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ID1306842300

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    Plenarprotokoll 13/68 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 68. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 9. November 1995 Inhalt: Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1996 (Haushaltsgesetz 1996) (Drucksachen 13/2000, 13/ 2593) 5863 A Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft (Drucksachen 13/2609, 13/2626) . . 5863 B Manfred Hampel SPD 5863 B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 5866 C, 5867 A, 5869 A Siegmar Mosdorf SPD 5867 B, 5883 C Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . 5867 D, 5881 D Manfred Hampel SPD 5868 D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD 5871 D Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5872 B Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . . 5874 D, 5879 D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . 5876 A Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5877 A Ernst Schwanhold SPD 5877 B Hans-Eberhard Urbaniak SPD . . . 5878 A Dr. Christa Luft PDS 5878 C Peter Dreßen SPD 5879A Rolf Kutzmutz PDS 5880 A Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 5882 A Peter Dreßen SPD 5883 B Ernst Schwanhold SPD 5884 C Friedhelm Ost CDU/CSU 5886 B Anke Fuchs (Köln) SPD 5888 B Dietrich Austermann CDU/CSU . . 5888 D Ilse Janz SPD 5888 D Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . . . 5889 C Ernst Hinsken CDU/CSU 5890 A Manfred Hampel SPD (Erklärung nach § 31 GO) 5891 A Manfred Kolbe CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 5891 C Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (Erklärung nach § 31 GO) 5892 B Namentliche Abstimmung 5892 D Ergebnis 5918 B Einzelplan 11 Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen 13/2611, 13/2626) 5893 A Dr. Konstanze Wegner SPD 5893 B Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . 5896 A Uta Titze-Stecher SPD 5896 D, 5897 A Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5899 B Ina Albowitz F.D.P. . . . . 5901 D, 5905 C, 5906 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 5904 C Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5904 D Peter Dreßen SPD 5905 D Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5906 B Dr. Heidi Knake-Werner PDS 5906 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 5908 B Ottmar Schreiner SPD 5910 B Dr. Norbert Blüm CDU/CSU 5911 C Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 5913 D Ingrid Matthäus-Maier SPD 5914 B Ottmar Schreiner SPD . . . . . . . 5915 C Dr. Barbara Höll PDS 5916 B Gerd Andres SPD 5917 C Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 13/2616, 13/2626) 5920 D Eckart Kuhlwein SPD . . . . . . . . 5921 A Arnulf Kriedner CDU/CSU 5923 C Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5924 D, 5931 B Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5927 C Birgit Homburger F D P. 5929 C Marion Caspers-Merk SPD . . . 5930 D, 5933 B Rainder Steenblock BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5932 A Eva Bulling-Schröter PDS 5933 D Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMU 5935 A Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . 5936 A Eckart Kuhlwein SPD 5936 C Wolfgang Behrendt SPD 5937 A Ulrike Mehl SPD . . . . . . . . . 5939 A Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 5939 D Dr. Gerhard Friedrich CDU/CSU . . . 5941 D Otto Schily SPD 5942 D Wolfgang Behrendt SPD 5943 D, 5946 A Arnulf Kriedner CDU/CSU . . . . . 5944 B Kurt-Dieter Grill CDU/CSU 5945 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU 5946C Marion Caspers-Merk SPD 5946 D Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz (Drucksachen 13/2607, 13/2626) 5947 C in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksachen 13/2618 [neu], 13/2626) 5947 C Gunter Weißgerber SPD 5947 C Manfred Kolbe CDU/CSU . . . . . . 5949 A Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5951 D Manfred Kolbe CDU/CSU 5953 B Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . 5953 D Horst Eylmann CDU/CSU 5954 B Detlef Kleinert (Hannover) F.D.P. . . . . 5955 C Dr. Uwe-Jens Heuer PDS 5957 B Dr. Susanne Tiemann CDU/CSU . . . 5958 D Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5960 A, 5974 A, C Heinrich Graf von Einsiedel PDS . . . 5960 C Dr. Uwe-Jens Heuer PDS . . . 5961 A, 5970 D Otto Schily SPD . . . . 5961 C, 5973 A, B Hermann Bachmaier SPD 5962 A Dr. Herta Däubler-Gmelin SPD . . 5962 D, 5969 B Frederick Schulze CDU/CSU 5965 A, D Heinz Lanfermann F.D.P. . . . 5966 D, 5967 A Horst Eylmann CDU/CSU 5968 D Norbert Geis CDU/CSU 5969D Dr. Gregor Gysi PDS 5971 B Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ 5972 A Dr. Herta Däubler-Gmelin SPD . . . 5972 D Jürgen Koppelin F.D.P. 5973 D Einzelplan 25 Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksachen 13/2621, 13/2626) 5975 C Dr. Rolf Niese SPD 5975 D Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. 5976D, 5991 A Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/ CSU .. . 5977 A Volkmar Schultz (Köln) SPD 5977 B Dieter Pützhofen CDU/CSU 5980 D Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5983 C, 5985 D Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU . . . 5985 B Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . . 5986 A Klaus-Jürgen Warnick PDS 5987 C Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 5988 D, 5993 A Hans Georg Wagner SPD 5989 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5990 B Otto Reschke SPD 5992 B Einzelplan 13 Bundesministerium für Post und Telekommunikation (Drucksachen 13/2613, 13/2626) 5993 D Gerhard Rübenkönig SPD 5994 A Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 5995 C Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5996 B Dr. Max Stadler F D P. 5997 C Gerhard Jüttemann PDS 5998 D Elmar Müller (Kirchheim) CDU/CSU . . 5999 D Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 6000 C, 6002 C Hans Martin Bury SPD 6002 A Dr. Wolfgang Bötsch, Bundesminister BMPT 6004 C Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr (Drucksachen 13/2612, 13/2626) 6006 C Hans Georg Wagner SPD 6006 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU 6010 C Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 6013 D Horst Friedrich F.D.P. 6016 A Dr. Winfried Wolf PDS 6018 B Matthias Wissmann, Bundesminister BMV 6020 A Annette Faße SPD 6022 B Dr. Hermann Kues CDU/CSU 6024 C Nächste Sitzung 6027 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6029 *A 68. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 9. November 1995 Beginn: 9.00 Uhr
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    (D) (A) Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Bremen), BÜNDNIS 09. 11.95 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Dr. Dobberthien, SPD 09. 11.95 Marliese Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 09. 11.95 * Hörsken, Heinz-Adolf CDU/CSU 09. 11.95 Marten, Günter CDU/CSU 09. 11.95 * Meißner, Herbert SPD 09. 11.95 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 09. 11.95 Nickels, Christa BÜNDNIS 09. 11.95 90/DIE GRÜNEN (B) Anlage zum Stenographischen Bericht (C) Abgeordneter) entschuldigt bis einschließlich Odendahl, Doris SPD 09. 11.95 Poß, Joachim SPD 09. 11.95 Dr. Scheer, Hermann SPD 09. 11. 95 Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 09. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Schwanitz, Rolf SPD 09. 11.95 Steindor, Marina BÜNDNIS 09. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Terborg, Margitta SPD 09. 11.95 Vogt (Düren), Wolfgang CDU/CSU 09. 11.95 Vosen, Josef SPD 09. 11. 95 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates (D)
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Manuel Kiper


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Das ist heute der Tag, an dem man eigentlich dem Bundespostminister geradezu gratulieren muß, daß es ihm gelungen ist, im Rahmen der Postreform III

    (Arne Börnsen [Ritterhude] [SPD]: Ganz falsche Bezeichnung! Gegenruf von der CDU/CSU: Arne, das lernen die noch!)

    die SPD nicht nur über den Tisch, sondern sogar unter die Regierungsbank zu ziehen.

    (Hans Martin Bury [SPD]: Jetzt fängt er wieder mit dem Blödsinn an!)

    Heute morgen ist die Vereinbarung zum Telekommunikationsgesetz geschlossen worden. Herr Bury,
    Sie waren doch dabei. Das ist jetzt unter Dach und (C) Fach.

    (Hans Martin Bury [SPD]: Nur kein Neid!)

    Es ist ganz klar, daß die SPD hier natürlich nicht die Mehrheit, die sie im Bundesrat und auch im Postregulierungsrat hat, dazu eingesetzt hat, maßgeblich an diesem Telekommunikationsgesetz und der geplanten Postreform III etwas zu ändern,

    (Arne Börnsen [Ritterhude] [SPD]: Lesen!)

    sondern es ist darauf hinausgelaufen, daß das Telekommunikationsgesetz im Entwurf des Bundespostministeriums Anfang Dezember nunmehr unverändert eingebracht werden wird. Das Einknicken der früher großen Oppositionspartei ist bedauerlich,

    (Zuruf von der SPD: Das nehmen Sie zurück!)

    aber hat Methode.
    Meine Damen und Herren, die großkoalitionäre „politische Vereinbarung zum neuen Telekommunikationsgesetz" entwickelt in gewisser Weise das, was Herr Bötsch zuerst vorgelegt hat, nämlich ein Telekomstrafgesetz, jetzt weiter zu einem EVU-Fördergesetz mit einer asymmetrischen Lizenzierung.
    War es am Anfang das, was Sie, Herr Bury, immer angegriffen haben, die asymmetrische Regulierung, die auch wir angegriffen haben, daß in Zukunft einseitig die Telekom mit Universaldienstlasten belegt werden sollte, so wird es zukünftig so sein, daß kein fairer Wettbewerb gegeben ist. Denn Sie haben
    heute morgen in der Vereinbarung mit der Regie- (D) rungskoalition festgeschrieben, daß zukünftig gerade die interessanten DECT-Frequenzen für drahtloses Telefonieren bundesweit tätigen Anbietern, den Telekommunikationsgesellschaften der großen monopolistischen EVUs, reserviert werden, so
    daß - ich zitiere - „andere Anbieter zunächst von der Vergabe von Frequenzen ausgeschlossen bleiben".
    Damit sind, ähnlich wie in der vereinbarten Rundfunkpolitik zwischen Bayern und Nordrhein-Westfalen, auch in der Telekommunikationspolitik die Länderinteressen, die Telekom-Interessen der EVUs zum Maßstab der Politik der SPD-Fraktion geworden. Die habem da die Hand geführt. Ich kann nur sagen: Statt einen fairen Wettbewerb und eine Marktöffnung zu ermöglichen, wird eine Marktbeschränkung vorgenommen. Nach unserer Auffassung sollten vielfältige Telekommunikationsnetze und Telekommunikationsdienste lizenziert, einheitlich reguliert und anteilsmäßig zur Ausweitung und Finanzierung eines Universaldienstes herangezogen werden.
    Mit der Beschränkung auf Sprachtelefondienst und Notrufmöglichkeiten fällt die heute morgen geschlossene Vereinbarung - was die Universaldienstauflage anbelangt - sogar noch hinter die von Herrn Bundespostminister vorgelegte Universaldienstleistungsverordnung zurück.

    (Zuruf des Abg. Hans Martin Bury [SPD])

    - Der Zeitrahmen, Herr Bury, für das Wirksamwerden
    von Lizenzauflagen wie der vorgeschriebene Versor-

    Dr. Manuel Kiper

    (A) gungsgrad bleiben undefiniert, die Tarifeinheit im Raum bleibt bei dieser Vereinbarung unberücksichtigt. Die Frage einer unabhängigen Regulierungsbehörde wurde sogar ausgeklammert.


    (Arne Börnsen [Ritterbude] [SPD]: Lesen Sie das Gesetz, Herr Kiper!)

    - Herr Börnsen, auch Sie wissen, daß der F.D.P. noch die Chance eingeräumt wird, ihre Schmalspurlösung
    - Regulierungsabteilung des Bundeskartellamts - einzuführen. Diese Schmalspurlösung ist noch immer im Gespräch. Sie möchten sie vielleicht nicht; das weiß auch ich. Der F.D.P. wird hier aber diese Chance noch eingeräumt.
    Damit hat die SPD mit der CDU/CSU die Chance verschlafen, über eine zukunftsweisende Ausgestaltung des Universaldienstes einen sozialen und demokratischen Weg in die Informationsgesellschaft zu eröffnen. Universaldienstauflagen zum kostengünstigen Anschluß von Schulen, Bibliotheken und anderen öffentlichen Einrichtungen, entsprechend der Praxis des Liberalisierungsvorbildes USA, wird es in Deutschland bedauerlicherweise nicht geben.
    Darüber hinaus gibt es noch eine Menge zur Postpolitik zu sagen. Insbesondere muß natürlich über die soziale Schieflage der augenblicklichen Liberalisierung gesprochen werden. Wenn wir uns das Telekomtarifkonzept 1996 ansehen, stellen wir fest: Es wird überdeutlich, daß es im Zuge der Liberalisierung auch Verlierer gibt. Es ist ganz klar: Sozial Schwache, Arme, Behinderte, aber auch Kinder werden die Benachteiligten dieser Liberalisierung sein.

    (B) Das Tarifkonzept 1996 muß deshalb nach Auffassung unserer Fraktion sozialer komponiert werden.

    Weiterhin ist festzuhalten, daß den Kommunen von Regierungskoalition und SPD zwar die Vermarktung ihrer eigenen Netze zugestanden wird, die Wegerechte aber enteignet werden. Die Postreform III sollte demgegenüber so angelegt werden, daß sie die Kompensation von Wegerechten mit dem kostengünstigen bzw. kostenlosen Anschluß öffentlicher Einrichtungen an die Datenautobahnen ermöglicht bzw. in die Gänge leitet.
    Zum Verkauf der Postbank ist schon vom Kollegen Rübenkönig einiges gesagt worden, was ich unterstützen will.
    Ich möchte noch ein Wort zu dem sagen, was mit dem Tarifkonzept 1996 bedauerlicherweise in die Wege geleitet worden ist. Auf dem Weg in die Informationsgesellschaft werden Stolpersteine gelegt. Man kann fast sagen: Es werden geradezu Nagelbretter auf die Datenautobahn gelegt. Das wird noch vielfältige Proteste hervorrufen, genauso wie die soziale Schieflage der zukünftigen Tarife und die geplante Benachteiligung von kleinen und mittleren Unternehmen.
    Die SPD scheint mir jetzt über den Tisch oder unter die Regierungsbank gezogen zu sein. Die Grundzüge der Postreform III sind damit zementiert. Wir bedauern das. Wir können jetzt nur darauf setzen - und damit möchte ich schließen -, daß sich Protest gegen diese Art von Regulierung im Lande erheben
    wird, so daß auf diese Weise noch einige Korrekturen (C) an der geplanten Postreform möglich werden.

    (Hans Martin Bury [SPD]: Wo lebst du denn?)

    Ich danke Ihnen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Max Stadler.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Max Stadler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zu Recht war neulich im „Spiegel" die Rede davon, daß es eine völlig irrige Meinung wäre, wollte man das Amt des Bundespostministers als bequemen politischen Austrag für einen verdienten ehemaligen CSU-Landesgruppenchef betrachten. Vielmehr stehen wir vor dem Paradoxon, daß die Bedeutung dieses Amtes umgekehrt proportional zur noch verbleibenden Dauer seiner Existenz zu sehen ist.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Demgemäß besagt es auch wenig, daß wir es beim Einzelplan 13 mit dem kleinsten Teilhaushalt zu tun haben. Vielmehr steht die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung des Bereichs Post und Telekommunikation manchem klassischen Ressort keineswegs nach.
    Bei dieser Ausgangslage verwundert es nicht, daß sich in den wenigen Wochen seit der ersten Lesung
    des Haushalts zu einigen wichtigen Fragen der (D) bevorstehenden Reformen eine heftige öffentliche Diskussion ergeben hat. Bekanntlich vertritt die F.D.P. dabei sehr dezidiert eigenständige Positionen.
    Wir registrieren mit Befriedigung die Zustimmung, die wir hier vielfach aus der Fachwelt und der Publizistik erhalten.

    (Beifall bei der F.D.P.)

    Lassen Sie mich einige wichtige Aspekte kurz beleuchten: Erstens. Für die F.D.P. gilt die Devise: Soviel Markt wie möglich, soviel Regulierung wie nötig. Dieser Grundsatz hat für den Telekommunikationsbereich besondere Bedeutung; denn es geht darum, in diesem entscheidenden Wirtschaftssektor neue wettbewerbsfähige Arbeitsplätze in Deutschland entstehen zu lassen. Ein preisgünstiges und qualitativ gutes Angebot an Telekommunikation setzt aber Wettbewerb voraus, der insbesondere dem Mittelstand seine Chance eröffnet.
    Daher ist für uns die Organisation der Regulierung mehr als eine bloße Kompetenzfrage. Unsere sachlich begründete Skepsis gegenüber einer eigenen Regulierungsbehörde ist nicht nur vom Präsidenten des Bundeskartellamts unterstützt worden,

    (Zuruf von der SPD: Mir hat er etwas anderes erzählt!)

    der als Leiter einer unabhängigen Behörde

    (Hans Martin Bury [SPD]: Wo ist der unabhängig?)


    Dr. Max Stadler

    (A) sehr wohl das Recht hat, zu Fragen des Wettbewerbs in Deutschland Stellung zu beziehen, sondern diese Skepsis ist auch von der unabhängigen Publizistik - Sie können das in der letzten Ausgabe der „Welt am Sonntag" nachlesen - eindrucksvoll unterstrichen worden.


    (Beifall bei der F.D.P. Zuruf von der CDU/ CSU: So ist es!)

    Wir werden uns in der Koalition einigen, aber keinesfalls darf es dazu kommen, ausgerechnet in einer Zeit, in der der „schlanke Staat" als Zielsetzung allgemein anerkannt ist, eine sehr große, neue oberste Bundesbehörde zu installieren.
    Zweitens. Die Postreformen I und II waren notwendig und erfolgreich. Die F.D.P. hat daher erhebliche ordnungspolitische Bedenken dagegen, die gewollte Trennung von Postdienst und Postbank de facto durch eine beherrschende Kapitalbeteiligung der Deutschen Post AG an der Postbank wieder rückgängig zu machen. Professor Möschel, Mitglied der Monopolkommission, sprach in diesem Zusammenhang in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom 24. Oktober 1995 sogar von einer „ordnungspolitischen Posse".
    Auch wir von der F.D.P. verkennen selbstverständlich den Nutzen und die Synergieeffekte einer Kooperation zwischen der Deutschen Post AG und der Postbank nicht. Auch wir stehen zum Infrastrukturauftrag des Art. 87f des Grundgesetzes. Ich sage das als Politiker, der aus einem Flächenstaat kommt,

    (B) in dieser Debatte ganz bewußt. Es mag auch durchaus zutreffen, daß dieser Infrastrukturauftrag nur in der Kooperation von Post AG und Postbank hinreichend erfüllt werden kann. Daraus folgt aber noch nicht zwingend die Notwendigkeit einer 40prozentigen Kapitalbeteiligung der Deutschen Post AG an der Postbank. Die Lösung kann, wie - im Gegensatz zum Modell Frankreich - das Beispiel zahlreicher anderer europäischer Länder zeigt, durchaus auch im Abschluß eines langfristigen Kooperationsvertrags liegen. Wir erwarten, daß die bevorstehende Gutachtenserstattung durch eine Investmentbank der Politik die maßgebliche Entscheidungshilfe liefern wird. Letztlich bleibt die Lösung dieser Frage aber eine politische Entscheidung.

    Drittens. Die Öffnung der Telekommunikationsmärkte setzt klare ordnungspolitische Rahmenbedingungen voraus, damit die Macht einzelner Großunternehmen durch Wettbewerb beschränkt wird und Innovationen sich lohnen. Es ist erfreulich, daß die interfraktionellen Verhandlungen zu dieser Frage gestern und heute einen entscheidenden Fortschritt erbracht haben. Die vorliegende Vereinbarung zum neuen Telekommunikationsgesetz ist eine Grundlage, mit der wir jetzt zügig in das Gesetzgebungsverfahren gehen können.
    Ich überlasse es dem Kollegen Bury, der sich heute dazu schriftlich schon sehr umfänglich ausgelassen hat, auf die Kritik des Kollegen Kiper im Detail einzugehen. Das ist ja ein Wettbewerb innerhalb der Oppositionsfraktionen.
    Lassen Sie mich an einem kleinen - wirtschaftlich (C) aber nicht unbedeutenden - Beispiel zeigen, wie wichtig der Wettbewerb in diesem Sektor ist: Der Noch-Monopolist Telekom hat eine neue Tarifstruktur ab 1. Januar 1996 vorgesehen, welche die Nutzung der Online-Dienste erheblich verteuert. Zu Recht hat sich der Regulierungsrat auf seiner letzten Sitzung am 23. Oktober 1995 auf Initiative meines Parteifreundes Rainer Brüderle sowie des Kollegen Bury gegen diese unverständliche Tarifgestaltung gewandt.
    Ein anderes Ereignis, das in die Zeit zwischen erster und zweiter Lesung dieses Haushaltes gefallen ist, ist dagegen mit großer Befriedigung zur Kenntnis zu nehmen: die Entscheidung der EU-Kommission, die geplante Kooperation von France Télécom und der deutschen Telekom - Projekt „Atlas" - genehmigen zu wollen.
    Lassen Sie mich in der verbleibenden kurzen Redezeit noch auf ein relativ neues Thema eingehen, das meiner Überzeugung nach künftig stärker in den Blickpunkt der Diskussion rücken wird, nämlich die Abgrenzung, welche neuen Techniken als „Rundfunk" im herkömmlichen Sinne anzusehen sind und welche neuen Techniken dem Bereich „Fernmeldewesen" zuzuordnen sind. Die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten hat am 10. Oktober 1995 in Stuttgart die Befürchtung geäußert, die Kompetenzen und Interessen der Bundesländer würden im Hinblick auf die Konzessionierung von Rundfunk und gleichgestellten Diensten durch das neue Telekommunikationsgesetz beeinträchtigt. Mir erscheint umgekehrt die Befürchtung berechtigt, daß eine (D) allzu weite Ausdehnung des Rundfunkbegriffs die Entwicklung neuer Dienste den schwerfälligen Entscheidungsmechanismen der Bundesländer, insbesondere der Bundesländer untereinander, aussetzt, so daß dadurch eine vielversprechende wirtschaftliche Entwicklung gehemmt werden könnte.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Hier sehe ich die Lösung freilich eher in einer engen Definition des Rundfunkbegriffs als in der Ansiedlung der Landesmedienanstalten bei der Regulierungsbehörde, wie dies Kollege Börnsen kürzlich vorgeschlagen hat.

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Das klingt vernünftig!)

    Wir sehen: Vieles ist noch im Fluß. Insgesamt stimmt aber die Richtung der Post- und Telekommunikationspolitik. Die F.D.P. wird daher dem Einzelplan 13 zustimmen.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)