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    Plenarprotokoll 13/120 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 120. Sitzung Bonn, Dienstag, den 10. September 1996 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeordneten Hansjürgen Doss 10701 A Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1997 (Haushaltsgesetz 1997) (Drucksache 13/5201) 10701 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1996 bis 2000 10701 B Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 10701 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 10711 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 10719 C Hans-Peter Repnik CDU/CSU 10720 C Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10725 B Dr. Wolfgang Weng (Gerungen) F.D.P. . 10729 A Dr. Barbara Höll PDS 10735 B Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU 10737 B Detlev von Larcher SPD 10741 C Dankward Buwitt CDU/CSU 10744 B Dr. Uwe-Jens Rössel PDS 10746 B Wilfried Seibel CDU/CSU 10747 B Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMU 10748 D Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 10751 C Arnulf Kriedner CDU/CSU 10753 B Ingrid Matthäus-Maier SPD . 10753 D, 10766 D Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10755 B Birgit Homburger F.D.P. 10756 C Eva Bulling-Schröter PDS 10758 B Eckart Kuhlwein SPD 10759 A Matthias Wissmann, Bundesminister BMV 10761 B Horst Kubatschka SPD 10763 B Hans Georg Wagner SPD 10763 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU 10766 A Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10767 A Gila Altmann (Aurich) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10769 B Matthias Wissmann CDU/CSU 10770 A, 10776 A Horst Friedrich F.D.P. 10771 B Dr. Winfried Wolf PDS 10772 D Elke Ferner SPD 10773 D Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 10776 D Achim Großmann SPD 10779 C Gert Willner CDU/CSU 10781 C Norbert Formanski SPD 10782 C Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10784 C Jürgen Koppelin F.D.P 10786 B Otto Reschke SPD 10787 D Klaus-Jürgen Warnick PDS 10788 C Dieter Maaß (Herne) SPD 10789 C Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. 10790 D Dr. Wolfgang Bötsch, Bundesminister BMPT 10791 C Hans Martin Bury SPD 10793 A Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU 10795 A Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10797 B Dr. Max Stadler F.D.P. 10798 C Gerhard Jüttemann PDS 10800 A Eike Hovermann SPD 10801 A Nächste Sitzung 10803 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 10805* 120. Sitzung Bonn, Dienstag, den 10. September 1996 Beginn: 11.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andres, Gerd SPD 10. 9. 96 Augustin, Anneliese CDU/CSU 10. 9. 96 Beck (Bremen), BÜNDNIS 10. 9. 96 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 10. 9. 96 * Berninger, Matthias BÜNDNIS 10. 9. 96 90/DIE GRÜNEN Borchert, Jochen CDU/CSU 10. 9. 96 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 10. 9. 96 Herta Duve, Freimut SPD 10. 9. 96 Gansel, Norbert SPD 10. 9. 96 Glos, Michael CDU/CSU 10. 9. 96 Dr. Glotz, Peter SPD 10. 9. 96 Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Kanther, Manfred CDU/CSU 10. 9. 96 Kurzhals, Christine SPD 10. 9. 96 Dr. Lucyga, Christine SPD 10. 9. 96 * Matschie, Christoph SPD 10. 9. 96 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 10. 9. 96 Dr. Rappe (Hildesheim), SPD 10. 9. 96 Hermann Schlauch, Rezzo BÜNDNIS 10. 9. 96 90/DIE GRÜNEN Verheugen, Günter SPD 10. 9. 96 Voigt (Frankfurt), SPD 10. 9. 96 Karsten D. Wallow, Hans SPD 10. 9. 96 Dr. Zöpel, Christoph SPD 10. 9. 96 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
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    Rede von Dankward Buwitt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr von Larcher, Sie sagten: Umkehren. Da fragt man sich ja: Wohin? Zu Ihrer Politik? - Das zeigt doch nur, welch schlechtes Gedächtnis Sie haben. In den Jahren 1981 und 1982 hatten Sie eine Nettoneuverschuldung von 37 Milliarden DM bei einem Steueraufkommen von 180 Milliarden DM. Wir hatten 1989 noch 19 Milliarden DM Nettoneuverschuldung bei niedrigerer Steuerbelastung der Bürger und Schaffung von neuen Arbeitsplätzen. Sie haben in sieben Jahren, von 1975 bis 1982, die Verschuldung des Bundes ohne Wiedervereinigung und ohne irgendwelche besonderen Tatbestände verdreifacht. Sollen wir dahin zurückkehren? Sie diskutieren hier so, als ob es die Wiedervereinigung nicht gegeben hätte. Das ist auch kein Wunder - Sie haben sie ja auch nicht gewollt.

    (Widerspruch bei der SPD Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Das ist gelogen! Lassen Sie doch so einen Quatsch sein!)

    Wenn Sie dann gar nicht mehr weiterwissen - auch Sie, Frau Matthäus-Maier -, dann holen Sie die Frage der Umverteilung wieder aus dem Keller. Ich glaube, daß moderne Politik auf diese Weise nicht mehr zu machen ist.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU Detlev von Larcher [SPD]: Sie verteilen ja um! Sie sind doch die Umverteiler!)

    Während die SPD-Spitze am 27. August auf Bundesebene aufruft, gegen die Sparbeschlüsse der Bundesregierung zu demonstrieren, verhängt am selben Tag die Berliner SPD-Finanzsenatorin eine totale Haushaltssperre, so daß selbst vernünftige Ausgaben nicht mehr getätigt werden können.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Wer hat denn die Währungsunion vorgeschlagen?)

    Während viele Länder über die Kosten von Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern stöhnen, lehnt die SPD auf Bundesebene Veränderungen, die zu erheblichen Einsparungen bei den Ländern führen würden, ab - so zum Beispiel das Asylbewerberleistungsgesetz und die Einbeziehung der Bürgerkriegsflüchtlinge. Während Herr Lafontaine das Paket für mehr Wachstum und Beschäftigung einen Affront gegen die Arbeitnehmer nennt, ist die Ablehnung der SPD eher ein Affront gegen die Menschen ohne Beschäftigung, die gerne arbeiten würden.
    Das bestätigt indirekt auch Herr Struck, der das Scheitern im Vermittlungsausschuß eine gute Nachricht nannte. Wer das Scheitern von Maßnahmen für mehr Wachstum und Beschäftigung eine gute Nachricht nennt, hat die Arbeitslosen in Deutschland schon längst abgeschrieben. In der gesamten Rede von Frau Matthäus-Maier ist Arbeitslosigkeit genau in einem einzigen Satz vorgekommen. Die SPD hat sich mit dieser zynischen Haltung bereits von jeglicher Verantwortung getrennt.
    Bei der Großdemonstration der Gewerkschaften in Bonn war von den Arbeitslosen und von aufmerksamen Beobachtern festgestellt worden, daß sich die Menschen ohne Beschäftigung von den Gewerkschaften nicht vertreten fühlen. Dies wird auch durch das Handeln der Gewerkschaft im Falle Viessmann untermauert. Während Geschäftsleitung und Mitarbeiter nach Wegen suchen, die Arbeitsplätze in

    Dankward Buwitt
    Deutschland zu erhalten, klagt die Gewerkschaft gegen Vereinbarung und Betriebsrat. Durch dieses Verhalten leisten die Gewerkschaften einen Beitrag nicht zu mehr Arbeitsplätzen in Deutschland, sondern zu weiterem Abbau. Sie machen sich letztlich selbst überflüssig.
    Meine Damen und Herren, deutsche Unternehmer und deutsche Unternehmen schaffen genug Arbeitsplätze - leider jedoch nicht in Deutschland. Ausländische Investoren sehen zur Zeit keine Veranlassung, Arbeitsplätze in Deutschland zu schaffen. Wir können gewiß sein, daß unsere Bemühungen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern nicht nur in Deutschland verfolgt werden. Sie finden auch große Aufmerksamkeit im Ausland, weil es die Unternehmer interessiert, ob wir uns als reformfähig erweisen und sie selbst Deutschland wieder in ihre Überlegungen einbeziehen müssen.
    Natürlich verlangen strukturelle Veränderungen den Abschied von liebgewonnenen Dingen, manchmal auch Opfer. Aber lohnt es sich nicht, wenn wir damit den Weg in die Zukunft gestalten können, die Volkswirtschaft stärken und neue Ressourcen für soziale Hilfen in unserem Land schaffen, aber auch Möglichkeiten der Hilfe für andere in dieser Welt, die sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht selber helfen können? Lohnt sich dies nicht?
    Eine Frau, die sich mit mir über die Verlängerung der Lebensarbeitszeit unterhielt, empfand dies als Unverschämtheit, als Eingriff in ihre Lebensplanung.

    (Elke Ferner [SPD]: Recht hat sie!)

    - Natürlich, das ist es ja auch. Sie haben völlig recht. Aber fragen wir doch mal einen Arbeitslosen, welchen Eingriff in seine Lebensplanung es bedeutet, wenn er keine Beschäftigung und kein selbst erwirtschaftetes Einkommen mehr hat.

    (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Wenn alle länger arbeiten, gibt es viel mehr Arbeitsplätze! Ungeheuer logisch!)

    Wir haben Sparnotwendigkeiten und -zwänge. Wer wollte diese denn ernsthaft bestreiten? Durch ihre Bewältigung schaffen wir zwar die Basis für die Zukunft; leben werden wir aber nicht vom ersparten Geld, leben werden wir von den erwirtschafteten Einnahmen. Daher ist die wichtigste Aufgabe und die größte Herausforderung für uns, bessere Rahmenbedingungen zu schaffen. Da muß es nach meiner Meinung Gemeinsamkeiten geben, und da muß es uns über Parteigrenzen hinaus gelingen, Gemeinsames zu schaffen.
    Wir können mit Sicherheit nicht alles gleichzeitig haben. Wir müssen Prioritäten setzen. Meine Damen und Herren, höchste Priorität muß für uns nach meiner Meinung der Erhalt der Arbeitsplätze in Deutschland und die Schaffung neuer haben. Diese Priorität wird den Menschen am meisten gerecht, weil sie dann ein selbstverantwortetes, selbstbestimmtes und selbstgestaltetes Leben führen können, weil sie nicht auf gesellschaftliche und staatliche Unterstützung angewiesen sind, sondern aus eigener Leistung ihre Ressourcen schöpfen, was nicht nur wirtschaftlich unabhängig, sondern auch menschlich zufrieden macht.
    Mehr Arbeitsplätze geben uns die Möglichkeit, gerade den Menschen besser zu helfen, die dies aus eigener Kraft nicht leisten können. Wir sind nicht das Volk mit den kränksten Arbeitnehmern, wie uns manche Statistik aufzeichnet. Wir dürfen das auch nicht sein, wenn wir den wirklich Kranken, den Behinderten und den Benachteiligten das geben wollen, was sie benötigen und worauf sie in einer humanen Gesellschaft auch Anspruch haben.
    Unsere Leistungsfähigkeit zu steigern, dieses Ziel verfolgen das Programm für mehr Wachstum und Beschäftigung, ein sparsam angelegter Haushalt und das Jahressteuergesetz 1997. Vieles ist dazu heute bereits genannt worden. Zum Beispiel entspricht der vorgelegte Haushaltsplan der Bundesregierung für 1997 im Volumen dem des Jahres 1993. Die Finanzplanung, aufbauend auf dem Ist von 1995, weist praktisch eine Steigerung bis zum Jahre 2000 von einem Prozent auf - nicht jedes Jahr, sondern insgesamt.
    Ich möchte einige Beispiele von Maßnahmen nennen, die Arbeitsplätze erhalten und neue schaffen, die den Weg für mehr Investitionen frei machen und die den Menschen Mut machen sollen, neue Existenzen zu gründen.
    Die Abschaffung der betrieblichen Vermögensteuer entspricht - das ist hier heute mehrmals erwähnt worden - nicht nur den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts; sie ist gleichzeitig ein wichtiges Signal für die Wirtschaft. Die meisten unterschätzen die Bedeutung der Psychologie in der Wirtschaft. Eine Steuer, die sich an Substanz und Verlust orientiert, ist arbeitsplatzhemmend. Das gilt auch für die Gewerbekapitalsteuer. Die Abschaffung beider Steuern ist wesentliche Voraussetzung für Impulse zur Schaffung von mehr Wettbewerbsfähigkeit und damit zur Schaffung von neuen Arbeitsplätzen bei uns.
    Die vorgesehene Rückführung des Solidaritätszuschlags wird in den beiden nächsten Jahren bei den einzelnen keine große Entlastung bringen, macht aber deutlich, daß wir es auch in schwerer Zeit ernst meinen, daß wir alles daran setzen, die Leistungsbereitschaft zu fördern und den Bürger von übermäßiger Steuerbelastung zu befreien.
    Es war überfällig, daß Steuervergünstigungen, die einst unter völlig anderen Voraussetzungen eingeführt wurden, gekürzt oder gestrichen wurden und werden. Dabei ist es falsch, über die Menschen herzuziehen, die diese Möglichkeiten, vom Gesetzgeber - also von uns - geschaffen, wahrnehmen. Vielmehr müssen wir durch Veränderung reagieren und haben dies auch getan. Ich denke zum Beispiel an die Novellierung der Sonderabschreibung für die neuen Bundesländer zum 1. Januar 1994, aber auch an die aktuelle Frage der Sonderabschreibung für Schiffe und Flugzeuge.
    Ein weiteres Beispiel ist die Veränderung des Kündigungsschutzes, die Anhebung des Schwellenwertes von fünf auf zehn Arbeitnehmer für die Anwendung des Kündigungsschutzgesetzes. Vielen von uns

    Dankward Buwitt
    geht diese Regelung nicht weit genug, weil Chancen für neue Arbeitsplätze ungenutzt bleiben. Wer sagt, daß auf diese Weise Arbeitnehmer zu Freiwild erklärt werden, hat nichts, aber auch gar nichts verstanden. Im Gegensatz zu vielen Großbetrieben haben die kleinen und mittleren Unternehmen in der Vergangenheit in der Regel gerade für ihre Mitarbeiter verantwortlich gehandelt. Sie haben manchem Mitarbeiter auch in schwerer Zeit seinen Arbeitsplatz gesichert. Nun müssen wir diesen kleinen und mittleren Unternehmen auch die Möglichkeit geben, den Fortbestand ihrer Betriebe zu sichern, und dies möglichst auf einer gesunden Basis.
    Diese und andere Maßnahmen weisen den Weg in die richtige Richtung. Der große Wurf soll dann die große Steuerreform werden. Ich bin fest davon überzeugt: Wenn alles vorliegt, werden wir aufpassen müssen, daß sich die Erwartungen an diese große Steuerreform nicht zu hoch schrauben, nämlich so hoch, daß sie keiner erfüllen kann. Wir werden nicht an einem Wettlauf der Termine, sondern an einem soliden Ergebnis gemessen.
    Meine Damen und Herren, für andere wichtige Themen wie die Schattenwirtschaft, die Schwarzarbeit, Dienstleistungen im privaten Bereich, die 590-DM-Arbeitskräfte - alle diese Themen sind wichtig - verbleibt mir nicht genug Zeit.
    Zum Schluß möchte ich sagen: Wir brauchen mehr Vertrauen in den Standort Deutschland, das schafft bei uns mehr Arbeitsplätze. Wir brauchen das Vertrauen der Menschen, das schafft mehr Leistungsbereitschaft. Wir brauchen mehr Überschaubarkeit und Überprüfbarkeit, das schafft Gerechtigkeit. Wir brauchen mehr Eigenverantwortung, das schafft Unabhängigkeit für die Menschen.
    Warum brauchen wir das alles? Wir brauchen das nicht nur in Anbetracht der Globalisierung der Weltmärkte, nicht nur damit wir in Europa konkurrenzfähig bleiben, nicht nur um allen Menschen in Deutschland ein Leben in Würde zu ermöglichen. Wir müssen dies und vieles andere tun, um unseren Beitrag zum Zusammenwachsen Europas zu leisten; denn ohne Deutschland wird es kein vereintes Europa geben, und ohne das geeinte Europa werden wir unseren Kindern kein Deutschland hinterlassen können, in dem sie einer friedlichen Zukunft in Freiheit entgegengehen.
    Recht herzlichen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Es spricht jetzt der Kollege Dr. Uwe-Jens Rössel.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Uwe-Jens Rössel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS)

    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Regierungsentwurf zum Bundeshaushalt 1997 ist konjunkturpolitisch kontraproduktiv; denn er begrenzt die Binnennachfrage. Dieser Bundeshaushaltsentwurf ignoriert arbeitsmarkt- und beschäftigungspolitische Notwendigkeiten; Stichwort: ABM-Kahlschlag im Osten. Schließlich würde diesem Haushalt bei seinem möglichen Inkrafttreten sogar der dornenreiche Weg zum
    Bundesverfassungsgericht drohen; denn die Investitionen des Bundes liegen mit rund 60,5 Milliarden DM nur noch knapp über der veranschlagten Neuverschuldung. Diese wiederum darf aber nach Art. 115 des Grundgesetzes nicht höher als die investiven Ausgaben ausfallen.
    Nutznießer dieser Bundesschuldenwirtschaft sind vor allem die Banken, Versicherungen und weitere große in- und ausländische Vermögen, die auf diese Weise, in Verbindung mit der starken D-Mark, üppige Kurs- und Zinsgewinne kassieren. Das alles paßt in die Umverteilungspolitik von unten nach oben, die die Bundesregierung praktiziert.
    Mit ihrer Haushalts-, Steuer- und Finanzpolitik gefährdet die Bundesregierung aber auch die kommunale Finanzautonomie und damit letzten Endes den Fortbestand kommunaler Selbstverwaltung. Durch laufende Steuerrechtsänderungen zu Lasten der Städte, Gemeinden und Landkreise sowie die zunehmende Verlagerung der Folgen der Langzeitarbeitslosigkeit vom Bund in die Flure der Sozialämter - die Sozialhilfekosten waren 1995 auf ein Rekordniveau von 52,1 Milliarden DM gestiegen - hat die Bundesregierung neben den Ländern maßgeblich zur größten kommunalen Finanzkrise in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland beigetragen. Das ist ein unhaltbarer Zustand.

    (Beifall bei der PDS)

    Zudem hält die Bundesregierung daran fest, die Gewerbekapitalsteuer vollständig abzuschaffen und die Gewerbeertragsteuer weiter einzuschränken. Das liegt wohl eindeutig im Interesse der großen Unternehmen und wohl kaum - hier möchte ich Herrn Waigel ausdrücklich widersprechen - im Interesse der Kommunen, zumindest so lange nicht, wie die Gemeinden von der Bundesregierung keine verbindliche Zusage über die Aufnahme der Gewerbesteuer als Realsteuer in das Grundgesetz bekommen.
    Bei den Kommunen gehen Angst und Sorge über den möglichen generellen Wegfall der Gewerbesteuer um. Die Worte, die jüngst aus der F.D.P. gekommen sind - ich erinnere an die Aussage von Frau Frick in diesem Hause -, sprechen eine deutliche Sprache in diese Richtung.
    Die Bundestagsgruppe der PDS verlangt statt dessen eine längst überfällige umfassende Reform der Kommunalfinanzierung in Deutschland, die die erheblichen Strukturdefizite beseitigt und die kein Anhängsel, wie sie es bei der Unternehmenssteuerreform der Bundesregierung ist, sein kann.

    (Beifall bei der PDS Zuruf des Abg. Uwe Lühr [F.D.P.])

    - Ja, gerade wir, Herr Lühr.
    Wir haben einen entsprechenden Antrag in den Bundestag eingebracht, und wir verfügen zumindest in Ostdeutschland über eine kommunalpolitische Kompetenz, von der Ihre Partei, Herr Lühr, nur träumen kann.

    (Beifall bei der PDS)


    Dr. Uwe-Jens Rössel
    Bestandteil unseres Reformkonzeptes ist auch die Verankerung einer Investitionspauschale des Bundes für die arg gebeutelten ostdeutschen Gemeinden. Wir haben dafür auch eine konkrete Finanzierungsgrundlage.
    In der Steuerpolitik nehmen die sozialen Verwerfungen dramatisch zu. Tatsache ist, daß das Aufkommen von direkten Steuern in der Bundesrepublik in steigendem Maße von den Lohnsteuerpflichtigen und zu einem immer geringer werdenden Anteil durch Unternehmen- und Vermögensteuern erbracht wird. Es gehört daher in das Reich der Märchen, daß die Bundesrepublik ein Unternehmenshochsteuerland sei. Genauso gehört es in das Reich der Märchen, daß der Spitzensteuersatz in Deutschland außergewöhnlich hoch sei. Dänemark, Belgien und die Niederlande, Nachbarländer, haben beispielsweise einen höheren Spitzensteuersatz als wir. Dies nur am Rande.
    Jetzt will die Bundesregierung ihre Politik der Umverteilung mit der hochangekündigten umfassenden Steuerreform 1998/99 fortsetzen. Wir lehnen solche Vorschläge, soweit sie bisher bekanntgeworden sind, ab, denn die von CDU und F.D.P. ins Spiel gebrachten sogenannten dreistufigen Einkommensteuertarife, die in erster Linie die Einkommensmillionäre begünstigen, würden zu Steuerausfällen in Höhe von 100 Milliarden DM jährlich führen, und das bei der u. a. von Herrn Roth ausgewiesenen dramatischen Verschuldung der öffentlichen Haushalte. Diese Steuerausfälle sollen dadurch finanziert werden, daß viele der derzeit bedeutenden Steuervergünstigungen, die eben in erster Linie den Einkommensmillionären und nicht den einkommensschwachen Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern zugute kommen, gestrichen werden. Das aber wird wohl wieder am Widerstand der „großen" Lobbyisten, von der Autoindustrie bis hin zu den Investmentgesellschaften, scheitern. Das hat bereits im Vorjahr das Schicksal der Vorschläge der Bareis-Kommission zur Einkommensteuerreform gezeigt. Damit liefe die Finanzierung der sogenannten großen Steuerreform letztlich doch auf eine Mehrwertsteuererhöhung hinaus, wie sie im Sommer auch vom Kanzler ins Spiel gebracht worden ist. Wir lehnen dies ab und widersetzen uns derartigen Vorschlägen.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der PDS)