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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/83 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 83. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 1. Februar 1996 Inhalt: Begrüßung der Präsidentin des Reichstags der Republik Finnland, Frau Riitta Uosokainen, und ihrer Delegation 7217 A Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeordneten Dr. Günther Maleuda . . . . . 7217 B Erweiterung der Tagesordnung . . 7223 D, 7323 C Abwicklung der Tagesordnung . . . 7217 B Absetzung von Punkten von der Tagesordnung 7217D Nachträgliche Ausschußüberweisung . 7218 A Tagesordnungspunkt 3: a) Antrag der Abgeordneten Ottmar Schreiner, Ernst Schwanhold, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Bündnis für Arbeit (Drucksache 13/3263) 7218 A b) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Teilzeitbeschäftigung (Drucksache 13/1888) 7218 A c) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag der Gruppe der PDS: Arbeitsmarktpolitische Sofortmaßnahmen für 1996 (Drucksachen 13/2263, 13/3636) 7218 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Beschäftigungschancen des ökologischen Umbaus sofort nutzen: Bündnis für Umwelt und Arbeit (Drucksache 13/3613) 7218 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Antrag der Fraktion der SPD: Solidaritätszuschlag (Drucksache 13/3648) . . 7223 D Oskar Lafontaine, Ministerpräsident (Saarland) 7218C Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 7223 D Marieluise Beck (Bremen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 7229 D Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. 7232B Manfred Müller (Berlin) PDS 7235 B Rudolf Scharping SPD 7237 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU 7241A, 3243B, D Hans-Eberhard Urbaniak SPD . . . 7243 D Dr. Henning Voscherau, Präsident des Senats (Hamburg) 7246 B Ernst Schwanhold SPD 7247 B Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 7247 D Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. 7249 A Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 7250 B Ulla Schmidt (Aachen) SPD 7250 D Julius Louven CDU/CSU . . 7252C, 7254 D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD 7254 B Dr. Christa Luft PDS 7254 D Dr. Christa Luft PDS (Erklärung nach § 31 GO) 7258 D Namentliche Abstimmungen 7255 D, 7258 B, C Ergebnisse 7256 A, 7262 A, 7264 C Tagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Weiterentwicklung der Strukturreform in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Weiterentwicklungsgesetz - GKVWG) (Drucksache 13/3608) . . 7259 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesundheitsstrukturgesetzes (GSG II) (Drucksache 13/3607) . . . 7259 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Monika Knoche, Marina Steindor, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Umbau und Weiterentwicklung der Gesundheitsstruktur (Drucksache 13/3612) 7259 B Wolfgang Lohmann (Lüdenscheid) CDU/ CSU 7259 C Rudolf Dreßler SPD 7267 A, 7278 A Monika Knoche BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 7269 A Dr. Dieter Thomae F.D.P 7270 C Dr. Ruth Fuchs PDS 7272 A Gudrun Schaich-Walch SPD 7273 A Dr. Martin Pfaff SPD 7274 A Horst Seehofer, Bundesminister BMG 7275 A, 7279 B Jürgen W. Möllemann F.D.P. 7278 C Tagesordnungspunkt 19: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Editha Limbach, Wilfried Seibel und der Fraktion der CDU/CSU, der Abgeordneten Stephan Hilsberg, Sigrun Klemmer und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Dr. Edzard Schmidt-Jortzig, Ina Albowitz und der Fraktion der F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Errichtung einer Stiftung „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland" (Drucksache 13/3300) 7280 A b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verkehrsvorsorge (Verkehrsvorsorgegesetz) (Drucksache 13/3354) 7280 A c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Luftverkehrsabkommen vom 2. März 1994 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten (Drucksache 13/3465) 7280 B d) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Beamtenversorgungsgesetzes (Drucksache 13/3467) . 7280 B f) Antrag der Abgeordneten Christian Lenzer, Thomas Rachel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Dr.-Ing. Karl-Hans Laermann, Dr. Karlheinz Guttmacher und der Fraktion der F.D.P.: Rolle Deutschlands in der internationalen Raumfahrt (Drucksache 13/3497) 7280 B g) Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Entlastung der Bundesregierung für das Haushaltsjahr 1994 - Vorlage der Haushaltsrechnung und Vermögensrechnung des Bundes (Jahresrechnung 1994) (Drucksache 13/3437) 7280 C h) Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung in die Veräußerung eines Grundstücks in Berlin gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung (Drucksache 13/3478) 7280 C i) Antrag des Bundesministeriums für Wirtschaft: Rechnungslegung über das Sondervermögen des Bundes „Ausgleichsfonds zur Sicherung des Steinkohleneinsatzes" für das Wirtschaftsjahr 1994 (Drucksache 13/3451) 7280 D Zusatztagesordnungspunkt 5: Weitere Überweisung im vereinfachten Verfahren Antrag der Abgeordneten Christian Lenzer, Hans-Otto Schmiedeberg und der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Forschung zur Sicherung der Energieversorgung und für ein besseres Klima (Drucksache 13/3610) . . . 7280 D Tagesordnungspunkt 20: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. Dezember 1994 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Republik Estland über die Seeschiffahrt (Drucksachen 13/2478, 13/3305) 7281 A b) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 25. Juni 1993 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Republik Georgien über die Binnenschiffahrt (Drucksachen 13/2479, 13/3306) 7281 A c) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Beschluß des Obersten Rates des Europäischen Hochschulinstituts Nr. 8/93 vom 2. Dezember 1993 und zu dem Beschluß der Ständigen Kommission von Eurocontrol vom 28. Oktober 1994 (Drucksachen 13/2241, 13/3396) 7281 B d) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 6. November 1992 über den Beitritt der Griechischen Republik zu dem Schengener Übereinkommen vom 19. Juni 1990 (Gesetz zum Beitritt der Griechischen Republik zum Schengener Übereinkommen) (Drucksachen 13/1269, 13/3481) 7281 B e) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 19. Juni 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Indien zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen (Drucksachen 13/3168, 13/3505) . . . 7281 C f) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 3. Juli 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Ukraine zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen (Drucksachen 13/3169, 13/3506) 7281 D g) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 9. April 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen und zur Belebung der wirtschaftlichen Beziehungen (Drucksachen 13/3170, 13/3507) 7281 D h) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 8. Februar 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Venezuela zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen (Drucksachen 13/3171, 13/3508) . . . 7282 A i) Zweite Beschlußempfehlung und Bericht des Wahlprüfungsausschusses zu gegen die Gültigkeit der Wahl zum 13. Deutschen Bundestag eingegangenen Wahleinsprüchen (Drucksachen 13/3035, 13/3355 [neu]) 7282 A j) Dritte Beschlußempfehlung und Bericht des Wahlprüfungsausschusses zu 50 gegen die Gültigkeit der Wahl zum 13. Deutschen Bundestag eingegangenen Wahleinsprüchen (Drucksache 13/3531) 7282 B 1) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Entscheidung des Rates zur Festlegung der Gruppen von Zusatzstoffen, die in der Tierernährung verwendet und mit Bezug auf den Verantwortlichen für das Inverkehrbringen zugelassen werden (Drucksachen 13/725 Nr. 107, 13/3309) 7282 B m) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Verordnung (EG) des Rates über gemeinsame Regeln zur Verwirklichung der Dienstleistungsfreiheit im Binnenschiffsgüter und -personenverkehr zwischen Mitgliedstaaten (Drucksachen 13/2306 Nr. 2.42, 13/3441) 7282 C n) Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 17 04 Titelgruppe 02 - Leistungen des Bundes nach Maßgabe des Unterhaltssicherungsgesetzes -, Titel 681 23 - Sonderleistungen (Drucksachen 13/3028, 13/3139 Nr. 2, 13/3502) 7282 C o) Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Haushalts- und Wirtschaftsführung 1995; überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 06 02 - Allgemeine Bewilligungen - Titel 684 15 - Einmalige Zuwendung an eine zentrale Organisation zur Unterstützung von Staatsangehörigen des ehemaligen Jugoslawien, die die Bundesrepublik Deutschland aus humanitären Gründen aufgenommen hat - bis zur Höhe von 39 375 TDM (Drucksachen 13/3029, 13/3179 Nr. 3, 13/3503) 7282 D p) Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Sabine Kaspereit, Christian Müller (Zittau), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Wiedereinbeziehung des ostdeutschen mittelständischen Handels in die Investitionszulagenregelung (Drucksachen 13/1541, 13/3509) 7282 D q) Beschlußempfehlung des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung: Aufhebung der Immunität von Mitgliedern des Bundestages (Drucksache 13/3534) 7283 A r bis u) Beschlußempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersichten 94, 95, 96, 97 zu Petitionen (Drucksachen 13/3513, 13/3514/, 13/3515, 13/3516) . 7283 A Tagesordnungspunkt 15: Beschlußempfehlung des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung: Aufhebung der Immunität von Mitgliedern des Bundestages (Drucksache 13/3535) 7283 B Dr. Dagmar Enkelmann PDS (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . 7284 D Peter Conradi SPD (Erklärung nach § 31 GO) 7285C Ronald Pofalla CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 7285 D, 7286 B Tagesordnungspunkt 4: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Telekommunikationsgesetzes (TKG-E) (Drucksache 13/3609) 7286D b) Antrag des Abgeordneten Dr. Manuel Kiper und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Ein ökologischer, sozialer und demokratischer Weg in die Informationsgesellschaft I (Grundsätze für die Postreform III) (Drucksache 13/1931) 7286 D Dr. Wolfgang Bötsch, Bundesminister BMPT 7286D Hans Martin Bury SPD 3288D Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 7291A Arne Börnsen (Ritterhude) SPD . . . 7291 D Dr. Max Stadler F D P. 7292 D Gerhard Jüttemann PDS 7293 D Elmar Müller (Kirchheim) CDU/CSU . 7294 D Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 3295B, D Eike Hovermann SPD 7296 D Wolfgang Schulhoff CDU/CSU 7298 B Tagesordnungspunkt 5: Große Anfrage der Abgeordneten Simone Probst, Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Nichtverbreitung von Waffenstoffen und der Einsatz von hochangereichertem Uran im geplanten Forschungsreaktor Garching (Drucksache 13/3196) 7299 C Simone Probst BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 7299 D Bernd Neumann, Parl. Staatssekretär BMBF 7301 B Horst Kubatschka SPD 7302 C Horst Friedrich F.D.P. 7304 B Rolf Köhne PDS 7305 B Hans Zehetmair, Staatsminister (Bayern) 7305 C, 7309 A Wolf-Michael Catenhusen SPD . . . 7306 A Horst Kubatschka SPD 7306 D Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 7307 C Horst Kubatschka SPD 7308 A Wolf-Michael Catenhusen SPD 7308 B Eva Bulling-Schröter PDS 7308 D Tagesordnungspunkt 6: Große Anfrage der Abgeordneten Dr. Gerald Thalheim, Anke Fuchs (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Auswirkungen und Zukunft der Garantiemengenregelung Milch (Milchquoten) in Deutschland (Drucksachen 13/433, 13/1684) . . . 7309 C Dr. Gerald Thalheim SPD . . . . 7309 D, 7322 D Peter Bleser CDU/CSU 7311 C Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 7313 C Günther Bredehorn F.D.P. 7314 C Dr. Günther Maleuda PDS 7316 A Albert Deß CDU/CSU . . . . . . . . 7317 B Reinhold Hemker SPD 7319 A Peter Harry Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 7319 B Jochen Borchert, Bundesminister BML 7320 D, 7323 A Tagesordnungspunkt 7: Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten - zu dem Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. zur Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung - zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zu der Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zu den Auswirkungen der aktuellen währungspolitischen Entwicklungen in der Europäischen Union auf die Landwirtschaft (Drucksachen 13/1401, 13/1385, 13/ 3308) 7323 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Ausgleich der Währungsverluste in der Europäischen Union für die deutsche Landwirtschaft (Drucksache 13/3656) 7323 D Egon Susset CDU/CSU 7323 D Horst Sielaff SPD 7326 A, 7331 A Lisa Peters F.D.P. 7327 D Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 7329A Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . 7329 B Dr. Günther Maleuda PDS . . . . . . 7330 A Jochen Borchert, CDU/CSU 7330 C Tagesordnungspunkt 8: Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Umsatzsteuergesetzes (Drucksachen 13/3495, 13/3638) 7331D Norbert Schindler CDU/CSU . . 7332 A, 7335 A Ernst Bahr SPD 7333 A, 7335 B Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 7335 C Lisa Peters F D P. 7336 B Dr. Barbara Höll PDS 7337 A Tagesordnungspunkt 9: a) Große Anfrage der Abgeordneten Peter Harry Carstensen (Nordstrand), Renate Blank, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Günther Bredehorn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der F.D.P.: Lage der Fischerei (Drucksachen 13/1633, 13/2583, 13/3044 [Berichtigung]) 7338 A b) Große Anfrage der Abgeordneten Dietmar Schütz (Oldenburg), Michael Müller (Düsseldorf), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Schutz von Mensch und Natur vor den Folgen der Überfischung der Meere (Drucksachen 13/1354, 13/2582) . . . . . . 7338 A c) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrike Höfken, Joseph Fischer (Frankfurt) und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Verletzung internationaler Walfang-Vereinbarungen durch Norwegen (Drucksachen 13/1543, 13/2781) 7338 A Peter Harry Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 7338 B Dietmar Schütz (Oldenburg) SPD . . . 7340 B Steffi Lemke BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 7341 C Günther Bredehorn F.D.P. 7342 C Jürgen Koppelin F.D.P 7342D Eckart Kuhlwein SPD . , . . . . . 7343 A Eva Bulling-Schröter PDS 7343 D Ilse Janz SPD 7344 C Jochen Borchert, Bundesminister BML 7346 B Peter Harry Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 7347 B Ilse Janz SPD 7347 D Tagesordnungspunkt 10: Antrag der Abgeordneten Jann-Peter Janssen, Susanne Kastner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Die Arbeitsplatz- und Ausbildungssituation in der Fremdenverkehrswirtschaft (Drucksache 13/2981) 7348 D Jann-Peter Janssen SPD . . . . . . . . 7349 A Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . 7351 A Horst Kubatschka SPD 7352 A Halo Saibold BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 7353 C Dr. Olaf Feldmann F.D.P 7354 C Christina Schenk PDS 7355 D Werner Kuhn CDU/CSU . . . . . . . 7356 D Susanne Kastner SPD 7358 D Dr. Heinrich L. Kolb, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . .. . . . . 7360 C Tagesordnungspunkt 11: Antrag der Abgeordneten Angelika Beer und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Ausweitung des Minenexportmoratoriums der Bundesrepublik Deutschland (Drucksache 13/3524) 7362A Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag des Abgeordneten Dr. Friedbert Pflüger und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Dr. Olaf Feldmann, Dr. Irmgard Schwaetzer und der Fraktion der F.D.P.: Bekämpfung des internationalen Landminenproblems (Drucksache 13/3611) . . . 7362 A Tagesordnungspunkt 14: a) Antrag der Abgeordneten Ulla Jelpke, Dr. Ruth Fuchs und der Gruppe der PDS: Entkriminalisierung des Gebrauchs bislang illegaler Rauschmittel, Legalisierung von Cannabisprodukten, kontrollierte Abgabe sogenannter harter Drogen (Drucksache 13/1357) 7362 B b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Kerstin Müller (Köln), Volker Beck (Köln) und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Betäubungsmittelgesetzes - Rückzugsräume - (Drucksache 13/3017) 7362 B Ulla Jelpke PDS 7362 C Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 7363 B, 7368 B Hubert Hüppe CDU/CSU . . . 7364 B, 7368 D Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . .. . . . . 7364 D Johannes Singer SPD . . . . . . . . . 7366 B Heinz Lanfermann F.D.P 7369 A Nächste Sitzung 7370 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 7371* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zu Tagesordnungspunkt 11 (Antrag: Ausweitung des Minenexportmoratoriums der Bundesrepublik Deutschland) sowie Zusatztagesordnungspunkt 6 (Antrag: Bekämpfung des internationalen Landminenproblems) Volker Kröning SPD . . . . . . . . . 7371* B Dr. Olaf Feldmann F.D.P 7372* C Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 7373* B Steffen Tippach PDS 7374* B Helmut Schäfer, Staatsminister AA 73744* D Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 14 (a - Antrag: Entkriminalsierung des Gebrauchs bislang illegaler Rauschmittel, Legalisierung von Cannabisprodukten, kontrollierte Abgabe sogenannter harter Drogen; b - Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Betäubungsmittelgesetzes - Rückzugsräume) Dr. Sabine Bergmann-Pohl, Parl. Staatssekretärin BMG 7375* D 83. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 1. Februar 1996 Beginn: 9.00 Uhr
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    *) Anlage 3 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt für Behrendt, Wolfgang SPD 01. 2. 96 * Belle, Meinrad CDU/CSU 01. 2. 96 Dr. Böhme (Unna), Ulrich SPD 01. 2. 96 Dr. Eid, Ursula BÜNDNIS 01. 2. 96 90/DIE GRÜNEN Dr. Gysi, Gregor PDS 01. 2. 96 Hauser CDU/CSU 01.2.96 (Rednitzhembach), Hansgeorg Hörsken, Heinz-Adolf CDU/CSU 01. 2. 96 Leidinger, Robert SPD 01. 2. 96 Lengsfeld, Vera BÜNDNIS 01. 2. 96 90/DIE GRÜNEN Dr. Leonhard, Elke SPD 01. 2. 96 Lühr, Uwe F.D.P. 01. 2. 96 Neumann (Berlin), Kurt SPD 01. 2. 96 Oesinghaus, Günther SPD 01. 2. 96 Poß, Joachim SPD 01. 2. 96 Rachel, Thomas CDU/CSU 01. 2. 96 Dr. Rössel, Uwe-Jens PDS 01. 2. 96 Sebastian, Wilhelm-Josef CDU/CSU 01. 2. 96 Terborg, Margitta SPD 01. 2. 96 Vogt (Duren), Wolfgang CDU/CSU 01. 2. 96 Vosen, Josef SPD 01. 2. 96 Wallow, Hans SPD 01. 2. 96 Welt, Jochen SPD 01. 2. 96 Wiefelspütz, Dieter SPD 01. 2. 96 Wohlleben, Verena SPD 01. 2. 96 Wolf (München), Hanna SPD 01. 2. 96 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zu Tagesordnungspunkt 11 (Antrag: Ausweitung des Minenexportmoratoriums der Bundesrepublik Deutschland) sowie Zusatztagesordnungspunkt 6 (Antrag: Bekämpfung des internationalen Landminenproblems) Volker Kröning (SPD): Die SPD-Fraktion begrüßt, daß Bewegung in die internationale und nationale Minen-Debatte gekommen ist, doch ein Durchbruch steht noch aus. Anlagen zum Stenographischen Bericht Im Gefolge der Minenräumkonferenz von 1995 sind die deutschen Haushaltsmittel für 1996 von 3 auf 13 Millionen DM aufgestockt worden. Sowenig das ist, wir werden darum kämpfen, daß dieser Ansatz auch 1997 erhalten bleibt. Doch am wichtigsten ist - nämlich zur Vorbeugung - die Konferenz zur Überprüfung des VN-Waffenübereinkommens. Sie ist 1995 begonnen worden und wird in diesem Jahr fortgesetzt. Sie hat immerhin schon den Entwurf eines Laser-Blendwaffen-Protokolls hervorgebracht, doch leider nicht mit Geltung für innerstaatliche Konflikte. Eine Verbesserung des Minenprotokolls läßt sich dagegen noch nicht absehen, auch und gerade nicht nach dem Vorbereitungstreffen im Januar. Zwar scheinen sogenannte Wirkzeitbegrenzungen durch Selbstzerstörungs- und evtl. auch Selbstneutralisierungsmechanismen bei fernverlegten Anti-Personen-Minen durchsetzbar zu sein; ein Einsatzverbot für nichtdetektierbare Minen ist aber noch in weiter Ferne. Die 26. Internationale Rot-Kreuz-Konferenz im letzten Dezember - immerhin eine gemeinsame Konferenz der Vertragsstaaten der Genfer Abkommen und der weltweit größten Nichtregierungsorganisation - hat die Meinungsgegensätze besonders in der Frage der Anti-Personen-Minen, die sich die durch Außen- und Innenpolitik auch unseres Landes ziehen, deutlich gemacht: Der Standpunkt der meisten Staaten ist noch, daß auf Anti-Personen-Minen nicht verzichtet werden kann, solange nicht „geeignete und humane Alternativen gefunden sind", wie das Bundesministerium der Verteidigung in einem Bericht an den Verteidigungsausschuß formuliert. Der Standpunkt des Roten Kreuzes und vieler anderer Nichtregierungsorganisationen ist dagegen, Anti-Personen-Minen generell abzuschaffen, d. h. auch sog. intelligente Minen, und dies auch - wie es bereits einige Staaten tun - „unilateral". Dies fordern die UNO, ihre Unterorganisationen UNHCR, UNICEF, das Welternährungsprogramm und die Abteilung für Menschenrechtsfragen. Auch eine wachsende Zahl von Staaten fordert dies, und man hört das gleiche seit einiger Zeit vom Bundesminister des Auswärtigen. 10 000 Tote und 14 000 Verletzte durch Minen pro Jahr - meist Zivilsten -, das ist ein Drama, ein Skandal und nicht hinzunehmen! Meine Damen und Herren von der Koalition, es ist mehr nötig, als den Beschluß des Bundestages vom 29. Juni 1995 zu bekräftigen. Er war gut, um die Entwicklung anzustoßen, doch er bleibt hinter dem inzwischen erreichten Stand zurück. Warum ringt die Bundesregierung sich nicht zu einem - statt eines Moratoriums - Exportverbot für Anti-Personen-Minen durch? Ist es die Sorge, die Verbotsdiskusion zu eröffnen? Warum ist die Bundesregierung nicht zu einem Produktionsverbot bereit, wenn sie betont, gegenwärtig würden in Deutschland keine Anti-Personen-Minen hergestellt oder entwickelt? Die Position der Bundesregierung und der Koalition muß fortentwickelt werden. Mehrere westliche Staaten, auch NATO-Staaten - ich nenne Österreich und die Schweiz, Belgien und Norwegen und jüngst Kanada - haben den Verzicht auf Personen-Minen erklärt. Die kanadische und zuvor schon die schweizerische Position ist von den Außen- und Verteidigungsministern gemeinsam ausgearbeitet worden, und dies verdient Beachtung. Die Staaten begründen ihre Position damit, daß die Minen „unterschiedslos wirken", wie das Genfer Recht sagt, und sie wollen einen Erfolg bei der abschließenden Konferenz im April/Mai fördern. Die SPD-Fraktion hat die Ächtung der Anti-Personen-Minen schon im vorigen Jahr gefordert und dies nicht aus den Augen verloren. Wir werden bei der Beratung des Antrags von Bündnis 90/Die Grünen auf eine Beschlußempfehlung der Ausschüsse hinwirken, daß Deutschland sich dem Beispiel der genannten Länder anschließen soll. Die SPD fordert nach wir vor ein Entwicklungs-, Produktions-, Export- und Einsatzverbot von Anti-Personen-Minen - wenn nicht vertraglich, dann selbständig. Gleichzeitig erinnern wir an unsere Forderung nach einem Exportverbot für alle Landminen. Die Mitglieder unserer Fraktion haben der jüngsten - in keinem Fachausschuß diskutierten - Beschaffungsentscheidung für eine sogenannte Flächenverteidigungsmine nicht zugestimmt, und wir kündigen an, daß wir einem späteren Export dieser neuen Generation von Landminen mit allen Kräften entgegentreten werden. Ich begründe die Ablehnung von Anti-PersonenMinen durch die SPD zusammenfassend wie folgt, und dies wird die Leitlinie unserer kommenden Beratungen sein: 1. Anti-Personen-Minen bedrohen in besonderem Maße die Zivilbevölkerung. Ihr Einsatz ist deshalb schon im Lichte des Artikels 51 des I. und des Artikels 13 des II. Zusatzprotokolls zu den Genfer Abkommen von 1949 rechtlich bedenklich, wonach die Zivilbevölkerung allgemeinen Schutz vor den von Kriegs- bzw. Kampfhandlungen ausgehenden Gefahren genießt. 2. Anti-Personen-Minen unterscheiden nicht zwischen Kombattanten und Zivilisten. Ihr Einsatz verstößt deshalb gegen die in beiden Zusatzprotokollen verankerte und inzwischen zu Völkergewohnheitsrecht gewordene Regel, daß Personen, die nicht an Feindseligkeiten teilnehmen, nicht angegriffen werden dürfen. 3. Anti-Personen-Minen verursachen unnötige Leiden, da sie nicht auf Tötung, sondern auf Verstümmelung zielen. So brutal dies klingt, es handelt sich um eine Grundregel des humanitären Völkerrechts. Ich sehe deshalb im Einsatz dieser Mittel einen Verstoß gegen Artikel 35 Absatz 2 des I. Genfer Zusatzprotokolls, das für internationale bewaffnete Konflikte gilt. Die Regel ist erst recht auf nicht-internationale bewaffnete Konflikte anzuwenden. Es ist also das extreme Mißverhältnis zum militärischen Zweck, das Anti-Personen-Minen rechtlich diskriminiert. Zu Recht weist das Internationale Komitee vom Roten Kreuz darauf hin, daß ihr Einsatz genauso unterschiedslos wirkt wie atomare, chemische und biologische Waffen. Wenn man die Vergangenheit nimmt und sie in die Zukunft hochrechnet, sind sie schlimmer als Atomwaffen. Es ist deshalb überfällig, die bereits geltenden völkerrechtlichen Maßstäbe ausdrücklich auf Anti-Personen-Minen zu erstrecken, an dieser Schnittstelle von Völkerrecht und Rüstungskontrolle einen Fortschritt zu erzielen und das Verbot wirksam zu kontrollieren. Für die Bundeswehr folgt daraus, daß sie auf Anti-Personen-Minen verzichtet und ihre Bestände vernichtet. Dr. Olaf Feldmann (F.D.P.): Mit der auf Initiative von Außenminister Kinkel zustande gekommenen unbefristeten Verlängerung des Exportmoratoriums für Anti-Personen-Minen, wurde ein deutliches Signal gesetzt. Diese Entscheidung zeigt, daß die Bundesregierung unsere interfraktionellen Anträge vom Juni 1995 umsetzt. Mit diesen interfraktionellen Forderungen ist Deutschland den meisten Staaten weit voraus. Daß sich das Bündnis 90/Die Grünen und die PDS der Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses verschlossen haben, zeigt mangelnde Politikfähigkeit. Sie loben zwar im Antrag den jüngsten Vorstoß von Außenminister Kinkel, das ist aber auch das einzig positive am vorliegenden Antrag. Sie versuchen doch nur nachzukarten. Sie wecken durch überzogene Forderungen bei den gutmeinenden Menschen hier und den betroffenen Menschen dort falsche und unrealistische Hoffnungen. Sie werden diesem ernsten Thema nicht gerecht. Sie gaukeln den Menschen vor, daß sich die Probleme von heute auf morgen lösen lassen. Ihre Maximalforderungen sind kontraproduktiv. Auch hier müssen wir Schritt für Schritt vorgehen und uns auf das Machbare konzentrieren. Die bisherigen Erfolge bei der Abrüstung haben wir nur durch eine realistische Politik erzielt. Das erfolglose Ende der letzten Nachfolgekonferenz hat doch gezeigt wie weit die Interessen der verschiedenen Staaten auseinanderliegen. Außerdem schmeißen sie in ihrem Antrag wahllos alle Minen in einen Topf. Die High-Tech-Minen haben bei ihnen den gleichen Stellenwert wie die Billigminen in der Dritten Welt. Es sind nicht die High-Tech-Minen, die die Menschen in der Dritten Welt gefährden, sondern vor allem die Billigminen und die planlos verlegten. Minen sind nicht gleich Minen. Trotzdem ist es und bleibt es unser langfristiges Ziel alle Minen loszuwerden. Ein schrittweiser Abbau muß mit nicht detektierbaren Minen begonnen werden. Ihrer Forderung nach einer Offenlegung und vollständiger Vernichtung deutscher Minenbestände hilft den Menschen in Angola und Kambodscha leider nicht. Auch wir beklagen, daß Minen die Rückkehr von Flüchtlingen in ehemalige Kriegsgebiete verhindern, die Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen unmöglich machen und die Menschen noch lange nach einem Krieg gefährden. Landminen sind eine Entwicklungsverhinderungswaff e. Die F.D.P. sieht in weiteren Anstrengungen zur Koordinierung von Minenräummaßnahmen eine besonders effektive Art der Entwicklungshilfe. Die jüngsten Minenunfälle im ehemaligen Jugoslawien zeigen, daß Minen nicht nur ein Problem der Entwicklungsländer sind. Wenn schon NATO-Soldaten durch Minen gefährdet werden, wieviel größer ist dann die Gefahr für die Zivilbevölkerung. Auch die noch bei uns in Deutschland lebenden Balkan-Flüchtlinge werden bei der Rückkehr auf Minen treffen. Warum setzen wir nicht schon hier in Deutschland mit Aufklärungsmaßnahmen ein? Es gibt auch eine deutsche Stiftung, die sich mit Aufklärung und humanitärer Minenräumung befaßt. Wir erwarten von denjenigen, denen dieses Parlament Geld hierfür zur Verfügung gestellt hat, Realismus und Aktivität. Die Kritik an der Minenpolitik der Bundesregierung ist unberechtigt. Das Landminen-Problem läßt sich nicht durch nationale Alleingänge lösen. Die unbefristete Verlängerung des Exportmoratoriums ist auch ein Appell an alle Vertragsstaaten des Minenprotokolls nachzuziehen. Die F.D.P. begrüßt ausdrücklich, daß für 1996 13 Millionen DM für Maßnahmen der humanitären Minenräumung eingestellt wurden. Auch ich bin dagegen, daß bei uns immer noch Millionen für die Weiterentwicklung von Minen ausgegeben werden. Kanada hat gerade als fünfter Staat erklärt zukünftig auf Anti-Personen-Minen ganz zu verzichten. Denn der militärische Nutzen dieser Waffen kann das menschliche Leid bei weitem nicht aufwiegen. Die Bundeswehr ist aufgefordert intensiv nach Alternativen für ihre Anti-Personen-Minen zu suchen. Außenminister Kinkel hat beim letzten Dreikönigstreffen der F.D.P. gefordert, diese heimtückische Waffe weltweit zu verbieten. Wir werden uns weiter auf das Machbare und Notwendige konzentrieren. Das ist unser Verständnis von realistischer Abrüstungspolitik. Ihr Antrag ist kein konstruktiver Beitrag zur Lösung der weltweiten Minenproblematik. Er ist ein untauglicher Versuch der politischen Profilierung. Die F.D.P. lehnt diesen Antrag ab. Angelika Beer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Im Herbst letzten Jahres scheiterte die Konferenz zur Überprüfung des Landminenprotokolls der UN-Waffenkonvention an der unnachgiebigen Haltung der Industrieländer, die auf die Neuentwicklung und Produktion modernster Minen nicht verzichten wollen, sowie wegen der Weigerung einiger minenproduzierenden und -exportierenden Länder der ehemaligen Zweiten und Dritten Welt. Das Beharren auch Deutschlands auf der Weiterentwicklung moderner Minensysteme hat die Befürchtungen vieler Entwicklungsländer verstärkt, daß die Industriestaaten damit erneut ihren Technologievorsprung ausbauen werden. Der Druck der internationalen und nationalen Hilfsorganisationen sowie der internationalen Kampagne gegen Landminen auf die Bundesregierung, angesichts der jährlich 20 000 Minenopfer ein umfassendes Produktions- und Einsatzverbot für alle Minen zu erlassen, führte zu dem von der Bundesregierung 1994 beschlossenen, auf drei Jahre befristeten Exportmoratorium. Diese vorgeblich humanitäre Position entpuppte sich bei genauem Hinsehen schnell als Placebo: Es betrifft nicht diejenigen Minentypen, die die Bundeswehr für ihre neue Einsatzstrategie benötigt und bei denen sich die deutsche Industrie dicke Exportgewinne ausrechnet. Zum Beginn der Expertenkonferenz im Januar 1996 griff Außenminister Kinkel noch einmal in die Trickkiste und stelle die zeitliche Entfristung des Moratoriums als humane Heldentat dar. Mit dem von uns eingebrachten Antrag auf Ausweitung des Moratoriums wollen wir aufzeigen, daß es sich um alles andere als um einen „großen humanitären Erfolg", wie Kinkels F.D.P.-Kollege Feldmann lobte, handelt. Diese Kritik halten wir auch dem heute von der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Antrag entgegen. Er beschränkt sich darauf, die kosmetischen Maßnahmen der Regierung, die die reale deutsche Minenpolitik nicht tangiert, begrüßt. Das Moratorium ist und bleibt reine Makulatur, solange es lediglich für Anti-Personen-Minen gilt, die in der Bundesrepublik nicht mehr hergestellt und auch nicht mehr eingesetzt werden. Wer das Leiden der bisherigen Minenopfer nicht ignorant übergehen will, wer alle Kraft für die Entminung der 69 Länder einsetzen will, wer also humanitäre Politik praktizieren will, der muß unserem Antrag zustimmen. Beschließen wir gemeinsam jene Schritte, die den Weg zu einem Verbot der Produktion und Anwendung aller Landminen ebnen: - Deutschland kann und muß einseitig auf Anti-Personen-Minen innerhalb der nächsten 18 Monate verzichten. - Wir können und müssen die Neuentwicklung von Landminen sofort aussetzen und alle weiteren Programme stoppen. - Wir können und müssen das Moratorium auf alle Lieferungen (einschließlich zu Prüf- und Ausbildungszwecken) ausdehnen. - Wir können und müssen das Moratorium auf Panzerabwehrminen und alle anderen Typen von Landminen ausdehnen. - Wir können und müssen nach Offenlegung aller Minenbestände unter deutscher Verfügungsgewalt die ersatzlose Vernichtung aller Minen durchführen. Die einzige Voraussetzung für diese so dringend notwendigen Schritte ist die Frage des politischen Willens. Damit geht es auch um die Frage, ob die Bundesregierung ihren Spielraum ausnutzen will, um in Genf das von Butros Ghali und vielen anderen geforderte Ziel, nämlich das Verbot aller Landminen, durchzusetzen. Real aber hinkt Deutschland 22 Ländern, die diesen Weg beschritten haben, hinterher. Der Beschluß von fünf NATO-Mitgliedstaaten, alle Anti-PersonenMinen zu verbieten, führt das Argument des Bundesministeriums der Verteidigung, man könne aus Bündnisloyalität einen solchen Schritt nicht tun, ad absurdum. Die Begründung Kanadas für das am 17. Januar 1996 beschlossene umfassende, einseitige Moratorium für Produktion, Export und operativen Gebrauch von Anti-Personen-Minen sollte sich die Bundesregierung zu eigen machen: „Kanada war nicht Teil des Problems, will aber mit Sicherheit Teil der Lösung sein." Nach Abwägung des militärischen Nutzen und der humanitären Kosten habe man sich zu diesem Schritt entschieden. So auch Belgien, Dänemark, Irland und Norwegen. Ich appelliere an Sie, den von der Killer-Waffe Nr. 1 bedrohten Menschen zu helfen und die Forderungen der Hilfsorganisationen zu unterstützen. Die Bundesregierung muß die Taktik der guten Mine zum bösen Spiel beenden. Dieser unglaubwürdigen und menschenverachtenden Politik muß ein Ende gesetzt werden, durch ein deutsches Verbot aller Landminen, durch die Ausweitung des Exportmoratoriums, damit endlich Humanität einen höheren Stellenwert erhält als das Profitinteresse der Rüstungsindustrie. Steffen Tippach (PDS): Die Folgekonferenz der UN zum Landminenprotokoll ist ergebnislos beendet worden. Der Weltöffentlichkeit werden die Schuldigen präsentiert, Rußland, Indien, China und andere. Und tatsächlich gibt es keine Rechtfertigung für den Einsatz jeglicher Art von Landminen, die als unterschiedslos wirkende Waffen weltweit und täglich Opfer vor allem unter der Zivilbevölkerung fordern. Nur denke ich, daß einen entscheidenden Anteil am Scheitern der Konferenz diejenigen nicht genannten Staaten haben, die wie die Bundesrepublik Deutschland mit durchsichtigen, scheinmoralischen Argumenten die Ernsthaftigkeit des Versuchs unterlaufen, Landminen zu ächten. Die Reihe derjenigen, die jenseits der auch von der Bundesregierung betriebenen technischen Verwirrspielchen um Metallgehalt und Lebensdauer den einzig konsequenten und auch einzig praktikablen Weg, nämlich die vollständige Ächtung, fordern und auch praktizieren, wird immer länger. Neben dem UN-Generalsekretär und dem Internationalen Roten Kreuz haben sich NATO-Partner wie Belgien und Kanada den Forderungen nach vollständiger Ächtung oder zumindest der Achtung aller Anti-Personen-Minen angeschlossen. Wenn hingegen Außenminister Kinkel alle Staaten aufgefordert hat, die Anschaffung von Anti-Personen-Minen einzustellen, verdeckt dieser schöne Schein nur dürftig die häßliche Realität bundesdeutscher Politik. Die groß vermarktete Verlängerung des Exportmoratoriums unterschlägt, daß keineswegs alle Minen geschweige denn Anti-Panzer-Minen, davon betroffen sind. Verschwiegen werden die enormen Summen, die für die Entwicklung neuer Minen und Verlegesysteme im Bundeshaushalt herumgeistern. Verschwiegen wird ebenso die Haltlosigkeit der Eingruppierung von High-Tech-Minen als sogenannte sichere Minen, eben der Minentypen, auf die die bundesdeutsche Militärplanung der Zukunft setzt. Die britische „Mines Advisory Group" hat allein im Irak ca. 800 000 Landminen ausgemacht, bei denen der Selbstzerstörungs- oder Neutralisierungsmechanismus versagt hat. Selbst das US-Verteidigungsministerium meldet 1 700 scharf gebliebene Minen aus dem Golfkrieg. Selbst wenn das absurde Feilschen um Sicherheitsquoten von 95 Prozent erfolgreich sein würde, ergäbe dies bei der heutigen Minendichte über 1 Million scharfer Minen. Ich meine, das sind eine Million zuviel. Die von der Bundesregierung betriebene Forderung nach einer Verpflichtung zur gegenseitigen Hilfe bei der Umsetzung eines eventuellen Verbots von Minen der ersten Generation beinhaltet zudem neben einer Aufweichung des eher löchrigen Exportmoratoriums den anrüchigen Touch einer versteckten Exportförderung der deutschen Rüstungsindustrie, da, wie es der Zufall so will, genau deren Produkte von einem Verbot nicht betroffen sind und die sich daher gut als Ersatz der bisherigen Minentypen eignen. Wen wundert es da, das sich deutsche Minenhersteller von der Bundesregierung prima vertreten fühlen und dies auch äußern. Solange dieser Zustand anhält, gehört die Bundesregierung mit auf die Anklagebank. In der Entschließung des Europäischen Parlaments vom 16. November 1995 heißt es: „Das Europäische Parlament bekräftigt seine Forderung nach einem uneingeschränkten Verbot von Tretminen und ihren Einzelteilen, das sich auf die Herstellung, Lagerung, Weitergabe, den Verkauf, die Ausfuhr und den Einsatz dieser Waffen erstreckt." Die Bundesregierung und die Koalitionsfraktionen sollten diese weitere Stimme der Vernunft nicht wie bisher ignorieren, sondern endlich ernst nehmen. Der vorliegende Antrag der Koalition ist dabei wenig hilfreich. Helmut Schäfer, Staatsminister im Auswärtigen Amt: Das Bundeskabinett hat vor drei Wochen beschlossen, das seit dem 1. Juli 1994 bestehende Exportmoratorium für Anti-Personen-Minen auf unbestimmte Zeit zu verlängern. Dies ist eine wichtige Entscheidung, denn wir müssen die weltweite Verbreitung dieser Waffen, die Monat für Monat Hunderte unschuldiger Zivilisten töten oder verstüm- mein, stoppen. Der Beschluß der Bundesregierung ist auch ein Signal an die Vertragsstaaten des Minenprotokolls zum VN-Waffenübereinkommen von 1980, sich bis zum Ende der laufenden Überprüfungskonferenz im Mai dieses Jahres auf strengere Einsatzauflagen für Anti-Personen-Minen, auf eine Geltung des Minenprotokolls auch in innerstaatlichen Konflikten und auf ein Verbot nichtdetektierbarer Minen zu einigen. Deutschland geht mit seinem nunmehr unbefristeten Exportmoratorium weiter als viele unserer NATO- und EU-Partner. Auch was die drastische Reduzierung unserer Bestände an Anti-PersonenMinen angeht, sind wir Vorreiter. Bis zum Ende dieses Jahres wird die Bundeswehr weit mehr als die Hälfte ihrer derzeitigen Bestände abgebaut haben. Frau Beer, Sie wissen, ich kann in der Öffentlichkeit keine konkreten Zahlenangaben zu Minenbeständen der Bundeswehr machen. Ich gehe davon aus, daß Ihnen und Ihrer Fraktion die einschlägigen Zahlen bekannt sind. Wenn nicht, bin ich gerne bereit, sie ihnen unter Wahrung der gebotenen Vertraulichkeit zugänglich zu machen. Unser Exportmoratorium gilt, wie Sie wissen, gegenüber allen Ländern. Ebenso gilt es für alle Typen von Anti-Personen-Minen. Es sieht eine einzige Ausnahmeregelung vor: Dies ist die Lieferung von Minen zu Prüf- und Ausbildungszwecken. Diese Ausnahme wird im Antrag der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen kritisiert. Ich möchte die Abgeordnete Frau Beer und ihre Fraktionskollegen fragen: Wie sollen die mehr als 100 Millionen weltweit verlegten Minen geräumt werden, wenn wir das Minenräumpersonal nicht an den bestehenden Minentypen, auch den deutschen, ausbilden können? Wie soll weltweit die Zuverlässigkeit von Minen - ich denke z. B. an Selbstzerstörungsmechanismen - gewährleistet werden, wie soll sichergestellt werden, daß Minen aufspürbar sind, wenn man keine technische Prüfung durch unabhängige Organisationen, beispielsweise die Vereinten Nationen, zuläßt? Ich fordere Sie auf, Frau Beer: Fragen Sie das VN-Sekretariat, fragen Sie Minenräumexperten. Wir brauchen die Möglichkeit, Muster einzelner Minen - und ich spreche von Mustern, nicht von größeren Stückzahlen - internationalen Organisationen, aber auch anderen Ländern zu Prüf- und Ausbildungszwecken zur Verfügung zu stellen. Dies ist eine humanitäre Notwendigkeit und hat nichts mit kommerziellen oder bündnispolitischen Interessen zu tun. Das weltweite Minenproblem ist in allererster Linie ein Problem des unterschiedslosen und unkontrollierten Einsatzes von Anti-Personen-Minen. Bei diesen Minen müssen wir ansetzen, sowohl was Export- als auch was Einsatzverbote angeht. Dies bedeutet nicht, daß die Bundesregierung nicht auch für andere Minen völkerrechtliche Regelungen anstrebt. So brauchen wir beispielsweise auch für Panzerabwehrminen strengere Einsatzauflagen. Auch müsen nicht aufspürbare Panzerabwehrminen ebenso verboten werden wie nicht aufspürbare Anti-PersonenMinen. Dennoch: Wer alle Minen in einen Topf wirft, wird dem weltweiten Landminenproblem nicht gerecht. Mit gutem Grund steht ein Verbot aller Landminen, wie von Ihnen, Frau Beer, und Ihrer Fraktion gefordert, weder auf der Tagesordnung der Generalversammlung der Vereinten Nationen noch auf der irgendeines anderen internationalen Gremiums. Die VN-Generalversammlung hat alle Länder dieser Welt auf die langfristige Abschaffung von AntiPersonen-Minen verpflichtet. Die Bundesregierung wird zusammen mit ihren NATO- und EU-Partnern weiter prüfen, wie wir dieses Ziel am schnellsten und wirkungsvollsten erreichen, ohne unsere Sicherheitsinteressen und die unserer Partner zu vernachlässigen. Wir müssen deshalb schrittweise vorgehen. Dies bedeutet nicht, daß wir das Ziel aus den Augen verlieren. Die Bundesregierung wird auch in Zukunft ihrer Verantwortung bei der Lösung des weltweiten Landminenproblems gerecht werden. Ich hoffe, daß sie dabei weiterhin auf die Unterstützung dieses hohen Hauses zählen kann. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 14 (a - Antrag: Entkriminalisierung des Gebrauchs bislang illegaler Rauschmittel, Legalisierung von Cannabisprodukten, kontrollierte Abgabe sogenannter harter Drogen b - Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Betäubungsmittelgesetzes - Rückzugsräume) Dr. Sabine Bergmann-Pohl, Parl. Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit: Jede Verbesserung der Hilfen für Drogenabhängige und jeder Vorschlag für eine wirksame Eindämmung des Drogenmißbrauchs wird usnere Unterstützung erhalten. Das war in der Vergangenheit so, und das wird auch in Zukunft so bleiben. Die Vorlagen der PDS und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, über die wir heute sprechen, sind jedoch keine Vorschläge für bessere Hilfen. Es sind Konzepte für eine Legalisierung von Cannabisprodukten und die Abgabe von harten Drogen an Abhängige. Die einzelnen Vorschläge und Begründungen der Anträge lesen sich schon fast wie ein Marketing-Konzept für Drogen: Die illegale Ware soll staatlich untersucht werden, für den Konsum sind staatliche Schutzräume zur Verfügung zu stellen, und die Gesundheitsrisiken des Konsums sollen durch ärztliche Kontrollen minimiert werden. Darüber hinaus soll der Drogennachschub durch die Schaffung einer staatlichen Einfuhrüberwachung sowie die vollständige Legalisierung des Anbaus von Cannabispflanzen sichergestellt werden. Der Staat soll also zum Dealer werden! Meine Damen und Herren von der Opposition, reden Sie eigentlich gar nicht mehr mit den Bürgern? Haben Sie immer noch nicht begriffen, daß die Mehrheit der Bevölkerung keine Legalisierung weder von harten noch von weichen Drogen möchte? Diese Vorschläge zeigen leider einmal mehr den Versuch, den Konsum bisher illegaler Drogen gesellschaftsfähig zu machen. Nach der Lektüre der Anträge bleibt nur ein Eindruck bestehen: Man soll sich an den Konsum von illegalen Drogen gewöhnen. Und am Ende dieser Gewöhnung müßte dann konsequenterweise auch die Freigabe stehen. Konsequent mag das sein, aber es ist alles andere als vernünftig und hilfreich. Was die Befürworter einer solchen Politik als Anpassung an die Realitäten bezeichnen, ist tatsächlich eine Kapitulation vor einem Problem. Die Konsequenz eines solchen Weges würde für viele Betroffene nicht anderes als die Fortsetzung der Selbstzerstörung bedeuten. Die Gesellschaft insgesamt hätte die Folgen einer mißverstandenen Liberalisierung zu tragen. Und den Betroffenen bieten Sie damit keine wirkliche Hilfe auf dem Weg aus der Sucht. Die Bundesregierung stimmt keinem Konzept zu, dessen Ziel eine Legalisierung oder Freigabe von Drogen ist. Wir werden alle gesetzlichen Drogenverbote in Deutschland aufrechterhalten und die illegale Drogenzufuhr durch eine noch bessere internationale Zusammenarbeit bekämpfen. Zum anderen wird die Bundesregierung der Prävention und der Hilfe für Drogengefährdete und Drogenabhängige weiterhin Priorität einräumen. Eine jüngst veröffentlichte Studie zeigt uns auch, daß gerade im Bereich der Methadonvergabe im Hinblick auf die Qualitätsstandarts noch einiges zu verbessern ist. Wir sollten solche Fragen anpacken und nicht auf abstruse Ideen der Legalisierung verfallen. Darüber hinaus setzt sich die Bundesregierung immer wieder mit Nachdruck dafür ein, daß die Vorschriften des Betäubungsmittelgesetzes zur Entkriminalisierung von Drogenkonsumenten umgesetzt werden - wo immer das möglich und vertretbar ist. Diese Vorschrift im Betäubungsmittelgesetz geht im übrigen über die internationalen Suchtstoffübereinkommen hinaus. Sie ist inzwischen sogar ein Vorbild für andere Länder. Die hier geforderte völlige Straffreiheit des Drogenbesitzes zum Eigenkonsum hat auch das Bundesverfassungsgericht in seinem sogenannten Haschisch-Beschluß vom März 1994 ausdrücklich verworfen. Ich wiederhole hier noch einmal: Von Strafe darf nur dann abgesehen werden, wenn der Konsument nur eine geringe Menge besitzt und kein anderer durch dessen Straftat der Gefahr des Drogenkonsums ausgesetzt wird. Wir brauchen nur über unsere Landesgrenzen in die Niederlande zu schauen, um uns ein Bild davon zu machen, wohin eine falsch verstandene Schadensbegrenzung beim Drogenmißbrauch führen kann. Nicht umsonst schränkt die niederländische Regierung den Cannabisverkauf in „Coffee-Shops" wieder ein. Die negativen Erfahrungen, die unsere Nachbarn mit illegalen Drogen gemacht haben, müssen wir nicht wiederholen. Es hat dort keine Trennung der Märkte gegeben, im Gegenteil, in den Niederlanden kam es zu Zentren des internationalen Drogentourismus. Und es gibt auch keinen vernünftigen Grund für eine kontrollierte Abgabe von Heroin. Die Heroinversuche in der Schweiz sollen zwar erst in diesem Jahr beendet und dann ausgewertet werden. Aber schon jetzt hat sich gezeigt, daß selbst die Freigabe von Heroin in gewünschter Menge und bester Qualität bei einer Gruppe von rund 15 Prozent der schwerstabhängigen Teilnehmer versagt. Sie sind inzwischen trotz Heroinvergabe wieder in der Drogenszene untergetaucht. Darüber hinaus zählt niemand diejenigen, die durch diese Versuche davon abgehalten werden, sich mit Hilfe eines heroinfreien Angebotes von ihrer Abhängigkeit zu befreien. Die Gründe zur Bereitstellung von Fixerstuben sind widersprüchlich. Man kann nicht auf der einen Seite den illegalen Heroinhandel in den Straßen verfolgen und in den sogenannten Gesundheitsräumen den Konsum eben dieses illegal gehandelten Heroins unter ein Schutzpatronat stellen und gesundheitliche Folgeschäden bewußt in Kauf nehmen. Sie stellen keine echte Hilfe für die Betroffenen dar. Die vorliegenden Anträge sind abzulehnen, weil sie für die Betroffenen keine Hilfen aus der Sucht bieten, im Gegenteil, sie gefährden in hohem Maß diejenigen Jugendlichen, die illegalen Drogen ablehnend gegenüberstehen. Deshalb heißt die richtige Antwort auf das Drogenproblem nicht Freigabe und Legalisierung, sondern mehr Prävention, mehr Therapie und mehr niederschwellige Hilfsangebote. Dafür stehen wir auch in Zukunft.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Oskar Lafontaine


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! 5 Millionen Arbeitsplätze fehlen in Deutschland nach dem Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung. Diese Zahl von 5 Millionen Arbeitsplätzen kann man durchaus hinterfragen. Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten halten fest an dem Ziel der gleichberechtigten Teilnahme der Frauen in Beruf und Gesellschaft.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Wenn man an diesem Ziel festhält, meine Damen und Herren, und wenn man die Entwicklung der Frauenerwerbsquote in der letzten Zeit berücksichtigt, dann ist die Zahl 5 Millionen noch zu gering angesetzt. Daher weise ich darauf hin, daß wir auf der einen Seite nicht immer wieder die Teilhabe der Frauen an Beruf und Gesellschaft fordern können, auf der anderen Seite bei den Zahlen, die wir veröffentlichen, diesem Ziel nicht Rechnung tragen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Für uns, meine Damen und Herren, ist diese Feststellung eine große Herausforderung an Politik und Gesellschaft. Denn es wirft die Frage auf, wie wir eigentlich zusammenleben wollen. Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten können uns mit einer solchen Entwicklung unserer Gesellschaft nicht abfinden.

    (Beifall bei der SPD)

    Für uns bedeutet eine soziale Demokratie, die wir anstreben, Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen Leben und daher auch Teilhabe aller Menschen an der Erwerbsarbeit, soweit sie dies wünschen. Dies ist und bleibt Ziel unserer Politik.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Nun könnte der eine oder andere in der Debatte versucht sein, darauf hinzuweisen, daß wir auch in anderen Staaten Probleme des Arbeitsmarktes haben. Aber, meine Damen und Herren, ich verweise auf die Entwicklung in den Vereinigten Staaten. Bis in die Jahre 1982 und 1983 - man beachte das Datum - waren die Arbeitslosenquoten in den Vereinigten Staaten in der Regel deutlich höher als in Deutschland.

    (Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Wie im Saarland!)


    Ministerpräsident Oskar Lafontaine (Saarland)

    Erst ab den Jahren 1982/83 begann sich diese Entwicklung entscheidend zu verändern. Seit dieser Zeit ist die Arbeitslosenquote in den Vereinigten Staaten niedriger geworden; sie ist jetzt teilweise deutlich niedriger als in der Bundesrepublik.
    Deshalb sagen wir: 5 Millionen Arbeitsplätze, die fehlen, sind der Offenbarungseid einer Regierung, die 13 Jahre lang vergeblich versucht hat, die Arbeitslosigkeit in diesem Land zu bekämpfen.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    5 Millionen fehlende Arbeitsplätze sind der Beweis, daß Ihre Wirtschafts-, Finanz- und Arbeitsmarktpolitik in den letzen Jahren gescheitert ist.

    (Beifall bei der SPD und der PDS sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    In Ihrem Jahreswirtschaftsbericht stellen Sie fest: Die drückende Steuer- und Abgabenlast, die hohe Staatsquote und vielfältige bürokratische Hemmnisse engen den Spielraum für private Leistungen und Investitionen ein. Meine Damen und Herren von der Regierung, Sie haben ja recht! Aber wer hat denn in diesen 13 Jahren regiert? Wer trägt denn die Verantwortung für diese Entwicklung?

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Viele Mitbürger sorgen sich in diesem Augenblick um ihre Arbeitsplätze, sorgen sich um den Frieden, und sie bangen um ihre Zukunft. Ihre Sorgen sind auch meine Sorgen. Wir sollen und können diese Probleme meistern. Ich wiederhole: Wir sollen und können diese Probleme meistern!
    Meine größte Sorge sind die jugendlichen Arbeitslosen ... Ein Land wie die Bundesrepublik Deutschland darf es nicht zulassen, so viele junge Menschen nach der Schule auf die Straße zu entlassen.
    So Bundeskanzler Helmut Kohl in seiner ersten Neujahrsansprache am 31. Dezember 1982.

    (Michael Glos [CDU/CSU]: Recht hat er!)

    In der letzten Neujahrsansprache hieß es wiederum:
    Unsere Hauptsorge gilt daher dem Kampf gegen die Arbeitslosigkeit. Wir müssen uns anstrengen, um bestehende Arbeitsplätze zu erhalten. Und wir müssen uns anstrengen, um neue, zukunftssichere Arbeitsplätze zu schaffen.
    So Ihre Worte am 31. Dezember 1995. Ist es bei dieser Entwicklung, Herr Bundeskanzler, so überraschend, daß Ihre Neujahrsansprachen schon einmal verwechselt wurden und falsche Kassetten eingelegt worden sind?

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Millionenfache Arbeitslosigkeit, die höchste Steuer- und Abgabenquote, die es jemals in dieser Republik gab, eine Finanzkrise der sozialen Sicherungssysteme und die Verantwortung für ein strukturelles Staatsdefizit: Das ist die Bilanz nach 13 Jahren Regierung Kohl. Meine Damen und Herren, da gibt es nichts zu lachen. Bei einer solchen Arbeitslosigkeit denken Sie bitte an die Menschen, die uns draußen zuhören.

    (Beifall bei der SPD und der PDS)

    Denken Sie bitte an die jungen Menschen, die den Zugang zum Erwerbsleben suchen und die auf Antworten warten. Meine Damen und Herren, stellen Sie sich Ihrer Verantwortung. Gehen Sie nicht so läppisch an diese Fragen heran. Arbeitslosigkeit ist nach unserem Verständnis ein Anschlag auf die Menschenwürde, und Sie sollten das genauso begreifen.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS Michael Glos [CDU/CSU]: Der redet hier wie beim Bundesparteitag! Wir sind hier eine anständige Veranstaltung!)

    Als Sie vor 13 Jahren, Herr Bundeskanzler Kohl, Bundeskanzler Helmut Schmidt ablösten, sagten Sie: „Ihre Regierungszeit ist die Regierungszeit der Schulden und der Arbeitslosen. "

    (Joachim Hörster [CDU/CSU]: War sie auch!)

    Ich wiederhole: Sie sagten vor 13 Jahren: „Ihre Regierungszeit ist die Regierungszeit der Schulden und der Arbeitslosen. "

    (Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Wie im Saarland!)

    Bei 4 Millionen Arbeitslosen und bei Staatsschulden von 2 Billionen DM - Entwicklungen, die damals niemand für möglich gehalten hätte -: Kommen Sie sich angesichts Ihres damaligen Urteils heute nicht merkwürdig vor, Herr Bundeskanzler? Wäre es nicht an der Zeit, sich einmal bei Helmut Schmidt zu entschuldigen?

    (Beifall bei der SPD Lachen bei der CDU/ CSU)

    Denn, Herr Bundeskanzler, Sie können doch von seinen Arbeitslosenzahlen und von seiner Staatsverschuldung nur träumen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Sie haben sich maßlos überhoben. Wenn Sie Ihre eigenen Maßstäbe für sich selbst gelten lassen würden: Wo wären Sie dann eigentlich heute, Herr Bundeskanzler?

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Meine Damen und Herren, in dieser schwierigen Situation, die unsere gesamte Gesellschaft herausfordert, haben die Gewerkschaften ein „Bündnis für Arbeit" angeboten. Besonders dem IG Metall-Vorsitzenden Klaus Zwickel ist unsere gesamte Gesell-

    Ministerpräsident Oskar Lafontaine (Saarland)

    schaft zum Dank verpflichtet, daß er von seiten einer großen Industriegewerkschaft diesen Schritt unternommen hat und angeboten hat, von seiten dieser Gewerkschaft die Arbeitslosigkeit in diesem Lande zu bekämpfen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Sie sind scheinbar auf dieses Angebot eingegangen. Sie haben eine ganze Reihe von Gesprächen geführt, und dann kamen Sie zu dem Aktionsprogramm für Investitionen und Arbeitsplätze im Jahre 1996, das jetzt schon auf entsprechende Reaktionen in der Öffentlichkeit stößt und das jetzt schon von seiten der Gewerkschaften als Rückfall in alte ideologische Vorstellungen qualifiziert wird.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Meine Damen und Herren, ich erinnere daran: Vor zwei Jahren hatten Sie schon einmal dasselbe Aktionsprogramm vorgetragen. Es hieß: Aktionsprogramm für Wachstum und Beschäftigung im Jahre 1994. Es war praktisch dasselbe Programm, und es hat zu nichts geführt. Es konnte nicht verhindern, daß die Arbeitslosigkeit weiter angestiegen ist. Sie glauben ja selbst nicht mehr an Ihre Programme, weil Sie in Ihrem Jahreswirtschaftsbericht feststellen: Die Arbeitslosigkeit wird in diesem Jahre um 250 000 bis 300 0000 weiterhin ansteigen. Sie glauben selbst nicht mehr an die Wirksamkeit Ihrer Programme.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Die Rezepte, die Sie vorstellen, sind immer wieder dieselben - seit Jahren sind sie dieselben -: Unternehmensteuersenkung, Lohnzurückhaltung, Sozialabbau und, was fatal ist: Der Umweltschutz wird immer noch als ein Politikbereich begriffen, der im Grunde genommen der wirtschaftlichen Entwicklung schadet und Arbeitsplätze kostet. Da ist es auch verständlich, daß in Ihrem Programm vom Umweltschutz überhaupt nicht die Rede ist, so, als hätten wir die Debatte der letzten zwei Jahrzehnte umsonst geführt; ein merkwürdiger Vorgang, meine Damen und Herren.

    (Michael Glos [CDU/CSU]: Nicht umsonst! Das war teuer!)

    Aber ich will Ihnen eines sagen: Wenn Sie von Neujahrsansprache zu Neujahrsansprache sagen, Sie wollen gegen die Arbeitslosigkeit kämpfen, und das schon 13 Jahre lang, wenn Sie im Jahr 1994 praktisch ein Programm vorgelegt haben, das zu nichts geführt hat und das Sie jetzt im Jahr 1996 mit etwas anderem Firnis wieder neu auflegen,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Lesen!)

    dann müssen Sie doch irgendwann einmal zu dem Ergebnis kommen, daß Ihre Politik gescheitert ist und daß Sie sie ändern müssen. Meine Damen und Herren, Sie müssen sie ändern!

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    13 Jahre lang setzten Sie immer auf dasselbe Rezept: Unternehmensteuersenkung, Lohnzurückhaltung, Sozialabbau, und Umweltschutz schaden der Wirtschaft. 13 Jahre sind Sie mit dieser Politik gescheitert. Sind Sie denn lernunfähig geworden?

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Es wäre an der Zeit, daß Sie Ihre Politik ändern; sonst werden Sie immer dieselben Ansprachen halten und immer dieselben Ergebnisse vorweisen.
    Im übrigen hat Ihnen gestern in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung " James Tobin noch einmal vorgehalten, daß man auch die makroökonomischen Bedingungen justieren muß, daß man stets auf Wechselkurse und auf Zinsen achten muß. Aber was stört schon das Urteil eines Nobelpreisträgers der Ökonomie!
    Meine Damen und Herren, ich wiederhole hier, was Ihnen Rudolf Scharping schon zu Beginn dieses Jahres gesagt hat:

    (Zurufe von der CDU/CSU und der F.D.P.: Oh! Zuruf von der CDU/CSU: Wer glaubt Ihnen?)

    Sie können noch soviel Lohnzurückhaltung predigen: Wenn Sie auf Grund Ihrer Verantwortung in Europa nicht in der Lage waren, das Chaos der Wechselkurse zu verhindern, dann haben Sie Mitverantwortung dafür, daß Hunderttausende von Arbeitsplätzen verlorengegangen sind.

    (Beifall bei der SPD und der PDS)

    Meine Damen und Herren, eine Zinspolitik, die zu langsam und zu spät reagiert - ich zitiere hier den amerikanischen Nobelpreisträger -, verursacht natürlich ebenfalls Arbeitsplatzverluste, weil sie Investitionen nicht fördert, und alle Analysen zeigen, daß es an der Investitionsdynamik fehlt.
    Bei den Rezepten, die Sie anbieten, gehen Sie ungleichgewichtig vor, und deshalb sind sie zum Scheitern verurteilt. Wir sagen, es war falsch, in den vergangenen Jahren immer wieder Unternehmensteuersenkungen in einer Art und Weise, wie Sie das jetzt auch wiederum vorhaben, durchzuführen, durch die kapitalstarke Großbetriebe entlastet worden sind, während viel zuwenig für Handwerk und Mittelstand getan worden ist.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Die finanziellen Spielräume, die wir hatten, wären doch viel, viel besser dafür einzusetzen gewesen, um die gesetzlichen Lohnnebenkosten zu senken.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir wollen das in diesem Jahre tun, und wir bieten Ihnen an, zügig die Entscheidungen dafür zu treffen.

    (Beifall bei der SPD)


    Ministerpräsident Oskar Lafontaine (Saarland)

    Es hat doch keinen Sinn, daß Sie in Sonntagsreden immer wieder von der Notwendigkeit des Absenkens der gesetzlichen Lohnnebenkosten reden, und in Wirklichkeit steigen permanent die Beitragssätze. Gerade auch bei den Rentenbeiträgen ist es doch geradezu ein Jammerspiel, daß Sie praktisch von Monat zu Monat Ihre Prognosen korrigieren müssen und auch das Vertrauen bei der älteren Generation verspielen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Wenn man die Lohnnebenkosten senken will, muß man drei Ansätze verfolgen.
    Erstens. Es muß endlich aufhören, daß die Sozialkassen geplündert und mit fremden Leistungen befrachtet werden, die da nicht hingehören.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Das ist Betrug an den Beitragszahlern in die sozialen Versicherungskassen. Sie dürfen nicht ständig mit sachfremden Leistungen belastet werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Zweitens. Natürlich müssen die sozialen Leistungen insgesamt zielgenau justiert werden. Wir haben in der Vergangenheit bei der Rentenformel, beim Kostendämpfungsgesetz, bei der Begrenzung der Sozialausgaben entsprechende Vereinbarungen getroffen, und wir bieten Ihnen hier auch an, beim Vorruhestand eine Lösung zu suchen, weil es unerträglich ist, daß sich einzelne Betriebe zu Lasten der Allgemeinheit in dieser Form entlasten, wie das in den vergangenen Jahren geschehen ist. Dies ist unerträglich und nicht hinnehmbar.

    (Beifall bei der SPD)

    Aber es ist möglich, die Entlastung der Lohnnebenkosten mit anderen steuerreformerischen Notwendigkeiten zu verbinden. Daher bedauern wir - Stichwort: Umweltschutz -, daß Sie nicht bereit waren, die Entlastung der Lohnnebenkosten mit dem ökologischen Umbau unseres Steuer- und Abgabensystems zu verbinden,

    (Beifall bei der SPD und beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    obwohl alle Wirtschaftsinstitute mehr oder weniger klar sagen: Die Entlastung der Lohnnebenkosten schafft Arbeitsplätze, und der ökologische Umbau schafft auch Arbeitsplätze. Warum greifen Sie die Vorschläge wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Institute an dieser Stelle nicht auf?

    (Michael Glos [CDU/CSU]: Und was macht der rot-grüne Clement?)

    Drittens. Ihre Steuerpolitik setzt auf Umverteilung. Was ist jetzt wieder im Schwange? Sie reden davon, daß die Gewerbekapitalsteuer abgeschafft werden soll. Dabei wird verschwiegen - Herr Kollege Solms, das ist wirklich nicht zum Lachen -, daß Sie gleichzeitig die Investitionsbedingungen verschlechtern wollen. Das wäre in dieser Situation doch Gift für die Konjunktur. Wenn Sie nicht auf uns hören wollen, dann hören Sie doch bitte auf die Fachkommentare der gesamten deutschen Presse: Eine Verschlechterung in den Abschreibungsbedingungen zur Abschaffung der Gewerbekapitalsteuer wäre in der gegenwärtigen konjunkturellen Situation nun wirklich die Faust aufs Auge.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie versäumen es endlich, den Steuertarif richtig zu justieren. Die Bareis-Kommission hat entsprechende Vorschläge gemacht, und vor einiger Zeit kursierten Berichte, daß Sie darauf eingehen würden. Ich habe in zwei Verhandlungen mit dem Bundesfinanzminister angeboten, über Steuersubventionsabbau zu reden und insbesondere die Vorschläge der Bareis-Kommission aufzugreifen. Meine Damen und Herren, Sie sind dazu schlicht und einfach nicht fähig. Wenn Sie dieses Problem jetzt auf das Jahr 2000 verschieben wollen, dann wird das nicht unsere Zustimmung finden. Steuergerechtigkeit ist jetzt notwendig, nicht im Jahre 2000!

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Der Gipfel Ihrer Politik ist das, was Sie sich mit dem Solidaritätszuschlag geleistet haben.

    (Zuruf von der SPD: Das ist wahr!)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, das ist wirklich ein starkes Stück. Da wird seit langer Zeit vorgetragen, die F.D.P. wünscht, den Solidaritätszuschlag schnell abzubauen. Wer wollte das nicht? Da sagt der Finanzminister: Die Haushaltslage gibt das nicht her. Und dann kommen Sie auf eine merkwürdige Art und Weise, Steuerpolitik zu machen; aber das ist ja bezeichnend für Sie. Sie sagen: Jawohl, wir bauen ab; seht her, wie lobenswert wir uns benehmen! Voraussetzung ist, die Länder bezahlen es. Auf diese Art und Weise kann natürlich der Dümmste Steuerpolitik betreiben.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Nur nimmt Ihnen das in Deutschland niemand mehr ab. Wenn Sie irgendwo jedes Vertrauen und jeden Kredit vespielt haben, meine Damen und Herren, dann in der Steuer- und Abgabenpolitik, weil der Wahrheitsgehalt Ihrer Aussagen allenfalls einen Monat lang anhält und dann von Ihnen selbst widerlegt wird.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Ich sagte, ein schwerer Fehler Ihres „Bündnisses für Arbeit" ist, daß Sie den Umweltschutz völlig vernachlässigen. Deswegen bleiben wir Sozialdemokraten bei einer anderen Politik. Ich sagte, wir müssen die Politik ändern. Jawohl, wir haben eine Vision: Wir wollen die Energiewende schaffen.

    (Lachen bei der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Ministerpräsident Oskar Lafontaine (Saarland)

    - Wenn das Wort bei Ihnen Heiterkeit aus-
    löst, ist das ein schlimmer Zustand, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Sie haben noch die klägliche Hoffnung, Sie könnten sich an der Macht halten. Aber das ist keine Vision. Wir wollen Visionen haben, wie wir die Arbeitslosigkeit in diesem Lande abbauen können. Die Energiewende ist eine solche. Wir halten daran fest: Wir wollen die Brücke ins Solarzeitalter bauen. Wir glauben, daß dies ein Programm für Wachstum, Beschäftigung und mehr Umweltschutz ist.

    (Beifall bei der SPD)

    Der vierte Punkt, der ungelöst ist und den Sie nicht lösen wollen, ist die Gemeindefinanzreform. Meine Damen und Herren, was sich bei den Gemeinden abspielt, scheinen Sie überhaupt nicht zur Kenntnis zu nehmen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Es ist unerträglich, daß der Aufbau Ost auch dadurch gebremst wird, daß die Altschuldenproblematik bei den Gemeinden im Osten überhaupt nicht gelöst wird.

    (Beifall bei der SPD)

    Sie können in den Pressemitteilungen von gestern nachlesen, daß die Investitionen in allen Gemeinden wirklich einbrechen; das ist doch ein Alarmsignal. Da wäre es doch an der Zeit, daß man sich auch die Gemeindefinanzen einmal näher ansieht. Hier haben Sie ein schweres strukturpolitisches Versäumnis begangen: Sie haben die Kosten der Arbeitslosigkeit auf die Gemeinden geschoben und sie damit investitionsunfähig gemacht.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS Joachim Hörster [CDU/ CSU]: Erzählen Sie doch mal, wie Sie es machen wollen!)

    Dies ist allerdings ein schweres strukturelles Versäumnis; denn ein wichtiger Bestandteil unserer Verfassung, die wir uns nach dem Kriege gegeben haben, waren freie Gemeinden. Freie Gemeinden brauchen Finanzautonomie. Deshalb sage ich Ihnen: Verspielen Sie nicht, was jahrzehntelang gewachsen ist. Wir brauchen freie Gemeinden in der Bundesrepublik Deutschland, und wir brauchen die Wiederherstellung der finanziellen Autonomie unserer Gemeinden, wie das im gesamten Deutschland gefordert wird.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Ihr größtes Versäumnis, Herr Bundeskanzler, ist die Arbeitsmarktpolitik. Jahrelang haben Sie geglaubt, Arbeitszeitverlängerungen seien ein Rezept, um die Probleme des Arbeitsmarktes zu lösen. Sie haben gar nicht erkannt, daß das Angebot, Arbeitszeit zu verkürzen, etwas mit Solidarität, mit Mitmenschlichkeit in unserer Gesellschaft zu tun hat.

    (Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    - Ja, daß Sie als christlicher Pfarrer auch noch lachen, das zeigt nun, daß Sie überhaupt nichts begriffen haben. Wir schenken Ihnen einmal eine Bibel, in der Sie nachlesen können, worum es da eigentlich geht.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Sie haben völlig verkannt, daß es hier um einen solidarischen Ansatz in unserer Gesellschaft geht, und daher ist Ihr Wort, daß Arbeitszeitverkürzung dumm, töricht und absurd sei, nach wie vor ein Beleg dafür, daß Sie jahrelang falsch gesteuert haben. Auch das Wort vom Freizeitpark Deutschland klingt allen Arbeitslosen in dieser Republik immer noch in den Ohren und war blanker Zynismus.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Sie haben jetzt die Möglichkeit, beim Entsendegesetz im Vermittlungsausschuß unseren Vorstellungen entgegenzukommen. Ich muß Ihnen hier noch einmal sagen: Es ist für Arbeitnehmer, die jahrelang gearbeitet haben, die 50 Jahre und älter sind, nicht hinzunehmen, daß ihnen mit Billiglöhnen zu 6 bis 8 DM ihre Arbeitsplätze wegkonkurriert werden. Wir sind hier in der Verantwortung; Sie haben ein jämmerliches Gesetz vorgelegt; das ist eine Schande für Deutschland und in bezug auf den Zusammenhalt unserer Gesellschaft.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Meine Damen und Herren, ich zitiere: Eigenverantwortung, Gemeinsinn und Mitmenschlichkeit
    bleiben unentbehrlich für eine Gesellschaft mit menschlichem Gesicht; und nur so
    - nur so! -
    können wir auch die wirtschaftlichen Probleme ... meistern.
    Das sagte Helmut Kohl in der bereits zitierten Neujahrsansprache zu Beginn seiner Amtszeit: „Eigenverantwortung, Gemeinsinn und Mitmenschlichkeit".

    (Joachim Hörster [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

    Auf die Eigenverantwortung, meine Damen und Herren, haben Sie in ausreichendem Maße gesetzt. Dies können wir nicht bestreiten. Aber ob Gemeinsinn und Mitmenschlichkeit in Ihrer dreizehnjährigen Regierungszeit nicht zu kurz gekommen sind, diese Frage wird jetzt überall in Deutschland gestellt.

    (Joachim Hörster [CDU/CSU]: Weil die Länder unsolidarisch sind! Gegenruf des Abg. Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Bayern vorneweg!)


    Ministerpräsident Oskar Lafontaine (Saarland)

    Wer beispielsweise Arbeitszeitverkürzung nicht als eine Aktion von Gemeinsinn und Mitmenschlichkeit begreift, der hat eben nicht erfaßt, was jetzt in dieser Gesellschaft notwendig ist.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Wer vom Freizeitpark Deutschland spricht, hat eine Sprache, die in dieser Gesellschaft nicht verstanden wird, und wer, statt Worte der Mitmenschlichkeit für die Arbeitslosen zu äußern, von einer neuen Kultur der Selbständigkeit spricht, der hat nicht begriffen, worum es in diesen Tagen in unserer Gesellschaft geht.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS Ina Albowitz [F.D.P.]: Aber Sie! Aber Sie!)

    Anscheinend haben Sie diesen Ihren eigenen Anspruch in die Tat umzusetzen versäumt. Nach der deutschen Vereinigung haben Sie es versäumt, an Gemeinsinn, Mitmenschlichkeit und Solidarität zu appellieren. Sie haben vielmehr in völlig fahrlässiger Weise allen versprochen, es gehe ohne Gemeinsinn, es gehe ohne Mitmenschlichkeit, niemandem werde es schlechter gehen, vielen aber besser; Steuern und Abgabenerhöhungen seien sowieso nicht notwendig. Dies war Ihr historischer Fehler bei der deutschen Vereinigung, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Deswegen ist es auch gar kein Wunder, daß Sie bei Steuersenkungen - wer wäre nicht dafür? - mit dem Abbau des Solidaritätszuschlags beginnen. Wer Solidarität in den letzten 13 Jahren immer wieder abgebaut hat, für den ist es eigentlich nur konsequent, daß er beim Abbau des Solidaritätszuschlages beginnt.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wollen Sie die Steuern nicht senken?)

    Wie wird das eigentlich in unserer Gesellschaft aufgenommen? Ich sage Ihnen eines, meine Damen und Herren: Ihre Regierung ist strukturell unfähig, die jetzt anstehenden Probleme Deutschlands zu lösen.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Sie ist deshalb strukturell unfähig, weil sie sich zusammensetzt aus einer Regionalpartei, die im Zweifel „pro Bavaria" sagt, und aus einer F.D.P., die, nachdem sie das Vermögen im Osten kassiert hat, im Osten nicht mehr vertreten ist und jetzt glaubt, auf diese Art und Weise mit der Bevölkerung im Osten Deutschlands umspringen zu können.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS Widerspruch bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Sie sind eine Regierung, die sich zusammensetzt aus
    einer Regionalpartei und einer Westpartei, die nur
    noch an die eigene Klientel denkt und daran, wie sie mit Versprechungen diese eigene Klientel bei der Stange halten kann. Eine solche Regierung ist unfähig, die Probleme Deutschlands zu lösen.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Seit Ludwig Erhard, so sagte Helmut Kohl am Beginn seiner Regierungszeit, wissen wir, daß in einer modernen, freien Volkswirtschaft Vertrauen in die Regierenden wichtigste Voraussetzung für eine positive Entwicklung der Wirtschaft ist. - Recht hatten Sie, meine Damen und Herren! Aber nachdem Sie nun 13 Jahre lang erzählt haben, daß die Arbeitslosigkeit sinken müsse, nachdem Sie 13 Jahre den ständigen Anstieg der Arbeitslosigkeit mitzuverantworten haben, nachdem Sie 13 Jahre zwar auf Eigenverantwortung gesetzt, aber Mitmenschlichkeit und Solidarität vergessen haben und mit dem Abbau der Solidarität beschäftigt sind, haben Sie das Vertrauen unserer Bevölkerung verspielt und sind nicht mehr in der Lage, die Probleme Deutschlands zu lösen.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der PDS Zurufe von der CDU/CSU: Buh! Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: 30 Minuten Polemik!)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, müssen wir noch über die Erweiterung der Tagesordnung beschließen.
Interfraktionell ist vereinbart, die heutige Tagesordnung um die
Beratung des Antrags der Fraktion der SPD zum Solidaritätszuschlag - Drucksache 13/ 3648 -
zu erweitern.
Der Antrag soll in dieser Debatte mitberaten werden; nach Beendigung der Aussprache soll über ihn namentlich abgestimmt werden.

(Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Auf dem Niveau lieber nicht! Ist ja trostlos!)

Sind Sie damit einverstanden? - Das ist der Fall.
Ich erteile jetzt dem Bundesminister der Finanzen, Dr. Theodor Waigel, das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Theodor Waigel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die CSU ist eine Partei,

    (Lachen bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und der PDS)

    die nur in Bayern kandidiert, in ganz Deutschland Verantwortung hat

    (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Und für die deutsche Einheit war!)


    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    und seit der deutschen Einheit mit mehr Abgeordneten im Europäischen Parlament vertreten ist als zuvor. Und sie ist eine Partei,

    (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Die für die deutsche Einheit war!)

    die insgesamt - mit ihrem Vorsitzenden - für die Einheit eingetreten ist: auf Punkt und Komma, mit vollem Einsatz -

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    im Gegensatz zu Ihrem sehr zögerlichen Eintreten für die Einheit, Herr Lafontaine, wenn ich Ihnen das mal sehr zurückhaltend vorhalten darf.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Die CSU ist eine Partei, die mit Helmut Kohl und Hans-Dietrich Genscher damals durchgesetzt hat, daß heute ganz Deutschland in der NATO ist, während Sie das als Hirngespinst und illusionär bezeichnet haben. Das unterscheidet uns von Ihnen!

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Meine Damen und Herren, das also war ein neuer Vorsitzender mit alten Ladenhütern,

    (Lachen und Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    ein Redner, der plötzlich auf die neuen Arbeitsplätze in den Vereinigten Staaten hinweist.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Lieber Herr Lafontaine, wollen Sie solche Arbeitsplätze in Deutschland, obwohl Sie wissen, daß die Löhne zum Teil unter dem Sozialhilfeniveau in Deutschland liegen? Wollen Sie das?

    (Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt plötzlich gibt er es zu! Das finde ich hochinteressant! Letzte Woche habt ihr es noch abgestritten!)

    Das müssen Sie zum Ausdruck bringen. Wenn Sie dafür sind, dann müssen Sie bereit sein, das Lohnabstandsgebot, die Reform des Arbeitslosenhilferechts und die Reform des Sozialhilferechts mit uns durchzusetzen und nicht als Blockierer im Bundesrat in Erscheinung zu treten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Sie sprechen über Jugendarbeitslosigkeit. Das ist in der Tat eines der bedrängendsten Probleme in der Welt. Aber dann müssen Sie von diesem Platz aus auch sagen, daß die Jugendarbeitslosigkeitsrate in Deutschland die geringste in Europa und in der Welt ist und damit ein Erfolg unserer Wirtschafts-, unserer Sozialpolitik.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Sie haben gefordert, Helmut Kohl solle sich bei Helmut Schmidt entschuldigen.

    (Lachen bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wenn es in diesem Hohen Hause jemanden gibt, der sich bei Helmut Schmidt entschuldigen sollte, und zwar hier, dann sind Sie es, Herr Ministerpräsident Lafontaine.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich habe Verständnis dafür, daß Helmut Schmidt, als er auf der Autobahn erfuhr, daß Sie zum Vorsitzenden der SPD gewählt worden waren, die Bremse angezogen, kehrtgemacht hat und wieder nach Hause gefahren ist. Dafür habe ich volles Verständnis!

    (Lachen und Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    1983 bis 1989 sind in Deutschland durch unsere Finanz-, Wirtschafts- und Sozialpolitik 3 Millionen Arbeitsplätze zusätzlich entstanden. Sie wissen ganz genau, daß wir eine völlig andere Arbeitsmarktsituation hätten, wenn nicht im gleichen Zeitraum 3 Millionen Menschen von außerhalb Deutschlands hierher gekommen wären, die integriert werden mußten. Das ist doch die Herausforderung, das ist die ehrliche Bilanz.
    Sie vermissen in unserem Programm Aussagen zum Umweltschutz. Nehmen Sie einmal zur Kenntnis, daß wir zum Beispiel die Mittel der KfW für das CO2-Reduzierungsprogramm von 2 Milliarden DM auf 4 Milliarden DM erhöhen werden und damit einen ganz wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leisten.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P. Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Der müßte lesen können!)

    Wer für feste Wechselkurse sein will, Herr Ministerpräsident,

    (Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl: Ja!)

    der muß für die Vollendung der Wirtschafts- und Währungsunion in Deutschland eintreten;

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    denn nur dann gibt es feste Wechselkurse. Wer daran aber Zweifel läßt, der muß natürlich wissen, daß, wenn die Konvergenz in den anderen Ländern und bei uns nicht konsequent weitergeht, Irritationen auf den Devisenmärkten entstehen. Es gibt keine Macht der Welt - nicht einmal die der Staatskanzlei in Saarbrücken -, die dann feste Wechselkurse garantieren könnte. Ich nehme an, daß Ihnen das zwischenzeitlich vielleicht irgend jemand erzählt hat.
    Und langfristige Zinsen, Herr Lafontaine, bilden sich am Kapitalmarkt. Sie bilden sich auf Grund des Vertrauens in die Finanz-, in die Währungs- und in die Geldpolitik. Wenn wir im Augenblick die niedrigsten langfristigen Zinsen seit vielen Jahren haben, dann ist das die beste Voraussetzung, um gerade

    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    jetzt die Investitionskonjunktur beschleunigen zu können.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Herr Ministerpräsident Lafontaine, ich hätte Ihnen wirklich einen besseren Einstieg gewünscht - aber das war's wohl nicht.

    (Unruhe bei der SPD)

    Da sind uns - das muß ich ehrlich sagen - doch wieder wehmütige Erinnerungen an Scharping gekommen. So ändern sich die Zeiten!
    Das wirtschafts- und finanzpolitische Problem der nächsten Jahre ist die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Dazu brauchen wir Kreativität und Phantasie, aber auch Stetigkeit und Verläßlichkeit in der Wirtschafts-, Sozial- und Finanzpolitik. Dem entsprechen das „Bündnis für Arbeit und Standortsicherung" vom 23. Januar und das „Aktionsprogramm für Investitionen und Arbeitsplätze".
    Die deutsche Finanzpolitik hat die Pflicht, mit ihren Möglichkeiten zur Lösung dieser Aufgabe beizutragen und die beschlossenen Maßnahmen zu flankieren. Die Basis für den Erhalt der bestehenden und für die Schaffung neuer Arbeitsplätze ist ein dauerhaftes Wirtschaftswachstum. Ohne gesunde Staatsfinanzen, ohne eine verläßliche und solide Finanzpolitik kann diese Basis nicht gesichert werden.

    (Beifall des Abg. Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.])

    National und international hat sich die Erkenntnis durchgesetzt: Die Konsolidierung der Staatsfinanzen ist kein Widerspruch zur Schaffung von Arbeitsplätzen, sondern die Voraussetzung dafür. Der Internationale Währungsfonds, die G 7, die Europäische Union, die Kommission - alle sagen, daß nur auf der Basis der Konsolidierung, nur dann, wenn der Staat den Kapitalmarkt nicht zu stark in Anspruch nimmt, wenn genügend Ersparnisbildung für private Investitionen zur Verfügung steht, ein verläßliches, dauerhaftes, inflationsfreies Wachstum entstehen kann. Schuldenfinanzierte Beschäftigungsprogramme kommen nicht in Frage.
    Sie, Herr Lafontaine, haben diesen alten Ladenhüter in den letzten Wochen wieder aufgegriffen und mußten sich dann von Frau Matthäus-Maier, von Herrn Bürgermeister Voscherau und von anderen zurückpfeifen lassen, weil Sie offensichtlich seit den 70er Jahren wirtschaftspolitisch nichts, aber auch gar nichts dazugelernt haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Diese „Politik der Strohfeuer" hat nur Schulden, Inflation und Stagnation hinterlassen. Das war die Bilanz der 70er Jahre. Genau diese Bilanz ist durch die Finanzpolitik unter Helmut Kohl und Gerhard Stoltenberg verändert worden: zu einem dauerhaften
    Wachstum, zu Konsolidierung und zur Schaffung von 3 Millionen zusätzlichen Arbeitsplätzen.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge-ordneten der F.D.P. Widerspruch bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, die Arbeitslosigkeit - das wird niemand bestreiten - ist heute vor allem strukturell bedingt. Mit dem Vorschlag eines „Bündnisses für Arbeit" haben die Gewerkschaften die Ursachen anerkannt und ihren Beitrag zu ihrer Behebung geleistet.

    (Zuruf von der SPD: Wo bleibt Ihrer?)

    - Über unseren wird eben debattiert. - Zu den Ursachen gehören starre Lohn- und Arbeitszeitsysteme, Überlastungen der sozialen Sicherungssysteme und - als Folge - zu hohe Lohnnebenkosten, zuviel Bürokratie und Regulierung, überhöhte Lohnabschlüsse, aber auch Technik- und Fortschrittsfeindlichkeit, Marktzutrittsbarrieren für junge, innovative Unternehmen und einiges mehr. Dazu gehört auch eine in den letzten Jahren durch die Kosten der Einheit zwangsläufig angestiegene Steuer- und Abgabenlast sowie die Existenz einer „Arbeitsplatzvernichtungssteuer" wie der Gewerbekapitalsteuer.

    (Joachim Hörster [CDU/CSU]: Die der Lafontaine nicht abschaffen will!)

    Herr Lafontaine und meine Damen und Herren von der SPD, wenn Sie wirklich einen Beitrag dazu leisten wollen, daß wir sehr schnell - und nicht mit der durch Sie verschuldeten Verzögerung von einem Jahr - in der Steuerpolitik vorankommen, dann stimmen Sie der Abschaffung der Gewerbekapitalsteuer, der Reduzierung der Gewerbeertragsteuer, dem Wegfall der Vermögensteuer, einer vernünftigen Reform der Erbschaftsteuer und einer Reduzierung des Solidaritätszuschlages zu.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Das ist ein entscheidender Beitrag für Konjunktur, für Wachstum und für mehr Arbeitsplätze.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Allein eine Zinssenkung - oder umgekehrt eine Zinserhöhung - von 1 Prozent belastet oder entlastet die Betriebe um netto 6 bis 7 Milliarden DM. Um voranzukommen, müssen wir entschlossen sparen, Wachstum sichern und die Bürger entlasten.
    Der Bund wird mit den Gebietskörperschaften über einen Nationalen Stabilitätspakt beraten. Von „Kaputtsparen" kann überhaupt keine Rede sein. Immerhin bringt das Jahressteuergesetz 1996 eine Nettoentlastung von rund 19 Milliarden DM, und der Wegfall des Kohlepfennigs bedeutet für die Bürger eine weitere Entlastung von etwa 7 Milliarden DM.
    Mit seinem Defizit von 60 Milliarden DM liegt der Bund auch über dem Niveau des Jahres 1995. Hier gibt es also konjunkturell expansive Impulse in einem vertretbaren Umfang. Ein stetiger Konsolidierungskurs wirkt nach aller Erfahrung der 80er Jahre eher expansiv.

    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    Bei den Sozialversicherungen muß das Ziel der Beitragsstabilität und -begrenzung sichergestellt werden. Wir wollen den Sozialversicherungsgesamtbeitrag mittelfristig von jetzt 41 auf unter 40 Prozent zurückführen.
    Aus dem Bundeshaushalt werden in beträchtlichem Umfang Leistungen für die Sozialversicherung erbracht: Von 1991 bis 1995 waren es 257 Milliarden DM für die Rentenversicherung der Arbeiter und Angestellten. Noch beachtlicher ist der Zuschuß des Bundes zur knappschaftlichen Rentenversicherung. Mit 64 Milliarden DM in den Jahren 1991 bis 1995 trug der Bund fast drei Viertel der Ausgaben. Und nicht zuletzt sind von 1991 bis 1995 Bundeszuschüsse von 57 Milliarden DM an die Bundesanstalt für Arbeit geflossen.
    Wir wissen: Es ist ein struktureller Umbau notwendig, um die Konsolidierung des Sozialsystems herbeizuführen und es finanzierbar zu behalten. Was der Bund im Bereich der Sozialpolitik tut, zeigt auch ein Blick in den Haushalt: Der Anteil der Sozialausgaben an den Bundesausgaben stieg von 27,2 Prozent in 1990 auf 36,7 Prozent im Jahr 1995.
    Ich rate dem Vorsitzenden der SPD und allen Kolleginnen und Kollegen der SPD einen Blick über unsere Grenzen, vor allen Dingen dorthin in Europa, wo Sozialdemokraten regieren.
    Seit 1990 ist in Schweden der überbordende Wohlfahrtsstaat radikal zurückgeschnitten worden. Soeben wurden in einem weiteren Schritt die Lohnfortzahlung, das Kindergeld und bestimmte Rentenbestandteile gesenkt; der Eigenanteil an der Krankenversicherung wurde erhöht. Das Arbeitslosengeld für Arbeitslose unter 20 Jahren wurde gestrichen, die Wohnungsmietbeihilfe für Rentner gekürzt.
    In den Niederlanden ist die Eigenbeteiligung im Gesundheitswesen deutlich erhöht worden. Die Anspruchskriterien für Arbeitsunfähigkeitsrenten wurden verschärft, Sozialleistungen und die Versorgungsbezüge von der Lohnentwicklung abgekoppelt. Die Leistungen beim Kindergeld und bei der Arbeitslosenversicherung wurden eingeschränkt; die Studienförderung wurde reduziert.
    In Schweden, in den Niederlanden und auch in anderen Ländern waren solch radikale Schritte möglich. Diese Einsicht und diesen Konsens wünsche ich mir auch in Deutschland, wenn wir über notwendige Strukturreformen bei den sozialen Sicherungssystemen reden.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, jetzt bin ich gerne bereit, etwas zum Solidaritätszuschlag zu sagen.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Aha!)

    Herr Ministerpräsident Lafontaine, Sie sind auf die Vorgeschichte, auf die Umstände bzw. die Zahlen leider nur sehr kursiv eingegangen. Der Solidaritätszuschlag soll am 1. Juli 1997 von 7,5 auf 5,5 Prozent sinken - ohne zusätzliche Schulden, ohne eine Beeinträchtigung der Finanztransfers des Bundes in die neuen Länder.
    Ein entscheidender Finanzbeitrag für die Rückführung des Solidaritätszuschlags muß von den Ländern kommen. Die Mehrwertsteueranteile, die den Bundesländern für den Finanzausgleich zur Verfügung gestellt wurden, müssen in dem Maße zurückgeführt werden, in dem sie zur Vorabauffüllung im Länderfinanzausgleich nicht mehr benötigt werden. Jetzt zeigt sich, ob klare Vereinbarungen zwischen Bund und Ländern und eigene Zusagen eingehalten werden.

    (Brigitte Baumeister [CDU/CSU]: Das ist wahr!)

    Die Bundesregierung hat immer auf die Mitverantwortung der Länder bei der Rückführung des Solidaritätszuschlags hingewiesen. Dies findet seine Berechtigung in Inhalt und Ablauf der Solidarpaktgespräche im März des Jahres 1993. Damals wurde eine große, gemeinsame Anstrengung unternommen, um die neuen Bundesländer ab 1995 als vollwertige Mitglieder in den Kreis der Länder der Bundesrepublik einzubeziehen. Der Bund hat damals unter Inkaufnahme großer eigener Belastungen eine Vereinbarung mit den Ländern getroffen, um eine schnelle Lösung zu erreichen und eine krisenhafte Zuspitzung für den Föderalismus zu vermeiden.
    Vor dem Hintergrund konjunktureller Schwierigkeiten mußte damals eine auf Dauer angelegte tragfähige Basis für die Finanzpolitik in Deutschland geschaffen werden. Für den Bund stand dabei im Vordergrund, die neuen Länder zu funktionsfähigen Organisationen mit eigenständiger Finanzierungsbasis auszustatten und sie von der Alimentation durch den Fonds Deutsche Einheit zu befreien. Daneben mußte ein Konzept für die Bewältigung der Erblast der ehemaligen DDR gefunden werden.
    Damals wurde die Solidarpaktvereinbarung von den neuen und alten Ländern als eine angemessene Antwort auf die Herausforderungen der gesamtdeutschen Zukunft gewertet.

    (Rudolf Scharping [SPD]: Dann habt ihr angefangen, sie zu brechen!)

    So erklärte Ministerpräsident Biedenkopf am 16. März 1993: „Die Tür nach Bonn ist zu." Politiker aus den alten Ländern, auch aus SPD-geführten, zeigten sich über die Neuregelung des Finanzausgleichs erleichtert.
    Der Solidaritätszuschlag ist in seiner Entstehung unmittelbar mit den damals anstehenden Problemstellungen verbunden. Der Bund war seinerzeit mit einer Lastenteilung zwischen Bund und Westländern im Verhältnis von 43 Milliarden DM Bund zu 28 Milliarden DM Westländer in die Gespräche gegangen. Dabei hatte er als Teilfinanzierungsinstrument einen Solidaritätszuschlag in Höhe von 3,5 Prozent vorgeschlagen. Nach dem Stand vom 16. März 1993 ergab sich eine Belastung für den Bund in Höhe von 51 Milliarden DM und für die Westländer in Höhe von 5 Milliarden DM. Die alten Länder wollten ihre eigene Belastung möglichst

    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    gering halten. Von ihnen kam der Vorschlag, den Solidaritätszuschlag auf 7,5 Prozent festzusetzen.
    Von einem öffentlichen Finanztransfer für Ostdeutschland in Höhe von rund 1 Billion DM im Zeitraum von 1991 bis 1996 trägt der Bund einen Anteil von rund 70 Prozent - auf die Länder entfallen gut 5 Prozent.
    Der Bund hatte für die Sicherstellung der Finanzausstattung der neuen Länder ein System mit einer Lastenteilung zwischen Bund und Ländern vorgeschlagen, bei dem sich ein finanzieller Minderbedarf in den neuen Ländern auf Grund ihrer absehbaren überproportionalen Steuerzuwächse automatisch als Entlastung bei Bund und Westländern ausgewirkt hätte. Die Länder haben demgegenüber eine Vorabanhebung der Steuerkraft der neuen Länder durch Bundesmittel verlangt, um ihre Lasten im horizontalen Finanzausgleich zu begrenzen. Dafür hat der Bund den Ländern sieben zusätzliche Umsatzsteuerpunkte überlassen, die im horizontalen Finanzausgleich an die neuen Länder weitergereicht werden sollten.
    Den Ländern war bekannt: Ein Minderbedarf bei der Vorwegauffüllung der Finanzkraft der neuen Länder mindert automatisch die notwendigen Transfers der alten Länder. Im Bundesratsbeschluß vom 26. März 1993 - Bundesrats-Drucksache Nr. 163/93 - heißt es dazu wörtlich:
    Ändert sich in den Folgejahren die Steuerkraft der Ländergesamtheit aufgrund der tatsächlichen Entwicklung in den neuen Ländern, ist die Umsatzsteuerverteilung zwischen Bund und Ländern gemäß Artikel 106 Absatz 4 Grundgesetz anzupassen.

    (Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl: Noch mal, er hat es nicht gehört!)

    Ich will Sie, Herr Ministerpräsident, weil Sie vom Kollegen Struck etwas davon abgehalten worden sind

    (Dr. Wolfgang Gerhardt [F.D.P.]: Noch einmal vorlesen! Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl: Vorlesen!)

    - selbstverständlich -, aufmerksam zuzuhören, nochmals an die Bundesrats-Drucksache vom 26. März 1993 erinnern, die eine für den Bundesrat und die Ländermehrheit bindende institutionelle, parlamentarisch-politische Verpflichtung darstellt. Dort heißt es:
    Ändert sich in den Folgejahren die Steuerkraft der Ländergesamtheit aufgrund der tatsächlichen Entwicklung in den neuen Ländern, ist die Umsatzsteuerverteilung zwischen Bund und Ländern gemäß Artikel 106 Absatz 4 Grundgesetz anzupassen.
    Genau daran hält sich die Koalitionsvereinbarung, und genau daran orientiert sich unser Koalitionsbeschluß.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Mit dem Bundesratsbeschluß ist dokumentiert: Die Länder haben einen Zusammenhang zwischen der Übertragung von Umsatzsteuerpunkten durch den Bund und den Anforderungen des Finanzausgleichsystems zugunsten der neuen Länder von Anfang an gesehen und anerkannt. Heute müssen sie sich an den damals von ihnen selbst gesetzten Konsequenzen festhalten lassen. Dies war und ist eine parlamentarisch verbindliche, politische Zusage, deren Einhaltung gegenüber Bundesrat, Bundestag und Bürgern jetzt ansteht.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Die Länder konnten die ihnen abgetretenen sieben Umsatzsteuerpunkte nicht als ihren dauerhaften Besitzstand betrachten. Es ging bei den Solidarpaktverhandlungen nicht um eine Stärkung der Finanzkraft der alten Länder, sondern ausschließlich um die Sicherstellung einer hinreichenden Finanzausstattung für die neuen Länder.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ich werde das Stoiber weitersagen!)

    Dem muß sich die Verteilungsfrage bei den im Zeitablauf veränderten Finanzstrukturen zwischen alten und neuen Ländern anpassen. Ein Blick auf die finanzielle Ausgangssituation des Jahres 1993 mit höchst unterschiedlichen Defizit- und Zinslastquoten beim Bund und bei den Westländern beweist dies. Die Defizitquote des Bundes betrug 1993 14,6 Prozent, die der alten Länder ohne Berlin 6,3 Prozent. Die Zinsausgabenquote des Bundes lag bei 10 vom Hundert und die der alten Länder bei 8,1 vom Hundert.
    Meine Damen und Herren, das wird auch von einem Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium der Finanzen vom Dezember 1995 klar und eindeutig bestätigt. Dieses Gutachten wurde von 25 namhaften Professoren der Wirtschaftswissenschaften und des Verfassungsrechts erstellt. Der Beirat schreibt:
    Dem Bund sind infolge der Wahrnehmung seiner Aufgaben in den neuen Bundesländern in erheblichem Umfang zusätzliche Ausgaben erwachsen. Was er zusätzlich an Steuern aus den neuen Bundesländern erhalten hat, ist hingegen vergleichsweise gering. Er ist in der Höhe der Differenz seiner Ausgaben in den neuen Bundesländern und seiner dort eingehenden Steuern belastet - von 1990 bis 1994 schon mit nahezu 280 Milliarden DM. Soweit die Ausgaben kreditär finanziert worden sind, ist diese Last auch dauerhaft.
    Die finanzielle Lage des Bundes ist 1995 - trotz Erhebung des Solidaritätszuschlages und erheblicher Konsolidierungserfolge - auch durch Übernahme der Annuitäten für den Erblastentilgungsfonds weiterhin angespannter als die in den alten Ländern. Die Defizitquote des Bundes beträgt im Soll 10,4 vom Hundert, die der alten Länder 6,9 vom Hundert. Die entsprechenden Zinsquoten betragen: Bund - unter Berücksichtigung des Erblastentilgungsfonds - rund 19 vom Hundert, Länder 8,1 vom Hundert.

    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    Nach den Solidarpaktvereinbarungen hat der Bund 1995 folgende Lasten übernommen: Übertragung von sieben Umsatzsteuerpunkten mit einem Nettovolumen von 14,5 Milliarden DM. Daneben zahlt der Bund im Rahmen des Länderfinanzausgleichs Fehlbetrags-Bundesergänzungszuweisungen in Höhe von rund 5 Milliarden DM, Bundesergänzungszuweisungen für die politische Führung in kleineren Ländern in Höhe von 1,5 Milliarden DM, Sonderbedarfs-Bundesergänzungszuweisungen an die neuen Länder in Höhe von 14 Milliarden DM für 10 Jahre sowie Finanzhilfen für die neuen Länder zur Stärkung ihrer Investitionskraft in Höhe von 6,6 Milliarden DM ebenfalls für 10 Jahre.
    Meine Damen und Herren, wo hat sich Solidarität wirklich noch bemerkbar gemacht? Eigentlich wäre der Ausgleich einer Notstandshaushaltslage im Saarland und in Bremen eine Angelegenheit von Bund und alten Ländern gewesen. Der Bund hat Sanierungshilfen allein für das Saarland und für Bremen in Höhe von jährlich insgesamt 3,4 Milliarden DM für eine Dauer von 5 Jahren übernommen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Herr Ministerpräsident Lafontaine, wenn es in der Politik politischen Anstand gibt, dann hätten Sie hier einmal ein Dankeschön an den Bund aussprechen müssen dafür, daß Sie im Saarland überhaupt weiterregieren können.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Sie holen jedes Jahr über 2 Milliarden DM vom Bund ab; ein Drittel Ihres Haushalts wird durch Bundesmittel finanziert. Dann stellen Sie sich hin und werfen uns die Schulden vor; das ist eine politische und menschliche Unverfrorenheit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Damit wird klar: Der Solidaritätszuschlag dient nur der Teilfinanzierung der Gesamtbelastungen des Bundes. Es ist nicht akzeptabel, die Rückführung des Solidaritätszuschlags dem Bund zu überlassen, während Ersparnisse der Westländer unangetastet bleiben sollen. Heute ist nach internen Schätzungen des Bundesfinanzministeriums erkennbar: Die an die Länder übertragenen sieben Umsatzsteuerpunkte entsprechen 1997 einem Betrag von 19 Milliarden DM. Nach Abzug von 2,5 Milliarden DM für den Fonds Deutsche Einheit stehen damit den Ländern 16,5 Milliarden DM zur Verfügung.

    (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

    Der West-Ost-Transfer beläuft sich demgegenüber auf nur 13,5 Milliarden DM. Damit bekommen die alten Länder 3 Milliarden DM mehr, als sie an die neuen Länder weitergeben müssen.
    Ich sage ohne Vorwurf - ganz ruhig, ganz sachlich -: Die Länder haben kein Recht, sich jetzt von der damaligen Zusage und aus dem damaligen Zusammenhang zu lösen und diesen Überschuß zurückzuhalten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Und das alles nur wegen der F.D.P.)

    Die Bürger haben Anspruch darauf, daß diese Mittel für die baldmögliche Zurückführung des Solidaritätszuschlags eingesetzt werden. Der Bund hat sich bereit erklärt, zu diesen 3 Milliarden DM eine weitere Milliarde durch Einsparungen hinzuzufügen und damit den Solidaritätszuschlag ab Mitte 1997 zu senken. Niemand braucht zu befürchten, daß die neuen Bundesländer durch die Rückübertragung benachteiligt werden. Es bleibt bei einer überproportional steigenden Steuerkraft in den neuen Ländern. Sie verfügen über rund 110 Prozent der Pro-KopfEinnahmen der Westländer und sind auf Grund ihrer Einnahmensituation und ihrer Ausgabenstruktur zu Investitionen auf einem Niveau von etwa 200 Prozent desjenigen der Westländer in der Lage.
    Der Bund steht zu seiner Verantwortung für die neuen Länder. Insgesamt flossen an öffentlichen Finanztransfers zwischen 1991 und 1995 820 Milliarden DM brutto in die neuen Länder. 1996 kommen noch einmal 180 Milliarden DM hinzu. Etwa zwei Drittel des Bruttotransfers hat allein der Bund übernommen.
    Die finanzielle Unterstützung des wirtschaftlichen Auf- und Ausbauprozesses in Ostdeutschland wird den Bundeshaushalt auch 1997 und in den Folgejahren maßgebend prägen. Dabei entfällt weiterhin ein hoher Anteil auf die Investitionsausgaben: auf das Investitionsförderungsgesetz, die Gemeinschaftsaufgabe „Wirtschaftsförderung Ost" und die Verkehrsinvestitionen. Von den gesamten Bruttotransfers in Höhe von 820 Milliarden DM entfällt rund ein Fünftel auf beitragsfinanzierte Sozialtransfers. Der Rest ist direkt oder indirekt steuerfinanziert.
    Meine Damen und Herren, neben dem Abbau des Solidaritätszuschlags müssen weitere Schritte der Entlastung bei den Steuern folgen. Eine dauerhaft überhöhte Belastung der Leistungsträger und der Betriebe beeinträchtigt die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland. Alle diejenigen, die in Sonntagsreden von einer Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Standort Deutschland sprechen, sind jetzt aufgefordert, mit uns zu handeln.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Zuruf von der SPD: Sie!)

    - Gemach, gemach. Ich komme gleich auf Sie zurück.
    In der Pressemitteilung der SPD vom 6. November 1995 wird von einer Arbeitsgruppe der SPD unter der Leitung von Ministerpräsident Lafontaine ein Vorschlag für einen Initiativantrag unter dem Titel „Arbeitsplätze für Deutschland" vorgestellt.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    Beteiligt waren unter anderem Frau Matthäus-Maier, Finanzminister Schleußer, Ministerpräsident Schröder, Ministerpräsidentin Simonis, der Erste Bürgermeister der Freien Hansestadt Hamburg und jetzige Koordinator der SPD für Finanzpolitik, Henning Voscherau. In dem Vorschlag ist wörtlich nachzulesen:

    (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

    Die jetzige Rekordbelastung bestraft die berufliche Leistung, nimmt den Anreiz für Weiterbildung und Aufstieg und fördert den Marsch in die Schattenwirtschaft.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Leider wahr! Beifall des Abg. Dr. Dietrich Mahlo [CDU/ CSU])

    Unser Ziel ist eine schrittweise Rückführung der Steuer- und Abgabenbelastung auf der Grundlage solider Staatsfinanzen.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Sehr gut!)

    Es kommt noch besser: Das wiederholt Ministerpräsident Lafontaine im „Handelsblatt" am 29. Dezember 1995. In der „Zeit" vom 12. Januar 1996 sagt Henning Voscherau:
    Wir Sozialdemokraten sollten uns daher vornehmen, die Rolle einer Steuergerechtigkeits- und Steuersenkungspartei einzunehmen.

    (Beifall bei der SPD)

    - Herr Scharping, Sie klatschen zu früh. Sie kommen auch noch dran. Sie können sich beklatschen, wenn ich Sie zitiere.
    Und schließlich Rudolf Scharping in der „Welt" vom 30. Januar 1995:
    Der Solidaritätszuschlag muß weg, je schneller, desto besser.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Beifall bei Abgeordneten der SPD Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Aber ordentlich finanziert!)

    Das war übrigens auch die Zeit, zu der der hessische Ministerpräsident Hans Eichel eine Bundesratsinitiative zum Abbau des Solidaritätszuschlages angekündigt hatte. Jetzt können Sie Ihren Worten endlich Taten folgen lassen. Unterstützen Sie uns!

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Sie wissen ganz genau, Herr Ministerpräsident Lafontaine, daß wir den Gemeinden zugesagt haben, der Wegfall der Gewerbekapitalsteuer werde voll ausgeglichen, und keine Stadt und keine Gemeinde werde benachteiligt, in der Übergangszeit und danach. Sie wissen auch ganz genau, daß die Beteiligung an der Umsatzsteuer für die Kommunen eine echte qualitative Verbesserung ihrer Finanzausstattung darstellt und besser ist, als an der konjunkturabhängigen Gewerbesteuer in dem bisherigen Maße
    beteiligt und von ihr abhängig zu sein. Das wissen Sie sehr wohl.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wenn Sie eine Entlastung für die Gemeinden wollen, dann blockieren Sie nicht das Asylbewerberleistungsgesetz, dann blockieren Sie nicht das Sozialhilferecht, das notwendig ist, um eine Entlastung für die Gemeinden herbeizuführen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Auch ich habe mir, Herr Lafontaine, einen Nobelpreisträger ausgesucht, nämlich Robert Lucas, den Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaft. Er hat gesagt:
    Es ist die wichtigste Aufgabe der Geld- und Fiskalpolitik, der Wirtschaft eine stabile und vorhersehbare Umgebung zu schaffen.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Warum tun Sie es nicht?)

    Dies ist nicht nur das Credo eines Nobelpreisträgers, sondern auch der Kern unserer finanzpolitischen Philosophie.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ah! Ingrid MatthäusMaier [SPD]: Das haben die Leute aber nicht gemerkt!)

    Wir setzen auch in Zukunft auf die Kräfte des Marktes. Wir wollen dem Bürger und der Wirtschaft Luft zum Atmen zurückgeben und den Staat auf den Kern seiner Aufgaben reduzieren.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Unternehmergeist und Eigeninitiative schaffen produktive Arbeitsplätze. Sie lassen sich nicht durch Verwaltungsakte herbeiverordnen. Der Bund kann nicht so handeln wie das Saarland, nämlich dann, wenn er pleite ist, nach einer anderen Organisation rufen und sich von daher das Geld geben lassen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir brauchen Freiheit für unternehmerisches Handeln innerhalb eines stabilen rechts-, sozial-, wirtschafts- und finanzpolitischen Rahmens. Diese Freiheit müssen wir durch einen neuen gesellschaftspolitischen Konsens zurückgewinnen. Wir haben die Verantwortung und die Pflicht, diese Chance zu nutzen und damit die Zukunft zu gestalten.
    Ich danke Ihnen.

    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)