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ID1314002600

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    Plenarprotokoll 13/140 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 140. Sitzung Bonn, Dienstag, den 26. November 1996 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeordneten Freimut Duve 12569 A Begrüßung einer gemeinsamen Delegation aus Israel, den palästinensischen Gebieten und dem Königreich Amman . . 12611 B Begrüßung einer Delegation von Innenpolitikern aus der Ukraine 12615 A Tagesordnungspunkt I: Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1997 (Haushaltsgesetz 1997) (Drucksachen 13/5200, 13/5836) . . . 12569 A Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksachen 13/6001, 13/6025) 12569 B Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksachen 13/ 6002, 13/6025) 12569 C Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksachen 13/6003, 13/ 6025) 12569 D Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen (Drucksachen 13/6008, 13/6025) . . . 12569 D in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld (Drucksache 13/6022) . 12570 A in Verbindung mit Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung (Drucksache 13/6024) 12570 A in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksachen 13/ 6018, 13/6025) 12570 A Irmgard Karwatzki, Parl. Staatssekretärin BMF 12570 B Karl Diller SPD 12573 B Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU 12580 B Wolf-Michael Catenhusen SPD . . . 12583 B Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12585 A Carl-Ludwig Thiele F.D.P. 12586 D Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. . 12589 B Ingrid Matthäus-Maier SPD . 12589 D, 12604 C Dr. Christa Luft PDS 12594 A Jörg-Otto Spiller SPD 12596 B Jürgen W. Möllemann F.D.P. 12597 C Susanne Jaffke CDU/CSU 12599 D Dr. Uwe-Jens Rössel PDS 12602 A Wilfried Seibel CDU/CSU 12603 A Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Drucksachen 13/6017, 13/6025) 12606 A Siegrun Klemmer SPD 12606B, 12622 A Peter Jacoby CDU/CSU 12609 A Ingrid Matthäus Maier SPD 12609 C Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12611 C Ina Albowitz F.D.P. 12613 A Dr. Edith Niehuis SPD 12614 B Heidemarie Lüth PDS 12615 A Renate Diemers CDU/CSU 12616 A Uwe Göllner SPD 12617 B Claudia Nolte, Bundesministerin BMFSFJ 12619 C, 12622 C Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit (Drucksachen 13/6015, 13/6025) . . . 12623 A Gerhard Rübenkönig SPD 12623 A Roland Sauer (Stuttgart) CDU/CSU . . . 12624 D, 12628 C Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12626 D Antje-Marie Steen SPD 12628 A Marina Steindor BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12629 A Dr. Dieter Thomae F.D.P 12630 C, 12632 C Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12632 A Dr. Ruth Fuchs PDS 12632 D Dr. Martin Pfaff SPD 12633 C, 12638 C Horst Seehofer, Bundesminister BMG . . 12635 C Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 13/6010, 13/6025) 12639 B in Verbindung mit Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Ausgleich der Währungsverluste in der Europäischen Union für die deutsche Landwirtschaft (Drucksachen 13/3656, 13/4996) 12639 B Ilse Janz SPD 12639 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU . 12641 D, 12651 A Horst Sielaff SPD 12643 C, 12644 B Dr. Gerald Thalheim SPD 12644 D Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12645 B Jürgen Koppelin F.D.P 12646 B Peter Harry Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 12646 D Günther Bredehorn F.D.P. 12647 A Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12648A, 12652 A Dr. Günther Maleuda PDS 12648 D Horst Sielaff SPD 12649 C, 12651 B Jochen Borchert, Bundesminister BML . . 12651 C Einzelplan 13 Bundesministerium für Post und Telekommunikation (Drucksachen 13/6013, 13/6025) 12654 B Gerhard Rübenkönig SPD 12654 C Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU 12656 B Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12657 D Dr. Max Stadler F D P. 12659 A Gerhard Jüttemann PDS 12660 A Elmar Müller (Kirchheim) CDU/CSU . 12661 A Hans Martin Bury SPD 12662 C Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12663 A Dr. Wolfgang Bötsch, Bundesminister BMPT 12664 B Hans Martin Bury SPD 12664 D Nächste Sitzung 12665 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 12666* A 140. Sitzung Bonn, Dienstag, den 26. November 1996 Beginn: 11.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Behrendt, Wolfgang SPD 26. 11. 96 * Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 26. 11. 96 * Dr. Eid, Ursula BÜNDNIS 26. 11. 96 90/DIE GRÜNEN Gysi, Andrea PDS 26. 11. 96 Dr. Hauchler, Ingomar SPD 26. 11. 96 Klein (München), Hans CDU/CSU 26. 11. 96 Klose, Hans-Ulrich SPD 26. 11. 96 Krüger, Thomas SPD 26. 11. 96 Lehn, Waltraud SPD 26. 11. 96 Lemke, Steffi BÜNDNIS 26. 11. 96 90/DIE GRÜNEN Dr. Rochlitz, Jürgen BÜNDNIS 26. 11. 96 90/DIE GRÜNEN Rupprecht, Marlene SPD 26. 11. 96 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Schäfer, Hansjörg SPD 26. 11. 96 Scheel, Christine BÜNDNIS 26. 11. 96 90/DIE GRÜNEN Schumann, Ilse SPD 26. 11. 96 Tappe, Joachim SPD 26. 11. 96 Thieser, Dietmar SPD 26. 11. 96 Tröger, Gottfried CDU/CSU 26. 11. 96 Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 26. 11. 96 Wallow, Hans SPD 26. 11. 96 Weis (Stendal), SPD 26. 11. 96 Reinhard Wieczorek (Duisburg), SPD 26. 11. 96 Helmut Wöhrl, Dagmar CDU/CSU 26. 11. 96 Wohlleben, Verena SPD 26. 11. 96 Zierer, Benno CDU/CSU 26. 11. 96 * * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wolfgang Weng


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Auch das, Frau Matthäus-Maier, hält einer genauen Betrachtung nicht stand, weil Sie eine enorme Bürokratie und ähnliches aufbauen müßten.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Ich will darauf nicht im einzelnen eingehen, weil eine falsche Maßnahme, wie sie eine solche Ausbildungsplatzabgabe ist, auch nicht durch schönen Zierat besser wird. Für die F.D.P-Fraktion steht außer Zweifel, daß das zukünftige Deutschland mit liberalen und nicht mit sozialistischen Rezepten gestaltet werden muß.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Der Bundeshaushalt für das Jahr 1997, über den der Deutsche Bundestag jetzt nach dem Verhandlungsmarathon im Haushaltsausschuß in dieser Woche befinden muß, setzt eine Reihe positiver Signale - sie sind auch von den anderen Rednern der Koalition angesprochen worden -, nämlich daß wir eine Senkung der Ausgaben zustande gebracht haben, daß es uns gelungen ist, die zu hohe Schuldenlast wenigstens etwas zu senken. Das sind einige solcher positiven Signale. Es ist aber auch offenkundig, daß dieser Haushalt nur durch allergrößte Anstrengungen aufgestellt werden konnte, daß es an vielen Stellen im Getriebe knirscht und ächzt und daß sich die Beratungen, die zu diesem Etat führten, schwierig gestaltet haben.
    Auch ich will dem Bundesfinanzminister, der aus gesundheitlichen Gründen nicht hier sein kann, die besten Genesungswünsche unserer Fraktion übermitteln. Wir hoffen sehr, daß er, so wie er es plant, am Freitag tatsächlich hier im Deutschen Bundestag anwesend sein kann, um wenigstens die dritte und abschließende Beratung mitzugestalten. Er hat ja an den Einsparmaßnahmen, gerade an den letzten Einsparmaßnahmen, einen großen persönlichen Anteil. Das wollen wir hier gern dankend bestätigen.

    (Zuruf von der SPD: Ach Gott!)

    Meine Damen und Herren, die Koalition hat den Zeitplan zur Verabschiedung des Haushalts eingehalten, auch wenn auf Grund notwendiger Veränderungen manchmal unter Zeitdruck gearbeitet werden mußte. Zwischen der Aufstellung des Haushalts durch die Bundesregierung und dem Kabinettsbeschluß im Juli einerseits und dem Abschluß der Beratungen im Ausschuß andererseits haben sich nachhaltige Veränderungen in der Einschätzung der Wirtschaftsentwicklung ergeben, die unser Handeln erforderten. Es ist ja bekannt, daß die Regierung ihren Etatentwurf an Hand von Rahmendaten aufstellt, die sich auf Grund der Einschätzung unabhängiger Sachverständiger ergeben. Wenn sich diese Erwartungen und die Rahmendaten innerhalb weniger Wochen verändern, dann mußte dies Konsequenzen haben. Sie haben wir von seiten der Koalition dann im Ausschuß gezogen.
    Woran liegt es aber, wenn zwischen der Steuerschätzung vom Mai und der heutigen Bewertung eine Lücke von über 15 Milliarden DM klaffte, die zu schließen war? Ich sage das Folgende auch mit Blick auf die Öffentlichkeit: Es sind im wesentlichen drei Gründe, die aber durchaus miteinander zusammenhängen. Als erster dieser Gründe muß die Blockade-und Obstruktionspolitik der Opposition im Bundesrat genannt werden.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU Joachim Poß [SPD]: So ein Quatsch!)

    Die SPD blockiert nicht nur dort liegende Spargesetze, die Einsparungen in Höhe von rund 6 Milliarden DM bedeuten würden.

    (Joachim Poß [SPD]: Was hat das denn mit der Steuerschätzung zu tun?)

    Die Folgewirkung dieser Haltung ist auch, daß bei Investoren keine Zuversicht aufkommt, daß das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr hinter den Erwartungen zurückbleibt und daß eine höhere Arbeitslosigkeit eingetreten ist, als sie geschätzt und erwartet worden war. Das hat indirekt mit dieser Blokkadepolitik zu tun, weswegen ich heute erneut an die SPD, vor allem an die SPD-Ministerpräsidenten, in Deutschland appelliere: Geben Sie diese Blockadepolitik auf. Sie schadet unserem Land. Sie schadet den Bürgern unseres Landes nachhaltig. Diese Blokkadepolitik ist Zukunftsverweigerung.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Eingeschränktes Wirtschaftswachstum und höhere Arbeitslosigkeit bedeuten einerseits hohe, unabweisbare Mehrausgaben, andererseits geringere Steuereinnahmen der öffentlichen Hände. Ich habe bereits darauf hingewiesen: Im laufenden Jahr, im Jahre 1996, brauchen wir über 15 Milliarden DM mehr für Kosten, die durch die Arbeitslosigkeit entstehen. Keiner der klagenden Oppositionsredner hat hier auch nur in einem Hauch deutlich gemacht, wie man solche Kosten von dort abgedeckt hätte, was dieses Jammern doch sehr stark relativiert.
    Angesichts der großen Finanzierungslücken mußten wir darauf verzichten, den Solidaritätszuschlag im kommenden Jahr in einem ersten Schritt abzubauen.

    (Zuruf von der SPD)

    Daß dieses Zugeständnis der F.D.P. bitter schwergefallen ist und daß die Abkehr von der Vereinbarung der Koalition insgesamt schwergefallen ist, brauche ich nicht besonders zu betonen. Daß aber wegen des Verhaltens der SPD ein solch falsches Signal an die Bürger gegeben wird, ist viel schlimmer als die parteipolitischen Schmerzen. Wir haben, um die Lücke schließen zu können, zusätzliche Einsparungen beschließen müssen, die eine Vielzahl zusätzlicher Maßnahmen beinhalten und natürlich

    Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen)

    auch eine Vielzahl von Bürgern im Lande negativ betrifft.
    Daß wir auf Grund der Stabilitätspolitik der Deutschen Bundesbank bei den Zinsen weniger Geld benötigen als ursprünglich kalkuliert, ist erfreulich. Erfreulich ist die Wahrscheinlichkeit, daß bei den Gewährleistungen geringere Ausfälle zu befürchten sind.
    Auch das Stichwort „Privatisierung" findet hier ausdrücklich Erwähnung; denn im Bereich Privatisierung zeigt sich ja, daß der Druck auf die öffentlichen Haushalte politisch Sinnvolles auslöst. Die F.D.P.-Bundestagsfraktion hat die Privatisierung öffentlicher Beteiligungen ebenso wie öffentlicher Dienstleistungen, die nicht unbedingt von der öffentlichen Hand ausgeführt werden müssen, jederzeit vorangetrieben. Ich will hier auf detaillierte Darstellungen verzichten. Die Bürger in unserem Lande dürfen sicher sein, daß die F.D.P. auf allen Ebenen, und zwar sowohl im kommunalen und im Länderbereich, also da, wo Sie von der SPD Verantwortung tragen und untätig sind, als auch im Bund weiterhin die treibende Kraft ist, wenn es um das Stichwort „Privatisierung" geht.

    (Der Redner zögert weiterzusprechen Detlev von Larcher [SPD]: Nun wissen Sie nicht mehr weiter!)

    - Das ist ein Irrtum! An der Stelle hatte ich rauschenden Applaus erwartet und deswegen einen Moment gewartet. Daß ich nicht mehr weiter wüßte, werden Sie hier im Deutschen Bundestag nicht erleben.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU Zuruf von der SPD: Egal, wo es hingeht, irgendwohin geht es immer!)

    In Folge der beschriebenen Einnahmelücke hat sich die Koalition zu einer weiteren echten Sparanstrengung entschlossen. Wir wissen natürlich, daß die Einsparungen nur noch einen relativ kleinen freien Bereich des Bundeshaushalts betreffen konnten, da gesetzliche Maßnahmen von der Opposition blockiert werden, und daß es schwierig ist, nur noch bei den Konsumausgaben zu kürzen. Das ist inzwischen fast unmöglich geworden.
    Von den in der letzten Phase der Beratungen notwendig gewordenen Einsparungen in Höhe von 3 Milliarden DM sind deswegen zwangsläufig auch Bereiche betroffen, bei denen Kürzungen schmerzhaft, zum Teil auch nicht erwünscht sind. Wir wissen, wie schwierig es wird, zum Beispiel im Bereich des Verteidigungshaushalts weitere 200 Millionen DM einzusparen. Fast zwangsläufig wird es hierbei zur Verschiebung und Streckung auch von notwendigen Investitionen kommen. Nicht zuletzt unter dem Eindruck der Haushaltssituation sind Fragen weiterer Beschaffungen, zum Beispiel einer Beteiligung Deutschlands an einem Aufklärungssatelliten oder die Produktion und Beschaffung eines neuen Jagdflugzeuges, für den Haushalt 1997 noch offengeblieben. Wir wissen auch, daß bei den Kosten für den Einsatz der Bundeswehr im früheren Jugoslawien zusätzlicher Druck auf die Ausgaben des Verteidigungsministers entsteht.
    Meine Damen und Herren, unbestritten und von uns hier auch ausdrücklich erwähnt und gelobt ist, daß dieser Einsatz der deutschen Soldaten im früheren Jugoslawien von hervorragendem Wert ist.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Daß wir im Bundestag aber auch die Kosten sorgfältig kontrollieren müssen, haben wir im Haushaltsausschuß durch eine Entscheidung über eine Obergrenze deutlich gemacht. Wir wollen von seiten der zuständigen Kollegen insbesondere in diesem Zusammenhang die notwendigen Maßnahmen sehr eng flankieren, damit nicht unter einer falschen Überschrift Beschaffungen getätigt werden, die nichts mit diesem Einsatz im früheren Jugoslawien zu tun haben.
    Wo unter dem Druck der Kürzungsentscheidungen, die das Bundeskabinett dem Deutschen Bundestag vorgeschlagen hat, weiterer Subventionsabbau zustande kommt - er wird zustande kommen -, da begrüßt die F.D.P.-Fraktion diesen ganz ausdrücklich. Diese sogenannten globalen Minderausgaben, die wir beschlossen haben, geben der Regierung durchaus die Möglichkeit, im Ablauf des Haushaltsjahres an den Stellen einzusparen, an denen es sich am wenigsten nachteilig auswirkt. Hier kann also ruhig ein gewisser Zeitvorlauf bleiben. Unser Wunsch geht deswegen vor allem an das Landwirtschaftswie an das Verkehrsministerium, die Globalkürzungen in möglichst geringem Umfang dort vorzunehmen, wo Investitionen betroffen sind.
    Daß der Haushaltsausschuß zusätzlich eine direkte Mitwirkung im Sinne einer sehr zeitnahen Information wünscht, macht unser Beschluß hierzu deutlich. Die für die einzelnen Ressorts zuständigen Mitglieder des Ausschusses, die Berichterstatter, werden sich hiermit besonders intensiv befassen.
    Die Koalition hat - in diesem Zusammenhang will ich den Kollegen Adolf Roth, den Sprecher der Union, ganz ausdrücklich hervorheben -

    (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das hat er verdient!)

    im Haushaltsausschuß verhindert, daß sich die Ministerien von ihren eigenen Sparvorschlägen zumindest teilweise wieder hätten verabschieden können.

    (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Ach was! Ehrlich?)

    Es ist ein Teil unserer häufig schwierigen parlamentarischen Arbeit, daß natürlich auch versucht wird, den getroffenen Beschluß an mancher Stelle wieder ein wenig abzuschwächen. Wir haben gemeinsam gut unter dem Vorsitz von Adolf Roth gearbeitet.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Die Opposition hat uns erwartungsgemäß bei keinen Sparmaßnahmen unterstützt. Sie hat - das muß in der öffentlichen Debatte erneut dargestellt werden - ein trauriges Bild gespaltener Argumentation geboten, was insbesondere auf die SPD zutrifft: einerseits der laute Ruf nach öffentlicher Sparsamkeit,

    Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen)

    andererseits die Ablehnung praktisch aller Sparvorschläge der Koalitionsseite;

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    einerseits die laute Klage über die zu hohen Schulden, andererseits aber zusätzliche eigene Ausgabenwünsche in zweistelliger Milliardenhöhe. Das paßt nicht zusammen, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Es mag sein, daß ein solches Verhalten ein in langer Oppositionszeit eingeübtes Rollenspiel der SPD ist. Aber wenn Opposition auch die Darstellung besserer Alternativen bedeuten soll, dann haben Rot wie Grün jämmerlich versagt.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, die zusätzlichen Kürzungen und Einsparungen beim Personal sind uns nicht leichtgefallen, da wir wissen, daß sich ein solcher Globalbeschluß bei den Ministerien sehr unterschiedlich auswirkt. Die Erfahrung zeigt aber auch, daß notwendige strukturelle Änderungen ohne solchen Druck nicht in Gang kommen.
    Der Bundesrechnungshof, der für die Wirtschaftlichkeit der Verwaltung zuständig ist, kann nicht allein die gesamte Organisationsstruktur der Bundesregierung vorschreiben. Auch der Haushaltsausschuß ist hierzu natürlich nicht in der Lage. Da ist auch die Eigenverantwortung der Ministerien gefragt. Mit unserem Personalabbaubeschluß unterstützen wir deswegen die Bundesregierung in ihrem Bemühen, gerade auch mit Blick auf den Umzug nach Berlin zu effektiveren Personalstrukturen zu kommen.
    In der gegebenen Situation am Arbeitsmarkt muß auch die Frage der Sicherheit des Arbeitsplatzes beim öffentlichen Arbeitgeber wieder eine größere Rolle spielen. Deswegen in diesem Zusammenhang ein erneuter Appell an die Gewerkschaft ÖTV, hier nicht mit überzogenen Forderungen, insbesondere der zu schnellen Angleichung im Osten, die öffentlichen Haushalte insgesamt zu überlasten. Wir wissen, daß die Betroffenen die Rahmenbedingungen durchaus vernünftig und realistisch sehen. Gerade in den neuen Bundesländern wurde eine ganze Reihe von Beschäftigten aus dem öffentlichen Dienst übernommen, die nicht unbedingt erforderlich gewesen wären. Dies machte eine gewisse Opferbereitschaft der Kollegen erforderlich, die auch vorhanden ist. Gewerkschaftsfunktionäre sollten das nicht zerschlagen.

    (Beifall bei der F.D.P.)

    In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen: Wir benötigen weiterhin einen leistungsfähigen öffentlichen Dienst. Er muß aber mit Blick auf die Notwendigkeiten der Zukunft auf den Umfang reduziert werden, der unbedingt erforderlich ist.
    Deutschland in Europa - das ist die Zukunft unseres Landes. Die gemeinsame europäische Währung ist ausdrücklicher Wunsch der F.D.P.-Fraktion. Denn Integration muß alle Versuche von Renationalisierung ausschließen. Eine kleiner gewordene Welt verträgt keine Kleinstaaterei, wenn die Zukunft für unser Land, für unsere Bürger gesichert werden soll.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Wir wollen eine stabile europäische Währung. Deshalb sind Kriterien und Zeitplan in gleicher Weise wichtig. Für die Zukunft unserer Bürger, vor allem unserer jungen Menschen und ihre künftigen Lebensverhältnisse in Deutschland, ist dieser große Schritt zur politischen Gemeinsamkeit in Europa nach unserer Überzeugung unverzichtbar.
    Natürlich gibt es in den verschiedenen Ländern Europas ganz unterschiedliche Traditionen und auch eine ganz unterschiedliche Einstellung zum Geld. Nach den Erfahrungen zweier Inflationen ist in Deutschland die Geldwertstabilität von ganz außerordentlicher Bedeutung. Nur ein Währungssystem, das diese Stabilität sichert, ist für unsere Bürger akzeptabel.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Nur ein solches System erhält den Willen zur Sparsamkeit, der gerade die Bürger hier in Deutschland auszeichnet. Diese Sparsamkeit wiederum, die Bereitschaft zum Konsumverzicht und zur Bildung von Rücklagen im Vertrauen auf die Solidität des Staates, helfen uns entscheidend bei der Bewältigung der schwierigen nationalen Aufgaben, die wir im Augenblick vor uns haben.
    Die Wiedervereinigung und ihre wirtschaftlichen Folgen hätten zu noch viel größeren Verwerfungen geführt, wenn die alte Bundesrepublik nicht solide gewirtschaftet hätte. Hier will ich insbesondere die Zeit zwischen 1983 und 1990 erwähnen.
    Es sollte deswegen nicht vergessen werden, daß die Maastricht-Kriterien, die heute mancher so leichten Herzens kritisiert, auf unseren Wunsch hin als Stabilitätskriterien für Europa beschlossen worden sind. Deswegen darf trotz der augenblicklich schwierigen nationalen Situation gerade die Bundesrepublik Deutschland diese Kriterien nicht verfehlen.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Das ist ein Appell auch an alle anderen, die beteiligt sind. Denn nicht nur der Bundeshaushalt, auch die öffentlichen Haushalte der Länder und Kommunen spielen eine Rolle.
    Der Hinweis vorhin, daß eine Reihe unionsgeführter Länder auf einem guten Weg ist - auch die Koalition aus Union und F.D.P. in Baden-Württemberg - und im Verhältnis hierzu gerade SPD-geführte Länder am Schluß der Tabelle rangieren, ist begründet.

    (Ulrich Heinrich [F.D.P.]: Ist typisch!)

    Hier wären größere Anstrengungen in der Sache und nicht große Worte wünschenswert.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, die Maastricht-Kriterien sind wichtig. Deswegen dürfen wir sie nicht verfehlen. Mehr als alle anderen Länder in der Euro-

    Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen)

    päischen Gemeinschaft ist der Wohlstand in unserem Land vom Export abhängig. Der freie Zugang zu möglichst vielen Märkten ist für uns lebensnotwendig. Wir wollen auch nicht vergessen, daß die größten Abnehmer deutscher Produkte unsere europäischen Freunde sind.
    Daß die F.D.P. an vielen Etappen der europäischen Einigung wesentliche Weichen gestellt hat, rufe ich gerne in Erinnerung zurück. Auch für die Zukunft wollen wir eine europäische Entwicklung, die weiteren Ländern den Zugang ermöglicht. Aber deren Entwicklung wiederum muß gleichzeitig mit der Fortentwicklung der in „Kerneuropa" zusammengefaßten Staaten laufen. Abwarten können wir auf keinen Fall; denn Abwarten würde ja bedeuten, daß uns andere wichtige Wirtschaftsregionen der Welt uneinholbar enteilen.
    Weder in Nordamerika noch im fernen Osten wird man warten, bis die Europäer ihr Haus geordnet haben. Wir müssen uns schon selbst anstrengen.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Für die F.D.P.-Fraktion gilt neben der Einhaltung der Stabilitätskriterien ganz ausdrücklich: Ein Verschieben der Einführung der gemeinsamen Währung wäre einem Scheitern gleichzusetzen. Die Diskussion über eine Verschiebung wird zum Teil leichtfertig geführt. Alle unsere Anstrengungen richten sich auf die Einhaltung von Kriterien und Zeitplan.

    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Die Schuldenberge der öffentlichen Hände sind in den Jahren nach der Wiedervereinigung fast unvorstellbar gewachsen. Die Grundsatzentscheidung, den notwendigen Aufbau im Osten, den das bankrotte SED-Regime verursacht hatte, aus laufenden Mitteln zu finanzieren, ist nicht revidierbar. Die schwierige Einschätzung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung nach der Wiedervereinigung hat zu größerer Unsicherheit auch bei der Einschätzung der öffentlichen Einnahmen geführt.
    Das Rangeln um die Finanzverteilung ist - das wissen Sie alle - zu Lasten des Bundes ausgegangen. Deshalb muß nach Auffassung unserer Fraktion öffentliche Sparsamkeit dazu führen, daß die Haushalte einerseits konsolidiert werden und der Schuldenberg nicht weiter wächst und daß andererseits auch Spielräume für steuerliche Erleichterungen und Veränderungen der Steuerstruktur genutzt werden können. Dies ist ein ehrgeiziges Ziel, das die Politik allein nicht leisten kann. Um dieses Ziel zu erreichen, benötigen wir auch die Hilfe der Tarifparteien und der Wirtschaft.
    Nach den Kraftanstrengungen der Koalition bei den Gesetzen zur Verbesserung des Standorts Deutschland müssen die Spielräume jetzt auch von der Wirtschaft genutzt werden. Gerade im Mittelstandsbereich erhoffen wir uns eine große Einstellungswelle auf Grund der neuen gesetzlichen Regelungen, die wir im Deutschen Bundestag beschlossen haben.
    Ich sage ausdrücklich: Natürlich dürfen unser politischer Gestaltungswille und unser Reformeifer nicht nachlassen. Aber es dürfen auch nicht diejenigen Politiker der linken Seite dieses Hauses Motivation und Auftrieb erhalten, die die getroffenen Entscheidungen für falsch halten, diese revidieren möchten und damit einen Irrweg gehen würden, die behaupten, diese Entscheidungen brächten keine Erfolge, was nicht richtig ist.
    Allein eine Aufwärtsentwicklung der Wirtschaft und die Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze werden auch unsere Haushaltsprobleme leichter lösbar machen. Das steht für die F.D.P.-Fraktion fest. Noch höhere Schulden, noch höhere Belastungen der Bürger können als Ausweg nicht in Frage kommen. Damit wäre der Rückschritt des Wohlstands unserer Bürger eingeleitet.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Schon der Ablauf des Haushaltsjahres 1996 zeigt, wie stark die zusätzliche Arbeitslosigkeit den Bundeshaushalt belastet. Dieses Risiko wollen wir im kommenden Jahr möglichst in Grenzen halten. Die Linie der Auseinandersetzung wird schon dadurch deutlich, daß die Bundesanstalt für Arbeit einen Etat verabschiedet hat, dem Arbeitgeber und Bundesregierung widersprochen haben.
    Der Zuschußbedarf der Bundesanstalt wäre um 5 Milliarden DM höher als im Bundeshaushalt vorgesehen, wenn er so genehmigt würde. Deswegen ist es richtig gewesen, daß der Haushaltsausschuß in Erwartung bestimmter Verhaltensweisen gesagt hat, er wolle diesen Etat der Bundesanstalt selbst sehen und beurteilen und der Bundesregierung anschließend Empfehlungen für die Genehmigung geben.
    Ich weiß, daß es manchem Sozialpolitiker nicht leichtfällt, sich von liebgewordener Geldverteilung zu lösen. Aber es gibt keine Spielräume mehr für zusätzliche Verteilungen. Deshalb muß mit Blick auf gesamtstaatliche Verantwortung auch im Bereich solcher Leistungen das Geld so eingesetzt werden, daß es ausreicht. Wohlfeile Wünsche nach Erhöhung von Steuern und Abgaben zeigen einen falschen Weg auf.
    Meine Damen und Herren, die Koalition im Deutschen Bundestag geht mit knapper Mehrheit einen schwierigen, aber richtigen und notwendigen Weg: Reformen für den Standort Deutschland, notwendige Zukunftsentscheidungen mit Blick auf die europäische Entwicklung und ein schwieriger Haushalt, der aber den Erfordernissen öffentlicher Sparsamkeit gerecht wird. Diesen Weg beschreiten wir - trotz der Blockadehaltung der SPD.

    (Detlev von Larcher [SPD]: Sehen Sie einmal, wie mühsam Westerwelle sich wachhält! )

    Hierfür haben die Bürger der Koalition bei der letzten Bundestagswahl die Verantwortung gegeben.
    Die F.D.P.-Bundestagsfraktion wird dem Haushalt für 1997 in zweiter Lesung in dem Bewußtsein zu-

    Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen)

    stimmen, nach schwieriger Operation im Vorfeld jetzt
    die notwendige, die richtige Entscheidung zu treffen.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat die Abgeordnete Professor Christa Luft.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Christa Luft


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS)

    Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Es ist wohl nicht übertrieben, zu sagen, daß in dem 97er Haushalt der Wurm steckt und daß es ein sehr, sehr gefräßiger Wurm ist.

    (Beifall bei der PDS)

    Daher sind die Eintragungen, die in dieses Schicksalsbuch der Nation gemacht werden, nur noch mit Begriffen wie „schrumpfen", „streichen", „kürzen" verbunden. Damit, meine Damen und Herren von der Koalition, werden Sie den wirtschaftlichen und den sozialen Abwärtstrend in diesem Lande nicht stoppen.
    Millionen Arbeitsloser, Hunderttausende von Menschen, die gegenwärtig um ihren Arbeitsplatz zittern, übrigens solche aus allen Berufsgruppen und massenhaft Frauen und Jugendliche, wollen doch aus dieser Debatte und aus dem Zahlenwerk, das hier zur Debatte steht, erfahren, wie sich ihr Schicksal im nächsten Jahr und in den Folgejahren wohl gestalten wird.
    Verehrte Frau Kollegin Karwatzki, auch die Herren Roth und Weng möchte ich ansprechen, die Arbeitslosen können sich doch nichts dafür kaufen, daß der Bund infolge seiner verfehlten Wirtschafts- und Finanzpolitik ein ums andere Mal mit Steuermindereinnahmen konfrontiert ist. Die Menschen, im besonderen die Arbeitslosen und die, die gegenwärtig um ihre Beschäftigung fürchten, spüren doch nichts Vorteilhaftes daraus, daß die Staatsquote 1997 auf das Niveau vor der deutschen Einheit zurückgeführt wird. Alle diese Begriffe sagen den Menschen im Lande nichts. Sie wollen etwas für ihre ganz persönliche wirtschaftliche und soziale Lage spüren, und sie orientieren sich auch nicht an den Maastricht-Kriterien, die für sie etwas sind, was sie eben nicht nachvollziehen können.
    Was sollen die Arbeitslosen damit anfangen, wenn die Regierung feiert, daß die Exportgeschäfte gut laufen? Weshalb sollen sie dann, auch die, die sich gegenwärtig in Tarifverhandlungen befinden, akzeptieren, daß man den Gürtel ständig enger schnallen soll?

    (Zuruf von der CDU/CSU: Was schlagen Sie vor? Planwirtschaft?)

    Weshalb sollten Arbeitslose Ihnen glauben, mit weiteren Steuerentlastungen der Unternehmen würden künftig mehr Arbeitsplätze geschaffen? Das ist doch auch in den vergangenen Jahren nicht eingetreten.
    Allein 1994 - Sie brauchen nur in den neuesten Bundesbankbericht zu schauen - haben die Firmengewinne um 28 Prozent zugenommen, 1995 um
    9,5 Prozent. In diesem Jahr, so sagt die Bundesbank, werden sich die Renditeerwartungen wiederum verbessern. Die Beschäftigungslage aber - das wissen wir genau - hat sich im gleichen Zeitraum keineswegs gebessert. Es geht, Herr Weng, doch auch nicht damm, welches Adjektiv man den Rezepten zuordnet, ob das nun sozialistische oder kapitalistische oder, wenn Sie wollen, marktwirtschaftliche Rezepte sind.

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Ihre sind falsch!)

    Es müssen Rezepte sein, die den Menschen helfen, das ist das Wichtige.

    (Beifall bei der PDS Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Das tun Ihre nachweislich nicht!)

    Impulse für den Abbau der Massenarbeitslosigkeit gehen von diesen Haushaltsansätzen nicht aus. Im Gegenteil, sie werden kontraproduktiv wirken. Allein auf Grund der um 6 Milliarden DM gekürzten öffentlichen Investitionsausgaben muß man damit rechnen, daß an die 100 000 Arbeitsplätze verlorengehen werden. Hinzu kommt, daß wegen der globalen Minderausgabe, die verordnet worden ist, heute überhaupt nicht absehbar ist, in welchen Etats um wieviel weiter öffentliche Investitionen gestrichen werden.
    Arg beschnitten wird überdies die private Nachfrage durch die massiven Einschnitte in die Sozialleistungen. Selbst Mittel für Umschulung und Fortbildung waren kein Tabu, womit Sie wiederum vielen, vielen Menschen die Hoffnung genommen haben, eine neue Chance auf dem Arbeitsmarkt zu finden.
    Das Ost-West-Gefälle in Deutschland wird durch diese Ansätze zementiert, wenn nicht gar vertieft. Der Anstieg des Wirtschaftswachstums in den neuen Ländern wird nach jüngsten Prognosen unter dem in den alten Ländern liegen. Die Arbeitslosenzahlen werden hoch bleiben. Die Firmenpleiten nehmen zu. Dennoch wird die Wirtschafts- und Arbeitsmarktförderung um Milliarden gedrosselt.
    Was glauben Sie wohl, meine Damen und Herren von der Koalition, mit welchen Sorgen und Befürchtungen viele Menschen in den neuen Bundesländern, wenn das Gefälle zwischen Ost und West in den nächsten Jahren nicht spürbar aufgehoben wird, in die Europäische Währungsunion gehen? Es kommt ein zweiter Schock auf die Menschen zu. Sie haben den ersten Schock der Währungsunion 1990 noch nicht verkraftet.
    Die Zukunft dieses Landes und der Menschen muß doch auch eine Perspektive für die Menschen im Ostteil einschließen. Anders wird sich das Klima, die Atmosphäre für eine Europäische Währungsunion in diesem Lande nicht verbessern.

    (Beifall bei der PDS)

    Dringende Aufgaben werden im Bereich von Bildung und Forschung sowie beim ökologischen Umbau der Wirtschaft nicht angepackt. Von einem mit-

    Dr. Christa Luft
    teifristigen Lehrstellenprogramm gibt es überhaupt keine Spur. Sie werden wiederum den Ausbildungsnotstand der letzten Jahre für Zehntausende junger Menschen besonders in den neuen Ländern, aber zunehmend auch in den alten Ländern in die Folgejahre hinein fortschreiben.
    Seit dem dramatisierenden Standortbericht der Bundesregierung folgt ein Streichpaket dem anderen. Die Abstände zwischen den Streichaktionen werden immer kürzer, die sozialen Einschnitte immer härter. Die Erfolge für mehr Beschäftigung sind aber nicht in Sicht. Das weiß die Regierung.
    Ich will Ihnen ein kleines Beispiel nennen. Die Gruppe der PDS hat am 28. Oktober eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung gestellt, sie möge doch einmal auflisten, welche Ergebnisse bisher bei der Realisierung des vor einem Jahr abgegebenen Versprechens, die Arbeitslosigkeit bis zum Jahr 2000 halbieren zu wollen, erreicht wurden. Am 20. November, also vier Wochen später, erfuhren wir vom Bundeswirtschaftsministerium, es bedürfe so umfangreicher Ermittlungen und Abstimmungen zwischen mehreren Ressorts, daß die Beantwortung der Anfrage erst bis Ende Februar 1997 erfolgen könne.

    (Heiterkeit bei der PDS)

    Meiner Meinung nach ist auch das schon eine Antwort; denn wenn die Erfolge sichtbar wären, müßte eine solche Antwort im Handumdrehen gegeben werden können.

    (Beifall bei der PDS)

    Die Regierung setzt also auf Zeit, weil sie bekennen muß, daß sich alle bisher im Interesse von Unternehmen getroffenen Maßnahmen in Mehrbeschäftigung nicht niederschlagen. Die Spitzen der Wirtschaftsverbände zeigen der Regierung desavouierend die kalte Schulter und meinen, daß das, was bisher an sozialen Einschnitten - die Kürzung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, die Lockerung des Kündigungsschutzes und die Änderung des Ladenschlußgesetzes - beschlossen wurde, Peanuts für die Chefs der Wirtschaftsverbände seien. Sie gehen jetzt in die Offensive und wollen weit mehr. Sie wollen die Abschaffung der Gewerbekapitalsteuer, den Wegfall der Vermögensteuer, die weitere Entlastung der Lohnnebenkosten, indem die abhängig Beschäftigten mit Beitragsleistungen weiter belastet werden. Sie wollen die drastische Senkung des Spitzensteuersatzes.
    Meine Damen und Herren von der Koalition, haben Sie sich einmal Rechenschaft darüber abgelegt, weshalb im gleichen Zeitraum, in dem die Staatsschulden eskaliert sind, die privaten Vermögen in gleicher Weise gestiegen sind? Da muß doch irgendeine Art von Zusammenhang sein. Man müßte von Regierungsseite einmal dahinterleuchten.

    (Beifall bei der PDS)

    Wer soll Ihnen denn die These glauben, Sie wollten die Steuerzahler um 30 bis 35 Milliarden DM entlasten? Wo sehen Sie denn eigentlich ein Steuerentlastungspotential? Sie konnten doch schon bisher nicht sagen, wie Sie zum Beispiel die nun wieder ins
    Auge gefaßte Senkung des Solidaritätszuschlages gegenfinanzieren wollen. Sie wissen auch nicht, wie Sie den Wegfall der Vermögensteuer kompensieren wollen. Dennoch ziehen Sie durchs Land und versprechen bis zu 35 Milliarden DM an Steuerentlastungen für alle. Ich wage es zu bezweifeln, daß alle dabei sein werden.

    (Beifall bei der PDS)

    Allein von 1992 bis 1995 ist die Zahl der Beschäftigten um 1,2 Millionen gesunken, die Zahl der Arbeitslosen um 630 000 gestiegen, und fast 700 000 Menschen erhielten vorzeitige Rente wegen vorausgegangener Arbeitslosigkeit. Im Verlaufe von nur vier Jahren haben wir also 1,2 Millionen Steuer- und Beitragszahler weniger, und parallel dazu über 1,3 Millionen Empfänger von Leistungen der Bundesanstalt für Arbeit und Bezieher vorzeitiger Renten mehr zu verzeichnen. Kein Sparvolumen ist denkbar, das Mindereinnahmen und Mehrausgaben dieser Größenordnung ausgleichen könnte. Ich sage Ihnen: Die Möglichkeiten der Haushaltssanierung über Streichen und Kürzen sind inzwischen ausgereizt. Endlich müssen andere Wege beschritten werden.
    Wir fordern, daß die Wirtschaftsförderung und die Arbeitsmarktpolitik endlich miteinander verzahnt werden, daß die Fördermittelvergabe so zu reformieren ist, daß ein größtmöglicher Beschäftigungseffekt dadurch erzielt wird.

    (Beifall bei der PDS)

    Wir fordern, den Subventionsbetrug - nicht schlechthin Subventionen - zu bekämpfen. Überhöhte und ungerechtfertigte sowie wesentlich vom Lobbyismus bestimmte Subventionen sind zu beseitigen, Planung und Erfolgskontrolle auf diesem Gebiet zu verbessern. Auf die Anschaffung neuer Großwaffensysteme für Heer, Luftwaffe und Marine muß verzichtet werden, insbesondere auf den Eurofighter.

    (Beifall bei der PDS Dr. Klaus Rose [CDU/ CSU]: Dann gibt es ja mehr Arbeitslose!)

    Was davon an Arbeitsplätzen im Verteidigungsbereich betroffen sein würde, das läßt sich durch gleich hohe Investitionen im zivilen Sektor in jedem Falle bei weitem ausgleichen.
    Es dürfen nicht abermals voreilig Beschlüsse zum Abbau des Solidarzuschlages im Jahre 1998 gefaßt werden. Die weitere Finanzierung des Aufbaus Ost darf nicht dem Koalitionsfrieden geopfert werden.

    (Beifall bei Abgeordneten der PDS)

    Die Mittel sind zur Errichtung eines Bundesfonds zur Bezuschussung von soziokulturellen Regelaufgaben in ostdeutschen Kommunen einzusetzen; denn die sind schwach, wie man es kaum noch beschreiben kann.
    Unverzüglich sind Maßnahmen zu ergreifen, um Steuerflucht und Steuerhinterziehung einzudämmen und so zusätzliche Mittel zur Finanzierung beschäftigungswirksamer öffentlicher Aufgaben einzusammeln. Wenn man den politischen Willen hätte, könnten schon 1997 von der Summe in dreistelliger Milliardenhöhe, die der Bund der Steuerzahler als

    Dr. Christa Luft
    Betrag der hinterzogenen Steuern angibt, garantiert 10 bis 15 Milliarden DM eingenommen werden. Mit solchen Maßnahmen müssen Sie nicht bis zu einer großen Steuerreform warten.
    Ich meine, es wäre an der Zeit, daß das Parlament sich von dieser Bundesregierung ein Konzept dafür vorlegen läßt, wie mit den Goldbeständen der Bundesbank umgegangen werden soll, wenn die Bundesrepublik Mitglied der Europäischen Währungsunion wird,

    (Ina Albowitz [F.D.P.]: Am besten verjubeln!)

    und ob bzw. wie ein Teil - ich betone: ein Teil - dieses auf 50 bis 60 Milliarden DM zu beziffernden Goldbestandes zur Finanzierung der Lösung von Zukunftsproblemen im Bereich von Bildung und Forschung oder auch für beschäftigungswirksame Infrastrukturmaßnahmen eingesetzt werden könnte. Ich meine: Eine gut ausgebildete Jugend, das ist das Gold für die Zukunft.

    (Beifall bei der PDS)

    Da brauchen wir nicht die Goldbestände im bisherigen Umfang aufrechtzuerhalten.
    Es gibt, meine Damen und Herren von der Koalition, -