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    Plenarprotokoll 13/121 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 121. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 11. September 1996 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 10807 A Absetzung von Tagesordnungspunkten 10807 B, 10894 A Nachträgliche Ausschußüberweisungen . 10807 C Begrüßung einer Delegation des Sozialausschusses des niederländischen Parlaments 10864 B Tagesordnungspunkt 1: a) Fortsetzung der ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1997 (Haushaltsgesetz 1997) (Drucksache 13/5200) . . 10807 D b) Fortsetzung der Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1996 bis 2000 (Drucksache 13/5201) 10808A Rudolf Scharping SPD 10808A, 10865 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . 10815 A Otto Schily SPD 10821 C Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10824 D Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P 10831 A Dr. Christa Luft PDS 10834 A Dr. Gregor Gysi PDS 10837A, 10858 B Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler . . . . 10840A Rudolf Scharping SPD 10843 B Oskar Lafontaine, Ministerpräsident (Saarland) 10850 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . 10852 A Dr. Heiner Geißler CDU/CSU . 10858C, 10864 D Ingrid Matthäus-Maier SPD 10860 A Dr. Burkhard Hirsch F.D.P. . . . . . 10863B, C Ingrid Matthäus-Maier SPD 10864 C Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10865 C Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA . 10867 C, 10872 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10871 D Günter Verheugen SPD 10872 D Ulrich Irmer F.D.P 10878 C Rudolf Seiters CDU/CSU 10879 B Heinrich Graf von Einsiedel PDS . . . 10881 B Dr. Erich Riedl (München) CDU/CSU . 10883 A Ulrich Irmer F.D.P 10884 D Wolfgang Thierse SPD 10886 A Volker Rühe, Bundesminister BMVg . 10887 C Willibald Jacob PDS 10889 D Dr. Carl-Dieter Spranger, Bundesminister BMZ 10890 D, 10893 C Dr. Uschi Eid BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10892 B Dr. R. Werner Schuster SPD 10892 D Manfred Kanther, Bundesminister BMI 10896 C Fritz Rudolf Körper SPD 10899 B Dr. Klaus-Dieter Uelhoff CDU/CSU . . 10902 D Manfred Such BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10905 A Ina Albowitz F.D.P. 10907 C Ulla Jelpke PDS 10910 B Uta Titze-Stecher SPD 10911 D Dr. Rupert Scholz CDU/CSU 10913 D Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD . 10915 B Dr. Edzard Schmidt-Jortzig, Bundesminister BMJ 10916A Dr. Herta Däubler-Gmelin SPD 10918 A Norbert Geis CDU/CSU 10921 C Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10923 C, 10925 C Dr. Edzard Schmidt-Jortzig 10925 A Detlef Kleinert (Hannover) F.D.P. . . . 10925 D Dr. Uwe-Jens Heuer PDS 10927 A Manfred Kolbe CDU/CSU 10928 C Tagesordnungspunkt 2: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 8. September 1976 über die Ausstellung mehrsprachiger Auszüge aus Personenstandsbüchern (Drucksache 13/4995) 10894 A b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Internationalen Naturkautschuk-Übereinkommen von 1995 (Drucksache 13/5019) 10894 A c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 3. November 1994 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik über die gemeinsame Staatsgrenze (Drucksache 13/5020) . 10894 B d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 13. Juli 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik über den Zusammenschluß der deutschen Autobahn A 6 und der tschechischen Autobahn D 5 an der gemeinsamen Staatsgrenze durch Errichtung einer Grenzbrücke (Drucksache 13/5049) 10894 B e) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Jahressteuergesetzes (JStG) 1997 (Drucksache 13/5359) 10894 B f) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über Altschuldenhilfen für Kommunale Wohnungsunternehmen, Wohnungsgenossenschaften und private Vermieter in dem in Artikel 3 des Einigungsvertrages genannten Gebiet (AHG-Änderungs-Gesetz) (Drucksache 13/5417) . 10894 C g) Antrag der Abgeordneten Antje Hermenau, Kristin Heyne, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Mögliche zweckwidrige Verwendung von Steuergeldern durch die Förderung eines Berufsbildungsprojektes in Montevideo (Uruguay) (Drucksache 13/5008) 10894 C h) Antrag der Abgeordneten Dr. Gerald Thalheim, Ernst Bahr, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Milchquotenregelung in den neuen Ländern (Drucksache 13/4905) . . . 10894 D i) Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung in die Veräußerung eines Grundstücks in Berlin-Mitte (Drucksache 13/5039) . . 10894 D j) Bericht des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung gemäß § 56a der Geschäftsordnung: Technikfolgenabschätzung hier: Umwelttechnik und wirtschaftliche Entwicklung (Drucksache 13/5050) 10895 A Zusatztagesordnungspunkt 1: Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesjagdgesetzes und des Waffengesetzes (Drucksache 13/5493) 10895 A b) Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung der Vermögensteuer und der Erbschaftsteuer (Drucksache 13/5504) . . . . 10895 B Tagesordnungspunkt 3: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen über Partnerschaft und Zusammenarbeit vom 14. Juni 1994 zwischen den Europäischen Gemeinschaften sowie ihren Mitgliedstaaten einerseits und der Ukraine andererseits (Drucksachen 13/4174, 13/5031) 10895 C b) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen über Partnerschaft und Zusammenarbeit vom 9. Februar 1995 zwischen den Europäischen Gemeinschaften sowie ihren Mitgliedstaaten einerseits und Kirgisistan andererseits (Drucksachen 13/4173, 13/5032) 10895 D c) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen über Partnerschaft und Zusammenarbeit vom 6. März 1995 zwischen den Europäischen Gemeinschaften sowie ihren Mitgliedstaaten einerseits und Weißrußland andererseits (Drucksachen 13/4172, 13/5033) 10895 D e) Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses 10896 A - zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Fortschrittsbericht über die Mißbrauchsbekämpfung und Anpassung von öffentlichen Leistungen an veränderte Rahmenbedingungen - zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Fortschrittsbericht über die Mißbrauchsbekämpfung und Anpassung öffentlicher Leistungen an veränderte Rahmenbedingungen (Drucksachen 12/8246, 13/725 Nr. 63, 13/3412, 13/3930 Nr. 1, 13/5294) . . . 10896A Zusatztagesordnungspunkt 2: Weitere abschließende Beratung ohne Aussprache Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu der Verordnung der Bundesregierung: Zustimmungbedürftige Verordnung zur Einführung des Europäischen Abfallkatalogs (Drucksachen 13/5416, 13/5520) 10896 B Nächste Sitzung 10929 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 10930*A 121. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 11. September 1996 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Augustin, Anneliese CDU/CSU 11. 9. 96 Bachmaier, Hermann SPD 11. 9. 96 Beck (Bremen), BÜNDNIS 11. 9. 96 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 11. 9. 96 * Borchert, Jochen CDU/CSU 11. 9. 96 Duve, Freimut SPD 11. 9. 96 Gansel, Norbert SPD 11. 9. 96 Glos, Michael CDU/CSU 11. 9. 96 Kurzhals, Christine SPD 11. 9. 96 Dr.-Ing. Laermann, F.D.P. 11. 9. 96 Karl-Hans Dr. Lucyga, Christine SPD 11. 9. 96 * Dr. Rappe (Hildesheim), SPD 11. 9. 96 Hermann Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Regenspurger, Otto CDU/CSU 11. 9. 96 Dr. Schäfer, Hansjörg SPD 11. 9. 96 Schlauch, Rezzo BÜNDNIS 11. 9. 96 90/DIE GRÜNEN Schönberger, Ursula BÜNDNIS 11. 9. 96 90/DIE GRÜNEN Thieser, Dietmar SPD 11. 9. 96 Voigt (Frankfurt), SPD 11. 9. 96 Karsten D. Vosen, Josef SPD 11. 9. 96 Wieczorek-Zeul, SPD 11.9.96 Heidemarie Dr. Zöpel, Christoph SPD 11. 9. 96 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
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    Rede von Dr. Willibald Jacob


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich bin schon erstaunt, daß ich der einzige Abgeordnete sein soll, und dazu noch ein Abgeordneter der PDS, der etwas zum Thema Entwicklungspolitik sagt. Ich komme mir wie im Mai in Johannesburg in Südafrika vor, wo ich als einziger Bundestagsabgeordneter Teilnehmer der 9. Welthandels- und Entwicklungskonferenz der UN war.
    In indirekter Weise ist diese Tatsache auch eine Antwort auf die Frage, die der Kollege Thierse hier gestellt hat. Wenn sich die anderen äußern würden, wären vier Abgeordnete aus dem Westen darunter. Mir als jemandem aus der ehemaligen DDR fällt nun die Aufgabe zu, etwas anzusprechen, was sonst nicht angesprochen wird.
    Ich könnte versucht sein, Kirchenlehrer und Bischöfe zu zitieren, das fortzusetzen, was andere an dieser Stelle gesagt haben. Dies will ich aber nicht tun. Ich will darauf hinweisen, daß die PDS-Abgeord-

    Dr. Willibald Jacob
    neten, die hier anwesend sind bzw. waren, zum Teil nicht zur PDS gehören und sehr unterschiedliche Traditionen haben. Hier nenne ich zum Beispiel Heinrich von Einsiedel, Gerhard Zwerenz, Gerhard Jüttemann und mich selber; wie Sie wissen, bin ich evangelischer Pfarrer und Abgeordneter der PDS. Nun ordnen Sie uns einmal ein! Kommen Sie mit uns ins Gespräch, in das Gespräch, das Sie bisher möglicherweise nur als einzelne Person geführt haben!
    Wie gesagt, möchte ich nicht mit Zitaten von hervorragenden Christen beginnen. Ich möchte vielmehr darauf hinweisen, daß ich im August in meinem Wahlkreis in Mecklenburg-Vorpommern drei indische Gäste hatte. Wir diskutierten in kleinen und größeren Gruppen über Armutsbekämpfung und Wirtschaftsberatung. Damit waren wir sinngemäß bei den Hauptthemen des Einzelplanes 23. Am 29. August saßen diese Gäste auf der Tribüne dieses Parlamentes. Ein Fazit der Gäste: Es ist schon erstaunlich, wie ein reiches Land seine Wirtschaft und sein soziales Leben ruiniert. Überall in der Welt aber stellt es Anderen Bedingungen und erscheint als Lehrmeister einer angeblich neuen Perspektive.
    Meine Damen und Herren, die Kürzungen und die Stoßrichtungen des Einzelplanes 23 zeigen, daß diese Regierung eigentlich nicht mehr weiß, was Entwicklung und Hilfe zur Entwicklung heißt. Versprechungen werden nicht eingehalten; ich erinnere an die 0,7 Prozent des Bruttosozialprodukts für Entwicklungshilfe. Die Kürzung des Militärhaushaltes und des Einzelplanes 60, aus dem auch Militäreinsätze finanziert werden, würde eine Erhöhung der Entwicklungshilfe ermöglichen.
    Wenn wir genau hinschauen, wird klar, daß die Entwicklungshilfe längst weit stärker gekürzt worden ist, als es in Zahlen erkennbar ist. Wir werden doch nicht im Ernst sagen können, daß die Wirtschaftsberatung in Osteuropa und die Subventionierung von deutschen Privatunternehmen im Süden eine solche Hilfe darstellen.
    Das Gegenteil ist der Fall: Heutige Wirtschaftsberatung ist eine wesentliche Voraussetzung zur Polarisierung von Gesellschaften. Verarmung und Bereicherung setzen sich durch, und zwar erst nach erfolgter Beratung. Wo sozialökonomische Konditionalität und wo höhere Preise für Grundnahrungsmittel vom IWF durchgesetzt werden, kommt es zu Hungeraufständen und Bürgerkriegen wie jüngst in der alten Kreuzfahrerstadt Kerak in Jordanien. Auch der neue algerische Bürgerkrieg hat darin seine Ursachen. Wir sollten das nicht vergessen.
    Die Bundesregierung schweigt zu diesen üblen Praktiken des Weltwährungsfonds und finanziert sogenannte Wirtschaftsberatung.
    Meine Damen und Herren, was bleibt an Armutsbekämpfung? Was ist dies überhaupt? Im Zweiten Bericht der Bundesregierung des Jahres 1995 über Armutsbekämpfung in der Dritten Welt ist es nur die Evangelische Zentralstelle für Entwicklungshilfe, die vom Aufbau und Unterhalt von Schulen spricht. Es kommt aus der Mode, zu sehen, daß Entwicklung auch Bildung heißt. In aller Welt verweigern Regierungen den Menschen einen angemessen Wissensstand, wundern sich aber, daß das unkontrollierte Wachstum der Völker weitergeht. Man kann nicht beides haben: gehorsame Knechte und Mägde und wissende Eltern.
    Burundi ist das beste Beispiel. Dort scheitert die Christenheit an ihrer eigenen Bildungsrevolution. Die als Soldaten und Mörder ausgebildete Jugend ist die Ultima ratio. Ein Fidel Castro ist weit und breit nicht zu sehen; aber Hunderttausende werden abgeschlachtet.
    Die ehemaligen oder modernen Kolonialherren werden ihren Kopf nicht aus der Schlinge ziehen können, weder mit sogenannter Wirtschaftsberatung noch mit sogenannter Armutsbekämpfung. Die Verweigerung von Bildung und Brot führt zu Kriegen.
    Die PDS lehnt daher den Einzelplan 23 ab. In seinen Zahlen und Intentionen dient er nicht der Armutsbekämpfung. Wir warten auf den Moment, in dem die Entwicklungshilfe als Wiedergutmachung und Schuldenerlaß verstanden wird. Dies würde ein neues Licht auf die Art und Weise der Aufarbeitung deutscher Geschichte werfen - die Geschichte des sogenannten Exportweltmeisters. An der Aufarbeitung dieser 40 Jahre könnten sich dann auch einmal Politiker und Ökonomen, Bürger und Bürgerinnen der alten Bundesrepublik beteiligen.
    Danke sehr.

    (Beifall bei der PDS)



Rede von Hans-Ulrich Klose
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat Herr Bundesminister Carl-Dieter Spranger.

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    Rede von Carl-Dieter Spranger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zwei Bemerkungen zu meinem Vorredner. Ich frage mich, woher der PDS-Abgeordnete die Legitimation nimmt, die Entwicklungspolitik der Bundesregierung in dieser Form zu kritisieren.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Von der ganzen, von Ihnen so bezeichneten internationalen Zusammenarbeit der früheren SED haben wir 1990 gerade 64 Projekte als sinnvoll identifiziert und abgewickelt. Die Bundesrepublik Deutschland finanziert und unterstützt heute allein bilateral zirka 3 000 Projekte in allen Teilen der Welt. Das zeigt den riesigen Unterschied zwischen der Entwicklungspolitik der SED und dem, was die Bundesrepublik Deutschland damals und heute gemacht hat.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Herr Jacob, wenn wir diese riesigen Erblasten, die das SED-Regime in 40 Jahren verursacht hat, nicht hätten übernehmen müssen, dann könnten wir sehr viel mehr Milliarden hier im Rahmen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit einsetzen. Wir alle können davon nur träumen. Das Ziel der ODAQuote von 0,7 Prozent wäre mit diesen Milliarden, die wir heute für den Wiederaufbau ehemaliger so-

    Bundesminister Carl-Dieter Spranger
    zialistischer Staaten verwenden, weit überschritten. Das ist die Problematik, vor der wir wirklich stehen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ansonsten sind Reden und Kommentare zur Entwicklungspolitik oft dadurch gekennzeichnet, daß sie Probleme in den Vordergrund stellen. Es sind immer wieder Katastrophenmeldungen, die man wahrnimmt. Von Bedrohungen ist die Rede, von globalen Gefahren und, wenn es um das Geld geht, immer wieder auch von Klagen, daß die Mittel nicht ausreichen.

    (Vorsitz : Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)

    Diese Aussagen mögen für sich genommen alle richtig sein. Sie sind aber in der Konzentration zu einseitig, und zwar zu einseitig negativ. Wir erweisen damit der Aufgabe, die wir alle gemeinsam voranbringen wollen, nicht immer einen guten Dienst. Kritik und Klage sind wenig motivierend, vor allem nicht für die Menschen in den Entwicklungsländern. Für manchen mögen sie auch Ausdruck von Hilflosigkeit sein. Das wäre schlimm.
    Es gibt - damit sollten wir uns wieder stärker beschäftigen. - viel erfreulichere und hoffnungsvollere Kehrseiten. In vielen Ländern, in allen Regionen der Welt sind erhebliche Fortschritte und positive Entwicklungen zu verzeichnen. In Afrika gibt es eben nicht nur Somalia, Ruanda, Burundi oder Liberia. Wir sind beispielsweise Zeugen eines beeindruckenden Aufschwungs in Südafrika, wo gute Aussichten bestehen, daß sich dieses Land zu einem Zentrum von Stabilität und sozialem Fortschritt entwickelt.
    In zahlreichen kleineren Ländern mit viel schwierigeren Rahmenbedingungen erscheint Licht am Ende des Tunnels - ob in Benin, Mali, Ghana oder Malawi, wo demokratische Reformen erste Erfolge zeigen. Für ganz Afrika sagt die Weltbank für dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum von 3,8 Prozent voraus, das damit seit langer Zeit wieder über dem Bevölkerungsanstieg liegt und sich in einer Verbesserung des Lebensstandards äußern könnte.
    Oder nehmen wir Asien. Es gibt eine unendliche Zahl von Fakten, die ausweisen, daß die dynamischen Länder dort inzwischen zu Wachstumspolen und Motoren der Weltwirtschaft geworden sind.
    Auch die Entwicklung in Mittel- und Osteuropa ist erfreulich. In manchen Staaten haben sich erstaunlich schnell marktwirtschaftliche Reformen und damit einhergehend eine Erweiterung der Freiheitsrechte der Bürger durchgesetzt. Polen, das Baltikum, Tschechien, Ungarn und Slowenien werden bald Anschluß an die westlichen Industrieländer gefunden haben.
    In den neuen unabhängigen Staaten und Ländern, die wie Albanien unter einer besonders menschenfeindlichen Ausformung kommunistischer Diktatur gelitten haben, wird es zwar langsamer gehen, aber auch dort sind schon deutliche Fortschritte erkennbar.
    Auch in Lateinamerika haben sich die Zeiten der Hyperinflation und der Mißwirtschaft geändert. Eine breite Welle der wirtschaftlichen Sanierung, der Privatisierung und der Deregulierung hat den Subkontinent erfaßt und gibt den Menschen neue Hoffnung.
    Selbst in der mit besonderen Entwicklungshemmnissen belasteten islamischen Welt wird die Verbesserung der Lebenssituation der Menschen unaufhaltsam sein, wenn sich der Friedensprozeß zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn weiter konsolidiert.
    In allen diesen Regionen setzt die deutsche Entwicklungszusammenarbeit wichtige und in hohem Maße anerkannte Zeichen der Hoffnung und der Solidarität.
    Überall dort, wo positive Entwicklungen festzustellen sind, unterstützen wir die Eigenanstrengungen der Partnerländer. Deutsche Experten beraten bei der Einleitung von Reformen, oder wir leisten finanzielle Hilfe bei den notwendigen Investitionen.
    Ich möchte wegen der begrenzt mir zur Verfügung stehenden Zeit darauf verzichten, einzelne Beispiele zu nennen. Sie alle und die Entwicklungen beweisen jedenfalls, daß unsere Partner Erfolg haben und Erfolg haben können, wenn sie auf den Eckpfeilern unserer Entwicklungspolitik auch ihre Politik aufbauen: eine sozial ausgerichtete Marktwirtschaft, Freiheiten für den Bürger, Rechtssicherheit für alle.
    Die Erfolge beweisen auch die Wirksamkeit und Nachhaltigkeit entwicklungspolitischer Zusammenarbeit bei klaren Zielsetzungen, wie unsere Politik sie hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Die entwicklungspolitische Konzeption der Bundesregierung, mit deren Neuakzentuierung wir nun schon eine fünfjährige Erfahrung haben, hat sich weltweit durchgesetzt. Sie findet Anerkennung im Bundestag und bei unseren Partnern in den Entwicklungsländern. Ihre Spuren finden sich inzwischen auch in den Konzepten der meisten multilateralen Finanzierungsinstitutionen. Die deutschen Nichtregierungsorganisationen, aber auch die Medien haben weit überwiegend eine positiv kritische und wohlwollende Haltung zur Entwicklungspolitik dieser Regierung gefunden. Dies ist, wenn man zurückblickt, sicherlich keine Selbstverständlichkeit.
    Trotz der nominalen Kürzung des Entwicklungshaushalts wird an einigen Daten deutlich, daß die Bundesregierung der Entwicklungspolitik ihren bisherigen Stellenwert beläßt. Der Anteil am Gesamthaushalt bleibt mit 1,8 Prozent konstant. Wichtig ist, daß wir bei den Verpflichtungsermächtigungen auch in Zukunft Spielräume behalten.
    Natürlich hätten wir Entwicklungspolitiker uns mehr gewünscht. Aber der Bundesregierung wegen der Kürzungen im Einzelplan 23 Vorwürfe zu machen, wäre unredlich. Daß wir eisern sparen müssen, ist unabweisbar. Die OECD hat dies in der letzten Woche auf Grund neuester Analysen noch einmal bestätigt. In einer Blockadepolitik, die auch an nicht mehr finanzierbaren sozialen Besitzständen krampf-

    Bundesminister Carl-Dieter Spranger
    haft festhält und sich dem Erfordernis, den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken, verschließt, liegt jedenfalls keine sinnvolle Alternative.
    Meine Damen und Herren, das wiedervereinte Deutschland hat seit 1990 trotz gewaltiger Erblasten, die der Sozialismus uns in den neuen Bundesländern hinterlassen hat, über 400 Milliarden DM für die Hilfe an das Ausland aufgebracht - 400 Milliarden DM! Davon entfällt der größte Teil, nämlich über 225 Milliarden DM, auf die Leistungen an Entwicklungsländer. Diese Zahl muß man sich einmal vor Augen halten, bevor man unsere Bereitschaft, internationale Verantwortung zu tragen, in Frage stellt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Die Entwicklungspolitik hat ihren Anteil an der Konsolidierung des Bundeshaushaltes mitzutragen. Wer das kritisiert, muß vernünftige Vorschläge machen, woher die Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit genommen werden sollen.
    Mein Dank gilt allen Kolleginnen und Kollegen im Deutschen Bundestag, vor allem im AwZ, und im Haushaltsausschuß, ganz besonders den Damen und Herren Berichterstattern für Einzelplan 23, die die Notwendigkeit der Entwicklungszusammenarbeit anerkennen und sie konstruktiv auch in Zeiten der Knappheit der Mittel mitgestalten. Nur durch Sparsamkeit schaffen wir die Voraussetzungen für eine höhere Leistungsfähigkeit in der Zukunft. Mit dem knappen Geld, das uns zur Verfügung steht, leisten wir Beachtliches. Wir werden gezwungen sein, bei der Auswahl unserer Partner und der Festlegung der Förderprogramme noch strenger nach Erfolgskriterien zu verfahren.

    (Roland Kohn [F.D.P.]: Das kann nur gut sein!)

    Mit dieser Konzeption, die wir seit 1990 beharrlich umsetzen, werden wir auch in der Zukunft in der Lage sein, unserer internationalen Verantwortung zu genügen. Unsere Entwicklungszusammenarbeit ist ein Aushängeschild der deutschen auswärtigen Beziehungen. Sie hat eine unangefochtene Rolle für die Sicherung unserer Zukunft.
    Entwicklungspolitik wird - da bin ich sicher - langfristig weiter an Bedeutung gewinnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Dies wird sich bei günstigeren finanzpolitischen Rahmenbedingungen auch sicher wieder in Steigerungsraten im Haushalt niederschlagen, vor allem wenn uns der Deutsche Bundestag und die Koalitionsfraktionen so wie bisher dabei unterstützen.
    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)