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ID1314007800

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    Plenarprotokoll 13/140 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 140. Sitzung Bonn, Dienstag, den 26. November 1996 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeordneten Freimut Duve 12569 A Begrüßung einer gemeinsamen Delegation aus Israel, den palästinensischen Gebieten und dem Königreich Amman . . 12611 B Begrüßung einer Delegation von Innenpolitikern aus der Ukraine 12615 A Tagesordnungspunkt I: Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1997 (Haushaltsgesetz 1997) (Drucksachen 13/5200, 13/5836) . . . 12569 A Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksachen 13/6001, 13/6025) 12569 B Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksachen 13/ 6002, 13/6025) 12569 C Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksachen 13/6003, 13/ 6025) 12569 D Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen (Drucksachen 13/6008, 13/6025) . . . 12569 D in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld (Drucksache 13/6022) . 12570 A in Verbindung mit Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung (Drucksache 13/6024) 12570 A in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksachen 13/ 6018, 13/6025) 12570 A Irmgard Karwatzki, Parl. Staatssekretärin BMF 12570 B Karl Diller SPD 12573 B Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU 12580 B Wolf-Michael Catenhusen SPD . . . 12583 B Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12585 A Carl-Ludwig Thiele F.D.P. 12586 D Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. . 12589 B Ingrid Matthäus-Maier SPD . 12589 D, 12604 C Dr. Christa Luft PDS 12594 A Jörg-Otto Spiller SPD 12596 B Jürgen W. Möllemann F.D.P. 12597 C Susanne Jaffke CDU/CSU 12599 D Dr. Uwe-Jens Rössel PDS 12602 A Wilfried Seibel CDU/CSU 12603 A Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Drucksachen 13/6017, 13/6025) 12606 A Siegrun Klemmer SPD 12606B, 12622 A Peter Jacoby CDU/CSU 12609 A Ingrid Matthäus Maier SPD 12609 C Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12611 C Ina Albowitz F.D.P. 12613 A Dr. Edith Niehuis SPD 12614 B Heidemarie Lüth PDS 12615 A Renate Diemers CDU/CSU 12616 A Uwe Göllner SPD 12617 B Claudia Nolte, Bundesministerin BMFSFJ 12619 C, 12622 C Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit (Drucksachen 13/6015, 13/6025) . . . 12623 A Gerhard Rübenkönig SPD 12623 A Roland Sauer (Stuttgart) CDU/CSU . . . 12624 D, 12628 C Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12626 D Antje-Marie Steen SPD 12628 A Marina Steindor BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12629 A Dr. Dieter Thomae F.D.P 12630 C, 12632 C Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12632 A Dr. Ruth Fuchs PDS 12632 D Dr. Martin Pfaff SPD 12633 C, 12638 C Horst Seehofer, Bundesminister BMG . . 12635 C Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 13/6010, 13/6025) 12639 B in Verbindung mit Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Ausgleich der Währungsverluste in der Europäischen Union für die deutsche Landwirtschaft (Drucksachen 13/3656, 13/4996) 12639 B Ilse Janz SPD 12639 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU . 12641 D, 12651 A Horst Sielaff SPD 12643 C, 12644 B Dr. Gerald Thalheim SPD 12644 D Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12645 B Jürgen Koppelin F.D.P 12646 B Peter Harry Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 12646 D Günther Bredehorn F.D.P. 12647 A Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12648A, 12652 A Dr. Günther Maleuda PDS 12648 D Horst Sielaff SPD 12649 C, 12651 B Jochen Borchert, Bundesminister BML . . 12651 C Einzelplan 13 Bundesministerium für Post und Telekommunikation (Drucksachen 13/6013, 13/6025) 12654 B Gerhard Rübenkönig SPD 12654 C Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU 12656 B Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12657 D Dr. Max Stadler F D P. 12659 A Gerhard Jüttemann PDS 12660 A Elmar Müller (Kirchheim) CDU/CSU . 12661 A Hans Martin Bury SPD 12662 C Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12663 A Dr. Wolfgang Bötsch, Bundesminister BMPT 12664 B Hans Martin Bury SPD 12664 D Nächste Sitzung 12665 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 12666* A 140. Sitzung Bonn, Dienstag, den 26. November 1996 Beginn: 11.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Behrendt, Wolfgang SPD 26. 11. 96 * Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 26. 11. 96 * Dr. Eid, Ursula BÜNDNIS 26. 11. 96 90/DIE GRÜNEN Gysi, Andrea PDS 26. 11. 96 Dr. Hauchler, Ingomar SPD 26. 11. 96 Klein (München), Hans CDU/CSU 26. 11. 96 Klose, Hans-Ulrich SPD 26. 11. 96 Krüger, Thomas SPD 26. 11. 96 Lehn, Waltraud SPD 26. 11. 96 Lemke, Steffi BÜNDNIS 26. 11. 96 90/DIE GRÜNEN Dr. Rochlitz, Jürgen BÜNDNIS 26. 11. 96 90/DIE GRÜNEN Rupprecht, Marlene SPD 26. 11. 96 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Schäfer, Hansjörg SPD 26. 11. 96 Scheel, Christine BÜNDNIS 26. 11. 96 90/DIE GRÜNEN Schumann, Ilse SPD 26. 11. 96 Tappe, Joachim SPD 26. 11. 96 Thieser, Dietmar SPD 26. 11. 96 Tröger, Gottfried CDU/CSU 26. 11. 96 Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 26. 11. 96 Wallow, Hans SPD 26. 11. 96 Weis (Stendal), SPD 26. 11. 96 Reinhard Wieczorek (Duisburg), SPD 26. 11. 96 Helmut Wöhrl, Dagmar CDU/CSU 26. 11. 96 Wohlleben, Verena SPD 26. 11. 96 Zierer, Benno CDU/CSU 26. 11. 96 * * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Gerhard Rübenkönig


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Bevor ich zum Gesundheitshaushalt Stellung beziehe, gestatten Sie mir vorab einige Bemerkungen zum Bundeshaushalt 1997, der durch die globale Kürzung von 3 Milliarden DM auch auf den Gesundheitshaushalt erhebliche Auswirkungen hat. Hierzu wird in einem Kommentar der „Frankfurter Rundschau" vom 14. November 1996 unter der Überschrift „Crash-Pfad" Stellung genommen. Ich zitiere wörtlich:
    Wie der Hund, dem die Wurst vor die Nase gehängt wird, läuft die Bundesregierung hinter dem Defizit-Ziel des Maastrichter Vertrages her. Doch je schneller sie auf ihrem Sparkurs rennt, um so rascher reißen neue Haushaltslöcher vor ihr auf. Dabei wird ihre Politik immer kurzatmiger.
    Es wird dann weiter ausgeführt:
    Doch der Bonner Sparkurs produziert bereits ständig zusätzliche Arbeitslose - von den anstehenden Entlassungen in Kur-Kliniken bis zu den ausbleibenden staatlichen Bauaufträgen. Der Weg des Schuldenabbaus erweist sich zunehmend als Crash-Pfad der Konjunktur.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Ich denke, daß diesem Kommentar nichts mehr hinzuzufügen ist. Denn er zeigt deutlich, daß Sie, meine Damen und Herren von der Koalition, und die Bundesregierung unfähig sind, die millionenfache Arbeitslosigkeit mit einer wirksamen Wachstums- und Beschäftigungspolitik zu bekämpfen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Der Bundeshaushalt 1997 ist und bleibt daher ein unseriöser Haushalt, ein Haushalt ohne Halt.

    (Beifall des Abg. Dr. Martin Pfaff [SPD])

    Dies gilt, Herr Minister Seehofer, auch für den Einzelplan 15, für den Gesundheitshaushalt. Er wurde um 4,8 Prozent auf 752 Millionen DM gekürzt. Hierbei ist der tatsächliche Handlungsspielraum nur noch
    in der Höhe von sage und schreibe 47 Millionen DM greifbar. Gekürzt wurde insbesondere bei Modellmaßnahmen auf dem Gebiet der Krebsbekämpfung, des Drogen- und Suchtmittelmißbrauchs, der Psychiatrie und der Versorgung chronisch Kranker.
    Schon im Vorfeld des Berichterstattergesprächs waren sich alle Berichterstatter wie auch die Vertreter Ihres Hauses, Herr Seehofer, einig, daß diese Kürzungen nicht zu vertreten sind. Aus diesem Grunde konnten wir den Haushalt in den Bereichen Drogenprävention, Transplantationskampagne und Aidsaufklärung einvernehmlich um 2,7 Millionen DM aufstocken.
    Aber dann kam für uns alle die große Überraschung, daß Sie, Herr Seehofer, zur Deckung des 3Milliarden-Haushaltsloches großzügigerweise bereit waren, aus Ihrem Haushalt durch eine globale Minderausgabe zusätzlich 21 Millionen DM bereitzustellen. In der Bereinigungssitzung vom 14. November 1996 waren Sie allerdings - im Gegensatz zu einigen anderen Kabinettskollegen - nicht bereit, auf meine Frage, wieviel wo gespart werden soll, einzugehen. Da Sie aber nur im disponiblen 47-Millionen-DM-Bereich kürzen können und wollen, müssen wir erneut davon ausgehen, daß Sie dies in den vorhin von mir genannten Gesundheitsbereichen tun werden. Herr Minister Seehofer, ich stelle fest, daß Sie mit dieser Haushaltspolitik die Reformen im Gesundheitswesen endgültig begraben haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Dazu kommt, wie jüngst in der Presse berichtet, daß seit über 20 Jahren Zehntausende von Medikamenten auf dem deutschen Markt sind, die bis heute nicht auf ihre Wirksamkeit untersucht wurden. Hierzu gibt es keine Haushaltsansätze von Ihnen, um Abhilfe zu schaffen. Das Gegenteil ist der Fall: Sie verlängern noch einmal die Frist für die Wirksamkeits- und Unbedenklichkeitsprüfung bis zum 31. Dezember 1999. Jedes zweite Medikament auf dem deutschen Markt hat somit keine Zulassung. Kassen und Patienten bezahlen für unwirksame Präparate, die nicht einmal zugelassen sind.
    Mit Ihrem 1. und 2. NOG und den damit verbundenen Leistungseinschnitten und Zuzahlungsregelungen belasten Sie erneut die Kassen und Patienten. Bei ausnahmslos allen Krankenkassen und Verbänden stoßen diese Gesetze auf vehementen Widerspruch. Der Vorsitzende des Verbandes der Angestellten-Krankenkassen, Herbert Rebscher, faßt seine massive Kritik folgendermaßen zusammen:
    Der Gesetzgeber kann keine rote Ampel gegen Risikoselektion aufstellen und gleichzeitig die ökonomischen Anreize so setzen, daß derjenige belohnt wird, der die Ampel überfährt.
    Die soziale Krankenversicherung soll auf eine Grundversorgung reduziert werden. Das führt in der Konsequenz tatsächlich zur Zweiklassenmedizin, denn die Risikoselektion wird zur gesetzlich verordneten Unternehmenstrategie der Krankenkassen. Eine solche Umverteilungspolitik zu Lasten der kran-

    Gerhard Rübenkönig
    ken Menschen kann und wird die SPD nicht mittragen.

    (Beifall bei der SPD)

    Nach Vorlage der Bundesregierung sollen zum Beispiel aus dem für alle Kassen verbindlichen Pflichtleistungskatalog wesentliche Leistungen gestrichen werden. Wollen die Kassen solche Leistungen weiter anbieten, müssen dies die Versicherten - ohne Beteiligung der Arbeitgeber - allein bezahlen. Darüber hinaus sollen bisherige Pflichtleistungen nur noch als Gestaltungsleistungen, also als freiwillige Satzungsleistungen, angeboten werden. Dazu zählen unter anderem die häusliche Krankenpflege, die Fahrtkostenerstattung sowie Kuren und Rehabilitation. Damit, Herr Seehofer, werden Leistungen, die vor allem chronisch Kranke, Behinderte und ältere Menschen unbedingt benötigen, aus dem bisherigen Pflichtleistungskatalog ausgegrenzt.

    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Nur wenn es die Gewerkschaften wollen!)

    Das Motto der Regierungskoalition lautet: Leistungsstreichung für chronisch Kranke bringt Vorteile für den Wettbewerb - die F.D.P. läßt grüßen.

    (Zuruf von der F.D.P.: So ein Quatsch!)

    Zu dieser Ihrer Politik schrieb die „Bild am Sonntag", die ja sonst eher regierungsfreundlich ist, in einem Kommentar vom 14. November 1996 - hören Sie gut zu, ich lese es Ihnen gleich vor - unter der Überschrift „Immer auf die Kleinen" folgendes:
    Schade, man hatte gedacht, er sei anders als die anderen. Mutig und aufrecht - so ging Horst Seehofer an die Gesundheitsreform heran. Furchtlos im Kampf gegen Ärzte, Pharma-Unternehmen, Krankenhäuser und Krankenkassen.
    Inzwischen aber ist auch Horst Seehofer unter die Bonner Räder gekommen. Eingekreist von Interessengruppen, im Schwitzkasten von FDP und Kanzler, geht auch er jetzt den leichtesten Weg: höhere Beiträge, mehr Zuzahlung bei Medikamenten und ein Notopfer Krankenhaus.
    Und das Ganze spielt sich in erster Linie auf dem Rücken derjenigen ab, die den ganzen Laden noch am Laufen halten: die Arbeiter und Angestellten, die trotz geringen und sinkenden Einkommens unverdrossen rackern und arbeiten, obwohl vielen Familien unterm Strich kaum noch mehr als Sozialhilfe bleibt. Denn Besserverdiener sind kaum und Sozialhilfeempfänger gar nicht von den neuen Beschlüssen zur Gesundheitsreform betroffen.
    Zu den Seehofer-Lasten kommen noch höhere Rentenbeiträge, gleichzeitig wird der steuerfreie Grundfreibetrag nicht - wie versprochen - angehoben und der Solidaritätszuschlag nicht gesenkt. Kein Wunder also, daß sich bei einer breiten Schicht von fleißigen Deutschen immer mehr ohnmächtige Wut breitmacht: Warum sind wir eigentlich so blöd, überhaupt noch zu arbeiten?
    So weit die Bild-Zeitung. Ich denke, dieses bedarf keinerlei Interpretation.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Ihre Politik zerstört die soziale Schutzfunktion der solidarischen Krankenversicherung und führt in die Zweiklassenmedizin. Dieses lehnt die SPD ohne Wenn und Aber ab.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, um eine Lösung zur Weiterentwicklung der Gesundheitsstrukturreform unter dem Aspekt der sozialen Gerechtigkeit anbieten zu können, ist es zunächst erforderlich, die Ursachen für die defizitäre Entwicklung in den sozialen Krankenkassen zu analysieren und darzustellen. Wir, die SPD, sind uns unserer sozialpolitischen Verantwortung bewußt und haben dem Deutschen Bundestag ein umfassendes und in sich schlüssiges Konzept zur Weiterentwicklung des Gesundheitswesens vorgelegt.
    Lassen Sie mich zum Schluß folgendes feststellen: Sie, Herr Minister Seehofer, haben sich mit der erneuten Kürzung des Gesundheitshaushaltes von notwendigen Reformen und Innovationen in der Gesundheitspolitik verabschiedet. Mit Ihrer Politik stellen Sie die Weichen für eine Zweiklassenmedizin in unserer Gesellschaft. Im Interesse der Versicherten und der Krankenkassen werden wir Ihre unsoziale und ungerechte Politik mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpfen.
    Ihren Haushalt 1997 lehnen wir aus den genannten Gründen ab.
    Danke schön.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)



Rede von Dr. Burkhard Hirsch
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Nun gebe ich das Wort dem Abgeordneten Roland Sauer.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Roland Sauer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Vorneweg möchte ich ganz klar sagen, daß der Minister Horst Seehofer unsere vollste Unterstützung auf dem schwierigen Weg hat, das deutsche Gesundheitswesen auch weiterhin auf seinem hohen Leistungsniveau zu halten und auch bezahlbar zu halten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Lieber Kollege Rübenkönig, Ihre Rede hat mich enttäuscht. Sie hat nichts Neues gebracht.

    (Katrin Fuchs [Verl] [SPD]: Bringen Sie doch einmal etwas Neues!)

    Sie von der Opposition verharren in der Verweigerung und in der Blockade; Sie haben keine eigenen Vorschläge.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Roland Sauer (Stuttgart)

    Die steigende Lebenserwartung, verbunden mit der großen Zunahme der Zahl chronisch Kranker, die demographische Entwicklung sowie der medizinisch-technische Fortschritt, der viel kostet, zwingen uns geradezu zu Reformen. Wir müssen mit diesen Reformen unser leistungsfähiges Gesundheitswesen auch für die Zukunft und - das betone ich - auf Dauer bezahlbar machen.
    Wo sind Ihre Vorschläge, Herr Kollege Rübenkönig?

    (Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: Budgetierung!)

    Ihre Politik besteht darin, selbst vernünftige Vorschläge - zum Beispiel die Beitragssatzanhebungen von einer Dreiviertelmehrheit beschließen zu lassen - einfach abzulehnen und im Bundesrat zu blockieren.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Dies ist keine verantwortungsvolle Politik. Sie trägt auch nicht zur Senkung der Lohnnebenkosten bei, die für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft und auch für die Schaffung neuer Arbeitsplätze so wichtig und so dringend geboten ist. Sie wollen nach wie vor möglichst viel durch den Staat regeln lassen. Dies ist das alte und überholte Rezept der SPD in der Gesundheitspolitik.

    (Zuruf des Abg. Wolfgang Lohmann [Lüdenscheid] [CDU/CSU])

    - Zu dem Thema Haschisch komme ich gleich noch.
    Die finanziellen Spielräume sind jedoch eng geworden. Man kann nicht allein mit dem Prinzip staatlicher Reglementierung und Kontrolle weiterhin Politik machen. Der Staat sollte sich aus den Angelegenheiten zurückziehen, die Beteiligte vor Ort besser und fachkundiger erledigen können.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Dies ist eine subsidiäre Politik, so wie wir sie verstehen. Dies heißt im Klartext: mehr Freiheit und mehr Selbstverantwortung für die Selbstverwaltung. Wir brauchen nicht mehr Staat, sondern wir brauchen weniger Staat, so wie es der Kollege Möllemann vor kurzem sehr richtig gesagt hat.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU - Zurufe von der F.D.P.)

    - Wir in der Koalition halten zusammen. - Wenn wir nicht tätig werden, geht der Weg in die Rationierung notwendiger Gesundheitsleistungen: mit Wartelisten in den Krankenhäusern wie in Großbritannien oder mit dem Vertrösten alter Menschen auf den SanktNimmerleins-Tag bei kostspieligen Operationen. Wollen Sie von der Sozialdemokratie diese unsoziale und unsolidarische Politik? - Wir wollen sie auf jeden Fall nicht!
    Von mehr zumutbarer Eigenverantwortung im Gesundheitswesen habe ich auch heute von Ihnen, Herr Kollege Rübenkönig, wieder nichts gehört. Die solidarische Absicherung der Lebensrisiken, die die Familie und der einzelne Bürger nicht tragen können,
    ist in Zukunft und auf Dauer nur möglich, wenn wir mehr Eigenverantwortung durchsetzen -

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    wie auch eine maßvolle Selbstbeteiligung, die auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Menschen Rücksicht nimmt.
    So sind über 20 Millionen Menschen in Deutschland, 8 Millionen Erwachsene und 13 Millionen Kinder, auf Grund ihrer Einkommensverhältnisse von geltenden und zukünftigen Selbstbeteiligungen befreit.

    (Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: Können Sie die Zahl wiederholen?)

    - 21 Millionen genau. - Von seiten der Sozialdemokratie sollte man dies und die Tatsache, daß die Zahlen stimmen, auch einmal anerkennen. Für die chronisch Kranken gibt es ebenfalls eine Härtefallregelung. Auch die ist Ihnen bekannt. Sie aber tun so, als ob dies alles zutiefst unsozial sei - wider besseres Wissen.

    (Zuruf von der SPD: Wann haben Sie zuletzt gekürzt?)

    Sie haben wieder einmal den Eindruck erweckt, als ob das deutsche Gesundheitswesen zusammenbreche. Bei der gesetzlichen Krankenversicherung wurden im Jahre 1995 229 Milliarden DM ausgegeben -55 Milliarden DM mehr als im Jahre 1991. Dies ist eine Erhöhung der Ausgaben um 30 Prozent. Wie können Sie angesichts dieser Tatsache davon sprechen, daß unser deutsches Gesundheitswesen zusammenbreche?

    (Klaus Kirschner [SPD]: Das macht doch ihr!)

    Herr Kirschner, ich frage Sie: Weshalb übernehmen denn so viele Staaten der Erde die Prinzipien unseres deutschen Gesundheitssystems? Die Antwort ist einfach: Weil die Versorgungssicherheit unserer Bürger wie auch die Qualität unseres Gesundheitswesens beispiellos in der Welt sind. Wenn Sie dies auch nicht gerne hören wollen - im Grunde genommen müßten Sie als Sozialdemokraten genauso erfreut sein wie wir -: Kein Staat der Erde sichert im Falle der Krankheit das finanzielle Risiko so umfassend ab wie die Bundesrepublik Deutschland.
    Jetzt geht es darum, durch behutsame und ausgewogene Reformen dieses hohe Niveau auch für die Zukunft zu sichern. Herr Kollege Rübenkönig, zu Reformen aber sind Sie von der Sozialdemokratie nicht fähig. Das zeigt sich in erschreckendem Maße auf vielen Feldern der Politik. Sie blockieren nahezu alles, aber auch alles im Bundesrat.
    Ich komme nun zum Einzelplan 15. Im Gegensatz zu dem Eindruck nach Ihrer heutigen Rede, Herr Rübenkönig, verliefen die Etatberatungen im Ausschuß recht einvernehmlich. Der Etat umfaßt nun nach den letzten Korrekturen rund 726 Millionen DM. Davon sind - dies ist zu bedauern - 92 Prozent gebundene Mittel. Durch die globale Minderausgabe und die Kürzungen bei der Öffentlichkeitsarbeit müssen wir nun gegenüber dem Regierungsentwurf in Höhe von

    Roland Sauer (Stuttgart)

    752 Millionen DM nochmals rund 26 Millionen DM einsparen. Ich hoffe, dies gelingt uns und dem Haus, ohne in die großen Titelgruppen, bei denen die Spielräume sowieso schon eng geworden sind, nochmals grob einschneiden zu müssen. Nach dem Beschluß des Haushaltsausschusses muß die Prioritätensetzung im Einvernehmen mit den Berichterstattern erfolgen. Ich kann Sie nur auffordern, mit uns zusammen diese Hausaufgaben zu erledigen.
    Im Laufe eines Haushaltsjahres läßt sich einiges erwirtschaften, zum Beispiel durch Rückflüsse durch Zinsen und ähnliches. So werden auch in diesem Jahr im Haushaltsvollzug rund 20 Millionen DM erwirtschaftet. Dies hat die Opposition bei ihrem Katastrophengemälde übersehen. Das Bundesgesundheitsministerium und ganz besonders der Minister werden sowohl ihrer haushaltspolitischen Verantwortung für die Konsolidierung des Gesamthaushaltes wie auch ihrer gesundheitspolitischen Verantwortung durchaus gerecht. Dafür ist Horst Seehofer nicht zu kritisieren, sondern zu loben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Lassen Sie mich noch etwas zur Kritik der Opposition an den auslaufenden Modellprogrammen sagen. Modellprogramme laufen aus, wenn die Modellphase abgeschlossen ist. Sie gehen dann planmäßig in die Regelfinanzierung über. Die Länder - auch die neuen Länder - müssen ihre Verantwortung nun übernehmen.

    (Dr. Dieter Thomae [F.D.P.): So ist es!)

    Dies gilt für die Modellprogramme im Bereich von Krebskrankheiten, bei chronisch Kranken und im Bereich der Psychiatrie. Der Bund hat seine Aufgaben als Finanzier der Modellmaßnahmen erfüllt. Jetzt sind die Bundesländer in der Pflicht, zumal - das haben Sie völlig übersehen - die neuen Länder seit 1995 jährlich Finanzhilfen in Höhe von 700 Millionen DM für die Krankenhausinvestitionen erhalten. Diese Hilfe läuft im Einzelplan 60 über zehn Jahre. Dies sind nach Adam Riese 7 Milliarden DM. Bei Ihrem Jammern und Wehklagen über den zu knappen Haushalt des Gesundheitsministeriums haben Sie diese großartige Leistung für die neuen Länder geflissentlich übersehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. )

    Die Ausgabenschwerpunkte liegen auch im Jahre 1997 in den Bereichen der Bekämpfung des Drogen- und Suchtmittelmißbrauchs, der Krebs- und der Aidsbekämpfung, der Sozialhilfe, der Ressortforschung und der gesundheitlichen Aufklärung. Die Mittel für den Kampf gegen die Drogen bilden dabei zu Recht den größten Posten. Angesichts des explosionsartigen Anstiegs von Ecstasy in Deutschland benötigen wir dieses Geld dringend für Aufklärung und Prävention gegen diese gefährlichen Drogen. Sie sind zu lange verharmlost worden.
    Die rotgrüne Drogenpolitik treibt derzeit merkwürdige Blüten. Zwei Beispiele sollen genügen: Der wahnwitzige Plan der rot-grünen Landesregierung von Schleswig-Holstein, Haschisch in der Apotheke, also dort, wo man den Kranken helfen soll, einem Ort
    der Gesundheit und der Medizin, zu verkaufen, und die verantwortungslose Verharmlosung der sogenannten „Modeerscheinung Ecstasy" oder die Forderung nach einer „Qualitätsgarantie", wie sie hier bei der ersten Lesung des Haushalts von der Sprecherin der Grünen erhoben worden ist, sind unglaubliche Vorgänge. Wir - das sage ich ganz offen - machen diese Werbekampagne für den Drogenkonsum in Deutschland nicht mit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Diese haarsträubenden Vorschläge untergraben die Prävention für ein drogenfreies Leben. Prävention, Hilfe für die Abhängigen und eine konsequente Repression gegen die Drogenmafia stehen im Vordergrund unserer Drogenpolitik.