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ID1305007500

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    Plenarprotokoll 13/50 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 50. Sitzung Bonn, Dienstag, den 5. September 1995 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abgeordneten Leni Fischer (Unna) und des Bundesministers Dr. Norbert Blüm 4095 A Abwicklung der Tagesordnung 4095 B Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1996 (Haushaltsgesetz 1996) (Drucksache 13/2000) b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1995 bis 1999 (Drucksache 13/2001) Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 4095 C Ingrid Matthäus-Maier SPD 4106B Hans-Peter Repnik CDU/CSU 4114 C Ingrid Matthäus-Maier SPD , . 4116C, 4159A, 4180C Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 4120B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. . 4124B Dr. Christa Luft PDS 4129D Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU 4131 D Manfred Hampel SPD . . . . . . . . 4136A Walter Hirche F.D.P 4136D Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach) CDU/CSU 4138A Dr. Barbara Hendricks SPD 4141 D Dr. Uwe-Jens Rössel PDS 4143D Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMU 4146D Dr. Liesel Hartenstein SPD 4150 C Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/ CSU 4152D Dr. Jürgen Rochlitz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 4154D Birgit Homburger F D P. 4157 A Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 4159B Rolf Köhne PDS 4159 C Eva Bulling-Schröter PDS 4160D Eckart Kuhlwein SPD 4162B Arnulf Kriedner CDU/CSU 4164 B Eckart Kuhlwein SPD 4165D, 4181D Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 4166 C Matthias Wissmann, Bundesminister BMV 4168D Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 4170B, 4180A Gila Altmann (Aurich) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 4171 A Hans Georg Wagner SPD 4172 A Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . 4174 B Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 4176A Horst Friedrich F.D.P. . . . . . . . . 4178B Elke Ferner SPD 4181 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 4181B Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . 4181 C Dr. Dagmar Enkelmann PDS . . . . . 4182 C Heide Mattischeck SPD 4183 D Matthias Wissmann CDU/CSU . . . 4184 C Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 4186 C Achim Großmann SPD 4189B Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. 4190D, 4191B Gert Willner CDU/CSU 4192 B Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 4193D Dr. Klaus Röhl F.D.P 4195 B Klaus-Jürgen Warnick PDS 4196C Dieter Maaß (Herne) SPD 4197 D Herbert Frankenhauser CDU/CSU . . 4199C Achim Großmann SPD 4200A Dr. Wolfgang Bötsch, Bundesminister BMPT 4201 A Hans Martin Bury SPD 4203 B Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU 4205 C Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 4207C Dr. Max Stadler F D P. 4208D Gerhard Jüttemann PDS 4210A Arne Börnsen (Ritterhude) SPD 4210B Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 4211C Elmar Müller (Kirchheim) CDU/CSU 4213B Tagesordnungspunkt 2: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Drucksache 13/2245) b) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Finanzausgleichsgesetzes (Drucksache 13/2246) 4144 D Tagesordnungspunkt 3: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Verkehrswegeplanungsbeschleunigungsgesetzes (Drucksache 13/1444) b) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Eisenbahnkreuzungsgesetzes (Drucksache 13/1446) c) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherung des Wirtschaftsstandorts Deutschland durch Beschleunigung und Vereinfachung der Anlagenzulassungsverfahren (Drucksache 13/1445) d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Internationalen Kaffee-Übereinkommen von 1994 (Drucksache 13/1667) e) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Sechsten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Förderung der Rationalisierung im Steinkohlenbergbau (Drucksache 13/1887) f) Bericht des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung gemäß 56 a der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages zur Technikfolgenabschätzung hier: Neue Werkstoffe (Drucksache 13/ 1696) 4145 A Tagesordnungspunkt 4: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Beschlußfassung über die Weitergeltung der - Geschäftsordnung des Gemeinsamen Ausschusses - Geschäftsordnung für das Verfahren nach Artikel 115 d des Grundgesetzes (Drucksache 13/ 2239) b) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 26. Mai 1993 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Thailand fiber die Überstellung von Straftätern und über die Zusammenarbeit bei der Vollstrekkung von Strafurteilen (Drucksachen 13/666, 13/1760) c) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den Protokollen vom 19. Dezember 1988 betr. die Auslegung des Übereinkommens vom 19. Juni 1980 über das auf vertragliche Schuldverhältnisse anzuwendende Recht durch den Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften sowie zur Übertragung bestimmter Zuständigkeiten für die Auslegung dieses Übereinkommens auf den Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften (Drucksachen 13/669, 13/1761) d) Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament: Entschließung zu den Zielen und Instrumenten einer Währungspolitik (Drucksachen 12/7805, 13/725 Nr. 59, 13/1584) 4145D Nächste Sitzung 4213 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 4215* A Anlage 2 Erklärung der Abgeordneten Renate Rennebach (SPD) zur namentlichen Abstimmung über den von der Fraktion der SPD eingebrachten Entschließungsantrag auf Drucksache 13/1835 zum Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an den Maßnahmen zum Schutz und zur Unterstützung des schnellen Einsatzverbandes im früheren Jugoslawien einschließlich der Unterstützung eines eventuellen Abzugs der VN-Friedenstruppen auf Drucksachen 13/1802 und 13/1855 in der 48. Sitzung am 30. Juni 1995 . . . . 4215* D 50. Sitzung Bonn, Dienstag, den 5. September 1995 Beginn: 11.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adler, Brigitte SPD 5. 9. 95 Andres, Gerd SPD 5. 9. 95 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 5. 9. 95 Formanski, Norbert SPD 5. 9. 95 Frick, Gisela F.D.P. 5. 9. 95 Grießhaber, Rita BÜNDNIS 5. 9. 95 90/DIE GRÜNEN Hörsken, Heinz-Adolf CDU/CSU 5. 9. 95 Hoffmann (Chemnitz), SPD 5. 9. 95 Jelena Dr. Hoyer, Werner F.D.P. 5. 9. 95 Dr. Jork, Rainer CDU/CSU 5. 9. 95 Dr. Knake-Werner, Heidi PDS 5. 9. 95 Dr. Köster-Loßack, BÜNDNIS 5. 9. 95 Angelika 90/DIE GRÜNEN Dr.-Ing. Laermann, F.D.P. 5. 9. 95 Karl-Hans Leidinger, Robert SPD 5. 9. 95 Lemke, Steffi BÜNDNIS 5. 9. 95 90/DIE GRÜNEN Lengsfeld, Vera BÜNDNIS 5. 9. 95 90/DIE GRÜNEN Lotz, Erika SPD 5. 9. 95 Lüth, Heidemarie PDS 5. 9. 95 Neuhäuser, Rosel PDS 5. 9. 95 Dr. Protzner, Bernd R. CDU/CSU 5. 9. 95 Dr. Rappe (Hildesheim) SPD 5. 9. 95 Hermann Schätzle, Ortrun CDU/CSU 5. 9. 95 Dr. Scheer, Hermann SPD 5. 9. 95 Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Schenk, Christa PDS 5. 9. 95 Schewe-Gerigk, BÜNDNIS 5.9.95 Irmingard 90/DIE GRÜNEN Schmidt (Aachen), SPD 5. 9. 95 Ursula Schmitt (Langenfeld), BÜNDNIS 5. 9. 95 Wolfgang 90/DIE GRÜNEN Schultz (Everswinkel), SPD 5. 9. 95 Reinhard Dr. Schwaetzer, Irmgard F.D.P. 5. 9. 95 Simm, Erika SPD 5. 9. 95 Thieser, Dietmar SPD 5. 9. 95 Tippach, Steffen PDS 5. 9. 95 Tröscher, Adelheid SPD 5. 9. 95 Vosen, Josef SPD 5. 9. 95 Wieczorek-Zeul, SPD 5.9.95 Heidemarie Anlage 2 Erklärung der Abgeordneten Renate Rennebach (SPD) zur namentlichen Abstimmung über den von der Fraktion der SPD eingebrachten Entschließungsantrag auf Drucksache 13/1835 zum Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an den Maßnahmen zum Schutz und zur Unterstützung des schnellen Einsatzverbandes im früheren Jugoslawien einschließlich der Unterstützung eines eventuellen Abzugs der VN-Friedenstruppen auf Drucksachen 13/1802 und 13/1855 in der 48. Sitzung am 30. Juni 1995 (Seiten 4020 A bis 4022 C) In der Abstimmungsliste ist mein Name bei den Enthaltungen aufgeführt. Ich erkläre, daß ich nach meiner festen Überzeugung mit Ja gestimmt habe.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Michael Müller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Haushaltsberatungen sind immer ein Anlaß, zu einer Bestandsaufnahme der Umweltpolitik zu kommen. Die Debatte, so wie sie heute abläuft, dreht sich im Kreise. Im Grunde genommen war das, was wir heute hörten - ich mache das niemandem speziell zum Vorwurf -, etwas, was wir fast in jeder Debatte hören.
    Was mich umtreibt, ist jedoch die Frage: Wie kann es sein, daß in der Öffentlichkeit der Eindruck entstanden ist, daß nicht die Bundesregierung und der Bundestag, sondern die Schlauchboote von Greenpeace die Umweltpolitik in Deutschland machen? Das ist der Punkt, der mich umtreibt.

    (Zuruf des Abg. Bartholomäus Kalb [CDU/ CSU])

    - Lassen Sie uns das gemeinsam diskutieren. Denn ich glaube, daß das nicht die Frage einer Partei ist, sondern eine Frage der Glaubwürdigkeit unserer Politik insgesamt und ihrer Fähigkeit, noch etwas zu bewegen.
    Wie kann in der Öffentlichkeit der Eindruck entstehen: Spektakuläre Aktionen, das bringt etwas, wogegen die Mühsal von Reformpolitik kaum noch zählt?

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Sie wissen doch, wer das verbreitet!)

    Ich halte es für durchaus notwendig, daß der Bundestag darüber nachdenkt, ob die These von Herrn Virilio, einem französischen Philosophen, stimmt, daß wir eine Blockade von Politik durch die Art der medialen Auseinandersetzung erleben. Da ist aus unserer Sicht viel dran. Virilio stellt die These auf, daß wir in der Welt einen Kampf erleben zwischen der Politi-

    Michael Müller (Düsseldorf)

    kerklasse und der Medienklasse, und zwar nach dem Motto: Wer macht Politik? Ich halte das für einen wichtigen Punkt gerade für so komplexe Fragen wie Umweltpolitik, die Kontinuität und Berechenbarkeit brauchen.

    (Dr. Klaus W. Lippold [Offenbach] [CDU/ CSU]: Wie vermitteln Sie sich denn?)

    - Wissen Sie, ich mache seit mehr als 25 Jahren Umweltpolitik. Dann findet man solche Fragen wie die, die Sie eben gestellt haben, eher nebensächlich.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Wie können wir insgesamt als „die Politik" in einer Gesellschaft, die verkrustet und in ihren Strukturen gefangen ist, wirklich etwas bewegen in Richtung auf unser verbal gemeinsames Ziel - bei allen Unterschieden, die wir sonst haben -, nämlich eine dauerhafte, nachhaltige Entwicklung? Die Frage stelle ich mir.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der F.D.P. und der PDS)

    Es ist keine nachhaltige Politik, wenn wir sagen können, wir hätten 3 % Umweltausgaben im Haushalt erreicht, was ich übrigens in Frage stelle. Und es ist auch nicht nachhaltig, wenn die Frau Ministerin gegen größten Widerstand in ihrem Kabinett eine völlig unzureichende Sommersmogverordnung durchsetzen kann und darauf stolz ist. Ich streite gar nicht ab, daß Sie sich sehr bemüht haben. Aber mit dem Sprung in eine dauerhafte Entwicklung hat das doch nichts zu tun.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Was ist dazu zu sagen, wenn wir heute eine Gesellschaft haben, die darauf stolz ist, daß sie z. B. superschnelle Datenautobahnen herstellt, daß sie die letzten Geheimnisse des Gehirns erforschen kann, aber nicht einmal fähig ist, beispielsweise das Notwendige bei Geschwindigkeitsbegrenzungen zu tun?

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Manfred Müller [Berlin] [PDS] — Widerspruch bei der CDU/CSU)

    - Sie winken da ab. Deshalb nur eine Bemerkung: Die Frage der Geschwindigkeitsbegrenzung ist eine kulturelle Frage. Es ist die Frage, ob wir zur Rücksichtnahme fähig sind. Das ist eine ganz zentrale Zukunftsaufgabe.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Manfred Müller [Berlin] [PDS])

    Meine Grundfrage ist: Was passiert in der Zukunft, wenn wir angesichts der drei großen Herausforderungen, die die Politik in den nächsten Jahren zu bewältigen hat - erstens die völlige Globalisierung der bisher national ausgerichteten Volkswirtschaften, Unternehmen und Branchen, zweitens die Umwälzung des produktiven Sektors mit einerseits gewaltigen Überkapazitäten und andererseits einer geringerwerdenden Anzahl an Arbeitsplätzen und drittens die ökologischen Grenzen -, heute nicht einmal minimale Schritte in Richtung auf eine verträgliche Form von Entwicklungslogik schaffen? Das ist doch das Problem.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Wenn wir diesen Widerspruch nicht auflösen, brauchen wir uns doch nicht zu wundern, wenn die Mehrheit der Bevölkerung sagt: Dann mache ich lieber bei Greenpeace als in den Parlamenten oder bei den Parteien mit; Greenpeace bewegt wenigstens noch etwas.

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Was macht z. B. die Griefahn? Bundesminister Friedrich Bohl: Und Frau Wieczorek-Zeul?)

    - Ich finde es schon interessant, daß von der Regierungsbank ständig Bemerkungen gemacht werden. Auch das ist eine Form von Verfall des Parlamentarismus. Aber das nur als Anmerkung.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Es wäre gut, wenn Sie die Auseinandersetzung in der Sache führten und es nicht immer zu solchen vordergründigen Schuldzuweisungen kommen ließen. Wir nehmen die medialen Strukturen, die uns mit politikunfähig machen, auch selbst auf, beispielsweise mit solchen hämischen Bemerkungen, die uns keinen Schritt weiterhelfen.
    Mein entscheidender Punkt ,ist: Was müssen wir machen, um wenigstens wieder Schritte in die Politikfähigkeit zu machen - für die Rehabilitation der Ernsthaftigkeit von Politik?
    Frau Ministerin, ich will für unsere Seite sagen: Wir bieten zwei wesentliche Punkte an, wo wir versuchen sollten, uns über die Parteigrenzen hinweg zu verständigen, ohne Unterschiede zu verschweigen. Ich finde, daß es in einer Demokratie wichtig ist, Unterschiede auszutragen, weil erst das Austragen von Unterschieden die Voraussetzung dafür ist, sich zu einigen. Die Verschleierung von Unterschieden bringt nichts. Man soll Unterschiede austragen, soll sagen: Das ist der Punkt, an dem wir stehen, und dann versuchen, sich ein Stück gemeinsam in die richtige Richtung zu bewegen, soweit es geht.
    Es gibt zwei wichtige Punkte, wo wir dies versuchen sollten. Der erste Punkt: Die ökologische Steuerreform ist keine Kleinigkeit. Oft wird so getan, als ob es nur darum gehe, an zwei Faktoren zu drehen, und alles sei in Ordnung. So einfach ist das Problem der ökologischen Steuerreform nicht.
    Die ökologische Steuerreform ist eine historische Notwendigkeit. Sie ist aber auch mit großen Problemen verbunden, weil sie natürlich - das soll ja so sein - mit erheblichen Umverteilungen und Strukturveränderungen verbunden ist. Wir werden diese für die Zukunft unseres Landes so wichtige Entscheidung nur schaffen, wenn wir ein Mindestmaß an Grundkonsens finden. Es wird nicht anders gehen.

    Michael Müller (Düsseldorf)

    Ich sage von seiten der SPD: Wir treten für die ökologische Steuerreform ein. Wir werden aber auch den Dialog und, wo es geht, Kompromisse mit anderen Parteien suchen. Er wird notwendig sein.

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: So wie der Harald Schäfer mit seinen 190 auf der Autobahn!)

    - Jetzt kommen Sie wieder mit Ihrer kleinkarierten Geschichte über die Fehler, die jeder von uns macht. Ich möchte auch nicht wissen, wie viele Widersprüche es bei Ihnen zwischen christlichem Anspruch und alltäglicher Praxis gibt. Das bringt doch nichts.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Wir wollen unserer Verantwortung als Parlament, als Politiker insgesamt gerecht werden.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Wer gar nichts tut, macht auch keine Fehler!)

    - Das ist wirklich wahr, völlig richtig: Wer gar nichts macht, der macht keine Fehler.

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Aber nicht mit 190 bei Geschwindigkeitsbegrenzung!)

    Wer Verantwortung übernimmt, macht sich immer angreifbar.
    Der zweite Punkt, wo wir den Dialog versuchen sollten: Frau Ministerin, Sie haben hier zu Recht angesprochen, daß die beiden großen Solarzellenproduzenten aus Deutschland abgewandert sind. Wir müssen zu einer Verständigung kommen, um die effiziente Solarenergieversorgung stärker zu fördern. Das ist eine Frage, die weit über parteipolitische Auseinandersetzungen hinausgeht und für die Zukunft von herausragender Bedeutung ist.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir sollten uns nicht über die Dinosauriertechnologien von gestern streiten. Wir wollen doch ehrlich sein: An der Kernenergie in Deutschland sind vor allem die interessiert, die damit im Ausland Geschäfte machen wollen. Das ist der eigentliche Punkt, der dahintersteckt, und daß man an diesem Punkt die SPD in die Knie zwingen will. Kein EVU denkt daran, in Deutschland ein Atomkraftwerk zu bauen. Im Gegenteil: Die Energieversorgungsunternehmen denken darüber nach, wie sie Kapazitäten stillegen können.
    Nein, wir sollten uns auf das verständigen, was wir alle verbal wollen, nämlich Schritte in die Effizienz- und Solarwirtschaft. Das ist für unser Land wichtiger, als die idiotischen Auseinandersetzungen über den Industriestandort Deutschland auch noch an den letzten unwichtigen Punkten zu führen. Führen wir sie an den wichtigen Punkten,

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    über die zentralen Zukunftsmärkte und damit über die Entscheidungen, die für unsere Kinder und Kindeskinder wichtig sind.
    Meine Damen und Herren, wir brauchen eine große Gemeinschaftsanstrengung: die Ökologisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. Sie ist aus meiner Sicht die Frage der Zukunftsverträglichkeit und der Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft. Sie ist nur zu schaffen, wenn sie mit drei wesentlichen Elementen verbunden ist. Erstens geht es darum, mehr Demokratie zu wagen. Ohne mehr Mitbestimmung, ohne mehr Mitbeteiligung, ohne mehr Demokratie werden wir die Bürger für diese große Gemeinschaftsaufgabe nicht motivieren können.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Der zweite wichtige Punkt ist: Wir müssen die Ökologisierung auch als eine soziale Herausforderung begreifen: Wer glaubt, Umweltpolitik könne ohne soziale Dimensionen erfolgreich sein, versteht das Thema nicht. Die Leute haben begriffen, daß wir vor tiefgreifenden Änderungen stehen. Aber sie haben auch Angst vor den Änderungen, weil sie tiefe Einschnitte verlangen. Deshalb müssen wir die soziale Frage des ökologischen Umbaus thematisieren. Wir müssen den Menschen die soziale Sicherheit zurückgeben, damit der ökologische Strukturwandel eine Zukunftschance für uns alle ist.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Ich will drittens sagen: Der ökologische Umbau bedeutet auch eine Übernahme von mehr Verantwortung durch den Staat. Wer meint, er könne ihn nur den Marktprozessen überlassen, wird sich täuschen.

    (Zustimmung bei der PDS)

    Es war eine der wesentlichen Aussagen Ludwig Erhards bei der Begründung der Sozialen Marktwirtschaft, daß gerade der Staat die Verantwortung zur Überwindung der alten Strukturen übernehmen müsse. Nur so könne es zu einer fortschrittlichen Entwicklung - so Ludwig Erhard - kommen.
    Dieselbe Verantwortung brauchen wir heute. Wir brauchen die sozial-ökologische Marktwirtschaft. Das setzt die Schaffung von politischen Rahmenbedingungen voraus.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)



Rede von Hans-Ulrich Klose
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Weitere Wortmeldungen zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit liegen nicht vor.
Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verkehr, Einzelplan 12. Das Wort hat der Herr Bundesminister Wissmann.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Matthias Wissmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! „Sparen und gestalten" - das ist der Leitgedanke des heute eingebrachten Entwurfs zum Haushalt 1996. Dieser Leitgedanke drückt sich natürlich auch im Verkehrshaushalt aus, der,

    Bundesminister Matthias Wissmann
    ohne die langfristige Aufgabe der umweltgerechten Sicherung der Mobilität an der Schwelle zum nächsten Jahrtausend zu vernachlässigen, gleichwohl einen erheblichen Beitrag auch zu den Einsparerfolgen des von der Bundesregierung vorgelegten Entwurfs für den Haushalt 1996 leistet.
    Ich will nicht verhehlen, daß diese eben auch vorhandene Sparaufgabe nicht unerhebliche Schmerzen bereitet;

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: So ist es! Die Wünsche waren allemal größer!)

    denn schließlich haben wir in den zurückliegenden Jahren im Verkehrshaushalt schon erhebliche Ausgabenkürzungen getragen und durch Einnahmeverbesserungen in nicht unbeträchtlichem Maße zur Konsolidierung des Gesamthaushaltes beigetragen. Ich denke nur daran, daß die von uns politisch in Europa durchgesetzte Gebühr für Schwerstlastkraftwagen Einnahmen von knapp 800 Millionen DM für den Haushalt erbracht hat..
    Trotz aller schmerzlichen Investitionsrückführungen ist es erfreulich, daß wir mit den Investitionsansätzen des Haushaltsentwurfs 1996 und der mittelfristigen Finanzplanung im Verkehrsbereich eine Investitionstätigkeit auf sehr hohem Niveau beibehalten können. Das Ausgabevolumen des Verkehrsetats verringert sich zwar im Jahre 1996 um 4,4 % auf knapp 51 Milliarden DM. Trotzdem bleibt der Einzelplan 12 nach dem Etat für Arbeit und Soziales der zweitgrößte Einzelplan des Bundeshaushalts, und er bleibt vor allem der größte Investitionshaushalt.

    (Beifall des Abg. Siegfried Hornung [CDU/ CSU])

    Ziel bleibt es für uns in den kommenden Jahren, bei aller Mittelknappheit in den Bereichen Schiene, Straße und Wasserstraße den umweltgerechten Ausbau unserer Verkehrsinfrastruktur voranzubringen. Trotz aller Mittelknappheit gibt es für mich eine ganz klare Priorität - das hört nicht jeder gerne, aber es muß trotzdem gesagt werden -: Auch in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts behalten die Verkehrsprojekte Deutsche Einheit und die Verkehrsprojekte in den neuen Bundesländern Vorrang in unserer Verkehrspolitik. Das drückt sich auch in allen Zahlen aus. Wir werden diesen Weg weitergehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Welche Bedeutung die Investitionen in Höhe von rund 23 Milliarden DM im Verkehrshaushalt haben, zeigt sich an einer Zahl: 1 Milliarde DM an Investitionen sichert rund 12 000 Arbeitsplätze.
    Mit dem Beschluß des Bundeskabinetts vom 5. Juli 1995 können wir den planmäßigen Neubeginn der noch ausstehenden Verkehrsprojekte Deutsche Einheit Schiene und der Schienenneubaustrecke KölnRhein/Main sicherstellen. Beide Entscheidungen waren für mich als Bundesverkehrsminister unabdingbare Beiträge zur Verbesserung unserer Schieneninfrastruktur in ganz Deutschland; denn in einer Zeit
    dramatisch wachsenden Verkehrs dürfen wir die riesige Modernisierungsaufgabe „Bahn und Schiene" nicht vernachlässigen, sondern müssen sie weiterhin konsequent voranbringen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Dr. Dagmar Enkelmann [PDS]: Sie tun aber das Gegenteil!)

    Deswegen bin ich auch froh, Ihnen berichten zu können, daß es uns beim Schienenhaushalt 1996 gelingen wird, durch die vorgesehene Grundstücksverwertung nicht bahnnotwendiger Immobilien einen erheblichen Teil dessen aufzufangen, was wir an Kürzungen haben in Kauf nehmen müssen. Langfristig rechnen wir beim Verkauf nicht bahnnotwendiger Grundstücke mit einem Verwertungserlös von über 13 Milliarden DM.

    (Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Völlig überzogen!)

    Diese Erlöse werden nach Abzug eines Anteils zur Deckung des Finanzbedarfs des Bundeseisenbahnvermögens den Investitionsmitteln zugeführt.
    Eines kann nicht verschwiegen werden - das gilt auch für die Straße -: Trotz aller Bemühungen werden sich angesichts der Haushaltslage Straffungen und Streckungen einzelner Investitionsprojekte nicht vermeiden lassen. Gemeinsam mit der Bahn AG werden wir aber weitere zusätzliche Investitionsspielräume u. a. durch die geplante Zusammenarbeit der Bahn mit professionellen Anbietern auf dem Telekom- und Bahnstromsektor schaffen. Daneben fließen der Bahn AG auf der Grundlage des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes erhebliche Mittel aus dem ÖPNV-Bundesprogramm und den entsprechenden Länderprogrammen zu.
    Schließlich - das ist die große Reformaufgabe, die nach dem 1. Januar 1996 beginnt - wird mit der Regionalisierung des Schienenpersonennahverkehrs gleichzeitig das größte Aufbau- und Ausbauprogramm der Nachkriegsgeschichte für den Schienenpersonennahverkehr und für den öffentlichen Nahverkehr insgesamt auf den Weg gebracht: im nächsten Jahr rund 8,8 Milliarden DM, 1997 12,1 Milliarden DM, um die Jahrtausendwende etwa 17 Milliarden DM für den Schienenpersonennahverkehr und den öffentlichen Nahverkehr.
    Man kann also alles behaupten, nur eines nicht: daß wir den öffentlichen Nahverkehr vernachlässigten. Nein, er bekommt heute eine größere Aufmerksamkeit als je zuvor in der Nachkriegsgeschichte, was die Zahlen eindeutig ausweisen. Es ist das umfassendste Programm zur Förderung des öffentlichen Nahverkehrs, das wir je gehabt haben.
    Lassen Sie mich auf einen sensiblen Punkt eingehen. Zur Optimierung der Investitionsmittel für die Schiene prüfen wir derzeit auch eine Veräußerung von im Eigentum des Bundeseisenbahnvermögens stehenden Wohnungen. ,Klar ist: Eine Veräußerung von Wohnungen kann selbstverständlich nur unter Beachtung aller sozialen Aspekte und unter Berücksichtigung der mit der Bahnreform eingegangenen Verpflichtungen erfolgen, d. h., die bei der Deut-

    Bundesminister Matthias Wissmann
    schen Bahn und Deutschen Reichsbahn erworbenen Besitzstandsansprüche bleiben unangetastet. Der Grundsatz heißt: Kein Eisenbahner soll seine Wohnung verlieren. Das schließt selbstverständlich die im Ruhestand Befindlichen bzw. deren Hinterbliebene mit ein.
    Das Prinzip der Sozialbindung schließt aber nicht aus, daß Wohnungen veräußert werden. Dies wird derzeit von uns geprüft. Wir werden bald in enger Abstimmung mit den Beteiligten dem Bundesfinanzministerium ein schlüssiges Konzept vorlegen, bei dem Sozialbindung einerseits und Privatisierung andererseits im Einklang stehen. Wir werden darauf achten, daß alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um die Wohnraumbewirtschaftung effizienter als heute zu gestalten.