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ID1312013800

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    Plenarprotokoll 13/120 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 120. Sitzung Bonn, Dienstag, den 10. September 1996 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeordneten Hansjürgen Doss 10701 A Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1997 (Haushaltsgesetz 1997) (Drucksache 13/5201) 10701 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1996 bis 2000 10701 B Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 10701 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 10711 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 10719 C Hans-Peter Repnik CDU/CSU 10720 C Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10725 B Dr. Wolfgang Weng (Gerungen) F.D.P. . 10729 A Dr. Barbara Höll PDS 10735 B Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU 10737 B Detlev von Larcher SPD 10741 C Dankward Buwitt CDU/CSU 10744 B Dr. Uwe-Jens Rössel PDS 10746 B Wilfried Seibel CDU/CSU 10747 B Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMU 10748 D Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 10751 C Arnulf Kriedner CDU/CSU 10753 B Ingrid Matthäus-Maier SPD . 10753 D, 10766 D Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10755 B Birgit Homburger F.D.P. 10756 C Eva Bulling-Schröter PDS 10758 B Eckart Kuhlwein SPD 10759 A Matthias Wissmann, Bundesminister BMV 10761 B Horst Kubatschka SPD 10763 B Hans Georg Wagner SPD 10763 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU 10766 A Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10767 A Gila Altmann (Aurich) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10769 B Matthias Wissmann CDU/CSU 10770 A, 10776 A Horst Friedrich F.D.P. 10771 B Dr. Winfried Wolf PDS 10772 D Elke Ferner SPD 10773 D Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 10776 D Achim Großmann SPD 10779 C Gert Willner CDU/CSU 10781 C Norbert Formanski SPD 10782 C Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10784 C Jürgen Koppelin F.D.P 10786 B Otto Reschke SPD 10787 D Klaus-Jürgen Warnick PDS 10788 C Dieter Maaß (Herne) SPD 10789 C Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. 10790 D Dr. Wolfgang Bötsch, Bundesminister BMPT 10791 C Hans Martin Bury SPD 10793 A Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU 10795 A Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10797 B Dr. Max Stadler F.D.P. 10798 C Gerhard Jüttemann PDS 10800 A Eike Hovermann SPD 10801 A Nächste Sitzung 10803 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 10805* 120. Sitzung Bonn, Dienstag, den 10. September 1996 Beginn: 11.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andres, Gerd SPD 10. 9. 96 Augustin, Anneliese CDU/CSU 10. 9. 96 Beck (Bremen), BÜNDNIS 10. 9. 96 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 10. 9. 96 * Berninger, Matthias BÜNDNIS 10. 9. 96 90/DIE GRÜNEN Borchert, Jochen CDU/CSU 10. 9. 96 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 10. 9. 96 Herta Duve, Freimut SPD 10. 9. 96 Gansel, Norbert SPD 10. 9. 96 Glos, Michael CDU/CSU 10. 9. 96 Dr. Glotz, Peter SPD 10. 9. 96 Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Kanther, Manfred CDU/CSU 10. 9. 96 Kurzhals, Christine SPD 10. 9. 96 Dr. Lucyga, Christine SPD 10. 9. 96 * Matschie, Christoph SPD 10. 9. 96 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 10. 9. 96 Dr. Rappe (Hildesheim), SPD 10. 9. 96 Hermann Schlauch, Rezzo BÜNDNIS 10. 9. 96 90/DIE GRÜNEN Verheugen, Günter SPD 10. 9. 96 Voigt (Frankfurt), SPD 10. 9. 96 Karsten D. Wallow, Hans SPD 10. 9. 96 Dr. Zöpel, Christoph SPD 10. 9. 96 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Burkhard Hirsch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Ich erteile dem Abgeordneten Freiherr von Hammerstein das Wort.


    (CDU/ CSU)

    Von verschiedenen Seiten bestehen die unterschiedlichsten Erwartungen, in welcher Form und mit welchen Zielen Einfluß auf die weitere Entwicklung zu nehmen ist. Einigkeit dürfte weitgehend darin bestehen, daß es mit einem schlichten Sich-Zurückziehen des Staates aus diesem Wirtschaftssektor nicht getan ist. Angesichts der sehr vielen Aufgaben stellt sich die Frage nach der künftigen Regulierungsbehörde. Ich meine, bevor wir uns auf die Anzahl der dort zu beschäftigenden Kräfte verständigen, sollten wir uns über die Sachaufgaben klar werden, die in dieser Regulierungsbehörde zu lösen sein werden.
    Die Regierungskoalition hat nie Zweifel daran gelassen, daß sie eine Regulierung der Märkte in den Sektoren Post und Telekommunikation für notwendig hält. Im derzeitigen Ministerium sind Fachleute beschäftigt, die für die unterschiedlichen Detailaufgaben der künftigen Regulierungsbehörde die notwendigen Fähigkeiten und Vorkenntnisse mitbringen. Wir sind gut beraten, wenn wir uns die Kompetenz dieser Leute, die bereits vorhanden ist, zunutze machen. Das Ministerium muß arbeitsfähig bleiben, so lange zumindest, bis alle Verordnungen und Gesetze ordnungsgemäß verabschiedet sind.
    Ich weiß, daß der Minister mit seinen Fachleuten und auch eine Reihe von Bundestagsabgeordneten einige Länder besuchten, die schon seit längerem eine Regulierungsbehörde haben. Es ist gut so, daß man diese Länder besucht, um Erfahrungen zu sammeln und um zu sehen, wie dort, wo Post und Telekom schon lange privatisiert sind, diese vom jeweiligen Land reguliert werden. Dabei haben wir immer wieder festgestellt, daß die Regulierungsbehörden in diesen Ländern auch internationale Aufgaben und Kontakte wahrzunehmen haben. So ist zum Beispiel in den USA, wo es mehrere konkurrierende Institute dieser Art gibt, die Federal Communications Commission mit einem internationalen Büro zu einer eigenen Abteilung herangewachsen. In diesen Büros in der ganzen Welt wird internationale Politik gemacht. Deshalb sollte auch bei der deutschen Regulierungsbehörde eine größere Gruppierung mit diesen Aufgaben betraut werden.
    In diesem Zusammenhang möchte ich auch darauf hinweisen, daß wir in diesem Wirtschaftssektor nicht nur auf Grund technischer Entwicklungen ständig
    Neuland betreten. Auch das, was sich an ökonomischen und ordnungspolitischen Fragen um die Privatisierung und Liberalisierung bei Post und Telekommunikation rankt, ist jedenfalls von der Größenordnung her in Deutschland bisher beispiellos. Unter diesen Umständen kann ich nur davor warnen, die vielfältigen Aspekte. unter denen Regulierungsaufgaben wahrzunehmen sein werden, in zu viele, voneinander unabhängige Zuständigkeiten zu zersplittern.
    Auch andere Dienstleistungszweige werden bei uns nicht einfach sich selbst überlassen. Ich nenne hier als Beispiele das Kreditwesen, den Gesundheitssektor oder auch das Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen. In diesen Fällen steht die Notwendigkeit von Regulierungsmaßnahmen außerhalb jeder Diskussion. Im Bereich von Post und Telekommunikation ist die Mißbrauchsaufsicht eine wichtige Stoßrichtung regulierender Vorgaben und Nachsteuerung. Auch langfristig werden der Anspruch von Marktteilnehmern und die Zusammenschaltungen zu sichern sein. Deswegen ist es sehr wichtig, daß wir diese Regulierungsbehörde bekommen, wenn am 31. Dezember 1997 die Tore des Postministeriums geschlossen werden.
    Ich halte es auch ordnungspolitisch für wichtig, daß diese Behörde in Zukunft dem Wirtschaftsministerium angegliedert wird. All diese Aufgaben werden heute noch im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Post und Telekommunikation wahrgenommen. Um ein praktisches Beispiel dafür zu nennen: Die Verlegung von Kabeln für Telekommunikationszwecke war bislang nur mit den Belangen der für die öffentlichen Verkehrswege zuständigen Behörden und der Versorgungsunternehmen in den Bereichen Energie und Wasser abzustimmen. Künftig sind auch Fälle denkbar, in denen sich verschiedene deutsche und auch internationale Telekommunikationsunternehmen nebeneinander „eingraben" wollen. Da wird es viel Abstimmungsbedarf geben, und wo kein Kabel verlegt wird, wird es zu einer verstärkten Nachfrage nach Frequenzen kommen. Auch hier kann kein ungeregelter Zustand hingenommen werden. Denn Frequenzen sind kein nachwachsender Rohstoff.
    Trotz aller unterschiedlichen Zielrichtungen der aufgezeichneten Einzelaufgaben stehen diese in einem über Jahrzehnte gewachsenen inneren Zusammenhang. Es wäre deshalb ratsam, das Potential an Wissen, an Problembewußtsein für die Schwierigkeiten der Postreform, das sich bei den Beschäftigten im Bundesministerium für Post und Telekommunikation angesammelt hat, zusammenzuhalten. Auch wenn weiterhin Einigkeit besteht, daß der größte Teil dieser Tätigkeit künftig nicht mehr mit der Organisationsform eines Ministeriums ausgeübt werden muß, so kann das keineswegs heißen, daß diese Aufgaben jetzt einfach entfallen können.
    Nun muß der Blick darauf gerichtet werden, daß die dort Beschäftigten ihre Sachaufgaben effektiv wahrnehmen können. Auf lange Sicht wäre es fatal, wenn dort eine Abwanderungsbewegung qualifizierter Kräfte einsetzte. Diese Gefahr beschwört derje-

    Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein
    nige herauf, der das jetzige Ministerium und die künftige Regulierungsbehörde kleinreden will.
    Wie lange wir eine Regulierungsbehörde in der derzeit geplanten Gestalt benötigen, sollten wir zukünftigen Erkenntnissen überlassen. Selbst Skeptiker gestehen zu, daß man sie auf absehbare Zeit braucht. Darum lassen Sie uns jetzt politisch so handeln, wie es aus heutiger Sicht richtig und notwendig ist. Wir sollten nicht meinen, schon heute entscheiden zu müssen, was für die nächste Generation in dieser Frage gut ist. Diese Frage sollte dann beantwortet werden, wenn stabile Erfahrungen mit der neuen Welt der liberalisierten Post- und Telekommunikationsmärkte vorliegen.
    Investitionen und Arbeitsplätze sind dringend erforderlich. Die SPD im Bundesrat lehnt zur Zeit das meiste ab. Daß kein Land in Europa auf SPD-Kurs liegt, hat wichtige Gründe. Die SPD übersieht, daß nur dann der stetige Export von Arbeitsplätzen aufgehalten und der Trend umgekehrt werden kann, wenn sich Investitionen zur Schaffung neuer Arbeitsplätze wieder lohnen.
    Zu ungünstig schneidet Deutschland einstweilen beim internationalen Vergleich der Steuer- und Soziallasten, der Arbeitskosten und auch der Lohnstückkosten ab, als daß es sich lohnte, Arbeitsplätze für die Masse der Arbeitslosen mit geringer und mittlerer Qualifikation zu schaffen. Nur wenn die Steuerlasten für Investoren, nur wenn die weltweit höchsten Lohnzusatzkosten gesenkt werden, wird sich der negative Trend aufhalten lassen.
    Wichtig sind bei den Investitionen bei zwei so wichtigen Bereichen wie Post und Telekom, daß wir in Zukunft auch die Unterstützung der SPD bekommen. Deswegen wunderten mich die Ausführungen von Herrn Bury zum Teil.

    (Hans Martin Bury [SPD]: Wir unterstützen nur vernünftige Sachen!)

    Wissen Sie, Herr Bury, hier Sozialisierung anzusprechen ist, glaube ich, fehl am Platze; denn es entstehen mit der Bank zusammen drei große, private Konzerne, die in Zukunft enorme Aufgaben haben werden.
    Lassen Sie mich noch zu einzelnen Zahlen und Aufgaben in Einzelplan 13 kommen. Im Entwurf des Einzelplans 13 sind unter anderem auch die Aufgaben und Ausgaben des Bundesamtes für Zulassung in der Telekommunikation dargestellt. Dieses Amt hat in den vergangenen Jahren nicht voll kostendekkend gearbeitet. Es wäre wahrscheinlich auch bei einer Fortführung als eigenständiger Behörde nicht in der Lage, kostendeckend zu arbeiten. Außerdem unterliegen Aufgabenstruktur und -umfang einem ordnungspolitischen Wandel. Deshalb wurde das Bundesamt für Zulassung in der Telekommunikation zum 1. September 1996 an das Bundesamt für Post und Telekommunikation angegliedert. Die Eingliederung findet volles Verständnis bei den Berichterstattern des Einzelplans 13.
    Diese Maßnahme ist auch in den Bericht des BMF zur Verringerung und Straffung von Bundesbehörden aufgenommen worden. Hierdurch entsteht nach der bisherigen Planung ein Personalminderbedarf von 33 Personen. 15 Personalposten sind inzwischen frei. Die restlichen werden mit kw-Vermerken ausgebracht. Die Zusammenlegung bringt Einsparungen von 2,9 Millionen DM.
    Lassen Sie mich noch etwas zum Wissenschaftlichen Institut für Kommunikationsdienste sagen, einem Institut, das zur Zeit immerhin mit 1,9 Millionen DM unterstützt wird. Aus meiner Sicht ist es das Institut in der Welt mit dem höchsten Wissensstand auf dem Gebiet der Regulierung der Telekommunikation und des Postwesens. Wir haben kein vergleichbares Institut. Es ist auch im Ausland anerkannt und erhält zur Zeit sogar von der Europäischen Kommission Aufträge. Wir wissen, daß wir es zum 31. Dezember 1997 schließen müssen. Es ist dann nur noch eine Projektförderung für einzelne Forschungsvorhaben möglich, die dann im Haushaltsplan 1998 zu veranschlagen wären.
    Die Gesamteinnahmen liegen in diesem Haushalt dreimal so hoch wie die Gesamtausgaben in diesem Haushalt. Wir rechnen wieder mit einer Dividende von 800 Millionen DM. Auf Grund der schwierigen Haushaltslage werden die Ausgaben im Ministerium erneut um zirka 1,8 Prozent herabgesetzt. Das sind seit 1993 36 Prozent weniger.
    Die Deutsche Telekom, die Deutsche Post und auch die Deutsche Postbank haben im Wirtschaftsjahr 1995 ausgesprochen erfolgreich gewirtschaftet. Die Deutsche Post AG konnte 1995 in ihrem ersten Jahr als Aktiengesellschaft den Umsatz steigern und gleichzeitig ihr Geschäftsergebnis deutlich verbessern. In Anbetracht des schwierigen konjunkturellen Umfeldes ist das Ergebnis als ein hervorragender Erfolg zu bewerten. Ich wünsche mir, daß es dem Vorstand und allen Mitarbeitern gelingt, die Strukturbrüche im Markt zu bewältigen und bis Ende der 90er Jahre die Börsenreife zu schaffen.
    Entscheidend für mich ist allerdings auch, daß man sich in Kürze, Herr Minister, auf einen Kooperationsvertrag zwischen Postbank und Deutscher Post AG einigt. Für beide Häuser ist dieser Vertrag sehr wichtig. Ich hoffe, daß es dem Minister und den Verantwortlichen gelingt, zügig, noch in diesem Jahr, den Vertrag abzuschließen.
    Auch die Entscheidung, die Deutsche Post AG ab 1998 zum Einzelhändler zu machen, halte ich für richtig. Die seit April laufenden Tests mit fünf Postläden in Berlin, Rostock und Cottbus sind bei den Kunden sehr gut angekommen. Deshalb wird die Post in Zukunft ähnliche Läden in vielen anderen Städten eröffnen. Die Umfrage zeigt, daß 75 Prozent der Kunden in den Testläden die Verbindung von Post und Lebensmitteln als gelungene Idee bezeichnen.
    Gute Noten gibt es laut EMNID auch für die mittlerweile rund 3 200 Postagenturen, mit denen die Post mehr und mehr unrentable Filialen auf dem Land und in Vorstädten ersetzt. Während die Post in

    Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein
    ihren neuen Testfilialen selbst zum Händler wird, bietet sie über Agenturen ein Grundangebot an Postdienstleistungen, z. B. in Schreibwarenläden, Tankstellen oder auch Verwaltungen, an.
    Ich erinnere mich noch an die vielen bitterbösen Briefe aus meinem Wahlkreis, in denen man sich beklagte, daß die Postämter in den Dörfern geschlossen wurden.

    (Gerhard Jüttemann [PDS]: Heute noch!)

    - Nein. - Inzwischen bewerten die gleichen Briefschreiber das neue Konzept der Agenturen sehr positiv. Die Betroffenen meinen sogar, die Postagentur verbessere die Lebensqualität der Bürger und die Chancen der beteiligten Händler. Es gehört immer wieder Mut dazu, Entscheidungen, die man intern getroffen hat, anschließend wirklich durchzusetzen.
    Einer der bedeutendsten wirtschaftlichen und politischen Schritte - darauf ist auch der Minister schon eingegangen - nach dem Krieg wird der Börsengang der Deutschen Telekom. Es wird die größte Aktieneinführung in Europa sein. Ich bin der felsenfesten Überzeugung, daß bei der Einführung am 18. November die Aktie nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt gut plaziert wird. Dabei kann man das gute Gefühl haben, daß alle Vorbereitungen hervorragend getroffen worden sind.
    Ich wünsche mir jedenfalls, daß bis zum 31. Dezember 1997, wenn das Postministerium aufgelöst wird, alle privaten Initiativen, die von den drei Gesellschaften angefaßt worden sind, positiv verlaufen. Ich hoffe auch, daß es dem Minister gelingt, bis zum 31. Dezember 1997 alle Dinge zum Positiven entschieden zu haben.
    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Dr. Burkhard Hirsch
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Ich gebe dem Abgeordneten Dr. Manuel Kiper das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Manuel Kiper


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Post und Telekommunikation sind einer der zentralen Bereiche unserer Wirtschaft. Das spiegelt sich nicht unbedingt in der Beteiligung an dieser Debatte wider.
    Ich möchte auf das Telekommunikationsgesetz als eine zentrale Zäsur in unserer Telekommunikationspolitik eingehen. Ich muß hier offensichtlich für den Kollegen Bury, der nach Manier eines bösen Buben hier über amerikanische Erfahrungen berichtet hat, einmal klarstellen, weil er offensichtlich die letzte Postdebatte hier nicht mitgemacht hat, was die Position unserer Fraktion zum Telekommunikationsgesetz ist.
    Verehrte Kolleginnen und Kollegen, ich habe in der letzten Debatte sehr deutlich gemacht, daß die Zielsetzung des Telekommunikationsgesetzes, eine Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes, von unserer Fraktion geteilt wird und daß meine Fraktion und ich das Bemühen der anderen Fraktionen anerkennen, hier eine Ordnung zu schaffen, die einen weitgehend fairen Wettbewerb ermöglicht.

    (Hans Martin Bury [SPD]: Das ist doch schon was!)

    Wenn der Kollege Bury das nicht mitbekommen hat, dann tut es mir leid. Wahrscheinlich lag das an den sprachlichen Schwierigkeiten in den USA.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Wer spricht denn besser Englisch?)

    Um den Kollegen Bury auf das richtige Gleis zu führen, möchte ich nicht verhehlen, daß aus unserer Sicht erhebliche Schattenseiten und Schönheitsfehler des Telekommunikationsgesetzes angesprochen werden müssen. Davor drückt sich das Hohe Haus normalerweise, und es bleibt uns vorbehalten.
    Ich möchte davon reden, daß das Wegerecht der Kommunen ausgehöhlt worden ist. Viele Kommunen haben sich jetzt zu Recht auf den Klageweg begeben.
    Mannesmann Mobilfunk klagt inzwischen gegen die Fernmeldeüberwachungsverordnung. Es geht hier um Kosten in dreistelliger Millionenhöhe. Sie, meine Damen und Herren, haben im Telekommunikationsgesetz - das war eine unserer zentralen Kritiken - exzessive Abhör- und Überwachungsmaßnahmen verankert. Wir sind natürlich dagegen. Das war auch einer der Gründe dafür, warum wir das TKG abgelehnt haben.
    Die Konkurrenten der Telekom formierten sich in den letzten Monaten. Die Gefahr ist nicht gebannt, daß auf dem Sektor Telekommunikation ein Oligopol statt Wettbewerb entsteht. Mobilfunk läßt grüßen.
    Der Arbeitsplatzabbau bei der Telekom muß noch angesprochen werden. Im letzten Jahr sind 17 000 Menschen entlassen worden. Dieses Jahr werden es wieder genauso viele sein. Der Abbau der nächsten 30 000 Arbeitsplätze bis zum Jahre 2000 ist vorprogrammiert.
    Lassen Sie mich noch eine Bemerkung machen. Der Kollege Hammerstein hat das WIK angesprochen. Es ist bedauerlich, daß das WIK im Haushaltsplan „künftig wegfallend" ist. Ich bin der Auffassung, daß die Fähigkeiten dieses Instituts für die Regulierungsbehörde unbedingt fruchtbar gemacht werden müssen; denn eine Regulierungsbehörde ohne wissenschaftliche Zuarbeit wird nicht den nötigen Biß haben, um regulierend in den Markt eingreifen zu können.
    Meine Damen und Herren, die Bundesregierung streut uns Sand in die Augen. Wir brauchen zukunftsweisende Konzepte für den Bereich Telekommunikation, für die Umverteilung der Arbeit und der Einkommen und für die Sicherung des Sozialstaats. Auch unter diesem Gesichtspunkt muß das Telekommunikationsgesetz gewürdigt werden. Leider sind Chancen vertan worden.

    Dr. Manuel Kiper
    Zur Postbank: Die Eckpunkte der Bundesregierung liegen vor. Die Verhandlungen sind vorläufig gescheitert. Ein Kooperationsvertrag ist ausstehend. Herr Minister Bötsch ist mit seinem Latein ganz offensichtlich am Ende.

    (Bundesminister Dr. Wolfgang Bötsch: Na, warten wir mal ab!)

    Das Postfilialnetz wird ausgedünnt. Der Kollege Bury hat es schon angesprochen; gestern hat uns der Minister im Postregulierungsrat reinen Wein eingeschenkt. An der Zahl von 10 000 Postfilialen wird nicht mehr festgehalten; der Postminister ist wortbrüchig geworden.
    Herr Minister, ich spreche die Postfilialen nicht aus Nostalgie an oder weil es um die Kirche im Dorfe ging. Nein, darum geht es nicht. Es geht darum, Dienstleistungszentren in der Fläche, in den vielen Dörfern und kleinen Orten dieses Landes, zu erhalten. Das ist die Aufgabe.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Sorgen Sie, Herr Minister, endlich für die Vorlage des Postfilialkonzeptes! Sorgen Sie für die Verabschiedung der Schaltervereinbarung zwischen Post AG und Postbank AG! Sorgen Sie endlich dafür, daß die bisherigen Bundesunternehmen langfristig in die Pflicht genommen werden, um den Infrastrukturauftrag des Art. 87 f Abs. 1 des Grundgesetzes zu erfüllen!
    Noch eine Bemerkung zum Postgesetz, Herr Minister. Sie haben den Referentenentwurf vorgelegt. Lassen Sie mich dazu sagen: Dieser Entwurf weist erhebliche Schwachstellen auf. Statt eines Universaldienstes schreibt dieser Gesetzentwurf eine Basisversorgung vor, die unter das Niveau des europäischen Richtlinienentwurfs abtaucht. Die Altlasten der Post AG bleiben unberücksichtigt. Statt eines reservierten Bereichs bis 350 g wollen Sie lediglich auf fünf Jahre eine Monopollizenz an die Post AG für diesen Bereich vergeben.
    Meine Damen und Herren, eine Liberalisierung auch des Postbereichs ist aus meiner Sicht richtig. Es kann aber nicht darum gehen, in unserer Volkswirtschaft sozialversicherungspflichtige Dauerarbeitsplätze durch Turnschuhbrigaden und Scheinselbständigkeit zu ersetzen. Es kann nicht darum gehen, die grundgesetzlich verankerte Grundversorgung scheibchenweise auszuhöhlen. Deshalb sind wesentliche Korrekturen am vorgesehenen Postgesetz nötig, um die volkswirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Aufgaben zu erfüllen.

    (Beifall bei der SPD)

    Eine abschließende Bemerkung zur Frachtpost. Die Verbraucherinnen und Verbraucher, die Mitbürgerinnen und Mitbürger sind die Leidtragenden, wenn in Fragen von Post und Telekommunikation die Weichen falsch gestellt werden. Die Post AG will wieder an der Gebührenschraube drehen. Durch Erhöhung der monopolistischen Briefporti soll jetzt der Frachtpostbereich quersubventioniert werden. Die
    Monopolkommission hat bereits festgestellt, daß nicht bei Briefen, hingegen im Frachtpostbereich eine spürbare Kostenunterdeckung gegeben ist. Die Post AG muß sich dem Wettbewerb stellen. Die 33 Frachtpostzentren auf der grünen Wiese - das war unsere Kritik - waren ökologisch ein Flop. Offensichtlich sind sie wirtschaftlich gleichermaßen ein Flop und nicht der verheißene Dukatenesel. Die Frage nach der Verantwortung für solche Fehlentscheidungen stellt sich.
    Herr Minister, ich komme zum Schluß. Bundespostminister und Bundesfinanzminister sind für die Bundesunternehmen zuständig. Ich fordere Sie auf, Herr Minister: Nehmen Sie Ihre Verantwortung wahr! Ich fordere Sie auf, Herr Bötsch, endlich auf den Weg zurückzukehren, den Infrastrukturauftrag des Grundgesetzes zu achten und umzusetzen.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Gerhard Jüttemann [PDS])