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ID1312001200

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    Plenarprotokoll 13/120 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 120. Sitzung Bonn, Dienstag, den 10. September 1996 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeordneten Hansjürgen Doss 10701 A Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1997 (Haushaltsgesetz 1997) (Drucksache 13/5201) 10701 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1996 bis 2000 10701 B Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 10701 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 10711 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 10719 C Hans-Peter Repnik CDU/CSU 10720 C Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10725 B Dr. Wolfgang Weng (Gerungen) F.D.P. . 10729 A Dr. Barbara Höll PDS 10735 B Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU 10737 B Detlev von Larcher SPD 10741 C Dankward Buwitt CDU/CSU 10744 B Dr. Uwe-Jens Rössel PDS 10746 B Wilfried Seibel CDU/CSU 10747 B Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMU 10748 D Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 10751 C Arnulf Kriedner CDU/CSU 10753 B Ingrid Matthäus-Maier SPD . 10753 D, 10766 D Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10755 B Birgit Homburger F.D.P. 10756 C Eva Bulling-Schröter PDS 10758 B Eckart Kuhlwein SPD 10759 A Matthias Wissmann, Bundesminister BMV 10761 B Horst Kubatschka SPD 10763 B Hans Georg Wagner SPD 10763 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU 10766 A Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10767 A Gila Altmann (Aurich) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10769 B Matthias Wissmann CDU/CSU 10770 A, 10776 A Horst Friedrich F.D.P. 10771 B Dr. Winfried Wolf PDS 10772 D Elke Ferner SPD 10773 D Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 10776 D Achim Großmann SPD 10779 C Gert Willner CDU/CSU 10781 C Norbert Formanski SPD 10782 C Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10784 C Jürgen Koppelin F.D.P 10786 B Otto Reschke SPD 10787 D Klaus-Jürgen Warnick PDS 10788 C Dieter Maaß (Herne) SPD 10789 C Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. 10790 D Dr. Wolfgang Bötsch, Bundesminister BMPT 10791 C Hans Martin Bury SPD 10793 A Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU 10795 A Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10797 B Dr. Max Stadler F.D.P. 10798 C Gerhard Jüttemann PDS 10800 A Eike Hovermann SPD 10801 A Nächste Sitzung 10803 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 10805* 120. Sitzung Bonn, Dienstag, den 10. September 1996 Beginn: 11.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andres, Gerd SPD 10. 9. 96 Augustin, Anneliese CDU/CSU 10. 9. 96 Beck (Bremen), BÜNDNIS 10. 9. 96 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 10. 9. 96 * Berninger, Matthias BÜNDNIS 10. 9. 96 90/DIE GRÜNEN Borchert, Jochen CDU/CSU 10. 9. 96 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 10. 9. 96 Herta Duve, Freimut SPD 10. 9. 96 Gansel, Norbert SPD 10. 9. 96 Glos, Michael CDU/CSU 10. 9. 96 Dr. Glotz, Peter SPD 10. 9. 96 Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Kanther, Manfred CDU/CSU 10. 9. 96 Kurzhals, Christine SPD 10. 9. 96 Dr. Lucyga, Christine SPD 10. 9. 96 * Matschie, Christoph SPD 10. 9. 96 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 10. 9. 96 Dr. Rappe (Hildesheim), SPD 10. 9. 96 Hermann Schlauch, Rezzo BÜNDNIS 10. 9. 96 90/DIE GRÜNEN Verheugen, Günter SPD 10. 9. 96 Voigt (Frankfurt), SPD 10. 9. 96 Karsten D. Wallow, Hans SPD 10. 9. 96 Dr. Zöpel, Christoph SPD 10. 9. 96 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
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    Rede von Hans-Peter Repnik


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Ich würde ganz gerne, Herr Präsident, im Zusammenhang vortragen.
    Zur Bewältigung dieser Probleme schlägt der SPD- Vorsitzende Lafontaine vor, den Standortwettbewerb durch internationale Kooperation - so nennt er es -, durch Angleichung von Sozialstandards zu vermeiden. Diesen Vorschlag anzunehmen würde bedeuten, das Heil in der Flucht zu suchen. Ein Staatenkartell gegen den Staatenwettbewerb und hohe internationale Sozialstandards gegen die Erosion des Sozialen können und werden nicht die Lösung bringen. Er läuft hier in eine Sackgasse.
    Daß dies nicht nur meine und unsere Meinung ist, möchte ich an Hand eines Zitats belegen. Der von mir geschätzte SPD-Kollege Siegmar Mosdorf hat nach einem Bericht des „Handelsblattes" vom 2. September 1996 - ich möchte ihn zitieren - wie folgt dazu Stellung genommen:
    ... hegt Zweifel, ob das Lafontainesche Kooperationsmodell nicht schon an der ersten Hürde der Europäischen Union scheitert. Es sei „problematisch", von internationaler Zusammenarbeit zu sprechen, wenn sie noch nicht einmal in der EU funktioniere, so Mosdorf.
    Respekt, die Analyse trifft zu. Ich kann dem nichts hinzufügen.

    (Detlev von Larcher [SPD]: Also keine internationale Zusammenarbeit? Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Was ist die Konsequenz dieses Satzes?)

    - Verehrte Frau Kollegin, Sie alle wissen, wie lange es gedauert hat, die europäische Sozialcharta im Rahmen der Europäischen Union zum Tragen zu bringen. Was ist das Ergebnis der europäischen Sozialcharta? Es werden eine ganze Reihe von sozialen

    Hans-Peter Repnik
    Sicherheiten auf niedrigstem Niveau festgeschrieben, und zwar auf einem solchen Niveau, daß auch die strukturschwächeren Mitgliedstaaten diese Forderungen erfüllen können.
    Wenn wir dem Lafontaineschen Gedanken folgen, dann müssen auch wir uns als Bundesrepublik Deutschland, international abgeglichen, auf dieses Niveau begeben. Auf dieses niedrige Niveau wollen wir uns allerdings nicht begeben; das ist richtig.
    Vielleicht akzeptieren Sie einen Hinweis des renommierten Ökonomen Herbert Giersch. Er formulierte wie folgt:
    Die Weltwirtschaft ist zu groß, als daß sie sich derart einbinden ließe.
    Glauben Sie etwa ernsthaft, daß sich die zahlreichen Billiglohnländer zu einer der unsrigen vergleichbaren Sozialpolitik zwingen lassen, die viel Geld kostet und ihre Produkte verteuert, nur damit unsere Probleme so möglicherweise gelöst werden? Das ist doch ein Irrglaube. Auf welchem Planeten leben Sie eigentlich?

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Nein, wir haben keine Alternative. Wir müssen den Standortwettbewerb annehmen und Deutschland wieder attraktiver machen. Die Rahmenbedingungen für Unternehmen und Bürger müssen verbessert werden; dann haben wir auch wieder den wirtschaftlichen Erfolg.
    Es ist heute morgen einiges über öffentliche Investitionen gesagt worden. Allen voran standen die öffentlichen Infrastrukturinvestitionen. Sie sind für unsere Volkswirtschaft wichtig. Das steht außer Frage. Theo Waigel hat die Zahlen genannt, und wir haben gerade im Haushalt darauf geachtet. Aber - auch das muß gesagt werden - man darf ihre quantitative Bedeutung für die konjunkturelle Entwicklung nicht überschätzen.
    Wir wissen: Im langjährigen Schnitt entfallen nur 10 Prozent aller volkswirtschaftlichen Investitionen auf den Staat, 90 Prozent dagegen auf Unternehmen. Gerade deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, die Dynamik der privaten Investitionen dadurch zu verbessern, daß wir die Rahmenbedingungen des Standortes Deutschland verbessern, auch und gerade für ausländische Investitionen.
    Wir brauchen mehr Freiräume für die Beschäftigungsdynamik. Die Flexibilität der Märkte muß erhöht werden. Dazu ist es unabwendbar, die Staatsausgaben und die Belastungen durch Steuern und Abgaben gleichermaßen zurückzuführen. Der schlanke Staat, der sich auf seine Kernaufgaben konzentriert, muß die Realität werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren von der Opposition, entschlossenes Handeln ist notwendiger denn je. Zögern und Zaudern heute läßt unsere wirtschaftlichen Probleme nur größer werden und erfordert zukünftig um so stärkere, schmerzhaftere korrigierende Eingriffe, damit Deutschland im internationalen Standortwettbewerb wieder konkurrenzfähiger wird.
    Daß dies nicht nur unsere Erkenntnis ist, ist ebenfalls deutlich gemacht worden. Dort, wo Sozialdemokraten in der Regierung stehen, handeln sie doch gleich. Österreich - wir haben es gesagt -, Schweden, die Niederlande, Felipe González in Spanien, solange er an der Regierung war, haben reagiert und Strukturreformen im Sozialsystem und auf den Arbeitsmärkten eingeleitet. Konsolidierung ist Pflicht. Daß die OECD uns dabei den Rat auf den Weg gibt: „Die Finanzpolitik könnte an Glaubwürdigkeit verlieren, wenn die eingeleiteten Maßnahmen nicht voll umgesetzt werden", sollte uns ebenfalls ermutigen, den von Theo Waigel vorgeschlagenen Weg weiter zu beschreiten.

    (Peter Hintze [CDU/CSU]: Völlig richtig!)

    Frau Kollegin Matthäus-Maier hat einen, wie ich finde, nicht nur gewagten, sondern auch unzulässigen Vergleich angestellt, indem sie die Arbeitslosenzahlen zu Zeiten des Bundeskanzlers Helmut Schmidt mit den Arbeitslosenzahlen von heute, zu Zeiten des Bundeskanzlers Helmut Kohl, verglichen hat. Frau Matthäus-Maier, ist Ihnen eigentlich entgangen, daß nach der Erblast, die wir von Ihnen übernommen haben, nur durch ein ganz konsequentes Konsolidieren in den Jahren 1983 ff. Wachstum möglich war, Steuerentlastung möglich war und mit dieser Politik unter der Führung von Helmut Kohl netto 3 Millionen neue Arbeitsplätze in der Bundesrepublik Deutschland geschaffen wurden? Dies ist der Ertrag der Politik von Helmut Kohl.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich füge noch eines hinzu - deshalb halte ich diesen Vergleich für unzulässig -: In einer Zeit, in der wir die Herausforderungen der Wiedervereinigung, die Hinterlassenschaft der Sozialisten in der ehemaligen DDR aufzuarbeiten haben, in der Millionen von Aussiedlern aus Rußland, Kasachstan, Rumänien, Ungarn und Polen zu uns gekommen sind - alles Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt, dem Wohnungsmarkt nachgefragt haben -, machen Sie uns Vorhaltungen. Wenn die Politik von Helmut Kohl, Gerhard Stoltenberg und Theo Waigel in jenen Jahren nicht konsequent mit dieser Koalition umgesetzt worden wäre, wären wir nicht in der Lage gewesen, die besonderen Herausforderungen der Wiedervereinigung so zu schultern, wie es uns gelungen ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Deshalb werden wir den Weg konsequent fortsetzen, den wir in den 80er Jahren beschritten haben. Wir werden übrigens auch vom Internationalen Währungsfonds auf diesem Weg nachhaltig unterstützt. Ich möchte gern die Länder aufrufen, sich hieran zu beteiligen. Es wird viel von der Einhaltung der Kriterien von Maastricht gesprochen, und es wird gelegentlich der Eindruck erweckt, daß es ausschließlich auf Theo Waigel und den Bundeshaushalt ankomme. Die Länder tragen aber, weil die Länderhaushalte in die Gesamtrechnung einfließen, ebenso Anteil

    Hans-Peter Repnik
    daran, daß wir die Kriterien von Maastricht erfüllen oder nicht.
    Ich nenne zwei Bundesländer, zwei SPD-Hoffnungsträger: als erstes Niedersachsen mit Herrn Schröder als Ministerpräsidenten. Die Nettokreditaufnahme Niedersachsens liegt um rund 60 Prozent über dem Durchschnitt der Flächenländer. Der Haushalt 1995 des Landes Niedersachsen verstößt wegen übermäßiger Verschuldung laut Landesrechnungshof gegen die Verfassung und liegt beim Staatsgerichtshof.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Hört! Hört!)

    Dies ist sozialdemokratische Finanzpolitik. Vom Saarland will ich gar nicht sprechen, das nach wie vor ausschließlich deshalb überleben kann, weil Theo Waigel jedes Jahr einen ansehnlichen Betrag überweist.

    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Lenken Sie doch nicht von Ihren Fehlern ab!)

    Im Gegensatz dazu ist der Bundeshaushalt 1997 von deutlich kurz- und mittelfristig wirkenden Einsparanstrengungen geprägt. Deshalb möchte ich mich im Namen meiner Fraktion bei Theo Waigel für diesen Haushalt herzlich bedanken.

    (Beifall bei der CDU/CSU Lachen bei der SPD)

    In einer außergewöhnlichen Zeit mit einer außergewöhnlichen Herausforderung hat er gute Arbeit geleistet und zum Beispiel auch das Konsolidierungsvolumen von 25 Milliarden DM aus unserem Wachstums- und Beschäftigungsprogramm im Haushalt bereits umgesetzt.
    Daß es gewisse Risiken gibt, darauf hat Theo Waigel selber hingewiesen. Nur, Herr Kollege Scharping, wer von Luftbuchungen und von Lügen spricht, wie Sie es getan haben

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Wer?)

    - er hat das in einem „dpa"-Interview vom 9. Juli getan -, der wirft polemische Nebelkerzen und hofft, auf diese Weise die eigene Blockadepolitik vertuschen zu können. Das eigentliche Risiko, Herr Kollege Scharping, für den Standort Deutschland ist nicht der Haushalt 1997, das eigentliche Risiko ist

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Die Bundesregierung!)

    die Obstruktionspolitik der SPD in den vergangenen Monaten und auch jetzt ganz konkret.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Detlev von Larcher [SPD]: Wer regiert denn die ganze Zeit?)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich will auf ein anderes Risiko eingehen. Das konjunkturelle Risiko hat Theo Waigel beschrieben. Ich möchte dieses andere Risiko als ein politisches Risiko bezeichnen.

    (Rudolf Scharping [SPD]: Wer ist daran schuld?)

    - Das möchte ich jetzt gerade begründen.

    (Rudolf Scharping [SPD]: Sicherlich wir! Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Das politische Risiko sitzt da und regt sich auf!)

    Ein Teil der Zahlen in dem Bundeshaushalt 1997 basiert auf Maßnahmen, die derzeit noch in der politischen Beratung sind. Das ist wohl wahr. Frau Matthäus-Maier hat einiges dazu gesagt.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Ja, mit Recht!)

    Hierzu zählen neben ausgabewirksamen Maßnahmen, wie beispielsweise die Änderung des Asylbewerberleistungsgesetzes, die gesetzliche Übertragung der Kürzung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall auf Beamte oder das Wachstums- und Beschäftigungsförderungsergänzungsgesetz , die Verschiebung der Kindergelderhöhung und der Erhöhung des Existenzminimums um ein Jahr.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Und die Vermögensteuerabschaffung!)

    - Auch darauf komme ich zu sprechen, wenn ich die Zeit dafür noch habe.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Sehr gut!)

    Ich will Sie mit zwei Zahlen konfrontieren. Wenn Sie sich nur ein bißchen der Haushaltssituation der Länder annehmen würden und sich einmal die Haushalte der Kommunen ansähen, dann hätten Sie Verständnis dafür, daß wir sagen: Die Erhöhung des Kindergeldes soll um ein Jahr verschoben werden. Wir wollen sie nicht kappen, wir wollen sie nicht streichen. Wir wollen sie vielmehr um ein Jahr verschieben.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Aber die Vermögensteuer abschaffen!)

    Was hätte das für Konsequenzen? Das hätte zur Konsequenz, daß der Bundeshaushalt um rund 2,4 Milliarden DM entlastet würde und die Länder und die Kommunen eine Entlastung von 2,9 Milliarden DM erfahren würden. Reden Sie einmal mit Ihren Ministerpräsidenten, mit Ihren Finanzministern, mit Ihren Kämmerern und Oberbürgermeistern. Die denken doch nicht anders als wir.

    (Rudolf Scharping [SPD]: Also die Vermögensteuer meinen Sie!)

    Dies, Herr Kollege Scharping, habe ich vorhin als politisches Risiko bezeichnet.
    Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, daß die Länder die Notwendigkeit von Einsparungen im Grundsatz ähnlich sehen wie wir. Insofern bin ich zuversichtlich, daß wir die Bundesländer in den anstehenden Verhandlungen von der Richtigkeit unserer Maßnahmen überzeugen können.
    Herr Kollege Diller, ich habe mir, als ich eine „dpa"-Meldung über Sie gelesen habe, überlegt, was eigentlich eine Steigerung von Chuzpe ist.

    (Rudolf Scharping [SPD]: Waigel!)

    Ich bin zu keinem Ergebnis gekommen. Sie sagen in
    ein und derselben Aussage auf der einen Seite, daß

    Hans-Peter Repnik
    entsprechende Etatlöcher 1997 vorhanden seien, um auf der anderen Seite gleichzeitig nicht nur einzugestehen, sondern sogar damit zu kokettieren, daß Sie mit Ihrem Blockadeverhalten im Bundesrat dies mitbewirkt hätten. Dazu stehen Sie.

    (Karl Diller [SPD]: Nein! Falsch!)

    - Lesen Sie die ,,dpa"-Meldung vom 4. September 1996 nach. Sie ist wenige Tage alt, fast noch druckfrisch. Dort steht es. Dies ist kein verantwortungsbewußtes Handeln.

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Er muß ja zeigen, daß er besser ist als Frau Matthäus-Maier!)

    Jetzt möchte ich noch auf die Ausführungen der Kollegin Matthäus-Maier eingehen. Leider Gottes wird die Debatte jetzt nicht mehr im Fernsehen übertragen. Es wäre von Interesse, den Bürgern einmal deutlich zu machen, wie Sie versuchen, die Menschen hinters Licht zu führen.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Das ist unglaublich!)

    Sie haben hier die Themen Überstunden, Teilzeit, Lohnnebenkosten und Kündigungsschutz angesprochen und gesagt, wir würden zur Lösung dieser Probleme nichts unternehmen.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Richtig!)

    Das sind alles Themen, die im Programm für Wachstum und Beschäftigung enthalten sind,

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    oder Themen, die von unserem Gesundheitsminister Seehofer bereits aufgegriffen worden sind.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Regieren Sie, oder regieren Sie nicht? Bundesminister Dr. Theodor Waigel: Gott sei Dank regieren wir!)

    Gestatten Sie mir, Herr Präsident, noch eine Minute Redezeit. Ich möchte dieses Thema schon noch gerne zu Ende bringen.


Rede von Dr. Burkhard Hirsch
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Die Zeit haben Sie, Herr Kollege.

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    Rede von Hans-Peter Repnik


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Verehrte Frau Matthäus-Maier, Stichwort Überstunden: Sie wissen ganz genau, daß die neugeschaffenen Arbeitsplätze
    - in den vergangenen zwei Jahren 1,3 Millionen netto - fast ausschließlich im Handwerk und im Mittelstand angesiedelt waren, nicht in den Großbetrieben. Welche Konsequenzen haben wir daraus gezogen?

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Sie kürzen die Mittelstandshilfen!)

    Wir wissen: Nicht zuletzt im Bau- und im Ausbaugewerbe gab es relativ hohe Auftragsbestände; aber sie sind meistens nur kurzfristiger Art; sie reichen für zwei bis drei Monate. Wenn ein Handwerker mit fünf Arbeitskräften einen Auftrag für acht bekam, dann
    hat er, wenn er nicht Gefahr laufen wollte, daß ihm seine Aufträge wegbrechen oder er mit einem Sozialplan die Leute entlassen muß - was ihm aber nicht so wie VW und anderen möglich ist -, in der Regel mit Überstunden reagiert.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Dann kann er doch befristet einstellen!)

    Wir haben daraufhin gesagt: Diese. Leute sollen die Chance haben, flexibler zu reagieren. Wir haben die Befristungen neu geregelt, wir haben den Kündigungsschutz neu geregelt, und wir haben im Zusammenhang mit den Lohnnebenkosten eine Reihe von Vorschlägen eingebracht. Alle diese Vorschläge haben Sie konsequent abgelehnt.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Das ist doch falsch!)

    Herr Lafontaine, Ihr Parteivorsitzender, hat gesagt: Wir stimmen, und zwar ohne Wenn und Aber, diesem Programm nicht zu.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, ein letzter Hinweis: Vermögensteuer.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Ja!)

    - Ja, nach Ihrer Rede gäbe es noch einiges zu sagen. - Sie erwecken hier den Eindruck, als ob wir die Reichen einmal mehr zu Lasten der Armen entlasten wollten.

    (Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Rudolf Scharping [SPD]: Das stimmt doch auch! Ingrid MatthäusMaier [SPD]: Das ist doch offensichtlich!)

    Tatsache ist folgendes: Unsere Unternehmen in der Bundesrepublik Deutschland sind von einer Steuer- und Abgabenlast überzogen, die im internationalen Vergleich im Spitzenbereich liegt.

    (Manfred Müller [Berlin] [PDS]: Das stimmt gar nicht!)

    Dies hat doch etwas mit der Konkurrenzfähigkeit zu tun. Deshalb haben wir gesagt: Eine Steuer wie die Vermögensteuer, die einseitig die Unternehmen belastet - es geht um die betriebliche Vermögensteuer -, werden wir abschaffen, um den Betrieben Spielräume für Investitionen und damit zur Schaffung von Arbeitsplätzen zu eröffnen. Dies ist doch der richtige Weg.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich hatte gedacht, Sie hätten aus den Erfahrungen der vergangenen Monate gelernt. Wenn ich mich aber mit dem Programm zur Steuerreform, das Sie in der letzten Woche vorgestellt haben, auseinandersetze, stelle ich nur eins fest: Es gibt einmal mehr nur eine einseitige Belastung der Unternehmen.

    (Rudolf Scharping [SPD]: Falsch!)

    - Herr Kollege Scharping, wenn wir Ihr Steuerreformprogramm konsequent durchrechnen, erkennen

    Hans-Peter Repnik
    wir, daß das zu einer einseitigen Belastung der Unternehmen führt

    (Rudolf Scharping [SPD]: Falsch! Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Brutto oder netto?)

    - egal, wie Sie das rechnen. - Die Unternehmen fahren damit schlechter. Einmal mehr verschlechtern Sie damit die Standortbedingungen Deutschlands, mit der Konsequenz der Schwierigkeiten für den Arbeitsmarkt.
    Wir, die Koalition - dies möchte ich zum Schluß sagen -, haben mit dem Programm für mehr Wachstum und Beschäftigung, den daraus resultierenden Spargesetzen und dem Jahressteuergesetz 1997 alle Anstrengungen unternommen, um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland deutlich zu verbessern. Dabei geht es nicht nur um kurzfristige Haushaltskonsolidierung; es geht um die Zukunftsfähigkeit für die künftigen Generationen.
    Jetzt müssen Sie, die Opposition, Farbe bekennen. Wenn Sie Ihre Blockadepolitik nicht beenden, dann werden Sie erneut für niedrige Investitionen, für niedriges Wachstum und daraus resultierend weiterhin hohe Arbeitslosigkeit verantwortlich sein.
    Vielleicht zähle ich zu den unverbesserlichen Optimisten. Aber ich baue auf Ihre ökonomische Vernunft und auf Ihre Bereitschaft, gesamtstaatliche Verantwortung in der Opposition auch im Bundesrat wahrzunehmen. Dazu fordere ich Sie im Interesse Deutschlands und unserer künftigen Generationen herzlich auf.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)