Rede:
ID1312224000

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 7
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. der: 1
    5. Kollege: 1
    6. Peter: 1
    7. Jacoby.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/122 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 122. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 12. September 1996 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Bundeswirtschaftsministers Dr. Günter Rexrodt 10931 B Begrüßung des Präsidenten der Handwerkskammer Budapest und des stellvertretenden Fraktionsführers der sozialistischen Partei im ungarischen Parlament 11008 B Tagesordnungspunkt 1: a) Fortsetzung der ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1997 (Haushaltsgesetz 1997) (Drucksache 13/5200) . . 10931 A b) Fortsetzung der Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1996 bis 2000 (Drucksache 13/5201) 10931 A Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 10931 B Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . . 10932 D Hans-Eberhard Urbaniak SPD . . . . 10933 A Ernst Schwanhold SPD . . . . 10934B, 10958 C Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 10937 D Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10939 D Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . 10942B, 109558 Rolf Kutzmutz PDS 10944 B Dr.-Ing. Paul Krüger CDU/CSU . 10945D, 10949A, 10950B Eckart Kuhlwein SPD 10947 D Rolf Schwanitz SPD 10948 C Dr. Christa Luft PDS 10949D Anke Fuchs (Köln) SPD . . . . 10951A, 10956B Ulrich Petzold CDU/CSU 10953 A Dr. Heiner Geißler CDU/CSU 10953D, 10954 B Friedhelm Ost CDU/CSU . . . 10956D, 10959A Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA . 10959 D Ingrid Matthäus-Maier SPD . 10960D, 10981A Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10961C Ulrike Mascher SPD 10963 A Ottmar Schreiner SPD 10964 C Dr. Gisela Babel F.D.P 10965 C Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . 10967 D Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10970B Dr. Barbara Hendricks SPD . 10970D, 10983 B Dr. Barbara Höll PDS 10971 A Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10971 C Dr. Gisela Babel F.D.P 10973C, 10976A Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10975 D Petra Bläss PDS 10976 B Dr. Konstanze Wegner SPD 10978 B Karl-Josef Laumann CDU/CSU 10979 D Ottmar Schreiner SPD . . . . 10980C, 10982 B Volker Kauder CDU/CSU 10982 B Leyla Onur SPD 10984 B Dr. Jürgen Rüttgers, Bundesminister BMBF 10986A Edelgard Bulmahn SPD . . . 10987C, 11006C Edelgard Bulmahn SPD 10990 B Steffen Kampeter CDU/CSU 10993 D Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10996 B Franz Thönnes SPD 10996 D Simone Probst BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10997 C Jürgen Koppelin F.D.P 10998 D Dr. Ludwig Elm PDS 11001A Günter Rixe SPD 11002 C Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU 11003D, 11004A Werner Lensing CDU/CSU 11004 B Dr. Gerhard Friedrich CDU/CSU . . . 11006A Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11008 C Jörg Tauss SPD 11009D Jürgen Koppelin F.D.P 11010B Claudia Nolte, Bundesministerin BMFSFJ 11011D Heidemarie Lüth PDS 11013A Christel Hanewinckel SPD 11014 D Johannes Singhammer CDU/CSU . 11015C Peter Jacoby CDU/CSU 11017A Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11018C Sabine Leutheusser-Schnarrenberger F.D.P 11020A, 11021C Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11021B Rosel Neuhäuser PDS 11021 D Maria Eichhorn CDU/CSU 11022 D Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11023 C Siegrun Klemmer SPD 11024 C Horst Seehofer, Bundesminister BMG . 11026C Klaus Kirschner SPD 11030 D Horst Seehofer CDU/CSU . . 11033A, 11033 C Hubert Hüppe CDU/CSU . . . 11036B, 11038D Waltraud Lehn SPD 11036 C Dr. Wolfgang Wodarg SPD 11037 A Editha Limbach CDU/CSU 11037 C Monika Knoche BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11038B Marina Steindor BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11039A Dr. Dieter Thomae F.D.P 11040C Klaus Kirschner SPD . . . . 11041D, 11044 D Dr. Ruth Fuchs PDS 11042 B Editha Limbach CDU/CSU 11043A Monika Knoche BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11043C Waltraud Lehn SPD 11045 B Wolfgang Gröbl, Parl. Staatssekretär BML 11046A Horst Sielaff SPD 11048 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU 11050 D Peter Harry Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 11051B Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11053D Wolfgang Gröbl CDU/CSU 11054 D Ulrich Heinrich F D P. 11055 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . 11056B Dr. Günther Maleuda PDS 11056 D Ilse Janz SPD 11057 D Peter Harry Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 11059B Nächste Sitzung 11059 D Berichtigung 11059 Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 11060 * A 122. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 12. September 1996 Beginn: 9.02 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 121. Sitzung, Seite 10886D, vorletzter Absatz, Zeile 9: Das Wort „nicht" ist durch das Wort „doch" zu ersetzen. Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Augustin, Anneliese CDU/CSU 12. 9. 96 Beck (Bremen), BÜNDNIS 12. 9. 96 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Borchert, Jochen CDU/CSU 12. 9. 96 Graf von Einsiedel, PDS 12. 9. 96 Heinrich Glos, Michael CDU/CSU 12. 9. 96 Dr. Jacob, Willibald PDS 12. 9. 96 Kurzhals, Christine SPD 12. 9. 96 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 12. 9. 96 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Nitsch (Rendsburg), BÜNDNIS 12. 9. 96 Egbert 90/DIE GRÜNEN Regenspurger, Otto CDU/CSU 12. 9. 96 Schlauch, Rezzo BÜNDNIS 12. 9. 96 90/DIE GRÜNEN Schütz (Oldenburg), SPD 12. 9. 96 Dietmar Thieser, Dietmar SPD 12. 9. 96 Voigt (Frankfurt), SPD 12. 9. 96 Karsten D. Dr. Zöpel, Christoph SPD 12. 9. 96
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Christel Hanewinckel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Kollege Singhammer, ich möchte Sie darauf hinweisen, daß ich hier keine Zahl genannt habe, wie Sie es jetzt darstellen. Aber ich denke, es bleibt eine Schande, daß immer noch über eine halbe Million Kinder - es gibt Statistiken, die etwas anderes aussagen - von Sozialhilfe leben müssen. Sie wissen genauso gut wie ich, daß das, was Sie morgen verabschieden wollen, noch mehr Familien, noch mehr Kinder und noch mehr Alleinerziehende in die Sozialhilfe treiben wird.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Ich finde es nicht gut, daß immer wieder darauf verwiesen wird, auf Sozialhilfe gebe es schließlich einen Rechtsanspruch. Ich betrachte es nach wie vor als eine Schande, daß in diesem reichen Lande so viele Kinder von Sozialhilfe leben müssen.

    (Beifall bei der SPD und der PDS - HansPeter Kemper [SPD]: Setzen! 5!)

    Frau Kollegin Nolte, Ihr Forderungskatalog an alle anderen ist unendlich. Machen Sie doch nicht immer andere verantwortlich, übernehmen Sie selbst endlich Verantwortung, und gestalten Sie, was Sie gestalten können! Aber Sie nehmen unwidersprochen hin, daß Ihr Kabinettskollege Waigel Ihren Etat auf diese Art und Weise zusammenkürzt. Wir haben von Ihnen kein einziges Wort vernommen, mit dem Sie sich dagegen zur Wehr gesetzt hätten. Nein, Sie stellen sich hin und verteidigen ihn auch noch.
    Der Kinder- und Jugendhilfeplan wird um 10 Prozent zusammengestrichen. Aber die Bundesregierung sollte sich vielleicht besser die Worte des Bundespräsidenten zu Herzen nehmen, wenn sie schon nicht auf die Opposition und auf die Betroffenen selbst hört. Er warnte vor Einsparungen im jugendpolitischen Bereich angesichts der Tatsache, daß viele Kinder in einer Familie leben, die auf Sozialhilfe angewiesen ist, und daß junge Menschen vor den negativen Einflüssen von Gewalt und Dro-

    Christel Hanewinckel
    gen geschützt werden müssen. Jugendarbeit braucht Kontinuität und Prävention.
    Die Jugendministerin erkennt dies durchaus an. Sie sagt nämlich:
    Wir dürfen nicht erst dann aktiv werden, wenn es zu Vorfällen gekommen ist. Die Prävention ist das erfolgversprechendste Instrument gegen Jugendkriminalität. Der Erziehung in der Familie kommt dabei eine besondere Verantwortung zu. Wir dürfen die Familien bei ihren Aufgaben jedoch nicht allein lassen.

    (Hans-Peter Kemper [SPD]: Das tut sie doch!)

    Das sind tolle Worte. Allerdings läßt Frau Nolte ihren Worten keine Taten folgen. Der Jugend werden Chancen und Perspektiven verweigert, und die Familien sind zum Lastesel der Nation geworden. Der Haushalt beweist, daß Sie die Familien und die Jugend im Stich lassen.

    (Beifall bei der SPD Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Wo denn?)

    Die Caritas hat zur Zeit eine Anzeige geschaltet, vielleicht kennen Sie sie:
    Jung - und schon am Ende? Die Caritas hilft. Helfen Sie mit.
    Eine solche Anzeige, Frau Ministerin, kommt doch nicht von ungefähr. Sie macht doch darauf aufmerksam, daß das, was Sie zu tun haben, einfach nicht getan wird. Sicherlich ist es richtig, daß alle in der Gesellschaft, alle Gruppen und Kräfte, dafür mitverantwortlich sind, wie es in unserem Land steht, vor allem um die Jugend. Aber das, was in den nächsten Wochen und Monaten passieren wird, wird vor allen Dingen zu Lasten der Jugend gehen.
    Meine Damen und Herren in den Koalitionsfraktionen, sind Sie sich eigentlich darüber im klaren, daß die von Ihnen gewollten Kürzungen bei den ABM und bei den Maßnahmen nach § 249h AFG die soziale Infrastruktur in der Bundesrepublik, vor allen Dingen in den östlichen Bundesländern bedrohen? In Sachsen-Anhalt werden auf Grund Ihrer Kürzungen, denen Sie morgen zustimmen wollen, rund 9 000 Stellen wegfallen, davon jede zwölfte bei den sozialen Diensten. Der Paritätische Wohlfahrtsverband in Sachsen-Anhalt hat ganz eindeutig festgestellt, daß ganze Teile seiner Arbeit, insbesondere in der Jugendarbeit, aber auch in der Alten- und Behindertenhilfe schlicht nicht mehr vorhanden sein werden. Wir haben von Ihnen, Frau Ministerin Nolte, keinen Protest gegen die Kürzungen gehört. Wo, bitte, hat das etwas mit Wachstum und Beschäftigung zu tun?

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Letzte Woche fand das erste deutsch-tschechische Jugendtreffen nach der Wende statt. Auch die Jugendministerin war da. Sie haben dort angekündigt, für den deutsch-tschechischen Jugendaustausch in Zukunft 2 Millionen DM zur Verfügung zu stellen. Das ist richtig und falsch zugleich. Sie haben der Öffentlichkeit nämlich nicht mitgeteilt, daß dafür Gelder von den anderen Initiativen des internationalen Jugendaustausches weggenommen werden. Sie haben auch nicht mitgeteilt, daß der Titel insgesamt um ungefähr 1,4 Millionen DM gekürzt wird. Was Sie hier tun, ist für Jugendliche unfaßbar.
    Verständigung und Aussöhnung sind notwendig und wichtig. Wir wissen alle, daß dafür Mittel zur Verfügung gestellt werden müssen. Diese Mittel sind Investitionen in den Frieden und den europäischen Einigungsprozeß. Wenn Sie aber den jungen Leuten nur die halbe Wahrheit erzählen, Frau Ministerin Nolte, dann zerstört das Vertrauen. Ich hätte von Ihnen erwartet, daß Sie sich an die DDR-Zeiten erinnern, wo wir immer wieder die Erfahrung machen mußten, daß wir belogen und mit Phrasen hingehalten wurden. Was Sie jetzt tun oder getan haben, geht für mich in eine ähnliche Richtung.

    (Beifall bei der SPD und der PDS)

    Die Zukunft unserer Gesellschaft hängt davon ah, wie wir mit unseren Kindern umgehen. Eine Gesellschaft, die nicht in der Lage ist, Kinder vor sexueller Ausbeutung und Vermarktung zu schützen, hat keine Zukunft. An welcher Stelle, Frau Nolte, sind in Ihrem Haushalt in Zahlen die Konsequenzen aus der Konferenz in Stockholm und der Weltfrauenkonferenz in Peking vermerkt? An keiner Stelle. Auch hier erheben Sie Forderungen, stellen im Ausland fest, was notwendig ist. Wie eigentlich wollen Sie im nächsten Jahr das, was Sie in der Frauenpolitik und in der Kinderpolitik versprochen und gefordert haben, umsetzen? Ihr Haushalt enthält dazu nichts.
    Kurz nach Ihrem Amtsantritt haben Sie, Frau Nolte, Ihre Schwerpunkte verkündet:
    Insgesamt sehe ich meine Aufgabe als Ministerin darin, Lobbyistin und Verfechterin für die Interessen der Familien, der Senioren, der Frauen und der Jugendlichen zu sein.
    Wenn ich mir ansehe, was von dem, was Sie damals verkündet, versprochen und gefordert haben, tatsächlich in Politik umgesetzt worden ist, dann muß ich heute, zwei Jahre danach, feststellen: nichts von alledem.
    Im Gegenteil: Sie wollen bei der Steuer so eingreifen, daß die, die vom Existenzminimum leben, eine höhere Belastung tragen müssen. Sie wollen dafür sorgen, daß durch die Heraufsetzung des Renteneintrittsalters die Frauen ihre Rente später beziehen. Sie wollen bei der Krankenversicherung dafür sorgen, daß die Kürzung des Krankengeldes auch erwerbstätige Mütter und Väter trifft, die zur Betreuung ihrer kranken Kinder zu Hause bleiben. Bei der Arbeitslosenversicherung halte ich es für einen Skandal, daß jungen Müttern die Zeit ihres Mutterschutzes nicht mehr als Vorversicherungszeit bei der Arbeitslosenversicherung anerkannt wird; damit verkürzt sich die Dauer ihres Bezuges von Arbeitslosengeld, falls sie arbeitslos werden.
    Meine Damen und Herren, die Gemeinheiten stekken wie immer im Detail, und es gibt viele davon. Ich kann sie hier nicht alle aufzählen. Eine Ministerin für

    Christel Hanewinckel
    Familie, Senioren, Frauen und Jugend muß darauf achten, daß es nicht zu einseitigen Belastungen dieser Gruppen kommt.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Ihr „Haus der Generationen", Frau Nolte, ist baufällig. Fangen Sie an, Ihr Amt als Ministerin ernst zu nehmen, und tun Sie etwas für die Gruppen, deren Lobbyistin Sie sein wollten, zum Beispiel morgen, indem Sie gegen das Kürzungspaket stimmen. Setzen Sie Ihre Stimme ein für die Familien, die Frauen, die jungen und die alten Menschen. Machen Sie endlich etwas aus Ihrer Macht!

    (Beifall bei der SPD und der PDS sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Oder treten Sie zurück!)



Rede von Hans Klein
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Kollege Peter Jacoby.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Peter Jacoby


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Weil wir uns in einer Haushaltsdebatte befinden, möchte ich zunächst einmal darauf hinweisen, daß es einen Unterschied gibt zwischen dem, was gesellschaftspolitisch wünschenswert ist, und dein, was finanzpolitisch in einer ganz speziellen, haushaltspolitisch brisanten Zeit machbar ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU Zuruf von der SPD: Lassen Sie doch die Sprüche!)

    Deshalb möchte ich sagen, daß die 11,7 Milliarden DM, die im Einzelplan 17 veranschlagt werden, aus Sicht der Bundesregierung und der sie tragenden Koalition den Versuch darstellen, das, was gesellschaftspolitisch im Jahr 1997 zu bewältigen ist, finanziell seriös zu bestreiten und zu begleiten.

    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist gescheitert!)

    Wir machen den Versuch, die Antworten mit den Maßnahmen zu geben, deren Finanzierung wir sichergestellt zu haben glauben. Auf diesen Punkt möchte ich hinweisen.
    Ich möchte gleichzeitig auf den Widerspruch bei Ihnen hinweisen, sich am Dienstag hierherzustellen und die Staatsverschuldung zu beklagen, zu formulieren, die Staatsschulden würden auf Kosten der jungen Generation angehäuft, um dann am Donnerstag hierherzukommen und Mehrausgaben in Millionen-, ja Milliardenhöhe zu fordern. Das ist widersprüchlich und unglaubwürdig zugleich.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Widerspruch bei der SPD)

    Ein dritter Punkt. Ich möchte fragen, was denn der Ministerpräsident von Niedersachsen meint, wenn er gestern in einem Interview erklärt, es sei ein Irrtum, den Sozialstaat immer nur beliebig ausbauen zu wollen.

    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Da hat der Ministerpräsident völlig recht!)

    Angesichts eines dramatischen Umbruchs der Gesellschaft müsse ständig neu bestimmt werden, wieviel Sozialstaat sich der Staat unter den neuen Bedingungen der Globalisierung erlauben könne.
    Wenn in Ihrer eigenen Partei darüber diskutiert wird, man müsse auch da und dort neue Richtungsentscheidungen treffen, dann können Sie doch anderen, die diese Richtungsentscheidungen verantworten, nicht in der platten Weise begegnen, wie das eben geschehen ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Zuruf von der SPD: Lächerlich!)

    Meine Damen und Herren, ich greife das auf, was Sie im Blick auf das Erziehungsgeld gesagt haben. Natürlich kann man darüber diskutieren, und man muß es dann insbesondere finanzieren, wenn man den Kreis der Adressaten beim Erziehungsgeld erweitern will.

    (Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Erweitern?)

    - Den Kreis erweitern, nachdem die Fallzahlen zurückgegangen sind; darüber kann man diskutieren. Gleichzeitig lege ich allerdings Wert auf die Feststellung, daß wir nicht Hand an die gesetzlichen Grundlagen legen und daß es keinem Leistungsempfänger des Jahres 1996 im Jahre 1997 schlechtergeht. Vielmehr verteidigen wir in dieser schwierigen Situation den Status quo.

    (Widerspruch bei der SPD)

    Das machen alle Bundesländer in der Bundesrepublik Deutschland, egal, ob sie CDU- oder SPD-regiert sind. Nur, Sie verdrängen den einen Teil der Wirklichkeit und sind deshalb unglaubwürdig und doppelbödig zugleich.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich will etwas zum Argument des Verschiebens der Kindergelderhöhung um 20 DM um ein Jahr sagen. Man kann darüber klagen, und niemand von uns ist darüber froh. Nur, ich will Ihnen jetzt einmal erzählen, was in dem Land geschieht, aus dem ich komme. Ich komme aus dem Saarland.

    (Zuruf von der SPD: Es gibt auch bessere Leute aus dem Saarland als Sie!)

    Dort hat man jetzt die Schülerbeförderungskosten zum nächsten Schuljahr für alle Schüler ab der Sekundarstufe ersatzlos gestrichen, mit der Folge, daß alle Familien - ob kinderreich, ob kinderarm, ob bedürftig oder nicht bedürftig - pro Kind durchschnittlich 40 DM im Monat mehr zu zahlen haben als bisher.
    Deshalb meine ich: Wenn sich die Länder ihrerseits gehalten sehen, solche Sparnotwendigkeiten zu verantworten, dann können Sie doch umgekehrt nicht hierhergehen und angesichts dessen, daß in diesem Jahr ein Familienleistungsausgleich mit 7 Milliarden DM mehr in Kraft gesetzt worden ist, aus einer Verschiebung der Kindergelderhöhung eine solche Argumentation herleiten, wie das soeben geschehen ist. Auch das ist widersprüchlich, doppelbödig. Sie

    Peter Jacoby
    verdrängen die Handlungsnotwendigkeit, die doch in Ihrer eigenen Verantwortung auf der Ebene der Bundesländer längst gesehen wird. Man verhält sich ja auch entsprechend.
    Ich möchte daher etwas im Blick auf den Haushalt sagen. Die Relationen zwischen den freiwilligen und den gesetzlichen Leistungen sind etwa die zwischen 7 Prozent im operativen und 93 Prozent im gesetzlichen Bereich. Was geändert wird, betrifft insbesondere den gesetzlichen Bereich beim Erziehungsgeld. Es gibt aber auch Mehrausgaben etwa hinsichtlich der Zivildienstleistenden, wo wir mehr Fallzahlen haben, oder beim Unterhaltsvorschuß, so daß es, was den freiwilligen Bereich anlangt, gelungen ist, einen Kern auch für die Zukunft zu bewahren, zum Beispiel im Bereich der frauenpolitischen Maßnahmen, im Bereich des Garantiefonds, beim Kinder- und Jugendplan des Bundes, in der Seniorenpolitik und bei den Zuschüssen an die Wohlfahrtsverbände, sowohl was ihre Tätigkeiten anlangt wie auch, was ihre institutionelle Förderung betrifft.
    Wenn man sich in dieser Zeit mit Vertretern der Verbände unterhält, dann sagen sie durchaus: Wir stellen in Rechnung, in welcher finanziellen Situation sich das Land befindet. Kümmert euch darum, daß nicht mit der Heckenschere gekürzt wird, daß eine globale Minderausgabe vermieden werden kann. Nur, wenn wir das erreichen wollen, brauchen wir dazu in diesen Wochen, in denen wir den Haushaltsplan im Ausschuß beraten, auch die Mithilfe der Opposition. Ansonsten droht eben das, was die Verbände und diejenigen, die ehrenamtlich tätig sind, nicht haben wollen, nämlich eine pauschale, eine lineare Kürzung, die bis jetzt Gott sei Dank vermieden worden ist.
    Ich will ein Letztes sagen. Wenn wir die Diskussion im Bereich der Sozialpolitik und der Sozialstaatlichkeit überhaupt nur auf finanzielle Kategorien verkürzen, dann tragen wir doch einem Problem, von dem Sie, Frau Hanewinckel, am Schluß gesprochen haben, überhaupt nicht Rechnung. Wenn wir, die wir in den letzten Tagen und Wochen mit den schrecklichen Berichten über Brutalität an Kindern, jungen Mädchen und jungen Frauen konfrontiert worden sind, die Frage der Gewalt und vieles andere mehr diskutieren, dann sind es nicht finanzielle Kategorien, die wir zu bemühen haben. Vielmehr muß das Bewußtsein entsprechend gebildet werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Deshalb möchte ich sagen, Frau Ministerin Nolte: Wir stehen hinter den finanzpolitischen Schwerpunktsetzungen im Einzeletat 17; wir stehen aber insbesondere dann hinter Ihnen, wenn Sie alle Gelegenheiten wahrnehmen - wie das in den letzten Tagen und Wochen geschehen ist -, sich in der Öffentlichkeit für die Bildung eines entsprechenden Bewußtseins und die Setzung entsprechender Maßstäbe einzusetzen, weil nur dadurch viele neue Probleme bewältigt werden können. Dieser Zusammenhang ist mir auch in einer Debatte wichtig, die eigentlich dem Haushalt gewidmet sein soll. Aber wir müssen beides miteinander verknüpfen, Strukturveränderung, Bewußtseinsbildung und eine entsprechende haushaltspolitische Begleitung all dessen, was wir uns für das kommende Jahr vorgenommen haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)