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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/68 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 68. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 9. November 1995 Inhalt: Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1996 (Haushaltsgesetz 1996) (Drucksachen 13/2000, 13/ 2593) 5863 A Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft (Drucksachen 13/2609, 13/2626) . . 5863 B Manfred Hampel SPD 5863 B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 5866 C, 5867 A, 5869 A Siegmar Mosdorf SPD 5867 B, 5883 C Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . 5867 D, 5881 D Manfred Hampel SPD 5868 D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD 5871 D Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5872 B Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . . 5874 D, 5879 D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . 5876 A Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5877 A Ernst Schwanhold SPD 5877 B Hans-Eberhard Urbaniak SPD . . . 5878 A Dr. Christa Luft PDS 5878 C Peter Dreßen SPD 5879A Rolf Kutzmutz PDS 5880 A Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 5882 A Peter Dreßen SPD 5883 B Ernst Schwanhold SPD 5884 C Friedhelm Ost CDU/CSU 5886 B Anke Fuchs (Köln) SPD 5888 B Dietrich Austermann CDU/CSU . . 5888 D Ilse Janz SPD 5888 D Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . . . 5889 C Ernst Hinsken CDU/CSU 5890 A Manfred Hampel SPD (Erklärung nach § 31 GO) 5891 A Manfred Kolbe CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 5891 C Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (Erklärung nach § 31 GO) 5892 B Namentliche Abstimmung 5892 D Ergebnis 5918 B Einzelplan 11 Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen 13/2611, 13/2626) 5893 A Dr. Konstanze Wegner SPD 5893 B Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . 5896 A Uta Titze-Stecher SPD 5896 D, 5897 A Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5899 B Ina Albowitz F.D.P. . . . . 5901 D, 5905 C, 5906 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 5904 C Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5904 D Peter Dreßen SPD 5905 D Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5906 B Dr. Heidi Knake-Werner PDS 5906 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 5908 B Ottmar Schreiner SPD 5910 B Dr. Norbert Blüm CDU/CSU 5911 C Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 5913 D Ingrid Matthäus-Maier SPD 5914 B Ottmar Schreiner SPD . . . . . . . 5915 C Dr. Barbara Höll PDS 5916 B Gerd Andres SPD 5917 C Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 13/2616, 13/2626) 5920 D Eckart Kuhlwein SPD . . . . . . . . 5921 A Arnulf Kriedner CDU/CSU 5923 C Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5924 D, 5931 B Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5927 C Birgit Homburger F D P. 5929 C Marion Caspers-Merk SPD . . . 5930 D, 5933 B Rainder Steenblock BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5932 A Eva Bulling-Schröter PDS 5933 D Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMU 5935 A Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . 5936 A Eckart Kuhlwein SPD 5936 C Wolfgang Behrendt SPD 5937 A Ulrike Mehl SPD . . . . . . . . . 5939 A Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 5939 D Dr. Gerhard Friedrich CDU/CSU . . . 5941 D Otto Schily SPD 5942 D Wolfgang Behrendt SPD 5943 D, 5946 A Arnulf Kriedner CDU/CSU . . . . . 5944 B Kurt-Dieter Grill CDU/CSU 5945 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU 5946C Marion Caspers-Merk SPD 5946 D Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz (Drucksachen 13/2607, 13/2626) 5947 C in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksachen 13/2618 [neu], 13/2626) 5947 C Gunter Weißgerber SPD 5947 C Manfred Kolbe CDU/CSU . . . . . . 5949 A Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5951 D Manfred Kolbe CDU/CSU 5953 B Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . 5953 D Horst Eylmann CDU/CSU 5954 B Detlef Kleinert (Hannover) F.D.P. . . . . 5955 C Dr. Uwe-Jens Heuer PDS 5957 B Dr. Susanne Tiemann CDU/CSU . . . 5958 D Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5960 A, 5974 A, C Heinrich Graf von Einsiedel PDS . . . 5960 C Dr. Uwe-Jens Heuer PDS . . . 5961 A, 5970 D Otto Schily SPD . . . . 5961 C, 5973 A, B Hermann Bachmaier SPD 5962 A Dr. Herta Däubler-Gmelin SPD . . 5962 D, 5969 B Frederick Schulze CDU/CSU 5965 A, D Heinz Lanfermann F.D.P. . . . 5966 D, 5967 A Horst Eylmann CDU/CSU 5968 D Norbert Geis CDU/CSU 5969D Dr. Gregor Gysi PDS 5971 B Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ 5972 A Dr. Herta Däubler-Gmelin SPD . . . 5972 D Jürgen Koppelin F.D.P. 5973 D Einzelplan 25 Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksachen 13/2621, 13/2626) 5975 C Dr. Rolf Niese SPD 5975 D Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. 5976D, 5991 A Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/ CSU .. . 5977 A Volkmar Schultz (Köln) SPD 5977 B Dieter Pützhofen CDU/CSU 5980 D Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5983 C, 5985 D Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU . . . 5985 B Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . . 5986 A Klaus-Jürgen Warnick PDS 5987 C Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 5988 D, 5993 A Hans Georg Wagner SPD 5989 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5990 B Otto Reschke SPD 5992 B Einzelplan 13 Bundesministerium für Post und Telekommunikation (Drucksachen 13/2613, 13/2626) 5993 D Gerhard Rübenkönig SPD 5994 A Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 5995 C Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5996 B Dr. Max Stadler F D P. 5997 C Gerhard Jüttemann PDS 5998 D Elmar Müller (Kirchheim) CDU/CSU . . 5999 D Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 6000 C, 6002 C Hans Martin Bury SPD 6002 A Dr. Wolfgang Bötsch, Bundesminister BMPT 6004 C Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr (Drucksachen 13/2612, 13/2626) 6006 C Hans Georg Wagner SPD 6006 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU 6010 C Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 6013 D Horst Friedrich F.D.P. 6016 A Dr. Winfried Wolf PDS 6018 B Matthias Wissmann, Bundesminister BMV 6020 A Annette Faße SPD 6022 B Dr. Hermann Kues CDU/CSU 6024 C Nächste Sitzung 6027 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6029 *A 68. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 9. November 1995 Beginn: 9.00 Uhr
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    (D) (A) Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Bremen), BÜNDNIS 09. 11.95 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Dr. Dobberthien, SPD 09. 11.95 Marliese Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 09. 11.95 * Hörsken, Heinz-Adolf CDU/CSU 09. 11.95 Marten, Günter CDU/CSU 09. 11.95 * Meißner, Herbert SPD 09. 11.95 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 09. 11.95 Nickels, Christa BÜNDNIS 09. 11.95 90/DIE GRÜNEN (B) Anlage zum Stenographischen Bericht (C) Abgeordneter) entschuldigt bis einschließlich Odendahl, Doris SPD 09. 11.95 Poß, Joachim SPD 09. 11.95 Dr. Scheer, Hermann SPD 09. 11. 95 Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 09. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Schwanitz, Rolf SPD 09. 11.95 Steindor, Marina BÜNDNIS 09. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Terborg, Margitta SPD 09. 11.95 Vogt (Düren), Wolfgang CDU/CSU 09. 11.95 Vosen, Josef SPD 09. 11. 95 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates (D)
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Kurt J. Rossmanith


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Ich danke Ihnen, Herr Kollege Dr. Weng. Ich habe versucht, deutlich zu machen, daß hier keine Logik zu erkennen ist und daß es eine Zwiespältigkeit innerhalb der SPD gibt, wenn sie sagt: Immer beim anderen.

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Das ist die Mengenlehre der SPD!)

    Bundesminister Blüm hat das einmal treffend ausgedrückt: Bei der SPD kommen die ein paar Jahre später auch auf den Gedanken; jeder redet vom Sparen und fummelt am Gürtel des anderen herum; der solle ihn enger schnallen.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Das gilt für den Bundeskanzler am meisten!)

    Aber in dem bestimmten Bereich muß noch draufgesattelt werden. So geht es halt nicht.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    So sieht auch nicht verantwortungsvolle und verantwortungsbewußte Haushaltspolitik aus.
    Es war immer eine Stärke gerade der Haushälter - wenn ich das jetzt einmal so sagen darf -, daß wir uns alle auch bei unterschiedlichen Meinungen bei dem Geld, das wir den Steuerzahlern Jahr für Jahr abverlangen, verantwortungsbewußt gezeigt haben.

    (Ernst Schwanhold [SPD]: Wie groß war Ihr Loch, Herr Rossmanith? Wegen der Verantwortung!)

    Ich glaube, daß der Bundeshaushalt 1996, auch dieser Einzelplan für den Bundesminister für Wirtschaft, aufzeigt, daß die Konsolidierungspolitik konsequent fortgesetzt wird.
    Die Gesamtausgaben sind insgesamt rückläufig. Ich habe Ihnen, lieber Kollege Hampel, in meiner Antwort schon aufgezeigt: Wir sind mit der Nettoneuverschuldung knapp unter 60 Milliarden DM geblieben. Aber das ist natürlich zuviel. Natürlich muß die Neuverschuldung in Zukunft weiterhin abgebaut werden. In der mittelfristigen Finanzplanung ist das auch vorgesehen.
    An vielen Stellen würden wir gerne sagen: Da könnte man und sollte man die Sache vielleicht etwas lockerer betrachten. Aber unter dem Zwang, daß wir nur ganz knappe Finanzmittel haben, ist es erforderlich, daß wir uns darüber Gedanken machen, was wirklich notwendig ist.
    Das ist die große Herausforderung der Zukunft für die Wirtschafts- und für die Finanzpolitik. Denn nur mit einer Rückführung der Staatsverschuldung und einer weiteren Senkung der Abgabenquote können wir Voraussetzungen für mehr Wachstum und Beschäftigung schaffen und damit die künftige Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Deutschland sichern.
    Gerade in der Wirtschaftspolitik muß man bei der Bewältigung dieser zentralen Aufgabe insbesondere der Globalisierung der Märkte mit Rechnung tragen. Mit immer leistungsfähigeren Transport-, Kommunikations- und Informationsmitteln wächst die Weltwirtschaft zunehmend enger zusammen. Deutschland kann ebensowenig wie andere Industrieländer darauf bauen, daß sein bisheriger Vorsprung in Technik und Produktivität schlicht und einfach den weiteren Wohlstand sichert. Immer mehr Produkte sind dem internationalen Kostenwettbewerb ausgesetzt. Kapital kann heute problemlos rund um den Globus verschickt werden. Neue Arbeitsplätze entstehen eben dort, meine Damen und Herren, wo den Investoren die günstigsten Rahmenbedingungen geboten werden.

    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: So ist es!)

    Das bedeutet aber: Nur wer auch international wettbewerbsfähig ist, kann Arbeitsplätze und Wohlstand sichern.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Ernst Schwanhold [SPD]: Da haben Sie Ihren Kollegen etwas Neues erzählt!)

    Die Bundesregierung ist mit ihrer wirtschaftspolitischen Konzeption auf dem richtigen Weg. Das heißt Senkung der Abgabenquote, Abbau von Investitionshemmnissen, Reform der Unternehmensbesteuerung, Stärkung der Privatinitiative und Flexibilisierung auf dem Arbeitsmarkt.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Steigende Arbeitslosigkeit und weitere Verschuldung!)

    Das sind, liebe Frau Kollegin Fuchs, im Moment und in dieser Situation die Gebote der wirtschaftspolitischen Vernunft.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Eben nicht, steigende Arbeitslosigkeit schaffen Sie!)

    - Genau das sind sie, wenn wir weiterhin auf dem internationalen Markt unsere Position behaupten wollen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Zu einer solchen modernen Wirtschaftspolitik gibt es eben keine Alternative.
    Sehen Sie, Frau Fuchs, das hat auch Ihr niedersächsischer Kollege Ministerpräsident Schröder erkannt. Er hat vor einiger Zeit Ihrer Partei ins Stammbuch geschrieben, es gebe keine sozialistische oder sozialdemokratische und keine konservative Wirtschaftspolitik, sondern es gibt eben eine moderne und eine unmoderne Wirtschaftspolitik. Hören Sie doch gelegentlich auch auf ihn! Manchmal bringt er in der Tat auch durchaus vernünftige Vorschläge.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Aber Sie gestatten uns, daß wir nicht dieser Meinung sind!)

    - Ich würde mich freuen, wenn sich diese Erkenntnis,
    die er zum Ausdruck gebracht hat, bei Ihnen insge-

    Kurt J. Rossmanith
    samt durchsetzen würde, denn gerade Ihr Zwischenruf, Frau Kollegin Fuchs, zeigt ja wieder, daß die Verteilungspolitik, die Sie weiterhin auf Ihre Fahnen schreiben, kein Ersatz für Wirtschaftspolitik sein kann.
    Die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft wird gerade in den kommenden Jahren die besondere Aufmerksamkeit unserer Wirtschaftspolitik verlangen. Dazu gehört auch die Stabilisierung des Aufholprozesses der ostdeutschen gegenüber der westdeutschen Wirtschaft.

    (Karl Diller [SPD]: Kurt, kannst du mir erzählen, warum Deine Kollegen alle Zeitung lesen?)

    - Also lieber Kollege Diller, ich würde Ihnen empfehlen: Hören Sie doch zu! Wenn Sie schon aus dem Haushaltsausschuß ausziehen und hier keinen Lernerfolg hatten, dann hören Sie wenigstens jetzt einmal zu, wenn über moderne Wirtschaftspolitik gesprochen wird. Wenn Sie schon Ihrem Parteikollegen Schröder nicht zuhören wollen, dann hören Sie vielleicht in diesem Hohen Hause zu. Ich bin überzeugt, Sie können das eine oder andere noch dazulernen; Sie sollten nicht mit Zwischenrufen nun ablenken wollen.

    (Karl Diller [SPD]: Dir höre ich immer zu, ich lese hier keine Zeitung! Zuruf von der CDU/CSU: Der will doch nur stören!)

    - Ich weiß, es tut weh, was ich Ihnen sagen muß.

    (Beifall bei der CDU/CSU Dr. Uwe Küster [SPD]: Das sind doch Streicheleinheiten, die Sie hier verteilen! Das tut doch nicht weh!)

    - Ertragen Sie es doch mit Gelassenheit! Setzen wir uns hinterher wieder zusammen! Denn die Bilanz, die wir jetzt nach fünf Jahren Wiedervereinigung vorlegen können, ist in vielfacher Hinsicht positiv, insbesondere auch, glaube ich, im wirtschaftspolitischen Bereich.
    Dennoch - das muß man natürlich auch kritisch sagen - ist der Wettbewerbsrückstand der Wirtschaft in den neuen Bundesländern immer noch erheblich. Staatliche Förderprogramme, vor allem Anreize für private Investoren, sind deshalb - ich sehe das ebenfalls so - weiterhin erforderlich.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Dies wird ja auch von den wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstituten in ihrem Herbstgutachten so gesehen. Allerdings weisen diese Institute mit Recht darauf hin, daß die Effizienz des Mittelansatzes gerade angesichts knapper Kassen erhöht werden sollte. Ich möchte hinzufügen, daß auch die neuen Länder verstärkt in diesem Bereich Verantwortung übernehmen müssen, zumal ja ihre Finanzausstattung in den letzten Jahren ganz erheblich verbessert worden ist.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU Karl Diller [SPD]: Das war Beifall von vier Kollegen der CDU/CSU!)

    So stellen im Haushalt des Bundesministers für Wirtschaft die Hilfen für die neuen Länder mit rund 5,5 Milliarden DM nach wie vor einen besonderen Schwerpunkt dar. Ich weiß, daß sich manche, auch aus den eigenen Regierungsfraktionen, noch höhere Beträge gewünscht hätten. Aber angesichts der Haushaltssituation war nicht alles, was wünschenswert ist, auch realisierbar. Immerhin ist es in den abschließenden Beratungen ja noch gelungen, die Mittel für die Forschungsförderung für die neuen Bundesländer um 60 Millionen DM aufzustocken

    (Michael Glos [CDU/CSU]: Das ist eine gewaltige Anstrengung!)

    und damit eine Reduzierung gegenüber dem Niveau des laufenden Jahres 1995 zu vermeiden.

    (Karl Diller [SPD]: Da wollte er Beifall haben!)

    Das Entstehen wettbewerbsfähiger Wirtschaftsstrukturen hängt nicht zuletzt von leistungsfähigen Forschungs- und Entwicklungskapazitäten ab. Der starke Abbau dieser Kapazitäten in den neuen Ländern unmittelbar nach der Wiedervereinigung konnte inzwischen mit Hilfe der staatlichen Fördermaßnahmen gestoppt werden. Aber nach wie vor wenden ostdeutsche Unternehmen im Vergleich zum Westen viel weniger Geld für Investitionen auf. Dabei ist die Entwicklung neuer Produkte und Verfahren eine entscheidende Voraussetzung für die Überlebensfähigkeit der Betriebe. Deshalb ist es gut und richtig, für eine Übergangszeit noch gezielte finanzielle Anreize für den Aus- und Aufbau der Industrieforschung in den neuen Ländern zu gewähren.
    Ein weiterer kritischer Punkt in diesem Zusammenhang ist natürlich die Eigenkapitalschwäche vieler Unternehmen in den neuen Bundesländern. Hier setzt das Eigenkapitalhilfeprogramm an, das auch im nächsten Jahr in einem angemessenen Rahmen fortgeführt werden kann. Sicherheitshalber hat die Koalition die Verpflichtungsermächtigung für dieses Programm noch etwas erhöht, damit kein Antrag wegen fehlender Mittel abgelehnt werden muß.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Ein besonderer Schwerpunkt bleibt die Investitionsförderung im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur", auch wenn das hohe Fördervolumen der Jahre 1993 und 1994 nunmehr schrittweise zurückgeführt wird. Ich halte diese Rückführung auch für gerechtfertigt, zumal die Infrastruktur in den neuen Ländern inzwischen gut ausgebaut ist und die Mittel vermehrt auf gewerbliche Investitionen konzentriert werden können. Einschließlich der Länderanteile und der EU-Mittel steht im nächsten Jahr ein Bewilligungsvolumen von rund 7,2 Milliarden DM - ich sage es noch einmal: 7,2 Milliarden DM! - zur Verfügung. Damit können erfahrungsgemäß Investitionen der gewerblichen Wirtschaft in der Größenordnung von etwa 35 Milliarden DM unterstützt werden. Die Gemeinschaftsaufgabe leistet deshalb unverändert einen herausragenden Beitrag zur Stärkung der

    Kurt J. Rossmanith
    Wettbewerbsfähigkeit der ostdeutschen Unternehmen sowie zur Schaffung und Sicherung der Arbeitsplätze.
    Der Gesamthaushalt des Bundeswirtschaftsministers umfaßt rund 18,5 Milliarden DM. Wesentlich mehr als die Hälfte davon, rund 10 Milliarden DM, entfallen allein auf die Hilfen für den Steinkohlebergbau. Natürlich mußte nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts eine andere Lösung als bisher gefunden werden; der Kohlepfennig konnte so nicht mehr beibehalten werden. Daß sich dies im Haushalt niederschlagen mußte, schmerzt uns natürlich. Auf der anderen Seite sehe ich darin aber auch eine Chance: Einer breiten Öffentlichkeit wird jetzt erstmals deutlich gemacht, welche Hilfen allein für den Steinkohlebergbau nötig sind.
    Ich glaube, daß hier auch die Revierländer gefragt sind und sie ihre besondere Verantwortung für den Bergbau und seine Beschäftigten wahrnehmen müssen. Diese Förderungen dürfen auf Dauer nicht allein vom Bund aufgebracht werden müssen. Wir müssen diese Politik insofern fortsetzen, als wir diese Hilfen, degressiv gestaltet, auch weiterhin gewähren.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Auch im Bereich von Bildung und Ausbildung haben wir Wesentliches geleistet. Wir haben allen Wirtschaftsunternehmen, insbesondere dem Handwerk, für ihre Ausbildungsbereitschaft zu danken.

    (Beifall bei der CDU/CSU Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Sagen Sie doch einmal etwas zur Arbeitsmarktsituation!)

    Derzeit werden über 600 000 Lehrlinge im Handwerk ausgebildet. Die Zahl der neuen Lehrverhältnisse in diesem Jahr hat in den alten Bundesländern die des letzten Jahres um 5 Prozent übertroffen, in den neuen Bundesländern sogar um 17 Prozent.
    Damit zeigt das Handwerk Verantwortungsbewußtsein; es bildet über den eigenen Bedarf hinaus aus. Deshalb war es sicher richtig, daß wir - wiederum alle Fraktionen im Haushaltsausschuß einvernehmlich - die Mittel für die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung im Handwerk nochmals aufgestockt haben, um wenigstens ansatzweise dem Handwerk eine weitere Hilfe zu geben, damit es nicht alle Ausbildungslasten im überbetrieblichen Bereich allein zu tragen hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang das Meister-BAföG ansprechen. Ich verstehe nicht ganz, daß der Bundesrat in erster Lesung dieses Gesetz mit der Maßgabe abgelehnt hat, das solle der Bund alleine tragen. Ich halte die Zweidrittel/EindrittelRegelung auch beim Meister-BAföG für berechtigt. Wenn wir in der Tat das ernst nehmen, was wir ständig gefordert haben - auch hier wieder das ganze Haus -, nämlich daß wir die berufliche Aufstiegsfortbildung der akademischen Bildung gleichsetzen wollen, kann sich das Meister-BAföG nur am StudentenBAföG orientieren und muß ähnlich gestaltet werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Lassen Sie mich zum Schluß noch ein paar Worte zu zwei aktuellen Problembereichen anfügen: die Schiffbauindustrie auf der einen und die Luft- und Raumfahrtindustrie auf der anderen Seite. Was die Werften betrifft, so begrüße ich natürlich das OECD- Abkommen, das einen Abbau der Subventionen vorsieht. So soll die siebte EU-Schiffbaurichtlinie am 31. Dezember dieses Jahres auslaufen. Dafür haben wir im Haushalt 1996 die notwendigen Weichen gestellt.

    (Manfred Hampel [SPD]: Das läuft ja nicht aus!)

    Nach Meldungen aus Brüssel ist jedoch zu befürchten, daß die strengeren OECD-Kriterien doch noch nicht ab dem 1. Januar 1996 Gültigkeit haben sollen. Wir würden das sehr bedauern und müßten für diesen Fall natürlich neue Überlegungen anstellen.
    Ähnliches gilt - Schreckensmeldungen Tag für Tag - auch für die Luft- und Raumfahrtindustrie, die Arbeitsplatzabbau vornehmen muß. Dazu will ich sagen, daß wir als Gesetzgeber die Rahmenbedingungen verändern müssen. Wir haben das 600 Millionen DM-Programm für die gesamte Luft- und Raumfahrtindustrie aufgelegt, und zwar nicht nur für Großunternehmen, sondern gerade für die in diesem Bereich sehr aktiv tätigen mittelständischen und kleineren Unternehmen. Wir müssen das weiterführen; aber auch die Tarifparteien - die Industrie auf der einen und die Arbeitnehmer auf der anderen Seite - haben ihren Beitrag zu leisten.
    Insgesamt ist der Haushalt für den Bundesminister für Wirtschaft, wie der gesamte Haushalt 1996 konsequent zeigt, zustimmungswürdig; davon bin ich überzeugt. Wir haben den Sparwillen. Ich möchte Sie um diese Zustimmung bitten und möchte am Schluß meinen Dank an das Bundesministerium für Wirtschaft und an das der Finanzen, an die Kolleginnen und Kollegen und an alle, die daran mitgewirkt haben, aussprechen.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort zu einer Kurzintervention hat der Kollege Hans Büttner.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans Büttner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Der Kollege Rossmanith hat mit Recht in seiner Rede darauf hingewiesen, daß die Effizienz des Mittelansatzes für die neuen Bundesländer verbesserungsfähig ist, weil diese Mittel inzwischen immer mehr zu einer Vermögensbildung mit Steuermitteln einiger weniger Kapitalbesitzer im Westen verkommen auf Kosten und zu Lasten derer, die den Solidarzuschlag in ganz Deutschland aufbringen. Ich möchte das an drei Beispielen erläutern.
    Die Bundesregierung fördert die Verlagerung westdeutscher Betriebe nach Ostdeutschland erheblich. Ein Beispiel: Wenn ein Arbeitgeber im Erzgebirge 200 Arbeitsplätze neu schafft, der gleiche Unternehmer in Westdeutschland 615 Arbeitsplätze abbaut, dann durch Verlagerung von Arbeitsplätzen

    Hans Büttner (Ingolstadt)

    nach Indien diesen Abbau mit weiteren Fördermitteln, also mit Hilfe der Bundesregierung, betreiben darf und das Ganze als Förderung der Wirtschaft darstellt, dann finde ich das lächerlich, dann ist das nichts anderes als ein Programm zum Abbau von Arbeitsplätzen in Deutschland zugunsten einiger Kapitaleigner in diesem Land.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Ein Zweites: Wenn diese Bundesregierung über den dritten Förderweg den Luxuswohnungsbau im Osten für westdeutsche Kapitaleigner fördert und gleichzeitig Mieten, die der Normalbürger nicht bezahlen kann, durch Mietzuschüsse heruntersubventionieren läßt, ist das auch eine Förderung der Vermögensbildung der Reichen im Land zu Lasten der kleinen Steuer- und Abgabenzahler in diesem Land.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der PDS)

    Ein Großteil der Kapitalförderung und steuerlichen Abschreibungsbedingungen ist ein Beitrag zur Änderung der Vermögensverhältnisse einiger weniger im Westen und nicht zugunsten der Menschen im Osten.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Es kommt nicht von ungefähr, daß 94 Prozent des Produktionskapitals in den neuen Ländern inzwischen allein in den Händen westdeutscher Kapitaleigner ist. Die reinen Lasten, die für die Menschen im Osten aufgenommen werden, kommen zum größten Teil wiederum von den Menschen, die hier im Westen arbeiten, den kleinen Arbeitern und Angestellten, über ihre Beiträge zur Sozialversicherung.

    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Solidarität ist das!)

    Ihr Förderprogramm zur Solidarität ist keines von West nach Ost, sondern es ist eine Förderung einer unanständigen Vermögensbildung in den Händen einiger weniger Reicher hier im Westen, die sich der Steuer damit entziehen und weitgehend mit Ihrer Politik die Vermögensumverteilung noch erhöhen. Eine solche Politik können wir nicht mittragen.

    (Beifall bei der SPD und der PDS sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Dr. Erich Riedl [München] [CDU/ CSU]: Das ist ja Klassenkampf! Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Der eine sät Neid, der andere fordert: Das ist eine Politik!)