Rede:
ID1312201600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/122 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 122. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 12. September 1996 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Bundeswirtschaftsministers Dr. Günter Rexrodt 10931 B Begrüßung des Präsidenten der Handwerkskammer Budapest und des stellvertretenden Fraktionsführers der sozialistischen Partei im ungarischen Parlament 11008 B Tagesordnungspunkt 1: a) Fortsetzung der ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1997 (Haushaltsgesetz 1997) (Drucksache 13/5200) . . 10931 A b) Fortsetzung der Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1996 bis 2000 (Drucksache 13/5201) 10931 A Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 10931 B Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . . 10932 D Hans-Eberhard Urbaniak SPD . . . . 10933 A Ernst Schwanhold SPD . . . . 10934B, 10958 C Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 10937 D Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10939 D Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . 10942B, 109558 Rolf Kutzmutz PDS 10944 B Dr.-Ing. Paul Krüger CDU/CSU . 10945D, 10949A, 10950B Eckart Kuhlwein SPD 10947 D Rolf Schwanitz SPD 10948 C Dr. Christa Luft PDS 10949D Anke Fuchs (Köln) SPD . . . . 10951A, 10956B Ulrich Petzold CDU/CSU 10953 A Dr. Heiner Geißler CDU/CSU 10953D, 10954 B Friedhelm Ost CDU/CSU . . . 10956D, 10959A Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA . 10959 D Ingrid Matthäus-Maier SPD . 10960D, 10981A Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10961C Ulrike Mascher SPD 10963 A Ottmar Schreiner SPD 10964 C Dr. Gisela Babel F.D.P 10965 C Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . 10967 D Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10970B Dr. Barbara Hendricks SPD . 10970D, 10983 B Dr. Barbara Höll PDS 10971 A Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10971 C Dr. Gisela Babel F.D.P 10973C, 10976A Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10975 D Petra Bläss PDS 10976 B Dr. Konstanze Wegner SPD 10978 B Karl-Josef Laumann CDU/CSU 10979 D Ottmar Schreiner SPD . . . . 10980C, 10982 B Volker Kauder CDU/CSU 10982 B Leyla Onur SPD 10984 B Dr. Jürgen Rüttgers, Bundesminister BMBF 10986A Edelgard Bulmahn SPD . . . 10987C, 11006C Edelgard Bulmahn SPD 10990 B Steffen Kampeter CDU/CSU 10993 D Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10996 B Franz Thönnes SPD 10996 D Simone Probst BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10997 C Jürgen Koppelin F.D.P 10998 D Dr. Ludwig Elm PDS 11001A Günter Rixe SPD 11002 C Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU 11003D, 11004A Werner Lensing CDU/CSU 11004 B Dr. Gerhard Friedrich CDU/CSU . . . 11006A Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11008 C Jörg Tauss SPD 11009D Jürgen Koppelin F.D.P 11010B Claudia Nolte, Bundesministerin BMFSFJ 11011D Heidemarie Lüth PDS 11013A Christel Hanewinckel SPD 11014 D Johannes Singhammer CDU/CSU . 11015C Peter Jacoby CDU/CSU 11017A Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11018C Sabine Leutheusser-Schnarrenberger F.D.P 11020A, 11021C Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11021B Rosel Neuhäuser PDS 11021 D Maria Eichhorn CDU/CSU 11022 D Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11023 C Siegrun Klemmer SPD 11024 C Horst Seehofer, Bundesminister BMG . 11026C Klaus Kirschner SPD 11030 D Horst Seehofer CDU/CSU . . 11033A, 11033 C Hubert Hüppe CDU/CSU . . . 11036B, 11038D Waltraud Lehn SPD 11036 C Dr. Wolfgang Wodarg SPD 11037 A Editha Limbach CDU/CSU 11037 C Monika Knoche BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11038B Marina Steindor BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11039A Dr. Dieter Thomae F.D.P 11040C Klaus Kirschner SPD . . . . 11041D, 11044 D Dr. Ruth Fuchs PDS 11042 B Editha Limbach CDU/CSU 11043A Monika Knoche BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11043C Waltraud Lehn SPD 11045 B Wolfgang Gröbl, Parl. Staatssekretär BML 11046A Horst Sielaff SPD 11048 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU 11050 D Peter Harry Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 11051B Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11053D Wolfgang Gröbl CDU/CSU 11054 D Ulrich Heinrich F D P. 11055 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . 11056B Dr. Günther Maleuda PDS 11056 D Ilse Janz SPD 11057 D Peter Harry Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 11059B Nächste Sitzung 11059 D Berichtigung 11059 Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 11060 * A 122. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 12. September 1996 Beginn: 9.02 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 121. Sitzung, Seite 10886D, vorletzter Absatz, Zeile 9: Das Wort „nicht" ist durch das Wort „doch" zu ersetzen. Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Augustin, Anneliese CDU/CSU 12. 9. 96 Beck (Bremen), BÜNDNIS 12. 9. 96 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Borchert, Jochen CDU/CSU 12. 9. 96 Graf von Einsiedel, PDS 12. 9. 96 Heinrich Glos, Michael CDU/CSU 12. 9. 96 Dr. Jacob, Willibald PDS 12. 9. 96 Kurzhals, Christine SPD 12. 9. 96 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 12. 9. 96 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Nitsch (Rendsburg), BÜNDNIS 12. 9. 96 Egbert 90/DIE GRÜNEN Regenspurger, Otto CDU/CSU 12. 9. 96 Schlauch, Rezzo BÜNDNIS 12. 9. 96 90/DIE GRÜNEN Schütz (Oldenburg), SPD 12. 9. 96 Dietmar Thieser, Dietmar SPD 12. 9. 96 Voigt (Frankfurt), SPD 12. 9. 96 Karsten D. Dr. Zöpel, Christoph SPD 12. 9. 96
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Margareta Wolf-Mayer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Guten Morgen! Herr Rossmanith, Sie sind ein wahrhafter Träger des europäischen Geistes, wie wir gerade erfahren konnten. Wenn Sie

    Margareta Wolf (Frankfurt)

    „Volkswagen" sagen - so haben Sie sich gerade geoutet -, denkt man tatsächlich an völkisch.

    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD Dr. Erich Riedl [München] [CDU/CSU]: Das ist eine Unverschämtheit! Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Ich möchte es nicht versäumen, Ihnen, Herr Rexrodt, ganz herzlich zum Geburtstag zu gratulieren. Ich möchte es weiterhin nicht versäumen, Ihnen dafür zu danken, daß Sie vorhin angekündigt haben, daß Sie am 25. November ein Energiewirtschaftsgesetz einbringen werden. Just am 25. November ist der erste Geburtstag unseres Energiewirtschaftsgesetzes. Wir haben es am 25. November letzten Jahres eingebracht. Soviel zu Konzepten, und soviel zur Entschlossenheit dieser Bundesregierung.
    Zukunftsfähigkeit bedeutet, sich heute den Herausforderungen der Zukunft zu stellen und heute die notwendigen Investitionen für die nächsten Generationen zu tätigen. Das leistet der Einzelplan 09 nicht. Zukunftsfähigkeit bedeutet, eine verantwortliche Politik zu betreiben, das heißt, eine größtmögliche Planungssicherheit für die Menschen und auch für die Unternehmen zu gewährleisten. Das leistet der Einzelplan wiederum nicht. Ebenfalls leistet er nicht, Rahmenbedingungen für den dringend notwendigen Strukturwandel zu schaffen und damit Anreize für Innovationen und Investitionen zu geben. Das alles leistet dieser Einzelplan tatsächlich nicht.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der PDS)

    Der Anforderung im Hinblick auf Zukunftsfähigkeit wird der Einzelplan nicht gerecht. Er ist sogar teilweise unseriös. Er hat teilweise die Funktion eines Nebelwerfers; man ist im Begriff, damit Schattenhaushalte einzurichten. Der Einzelplan ist kurzatmig und macht deutlich, daß Sie im Referenzjahr 1997 alle Register der Haushaltskosmetik ziehen, um die Kriterien von Maastricht erfüllen zu können. Sie sagen nicht - das ist das Problem -, daß dem Steuerzahler diese kurzgedachten Rechentricks wieder auf die Füße fallen. Damit machen Sie den gleichen Fehler - Kollege Fischer hat gestern darauf hingewiesen - wie bei der deutschen Einheit. Sie nutzen den gesellschaftlichen Konsens nicht, sondern tragen zur Volksverblödung bei. Dies haben Europa und auch das Volk nicht verdient.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der PDS)

    Herr Rexrodt, es wurde heute morgen wieder deutlich: Sie ignorieren die Herausforderungen der Zukunft. Ich nenne das Stichwort: Pleitewelle. Heute morgen kam es über den Ticker, daß die Insolvenzrate dramatisch steigt. Es kann doch nicht sein, daß Sie auf diese Entwicklung nach dem Motto reagieren: „Don't worry, be happy" .

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Was heißt das auf deutsch?)

    Sie zeigen damit auschließlich, daß Sie Wirtschaftspolitik weiter mit eingezogenem Kopf machen und das Ruder nicht herumreißen wollen. Nein, Sie laufen auf den alten Trampelpfaden weiter.

    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Wie zukunftsfähig Sie sind, sagen Ihnen doch Ihre eigenen Leute: Otto Graf Lambsdorff prognostiziert, daß die vom Kanzler versprochene Halbierung der Zahl der Arbeitslosen bis zum Jahr 2000 nicht eintreten werde. Ja, er sagt sogar, daß er eher eine Marke von fünf Millionen erwartet.

    (Dr. Uwe Küster [SPD]: Richtig! Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Er freut sich nicht!)

    - Ich nehme an, er wird heute noch sprechen und das näher erläutern.

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Gleich nach Ihnen, nur besser!)

    Die Deutsche Bank Research schreibt in ihrem neuesten Bericht vom 4. September - das ist ja keine Publikation von uns -, daß Sie Substanzverzehr betreiben statt Zukunftsvorsorge.
    Wir haben gestern Heiner Geißler gehört, der in
    diesem Hause gesagt hat: Wir brauchen eine neue Mentalität, um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden. Dieses leisten Sie nicht.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der PDS)

    Ohrfeigen über Ohrfeigen, die tatsächlich einen Offenbarungseid für ihren fehlenden Mut zur Gestaltung einer zukunftsfähigen Wirtschaft darstellen.
    Lassen Sie mich das an drei einzelnen Punkten noch näher erläutern.
    Erster Punkt. Ich finde, das beste Beispiel für eine unseriöse, nebelwerfende Haushaltspolitik ist in diesem Haushalt der Kohlebereich. Für die Abwicklung des Verstromungsfonds werden insgesamt 800 Millionen DM weniger bereitgestellt, als in der letztjährigen Finanzplanung vorgesehen. Die Kokskohlenbeihilfe sinkt in Ihrem Etat um 500 Millionen DM. Insgesamt macht das 85 Prozent der gesamten Kürzungen in Ihrem Einzelplan aus.
    Herr Minister, Sie wissen doch genausogut wie wir, daß es sich bei Ihrem Haushalt um eine ungeheure Vernebelungsaktion handelt. Sie führen uns lediglich - das finde ich unverantwortlich - rechentechnische Luftnummern vor. Die Auszahlung der genannten Mittel wird nur verschoben. Bis zum Jahr 2000 gibt es im Kohlebereich keine Mark weniger Subventionen.
    Aber Sie und Herr Waigel rennen herum und erzählen jedem, der es nicht hören will, Sie betrieben Subventionsabbau. Sie wissen, daß Sie, ohne gegen Gesetze zu verstoßen, einen Subventionsabbau im Steinkohlebereich überhaupt nicht vornehmen können.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Margareta Wolf (Frankfurt)

    Auch wir wollen aus der Steinkohle aussteigen. Wir halten sie ökologisch und ökonomisch für unverantwortlich. Aber wir brauchen doch Vertrauensschutz für diese Region. Wir brauchen einen verläßlichen Rahmen für Umstrukturierungen in diesem Gebiet.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Ingrid Matthäus-Maier [SPD] Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Die in Nordrhein-Westfalen wollen das Gegenteil!)

    Zweiter Punkt. Herr Schwanhold hat das Eigenkapitalhilfeprogramm angesprochen. Dieses Programm ist ein zentraler Baustein der Mittelstandsförderung. Ich halte die Fokussierung der Mittelstandsförderung auf Eigenkapitalausstattung für konsequent; denn da liegt das zentrale Problem der KMUs.
    Wir haben in den letzten Jahren beobachtet, daß die Eigenkapitalausstattung von 30 auf 18 Prozent, also dramatisch, gesunken ist. Die Pleitewelle macht aber deutlich, denke ich, daß es nicht reicht, so eingleisig zu fahren. Bei aller Sympathie für das Eigenkapitalhilfeprogramm darf man nicht vergessen, daß man langfristig endlich den Abbau der Hemmnisse zur Etablierung eines funktionierenden Risikokapitalmarkts fördern muß. Warum fahren Sie nicht endlich mehrgleisig? Warum nutzen Sie nicht die Chance der Krise? Die Chance der Krise liegt bei den KMUs unter anderem im Generationswechsel. Sie tun es nicht. Sie sind halbherzig. Sie machen eine rein additive Förderpolitik.
    Ich muß in diesem Zusammenhang auch sagen: In Sachsen geben Sie der Großindustrie ganz schnell nach. Was ist eigentlich mit den kleinen und mittleren Betrieben? Warum fehlt Ihnen da die Entschiedenheit?

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der PDS)

    Neben der Schaffung der notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen für den Finanzplatz Deutschland und der steuerrechtlichen Gleichstellung der Anlageformen ist eine langfristige Reform und Umorientierung der Mittelstandsförderung für unsere Begriffe unumgänglich. Das bedeutet, daß wir die Mittel aus der klassischen Förderung zur Finanzierung von Reformmaßnahmen langfristig umschichten müssen. Das bedeutet auch, daß wir zur Schaffung eines funktionsfähigen privaten Beteiligungskapitalmarkts, der die traditionelle Kreditförderung der KMUs auf lange Sicht ersetzt und öffentliche Mittel in erheblichem Umfang einsparen läßt, zielorientiert umschichten müssen.
    Meine Fraktion Bündnis 90/Die Grünen wird im Rahmen der Haushaltsberatungen einen Umschichtungsantrag für eine überregionale Informationsbörse stellen. Das Land Thüringen geht mit einer regionalen Informationsbörse voran. Wir werden einen Antrag für Reformmaßnahmen zur steuerlichen Gleichstellung von Anlagen in Produktivvermögen stellen und Ihnen somit die Möglichkeiten bieten, endlich - ich betone das - die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, daß Sie den lange angekündigten Risikokapitalmarkt in diesem Land etablieren können.
    Warum hören Sie nicht endlich auf Herrn Biedenkopf, Ihren Kaiser aus Sachsen, auf den Sie immer so stolz sind? Warum hören Sie nicht auf das RKW? Der Bund finanziert das Rationalisierungskuratorium der deutschen Wirtschaft. Sie beraten in erster Linie die kleinen und mittleren Unternehmen.
    Warum hören Sie nicht auf die Mittelständler, gerade vor dem Hintergrund des Generationswechsels? Allesamt sagen sie seit Jahren, daß sich die Herausforderung der Zukunft, die Schaffung neuer, innovativer Arbeitsplätze, nicht ausschließlich mit klassischer Existenzförderung erreichen läßt. Die immer höher steigende Insolvenzrate und der damit verbundene Wegfall von Arbeitsplätzen sprechen eine deutliche Sprache. Ich finde diesen Zustand alarmierend.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der PDS)

    Wir müssen in diesem Land risikobereiter werden. Wir brauchen den Mut zum Neuen in diesem Land, und ich sehe bei allem Westerwellischem Geplappere keine Konzepte, die den Herausforderungen der Zukunft tatsächlich gerecht werden.

    (Dr. Guido Westerwelle [F.D.P.]: Ich bin doch eben erst hereingekommen!)

    - Aber Sie reden ja auch, wenn Sie nicht hier sind, oder?
    Noch ein anderer Punkt. Herr Schwanhold hat bereits darauf hingewiesen: Herr Waigel hat am Dienstag angekündigt, daß er das Eigenkapitalhilfeprogramm in das ERP-Sonderprogramm überführen will. Meine Damen und Herren, damit etablieren Sie einen weiteren Schattenhaushalt; nichts anderes ist das.
    Sie sagen, das EKH-Programm wird gut angenommen. Die vorgesehene Maßnahme ist nur ein weiterer Beitrag zur Verunsicherung in der Mittelstandsförderung aber kein Beitrag zu Transparenz und Klarheit.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Lassen Sie mich abschließend einen dritten Punkt ansprechen.
    Sie präsentieren seit Jahren stolz eine Broschüre, die unter dem Titel „ 109 Maßnahmen für den Klimaschutz, Unterstützung und Beratung privater Verbraucher sowie KMU zur Optimierung der betrieblichen Energieversorgung" firmiert. In diesem Programm weisen Sie viermal auf Ihr Energieberatungsprogramm hin, das sich in zwei Haushaltstiteln im Einzelplan 09 findet.

    Margareta Wolf (Frankfurt)

    Ganz „zukunftsweisend" streichen Sie den einen Titel in Ihrem Haushalt 1997, die Streichung umfaßt 5 Millionen DM. Einen weiteren Titel kürzen Sie drastisch.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Darauf kommt es auch nicht mehr an!)

    Ich denke, daß das nicht kommentiert werden muß. Es spricht eine absolut deutliche Sprache und macht wirklich deutlich, daß Ihnen der Mut und die Kraft für Innovation und Strukturwandel fehlen. Ich glaube, Zukunft braucht Mut und Kreativität und keinen bornierten Strukturkonservatismus, wie Sie ihn mit dem Einzelplan präsentieren.
    Danke schön.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der PDS)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Eine Bitte, Frau Wolf. Ich habe das Protokoll nicht vorliegen und kann daher nicht wortwörtlich zitieren, aber bringen wir niemanden aus unserem Parlament in die Nähe des völkischen Denkens. Das sollten wir wirklich überwunden haben.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P. Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Das gibt es doch!)

Das Wort hat jetzt Otto Graf Lambsdorff.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Graf Otto Lambsdorff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Ich weiß, wir sind in der Haushaltsdebatte, aber wenn man dieser Debatte folgt, gewinnt man manchmal den Eindruck, als bestünde Wirtschaftspolitik nur aus Geldausgeben oder nicht Geldausgeben. Ich bin dankbar, daß der Bundeswirtschaftsminister das nicht so gesehen hat. Auch das ist einer der Gründe, warum wir uns darüber freuen, daß er wieder hier ist. Wir brauchen ihn in seiner Funktion als Bundeswirtschaftsminister. Gut, daß Sie wieder da sind, Herr Rexrodt.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Ich bedanke mich, Herr Schwanhold, für die Freundlichkeit, die Sie besessen haben. Ich widerspreche den Unfreundlichkeiten, die Sie anschließend hinzugefügt haben.
    Ich bedanke mich vor allem im Namen der F.D.P.-Fraktion beim Koalitionspartner, bei der Opposition und bei den Medien für ihre durchgehend faire Haltung während der Krankheit des Bundeswirtschaftsministers. Ich fand, das war ein gutes Beispiel dafür, wie wir uns auch benehmen können.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der PDS)

    Es treibt mich und wohl auch andere Monat für Monat um: eine Rekordmeldung über die positive Entwicklung des Arbeitsmarkts in den USA nach der anderen, aber jeden Monat eine schlechtere Meldung über die Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Deutschland.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das liegt an Kohl!)

    Die Zahl von 4 bis 5 Millionen, die gestern auch der Bundeskanzler aufgegriffen hat, habe ich schon vor Monaten an diesem Pult erwähnt. Es ist überhaupt nichts Neues, daß wir leider immer noch auf dem Weg zu 5 Millionen Arbeitslosen sind.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das Kanzleramt ist nicht vertreten!)

    Der Bundeskanzler, der SPD-Vorsitzende und sogar der Sprecher der Grünen haben in unserer Debatte im Januar gemeint, wir sollten uns die USA in diesem Bereich etwas näher ansehen. Inzwischen können wir feststellen, daß auch in einem kleinen Land, in Neuseeland - lesen Sie den „Spiegel"-Bericht der letzten Woche -, Liberalisierung, Deregulierung und Steuersenkungen zur Halbierung der Arbeitslosenquote geführt haben, und das unter einer Labour-Regierung.
    Verehrte Kollegen von der SPD, in Holland und Schweden gehen sozialdemokratische Regierungschefs entschlossen den Weg zu mehr Marktwirtschaft. Hat Deutschland es wirklich verdient, eine wirtschaftspolitisch weder lernfähige noch lernwillige Opposition zu haben?
    Der Deutsche Gewerkschaftsbund streitet darum, ob er die Marktwirtschaft nicht völlig aus seinem Grundsatzprogramm streichen soll. Seine Demonstrationen, mit denen übrigens kein einziger Arbeitsplatz geschaffen wird, erschöpfen sich im Nein zu allen Vorschlägen der Koalition. Das ist ein Nein zu den Arbeitslosen, das ist ein Nein zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Das Tarifkartell von Arbeitgebern und Gewerkschaften hat zu dieser Arbeitslosigkeit beigetragen. Da brauchen wir gar keine Meinungsverschiedenheiten zwischen Herrn Gerhardt und dem Bundeskanzler. Dieses Tarifkartell hat sich überlebt. Es geht dem Ende entgegen, da kann einer reden und wünschen, was er möchte.
    Einige von Ihnen aus der Opposition versuchen, die Probleme einfach wegzureden. Standortwettbewerb könne nicht die Lösung sein, meinte Oskar Lafontaine in einem Aufsatz in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" . Gestern hat er dasselbe hier wiederholt. Ich frage mich: Wo lebt dieser Mann eigentlich?

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Im Saarland!)

    - Im Saarland, das stimmt. Da fällt mir immer Goethe zu Lafontaine ein:

    Dr. Otto Graf Lambsdorff
    Klein ist unter den Fürsten Germaniens freilich der eine, kurz und schmal ist sein Land, mäßig nur, was er vermag.

    (Heiterkeit und Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Das war aus dem Zettelkasten!)

    - Aber Goethe im Zettelkasten ist doch in Ordnung, Frau Fuchs. Was wollen Sie denn noch?
    Glaubt er, Deutschland könne auf einen Knopf drücken und sich aus dem internationalen Wettbewerb abmelden? Er beklagt die Globalisierung, und er tut dabei so, als sei das eine Entscheidung der Bundesregierung. Die SPD und die Gewerkschaften versuchen, vor den Problemen davonzulaufen. Das endet wie im Märchen von Hase und Igel.
    Und die Grünen? Da gab es in der Sommerpause Stimmen, die den Eindruck erweckten, der Abschied von grünen Voodoo-Economics komme näher. Herr Metzger forderte tiefere Haushaltseinschnitte, mehr Konsolidierung, Frau Scheel überraschte mit Steuerreformvorschlägen. Alles wieder vorbei! Links und radikal sind wir, so Joschka Fischer. Von seinem Freunde Trittin ganz zu schweigen. Eine Steuersenkung dürfe Spitzeneinkommen nicht entlasten, so Herr Fischer. Übrigens hat er gestern eine schlimme Rede gehalten.

    (Werner Schulz [Berlin] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Für die F.D.P.!)

    - Nein, schlimm für Herrn Scharping.

    (Heiterkeit und Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Ein solches Steuermodell, wie Herr Fischer es vorschlagen wollte, gibt es denklogisch nicht. Hat er noch nie gehört, daß der Gesellschafter einer Personengesellschaft, der bekanntlich Einkommensteuer zahlt, genauso entlastet werden muß wie die Aktiengesellschaft oder die GmbH, wenn das Investieren und die Schaffung von Arbeitsplätzen erleichtert werden sollen?
    Bundesregierung und Koalition setzen auf eine Politik für Wachstum und Beschäftigung. Sie ist schmerzhaft, das wissen wir. Aber nur ein Schelm gibt auf Dauer mehr aus, als er hat. Die größte Ansammlung von Schelmen im Lande sind übrigens die „alternaiven'' Wirtschaftswissenschaftler:

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Steuern erhöhen und 150 Milliarden DM kreditfinanziertes Beschäftigungsprogramm!
    Herr Schwanhold, Sie haben gesagt, das Wirtschaftsministerium sei ein Steinbruch für Kürzungen. Das ist der ganze Bundeshaushalt. Wenn Sie konsolidieren wollen und müssen, bleibt überhaupt nichts anderes übrig. Wenn Sie Vorschläge für zusätzliche Ausgaben machen, dann machen Sie wenigstens Deckungsvorschläge. Ich habe keinen gehört.
    Meine Damen und Herren, die Diskussion bei uns ist unsäglich, nicht nur hier im Hause: Umverteilung nach oben, Umverteilung nach unten. Wer so denkt, kommt mir vor wie ein Mensch, der sein Hemd von oben falsch zuknöpft. Wenn er am letzten Knopf ankommt und das Versehen feststellt, dann bleibt nämlich nur, von ganz oben wieder neu anzufangen. So denken Sie bitte einmal neu nach. Ihre Analysen stimmen nicht, und wenn die Analysen nicht stimmen, taugen Ihre Therapievorschläge auch nichts. Herr Schwanhold, Sie sagen, Konsolidierung und Wachstum gingen nicht zusammen. Ging das nicht nach 1983 ganz vorbildlich zusammen?
    Herrn Scharping und Herrn Schwanhold sage ich das nur am Rande, damit sie sich bitte besser informieren - sagen Sie das auch Ihrem Fraktionsvorsitzenden! -: Das Thema Sozial- und Arbeitsstandards in der WTO in der Singapur-Konferenz ist längst erledigt. Die ILO und die WTO haben sich längst darauf verständigt, daß das keinen Sinn macht und nicht stattfinden wird. Ihr Erkenntnisstand ist hinter der außenwirtschaftlichen Diskussion weit zurück.
    Die Bundesrepublik Deutschland ist zu hoch besteuert, sie ist überreguliert, sie ist immobil, und sie ist inflexibel. Dem wollen und dem müssen wir mit einer mutigen Politik entgegenwirken.

    (Beifall bei der F.D.P.)

    Wir waren daran gewöhnt, jährlich Zuwächse zu verteilen. Das ist vorbei. Wir waren an die Devise gewöhnt: weniger arbeiten und mehr verdienen. Jetzt heißt es: mehr arbeiten und weniger verdienen. Das fällt uns schwer, versteht sich. Aber versinken wir denn in Armut und Elend - ich greife einmal ein Jahr heraus; darüber können Sie diskutieren -, wenn wir auf den Einkommens- und Lebensstandard von 1986 zurückgehen? Ist das wirklich zuviel verlangt, wenn wir damit die Arbeitslosigkeit abbauen können?

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Das tun wir damit aber nicht! Das ist doch Ihr Irrtum!)

    - Wir sind ja gerade dabei, es zu versuchen. Wir sind auf dem Wege dahin. Sie hindern und blockieren uns bei jeder Gelegenheit, die sich bietet, und kommen mit keinem einzigen eigenen Vorschlag, wie es gemacht werden soll.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, es hieß, die F.D.P. vertrete Kapitalismus pur. Herr Kollege Eppelmann, wenn Sie Kapitalismus pur sehen wollen, dann gehen Sie zu Ihren konservativen Gesinnungsfreunden in der Tschechischen Republik. Da können Sie ihn finden, bei uns nicht.
    Das Soziale in der Marktwirtschaft werde abgebaut. In einem Land, das fast ein Drittel seines Bruttosozialprodukts für soziale Zwecke ausgibt, ist es lächerlich, so etwas zu behaupten.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Überall regiere der Markt, so tönen einige. Überall regiert der Markt? Im Arbeitsmarkt? In der Landwirtschaft? In der Energiewirtschaft? Im Steinkohlenbergbau? Machen wir doch die Augen auf. Wir haben tief in marktwirtschaftliche Abläufe und Wirkungsweisen eingegriffen. Weit mehr als 50 Prozent unserer Volkswirtschaft sind inzwischen dem Markt

    Dr. Otto Graf Lambsdorff
    entzogen. Dann kommen die Löschtrupps, die vorher den Brand gelegt haben, und fordern weitere Staatseingriffe.
    Die F.D.P. steht zur Sozialen Marktwirtschaft. Aber sie weiß, daß man nur verteilen kann, was vorher erwirtschaftet wurde.

    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Für Sozialdemokraten und Grüne war zwei plus zwei schon immer fünf. Herr Metzger, Sie wissen das.

    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P. Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Erwischt!)

    Wir bleiben bei der Realität, und die heißt: Deutschland muß sich anstrengen. Deutschland muß sich auch einschränken. Deutschland muß wettbewerbsfähiger werden. Aber sie heißt eben auch: Deutschland kann es schaffen. Deutschland hat alle Voraussetzungen dafür. Deutschland hat nicht nur Standortschwächen, es hat auch bedeutende Standortvorteile. Wir sollten uns auf unsere Stärken besinnen und unsere Schwächen bekämpfen. Wenn wir das unter Führung dieser Regierung und dieser Koalition tun, dann geht es auch wieder nach oben.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)