Rede:
ID1312201200

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Metadaten
  • insert_drive_fileAus Protokoll: 13122

  • date_rangeDatum: 12. September 1996

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    Plenarprotokoll 13/122 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 122. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 12. September 1996 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Bundeswirtschaftsministers Dr. Günter Rexrodt 10931 B Begrüßung des Präsidenten der Handwerkskammer Budapest und des stellvertretenden Fraktionsführers der sozialistischen Partei im ungarischen Parlament 11008 B Tagesordnungspunkt 1: a) Fortsetzung der ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1997 (Haushaltsgesetz 1997) (Drucksache 13/5200) . . 10931 A b) Fortsetzung der Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1996 bis 2000 (Drucksache 13/5201) 10931 A Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 10931 B Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . . 10932 D Hans-Eberhard Urbaniak SPD . . . . 10933 A Ernst Schwanhold SPD . . . . 10934B, 10958 C Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 10937 D Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10939 D Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . 10942B, 109558 Rolf Kutzmutz PDS 10944 B Dr.-Ing. Paul Krüger CDU/CSU . 10945D, 10949A, 10950B Eckart Kuhlwein SPD 10947 D Rolf Schwanitz SPD 10948 C Dr. Christa Luft PDS 10949D Anke Fuchs (Köln) SPD . . . . 10951A, 10956B Ulrich Petzold CDU/CSU 10953 A Dr. Heiner Geißler CDU/CSU 10953D, 10954 B Friedhelm Ost CDU/CSU . . . 10956D, 10959A Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA . 10959 D Ingrid Matthäus-Maier SPD . 10960D, 10981A Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10961C Ulrike Mascher SPD 10963 A Ottmar Schreiner SPD 10964 C Dr. Gisela Babel F.D.P 10965 C Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . 10967 D Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10970B Dr. Barbara Hendricks SPD . 10970D, 10983 B Dr. Barbara Höll PDS 10971 A Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10971 C Dr. Gisela Babel F.D.P 10973C, 10976A Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10975 D Petra Bläss PDS 10976 B Dr. Konstanze Wegner SPD 10978 B Karl-Josef Laumann CDU/CSU 10979 D Ottmar Schreiner SPD . . . . 10980C, 10982 B Volker Kauder CDU/CSU 10982 B Leyla Onur SPD 10984 B Dr. Jürgen Rüttgers, Bundesminister BMBF 10986A Edelgard Bulmahn SPD . . . 10987C, 11006C Edelgard Bulmahn SPD 10990 B Steffen Kampeter CDU/CSU 10993 D Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10996 B Franz Thönnes SPD 10996 D Simone Probst BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10997 C Jürgen Koppelin F.D.P 10998 D Dr. Ludwig Elm PDS 11001A Günter Rixe SPD 11002 C Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU 11003D, 11004A Werner Lensing CDU/CSU 11004 B Dr. Gerhard Friedrich CDU/CSU . . . 11006A Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11008 C Jörg Tauss SPD 11009D Jürgen Koppelin F.D.P 11010B Claudia Nolte, Bundesministerin BMFSFJ 11011D Heidemarie Lüth PDS 11013A Christel Hanewinckel SPD 11014 D Johannes Singhammer CDU/CSU . 11015C Peter Jacoby CDU/CSU 11017A Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11018C Sabine Leutheusser-Schnarrenberger F.D.P 11020A, 11021C Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11021B Rosel Neuhäuser PDS 11021 D Maria Eichhorn CDU/CSU 11022 D Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11023 C Siegrun Klemmer SPD 11024 C Horst Seehofer, Bundesminister BMG . 11026C Klaus Kirschner SPD 11030 D Horst Seehofer CDU/CSU . . 11033A, 11033 C Hubert Hüppe CDU/CSU . . . 11036B, 11038D Waltraud Lehn SPD 11036 C Dr. Wolfgang Wodarg SPD 11037 A Editha Limbach CDU/CSU 11037 C Monika Knoche BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11038B Marina Steindor BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11039A Dr. Dieter Thomae F.D.P 11040C Klaus Kirschner SPD . . . . 11041D, 11044 D Dr. Ruth Fuchs PDS 11042 B Editha Limbach CDU/CSU 11043A Monika Knoche BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11043C Waltraud Lehn SPD 11045 B Wolfgang Gröbl, Parl. Staatssekretär BML 11046A Horst Sielaff SPD 11048 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU 11050 D Peter Harry Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 11051B Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11053D Wolfgang Gröbl CDU/CSU 11054 D Ulrich Heinrich F D P. 11055 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . 11056B Dr. Günther Maleuda PDS 11056 D Ilse Janz SPD 11057 D Peter Harry Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 11059B Nächste Sitzung 11059 D Berichtigung 11059 Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 11060 * A 122. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 12. September 1996 Beginn: 9.02 Uhr
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    Berichtigung 121. Sitzung, Seite 10886D, vorletzter Absatz, Zeile 9: Das Wort „nicht" ist durch das Wort „doch" zu ersetzen. Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Augustin, Anneliese CDU/CSU 12. 9. 96 Beck (Bremen), BÜNDNIS 12. 9. 96 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Borchert, Jochen CDU/CSU 12. 9. 96 Graf von Einsiedel, PDS 12. 9. 96 Heinrich Glos, Michael CDU/CSU 12. 9. 96 Dr. Jacob, Willibald PDS 12. 9. 96 Kurzhals, Christine SPD 12. 9. 96 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 12. 9. 96 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Nitsch (Rendsburg), BÜNDNIS 12. 9. 96 Egbert 90/DIE GRÜNEN Regenspurger, Otto CDU/CSU 12. 9. 96 Schlauch, Rezzo BÜNDNIS 12. 9. 96 90/DIE GRÜNEN Schütz (Oldenburg), SPD 12. 9. 96 Dietmar Thieser, Dietmar SPD 12. 9. 96 Voigt (Frankfurt), SPD 12. 9. 96 Karsten D. Dr. Zöpel, Christoph SPD 12. 9. 96
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    Rede von Ernst Schwanhold


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Minister, zunächst einmal freue ich mich, Ihnen hier an dieser Stelle zum Geburtstag gratulieren zu können. Es ist schön, daß Sie wieder unter uns sind. - Das waren die Freundlichkeiten.

    (Beifall bei der SPD Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Dann können Sie ja aufhören!)

    Nun hat man die Frage zu stellen, ob Haushalt auch immer Programm sein muß für die wirtschaftspolitische Zukunftsgestaltung. Oder anders ausgedrückt: Wenn Haushalt Programm sein muß, dann müssen Haushaltsauseinandersetzungen auch Streit um die wichtigen Zukunftskonzepte sein.
    Da bleiben Fragen, die Sie, wie ich finde, allzu harmlos gestellt haben: Wie gelingt es, die Wirtschaft auf einen stärkeren Wachstumskurs zu bringen? Wie gelingt es, die Arbeitslosigkeit durch Wirtschaftswachstum zu bekämpfen? Wie schaffen wir Arbeitsplätze? Genau diese Fragen werden in Ihrem Haushaltsentwurf nicht beantwortet. Sie haben noch nicht einmal eine Vorstellung davon, wie man sie beantworten könnte.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn man Ihre Äußerungen auch von heute ernst nimmt, so bin ich gar nicht sicher, ob Sie diese Fragen überhaupt als solche erkannt haben.
    Es ist das Ergebnis Ihrer Politik - nicht nur Ihrer, aber auch Ihrer Politik -, daß wir vier Millionen registrierte Arbeitslose haben und daß 6 bis 7 Millionen Menschen einen Arbeitsplatz suchen.

    (Beifall bei der SPD)

    Es ist das Ergebnis Ihrer Politik, daß wir in den EU-Ländern zu denen mit dem niedrigsten Wirtschaftswachstum gehören. Es ist das Ergebnis Ihrer Politik, daß wir in den vergangenen Jahren die von Ihnen zu Recht beklagten Hemmnisse haben.
    Das Wachstum von 0,75 Prozent, das Sie jetzt geschätzt haben, stützt sich ausschließlich auf Auslandsnachfrage. Sie wissen genau, daß wir in Europa Risiken haben, in Frankreich und in Italien. Binnennachfrage trägt noch nicht dazu bei. Es ist Ihnen nicht gelungen, die Bundesrepublik Deutschland in den europäischen Wachstumszug einzureihen.
    Es ist das Ergebnis Ihrer Politik, daß neue Technologien in der Bundesrepublik Deutschland keinen Platz finden, daß die letzten PhotovoltaikanlagenHersteller die Bundesrepublik Deutschland verlassen, weil Sie keine Markteinführungshilfen bereitgestellt haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Es ist das Ergebnis Ihrer Politik, daß die Biotechnologie noch nicht zu uns zurückgefunden hat.

    (Widerspruch bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    14 Jahre hätten Sie Chancen gehabt, die Voraussetzungen in Forschung, Technologie und Ansiedlung zu schaffen. Aber nichts ist geschehen, nichts ist zurückgekommen.

    (Beifall bei der SPD)


    Ernst Schwanhold
    Es ist das Ergebnis Ihrer Politik, daß wir als Deutsche auf den schnell wachsenden Märkten viel zuwenig zu Hause sind und daß der Mittelstand keinen Weg findet in die schnell wachsenden Märkte in Mittelamerika, in Südamerika und in Fernost.
    Es ist das Ergebnis Ihrer Politik, daß die Unternehmen zu Recht die ausufernde Bürokratie beklagen.
    Es ist das Ergebnis Ihrer Politik, daß die wirtschaftliche Entwicklung in Ostdeutschland trotz eines beispiellosen Kapitaltransfers noch immer nicht zu einem selbsttragenden Aufschwung gefunden hat und im Gegenteil in besonderem Maße in Ostdeutschland jetzt schon wieder aus öffentlichen Mitteln investiertes Kapital durch Insolvenzen vernichtet wird.
    Wann endlich nehmen Sie Ihre politische Verantwortung wahr und hören auf damit, die Opposition dafür zu beschimpfen, daß Sie eine so mangelhafte Bilanz vorzulegen haben?
    Nun sind Sie wahrlich nicht allein dafür verantwortlich. Im Kabinett insgesamt gibt es keine Sensibilität für diese Fragen. Anders ist es ja auch nicht zu erklären, daß das Wirtschaftsministerium zu einem Rumpfministerium geworden ist und daß in diesen Tagen zum zweitenmal in dieser kurzen Wahlperiode wieder Fragen um Ihre Person, aus Bayern auf geworfen, in der Öffentlichkeit gestellt werden. Das hat auch etwas damit zu tun, daß die Akzeptanz Ihrer Politik in diesem Kabinett verlorengegangen ist.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie können sich nicht einmal der Angriffe des Herrn Protzner erwehren.
    Daraus resultiert, daß das Vertrauen in Ihre Politik und in die internationale Handlungsfähigkeit des Wirtschaftsministers verlorengegangen ist. Wie wollen Sie eigentlich international auftreten und Harmonisierung verlangen und Auswüchse, die uns schaden, bekämpfen, wenn das Signal intern ist: Dieser Minister ist im eigenen Land nicht einmal mehr im Kabinett unumstritten und wird dort nicht gestützt?
    Dieses schwächt Ihre Position. Es schwächt Ihre Position in internationalen Verhandlungen. Sie haben kein Konzept für die Zukunft und verspielen damit auch die Zukunft. Sie belügen sich mit Ihren flotten Sprüchen selbst, Herr Minister, und - was noch viel schlimmer ist - auch Ihre Zuhörer; zumindest versuchen Sie es.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Wir haben Ihnen in den wirklich wichtigen Handlungsfeldern Konzepte und auch Instrumente angeboten und durch Anträge belegt, von denen Sie keinen einzigen mitgegangen sind. Wir haben Ihnen Anträge vorgelegt, gemeinsam über alle Fraktionsgrenzen hinweg die außenwirtschaftlichen Repräsentanzen zu stärken. Was ist das Ergebnis? Es gibt Kürzungen im Bereich der Außenwirtschaft, die insbesondere dem Mittelstand schaden. Es gibt Kürzungen in diesem Haushalt.
    Wir haben Ihnen als Opposition angeboten, sofort dazu beizutragen, die Lohnzusatzkosten zu senken, indem wir durch ökologische Steuern zwei Prozentpunkte reduzieren können. Sie haben dies nicht aufgegriffen und können das nicht durchsetzen.

    (Dr. Otto Graf Lambsdorff [F.D.P.]: Immer neue Steuern!)

    Wir haben Ihnen angeboten, die Energieproblematik und damit die CO2-Bilanz zu verbessern, indem wir Mittel bereitstellen, um ökologische Produkte für regenerative Energien bereitzustellen. Sie sind diesen Weg nicht mitgegangen. Das wäre wahrlich eine Zukunftstechnologie, in die sich zu investieren lohnen würde.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Wir haben Ihnen im März 1995 den ersten Antrag zur Bereitstellung von Risikokapital vorgelegt und danach einen präzisierten, der privates Risikokapital anreizen soll. Er wird von Ihnen verschleppt. Er wird von den Koalitionsfraktionen im Wirtschaftsausschuß schleppend beraten, bzw. es wird insgesamt verhindert, daß er auf die Tagesordnung kommt. Dabei ziehen Sie und der Bundeskanzler durch das Land und sagen: Wir wollen Risikokapital. Woher wollen Sie es eigentlich bekommen, wenn nicht aus den privaten Vermögen? Dann müssen Sie Abschreibungsbedingungen anbieten, die dieses anreizen. Ich erkenne nichts, aber auch gar nichts in Ihrem Haushalt.

    (Beifall der Abg. Margareta Wolf [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] Zurufe von der CDU/CSU)

    - Nein, nein, ich habe das sehr wohl gelesen.
    Sie haben die Vorschläge für eine aktive Außenwirtschaftspolitik, insbesondere was den Markt für die ostdeutschen Unternehmen angeht, und die Orientierung auf die osteuropäischen Märkte ausgeschlagen. Nun suchen wir in Ihrem Haushalt und in Ihrem Einzelplan vergeblich nach Maßnahmen, die diese Zielsetzung - die Orientierung auf den neuen Märkten, neue Technologien, Stärkung des Mittelstandes - auch wirklich durchsetzen könnten. Sie haben keinen einzigen Antrag zur Mobilisierung von privatem Risikokapital vorgelegt - ich will dieses noch einmal ausdrücklich festhalten -, obwohl Sie seit Monaten nur auf diesem Thema herumreiten.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Ihr Einzelplan wie auch andere Einzelpläne dieser Regierung sind zum Steinbruch für Kürzungen degradiert worden. Im Haushalt werden - das will ich nachgekartet noch zu Herrn Schäuble sagen - die Mittel für Existenzgründungen um 120 Millionen DM gekürzt, obwohl sie überzeichnet sind. Wie kann sich eigentlich Herr Schäuble hier herstellen und die Existenzgründungsinitiative loben, gleichzeitig aber werden Kürzungen im Haushalt vorgenommen?
    Daß es im vergangenen Jahr zu einer Aufstockung der Mittel im Eigenkapitalhilfeprogramm gekommen ist, haben Sie übrigens den Anträgen der sozial-

    Ernst Schwanhold
    demokratischen Partei zu verdanken, die Sie dann mit mehrjähriger Verzögerung übernommen haben.

    (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Margareta Wolf [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

    Wir haben Ihnen sogar bei den Haushaltsberatungen im vergangenen Jahr Ihre eigenen Anträge zum Eigenkapitalhilfeprogramm, die Sie am Morgen der Wirtschaftsausschußsitzung zurückgezogen haben, vorgehalten. Da haben Sie sich nicht einmal getraut, Ihren von Ihnen selbst verfaßten Anträgen zuzustimmen. Und dann stellt Herr Schäuble sich hierher und sagt, dies alles sei von Ihnen auf die Reise gebracht.
    Der Haushalt des Bundeswirtschaftsministeriums müßte eigentlich Vorbildcharakter haben. Von ihm müßten wirtschaftliche Perspektiven ausgehen, er müßte den volkswirtschaftlichen Realitäten gerecht werden, und er müßte die wirtschaftspolitische Linie der Regierung widerspiegeln.
    Realitätsbezug, Perspektive und Richtschnur für diese Politik - diese drei Anforderungen müßte der Haushalt des Wirtschaftsministers erfüllen. Alle drei Ziele werden verfehlt. Deutschland steckt in der schlimmsten Massenarbeitslosigkeit. Wir haben ein zu geringes Wachstum.
    Noch nie hatten wir im August eines Jahres eine Massenarbeitslosigkeit von über 10 Prozent. Ein Beschäftigungsaufschwung ist nicht absehbar.
    Unter allen Wirtschaftspolitikern, unter allen Volkswirten, unter allen Wirtschaftsforschungsinstituten und dem Sachverständigenrat besteht in einem Punkt Einigkeit: Aus der Massenarbeitslosigkeit führt nur ein Weg: Der Meilenstein heißt Investitionen. Investitionen aber benötigen Nachfrage. Sie steuern genau in die gegenteilige Richtung. Sie schwächen mit diesem Haushalt die Nachfrage und die Investitionstätigkeit.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Um dieses mit Zahlen zu belegen: Sie kürzen die Investitionsförderung um 10 Prozent; dort werden 350 Millionen DM fehlen. Sie kürzen die Mittelstandsförderung um 8 Prozent; dort werden 125 Millionen DM fehlen. Sie kürzen die Mittel für Forschung und Entwicklung um knapp 7 Prozent; dort werden 21 Millionen DM fehlen. Sie überlassen die Außenwirtschaftsförderung - ich habe eben schon darauf hingewiesen - doch lieber der Wirtschaft und den Landesbanken. Jedenfalls haben Sie es bei der kürzlichen Errichtung des deutschen Industrie- und Handelszentrums in Peking versäumt, für die deutsche Außenwirtschaft ein Signal zu setzen.
    Bei den wirtschaftlichen Prognosen der letzten Jahre haben Sie sich verschätzt. Das ist in Ordnung. Wir wissen, daß dieses Geschäft schwierig ist. Auch gehört immer ein Schuß Schönfärberei dazu. Bei Ihnen lagen die Schätzungen für das Jahr 1993 allerdings völlig daneben. Für 1995 haben Sie sich um 50 Prozent verschätzt. Zweimal haben Sie sich 1996 revidiert. Ich glaube, Sie nehmen einen zu großen
    Schluck aus der Pulle. Das ist es, was wir Ihnen vorwerfen: Sie wollen die Realitäten nicht wahrnehmen, Herr Minister.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Ich habe Sie gefragt, wo die Richtschnur für die Politik, für die Wirtschaft und für die übrigen Akteure des wirtschaftlichen Handelns ist, wo sie aus Ihrem Haushalt erkennbar werden soll, wohin Sie mit der wirtschaftlichen Entwicklung wollen und wie der Strukturwandel zu lenken ist. Gesamtwirtschaftlich haben die Jahresprognosen des Jahreswirtschaftsberichts nämlich auch den Sinn, daß sie das angemessene Wirtschaftswachstum auf der Grundlage der realen Wirtschaftslage beschreiben sollen. Es sollen nämlich Projektionen im Sinne dessen sein, was man erreichen will. So steht es im Stabilitäts-
    und Wachstumsgesetz, das ich Ihnen, sehr verehrter Herr Minister, einmal zur Lektüre empfehlen würde. Wir sind noch zu keiner Zeit so weit von den Zielen des Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes entfernt gewesen wie zur jetzigen Zeit. Das sollte Ihnen Richtschnur sein.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Mit Ihrem Aktionismus tragen Sie zur Verunsicherung bei. Sie haben zugelassen, daß die Kanzlergespräche für ein Beschäftigungsbündnis geplatzt sind. Sie haben ein für die Beschäftigung völlig kontraproduktives Aktionsprogramm vorgelegt, wie die Aktionsprogramme der Vergangenheit beweisen. Sie werden damit das Gegenteil von dem bewirken, was notwendig wäre, nämlich die Grundlagen für einen nachhaltigen Wachstumsprozeß und Beschäftigungsaufschwung zu legen; denn neben der Angebotsorientierung muß man wohl auch die Nachfrageseite im Auge behalten. Wo sind in Ihrem Haushalt eigentlich die Perspektiven dazu? Wo sind die Signale für den Standort Deutschland, für die Wirtschaft, für die jungen Menschen, für die, die Innovationen in diesem Land vorantreiben wollen, für die Abgänger von Fachhochschulen und von Universitäten? Sie verlassen doch nicht umsonst die Bundesrepublik Deutschland. Dieses hat auch etwas mit der Perspektivlosigkeit zu tun, die Sie ihnen als Politik bieten.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Mehr Gestaltungswillen, insbesondere aber auch mehr Stetigkeit in der Politik wäre das Gebot der Stunde. Es wird in Zeiten geringen Wirtschaftswachstums nicht gelingen, einen Haushalt zu konsolidieren und gleichzeitig Wirtschaftswachstum zu initiieren. Sie müssen heute die Grundsteine dafür legen, indem Sie zunächst einmal Wachstum anreizen und dann konsolidieren. Wir brauchen Konsolidierungskonzepte; das ist klar.

    (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Legen Sie sie doch vor!)

    Aber wir brauchen auch Gestaltungskraft und nicht den Rasenmäher, der Reformen im Sinne von mehr Effizienz und Innovation verhindert, Das wären die Antworten, die den wirtschaftlichen Realitäten und

    Ernst Schwanhold
    den Erfordernissen entsprechen und zugleich den leeren Kassen Rechnung tragen würden.
    Zu den Standortrisiken in der Bundesrepublik Deutschland zählen natürlich die Wechselkursverzerrungen - kein Wort dazu -, groteske Differenzen zwischen Wechselkursen und realen Kaufkraftparitäten. Die Wirklichkeit ist von Währungskonkurrenz und von Lohn-, Sozial- und Umweltdumping geprägt. Wir können doch täglich von den Umweltforschern, auch in den asiatischen Wachstumsländern, lesen, welche Probleme dort entstehen. Deshalb ist eine internationale Harmonisierung notwendig. Ich fordere Sie nachdrücklich auf, die Konferenz in Singapur unter das Motto zu stellen, den ruinösen Umwelt- und Sozialwettbewerb im Welthandel zu mindern, und Spielregeln zu verabreden, ohne Protektionismus vorzunehmen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Es kann doch nicht sein, daß sich die Bundesrepublik Deutschland bei den Konferenzen der G 7 stets und ständig als Verhinderer von Spielregeln profilieren will. Wenn wir die Chancen der Globalisierung, des Welthandels und der Weltwirtschaft richtig verstehen wollen, müssen wir in unsere politischen Überlegungen auch diese Perspektive einbeziehen und versuchen, diese ohne Protektionismus umzusetzen.

    (Beifall bei der SPD)

    Unsere Konjunktur- und Arbeitsmarktprobleme lassen sich nur durch eine neue Kultur der Innovation und der Unternehmensgründungen überwinden. Wir müssen den Boden schaffen, damit die neuen Technologien, die in der Zukunft bei uns Arbeitsplätze bringen, hier Platz finden; wir müssen den Forschungsstandort Deutschland ausbauen und die Verzahnung zwischen privater Forschung sowie Universitäten und Fachhochschulen vornehmen.
    Chancen auf den Märkten und den Übergang zu nachhaltigem Wirtschaften schaffen wir nur dadurch, daß wir Umweltschutz in die Produkte hineinbringen und nicht End-of-pipe-Technologien fördern. Dieses schafft Arbeitsplätze.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Zukunft gewinnen wir dadurch, daß wir die positiven Seiten der Biotechnologie bei uns erkennen. Zukunft gewinnen wir dadurch, daß wir die Chancen der Informations- und Kommunikationstechnologien bei uns nutzen und die Risiken dabei nicht außer acht lassen.

    (Beifall bei der SPD)

    Zukunft gewinnen wir dadurch, daß wir Verkehrsinfrastrukturen schaffen und erhalten und daß wir eine Verzahnung der verschiedenen Verkehrsträger bei uns herbeiführen, die die ökologische Bewältigung von Personen- und Güterverkehrsströmen ermöglicht.
    Dies alles sind Bereiche, in denen Mittelständler wie Großindustrie Beschäftigungsfelder finden und in denen Arbeitsplätze geschaffen werden. Wir, die
    Sozialdemokraten, werden dafür sorgen, daß dieser Rahmen geschaffen wird.
    Natürlich sind mittelständische Unternehmen innovativer und schneller in der Lage, wissenschaftliche Forschungsergebnisse umzusetzen. Warum eigentlich haben Sie es nicht geschafft, die 500 Förderprogramme wenigstens so zu straffen, daß auch ein Mittelständler ohne Förderungsberater, ohne Consulter in den Genuß dieser Fördertöpfe kommen kann?

    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Rolf Kutzmutz [PDS])

    Der unsägliche Spruch von der Wirtschaft, die in der Wirtschaft stattfindet, holt Sie jeden Tag wieder ein. Ihre ideologische Voreingenommenheit, daß die Arbeitslosen selbst an ihrem Schicksal schuld seien, daß die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf ihren gerechten Anteil am Erwirtschafteten verzichten sollten, und Ihre Zurückhaltung bei der Gestaltung der Zukunft, die sich darin ausdrückt, daß Sie sich nicht trauen, das Wort „Industriepolitik" in den Mund zu nehmen, zeigen Ihre Unfähigkeit, mit den Problemen fertigzuwerden.

    (Beifall bei der SPD)

    Herr Rexrodt, dieses ist die Realität in der Bundesrepublik Deutschland. Ich hätte mir gewünscht, Sie würden jungen Menschen Hoffnung geben, auch mit Impulsen, die aus diesem Haushalt kommen. Wir warten leider vergebens darauf. Wir werden Sie in den weiteren Haushaltsberatungen dazu zwingen, Farbe zu bekennen.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Es spricht jetzt der Kollege Kurt Rossmanith.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Kurt J. Rossmanith


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Debatte der beiden letzten Tage und auch der Beitrag des Kollegen Schwanhold, den wir alle eben zur Kenntnis genommen haben, haben gezeigt, daß in der Wirtschafts-, Haushalts- und Finanzpolitik leider kein Konzept der Opposition vorliegt

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Sie haben nicht zugehört, Herr Kollege! Wie immer!)

    und wahrscheinlich auch nicht erwartet werden kann.
    Immerhin haben Sie, Herr Kollege Schwanhold, zugegeben, daß ein Konsolidierungskonzept notwendig wäre; nur, ich habe wirklich Vorschläge von Ihnen vermißt. Sie haben lediglich bekrittelt, daß wir das eine oder andere Programm etwas zurücknähmen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU Zurufe von der SPD)


    Kurt J. Rossmanith
    - Dann hätten Sie das in den vergangenen beiden Tagen vortragen müssen. Das ist doch das Entscheidende.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD] legt ein Schriftstück auf das Rednerpult)

    - Nur so ein Papier vorzulegen, das ist doch nichts, liebe Kollegin Fuchs.
    Ich will der Ehrlichkeit halber sagen, daß Sie zugegeben haben, daß wir uns in einer schwierigen Situation befinden und daß die Konsolidierung schon wesentlich weiter fortgeschritten wäre, wenn Sie im Bundesrat nicht Ihre Obstruktionspolitik betrieben hätten. Das ist immerhin ein ehrlicher Beitrag.
    Angesichts der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen, vor denen unser Land steht, hätten wir uns alle auch von der Opposition eine konstruktivere Haltung gewünscht. Denn, wie Herr Bundesminister Rexrodt schon gesagt hat, es sind alle gefordert, und das besonders in Zeiten, in denen wieder Wirtschaftswachstum geschaffen werden muß und in denen die öffentlichen Haushalte konsolidiert werden müssen. Es sollte immer unser Bestreben sein, daß Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften an einem Tisch sitzen und gemeinsam die Verantwortung für dieses unser Land tragen.

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Die Gewerkschafen scheren ja immer aus, wenn es ernst wird! Ernst Schwanhold [SPD]: Erst vertreibt ihr sie, und dann wundert ihr euch, daß sie nicht dabei sind!)

    Denn nur das ist die Grundlage für Wachstum und Beschäftigung.
    Wir sind eine führende Wirtschaftsnation dieser Erde. Da kann man diskutieren, wie man will; wir lassen uns diesen Platz nicht kaputtreden. Aber wir müssen ganz massiv etwas tun, damit wir diese führende Wirtschaftsnation in Zukunft bleiben. Ein ganz wichtiger Meilenstein auf diesem Weg ist die weitere Konsolidierung der öffentlichen Haushalte.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.])

    Hier hat der Wirtschaftsminister wirklich Verantwortung gezeigt, indem er nicht nur die Rahmenbedingungen schafft, sondern auch im Haushalt Zeichen setzt;

    (Zuruf von der SPD: Wo denn?)

    denn die Ausgaben in diesem Haushaltsentwurf, den wir jetzt noch in den Ausschüssen beraten müssen, weisen gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang um mehr als 8 Prozent auf. Das sind in konkreten Zahlen 1,6 Milliarden DM.

    (Lachen bei Abgeordneten der SPD)

    - Herr Scharping, Sie lachen. Es freut mich, daß Sie damit zustimmen. Offensichtlich erfreut es Sie, daß wir diese Kürzungen vornehmen mußten. Wir sind darüber nicht froh.

    (Ernst Schwanhold [SPD]: Aber Sie wollen das doch gerade als Erfolg darstellen!)

    Aber es ist einfach der Zwang zur Konsolidierung, der uns dies notwendig erscheinen läßt.

    (Zustimmung bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Davon sind im Endeffekt alle Bereiche mit betroffen, von der Kohle über die Werften bis hin zur Regionalförderung und auch zum mittelständischen Bereich.
    Es gibt zweifellos für alle Beteiligten schmerzhafte Einschnitte bei Fördermaßnahmen, die ihnen in den vergangenen Jahren lieb und dem Steuerzahler teuer geworden sind. Aber ich glaube, daß wir einfach den Mut und die Kraft haben müssen, Subventionen auf den Prüfstand zu stellen; denn das ehrgeizige Ziel der Haushaltskonsolidierung muß erreicht werden. Ich bin überzeugt, daß wir es auch erreichen werden.
    Ich stimme mit Ihnen, Kollege Schwanhold, überein, was die Förderprogramme anbelangt. Aber hier ist nicht nur der Bund gefordert, sondern auch die Länder. Es ist sicher richtig, daß gerade ein mittelständischer Unternehmer, ein kleinerer Unternehmer, angesichts der Vielzahl der Förderprogramme heute überhaupt nicht mehr durchblickt, so daß er einen Berater benötigt. Ich wäre sehr dankbar, Herr Bundesminister Rexrodt, wenn Sie zusammen mit Ihren Länderkollegen diese Förderprogramme wirklich einmal alle auf den Prüfstand stellen und konzentrieren würden, damit auch der Handwerksmeister, der sich soeben selbständig gemacht hat, noch einigermaßen durchblickt und weiß, was für ihn in Frage kommt und was nicht.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Was die Subventionen anbelangt, stehe ich dazu, daß wir bei der Steinkohle weiter zurückfahren müssen. Herr Bundesminister Rexrodt hat dazu ausführliche Darlegungen gemacht. Ich hoffe, daß über eine Abschmelzung der Kohlebeihilfen bis zum Jahr 2005 auch mit den Revierländern Nordrhein-Westfalen und Saarland Gespräche geführt werden können

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Das ist, wie wenn man Struppi die Wurst wegnehmen will!)

    und daß wir hier rasch zu einem Ergebnis kommen werden. Dabei ist mir völlig klar, daß eine Umstrukturierung in diesen Regionen natürlich nicht von heute auf morgen möglich ist.

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Nein! Aber sie muß angefangen werden!)

    Aber Nordrhein-Westfalen und das Saarland möchte ich immer wieder auf ihre regionalpolitische Verantwortung hinweisen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Die Prognosen hinsichtlich des Wachstums, lieber Kollege Schwanhold, sind, auch wenn Sie die OECD-Aussagen einbeziehen, für uns nicht allzu negativ.

    (Ernst Schwanhold [SPD]: Diese OECDAussagen sind eine Ohrfeige!)


    Kurt J. Rossmanith
    - Das empfinden Sie so. Dann haben Sie es nicht gelesen.

    (Ernst Schwanhold [SPD]: Doch, doch, sehr wohl!)

    - Dann - das muß ich Ihnen ganz ehrlich sagen - haben Sie diesen Bericht schlicht und einfach nicht gelesen, oder Sie haben vielleicht nur das gelesen, was Ihnen gefällt oder was für Sie, für Ihre Art, Politik zu machen, etwas günstiger ist.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Das machen Sie doch auch! Sie interpretieren es, wie es Ihnen paßt! Dr. Otto Graf Lambsdorff [F.D.P.]: Das machen doch alle so!)

    Mir ist aber genauso klar, daß das Wachstum, das hier prognostiziert wird, nicht ausreichen wird und daß wir angesichts von vier Millionen Arbeitslosen unsere wichtigste Aufgabe natürlich darin sehen müssen, neue, zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen. Aber Arbeitsplätze werden nur dort geschaffen werden können, wo Investoren auch entsprechend günstige Rahmenbedingungen vorfinden.

    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

    Wer hier die Rahmenbedingungen verschlechtern will, so wie Sie es vorhaben, oder nicht begreift, daß eben auch Einsparmaßnahmen nötig sind, damit wir konkurrenzfähig bleiben, der wird dieses Ziel weit verfehlen.
    Ich will der Opposition deutlich sagen, daß sich die Weltwirtschaft und die Investoren wenig darum scheren, was man in Magdeburg oder in Saarbrücken für sozial ausgewogen hält.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Eine verantwortungsvolle Sozialpolitik muß dafür sorgen, daß die Sozialausgaben nicht Beschäftigungschancen zunichte machen. Deshalb werden wir morgen mit der entsprechenden Mehrheit das Sparpaket endgültig verabschieden. Ich würde mich freuen, wenn auch Sie dem zustimmen könnten. Am Anfang dachte ich, Herr Schwanhold, Sie seien auf dem Wege dazu, denn der Beginn Ihrer Rede war ja durchaus in dieser Richtung zu sehen.
    Auch die neuen Länder sind natürlich ein ganz wesentlicher Punkt. Trotz aller Konsolidierungsmaßnahmen müssen die Förderungen für die neuen Bundesländer weitergeführt werden. Aber auch hier bin ich der Meinung, daß eine gewisse Konzentration auf Schwerpunkte notwendig ist. Immerhin ist bei diesem Entwurf für das Jahr 1997 im Haushalt des Bundeswirtschaftsministeriums noch etwa ein Drittel aller Mittel allein für Förderprogramme für die neuen Bundesländer vorgesehen.
    In diesem Zusammenhang lassen Sie mich auch einen Satz zum Streit zwischen der Europäischen Kommission und dem Freistaat Sachsen über Beihilfen für die Investitionen von Volkswagen sagen. Hierzu hat ja auch Bundesminister Rexrodt Ausführungen gemacht. Ich bin Ihnen sehr dankbar, Herr Bundesminister, daß Sie sich hier massiv eingeschaltet haben, daß Sie das, wie ich meine, auf den richtigen Weg bringen.
    Aber, eines will ich auch kritisch anmerken, nicht an Ihre Adresse, sondern an den Konzern. Sollte es stimmen, daß damit gedroht wurde, in der Tschechischen Republik zu investieren und nicht im Freistaat Sachsen, falls diese Beihilfen nicht so gewährt werden sollten, wie vorgesehen, dann ist das für mich ein eigenartiges Verständnis von Rechts- und Wirtschaftsordnung, insbesondere von seiten eines Konzerns, der den Namen Volkswagen trägt. Auch das will ich an dieser Stelle einmal sagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ein weiterer Punkt, der die neuen Länder betrifft, ist die Wismut AG. Ich war vor vier Wochen wieder einmal vor Ort, bei den Mitarbeitern, bei den Arbeitern, die dort Hervorragendes leisten bei der Rekultivierung einer - man kann es wirklich so sagen - im Sozialismus miserabel behandelten Umwelt,

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Eine Mondlandschaft!)

    und bei den Menschen, die dort in dieser Region leben. Insgesamt haben wir hier 13 Milliarden DM vorgesehen. 4,6 Milliarden DM sind bisher dafür ausgegeben. Ich kann nur an die beiden Bundesländer, Thüringen und den Freistaat Sachsen, appellieren, alles dafür zu tun, daß auch die bergrechtlichen und umweltrechtlichen Genehmigungen erteilt werden. Ich weiß: Das ist sicherlich kein sehr einfaches Unterfangen. Aber daran darf es nicht scheitern. Der Bund stellt die Finanzmittel bereit. Die Finanzmittel können jedoch nicht abgerufen werden; die Arbeit kann nicht fortgesetzt werden, weil die eine oder andere Genehmigung fehlt. Ich möchte herzlich bitten, daß das in den beiden Bundesländern zur Chefsache gemacht wird.
    Die Wirtschaftspolitik ist wichtig; auch die Konsolidierungspolitik ist wichtig. Wir können den Standort Deutschland nur dann weiterhin erfolgreich in die Zukunft führen, wenn wir beide offensiv gestalten. Ich glaube, wir sind auf dem richtigen Wege. Die Verläßlichkeit der Opposition, was Prognosen anlangt, ist ja in etwa so groß wie die des Wetterberichts für die übernächste Woche. Deshalb, lieber Herr Scharping, wird der Traum von einer rot-grünen Koalition für Sie sicherlich weiterhin ein Wunschtraum bleiben. Wir werden eine Wirtschafts-, eine Haushalts- und eine Sozialpolitik gestalten, die den Standort Bundesrepublik Deutschland im Weltmaßstab an führender Position erhält.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)