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ID1314012100

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    Plenarprotokoll 13/140 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 140. Sitzung Bonn, Dienstag, den 26. November 1996 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeordneten Freimut Duve 12569 A Begrüßung einer gemeinsamen Delegation aus Israel, den palästinensischen Gebieten und dem Königreich Amman . . 12611 B Begrüßung einer Delegation von Innenpolitikern aus der Ukraine 12615 A Tagesordnungspunkt I: Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1997 (Haushaltsgesetz 1997) (Drucksachen 13/5200, 13/5836) . . . 12569 A Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksachen 13/6001, 13/6025) 12569 B Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksachen 13/ 6002, 13/6025) 12569 C Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksachen 13/6003, 13/ 6025) 12569 D Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen (Drucksachen 13/6008, 13/6025) . . . 12569 D in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld (Drucksache 13/6022) . 12570 A in Verbindung mit Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung (Drucksache 13/6024) 12570 A in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksachen 13/ 6018, 13/6025) 12570 A Irmgard Karwatzki, Parl. Staatssekretärin BMF 12570 B Karl Diller SPD 12573 B Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU 12580 B Wolf-Michael Catenhusen SPD . . . 12583 B Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12585 A Carl-Ludwig Thiele F.D.P. 12586 D Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. . 12589 B Ingrid Matthäus-Maier SPD . 12589 D, 12604 C Dr. Christa Luft PDS 12594 A Jörg-Otto Spiller SPD 12596 B Jürgen W. Möllemann F.D.P. 12597 C Susanne Jaffke CDU/CSU 12599 D Dr. Uwe-Jens Rössel PDS 12602 A Wilfried Seibel CDU/CSU 12603 A Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Drucksachen 13/6017, 13/6025) 12606 A Siegrun Klemmer SPD 12606B, 12622 A Peter Jacoby CDU/CSU 12609 A Ingrid Matthäus Maier SPD 12609 C Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12611 C Ina Albowitz F.D.P. 12613 A Dr. Edith Niehuis SPD 12614 B Heidemarie Lüth PDS 12615 A Renate Diemers CDU/CSU 12616 A Uwe Göllner SPD 12617 B Claudia Nolte, Bundesministerin BMFSFJ 12619 C, 12622 C Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit (Drucksachen 13/6015, 13/6025) . . . 12623 A Gerhard Rübenkönig SPD 12623 A Roland Sauer (Stuttgart) CDU/CSU . . . 12624 D, 12628 C Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12626 D Antje-Marie Steen SPD 12628 A Marina Steindor BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12629 A Dr. Dieter Thomae F.D.P 12630 C, 12632 C Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12632 A Dr. Ruth Fuchs PDS 12632 D Dr. Martin Pfaff SPD 12633 C, 12638 C Horst Seehofer, Bundesminister BMG . . 12635 C Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 13/6010, 13/6025) 12639 B in Verbindung mit Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Ausgleich der Währungsverluste in der Europäischen Union für die deutsche Landwirtschaft (Drucksachen 13/3656, 13/4996) 12639 B Ilse Janz SPD 12639 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU . 12641 D, 12651 A Horst Sielaff SPD 12643 C, 12644 B Dr. Gerald Thalheim SPD 12644 D Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12645 B Jürgen Koppelin F.D.P 12646 B Peter Harry Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 12646 D Günther Bredehorn F.D.P. 12647 A Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12648A, 12652 A Dr. Günther Maleuda PDS 12648 D Horst Sielaff SPD 12649 C, 12651 B Jochen Borchert, Bundesminister BML . . 12651 C Einzelplan 13 Bundesministerium für Post und Telekommunikation (Drucksachen 13/6013, 13/6025) 12654 B Gerhard Rübenkönig SPD 12654 C Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU 12656 B Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12657 D Dr. Max Stadler F D P. 12659 A Gerhard Jüttemann PDS 12660 A Elmar Müller (Kirchheim) CDU/CSU . 12661 A Hans Martin Bury SPD 12662 C Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12663 A Dr. Wolfgang Bötsch, Bundesminister BMPT 12664 B Hans Martin Bury SPD 12664 D Nächste Sitzung 12665 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 12666* A 140. Sitzung Bonn, Dienstag, den 26. November 1996 Beginn: 11.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Behrendt, Wolfgang SPD 26. 11. 96 * Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 26. 11. 96 * Dr. Eid, Ursula BÜNDNIS 26. 11. 96 90/DIE GRÜNEN Gysi, Andrea PDS 26. 11. 96 Dr. Hauchler, Ingomar SPD 26. 11. 96 Klein (München), Hans CDU/CSU 26. 11. 96 Klose, Hans-Ulrich SPD 26. 11. 96 Krüger, Thomas SPD 26. 11. 96 Lehn, Waltraud SPD 26. 11. 96 Lemke, Steffi BÜNDNIS 26. 11. 96 90/DIE GRÜNEN Dr. Rochlitz, Jürgen BÜNDNIS 26. 11. 96 90/DIE GRÜNEN Rupprecht, Marlene SPD 26. 11. 96 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Schäfer, Hansjörg SPD 26. 11. 96 Scheel, Christine BÜNDNIS 26. 11. 96 90/DIE GRÜNEN Schumann, Ilse SPD 26. 11. 96 Tappe, Joachim SPD 26. 11. 96 Thieser, Dietmar SPD 26. 11. 96 Tröger, Gottfried CDU/CSU 26. 11. 96 Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 26. 11. 96 Wallow, Hans SPD 26. 11. 96 Weis (Stendal), SPD 26. 11. 96 Reinhard Wieczorek (Duisburg), SPD 26. 11. 96 Helmut Wöhrl, Dagmar CDU/CSU 26. 11. 96 Wohlleben, Verena SPD 26. 11. 96 Zierer, Benno CDU/CSU 26. 11. 96 * * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
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    Rede von Ilse Janz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Danke, Frau Präsidentin.
    Liebe Kolleginnen und Kollegen! Daß der Haushalt des Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten bei den erneuten, rasenmäherartigen Sparmaßnahmen nicht ungeschoren bleiben würde, war uns schon klar. Daß aber nach den Kürzungen in Höhe von 433 Millionen DM im Jahre 1996 und den im Verlauf der Beratungen vorgenommenen Kürzungen von über 20 Millionen DM noch einmal zusätzlich 240 Millionen DM zu kürzen sind, zeigt, daß eine kontinuierliche Politik in diesem wichtigen Feld nicht vorhanden ist.
    Insgesamt befindet sich die Agrarpolitik im Widerstreit: auf der einen Seite das gesteigerte gesellschaftliche Bewußtsein für Gefährdungen der Umwelt - der Naturschutz ist bei allen Entscheidungen ein wichtiger Faktor -, auf der anderen Seite der Ruf nach einer umweltschonenden, naturgerechten Landwirtschaft, verstärkt durch die unbefriedigende Verteilung öffentlicher Mittel in der Landwirtschaft und den steigenden Bedarf für die Überschußverwertung.

    (Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Das letztere stimmt aber nicht mehr!)

    Der Begriff „nachhaltige Landwirtschaft" macht die Runde. Deshalb steht die europäische Agrarpolitik vor vielen großen und kleinen Entscheidungen bzw. Problemen. Es ergeben sich viele Fragen, zum Beispiel: Wie ,sollte eine europäische Agrarpolitik ausgerichtet sein? Die Landwirtschaft soll unter kostengünstigen, wirtschaftlichen Bedingungen Nahrungsmittel und Rohstoffe erzeugen. Sie soll weitere Leistungen für den Markt, wie zum Beispiel Verarbeitung, aber auch Freizeit und Erholung bringen. Sie soll entsprechend den gesellschaftlichen Bedingungen Ökologie und Ökonomie weiterentwickeln, pflegen und erhalten. Sie hat auch eine arbeitsmarktpolitische Komponente: soziale Sicherheit für die Beschäftigten. Und sie soll einen Beitrag zur Erhaltung der Lebensfähigkeit der Räume und zur Bewahrung des kulturellen Erbes leisten.

    Ilse Janz
    Dies alles stellt an die Weiterentwicklung der EU- Agrarpolitik besondere Anforderungen, die Sie, Herr Minister Borchert, nach Auffassung der SPD-Bundestagsfraktion in Brüssel entsprechend formulieren müssen.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir wissen, daß Ansätze durch das EU-Strategiepapier vorhanden sind, auch im Hinblick auf den Beitritt der MOE-Länder. Es muß aber nun endlich ein neues Konzept her. Dafür gibt es aus Sicht der Sozialdemokratie drei Schwerpunkte:
    Die EU-Agrarpolitik muß, wie es 1992 entschieden wurde, nicht nur als Übergangsperiode gesehen, sondern als länger tragfähige und legitimierbare Politikstrategie entwickelt werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Es gehört dazu ein Konzept zur Verwirklichung einer nachhaltigen Landnutzung/Landwirtschaft analog der Agenda 21 von Rio; wir haben Sie darauf schon mehrfach hingewiesen. Das heißt: Berücksichtigung der sozialen, ökonomischen und ökologischen Aspekte sowie der dazu gehörenden politischen, aber auch organisatorischen Anforderungen für die praktische Umsetzung.
    Ein weiterer Schwerpunkt ist die schrittweise Gestaltung der Osterweiterung. Hierzu und zu den Bereichen GATT und WTO hatten wir als Bundestagsfraktion bereits im März eine Große Anfrage eingebracht, die allerdings erst im Juli beantwortet wurde.
    Was heißt dies aus Sicht der Sozialdemokratie? Die bisherigen Ergebnisse der EU-Agrarreform stellen kein politisches Instrumentarium dar, das mehr als eine Übergangsstrategie ist. Sie hat bisher dazu gedient, Überschußproduktion und steigende Finanzlasten zu regeln. Das ist uns zu wenig.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie muß weiterentwickelt werden und die schon von uns skizzierten Aspekte wie ökologische, ökonomische, soziale und globale Orientierung berücksichtigen.
    Es hat in bezug auf die Osterweiterung der EU schon viele Beiträge und zahlreiche Informationen über eventuell zu erwartende Probleme gegeben. Nach unserer Auffassung, Herr Minister - wir fordern Sie ebenfalls auf, in Brüssel entsprechend zu agieren -, darf es auf keinen Fall eine Übertragung des agrarpolitischen Marktordnungs- und Transferzahlungssystems heutiger Art auf die östlichen Beitrittsländer geben.

    (Beifall bei der SPD)

    Dadurch würden Produktionsanreize ausgelöst, die alle in der EU wieder vor das Thema Überschußproduktion stellen würden. Außerdem würde eine finanzielle Belastung auf die bisherigen EU-Mitglieder zukommen, die aus unserer Sicht ebenfalls nicht hinnehmbar ist. - Dies alles macht erforderlich, daß vor einem Beitritt die EU-Agrarpolitik entsprechend geändert werden muß.
    Zwischenzeitlich ist unseres Erachtens die Beratungshilfe für den Aufbau von Demokratie und Marktwirtschaft, die wir in dem Bundeshaushalt wiederfinden, ein richtiger nationaler Weg. Allerdings sind uns die vorgenommenen Kürzungen völlig unverständlich.
    In 1996 waren 20 Millionen DM veranschlagt, die dann im Regierungsentwurf für 1997 auf 10 Millionen DM heruntergekürzt wurden. Eindeutig hat Ihr Haus, Herr Minister, in den Unterlagen der Berichterstatter auf die dadurch entstehende Problematik hingewiesen. Im Haushaltsentschluß wurden dann entsprechend noch 6 Millionen DM mehr beschlossen. Aber in der Bereinigungssitzung wurde noch einmal der Rotstift angesetzt. Die Folge ist, daß nur noch 12,8 Millionen DM zur Verfügung stehen. Dies hilft den Ländern tatsächlich nicht weiter.
    Bereits bei den Beratungen zum Haushalt 1995 habe ich auf die schwierige Situation bezüglich der Milchquotenregelung hingewiesen und ein Bundeskonzept gefordert. Die Erzeugerpreisentwicklung hat sich weiterhin ständig verschlechtert. Die Zahlen des Deutschen Bauernverbandes weisen aus, daß sich von 1989 bis jetzt erneut ein Minus von 18 Prozent ergibt. Diese Zahl macht noch einmal deutlich, wie dramatisch die wirtschaftliche Entwicklung in der Milchproduktion ist. Deshalb wäre es bereits 1995 notwendig gewesen, ein Konzept für die Zukunft der Milchgarantiemenge vorzulegen.
    Die von der SPD im September durchgeführte Milchkonferenz hat gezeigt, wie schwierig es sein wird, bis zum Auslaufen der jetzigen EU-Regelung im März 2000 eine neue abgestimmte Richtung zu finden. Zu groß ist die Unsicherheit darüber, wie sich der GATT- bzw. der WTO-Abschluß auswirken kann.
    Von verschiedenen Seiten wird Kritik daran geübt, daß es das jetzige produktionsbegrenzende Quotensystem nicht vermocht hat, die ursprünglichen Ziele zu erreichen. So gab es bisher eine Stabilisierung weder der Erzeugereinkommen noch der Erzeugerpreise. Viele junge Unternehmer sind sogar gänzlich für die Abschaffung des Quotensystems, weil bei den jetzigen Rahmenbedingungen die Ziele nicht erreicht wurden.
    Die vielen unterschiedlichen Auffassungen und die Emotionen, mit der dieses Thema zur Zeit befrachtet ist, machen die Dringlichkeit deutlich. Herr Minister, nun muß Ihre Position endlich auf den Tisch.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Lassen Sie mich noch etwas zu dem leidigen Thema FELEG sagen; leidig deshalb, weil Sie und die Koalitionsfraktionen hier keinem Sachargument zugänglich sind. Das FELEG läuft bekanntlich zum 31. Dezember 1996 aus und sollte nach unseren Vorstellungen um drei Jahre verlängert werden.
    Wir haben Ihnen hier mehrfach dargestellt, daß der Strukturwandel in der Landwirtschaft auch sozial abgefedert werden muß; deswegen auch unser Verlän-

    Ilse Janz
    gerungswille. Zur Zeit erhalten Landwirte eine sogenannte Produktionsaufgaberente von durchschnittlich 950 DM monatlich. Ein Landarbeiter erhält ein Ausgleichsgeld von zirka 1 285 DM monatlich.
    Herr Borchert, die Verlängerung würde vielen Landarbeitern helfen. Das Beharren auf dem Wegfall führt viele in eine ungewisse Zukunft und bedeutet gleichzeitig, daß die Bundesanstalt für Arbeit 1997 sofort mit Leistungen eintreten muß. Aber es scheint Ihnen nichts auszumachen, daß dann das Defizit bei der BfA noch größer wird, Hauptsache ist, es wird nicht aus dem Landwirtschaftshaushalt finanziert. Richtiger wird Ihre Politik damit nicht, und Wahrheit und Klarheit bringt das für diesen Haushalt auch nicht.

    (Beifall bei der SPD)

    Lassen Sie mich noch etwas zur Ressortforschung in Ihrem Ministerium sagen. Die Koalitionsfraktionen haben in der Bereinigungssitzung für diesen Bereich eine 3prozentige Personalkürzung vorgesehen. Wir halten die Entwicklung nach wir vor für falsch. Wir haben Sie auch bereits mehrfach darauf aufmerksam gemacht.
    Mit einem globalen Wegfall von Stellen sorgen Sie für eine Vergreisung in der Ressortforschung. Aufstiegsmöglichkeiten werden nicht mehr vorhanden sein. Ich will hier die lange Debatte, die wir darüber schon geführt haben, nicht wiederholen. Aber Herr Minister, solange Sie nicht entscheiden, welche Forschung in Zukunft Ressortforschung sein soll, worauf Sie verzichten wollen, solange Sie nur mit schlichten Standortschließungen arbeiten, ohne Alternativen zu haben, solange kein Zukunftskonzept vorliegt, so lange müssen Sie mit unserem Widerstand rechnen.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich versichere Ihnen, daß ich die Zahlen sehr genau kontrolliere und überprüfe, inwieweit die Finanzmittel für Forschungsvorhaben außerhalb des Bundes steigen, denn Ihre Entwürfe laufen alle unter dem Motto „Einsparungen".
    Bisher wurde auch immer wieder die Wichtigkeit der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" betont; gerade auch von Ihnen, Herr Minister. Sie haben in der Vergangenheit auch sehr dafür geworben, die einzelbetriebliche Förderung zu stärken. Obwohl der Plafond 1996 um 40 Millionen DM gekürzt wurde, gelang es uns gemeinsam doch noch, vorab 100 Millionen DM für die einzelbetriebliche Förderung festzulegen. Jetzt aber legen Sie der GA die Daumenschrauben an.
    Die Ihnen vom Finanzminister aufgedrückte globale Minderausgabe von 240 Millionen DM wollen Sie aus der Gemeinschaftsaufgabe herausholen. Dabei beklagen Ihre Mitarbeiter in den uns zur Verfügung gestellten Unterlagen seit Jahren, daß die Summen gekürzt werden und somit nur noch Projekte, die bereits begonnen wurden, durchgeführt werden können. Spielraum für Neues ist so gut wie gar nicht mehr vorhanden; da haben Sie recht. Der größte Teil der Mittel ist festgelegt. Der Planak, also der Planungsausschuß, in dem Bund und Länder gleichberechtigt vertreten sind, hat auch schon für 1997 entschieden. Woher wollen Sie also diese beträchtlichen Summen nehmen? Aus dem Küstenschutz, weil Sie hier zufällig die meisten Kosten, nämlich 70 Prozent, tragen müssen? Wer übernimmt die Verantwortung, wenn etwas passiert? Oder wollen Sie im Agrarbereich bereits begonnene Projekte stoppen?

    (Zuruf des Abg. Peter Harry Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU])

    - Komm doch nicht immer mit Deinen ollen Kamellen!

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD)

    Alles in allem ist das keine ordentliche Vorlage für einen jetzt um über 264 Millionen DM gekürzten Haushalt, der nun erstmals seit langer Zeit wieder unter ein Volumen von 12 Milliarden DM rutscht.
    Was ist mit der Umsatz- bzw. Vorsteuerpauschale für die Landwirte, die das Bundeskabinett - ich nehme doch an, auf Ihren Vorschlag hin - im Sommer beschlossen hat und die Sie dann als große Segnung für die Landwirte draußen verkauft haben? Sie befanden sich ja eine ganze Weile im Streit mit dem Finanzministerium über die Höhe der Mittel. Das Finanzministerium sagt 300 Millionen DM, Sie sagen 125 Millionen DM. Mir ist im Augenblick egal, um wieviel es geht. Aber dieser Betrag ist noch nicht etatisiert und muß im Haushaltsvollzug ebenfalls noch erwirtschaftet werden.
    Angesichts dessen, Herr Minister Borchert, wird es Sie nicht wundern, daß bei einer so dubiosen Haushaltspolitik, wie sie uns hier für 1997 vorgeführt worden ist, die SPD-Bundestagsfraktion Ihnen nicht folgen wird. Wir lehnen den Einzelplan 10 ab.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Wort hat jetzt der Kollege Bartholomäus Kalb.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Bartholomäus Kalb


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Sehr verehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Seit vielen Jahren wird in den Haushalts-
    und Agrardebatten in diesem Hohen Hause die Lage der Landwirtschaft beklagt. Angesichts der Stellung der Landwirtschaft als Teil der stark rückläufigen Urproduktion mit einer stark abnehmenden Zahl selbständiger Existenzen sowie einer damit einhergehenden abnehmenden Zahl der Beschäftigten und einem kontinuierlich sinkenden Anteil am Sozialprodukt gab und gibt es dafür auch stets guten Anlaß.
    Diese durch die allgemeine Entwicklung verursachte und schier unausweichliche Situation hat sich in diesem Jahr durch die BSE-Krise - vorher ist mir schon gesagt worden, ich sollte meines Namens wegen nicht über BSE reden - insbesondere für die Rindfleisch- und Milcherzeuger in dramatischer Weise verschärft. Viele landwirtschaftliche Betriebe besonders in den von Natur aus benachteiligten,

    Bartholomäus Kalb
    aber landschaftlich sehr reizvollen Gebieten sind unverschuldet in eine schwierige Situation geraten.
    Leider wurde dem Problem BSE von seiten der EU nicht frühzeitig genug die notwendige Bedeutung beigemessen. Ich kann mich daran erinnern, daß wir schon vor vielen Jahren - Herr Kollege Susset, ich meine, mich recht zu erinnern, daß es in der Sommerpause 1989 war - eine gemeinsame Sitzung des Agrarausschusses und des Gesundheitsausschusses zu diesem Problem hatten. Leider kam man seinerzeit zu keinen weiteren Ergebnissen. Erst als jetzt die Forschungsergebnisse über die mögliche Übertragbarkeit auf den Menschen bekannt wurden, ist es zu einer tiefgreifenden Verunsicherung der Verbraucher und zu einer dramatischen Absatzkrise gekommen.
    Die EU versucht zwar derzeit, mit finanziellen Mitteln zu helfen. Wir haben auch national umgesetzt, was wir überhaupt national umsetzen konnten. Ferner wird die Intervention verstärkt, um die Märkte zu entlasten, worunter auch die Frühvermarktungsprämie zu verstehen ist. Aber damit sind natürlich die grundlegenden Probleme nicht zu bewältigen.
    Entscheidend ist, das Vertrauen der Verbraucher zurückzugewinnen. Wir begrüßen deshalb ganz ausdrücklich die Einführung des Herkunftsnachweises sowie alle Maßnahmen der Qualitätssicherung. Der deutsche Verbraucher sollte sich immer vor Augen halten - das gilt nicht nur für die tierischen, sondern auch für die pflanzlichen Produkte -, daß wir in Deutschland für die Erzeugung von Nahrungsmitteln nicht nur sehr strenge Vorschriften haben, sondern auch deren Einhaltung so sorgfältig wie in kaum einem anderen Land überwachen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Der deutsche Verbraucher sollte wissen, daß er bei der Wahl einheimischer Produkte auf der sicheren Seite ist und sich höchster Qualität sicher sein kann.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Dr. Erich Riedl [München] [CDU/CSU]: Das ist sicher!)

    Obwohl der Druck zum Sparen ungeheuer groß war und auch der Agraretat nicht unberührt bleiben konnte, haben wir bei den Beratungen zum Einzelplan 10 versucht, die besondere Situation der Landwirtschaft zu berücksichtigen. Es war bisher stets gemeinsames Bemühen von Bundeslandwirtschaftsminister Jochen Borchert und der Koalition, Einsparungen so vorzunehmen, daß davon nicht unmittelbar einkommenswirksame Maßnahmen für die Landwirtschaft berührt werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich hoffe, daß dies auch bei der Umsetzung der globalen Minderausgabe weitgehend gelingen kann. Wir Berichterstatter werden die Sache ebenfalls im Auge behalten und mit dem Minister gemeinsam nach konstruktiven und kreativen Lösungen suchen, wobei ich gerne auch an dieser Stelle zugebe, daß es nicht ganz einfach sein wird. Es wird vor allen Dingen auch darauf ankommen, daß wir, wenn es nicht zu vermeiden ist - es ist auch nach meiner
    Überzeugung nicht zu vermeiden, daß Eingriffe bei der Gemeinschaftsaufgabe vorgenommen werden -, einen Schnittpunkt finden, so daß die Ausgleichszahlungen für benachteiligte Gebiete nicht besonders berührt werden und die einzelbetrieblichen Investitionen weitestgehend sichergestellt werden können. Hier müssen wir sicher eine sehr genaue Abwägung vornehmen.

    (Karl Diller [SPD]: Was bleibt denn dann noch übrig?)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, lieber Kollege Diller, ich möchte jetzt nicht die Debatte über den „roten Brenner", der vornehmlich an der Mosel zu finden ist, aufnehmen. Das können wir unter der Rubrik „Forschungseinrichtungen" einordnen. Aber ich möchte natürlich erwähnen, daß dies dem haushaltspolitischen Sprecher der SPD ein besonderes Anliegen ist. Kollegin Janz hat ja hierzu festgestellt, daß die Haushaltsberichterstatter die Neukonzeption der Agrarforschung sehr konstruktiv begleiten werden.
    Ich darf auf einen anderen Punkt zu sprechen kommen. Ich möchte darauf hinweisen, daß die Agrarsozialausgaben zwischenzeitlich in etwa zwei Drittel des Gesamtetats ausmachen. Nur durch diese enorme Leistung des Bundes ist es vielen bäuerlichen Familien überhaupt möglich, die Bürde der sozialen Absicherung zu tragen. Andererseits darf auch nicht übersehen werden, daß die Leistungen für die landwirtschaftliche Altershilfe in gewisser Weise auch eine Entlastung für die gesetzliche Rentenversicherung bedeuten, weil andernfalls die landwirtschaftliche Altershilfe in den Ausgleich der Rentenversicherungsträger eingebunden werden müßte. Insofern stellt auch der Zuschuß für die landwirtschaftliche Altershilfe gleichzeitig eine Entlastung für die gesetzlichen Rentenversicherungsträger dar.
    Für die Landwirtschaft ist aber nicht nur die Agrarpolitik im engeren Sinne von Bedeutung, sondern in immer stärkerem Maße auch die Umweltpolitik und nicht zuletzt die Finanz- bzw. Steuerpolitik. Ich möchte in diesem Zusammenhang ganz besonders Bundesfinanzminister Dr. Theo Waigel und der Kollegin Gerda Hasselfeldt sowie allen Kolleginnen und Kollegen des Finanzausschusses besonders danken. Bereits mit dem Jahressteuergesetz 1996 wurden wichtige Regelungen getroffen und Verbesserungen hinsichtlich der Tilgung von Altschulden, der Behandlung weichender Erben und für die Fälle der Betriebsaufgabe vorgenommen. Mit den Beschlüssen der Koalition zur Neuregelung der Erbschaftsteuer wurde, wie ich meine, den Belangen der Landwirtschaft weitestgehend Rechnung getragen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Dies ist für die Erhaltung der Existenzen und die Fortführung der Betriebe über die Generationen hinweg von außerordentlicher Bedeutung.
    Mit großem Interesse habe ich in der „Süddeutschen Zeitung" vom 7. Oktober 1996 einen Artikel mit der Überschrift „Sozialdemokraten fordern grundlegende Neuorientierung der Agrarsubven-

    Bartholomäus Kalb
    tionen" gelesen. Die Beihilfen an Bauern, so lese ich, sollen künftig nur noch gewährt werden, wenn sie - ich zitiere - an konkrete ökologische Leistungen gebunden sind.

    (Beifall bei der SPD)

    Das liest sich, lieber Herr Kollege Sielaff, völlig anders als die Rede, die Sie am 12. September in diesem Hohen Hause gehalten haben und in der sie die mittelmäßige Wettbewerbsfähigkeit beklagt haben. Sie sagten wörtlich - ich zitiere aus dem Protokoll -:
    Es wäre viel gerechter und zukunftsträchtiger, die zur Verfügung gestellten knappen öffentlichen Mittel zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit in Produktion und Vermarktung zu verwenden.
    Dies sagten Sie noch ant 12. September. Aber Sie ändern Ihre Meinung ja relativ schnell.

    (Horst Sielaff [SPD]: Ökologie kann ein Standortvorteil sein! Darüber sollte man einmal nachdenken!)

    Ich finde jedenfalls, Herr Kollege Sielaff, im ganzen Artikel keinen Hinweis darauf, welche konkreten Maßnahmen Sie darunter verstehen bzw. was Sie über die bereits bestehenden diesbezüglichen Programme, wie Extensivierungsmaßnahmen, Kulturlandschaftsprogramme und Ausgleichszahlungen in benachteiligten Gebieten hinaus tun wollen.
    Statt dessen verweisen Sie laut Bericht sehr allgemein auf - ich zitiere - „viele Beihilfen, die schädliche Umweltwirkungen begünstigen" .

    (Zuruf von der CDU/CSU: Welche sind das?)

    Als Beispiel führen Sie dann die Gasölbetriebsbeihilfe an,

    (Horst Sielaff [SPD]: Richtig!)

    wie es der Kollege Metzger heute auch schon getan hat. Sie verkennen dabei gleich mehrere Punkte:
    Erstens. Die zunächst zu zahlende Mineralölsteuer in Höhe von 62 Pfennig je Liter wird nur zu etwa zwei Dritteln zurückerstattet. Dafür, Herr Kollege Sielaff und Herr Kollege Diller, fahren die Schlepper ja auch etwas weniger auf der Straße als beispielsweise Pkw.

    (Horst Sielaff [SPD]: Darum geht es doch überhaupt nicht!)

    Es verbleibt im EU-Vergleich immer noch eine relativ hohe Steuerlast.
    Zweitens. Der Dieselverbrauch in der Landwirtschaft ist in den letzten Jahren stark rückläufig gewesen. Ganz offensichtlich ist der Kostendruck größer, als Sie annehmen.