-Deklaration der UNESCO geeignete Bezugspunkte.
    Wenn wir heute auf unserer Konsensinsel über das Verbot des Klonens von Menschen debattieren, können doch die Widersprüche in diesem Hause nicht unbeachtet bleiben. Denn die Regierungskoalition sieht beispielsweise keinen Angriff auf die Würde des Menschen, wenn menschliche Gene laut EU- Richtlinie patentierbar werden.
    In den USA sind die Gesetze zum Stopp von Forschungsfördermitteln und zum strafrechtlichen Verbot des Klonens von Menschen nur deshalb in den Kongreß eingebracht worden, weil man den Verlust der öffentlichen Akzeptanz der Gentechnologie und insbesondere die gesellschaftliche Forderung nach einem totalen Verbot des Klonens transgener Tiere fürchtet.
    Wie brüchig in diesem Hause das Konsenseis ist, auf dem wir uns derzeit bewegen, konnten wir letzte Woche in der Tierschutzdebatte sehen, in der unser Antrag zum Verbot der Genmanipulation und der Klonierung von Tieren mitberaten worden ist. Die schottischen Forscher - das sei Ihnen noch einmal mitgeteilt - arbeiten übrigens auch an einer künstlichen Gebärmutter.
    Ich frage Sie: Halten Sie es für glaubwürdig, daß, wenn Sie jegliche technische Manipulation am Tier weiter vorantreiben, die Ethik hier in diesem Hause erst bei der eigenen Spezies beginnt? Halten Sie es angesichts einer Technik, die in der Lage ist, so tief in unser Verständnis von uns selber und in unser Verständnis vom Leben einzugreifen und in so hohem Maße die Menschenwürde zu verletzen, für glaubwürdig, bei Tieren einfach über all diese ethi-

    Marina Steindor
    schen Fragen hinwegzugehen und sie weiterhin der gewohnten Verwertungslogik zu unterwerfen?
    Welch eine Hybris nach all den gesellschaftlichen Erfahrungen in diesem Hause, weiterhin die Tatsache zu verdrängen, daß Forschung und Umgang mit Tieren Wegbereiter für Techniken sind, die später am Menschen angewandt werden, und daß das Etikett „Gesundheitsforschung" nicht länger zur Legitimation von allem Machbaren akzeptiert werden kann.
    Leider kann ich jetzt nicht auf die Gesetzeslücken des Embryonenschutzgesetzes, bei der Embryonalzelltransplantation und der Embryonenforschung zu sprechen kommen. Die Klonierung aus einer differenzierten Zelle ist das wissenschaftlich Revolutionäre an Dolly.
    Neben dem Feuerwerk an sozialen und wissenschaftlichen Phantasien - der ethischen Schockwelle, wie „Science" es ausdrückt -, die durch die Existenz von Dolly entfacht wurden, überprüfen nun die Parlamente ihre Gesetzgebung, während die wissenschaftliche Fachwelt wie gebannt auf das Klonschaf starrt.
    Derzeit, meine Damen und Herren, ist die Klovierung des Menschen noch nicht möglich. Laut „Science" wird sie technisch zwar nicht so leicht sein wie beim Schaf, aber einfacher als bei der Maus.
    Wie lange wird Dolly leben? Wie ist die Euterzelle zur Totipotenz reprogrammiert worden? Ist die DNA durch das Ablesen tatsächlich denaturiert?
    Wir haben die großen Bewährungsproben in diesem Parlament erst vor uns. Die Bundesärztekammer hat in dieser Situation nichts Besseres zu tun, als neben einer gewissen zur Schau getragenen Besinnlichkeit genau wie vor sieben Jahren das Verbot der Präimplantationsdiagnostik im Embryonenschutzgesetz zu diskutieren. Präimplantationsdiagnostik aber bedeutet ein diagnostisches Embryonensplitting und -klonen und. muß jetzt angesichts von Dolly mehr denn je untersagt bleiben; denn die Unterscheidung von Totipotenz und Differenzierung ist mittlerweile wissenschaftlich hinfällig.
    Die großen Bewährungsproben hat dieses Parlament noch vor sich. Was, wenn die Klonierung von Menschen möglich ist und es denkbare medizinische Anwendungen gibt? Was, wenn die Medizin Klonierung als Therapiemethode bei männlicher Unfruchtbarkeit, bei heterozygoten Trägerinnen rezessiver genetischer Krankheiten oder bei mitochondrialen Erkrankungen favorisiert?

    (Jörg van Essen [F.D.P.]: Was ist das bitte?)

    Was, wenn geklonte Embryonen als Organersatzteillager ins Gespräch kommen, nicht in Gestalt von lebenden Menschen, sondern in Form von individuell reprogrammierten, gewissermaßen embryonalen Zellkulturen, die zu Organen oder Organoiden weitergezüchtet werden können?
    Wir werden heute gemeinsam diesen interfraktionellen Antrag verabschieden, aber die großen Bewährungsproben für dieses Parlament stehen in der
    Zukunft erst an. Wir werden dann sehen, wie weit der Konsens trägt.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)



Rede von Michaela Geiger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Jörg van Essen, F.D.P.-Fraktion.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Jörg van Essen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich habe eine Rede für diese Debatte vorbereitet, die ich aber so nicht halten werde. Viele der Gedanken, die ich Ihnen vortragen wollte, sind von meinen Vorrednerinnen und Vorrednern schon genannt worden. Es ist ein Wert an sich, daß wir uns bei diesem Thema im Bundestag einig sind, und dieser Wert wird nicht unterstrichen, wenn gleiche Argumente nun noch einmal vorgetragen werden.
    Ich möchte trotzdem auf einige Debattenpunkte eingehen, um unsere Position hier erneut deutlich zu machen. Die Kollegin Däubler-Gmelin hat darauf hingewiesen, daß wir als Deutscher Bundestag beim strafrechtlichen Klonierungsverbot im Jahr 1990 ja vorangegangen sind - wir sind das erste Parlament, das ein solches strafbewehrtes Klonierungsverbot verabschiedet hat - und die Latte bewußt hoch gelegt haben. Wir haben uns nicht dafür entschieden, nur die Techniken zu erfassen, die damals bekannt waren. Jetzt hat es sich sehr bewährt, daß wir die Vorschrift seinerzeit so gefaßt haben, wie sie heute im Embryonenschutzgesetz steht; denn ich teile die Auffassung sowohl von Herrn Götzer als auch von Frau Däubler-Gmelin, daß die Techniken, die wir jetzt kennen, von diesem Klonierungsverbot im Embryonenschutzgesetz erfaßt sind.
    Ihr Vorschlag, ein solches Klonierungsverbot in das Grundgesetz aufzunehmen, ist selbstverständlich nachdenkenswert. Ich persönlich würde aber davon abraten. „Die Menschenwürde ist unantastbar", sagt das Grundgesetz. Sobald wir eine Einschränkung oder einen Zusatz bringen, bedeutet das eine Gefahr, weil andere Teile der Menschenwürde damit in ihrer Bedeutung herabgesetzt werden könnten. Das kann nicht unser Ziel sein. Das Gebot des Grundgesetzes „Die Menschenwürde ist unantastbar" erfaßt aus meiner Sicht ganz selbstverständlich auch das Klonierungsverbot.
    Die Diskussion, die wir heute wieder führen, macht deutlich, daß der Bundestag bei diesem Thema sensibel ist. Ich finde es gut, daß wir weiter vorangehen. Wir können nämlich mit nationalen Gesetzen die Standards vorgeben. So richtig es ist - mehrere Vorrednerinnen und Vorredner haben ja darauf hingewiesen -, daß wir zu internationalen Vereinbarungen kommen müssen, so richtig ist es, jedenfalls in unserem eigenen Lande dafür zu sorgen, daß wir mit unseren Standards vorbildlich sind.
    Aber ich lege auch auf internationale Vereinbarungen Wert; denn es zeigt sich, daß dann, wenn irgendwo eine Front bricht, Entwicklungen natürlich auch wieder zu uns herüberschwappen können. Des-

    Jörg van Essen
    halb müssen wir mit großem Nachdruck darauf hinarbeiten, daß es zu hohen internationalen Standards kommt. Die Diskussionen, die wir in Europa in dieser Frage haben, machen deutlich, daß die Standards eben nicht in allen Ländern gleich hoch gesehen werden. Wir sollten hier weiterhin eine Vorbildfunktion haben.
    Die letzte Bemerkung, die ich machen möchte, ist kritisch gegenüber den Grünen. Sie verweisen wie bei allen technischen Entwicklungen immer wieder auf die Gefahren. Sie sehen in Entwicklungen nur die Gefahren. Ich weise darauf hin, daß man in technischen Entwicklungen natürlich auch die Chancen sehen muß.
    Diejenigen, die von diesen technischen Entwicklungen, die wir hier besprechen, Vorteile haben - etwa weil sie an bestimmten Krankheiten leiden, bei denen ihnen besser geholfen werden kann -, hoffen natürlich darauf, daß sie dadurch möglicherweise ein menschenwürdigeres Leben führen können. Ich habe ganz bewußt gesagt: ein menschwürdigeres Leben, weil auch das von Art. 1 des Grundgesetzes mit erfaßt ist.

    (Beifall bei der F.D.P.)

    Wir sind erst am Anfang der Diskussion. Es zeigt sich ganz deutlich, daß es enorme technische Entwicklungen gibt. Der Bundestag ist gut beraten, wenn er ständig an diesen Entwicklungen teilhat, wenn er regelmäßig Debatten zu diesem Thema führt und immer wieder prüft, inwieweit die Würde des Menschen der Maßstab unseres Handelns ist. Die heutige Debatte trägt sicherlich dazu bei. Ich bin sehr froh, daß es so ist.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)